De tapfere Im. (IS. Fortsetzung.) Die Leute hatten mittlerweile alle Fenster der Parterreräumlichkeiten ein geschlagen, den Inhalt des Theerfasses hineingeschüttet und das Faß selbst angezündet. In wenigen Minuten stand das ganze Gebäude in hellen Flammen, und schwarzer, dichter Rauch umhüllte eS. Als plötzlich ein Windstoß den Rauch ein wenig zer theilte, bemerkte Jfabella -ine Gestalt die auf d-m Dach- des brennenden Ge bäudes umherkroch. Auch die Menge wurde der Gestalt ansichtig und brach in ein Jubelgeschrei aus, als sie sich überzeugte, daß eS Cope sei, den die Hitze und der Rauch aus seinem im ersten Stock gelegenen Zimmer dort hin getrieben hatte. Er schwebte in furchtbarer Gefahr, die Stiege stand bereits in Flammen, nirgends ein Ausweg aus diesem Feuermeer. Cope wußte ganz genau, daß die Leute ihn lebendig verbrennen sehen wollten und daß sein Schicksal kein besseres wäre, wenn er jetzt in ihre Hände fiele, da die Nagelschmiede ihn haßten. Ein Menschenalter hindurch hatte er sie ge quält und ihnen das Lebensmark aus gesogen, wie süß mußie jetzt die Rache siin! Das Alles schoß ihm blitzartig durch das Gehirn, während er aus dem Dache umherkroch und auf ein Ret tungsmittel sann. AlleS war besser, als in die Hände der Leute zu fallen. Plötzlich entdeckte er einen unbedach ten Schuppen, der zur Aufnahme von Brucheisen und unbrauchbarem Werk zeug gedient hatte und der bisher von den Flammen verschont geblieben war. Er bahnte sich den Weg durch den dichten Rauch in sein Zimmer zurück, umwickelte rasch seinen Körper mit drei Flanelldecken und stürzte sich, wo der Rauch am dichtesten war, in den osse nen Schuppen hinab. Hier lag er dann mit gebrochenen Gliedern und ohn mächtig, aber vsn der Menge unbe lästigi. So lange das Gebäude lichterloh brannte, stand auch die Aufregung des Mobs aus dem Siedegrad, und zahl lose Flüche gegen Cope stiegen mit den Flammengarben zum Himmel empor. Als aber das Dach krachend zusam menstürzte, kühlte sich auch ihr Zorn ab: sie hatten ihr Rachegefühl befrie digt, ihren Peiniger bestraft, es blieb ihnen nichts übrig, als in größeren oder kleineren Gruppen in ihre Hütten zu wanken, denn mit der Abspannung stellte sich auch langsam die Reue ein. Jsabella zweifelte zwar keimn Au genblick daran, daß Cope in den Flammen den Tod gesunden habe, aber sie fragte sich doch, ob sie sofort nach Dudley um Hilfe zurückfahren oder Jakobs den Kutscher auf die Suche nach Cope ausschicken sollte, vielleicht fand man ihn noch lebend unter den rauchenden Trümmern. Sie entschied sich für das letztere. Die Hitze und der Rauch waren aber noch so groß, daß die beiden Männer nur von außen das Gebäude umgehen konnten. Sie kamen auch zu dem offenen Schuppen, der kein weiches Bett bot. Das scharse Auge Jakobs entdeckte in der Mitte desselben ein rauchendes und glimmen des Deckenbündel. Neugierig näherten sich die beiden demselben und bemühten sich, es zu öffnen; sie fanben darin den ohnmächtigen Cope, dessen rechtes Bein bis zur Unkenntlichkeit verkohlt war. Sie trugen ihn aus dem Qualm an die frische Lust, löschten die glimmenden Kleider, und da er noch leise athmete, beschloß Jsabella, ihn nach Dudley zu führen. Der Verwundete wurde in