2 Sein Berlobnngstag. Von Freiherr von Schlicht. Kurt von Bergwitz stand in seinem Wohnzimmer vor dem großen Spiegel regimenter, und er konnte das Glück noch nicht fassen. Der große Tag, den er herbeigesehnt hatte, seitdem er vor zehn Jahren in das Corps trat, wa: da, und mit ihm die glänzende Uni- Äriegsschüler hatte machen lassen, und die bisher wohlverwahrt in seinem Schrank gehangen hatte. Nur jeden schlossenen Thüren einmal angezogen. Er war sich dann jedesmal beinahe wie ein Sünder vorgekommen, der auf ver botenen Pfaden wandelte, aber jetzt durfte er die Uniform nicht nur tragen, j«tzt mußte er sie sogar tragen, und zum ersten Mal in seinem jungen Le ben, das sich stets nur nach den Befeh len der Höheren gerichtet hatte, , em pfand er das „Muß" als eine Wohl that, wie eine besondere Gnade des Himmels. Und von Neuem betrachtet« «r sein Bild: die hohen Lackstiefel mit den glitzernden Sporen, die Beinklei der mit der Silberstickerei, die Attila an dem Säbel das silberne Portepee sches Gesicht, seine elastische schön lag arich das Leben vor ihm. Einundzwanzig Jahre alt, Ossicier, monatlich sechshundert Mark Zulage, im Stall zwei herrliche Pferde, selbst die unsterblichen Götter nach lobte sich im Stillen, sich der AuSzeich olle Zeiten würdig zu erweisen, dem Regiment ein tüchtiger Leutnant, sei nen Eltern aber ein guter Sohn zu sein, der sparsam mit seinem Geld umging und nie Schulden machte, we nigstens nie mehr, als sein sehr reicher Bater schmerzlos bezahlen würde. Was Rita wohl sagen würde, wenn sie ihn so sah? heißes GlücksgefUhl, er streckte die Arme verlangend und begehrend in die Luft nur noch kurze Zeit, nur noch wenige Stunden, dann ruhte sie an sei ner Brust als seine liebe, kleine Braut, denn heute war nicht nur der Tag, der ihm den Leutnant brachte, heute war auch sein Verlobungstag. Seiner schö nen Cousine Rita und sich selbst hatte er es tausendmal geschworen: an dem Tag, an dem ich Officier werde, halte ich officiell um deine Hand an, und dann Heirathen wir spätestens in einem Vierteljahr. Worauf sollen wir war ten? Nur daranf, daß wir älter wer den? Ist ja Unsinn, jung gefreit, hat Und heute war nun der große Tag. Kurt hatte der schwarzäucngen Rita von Ansang au auf Teufelsholen den Hof gemacht. Als das Corps nach Lichterfelde kam, hatte sein Vater sei nen in Berlin lebenden Vetter gebeten, sich seines Junge» anzunehmen, ihm zu erlauben, sich an den Sonntagen bei ihm satt zu essen, und ihn möglichst so lange bei sich zu behalten, bis er am Abend nach Lichterfelde zurück müsse. Der Vetter war früher selbst Officier gewesen und wußte aus eigener Erfah rung, wie dankbarCadetten sind, weyn sich ihnen ein gastliches Haus ösfnet. Und so hatte er den Jungen mit offe nen Armen und offenem Herzen bei sich aufgenommen. Das war nun schon viele Jahre her, aber Kurt wußte doch noch, daß er schon am ersten Tag sein Herz an Rita verloren hatte. Er glaubte sie zuweilen noch vor sich zu sehen, in einem hellen Sommerkleid, das dichte schwarze Haar ausgelöst, wie sie mit großen Augen den neuen Vetter verwundert anblickte. In ihren Hän den hatte sie einen großen Teller be legter Butterbrode gehalten und ihm oiese angeboten. „Cousine, die soll ich alle essen?" hatte er glückstrahlend gefragt. Und als sie ihm dann erzählte, daß sie dem Mädchen geholfen hätte, die Butter drote für ihn zu machen, da hatte er gesagt: „Das will ich dir nie verges sen, und ich erst Leutnant bi^ legte Butterbrote, aber ebenso viele wie heute, nicht wahr?" Es war ihm heiliger Ernst gewesen mit seinen Worten, und er begriff nicht, warum Rita, die allerdings ein Zahr älter war als er, so lustig auf lachte. Für einen