2 Das Erlebniß einer Nacht. Es war in den ersten Apriltagen deS Jahres 48. Feldmarschall Radetzki hatte nach fünftägigem Straßenkampf Mailand der nationalen Revolutions partei überlassen müssen und sich zu rückgezogen, um die österreichische, Ar mee am Mincio und um Verona zu roncentriren. Es war bereits gegen acht Uhr Abends, als der Ulanenlieutenant von Radianski aus dem Spielzimmer des Ossiciercorps auf derPiazza durch eine Ordonnanz plötzlich abberufen wurde. Er bedauerte den Zwischenfall und seine Kameraden auch, denn er war stark im Gewinn gewesen. „Also auf Revanche, Kinder, ein andermal, vielleicht in der Nacht, wenn ich frei bin." Das gewonnene Geld hatte er als Lässiger und gewohnter Spieler einfach Mais, Mehl und Reis sollte er persön lonnte. Zu diesen Zahlungszweckeu erhielt er 2000 Gulden eingehändigt. Wagen und Gespanne, theils Och yen hatte, statt des alten Geschlechts ten. hallenden Hof und durch die drängen den Volksmassen der abendlich belebten Straßen über den Korso, zum Gasthof „Was Hot's denn gegeben?" «Hat der Alte was wollen?" „Geht's los?" „Na, der Alte," damit meinte er sei nen Oberst, „weiß schon, warum er ge rade mich ausgesucht hat," rief er mit einem übermüthigen, herausfordernden Blick aus leinen kleinen, dunklen Au gen hinüber zum Oberlieutenant. lig und mißmuthig wie immer, fand im Moment keine passende Antwort und begnügte sich, grollend seinen Schnurrbart zu benagen. Aber in den falschen grünen Augen funkelte es giftig/ und wenn ibm ir- aber es fiel ihm eben keins ein. Wie bittere Tropfen, von der Galle bis zu den Lippen vorgestoßen, be hinausgelangen, wenn ihm nicht dieser Feldzug überhaupt das Licht ausbläst. Und beendigte er seinen lautlo giebt's nicht! Schlafen gehn? Jetzt, „Abfahren giebt es nicht." „Du bist ja kein schwächliches Ma derl, sondern ein fester Kerl, der was dig. Ehrenvolle Aufträge und unser Geld davontragen, das ist zuviel! We nigstens für einen Tag!" Ein leichtes nene Geld." „Revanche! Zurück in's Cafe! Ra dianski muß mit!" Erhitzt und sröh- Schwarzer Kaffee! Asti! Mitten ini gen im Kreis seiner Kameraden zu er warten. Ueberdies, er hatte Revanche zu geben. Schon wurden die Spieltische auf gestellt und die Partien ausgelnobelt mit Würfeln und Karten. An jedem Tisch spielten sie etwas anderes. Dort Landsknecht, hier Ta rock, am dritten Macao. Die Gruppe fortgesetzt Geld ab. Aber er wollte tete das Spiel wie eine lauernde Katze. Das Glück hatte sich gewendet! Ra dianski gerieth in's Verlieren. Er gab Revanche. Aber schon hatte ihn die Leidenschaft so stark umnebelt, daß er nicht mehr die Kraft fand, im richtigen Moment aufzuhören. Die Augen des Oberlieutenants leuchteten. Das war der greise Podesta der Stadt. Das olivenfarbene Gesicht auf die dürren Hände gestützt, saß er, die laden zu bewegen, sich vom Spiel zu rückzuziehen. Es war wie eine Toll heit über ihn gekommen, es sauste und in immer tolleren Sprüngen, mit Ein sätzen, die für seine VerhältnisseWahn siny waren, von denen kein Mensch j wußte, woher er sie bezahlen konnte, wenn es dazu käme. Der Wein und die Aufregung des Spiels hatten ihm so zugesetzt, daß er jeden bedrohte, der I ihm vom Aushören sprach. Mit mühsam unterdrückter Freude los, auf Impni,' ro»M." Als der Tausender auf den Tisch geflogen war, hatte auch der Ober wollte er sich