den Wagen gelegt und blieb während der ganzen Fahrt besinnungslos. Sie und die Zofe nahmen neben dem Kut scher aus dem Bock Platz. Selbst während der herbeigeholte Arzt einen Bruch beider Arme und eine furchtbare Verbrennung beider Beine konstatirte, gab Cope kein Lebenszeichen von sich. Da der Arzt die Behandlung nicht zu übernehmen wagte, ließ Jsabella «inen bekannten Chirurgen und eine geschulte Wärterin aus London kom men. Dr. Prod gab indeß wenig Hoffnung, den Schwerverletzten am Leben erhalten zu können. Nachdem Jsabella, von rein mensch lichen Gefühlen geleitet, alles zur Ret tung des alten Mannes g-than hatte, begann sie über die Consequenz-n ihrer Handlungsweise nachzudenken. Sie war eine zu ehrliche Natur, um sich nur «inen Augenblick einzureden, daß sie die Genesung des Verhaßten aus ei nem anderen Grunde wünsche, als um Thresher zu dienen. Sie wußte, daß nur Cope allein den Geliebten retten könne, und sie besaß das Mitte!, um ihn dazu zu zwingen. Es mußtc^alles zu erhalten, damit er ein anderes, ihr theures Leben erhalten helfe. Wenn Cope ihre Beweggründe geahnt hätte, er wäre aus Bosheit und Trotz nicht wehr erwacht. Aber als er endlich zum Bewußtsein kam, wußte er nichte und dacht- an nichts anderes, als daß er lebe und fein« Rettung seiner eigenen Pfiffigkeit verdanke. Es dauerte eine »olle Woche, ehe er erfuhr, was Jfa bella für ihn gethan. Während dieser ganzen Zeit glich er einer Mumie. Beide Arme lagen in einem Gypsverband, seine Beine waren dicht mit Watte umwickelt, um den Lustzutritt zu den Brandwunden zu verhindern, und sein abgemagertes, hageres Gesicht war mit Pflaster ver klebt, da er sich beim Sprunge eine Rißwunde auf der Wange zugezogen hatte. Er wüthete förmlich zegen daS Krankheit. Im Laufe seines bewegten L»dens hatte er sich systematisch zahl, losen Gefahren ausgesetzt, aus denen men war, so daß es bei ihm zur fixen Idee wurde, seine Rettung sei stets die Folge seiner wohldurchdachten Pläne gewesen, die von der Vorsehung selbst gebilligt würden. Nach und nach ent wickelte er sich zu einem eingebildeten und eingefleischten Egoisten. Was er that, was er plante und was er wollt-, mußte richtig, unzweifelhaft richtig sein. Schlug ihm etwas fehl, so ge schah dies nicht durch seine Schuld, sondern der Zufall, oder das Schicksal mußte dafür verantwortlich gemacht werden. Er, Cope, war unfehlbar, so unfehlbar, daß er leinen Augenblick sürchtete. in die Brighton-r Sensa tionsgeschichie verwickelt zu werden. Wenn ihm Jemand nahegelegt hätte, daß sich der Verdacht doch auf ihn lew durch die Rachsucht der Nagelarbeiter erfolgte Hilflosigkeit versetzte ihn nur in die denkbar verdrießlichste Laune, die er seine Umgebung fühlen ließ. Jsabella wollte nicht, daß er erfahre, welch« Rolle sie bei seiner Rettung ge spielt. Unglücklicherweise aber befand sich Jakobs gerade im Krankenzimmer, als Cope zum Bewußtsein erwachte. Verwundert blickte er um sich und als er zu der Ueberzeugung kam, daß er kein Glied rühren könne, richtete sich sein ganzer Zorn gegen den Lakai: „Was soll das bedeuten?" fragt« er ihn unter den wildesten Flüchen und Schmähworten. „Eine nette Situation das, wie ein Wickelkind liegen zu müs sen! Wie kommen Sie