Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 16, 1903, Page 2, Image 2

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    2 Die Tq»e«ztr>ardipk«.
d 112 ch > h
lm Sommer des Jahres 1673 hielt
sammten Hofstaate zu Fontainebleau
auf. Das prachtvolle Schlotz zu Ver
sailles war damals noch im Bau be
ihm bewohnt werden.
Auf einer Bank im Park saßen ei
nes Abends zwei Schweizergardisten,
welche gerade leinen Dienst und dies
stille, lauschige Plätzchen sich ausge
sucht hatten, um über ihre persönlichen
Angelegenheiten miteinander vertrau
lich zu sprechen. Beide waren ganz
spezielle schweizerische Landsleute,
nämlich Appenzeller, und von frühester
Jugend aus miteinander sehr befreun
det. Joseph Schwendi stammte aus
Gais, der andere, Rudolf Heidegg, aus
Appenzell selbst.
Gemeinsam hatten sie von ihren An
gehörigen in der Heimath Briefe und
eine Kiste erhalten, in welcher sie appe
titliche Appenzeller Käse und dann
auch ein Alphorn fanden, letzteres für
Schwendi bestimmt, der sich vordem
hohen Ruhm erworben im Appenzeller
Ländle als bester Alphornbläser des
nationalen Kuhreigens. Heiße Sehn
sucht nach dem geliebten Instrument
hatte er oft empfunden und deshalb
sich dasselbe nachschicken lassen.
„Heute Abend in der Dämmerung
will ich nach langer Zeit wieder einmal
den Kuhreigen blasen, aber etwas wei
ter draußen im Park," sagte er heiter
gestimmt. „Bin neugierig, ob ich's
verlernt hab'. Glaub's aber nicht;
ich kann's wohl noch ebensogut wie
vormals zu Hause auf der Alp. Es
wird auch dich freuen, Rudi, wenn ich
dich damit an die liebe Heimath erin
nern und deinem Herzen ebenso wohl
thun kann wie deinen Ohren."
„Will's hoffen," versetzte sein
Freund seufzend. „Und wenn es dann
so übermächtig über mich kommt, daS
Schweizer Heimweh nun, so mag'S
drum sein, dann mach' ich mich bei
passender Gelegenheit davon, denn an
ders komme ich doch nicht von hier los.
Herr v. Salis, unser Oberst, mit dem
ich erst heute Morgen gesprochen hab',
sagte mir. datz sür mich nicht daran zu
denlen sei, den gewünschten Abschied
zu bekommen. Ich müsse die sieben
Jahre, wozu ich mich verpflichtet, red
lich abdienen, umsomehr, da es vor
aussichtlich bald wieder Krieg geben
würde, und der König selbst mit in's
Feld zu ziehen gedenke, in welchem
Falle natürlich die Schweizergarde ihn
begleiten müßte."
„Du denkst also an's Desertiren?"
„Seitdem ich den letzten Bries er
halten hab', denke ich an nichts ande
res. Der alte Sutter, der mir seine
Tochter Theres nicht geben wollte,
weshalb ich aus reiner Verzweiflung
mich anwerben ließ für die Schweizer
garve des Königs von Frankreich, ist
kürzlich auf der Gemsenjagd gestürzt.
Jetzt ist da also kein Hinderniß mehr;
die Mutter hat nichts dagegen, ich
kann die Theres bekommen und den
„Ich rathe dir. Bruderherz, halt lie
ber aus. ES ist zu gefährlich, das
Desertiren, sehr unwahrscheinlich das
Gelingen. Du kommst nicht durch
bis an die Grenze, wirst eingeholt und
dann —"
„Du hast freilich recht, und ich wlll's
wenigstens versuchen, ob ich's aushal
ten lann bis zum Ausbruch des Krie
ges. Geht's aber wirklich in die
Franche - Coint,-, und kommen wir
wohl ein. wie recht sein guter Freund
sellschaft. Der herrschenden Schwüle
Parke zu geöffnet.
Seine Majestät König Ludwig
hatteste^ zu zeigen.
lischt Melodie.
