Eine tlMe Im. (7. Fortsetzung.) So kam es denn, daßLadyArabella, «chne ihre beschränkten Mittel zu über schreiten, die Hochsaison in Brighton mitmachen tonnte. Die Damen fuhren t-iglich aus, gingen am Strande spa teren, badeten und besuchten das Con cert am Pier. Jsabella, die von Na tur nachdenklich und ernst gestimmt war, und der daS Leben mehr denn je ein unauflösbares Räthsel dünkte, lebte wie in einem Traume zwischen Angst und Hoffnung, nur mit halbem Ohr auf das Geplauder ihrer Geselllchasle rin hörend, die sie scharf beobachtete, da sie einem Geheimniß auf der Spur zu sein glaubte. Lady Arabella war nicht nur eine Weltdame, sie war auch eine Menschenkennerin und feine Beobach tern. Die Veränderung in dem We sen Jsabellas seit der Begegnung mit Thresher hatte ihr zu denken gegeben, 5-ugt, daß Frau Copes einstiger Freier eines Tages in Brighton auftauchen würde und daß deren plötzliche Reise dahin keinen anderen Zweck habe, als «in unausfälliges Wiedersehen der Bei den zu ermöglichen. Ungeduldiger als Zsabella selbst spähte sie auf der Pro menade nach ihm aus; aber drei Tage vergingen, ohne daß sich ihre Bermu thung erfüllt hätte, und das verleidete ihr beinahe den schönen Aufenthalt. Am vierten Tage jedoch begegneten sie Ähresher aus dem Pier, in der Nähe "der Musikkapelle, wo er andächtig ei gnem Walzer lauschte. Eine sehr förm liche Begrüßung erfolgte; kaum daß sie sich die Hände reichten und einige gkeichgiltige Phrasen wechselten. Dann empfahl er sich mit dem Bemerken, noch leine Wohnung zu haben. Nachdem er sich entfernt, bemerkte Lady Arabella eifrig. „Ich freue mich mit Ihnen, daß Herr Thresher angekommen ist; aber noch mehr, daß ich mit Ihnen war, als er Sie begrüßte. Sie ahnen nicht, meine Liebe, wie schlecht die Menschen sind. Mein Mann hatte sich eine Ku gel durch den Kopf geschossen, weil gute Freunde ihm in die Ohren bliesen, «in Herr schenle mir zu große Auf merksamkeit. Herr Cope scheint zwar nicht zu der Sorte der feinfühligen Ehemänner zu gehören, aber es ist im mer besser, vorsichtig zu sein und eine Gardedame zu haben, die nötigenfalls „Ich glaube nicht, daß ich der Ver theidigung meiner Gardedame bedür seii werde," gab Jsabella stolz zur Ant wort. „Sicherlich nicht. Aber Vorsicht ist Liebe, und die Welt liebt es, das Lady Arabella ließ das Thema fal len, als sie sah, daß es Jsabella ver stimmte, und ein tiefes Schweigen trat ein, da beide Damen Grund zum Nach denken hatten. Unmerklich bildete sich eine Eiswand zwischen und .liebe Frau Cope" zur Vorsicht zu sen und hätte Jsabellas Vorsätze nicht geändert. Das beglückende Gefühl trümmtem Rücken vor seinem Schreib pult sitzt, liebt es, wenigstens die Nacht in Brighton zuzubringen; er fährt im Kreise seiner Emilie an der See Der Politiker behauptet, xebe. Die hohe Aristokratie wie der Mittelstand suchen mit Vorlieb« diesen Erholungsort aus und geben sich hier recht, wenn sie ihren Schützling warn te. Sie wußt« nur zu gut, daß Jfa b«lla eine llnterredung unter vier Au gen mit ZMesher herbeisehne. Sie wollte ihr auch Gelegenheit dazu bie- er eS anstellen sollt«, «ine Aussprache Mit Jsaoellä herbeizuführen. Wenn drei Leute daran arbeiten, um dasselbe zu erreichen, ginge es nicht mit rechten Dingen zu, wenn ihr Wunsch nicht er füllt würde. Frau Cope und Lady Arabella be gab,n sich am nächsten Morgen noch immer etwas verstimmt zum Strand- eine/halben Stunde wolle sie die „liebe Frau