hierher? Sie Affengesicht!" „Die Plötzlichkeit des Angriffes, die Fluih von Flüchen brachten Jakobs außer Fassung, und er sagte gerade das, was er hätte verschweigen sollen. „Frau Cope hat mich hergebracht!" „Den Teufel auch!" schrie Cope und Als er aus dieser endlich erwachte, be fand sich die Pflegerin bei ihm. Sie hatte sein Erwachen bemerkt, aber sie überließ es dem Patienten, ein Ge spräch zu beginnen. Dieser überlegte ein« Weile, ehe er sragie: „Sind Sie die Krankenpflegerin?" „Jawohl, mein Herr! Fühlen Sie sich schon etwas besser?" „Frau Cope." „Zum Teufel," fuhr er auf, faßte sich aber rasch und fragte nach einer Weile mit sanftem Lächeln: „Woher wußte Frau Cope, daß ich krank bin?" „Sie hat Sie gesunden." „Sie hat mich gesunden? Wieso?" rief der alte Mann. „Ja, halb verbrannt, in Halesowen; aber jetzt sollen Sie wieder schlafen." „Nein, ich will und werd« nicht schla- Wärterin es gerathener fand, seinen Wunsch zu erfüllen. Sie erzählte ihm, was sie selbst wußte. Die Augen des Patienten glühten förmlich, als sie ihm von der zufälligen Amvesenheit seiner Frau auf dem Brandplatze berichtete. Ein boshafter Entschluß sich ersah aus den großen Schweißtropfen, die aus seiner Stirn perlten, daß sie Unrecht gethan, ihm die Geschichte zu erzählen. „Wo ist Frau Cope?" zischte er nach einer Weile. „Ich weiß nicht," entgegnete die Wärterin. „Sie sollten wirklich zu schlafen versuchen/ „Sie lügen! Sagen Sie mir die Wahrheit!" herrschte er sie an. so daß die Aermste endlich eingestand, Frau Ich will es!" „Ich tonnte nicht anders handeln," gav,,c muthig: „Ich bin Ihnen nach Halesowen nachgefahren, weil man Daoid Thre dcjlo besser!" ' heit" „Ich Iveiß es nicht und will es nicht wissen! Am liebsteu würde ich ihn mit /ragle Jsabella. Sie stützte sich mit bohrte ihren Blick auf das Gesich, de» Krankn, das bei ihr« Frage ein- sicht liche Unruhe verrieth. Da er nicht ant wortete, fuhr sie mit fester Stimme fort: „Ich sah den Mann, der in jener Nacht in's Haus schlich, eintreten und auch verlassen." .Wirtlich? Was weiter?" spottete „Es war nicht David Thresher, das lrisfen S i e am besten!" »Sie lügen!" schrie er wild auf. Helsen, memen Freund von der furcht baren Anklage zu befreien." »Das werde ich nicht! Lieber ster ben! Wenn ich ihn auf dem Gaigen zap peln sehen werde, werde ich glücklich sein! Ich hasse ihn, weil Sie ihn lie ben!" Mit derselben Ruh« wie bisher lieh sie die Verwünschungen ihres Mannes über sich ergehen. Als er schwieg, sagie sie entschlossen: nicht fügen wollen, werde ich aus eigene Faust handeln. Morgen Nachmittag verlasse ich diesen Ort, morgen Mittag lassen." mal nicht thun!" Jsabella wollte antworten, als er plötzlich hinzufügte: dies in einem Tone, der auf Nachgie bigkeit schließen ließ, und fügte hinzu: „Die Wärterin soll kommen!" Diese hatte während der ganzen Zeit im Gang gewartet; als sie eintrat, blickte Cope sie flehend an. „Der Doctor hat sie zu meinerPflege ausersehen?" „Dann ist es Ihre Pflicht, mich vor jeder Gefahr zu schützen?" „Jawohl." „Sorgen Sie also dafür, daß dieses Haus verlasse!" schrie er wild auf. „Es ist meine Fr»u, aber sie will mich ermorden! Sie ist die Geliebte des Brightoner Giftmischers, sie hat meine Arbeiter aufgehetzt, mich zu Grunde zu richten, und sie ist hergekommen, um fort!" Während Jfabella von der Wärterin hinausbegleitet wurde, huschte einAus druck teuflischer Freude über sein Ge sicht. Er triumphirt:! Auch als Krüp pel verstand er noch zu siegen! Seine Frau mußte vor ihm das Feld räumen. 