„Mir wird ganz eigenlhUmlich dabei
zu Muthe," sagte die Prinzessin von
Lniou. .... .
„Es ist himmlisch!" hauchte in
ihn!"
„Worüber, Sir?"
„Ueber die merkwürdige Musik, die
wir hörten und die soeben erst ver
statt?!?"
„Nein, Sire. Ich bin selbst auf's
Frankreich, hörte ich solche Musik."
hören. Die Damen wahrscheinlich
An der Thür des Saales stand ein
Worte zu.
Auskunft zu geben."
„Herr Oberst bitte!" rief der
König.
Sie kennen also den gcheimnißvol
len Musiker?"
nen Leuten sein, und zwar ein Appen
zeller."
„Also ein Schweizergardist?"
„Jawohl, Sire."
„Kein Musiker von Fach?"
„Nein, Sire. Aber viele Appenzel-
Alphorn zu blasen. Was der Mann
eben so vortrefflich blies, ist ein uralter
fast krankhaftem Heimweh erfaßt wer
den. Ohne allen Zweifel ist das wahr.
Ich empfand das selbst soeben hier ein
wenig."
Der Oberst legte bei den letzten
Worten die rechte Hand auf seine
Brust.
„Aber weshalb soll es gerade ein
Mann aus dem Kanton Appenzell
sein?" fragte Ludwig.
Garde, und was der Mann blies, war
der echte alte Appenzeller Kuhreigen,
der schönste und ergreifendste von
„Eurer Majestät Wunsch soll so
„Bringen Sie vor allem den Mann
einmal hierher. Ich möchte ihn sehen
und auch sein Instrument. Da er uns
interessirt und da er wenn auch un
beaustragt —zu unserer Unterhal
tung beigetragen hat und noch weitere
dazu beitragen soll, verdient er übri
gens eine Belohnung."
verließ dann eilig den Saal.
Nach einer kleinen Weile kehrte er
zurvck, gefolgt von Joseph Schwendi,
der sein Alphorn in der Hand trug.
„Sire," sagte der Oberst, „hier ist
das musikalische Genie aus Appen-
h ldv ll
Worte an den braven Gardisten. Die
ser antwortete auf die Fragen recht
frank und frei nach alter Schweizer
art. Da er sich bereits mehreren
besonders mit kritisch prüfenden Bli
cken von Maestro Lully.
Der König gab endlich das Jnstru
„Also, was Ihr eben blieset, war
wie heißt es doch?"
.Jawohl.'
ergreifend. Vorhin hat dieser ge
schickte Bläser zufällig den besten
Standort getroffen. Dort möge er
der vornehmen Zuhörerschaft, die dies
mal sämmtliche Fenster des Saales
besetzt hatte, die grötzte Wirkung.
Nachher wurde ihm für seine Kunst
leistung auf Befehl des Königs eine
Belohnung von fünf Louisdor ausbe-
ve diente iibri ens bald noch viel
mehr Geld damit. Denn der origi
nelle Appenzeller Kuhreigen, nachdem
er den vornehmen Personen des Hofes
einmal bekannt geworden und beson
ders den Beifall der Damen gefunden,
hatte so viel Interesse erregt, datz man
fortan ihn öfter zu hören wünschte.
Er kam für einige Zeit in Mode.
Wurden von reichen und vornehmen
Herrschaften Park- und Gartenseste
veranstaltet, so berief man häufig Jo
seph Schwendi dazu, um mit seinem
Alphorn durch den Vortrag des Kuh
reigens dieselben zu verschönern. So
verdiente er sich auf solche Weise ein
Sparsümmchen von einigen hundert
Louisdors.
Bei seinem Freunde und Kameraden
Rudi aber wurden das Heimweh und
die Sehnsucht nach der geliebten The
res im Appenzeller Ländle immer
Schwendi so schön vertrauten
heimathlichen Töne blies.