Augenblick wurde er verlegen, dann aber bot er ihr ritter lich seinen Arm, um sie in eine Laube zu führen, und dort saßen sie lange zusammen und plauderten, und als er endlich Abends nach Lichterfelde zu rück mußte, hatte er sein Herz defini tiv an Rita verloren. Bon da an sa hen sie sich fast alle acht Tage, er wurde fleißiger, als er es sich je zugetraut hatte, nur um am Sonntag nicht „fest zusitzen" und Rita dann nicht sehen zu können, und wenn er einmal eine an dere Einladung erhielt, die er absolut nicht abschlagen konnte, dann bat er sie »christlich in heißen Worten, ihm nicht ju zürnen. Auch in den Ferien schrieb »c ibr fleißig und schilderte ihr, wie er kurzen Kleidern eine auffällend hübsch« Glinge Dame, dje auf allen Gesellschaf- die Arme um sie schlang und ihren Mund mit heißen Küssen bedeckte. Ja, sie hatte ihn lieb, den stolzen, ritterlichen Vetter, der keinen andern Aber es kam doch die Stunde, in der sie erkannte, daß das, was sie für Liebe gehalten hatte, mehr verwandtschaft liche Zuneignung, mehr Freundschaft tes Gefühl der Glückseligkeit über sie mit dem großen blonden Ulanenofsi geglaubt, wie Rita selbst ihr Glück noch nicht fassen konnte. Sie saß an immer und immer wieder: „Ist es wirklich wahr, hast du mich lieb?" Wie im Flug verging ihnen die Zeit, bis der Diener eintrat und Herrn Kurt von Bergwitz meldete. Erschrocken fuhr Rita empor: „Haben Sie gesagt, daß Besuch hier ist? Nein? So sagen Sie es auch nicht. Bitte, führen Sie den Herrn Leutnant hier herein", und z»l mich für immer verloren hat!" Noch ein flüchtiger Kuß. dann ging Rita dem Eintretenden entgegen. Sie „Um Gottes willen, wie siehst du Sie erschrak so bei seinem Anblick, daß sie sogar vergaß, ihm zu seiner Beförderung zu gratuliren. Treppe wußte ich sie noch, Wort für Wort, aber jetzt in deiner Nähe habe ich sie vergessen. So will ich es kurz „Kurt!" Sie rief es jubelnd und glückselig, sie sprang auf, um, ihn zu umarmen und zu küssen, aber er hatte ihren Ruf falsch gedeutet, er glaubte aus ihrem „Rtta, hör' mich an, ehe du mich verurtheilst! Du weißt, wie ich dich liebe, und wie ich keinen andern Ge- mich zu verlieren, aber eS geht nicht anders. Als ich mich vorhin bei dem Oberst meldete, bat ich zugleich um Er laubniß, mich verloben zu dürfen —" „Das hast du gethan?" fragte sie er schreckt. nicht." „Und was sagte dein Oberst?" Kurt wurde glühend roth. „Das das kann ich dir nicht alles wieder werde es dir ewig danken. W.ll t Wie er vorhin, so hatte jetzt sie das Gesicht in den Händen begraben, sie wagte nicht, ihn anzusehen. Arme und küßte sie auf die Stirn. „Zum letzten Mal", sagte er mit trauriger Stimme. „Zum letzten Mal", wiederholte sie. Noch einmal küßte er sie zum aller noch einmal um: „Bist du mir böse?" „Ich bin nicht böse", klang es leise zurück, dann schloß sich hinter ihn. die Thür. Am nächsten Tag erfuhr er Riia's Ernst, aber nach reiflicher Ueberlegung riß er tt-n Brief doch wieder durch: man konnte am Ende nicht wissen, wie Er hat sen Husten. geordnet, daß man die Thür seines Apothekerladens schließen sollte, doch kam sie trotzdem nur selten zur Ruhe. bei dieser schändlichen Tramontana!" doch profitirte da« Geschäft nicht viel von der Menge der Besucher. Sie einen absonderlichen Geruch verspür ten. Aum Reden lieb der Signor Und diese hatte fast immer den glei chen Wortlaut: „Wo ist denn heute der Giacomo?" litik. vom Prozeß. Abermals öffnete die Thür, und ein neuer Besucher kam. Er war sehr klein, hinkte auf dem rechten Fuß und schielte auf dem linken Auge, dafür besaß er aber mehr Energie als alle die anderen zusammen. Er umsakte mit einem einzigen Blick den ganzen Raum und stellte sich