Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 23, 1903, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    2 Herr von Zakobielski.
biMki/""
hauste er mit seinem Gram, ein Pole
unter lauter Deutschen. Den Gram
lannte Niemand, doch war es nicht
zu rathen. Denn Herr von Zako
bielski war Junggeselle und ein Ver
ächter des Weiblichen. Uebrigens ge
dieh er trotzdem recht gut und setzte
reichlich Kummerspeck an. Auch er
tränkte er die Erinnerung, wenn sie
ihn quälte, im alten Sorgenbecher
Wein.
Und die Erinnerung quälte täglich.
Er war sonst sehr umgänglich. Mit
melancholischem Lächeln betheiligte er
sich an den Gesprächen der Honoratio
ren, die er mehrmals in der Woche im
ersten Hotel der Kreisstadt traf, und
seltsam aufgeregt wurde er nur wäh
rend der Wahlen. Dann ließ er den
Henriquatre nicht in Ruhe, las
krampfhaft alle ausliegenden Zeitun
gen durch und war erst
wieder der alte, wenn er das endgül
tige Resultat aus dem Wahlkreis Po-
Der Vertreter dieses Wahlkreises
war seit langem ein Herr von De
gorski, der in der eigenen Fraktion
keine sonderliche Rolle spielte.
Nun geschah es aber, daß ihm bei
den letzten Wahlen Polajewo entrissen
ward. Die Abendzeitung meldete
dieses Ergebniß, und der Amtsrichter
in der märkischen Kleinstadt las es
zuerst.
„Unser Freundchen wird den Kum
merspeck verlieren, ' sagte er kopfschüt
telnd. „Er ist sowieso klapprig. Und
an seiner Heimath und ihrem Vertre
ter scheint er zu hängen.
Bald darauf fuhr der Wagen vor.
Eilig hastete Herr von Zakobielski die
Treppe empor, trat in's Zimmer, schoß
wie ein Stoßvogel auf die Zeitung.
Kaum, daß er einen allgemeinen Gruß
für die Anwesenden hatte. Die Blät
ter zitterten und knitterten in seiner
men, aber die Glanes noch nicht ein
mal ausgeknöpft. So suchte er ...
Plötzlich hatte er es gesunden. Er
strich sich über die Augen, trat zurück,
schwankte ein wenig.
Und mit einem Mal: „Was steht
Dann befahl er Sekt. „Und wenn
das ganze Gut draufgeht!" Alle soll
ten sie seine Gäste sein. Keiner dürfe
„Ich bin kein schlechter Mensch,"
sprach er. „Nur schlechte Menschen
freuen sich über den Sturz des andern.
sten ausbrachen Zakobielski schimpfte
wie ein Rohrspatz. Am freudigsten
Tag seiner Lebens hatte Niemand zu
sich so gerade durch, "und schließlich
kamen die Schulden. Erst ging einem
das Wasser bis an die Knie, dann bis
gen. Das konnte nur durch eine reiche
Heirath geschehen.
„Nun war ich ein ziemlich einge
fleischter Junggeselle schon damals
und war allmählich etwas in's Kraut
geschossen. Aber in der Noth frißt
der Teufel Fliegen und geht Zako
bielski aus Brautschau.
Land Graf Krasinski. Freunde, ein
Reichthum .. nicht zu sagen! Etwas
geizig dabei. Meine Kutschpferde wa
ganze Vermögen ging einmal in drei
Theile. Ein Sohn bewirthschaftete
ein Gut im Süden der Provinz, eine
Tochter war nach Warschau verheira-
„War die kleine Gräfin Olga.
Kaum saß das Goldvögelchen im
väterlichen Käfig, flogen die Freier
nur so an. Was die anderen tonnen,
denke ich, kann ich auch.
„Wenn ich jetzt so in dm Wein sehe,
schwimmt ihr Bild darin. Es ist aber'
nicht gut, daß ich mich erinnere
lieber fortblasen! Der liebe Gott
hatte ihr alle guten Gaben gegeben,
aber damit es zu keiner Langweile
käme, hatten ihm die Teufel ein wenig
„Als ich beim Alten auf den Busch
den wollen, bieten sie einem das Du
an. Aber bei der dritten Flasche
Rothwein sagte der Graf: „Bruder
herz, du gefällst mir! Warum muß
alles sein, wie es ist? Eine Gräfin
verstehst du, möchte bleiben, was sie
war, wenn sie heirathet. Du jedoch
bist kein Graf und mußt gestehen, sehr
alt sind die Zakobielski's nicht."