Cope" abholen. Die Beiden nahmen in der Nähe der Musik Platz, das war freilich nicht der geeig net» Ort, um Mißverständnisse aufzu klären und Zukunftspläne zu schmie den. Was war also selbstverständli cher, als daß sie einen passenderen Zu sammenkunftsort vereinbarten, da sie Streich begehen sollten. Als Lady Paar andächtig den Klängen der Musik tzend Worte gewechselt. Lady Arabella vermochte aus ihrem Schützling nicht klug zu werden und brannte vor Neu gier, zu erfahren, was die Beiden ge sprochen hatten; aber Jsabella war zurückhaltender als je, und so mußte denn die gute Dame geduldig die Er eignisse abwarten, die sie denn auch nicht zu lang« auf die Folter spannten. Nichtsdestoweniger herrscht« eine schwüle Atmosphäre zwischen den bei den Damen; je zugeknöpfter die eine war, desto liebenswürdiger und für sorglicher benahm sich die andere. „Sie sehen heule sehr blaß aus, meine lieb« Frau Cope. Sie sollten ein w«nig spazieren, fahren oder ge hen," bemerkte Lady Arabella am Morgen. bedarf; der Ostwind macht mich etwas nervös. Ich werde heute zu Hause bleiben, aber das soll Sie nicht hin zu unternehmen." „Wie könnte ich Sie In dieser trü ben Stimmung allein lassen, meine Liebe," protestirte Lady Arabella, die Verdacht schöpfte und nicht um Alles in der Welt auS dem Hause gegangen nen Jsabella die Aufmerksamkeiten der Dame lästig zu werden und es fiel ihr ein, daß sie Fräulein WiScomb noch nicht besucht habe. Rasch entschloss«» begab sie sich in den ersten Stock, wo ihr Martha, die noch stärker mit dem Kopfe wackelte als früher, die Thür öffnete. Sie schob die zitternde Alte zur S«ite und trat mit liebenswürdi gem Lächeln in den Salon, wo Fräu lein Wiscomb auf ihrem Divan lag und sie zornig anstarrte. „Ich wollte mich einmal nach Ihrem inein liebes Dame unfreundlich. „Ich hoffte, daß Sie mit mir wie soust eine Ausnahme machen würden. Ich bedauere lebhaft, ungelegen ge kommen zu fein/ stammelte die junge „Jsabella Foyle war mir stets will kommen, Frau Cope aber ist es nicht," sagte die alte Dame streng. „Mariha, für Frau Cope nie zu Hause bin?" „Ja, mein Fräulein, aber sie hat mich nicht zu Wort kommen lassen," brummte die Dienerin und durchbohrte mit ihrem stechenden Blick die arme Jsabella, die es am gerathensten fand, das Feld so schnell als möglich zu räu men. Sie wußte, daß nichts ihre alte Freundin, die ihre Heirath mißbilligte, versöhnen konnte. Und was hätte sie auch zu ihrer Entschuldigung, sagen können? Daß ihr eigener Vater si« be trogen und belogen »abe? Würde das gutmüthige, von allen Menschen das Beste glaubende alte Fräulein ihren Worten Glauben schenken? Gegen einmal gefaßte Borurtheile ließ sich schwer anliimpfen. Sie entschuldigte gens und verließ mit einem peinlichen Gefühl das Zimmer. Auch das Diner verlief sehr düster. Jsabella schützte Kopfschmerzen vor, sie nicht verstehen konnte. Als sich Jsa- Ä Ihnen Zimmer gefolgt. Was kann ich für Sie thun? Soll ich den Arzt holen lassen?" drängte Lady Arabella. „Nichts! Ich habe nur heftige Kopf- Sie begann sich zu entkleiden. „Morgen?" fragte Lady Arabella gespannt. „Ja, wenn der Ostwind nachgelassen hat," sagte Jsabella und löste ihr Hzar Arabella beneidet hätte. Auch sie Jsabella Ring« ab, lehnte Gesellschafterin. Unter zahllosen Ver- zurück und überließ Jsabella ihrer Kammerzofe. Nach zehn Minuten wurde auch diese für heute fortgeschickt und eine merkwür dige Wandlung ging vor sich. Mü