dann so nahe vor Sig nor Borsari auf. als es das Laden pull gestattete. Bon den Eriählunoen des Apothekers schien er überhaupt nichts zu hören, weni"k»«iis that er mitten hinein die stereotype Frage: „Wo ist denn heute der Giacomo?" Signor Borsari nickte ihm ein paar mal lebhaft zu: „Ei, sieh da, der Eig ner Mi„sett!" Wie weht's mit der Ge sundheit? Haben Sie den Katarrh schon überwunden, oder soll ich Ihnen „Mir geht es gut. Aber wo ist denn „Der hat den Husten." Er wollte gleich wieder von etwas anderem sprechen, aber der Schielende Ist es schlimm?" „Schlimm? Nein. Warum soll eS schlimm sein? Freilich, diese „Und darum ist er zu Haus geblie ben?" „Ja. darum ist er zu Haus geblie ben. Ich glaubt, seine Frau, er hat doch die kleine Corradetti aus der Via Capo le Cafe geheirathet, und Sie wissen ja, was die Frau will —" „So, so! Wegen eines Hustens ist der Giacomo zu Hause geblieben. Das ist etwas Neues. Und wann kommt er wieder?" „Wann? Das kann ich noch nicht sagen. Sobald er wieder besser ist. natürlich." „Ja, natürlich, sobald er wieder besser ist. Aber—" „Aber bei dieser Tramontana läßt sich's nicht so leicht vorher bestimmen, wollten Sie sagen, nicht wahr? Ja, ja, Sie haben recht. Ueberhauvt, un ser Klima im Winter, daß si" Gott erbarm! Abwechselnd immer Tra- und Tramontana. Man muß wirk lich —" In diesem Augenblick wehte ein neuer, kühler Gruß d:s verabscheuten Nordwindes zur Thür herein, die wie derum geöffnet worden war. Eine dicke, unordentlich aussehende Frau aus dem Volte war eingetreten, und ehe sie noch das Ladenpult erreicht rief sie zu Signor Borsari hinüber: „Herr Nach bar, Herr Nachbar, was ist denn bei Ihnen passirt?" „Nichts ist passirt. Was soll denn passirt sein?" „Nichts? Gar nichts? ?!a, wen hat man denn da vor einer Stunde zur Thür hinausgetragen und in einen Wagen gehoben, ganz eingewickelt in weiße Binden und Tücher?" „Hier zu der Thür hinaus?" „Nein, zu der^ anderen, zu der hin kann ich wissen, was alles dort hinten passirt? Die Thür wird ja für mein Geschäft niemals benutzt, höchstens für einzelne Waaren, die dort hereingesah- Hofe, —da kann viel Passiren Viel leicht ist einer in der Druckerei der Ma schine zu nahe gekommen, oder einer vom Gerüst gestürzt. Ich habe ihnen gestern erst vom Fenster aus zugeru fen, sie sollten vorsichtiger sein. Aber so sind die jungen Leute. Ehe nicht einmal —" Hilfen eintrat. Auch sein Gesicht hatte stiller Gluth gedämpft. Gleich dem Bewegung zitterte auch in feinerStim me, als er mit dem Rufe: „Vater, Va ter!" eilig hereinkam. Aber ehe er ein Signor Borsari mit ungeheurer Be hendigkeit hinter dem Pult hervorge schlüpft und stand nun unmittelbar den, drohenden Blicken anfunkelte. „Filippo, wo bleibst Du? Seit einer Stunde warte ich auf Dich. Geh' in mein Zimmer: ich habe in einer drin genden Geschäftsangelegenheit mit Dir zu sprechen, und Du läßt mich hier Als der Apotheker in sein Privat zimmer neben dem Laden getreten war. stellte er sich vor den Sohn hin, reckte sich feierlich in die Höhe und begann er mit einem Tone, der seiner Haltung entsprach: „Meii«Sohn Fi lippo, dies ist ein ernster Tag!" como!" „WaZ weißt Du von Giacomo?" „Mein Gott, weißt Du es denn noch nicht? Daß drüben in unserem Labo- „Schrei nicht so, Filippo." „Daß dort heute früh eine große Flasche mit Benzin explodirt ist; daß Giacomo mit dem Lichte zu nahe her angekommen sein muß. und daß er furchtbar verbrannt jekt im Kranken- Haufe liegt, wohin wir ihn auf Anord nung des Provisors Du warst ja selbst nicht da durch den Hinteren Ausgang unseres Hauses haben schas „Das weiß ich alles." „Und Du sagst daS so ruhig?" „Ich kann es durch Schreien nicht ändern." Er