„Oder," fuhr er fort, „wenn du reich
wärst! Vieles deckt ein Milliönchen.
Keinem möchte ich mein Kind lieber
geben."
„Aber wie sollte ich mir aus der
Luft eine neunzackige Krone oder eine
Million greifen?
legten wir. Aber als die fünfte kam,
küßte mich der Graf: „Bruderherz...
es gäb einen Weg. Ich kenne meine
Tochter. Sie hat den Ehrgeiz ihrer
Mutter: leiste was, werd was!"
„Und kurz und gut: warum ich
mich nicht in den Reichstag wählen
ließe? Das wär doch was! Man
könnte Führer der Polen werden, alles
möglich! Und dann ...
„Wohl reife und rede auch ich.
Das Geld jedoch Brüder... wo soll
ich das Geld hernehmen?
„Und da passirt etwas Seltsames.
„Mein Gut gehörte früher den Po
niatowskis ... einem Seitenzweig.
Familie. Deshalb wollte es den Leu
ten nicht in den Kopf, als die Fami
des gewaltigen Steins noch über dem
Wasserspiegel gesehen. Allmählich
hätte der Felsblock sich aber wohl tie
fer gesenkt.
„Mehr aus Neugierde, als aus
Hoffnung, etwas zu finden, kramte ich
der Ernte sollten die Wahlen stailsin-
wo ihm vielstimmiges Rusen entgegen-
Lichtkreis auf dem mit einer rothwol
lenen Decke behangenen Tisch; als Re
scholl. Denn es mußte aussehen, als
stünde er auf den Wellen.
„Was in mir vorging, kann ich nicht
beschreiben. Ich schlief die Nacht
nicht. nächsten Morgen schon
äußerst mächtig mußte der Kraft
vieler Männer widerstehen. Bessere
Schatzhllter als ihn und den See hätte
nicht suchen können.
„Plötzlich fällt mir eine Vertiefung
an der noch vom Wasser bespülten
Oberfäche auf.
das sind Buchstaben Worte!
„Es dauerte lange, ehe ich sie zu
sammenstellte. Man glaubt nicht, wie
das Wasser täuscht und blendet.
„Aber endlich hab ich es!
„Erbarm dich, wenn du ein Herz
haft, und wälze mich um!"
„In alterthümlicher Schrift In den
Stein gehauen. Die Rillen vom Was
ser fast glatt gespült.
„Als hätte ich wieder fünf Flaschen
Rothwein getrunken, fahre ich zurück.
„Kein Zweifel mehr ich hatte die
Stelle, ich hatte den Schatz. Der
See mußte abgelassen, der Stein geho
ben werden. Das kostete Geld was
that's? Und ob das ganze Gut zum
Teufel ging! In Kürze war ich ent
weder der Schweigersohn des reichen
Grafen Krasinski oder durch den
Fund ein reicher Mann. Bielleicht
beides.
„Mit Blitzesschnelle verbreitete sich
durch die Dörfler das Gerücht vom
Sichtbarwerden des Steins. Aus den
Städten kamen die Neugierigen, Briefe
erhielt ich. man gratulirte mir. Mit
einem Mal war ich ungeheuer popu
lär, und mein Gegner gab den Kamps
nun wirklich auf. Wuthschnaubend
sah er ein, daß er nicht mitkam.
„Der See wurde abgelassen. Es
kostete Geld. Der Stein ward in sei
ner mächtigen Größe sichtbar. Eine
ganze Völkerwanderung begann aus
den umliegenden Ortschaften. Selbst
Zeitungscorrespondenten erscheinen
wie die Windhunde sind sie über
all. Ein Archäologe aus Posen kam.
„Ja! Niemals hab ich so viel
Leute auf meinem Gut gehabt. Jeden
machte ich darauf aufmerksam, daß
wahrscheinlich nichts unter dem Stein
läge.
„Aber das glaubte keiner. Ich auch
nicht."
Zeitung.
Doch die beiden Kumpane empörten
sich. Er müsse zu Ende erzählen.
„Das wollte ich auch," nickte der
Alles erträgt der Mensch. Nicht je-
Gräfin Olga. Es lachte der Herr von
Degorski.
„Wenn ich eine Wahlrede halten
Reichstagsabgeordnetcn, nicht mich.