27. Ohne die große Leidenschaft, die ihr Sein erfüllte, wäre Jfabella verzwei felt. Unschuld zu beweisen, statt dessen hatt: der eingefleischte Bösewicht das Heft umgekehrt und ihr niederschmetternde Anklagen in's Ge sicht geschleudert, die ihre Hoffnungen zerstörten, so daß sie selbst sich all' der Verbrechen fast schuldig fühlte, die er ihr zuschrieb. Die meisten Frauen wären unter der Wucht solcher Verhältnisse zusammen gebrochen, hätten ihrem gepreßten Her zen wenigstens in einer Thränensluth Luft gemacht; nicht so die charakterfeste Jfabella. Keine Thräne netzt« ihr Auge. Sie ging streng mit sich zu Ge richt, hielt Einkehr in sich selbst, und das schützte sie vor Verzweiflung. Sie grollte dem Schicksal, das ihr unzerech- ThreshtrS mitternächtlich«!. Besuch als ungehörig zu betrachten; sie hielt es furchtbare Anklage, daß sie die Gelieble des Giftmischers s«i, öffnete ihr die Augen vollends, und nutzlos erwiesen. Er zersplitterte in ihrer schwachen Hand. Sie hatte den Angriff provocirt und war voll ständig erlegen. sollte sie beginnen? S^ und Se«lenschmerz? Hätte kom men müssen, wenn der Phrasenheld wirklich das Wohl der Seinen vor Au- Nein, nein, mit dem Vater hatte sie für immer abgeschlossen! Ihm wollte und konnte sie ihren Kummer nicht anver trauen! Und ihr einziger Bruder? Der war leider das verschlechterte Ebenbild seines Vaters! Sie hatten nichts mit glaube, es wäre besser, wenn die Dame ihn nicht wieder besuchen wollte, bis der Arzt dagewesen ist, denn Ihr An blick scheint ihn sehr aufzuregen. Er rast förmlich. Gott verzeihe ihin die Sünbe, solch« Flüche habe ich noch aus keines Menschen Munde gehört! Man könnte sich rein fürchten! Zum Glück kann sich der Herr nicht rühren!" «Sagen Sie ihm, bitte, daß ich mit dem nächsten Zuge nach London zurück reise." „Begreiflicherweise. Schwer Kranke haben oft ihre Launen, denen man sich am besten fügt, um si« nicht aufzure gen," bemerkte die Wärterin. „Helfen tönnen Sie ihm ja doch nicht!" Jfabella reiste wirklich mit dem nächsten Zuge nach London und schickt« sofort nach ihrer Ankunft um Ware, der sich beeilte, ihrem Rufe zu folgen. Was jeder klug« Mensch unter ähnli chen Umständen gethan haben würde, rieth auch er ihr: Die schwierige Ange legenheit in berufenen Händen zu las se:, und sie nicht durch Verkettungen von neuen Umständen zu compliciren. Für ein liebendes Weib eine schwere Ausgabe! 28. Die Gladiatorcnkämpfe des alten Rom werden bei uns durch die moder nen Gerichtsverhandlungen ersetzt, welche die brutalen Instinkte der Zu schauer kaum minder erregen. Im Verhältniß zu der Gefahr und den Leiden des Opfers steigert sich das Ver gnügen der Zuschauer. Die Vertheidi ger, Zeugen und Gerichtsbeamten wis sen sehr wohl, daß sie zu Mitwirkenden einer theatralischen Schaustellung wer den, sobald sich die Gallerten zu füllen beginnen und das Publikum sich in den Gerichtssaal drängt. Je sensationeller