bereithalten, an Radi anski's Statt die Requisition zu lei ten, wenn die Nacht mit einer Kata tete. Mit fliegendem Athem, die Augen weit vorgequollen, große Schweißtrop letztes Spiel. Es galt alles oder nichts, der Gewinn oder Verlust ent- Radianski erhob sich schwerfällig. Mit mühsam erkünstelter Festigkeit und mit einem Lachen, das unendlich er fühlte Vorwurf, Mitleid Stau- Griff faßte er Säbel und Tfchapka, Mit scharfem Blick hatte der greise Podesta die dunkle Gestalt erspäht und sogar nicht verloren gegangen zu sein. Der Podesta trat dicht an den Lieutenant heran und legte ihm die einem Gedanken: das Ende ist da, das ! ehrlose Ende! Alles, alles ist vorüber! Jetzt heißt es nach Haus gehn, den Re- Spiegel treten, am Gaumen ansetzen, ein Druck ein Krach. Und alles, weil er besinnungslos gewesen war, wahnsinnig, verblendet, betrunken; er schlug mit der Faust vor seine Stir» und stöhnte. Aus, aus, aus! Leben, j Liebe Ehre alles aus wegge wischt nichts mehr Krieg, Rei terattacke, Avancement, die Medaille Pferde nichts, nichts mehr für ihn. delt es sich? zweites Mal ihr Glück." schnitt. „Schon gut, ich will Ihnen gern alles glauben, was Sie mir da jetzt sagen wollen. Ich kann mir das ganz gut vorstellen, daß es sehr schön ist, ge rettet zu werden, wenn man es gar tcngasse. ner himmlischen Erscheinung. Er wäre ihm gern zu Füßen gestürzt, er hätte ihm gern die Hände geküßt, aber er Menschen, den er nie vorher gesehen oder wenigstens nicht beachtet hatte. Einen Augenblick hatte er den Gedan ken, es ist vielleicht eine Falle, in die er Gedanken zurück was kann ihm der fremde Mann Böses wollen, was könnte er mit ihm vorhaben! Es war einfach ein guter Mensch, dem er leid that. Vielleicht war der alte Mann als junger Mensch in einer ähnlichen Situation gewesen und hatte sich die Empfindung lebendig erhalten. Mit raschem Griff raffte er die Tfchapka vom Boden auf, stülpte sie schon auf und bereitete ihm das Früh stück. Aber das gewöhnliche Frühstück war ihm viel zu wenig. Er mußte chenlang nichts gegessen hätte. Mit 1200 Gulden, den Spielverlust, den er ter, eine Freude für jeden, der ihn sah. Und Gewissensbisse spürte er aar keine, aber schon gar keine, nur eine! kleine Nachdenklichkeit lag wie ein dunkles Wölkchen am fernsten unter sten Rand seines Horizonts. Was die Kameraden sagen würden! Mund halten würde? Einen Moment 'den Zusammenhang der Dinge erriethe. Radianski's hübsches Gesicht belam einen brutalen Ausdruck. Jetzt lebt« er einmal und wollte leben wenn er len? Freilich, der alte Mann hatte Thatsache erwies. Der greise Podesta Veronas hatte sich beim ersten Morgengrauen erschos gesprochen hatten. Der alte Podesta hatte die Zwangs anleihe, die die Militärbehörde in den nächsten Tagen bei der Stadt machen wollte, gefürchtet. Es wäre bei dieser Gelegenheit offenbar geworden, daß er das Vertrauen seiner Stadt seit Jah ren getäuscht hatte und in den städti schen Kassen Unsummen fehlten, die er für sich verbraucht hatte. Der Podesta erklärte, daß er zu alt und zu bequem sei, um in letzter Stunde zu flüchten; was aber den Tod anbelangt, so zöge er vor, sich selbst zu tödten, anstatt standrechtlich justisizirt zu werden. Als Lieutenant Radianski am spä ten Nachmittag von seiner Requisition zurückkam, erfuhr er den Tod des Po desta. Er fiel ohnmächtig zusammen, als