Ich aber verkaufte aus Rache ein Gut
an die Ansiedlungscommission. Man
ten.
schweres Stück Arbeit. Ich hatte ei
auch Rillen. Man' säuberte sie? Wie
der Buchstaben Worte. Alles
Seite stand?"
wenn ou -in Herz y'ast, unv walze
mich um" so hießen die Worte.
«Und auf der Rückseite stand:
»Dante! Ich hatte mich aus dieser
wahrhaftig schon wund ge-
Ein Plagiat.
langsam von schwerer Krankheit er
holte. An seiner Seite saß sein tapfe
res, kleines Frauchen, deren schönen
Das erste Jahr ihres Ehelebens war
unbeschreiblich glücklich gewesen. Er,
ein junger Musiker von ausgesproche
war, setzte all ihren Stolz darein, den
Ehrgeiz ihres Mannes zu fördern.
Schüler meldeten sich mehr als Rat
schenden Höflichkeit, da warf ihn plötz
lich eine böse Krankheit auf sein
Schmerzenslager und jetzt schien aller
Erfolg in weite Ferne gerückt.
Was für schöne Pläne hatten sie
während des ersten glücklichen Jahres
entworfen! Mit welch' großem Ver
gnügen hatte er die ganze Zeit, die ihm
für feine übrig blieb, dazu be-
Blick auf das Manuskript fiel, das
reiflich und schließlich wunderte sie
Welt sollte das Meisterwerk ihres
Wann? Und durch wen?
vielmals um Entschuldigung, mein
Frau."
„Ach, mein Herr! Sie wissen nicht,
und schließlich leate sie das Manu
skript der Oper ihres Mannes offen
Skript hier. Der Fall Ihres Mannes
Die musikalische Welt befand sich in
die Concerthalle bestand, war dieNach
frage nach Billets eine so große gewe
sen.
Der langersehnte und vielbesproche
ne Tag war endlich herangekommen,
Hans Raimund stand zufällig an sei
nem Fenster und freute sich seiner zu
nehmenden Kräfte; hoffnungsfreudig
sah er der Zeit entgegen, zu der er
wieder im Stande sein würde, seine
geliebte Arbeit von Neuem aufzuneh
men.
„Sieh mal! Sieh mal Else!"
te in rasender Carriere über die Stra
ße jagte. Der Kutscher hatte jede Ge
walt über sein Pserd verloren, das die
wildesten Sprünge machte. Gerade
gegenüber vonßaimunds Fenster fuhr
die Droschke gegen einen Laternen
pfahl. Ein furchtbarer Krach folgte,
und Kutscher und Fahrgast flogen
mitten auf die Straße.
„Allmächtiger Himmel! Das ist ja
Richard Brunn, Elfe! Geh' rasch hin
unter und hole ihn herauf."
Richazd Brunn war in der musika
lischen Welt eine bekannte Erschei
nung. Zwar etwas leichtsinnig, aber
äußerst talentirt, war er seiner eigenen
Persönlichkeit wegen sehr geschätzt und
beliebt, mehr aber noch seiner unver
gleichlichen Geschicklichkeit wegen, Ge
sangspiecen auf dem Klavier zu be
gleiten.
Gern nahm Brunn Elfen's Einla
dung an, mit hinauf zu kommen. Sie
war ihm sehr erwünscht, denn er war
übel zugerichtet. Sein Schlüsselbein
drcin klaffte ihm noch in der Stirn
eine mächtige Wunde.
Schlimmer aber noch als sein kör
perlicher Zustand, war sein geistiger.
Nur noch eine Stunde war bis An
sang des Concertes nicht eines, son
dern des Concertes. Wer konnte
wohl seinen Platz dort einnehmen?
das neue Wert begleiten,
Schwierigkeiten einen Ausweg zu se
hen.
„Raimund, Du mußt für mich spie-
Stellvertreters. Wie es seiner Größe
diesen Worten überreichte er Raimund
das Manuskript und betrat sodann
die Bühne, auf der ihn ein nicht en
denwollender Beifall der den großen
Saal bis auf, den letzten Platz füllen
den Zuhörer begrüßte. Dann folgte
eine erwartungsvolle Stille.
Zum ersten Male sah jetzt Raimund
die Noten; mechanisch suchten seine
verfinsterte sich sein Gesicht fast
ter.
spielen gesehen.