Nutzer der Schweizergarde befanden
sich derzeit auch noch einige andere
Schweizerregimenter in französischem
Solde und unter deren Mannschaften
auch manche ehemalige Sennhirten
und Alphornbläser. Diese liehen sich
nun auch Alphörner aus der Heimath
schicken und bliesen dann ebenfalls, so
gut sie konnten, den Kuhreigen, nicht
nur den Appenzeller, auch noch andere.
Das ging so einige Zeit sehr gut und
schön dann aber sollten höchst ver
hängnitzvolle Folgen daraus entstehen.
2.
Im Mai 1674 zog König Ludwig
XIV. in Person mit seinem Heere in's
Feld, um die Franche - Comts> zu er
sranzösischen Besitze war. Der Feld
zug war kurz und siegreich für die
französischen Waffen. In wenigen
Monaten wurden die Städte und
Festungen des Landes erobert, dank
der Geschicklichkeit der sranzösisch-n
Generale, die aber selbstverständlich
dem Könige den ganzen Kriegsruhm
überlietzen, dem zu Ehren die begeister
ten und stegesjubelnden Pariser als
bald mit großen Kosten einen neuen
Triumphbogen in der Hauptstadt er
richteten, nämlich die sogenannte
Porte Saint-Martin. Auf dem gro
ßen Frontrelief dieses Triumphbogens
ist König Ludwig dargestellt als Her
kules mit einer ungeheuren Keule, dem
eine niederschwebende Siegesgöttin den
Lorbeerkranz auf's Haupt drückt.
Während dieses Krieges gelangte
das königliche Hauptquartier, bei dem
sich die Schweizergarde befand, auch
nach Besanxon. also nahe an das Ju
ragebirge und die schweizerische
Grenze. Und da machte man unlieb
same Erfahrungen. Plötzlich fanden
häufige Desertionen statt, sowohl von
der Schweizergarde wie auch von an
deren Schweizerregimentern. Zuwei
len defertiren zwei, vier, sechs, acht, ja
noch mehr Leute zur gleichen Zeit, ge
wöhnlich des Nachts. Einige wurden
ergriffen, zurückgebracht und dann
nach dem strengen Kriegsgesetz stand
rechtlich erschossen.
Es war keineswegs Mangel an
Tapferkeit oder Kriegsunlust, was die
Leute zur Desertion bewog nein,
seitdem einst die freien Schweizer den
Burgunderherzog Karl den Kühnen
und dessen Heere so und
Das Alphorn hört' ich drüben Wohl
Ja? das Alphorn that es den Leu
tionen zuschrieben, es wurden also
energische Maßregeln getroffen, um
dem Uebel möglichst zu steuern. Alle
vorhandenen Alphörner wurden be.
schlagnahmt, und ein Armeebefehl er
lassen, durch welchen verboten wurde,
noch fernerhin die Kuhreigenmelodien
zu blasen. Dem wackeren Schwendi
ging dies sehr zu Herzen, denn er hatte
sein Alphorn und den Kuhreigen im
mer so geliebt, und es war ihm
schmerzlich, daß dieser nun in mili
tärischen Verruf gerieth.
Das Heimweh und die Sehnsucht
nach der schönen Theres hatten, seit
daß er sich zu der lange schon geplan
ten Desertion ebenfalls entschloß. In
einer dunklen Nacht machte er sich da-
leicht durch ihn etwas in die Heimath
zu bestellen wünschest, so steht dir das
frei. Uebrigens wirst du ihn morgen
sollen."
„Das will ich, Rudi," sagte
f^, Vielleicht besorgt das der Pro.
„Recht gern," versetzte dieser. „Wa
thün? Ich will das Gewünschte so
sichtigt hatte. Er flüsterte hastig:
schcn/
„Es sind zwei Thüren zu öffnen.
Wie soll das bewirkt werden?"
irgend einer anderen Richtung ent
wischt sein."
„Wir werden nur anderthalb Stun
nen Holzschemel zum Tisch und schrieb
die zwei Briefe. Da es nur zum
Schein war, konnte er das kurz ab
machen.
Freunde schluchzend zum Abschied
sllr's Leben, wie sie sagten und
spielten ihre Rollen so gut es eben
Swg.