ihm zu Bewußtsein kam, wem er seine Rettung zu verdanken hatte. Eine unendliche Fülle von Gedanken und Entschlüssen durchkreuzte in den näch sten Tagen das Gehirn des jungen Mannes. Er wußte nicht, ob er zu leben oder zu sterben hatte. Er wollte messenste, einstweilen weiterzuleben, weil er sich sagen mußte, daß in den schweren Tagen, die der Armee bevor standen, jeder, auch der unbedeutendste Subalternofficier, von Werth und Be deutung werden konnte. Er beschloß, die Entscheidung üb« sein Schicksal bis zur Beendigung des Feldzuges aufzuschieben. Radianski zur aktiven Theilnahme an den Gefechten bei Mortera und zeich nete sich so sehr aus, daß ihn der Mar schall zum Oberlieutenant beförderte und er seiner Kaltblütigkeit wegen dem Generalstab als Adjutant zugetheilt arbeitete wie eine Maschine, that seine Pflicht und mehr als seine Pflicht, aber scheinbar ohne jede innere Aniheilnah zur Schwadron zurückversetzt, weil er die Thätigkeit als Adjutant als seinem Wesen nicht entsprechend fand. Er I wirklich energisch in Anspruch nahm. !Er wollte nicht so viel Zeit für sich und seine Gedanken übrig behalten. Karree piemontesischer Schützen sah, als einziges und willkommenes Ziel für zahllose Kugeln. Er fiel zu Tode getroffen. Es gewinnt beinahe den Anschein, als ob er nicht ohne Absicht sich so iso» lir' b.!tte w'« weim er trotz feiner glänzenden Position nach außen, un- Das Erlebniß einer Nacht 6 mittelbar vor dem Rittmeister stehend, sich dennoch nicht würdig genug erach tete, den siegreichen Einzug des Mar schalls in das wiedereroberte Mailand mitzumachen. Ein angefangener Brief an feinen jüngeren Bruder, der damals noch zu Neustadt in der Theresianischen Mili tärakademie stand, deutet wenigstens entfernt darauf hin. Er beklagte in diesen Zeilen mit beweglichen Worten, kein Privatvermögen zu besitzen, das ihm ermöglichen würde, einen Schaden endlich gutzumachen, der ihn seelisch bedrücke, obwohl ihn selbst nur indirekt ein Verschulden träfe und kein Gericht der Welt ihn verurtheilen könne, als sein eigenes Gefühl, das im letzten Jahr krankhaft gesteigert, ihm über kurz oder lang sein Schicksal bereiten werde. 18 Jahre alt, schönt lebhaft, intelli- Mädchen stellte sich, als es größer menaden, kletterte nächtlicherweile auf's Dach des Hauses seiner Gelieb- um durch die sLachluke^einzudrin zu verbergen wähnten, kurz, that und dachte nichts, als wie er seine Leiden schaft befriedigen könnte. Kurze Zeit versuchte er sein Glück in der Schweiz, war aber bald wieder da. Das Mäd chen beschränkte, da es von den Eltern streng bewacht wurde, seinen Verkehr mit dem Geliebten auf briefliche Lie besergüss«, für die eS das Brett eines Betstuhles in der Kirche fast täglich als Briefkasten benutzte, und war sonst verschwiegen wie das Grab. Der ver liebte Steinmetz hingegen fühlte sich in seiner Rolle und renommirte da mit. Eines Tages zeigte er seinen Freunden einen Brief der Bürgermei sterstochter, dem die illustrirte Sonn tagsbeilage der Tribuna mit der bild lichen und textlichen Darstellung von einem Mitte December in Rom ausge führten Selbstmord eines Liebespaa res beigefügt war. Dieses Liebespaar war ebenfalls ein ungleiches gewesen, und der Widerstand der Eltern hatte in der Tochter den Entschluß reifen lassen, mit dem Geliebten in den Tod zu gehen. Mit Bezug auf die