Die letzten Noten verklangen. Aller
Herzen waren vor Bewegung hinge-
Er versuchte, sich von seinem Sitz zu
erheben, um aus Porcini zuzugehen,
um ihn zur Rede zu stellen, sein Kör
per aber, der durch lange Krankheit
Auszug aus den „Täglichen Nachrich-
ten".
wurde durch den Umstand getrübt, daß
die Concert - Direktoren es für ange
bracht gehalten hatten, die wichtige
Aufgabe der Begleitung einem jungen
Manne anzuvertrauen, der nicht ein
mal seine eigenen Nerven zu beherr
schen verstand. Wir sehnen den Tag
herbei, an dem ein solch hervorragen
der Sänger, ein solch ausgezeichneter
Componist, kurz ein so bedeutender
Musiker es nicht mehr nöthig haben
wird, sich zur Mittelmäßigkeit zu ge
sellen und durch sie zu leiden. Wir ge
ben noch der Hoffnung Ausdruck, daß
die Welt bald mit dem vollendeten
Meisterwerk bcglückt werden wird, das
zweifellos den Namen Porcinis für
alle Zeiten berühmt machen wird.
maßende junge Pianist sich in die
Stille seines Studirzimmer zurückzie
hen muß."
ODu kluger Kritiker! Du hattest
in beiden Punkten Unrecht. Porcini
hat niemals die Oper vollendet. Wohl
aber Hans Raimund.
Ter Brillantenjchatz ver vcutjchen
Kaiserin.
Der Werth des gesammten Brillan
tenschatzes der deutschen Kaiserin wird
auf nahezu S MillionenMark (1,25 V
, geschätzt. Dabei ist indessen zu
Geschenk erhalten oder die ihr sonstwie
verehrt worden sind. Zu der letztere»
Gattung gehören auch mehrere Pracht
stücke, die der Kaiserin Friedrich von
der Kaiserin Augusta und der Kaiserin
Friedrich durch Erbschaft vermacht
wurden. Insgesammt bewerthen sich
die privatbesitzlichen Brillanten der
Kaiserin auf P6VV,VVV und zwar na
mentlich durch Bereicherung au« dem
Brillantenschatz der Kaiserin Augusta,
welche ihrer Enkel - Schwiegertochter
durch testamentarische Bestimmung
eine Anzahl Brillanten - Garnituren
und zahlreiche brillantenbesetzte
Schmuckgegenstände hinterließ. In
dem Tresor der Kaiserin ruhen die ver
schiedenartigsten Brillantschmuckgegen
stände. Wohl an dreißig Ringe er
blickt man dort. Herrliche Sachen be
finden sich unter den Broschen und
Spangen. Auch mit Brillanten be
setzte Armbänder nennt die Kaisers»
in großer Zahl ihr eigen. Das Dia
dem der Kaiserin zeigt in der Mitte
einen Brillanten von der Größe einer
Kirsche. Rechts und links davon
flimmern 3V—4V kleinere Steine, die
sich im Glanz des Lichtes in vielhun
dertfachen Strahlen brechen. All diese
Brillantenschätze sind in einem beson
derenZimmer untergebracht und unter
stehen einer besonderen Aussicht. Die
Pretiosen sind sämmtlich in Etuis
einaelegt. Einige Tage vor jeder Hof
festli-bkeit, zu der die Kaiserin zu er
scheinen beabsichtigt, erhält ein Hof
juwelier Zutritt zu dem Brtllmiten-
in den Fassungen festsitzen
oder der Reinigung bedürfen. Für
daS alltägliche Leben ist die Kaiserin
den Brillanten abhold. Oftmali ver
gehen Wochen, ehe die hohe Frau Bril
lantenfchmuck anlegt.
Der Koch des Königs
Eduard, Mr. Menager, bezieht Iv.vvO
D "s Jahresaehalt.
DaS Aufraffen des Kleides.
Als sich vor etwa zwei Jahren da»
fußfreie Straßenkostüm ankündigte.
fei. Als Berufskleid oder für die
einbürgern zu wollen, aber imUebrig.'n
bleibt die Mode (bis auf weiteres) mit
Hintansetzung aller hygienischen Rück
wirken unelegant, wenn nicht der
Saum des Kleides den Fuß der Trä
gerin verhüllt und nur beim Gehen
dem Spiegel, der über die günstigste
Haltung belehrt, helfen ihr, auch in
Wetterunbill noch ungezwungen und
anmuthig zu erscheinen. Man kann
in Paris Studien darüber machen:
Der Gang wird an den windgefährde
ten Straßenübergängen beschleunigt,
die Absätze heben sich, so daß sie kaum
den Schmuß berühren. Mit leichter
Koketterie läßt die Französin bei dieser
Gelegenheit die reizenden, hohen Stie
felchen in ihrer ganzen Eleganz, den
kaum bis zu den Knöcheln reichenden,
in duftigster Farbenfrische prangenden
Unterrock sichtbar werden; denn die
Hände raffen die Rockfalten, um das
neue Frühjahrsgewand zu schützen,
ziemlich hoch auf.