machte eine kleine Pause und faßte Filippo am Aufschlag des Nockes, um ihn recht nahe vor sich zu haben für eine eindringliche Rede: „Filippo, ich habe schon einmal gesagt, dies ist ein ernster Tag. Nicht nur für Giacomo, davon spreche ich im Augenblick nicht, aber für Dich und für mich. Es ist der Tag. an dem Dir der Unterschied von Gefühl und Geschäft klar werden muß. Das Gefühl ist eine gute Sache, auch manchmal eine angenehme, aber es ist absolut un brauchbar sür's Geschäft. Heb es Dir auf zum Privatgebrauch, nur laß es hübsch oben in Deinem Zimmer, so bald Du dort in den Laden trittst. Wenn Du Deinem Gefühl folgen woll test, was würdest Du heute zum Beispiel thun?" „Ich würde zu den Leuten dort hin eingehen und ihnen erzählen, was ich von dem schrecklichen Unfall Weib und mit ihnen den armen Giacomo bewei- Du bist ein Esel, wenn nichts Schlim meres. Frage Dich doch selbst! Wür dest Du in einem Geschäft noch kaufen, wo Du fürchten mußt, in die Luft zu fliegen oder zu verbrennen? Wo die Leute so unvorsichtig sind, daß am helllichten Tage eine Riesenslasche mit Benzin explodirt? Und das willst Du ihnen noch auf die Nase binden? Mein Sohn, mein Sohn, lern den Geist des Geschäftes verstehen, erfasse ihn endlich und erfülle Dich gain mit ihm. damit Dein Bater sich ruhig zum Sterben niederlegen kann, wenn seine Stunde kommt." Leute mich nach Giacomo fragen?" „Was ich gesagt habe, ganz einfach: er hat den Husten. Sag' es nur oft genug, und sie glauben es zuletzt. Wis sen können Sie nichts, es ist zum Glück Niemand im Laden gewesen. °>hr habt das Feuer ohne Hilfe mit nassen Tü chern gelöscht, und von Giacomo's Ge sicht hat man aus dem Transport auch Du sollst mein Geschäft einmal über nehmen. da gebe ich Dir heute noch diese Regeln mit: „Laß niemals etwas laut werden, was dem Rufe Deines „Dann ändert sich die Saeye. Dann spekulirst Du auf ihr Mitleid und ver „Ach, Vater, ich weiß nicht, Du Zweifel." hinüber. „Nun komm wieder mit hin ein, sonst schwatzt mir der Gehilfe noch Dummheiten." verlaufen, da sie auch aus dem sen nichts Interessantes hatten heraus flogen können. Fünf oder sechs Per sonen darunter der Schielende und geblieben, und ihnen erzählte Signor Borsar! nun mit heiterer Lebhaftigkeit das Neueste vom jüngsten Skandalpro zeß. Bald jedoch wurde er abermals gestört: mit unsicherer Hast wurde die Thür ausgerissen, und herein stürzte weinend und schreiend ein Knabe von sechs oder sieben Jahren. „Signor Borsari, Signor Borsari," rief er heu lend, „ich soll sagen, mein Bater, der Giacomo, wäre gestorben." Eine Sekunde lang stand der Apo theker versteinert, dann griff er in die Ladenkasse, holte einen Saldo steckte ihn mit dem Versprechen, die Mutter im Laufe des Tages zu befu dabei murmelte er etwas davon, daß er solch einen Ung'ückSboten nicht län ger vor Augen haben könne. Jetzt erst gab er sich seiner Verzweiflung hin. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, daß sie wie weiße Waldwolle vom Kopfe abstanden, streckte die Arm« zum weißen Gewölbe empor und rief: „Der Giacomo todt, welch ein Schlag für mich! Ein so braver, flei ßiger, nüchterner Mensch, der länge: als zehn Jahre für mein Geschäft so treu gearbeitet hat!" „Und so billig," flüsterte der Schie lende seiner dicken Nachbarin zu . „Für sechzehn Saldi den Tag hat er geschuf tet wie ein Pferd." Eine feierliche Größe kam jetzt in die Haltung des Signor Borsari, während seine Äugen leuchteten gleich denen eines Propheten, der die Zukunft ver kündet. „Oh. dieses Rom," rief er mit mächtigem Ausdruck, „dieses Klima von Rom! Wieder hat es ein unschul diges Opfer gefordert und es wird weiter ungezählte Opfer fordern, wenn