3.
Der Wachtposten beim Gefängniß
wurde eben abgelöst. Joseph Schwendi
zog auf. Ungeduldig harrte er aus
das Erscheinen des Offiziers der
Runde. Endlich kam dieser.
„Nichts Neues auf Posten?"
„Nichts zu melden, Herr Leut
„Habt gute Wacht!"
„Zu Befehl, Herr Leutnant!' / .
Der Offizier schritt arglos und
Als seine Schritte verhallt waren
in der stillen Straße, stieß Sepp einen
leisen Pfiff aus. Sofort wurde ge
genüber in dem Häuschen die Thür ge
öffnet; ein ältlicher Mann erschien
und schlüpfte über die Straße.
„Ist die Lust rein?" flüsterte er.
„Alles sicher! Nur rasch an'S
Werl! Ich beobachte die Straße."
Mit einem Dietrich öffnete der
Schlosser geschickt die äußere Thür des
Gefängnisses und schlüpfte dann hin
ein.
„Ihr habt ja keine Blendlaterne
mitgebracht," flüsterte Sepp.
„Die brauche ich nicht, kann mich
auch im Dunklen drinnen zurechtfin
den."
„Es ist die erste Thür links."
„Weiß schon. Kenne das Lokal.
Habe schon selbst mal darin gebrummt,
als ich einmal einen kleinen Verdruß
gehabt hatte mit der hohen Obrigkeit."
In kaum einer Minute öffnete er
auch drinnen das zweite Thürschloß.
Rudi kam heraus. „Glückliche Reise
wünsche ich!" flüsterte der Schlosser
und verschwand dann wieder in seiner
Wohnung.
Die beides Flüchtlinge eilten die
Straße entlang und trafen an der Ecke
einen Wachtposten an.
„Gelangt gckt heim!" wünschte die
ser leise. „Und kommt ihr durch Zü
rich, dann grüßt von mir die junge
Wirthin zur Rose!"
Wenige Minuten später kamen sie
zur letzten Wache, welche vertraulich
flüsterte: „Glück auf den Weg! Grüßt
meine Freunde in Appenzell!"
Jetzt konnten sie querfeldein laufen.
Sie erreichten bald den Heustadel, wo
sie die Kleiderbiindel und Rucksäcke
fanden. Rasch kleideten sie sich um,
verbargen ihre Uniformen in dem Heu
und machten sich dann auf den Weiter
d sch"
sternklare Sommernacht.
In ziemlicher Nähe loderten einige
Wachtfeuer, die zu einem Zeltlager der
königlichen Truppen gehörten. Auch
in allen umliegenden Dörfern waren
Soldaten einquartiert.
Diese Dörfer mutzten sie also sorg
sam vermeiden, zuweilen die Land
straße verlassen und abseits von den
Bauernhäusern über die Felder schlei
chen.
Einmal wären sie beinahe unver
sehens mit einer berittenen Patrouille
zusammengestoßen, die sie jedenfalls
angehalten haben würde. Glücklicher
weise gelang es ihnen, noch eben recht
zeigtig in ein Gebüsch am Wege zu
flüchten und der Gefahr zu entgehen.
Unbehelligt schlichen sie an dazu
geeigneter Stelle durch die Kette der
Vorposten.
Reichlich zwei Stunden nach ihrer
Flucht hörten sie von Norden her zwei
Kanonenschüsse, offenbar das Signal
zu ihrer Verfolgung. Man mutzte
nun ihr Entweichen entdeckt haben.
Jetzt galt es also verdoppelte Vor
sicht. Sie erreichten jedoch unange
fochten, als der Tag zu grauen be
gann, einen Wald, der sich bis zu den
Vorbergen des lura hinzog, und
kamen glücklich in's Gebirge. Durch
die gewöhnlichen Pässe durften sie nicht
zu dringen versuchen, da diese jeden
falls militärisch bewacht wurden. Auch
hätten sie auf diesen Wegen leicht ein
geholt werden können.
Zufällig trafen sie einen jungen
Ziegenhirten, dem sie sich anvertrauten.