Vielleicht finden unsere Leserinnen
in nachstehenden Betrachtungen allerlei
Beachtenswerthes sür die Praxis her
aus. Nach der jeweiligen Eigenthüm
lichkeit des Rockschnittes ersordert es
viel Kunst und Geschicklichkeit, den
Rock graziös und zweckentsprechend
aufzuheben. Zuweilen bürgern sich
durch die Haltung, die man beim Auf
raffen des Rockes als bequem befunden
hat, auch manche unschöne Manieren
ein. Bis vor kurzem, solange der eng
und saltenlos die Hüften umspan
nende, mäßig weite Serpentinrock noch
Damen nur mit der rechten Hand das
Kleid in der Hinteren Mitte auf; die
Vorderbahn erschien straff zurückge
zogen, während sich hinten der Stoff
tourniirenartig aufbauschte. Da die
Hand hierbei leicht ermüdete, so suchte
man sich auf andere Weise zu Helsen:
Man blieb einen Augenblick stehen,
während die Hand an den Hinteren
Nähten nestelte; dann wurde die Hin
tere Rockbahn mit einer raschen, nach
außen gehenden Bewegung festgenom
men und so hoch an der Seite ange
bracht, daß die Hand bequem auf der
Hüfte ruhte. Ein Blick in den Spie
gel zeigt, ob die Falten an der richtigen
Stelle zusammengerafft sind oder ob
sie eine Hand breit zu tief oder zu hoch
gefaßt, den Umriß der Gestalt
entstellen. Allzu straff nach der Seite
gezogen, zwängt der Stoff die Hüften
zu sehr ein und der Gang erscheint ge
zwungen, die Bewegung beengt. Un
vortheilhast sind auch die ungraziösen
Bewegungen des Armes, der die Stoff
falten trägt. Ein eckig abstehender
Arm, der den Rock über der Hüfte
hochzieht, giebt der ganzen Haltung
etwas Schiefes und Ungelenkes, wäh
rend der ausgestreckte Arm. an den Kö
rper gepreßt, die Leichtigkeit des Gan
ges beeinflußt. In weicher Rundung
gebogen und etwas nach rückwärts ge
stellt ist die Bewegung des Armes an
muthiger und weniger ermüdend.
Durch die längere Schleppe und die
größere Fülle der Serpentinefalten,
welche den modernen Rock kennzeichnen
und die für zarte Hände immerhin ein
reichliches Gewicht bedeuten, werden
nun neuerdings beide Hände in An
spruch genommen. Man nimmt mit
geschicktem Griff und straffem Anzie
hen auf jeder Seite des Rockes die Fal
ten so hoch, daß sie sich bequem tragen
lassen, und der Unterrock etwa 4 bis
5 Zoll sichtbar wird; es bildet sich
ringsum, etwa 1 Fuß unterhalb der
Hüste, eine Ouerfalie. die wie ein glc.l
ter Schooß wirkt und recht kleidf im
erscheint. Auch bei den Röcken ~it
modernen Schooßtheil und reichem
Säumchen- oder Faltenarrangement ist
das seitliche Aufheben mit den beiden
Händen geboten. Im Uebrigcn wird
die Grazie und Anmuth' der Damen
diesen kleinen Toilettenkünsten ein in
dividuelles Gepräge verleihen. Man
muß stets eingedenk sein, daß einer
jugendlich elastischen Gestalt vieles gut
steht, vieles sie reizvoll kleidet, was sich
natürlich sür eine volle Figur verbietet.
Ein geschickter Arzt.
Arzt (zum College»): „Ich begreife
Aus einer Vertheidi
gungsrede. »...Meine Herren,
ich bitte dem Angeklagten mil»
bat!""°^
Verschnappt. Mann: „A>,»
Du kochst morgen? Ich habe nämlich
meinen Bureaucollezen zum Essen ein
auch zufrieden sein?" Mann: „Ach
was, ich kann den Kerl ja so nicht lei
den!"