die Bürgerschaft sich nicht schützt gegen seine Grausamkeit. Und sie kann sich schützen. Auch unser armer Giacomo hätte gerettet werden können, wenn er gewollt hätte. Ich habe es ihm ange boten, ich habe es ihm beinahe aufge drungen, dieses Mittel, das ein gutes Geschick mich hat erfinden lassen, aber in seinem Eigenwillen hat er es ver schmäht!" Der Apotheker hatte, während er sprach, zwei schwarze Schachteln mit weißen Etiketten aus einem Fach her vorgeholt und schüttelte sie jetzt in den erhobenen Händen, daß es darin klap perte. „Ja, es giebt ein Mittel, dem Himmel sei Dank. Es besiegt all« schädlichen Einflüsse unseres wechsel vollen Klimas, es beseitigt jeden Ka tarrh, es stillt jeden Husten. Es giebt keine Krankheit der Respirationsor gane, die ihm trotzen könnte. Es wohlthätig, wohlschmeckend, kräftig. Ja, meine Freunde. Sie sind auser wählt, eine wahrhaftige Heilsbotschaft von meinen Lippen zu vernehmen. Prägen Sie diese Botschaft ein in Ihr« Seelen, tragen Sie sie mit binauZ und verkünden Sie es einem Jeden aus Ihrer Familie und aus ?khrer Freund schaf» Vorfaris Codein - Pastille» sind die besten auf der Welt!" Ans dem japanischen Eheleben. Jos. !Ui. Topmoeller erzählt in lei nen „Reisebildern aus Central-Ja- Sie stieg zum zweiten und dritten Male hinauf, bis alles oben lag. Ihr fauler Mann that, als ob ihn die ganze Geschichte nichts anginge. Dann, nach vollendeter Arbeit, rückte sie an seine grüne Seite und gab ihm die Zeitung. Nachdem er sich einen Theil zum Lesen ausgesucht, nahm sie den anderen. Als es ihm zu warm wurde, zog er seinen seidenen Ueber zieher aus und gab ihn seiner Frau, die ihn freundlichst annahm, schön zu sammenfaltete und, sich wieder auf die Zehenspitzen stellend, ihn mit Mühe oben zum Gepäck legte. Graziös ließ sie sich wieder nieder, um zu lesen. Kaum saß sie jedoch, so gab er ihr ei nen anderen Befehl. Sofort sprang sie aus, holte eine Reisetasche herunter, gab ihm sein Gummi - Luftkissen und er blies es auf und legte es sich dann unter den Kopf. Kaum hatte die Frau es sich einige Minuten bequem gemacht, so mußte sie wieder aufsprin gen, um ihm ein Taschentuch von oben aus der Handtasche zu holen. Es war jedesmal eine harte Arbeit für die kleine Person, die Sachen oben zu er reichen. Mit welcher Liebenswürdig keit und Freundlichkeit kam sie jedoch jedem Wunsche ihres Gebieters nach! Als sie ein wenig gegessen, gab er ihr seinen Hut, damit sie ihn zu den an deren Sachen lege. Sie nahm dann mit dem zufriedensten Gesichte der Welt wieder die Zeitung zur Hand. Mittlerweile war die träge Ehehälfte mit dem einen Theile der Zeitung fer tig geworden. Ohne weitere Ceremo nie nahm er ihr den anderen aus der Hand und legte seine hin, die sie aber liegen ließ, da sie gleich darauf ihr ge duldiges Köpfchen senkte und in Mor pheus Arme siel. Sie hatte noch keine zehn Minuten geschlafen, als er ihr einen neuen Auftrag gab. Mit gefäl ligem Lächeln sprang sie auf, holte die kleinste Reisetasche hervor und ent nahm ihr eine kleine Flasche mit Sake. Sake ist das japanische Nationalge tränk, das aus gegohrenem Reis berei tet wird. Sie goß ihm ein Gläschen ein, das er hinabstürzte, worauf sie ihm ein zweites gab, das er ebenso kunstgerecht folgen ließ. Auf der näch sten Haltestelle kaufte er etwas zu essen. Doch diesmal machte er eine Ausnahme; denn anstatt seiner Frau auch das Essen zu überlassen, besorgte er diese harte Arbeit zur Abwechslung selbst und ließ seine bessere Hälfte zu sehen. Nach der Mahlzeit unterhiel ten sich beide auf das innigste, wie es nur zwei Liebende thun können. Doch bald legte er sich nieder, streckte sich der ganzen Länge nach aus und übergab