der Fall, desto größer d«r Andrang; ftlbst d«r Richter ist oft nicht frei von Die Schlußverhandlung gegen Da vid Thresher bildete ein wichtiges Er eigniß, das man sich nicht entgehen las sen wollte. Nicht nur, daß er der besse ren Gesellschaftsklasse angehörte, er war auch jung, hübsch und excentrisch. Von seiner Schuld waren die Meisten überzeugt. Denn wenn er unschuldig dicen JustizsaU. In der Regel sind das Resultat bleibt das gleiche. Das Publikum wäre nie begeiste das allgemeine Interesse, die Vertreter sämmtlicher Gesellschaftsklassen ström ten zur Schlußverhandlung herbei. durchfiel« „khre", die man ihm be zeugte! Jfabella fühlte sich inmitten der treter der Presse nahmen die Tribünen ein» Das nach Aufregungen dürstende Publikum suchte sich die besten Plätze zu sichern, auch die Wissenschaft war durch viele Jünger vertreten, die ge- MUglieder der „vornehmen" Gesell schaft. denen man die besten Sitze an gewiesen hatte, erschienen, weil sie eben Mitglieder der vornehmen Gesellschaft waren, die sich überall zeigen mußten, damit ihre Namen von aller Welt ge nannt weiden. Alle Anforderungen waren erfüllt, die Anspruchsvollsten hätlen sich kein empfindsameres, inter essanteres Opfer wünschen können, als «S der Angeklagte war. Selbst der sonst ziemlich humane Richter be- Die Verhandlung begann nach be kanntem Muster.- All«s ivartet« mit ath«mloser Spannung aus di-R-de des und gegen die des Angeklagten im Be sonderen, der der besten Gesellschosts klasse angehöre, und lieh sich dann auf sich in dem Besitze des Schlüssels be müssen daß von dem Besitze des Schlüssels bis zur Benutzung des selben nur «in kleiner Schritt ist. Wie leicht kann Thresher als gewesener Theilhaber FoyleS erfahren haben, daß dieser Schlüssel auch in das Thür schloß zu Brighton passe! Ich sage Ihnen, meine Herren Geschworenen, der Schlüssel ist ein sehr gravirender Beweis, aber nicht nur der Schlüssel allein. Man hat auch weißen Kitt bei ger Experten mit dem der vergifteten Eier identisch sein soll. Freilich be haupten wieder Andere, daß man das nicht so bestimmt nachweisen könne, denn Kitt sei Kitt, ich aber frage: Wo zu braucht ein Junggeselle überhaupt Kitt? Schon die Thatsache, daß man weißen Kitt in seiner Wohnung gesun den, ist verdächtig. Noch verdächtiger aber ist der Umstand, daß ein Con stabler den Angeklagten gegen 2 Uhr Morgens aus dem Hause treten sah. zu welchem er den Schlüssel hatte und in welchem lurz darauf zwti Frauen nach dem von Eiern verdächti des Angeklagten hinweisen! Was hatte er um 2 Uhr Morgens ohne Erlaubniß des Besitzers in einem fremden Haus« zu thun? Warum weigert er sich, sein Alibi nachzuweisen? Er gibt zu, in je ner Nacht in Brighton gewesen und am nächsten Morgen abgereist zu sein. Wie er die Zeit zwischen 10 Uhr Abends und 2 Uhr Morgens verbrach te, darüber verweigert er jede Aus- Warum sagt «r nicht, was er in jener Zeit gethan? Meine Herren Geschwore nen, erwägen Sie all' diese Thatsachen genau! Das Verbrechen ist ein so un geheuerliches wie die Motive selbst..." In diesem Sinne sprach der öffentliche Ankläger noch eine halbe Stunde fort, die versolgt und auch die Rede des öffentlichen Anklägers bis zu dem Augenblick, wo er von der