Er sagte, datz er genau alle Schleich
wege kenne, da er oft mit den
ihnen als Führer über das Gebirge
bi» an die Schweizergrenze zu dienen
Der Pfad war stellenweise sehr
und m Sich«.
Dann setzten sie mit mehr Gemäch
lichkeit die Reise fort. Getreulich rich
teten sie in Zürich den Grutz des Ka
meraden aus an die schöne Wirthin im
psangen.^
Auch Joseph Schwendi schlotz etwas
später eine gute Heirath und wurde
bescher.
Tie Frauen und der französische
Rompreis.
genwärtig die in Paris viel diskutirte
Frage getreten, ob Frauen an der Be
werbung um den französischen Rom
flußreichen Fräulein, diesen Wider
sland zu brechen und die prinzipielle
ponislin, hat seit dem Jahre
nicht weniger als vier erste Preise im
Konservatorium davongetragen. Auch
ist ihr Vater ein persönlicher Freund
des Marineministers Pelletan und
selbst eine der Hauptpersönlichkeiten im
Marineministerium.
Trotzdem nun Fräulein Touiain zu
der diesjährigen ofsiciell
daß sie in Compisgne, wo die Bewer
ber in Logen ihre Preisarbeiten zu
vollenden haben, weibliche Bedienung
erhalte, ferner, daß sie die Mahlzeiten
nichts nach dem Reglement
die Frage des Sonderregiin-s so lange
verhandelt, daß Fräulein Toutain erst
am Eröffnungstage der Preisbewer-
Forderungen erfüllt werden würden.
Infolgedessen konnte sie nicht mehr zur
rechten Zeit in Compi6gne erscheinen.
Wohl aber that dies ihre Collegin Frl.
Fleury, die infolge des prinzipiellen
Beschlusses der Akademie ebenfalls zu
dingungen zu gute kamen. Nach drei
Tagen des Alleinseins empfand jedoch
Frl. Fleury eine derartige Langeweile,
rung der ganzen Concurrenz verlangt.
In den Pariser Kunstkreisen ist man
von dem kapriziösen Benehmen des er
wenig erbaut.
«in schlechter
Der folgende Vorfall wird aus
Athen berichtet: Das weltverlorene
griechische Dörfchen Achuri träumte
schläfrig in seinen, weithin in grünen
Wellen rauschenden Wäldern, als mit
fliegendem Hufschlag ein Kavallerist
dem Obersten PfyllaS, folgt mir auf
der Ferse. Er wird hier Mittagsrast
halten. Laßt sehen, ob eure Schafe
und Hühner ausreichen werden, 1000
schaulichen Ruhe, das bisher auf dem
Dörflein gelegen hatte. Während die
Jünglinge sämmtlichen Schafen und
Lämmern des Dorfes die Hälse durch
schnitten, rüsteten die Greise die Holz
feuer, rupften die Jungfrauen die
sorgsam geschmort wurden, und lieb
licher Bratenduft kräuselte sich bald
in dichten Wolken über den Dächern
des DorseS. Um den fehlenden Salcu
zu beschaffen, wurde ein Karren be
spannt, der aus einem nahen Orte eine
ten wußten, was sich gehört. „Bring
auch Kuchen für den Obersten mit!"
rief man noch dem Lenker des Ge
fährtes nach. Er versprach es. Di-
Lämmer drohten anzubrennen, die
Hähne einzuschmoren, die in ihren
Feststaat gehüllten, mit pochendem
Herzen auf dem Dorfplatz versammel
ten Mädchen vor erwartungsvoller
Als endlich wenigstens der ausge
sandte Karren zurückkehrte, lag fas
sungsloses Erstaunen auf den Gesich
tern der Dorfbewohner. Denn an
müse und prangenden Kuchen erschien
ein Polizeibeamter, der mit ernster
Amtsmiene das Gefährt »erließ und
sogleich von dem Kavalleristen recht
angemeldete Regiment erbat. Selbst
angesichts dieses würdigen Bertreters
der obrigkeitlichen Ordnung verlor der
frohgesinnte Jünger des Mars nicht
seine Fassung: »Dies alles sei ja nur
sten. doch auch einmal zu ergiebiger
Fleischkost verhelfen wollen!"