Darstel lung dieses Falles war in dem Briefe die Frage gestellt worden: Würde es dir gefallen, dasselbe Ende zu nehmen? Der Gedanke, die That nachzuahmen, war also der Unglücklichen schon ge kommen. Der Entschluß zur Ausfüh rung reifte aber erst infolge der Furcht lich, wahrscheinlich infolge der Ruhm redigkeit des Jünglings, gewarnt worden, und, was noch schlimmer war, reits Mittags entdeckt, aber als sie cs Dä s Best e. „Nun, Sie find Das Modernste. „Bei den Frauenhaar. Nicht jenes seltsame Sumpsgewächs meinen wir, dessen lange, straffe, grün liche Fäden höchstens das Modell zu Puffen, Rollen, Zöpfe, Stirn- und Nackenlöckchen an, so daß selbst der gründlichste Kenner nicht unterscheiden kann, wo die holde Wirklichkeit aufhört und der schlaue Betrug beginnt. Und der entsetzte junge Ehemann, des ter geworden. Es mutz ein brillantes Geschäft sein, dere Frage, denn das Haar ist ein gar stabiles Ding, es lätzt sich nicht so leicht etwas aufzwingen, am wenigsten ein Wachsmittel. Und über die Haar pflege sind seltsamerweise so sonder die regelmäßige Einreibungen mit scharfen Flüssigkeiten, mit Franz branntwein und Spiritus für ersprieß spröde, gespalten und mißfarben oder überfett und dadurch häßlich strähnig wird. Eines schickt sich nicht für alle sehe jeder, wo er bleib«, sehe jeder, wie er's treibe. - muß. Sehr weiches, fettiges Haar, dazu zählt gewöhnlich das blonde und braune, und trockenes, spröderes, grö beres. Das sehr fettige Haar nimmt dies Fett aus dem Haarboden, dessen Drüsen zu fettreich sind. Ein «solcher Haarboden muß recht oft und gründ lich mit lauem starkem Seifenwasser gereinigt und nach dem Trockenwerden gut mit fpirituöfen Mitteln, wie sie jede Frau kennt, behandelt werden. > Hier sind Franzbranntwein und guter Haarspiritus sehr am Platze. Als Seife benutzt man am besten die Mar seille! Seife. Bei abnorm fettigem Haar setzt man etwas, nicht viel Soda —zum Waschwasser. Ein solcher Haar boden muß auch sehr gut mit engzinki gem Kamm bearbeitet werden, dem Haar selbst schadet vorsichtiges Bren nen gar nichts. Die Schädlichkeit des Brennens wird überhaupt sehr über trieben, wirklich schädlich ist es nur bei sehr trockenem, sprödem Haar und na türlich stets, wenn es leichtfertig ge handhabt wird, so daß Rauchopfer und liebliche Düfte aussteigen. Dann ist das Haar verbrannt und bricht so fort oder sehr bald an der versengten Stellt ab. Grobes sprödes Haar darf nicht mit Seife und Spiritus behandelt werden Eines schickt sich nicht für alle. Da ist der Haaiboden sehr fettarm, er wird mit Eigelb gewaschen, das Haar selbst mit Wasser, dem etwas Borax zugesetzt wurde. Nach dem Trocknen wird Kopfhaut und Haar gut mit einer milden Haarpomade oder mit Mandelöl eingerieben, die Kopf haut indem man etwas Fett an Zeige- und Mittelfinger nimmt und nun den ganzen Kopf Strich für Strich ein reibt. Danach wird auch das Haar gefettet, doch nur wenig. Je reiner man die Kopfhaut hält, je weniger man beim Frisiren das Haar reißt und zerrt, je sorgfältiger man es des Abends auskämmt und zu einem losen Zopf flicht, desto länger bleibt es voll Das ist das Hauptsächlichste der Haarpflege. Wie man das Haar in der seur! Nur eins! Ehe sich die eitle mittel entschließt, färbe sie erst eine kleine Strähne und beobachte sie vier fahrt eingerichtet hat!" Sonderbarer Wettei»