Weigerung des Angeklagten, fein Alibi nachzuweisen, sprach. Sie sühlte sich einer Ohnmacht nahe, der Saal drehte sich mit ihr im Kreise herum, ihr Herz droht« stillzustehen, und sie mußte sich an der Balustrade d«r Gallerie sest- nicht umzusinken. Tue- Die brutale Art des öffentlichen An klägers, die Schuld Threshers den Ge» sind «in noch besserer Anwalt als Lieb«. Wollust die Maschen um sein Opfer i«r«itete sich Jsabella -ju einer muthi gen That vor. Die Methode des An klägers, immer wieder darauf zurück hätte, und als er nun gar haarklein be wies, daß der Angeklagte sich an ihr habe rächen wollen, stand ihr Eni' schluß sest, dem selbstbewußten Anklä- Ger eine gründliche Niederlage zu berei ten. Kraft ihrer impulsiven Natur dachte sie leinen Augenblick an sich od«r die Folgen ihrer Handlung. Kaum hatte sich der öffentlich« An kläger unter Beifallsrufen der Meng« mit fi«gesgewohnter Miene auf seinen Sitz niedergelassen und «he noch der Vertheidiger seine Replik vorbringen konnte, erhob sie sich kerzengrade, schlug ihren Schleier zurück und rief mit glo hinab: „Mylord, ich habe in dieser Angele genheit etwas Wichtiges zu sagen, das fremde Weibsperson wagte regelmäßigen Gang der Verhandlung zu unterbrechen, und noch dazu in dem wichtigsten Moments Er hatte alle Ur das stolze, schöne Weib. Der Richter Dame?" „Nein, Mylord!" entgegnete dieser wüthend. er den Staatsanwalt. „Doch, Mylord, es ist Frau Cope, von der wir im Laufe der Verhand saal: Maße befriedigt. Die Verlegenheit des Lord-Richters Jfabellas Bekenntniß mußte die Ge ihm nicht. Er ärgerte sich über diese Gerichtshofes mißachtest. Das schließ s-n'^ „Erklären Sie näher, was Sie unter .convenlionell" verstehen." „Ich war beim Standesamt und heirathet?" zteine Antwort. „Wer hat Sie durch List und Betrug zu der Ehe veranlaßt? Antworte» . » l's lt si k Mannes um Mitternacht zu einsan gen?" „Nein, das sand ich nicht." Wesenheit Ihres Mannes um Mitter. „Weil ich ihm ob meiner Handlungs weise Aufklärung schuldig war." „Um Mitternacht?!" „Ja, um Mitternacht, denn am Tage hatte ich eine spionirende Freundin um mich. Und was ich ihm zu sagen hatte, war nur für seine Ohren bestimmt." Auf diese Antwort ertönte auf der Gallerie ein leiser Schrei; die bös« Fama behauptete, daß Lady Arabella, dicht verschleiert, sich in der dritten Bteihe befand. (Fortsetzung folgt.) Deplacirt. A.: So, die Rückkehr war äußerst schwierig? Nord polreisender: Ja, ich jag« Ihne». «» ging heiß her! Für die Küche. Gänseklein mitAepfelil. Man reinigt und wäscht das Gänse klein sauber und kocht es in ewem Quart Wasser, in das knan vorher einen Löffel Salz, Wurzelwerl und ein Lorbeerblatt giebt, weich. Nu» schält man ein Pfund Musäpfel, vier telt sie, schneidet das Kernhaus berauS und legt sie in eine Kasserolle, in wel cher man eine Einbrenne von einer Unze Mehl hellbraun geschwitzt hat, giebt feiugewiegie Mandeln, Kvrin- Man schmort diese Sauce lo lange, bis die Aepfel weich sind, dann legt man das Klein hinein, läßt es nochmals aufkochen und schmeckt die Sauce mit einem Theelöffel Zucker ab. Reis-Frikassee. In einer eS kocht, j Pfund Reis salzt stark geklopft hat. Man kocht dai ter sämig gemacht und auf einer tiefen Schüssel