seine Füße dem Schooße seiner Frau, die selbst kaum Platz zum Sitzen hatte. Ich habe dies gerade so wiedergegeben, Die Frau bei de» Grieche«. Ueber die Stellung der Frau im alten Griechenland ist von dem nam haften englischen Alterthumsforscher Huddilston ein fesselnder Aufsatz er schienen, der dadurch eine besondere Eigenart erhält, daß er Aufklärungen über das Leben und Wirken der Abbildungen auf den verschiedenen aus jener Zeit erhaltenen Vasen zu finden sticht. Bekannt ist, daß sich in den Frau stark verändertes Zur Zeit Ho mers stand sie in großer Freiheit und Unabhängigkeit, wurde aber später immer mehr auf das Wirken im Hause beschränkt, wie es noch heute im Orient der Fall ist. Es ist daher eine uner läßliche Vorbedingung, möglichst ge stammen. Außerdem ist auch ihre en gere Herkunft von Wichtigkeit, weil z. B. im alten Sparta die Frau eine ganz andere Stellung hatte, als in hätte. Huddilston gründet seine Kenntniß fäße, die aus der Zeit von 5M 400 v. Chr., also der Periode der höchsten gen versehenen Besprechung der „Hin aus dem letzten Abschnitt dieser Zeit Dazwischen ist eine Gruppe von Mäd chen mit Hochzeitsgaben abgebildet, die vom Vater der Braut am Tage nach auch zu Wagen geschah, und daß vor allem die Musik eine große Rolle dabei spielte. Andere Bilder zeigen, daß die junge Frau sich später streng in ihren vier Wänden hält und ausschließlich mit häuslicher Arbeit, Musik, Spiel und Putz beschäftigt. Die Arbeit be steht in Weben, Spinnen, Wassertragen, Waschen und Wäsche ordnen. Bei der Beschäftigung mit der Wäsche wird uns die griechische Frau besonders anschaulich auf einer in München befindlichen Amphora ge- Begleiterinnen an dem denkwürdigen Waschtag erblickt, wo der schiffbrüchige Odysseus in den Kreis der Phäaken eintritt. Sehr groß ist die Zahl der Abbil dungen, durch die wir einen Einblick in die Toilette der griechischen Frau erhalten, wie sie übrigens mit Vorliebe als Gemälde in den Frauengemächern schön damals recht umständlich und erforderte bei einer reichen Frau eine große Bedienung zum Ordnen des Haares, zur Zureichung und Anwen dung von Salben, zur Vorhaltung des Spiegels, zur Unterstützung beim Bade, das oft mit geradezu raffinirien Borrichtungen ausgestattet war, u. f. w. Auch Puder und Schminke waren damals wohl bekannt und haben sich noch in einigen Vasen in Resten vorge- Ein besonders merkwürdiges Trach tenbild ist auf einer in Kairo an'Z Licht gezogenen Vase zu sehen, wo Danae auf einem prächtigen Divan und in reicher Robe dargestellt ist, wie gerade der Götterkönig Zeus alSGold regen zu ihr niedersteigt. Die Gewan dung, die Haartracht, die Form und Ausstattung des Bettes > und der Wände, alles ist auf diesem Bilde in teressant. Endlich sei noch die Zeich nung auf einem Wasserkruge erwähnt, die die Dichterin Sappho beim Vorle sen ihrer Gedichte vorführt. All diese Abbildungen beziehen sich freilich nur auf die anständigen Frauen Griechen- Einfluß ausgeübt hat. Chamade. Leutnant (in ei nem Restaurant die Speisekarte studi- Herr Leutnant, Hummern sind gerade in diesem Augenblick ganz frisch ein getroffen, dieselben stehen nur noch nicht auf der Karte. Leutnant: Na. also, dann bringen Sie mir ein Bröd chen mit Schnieder käse! DitSchudengtl. Kläger? .Statt mich zu bezahlen, hat mich der Herr Baron lassen hinabwerfen über die ganze Stieg'!" Richter: „Und habenSie sich beim Fallen beschädigt?" Kläger: .Nein! Ich bin zum Glück gefallen auf lauter gute Freund', was alle haben gewollt zum Herrn Baron!" Anmaßung. Hausfrau: »Was sich die Köchin nur einbildet: jetzt will sie ihren Bräutigam sogar von demselben Heiralhsvermittler be» zogen haben, wie ich meinen Mann!"