Mit bleichen Gesichern und in dum
dem jetzt an der Seit« des Polizei
beamten auf dem Wagen davonfahren
den Kavalleristen nach, der ihnen beim
Scheiden noch eine „Gesegnete Mahl
zeit" wünschte, und mit heißem
Schmerz durchzuckte sie die schreckliche
Erkenntniß, datz auf den „Goldregen"
diesmal doch wohl nicht zu rechnen sein
ein Schauspieler Courage haben."
Aha! Kunde: „Mein Freund
hat aber sofort herausgefunden, datz
der Wein mit Wasser vermischt war."
Wirth: „Da ist er wohl grotzer
Weinkenner?" Kunde: „Nein, aber
großer Wasserfevd!"
Zirtische Mode».
Die Tracht der türkischen Frauen,
ist wie die der übrigen Europäerinnen
der Mode unterworfen, und ganz un
verkennbar ist es, daß die türkischen
Damen sich in dem SchnitNhrer Klei-
Abendlandes nähern. Noch vor einend
Jahrzehnt herrschte allgemein der wei
te Mantel, der Feradscheh, der die Ge
stalt verhüllte und keine weibliche Li
nie zur Geltung kommen ließ. Er
war eine Art Uniform für die Straße,
und der Unterschied zwischen reich und
arm trat nur in dem Werth des ge
wählten Stoffes hervor. Grelle Far
ben galten für aufdringlich, vornehme
Frauen trugen ihn nur in Schwarz
oder Dunkelblau. Der immer weiße
Schleier, Jaschmak, war auf dem Kopf
über der goldgestickten Kappe gefaltet
und bedeckte dann das Gesicht in der
Weise, datz die Augen ganz frei blie
ben. Im Frauengemach wurde der
Feradscheh und der Jaschmak abgelegt.
Ungleich andern Frauen, die sich für
oder Silber gesticktes Jäckchen, dem im
Stil die Kappe entsprach. Die Stra
ßentracht war damals unschön, nur
Volants und andere Spitzfindigkeiten
nicht fehlen. Darüber erscheint eine
farbige Bluse, die wieder durch eine
Reste des alten Feradscheh, bedeckt
ein Stückchen der Aermel der Bluse
sichtbar bleibt. Diese Art der Klei
doch sieht man im Sommer auch helle
re Farben. Der Schleier ist schwarz
geworden, doch noch durchsichtiger, als
fällt, ist der Einspruch, den türkische
Damen jetzt häufig gegen das Gebot
Schau stellten, und wo die Polizei
Art erblickte, hatte sie von Amts we
gen gegen diese Leichtfertigkeit einzu
der Schleierlosigkeit zur Wache geführt
und ihren Eheherren unter Bedeckung
zugesandt. Heute nimmt man an der
die alten Mauern ausbessern wollen,
ist auch das Auftreten der türkischen
Frau freier geworden. Bei Reisen auf
des Orientalen beiderlei Geschlechts
gehört. Die Mode der Frauentracht
J«telltge»ter Rekrut.
Ein sehr intelligenter Rekrut war
der Naze von Schonneutz, der bei der
Schildwache zu rufen dreimal: Wer
da? Erfolgt keine Antwort, so hak
die Schildwache Feuer zu geben."—Als
gebot beider Lungenflügel: „Dreimal
wer da?" Der Feldwebel gab keine
Antwort. Sofort zündete Naze ein
Zündhölzchen an und übergab es in
struktionsmäßig dem verblüfften Feld
webel.
«u« aindcrmu«»»
Das Sprichwort „Kinder Und Nar
ren sprechen die Wahrheit" hat in
Dein Vater?" „Ein Sattler."
„Was macht er?" „Er kaust die
von." Ein schallendes Gelächter der
ganzen Schule quittirte diesen unsrei
williaen Wik des kleinen Jungen.