ferviri. Sehr verfeinert wird das Gericht, wenn man Spargel oder Blumenkohl, besonders gelocht, mit der Petersilie zu dem sonst fertigen Reisfrikassee giebt. Reispudding mitChoko ladenfauce. Man kocht j Pfund gewaschenen und gebrühten Reis in 1j Quart siedender Milch mit einer Prise Salz weich und läßt ihn in einer Schüssel auskühlen; dann rührt man j Pfund Butter mit 8 Eidotter» Unzen Zucker, 1 Löffel Vanille, j Pfund geriebene Chokolade, den erkal teten Reis, sowie zuletzt den festen Schnee der hinzu, kocht dei» Pudding in einer butterbestrichenei» Form 1 Stunde lang und giebt ihn mit Cokoladensauce zu Tisch. Makkaronimit Käse. Mit teldicke Makkaroni wäscht man in Was ser aus, bricht sie in 3 bis 4 Stücke, kocht sie in Äilzwasser ungefähr 13 Minuten, dann seiht man sie ab. schreckt sie mit kaltem Wasser, läßt sie in heißer Butter 'etwas ausdünsten und gibt sie mit darüber gestreutem geriebe nem Parmesankäse zu Tisch. Hubert, mit Salat und Compott. Ein am Spieß oder in der Pfanne recht saf tig gebratener Rehrücken wird beim Anrichten mit eiwas Wachholdersauc« Übergossen, während man die übrig« Sauce nebenbei servirt, mit Silber spießchen bestickt, an denen Sträußchen von ausgezackter Petersilie befestigt sind, und mit einer Garnirung von ganzen, nicht gar zu kleinen, in Butter und Citronensaft weichgediinsteten Champignons und gefüllten oder un gefüllten, in Fleischbrühe gar gekochten Morcheln verziert, die man rings um den Schllfselrand aufstellt. Roastbeef mit Wach hol de rbeeren. 6 Pfund Roastbeef läßt man sich zurecht hacken und bringt sie, nachdem das Fleisch mehrere Tag« abgehangen ist, mit j Pfund ausgebra tenem Nierenfett und 10 zerstoßene» einen^glühendhei dem man das Fleisch ringsum mit in Locken geschnittenem Meerrettich und mit in Butter ganz gebratenen Toma ten umgiebt. Die Sauce wird mit ei nem in kaltem Wasser zerquirlien Theelöffel voll Kartoffelmehl und einer von der Pfanne losgekocht und dann Mehlfuppeaufschlesische Art. Auf sechs Portionen Suppe rechnet man drei gehäufte Eßlöffel voll Mehl und rührt in einem Pint guter Milch. Dann quirlt man eS in's kochende Wasser, giebt Butter und Salz daran und quirlt die gut dürchge kochte Suppe zuledt mit einem in Milch verrührten Eidotter ab. Theepunsch für kalte Tage. Eine Flasche heißen, nicht kochenden Rothweins und Quart stark gezogenen chinesischen Thee gießt man über 20 bis 25 Stück Würfel zucker und fügt dieser Quantität vor dem Auftragen ein Weinglas seinen Arrac hinzu. Z w i e b'e l fl e i s ch. Gekochte» Rindfleisch wird in mitteldickeScheiben geschnitten und diese mit etwas Essig besprengt. Man kann sie damit ein paar Stunden lang hinstellen, aber auch gleich brauchen. In einem Tiegel macht man nun gutes Bratenfett ode: Butter heiß und thut dann erst reichlich gehackte Zwiebeln hinzu, die darin ge!!> werden müssen. Nun legt' man da» mit etwas Pfeffer und Salz bestreute Fleisch hinein und läßt es unter häu erscheint und die Zwiebeln gelb sind! BSMg itderrascht. An einem Berliner Blatt findet sich folgende hübsche Anzeige: Hocherfreut und völlig überrascht zeigen die Geburt eines kräftigen Jungen an Heinrich Ritterhaus, Gastw.. nebst Frau. Jo hannisthal, den 30. Januar ISVS. 3