digkeit, Seufzer und Kopfschmerzen waren wie weggewischt, Jsabella fühlte sich wie neugeboren und durch maß mit leichten, elastischen Schritten ihr Boudoir. Sie warf das Nachtge wand ab und begann sich von Neuem stimmten Ring, ein Geschenk Thre sherS, und stickte ihre Füßchen in ein Paar leichte Seidenpantoffel, so daß die Ui blickte. Mittlerweile war es den Wellen unterbrochen wurde. Sie stellte «ine kleine Lampe auf das Tisch chen in d«r Näh« des Fensters, die lich«n, zufriedenen Gesichtsausoruck, und als der Zeiger sich der Geister stunde näherte, sperrte sie vorsichtig auf, durchkreuzte die Vorhalle, schob Glück sind Verlieble in der Regel pünktlich. Eine Minute vor zwölf hörte sie Schritte auf der Gasse, sie riß ihre Thür auf, eilte in die Vorhalle, um ihren Besucher einzulassen, deutete ihm stumm nach ihrem Zimmer und sperrt« die Hausthür zu. Im nächsten Mo ment that sie dasselbe mit der ihrigen, schob rasch die Gardinen wieder zusam men, bedeckte die Lampe mit einem dunklen Schirm und lispelte daitn erst ihrem Gaste, der noch mitten im Zim mer stand, zu: Si« lauschte mit angehaltenemAthem an einer ziveiten Thür, hinter welcher ihre Zofe schlief, und als sie sie ordent lich schnarchen hörte, trat sie beruhigt zurück. Mit über der Brust gekreuz ten Armen, wie um ihr wildklopfendes Herz zur Ruhe zu bringen, blieb sie einige Minuten gegen die Wand ge lehnt stehen. Bisher war Alles gelun gen, aber auf die erzwungene Ruhe ihrer starken Natur folgt« nun im Au genblick der Krisis eine heftige Erre gung. Die Stille der Nacht, die unge wöhnliche Stunde und der Zwang ei ner verdoppelten Vorsicht erhöhte die selbe noch. Aber die Zeit war kostbar, sie raffte sich mit Gewalt auf, durch querte mit einem plötzlichen Entschluß das Zimmer, legte sanst ihr« .Hand auf die Schulter Threshers und sagte mit fester Stimme: „Ich habe Sie gebeten, zu dieser un gewöhnlichen Stunde herzukommen, weil ich Ihnen damit einenßeweis mei nes vollsten Vertrauens geben wollte sprach« zwischen uns sah. Uno aus sprechen müssen wir uns! Sie sollen endlich erfahren, was mich zu dem Schritt veranlaßte, den Sie mit Recht tadeln konnten." Thresher nickte zuerst stumm, dann übermannte ihn die Leidenschaft, er umschlang sie mit seinem Arm und sagte: „Wozu Aufklärungen? Wozu von der schmerzlichen Vergangenheit spre chen? Es genügt, wenn wir uns ver stehen, sprechen wir lieber von der Zu kunft!" Sie antwortete nicht, sondern fchniiegle sich innig an ihn. Ihre Ichtante, kräftig« Gestalt bebte in sei nen Armen. Die lange Vertheidi gungsrede, die sie sich zurecht gelegt, blieb ungesprochen, alle klugen Vor sätze unausgeführt, die Leidenschaft erwachte unter dem warmen Hauch sei- Schauer von heißen Küssen brannte auf den keuschen Lippen, die noch nicht von denen des habgierigen Gatlen be fleck! worden waren. „Ich habe mich für Dich rein erhal ten," hauchte si«, von einem überwälti als dir Tod kann uns daran hindern, in Zukunft glücklich zu sein, das heißt, wenn wir den Muth haben zu war ten." der zittern. Vom eigenen Vater so be trogen« und an eine« solch«» Utann verlauft zu werden! Kannst Du auch nur ahnen, was in meinem Herzen Wahrheit erfuhr! Und aus Rücksicht für mein« unglückliche Mutter schwei gen zu müssen!" kann ich von Dir gehen?" „Ich habe Dich ja gesehen, Geliebter, und weiß, daß Du nur oerziehen hast und geduldig auf mich warten lpirst. Wir sind ja noch so jung!" »Ja, ja, aber ich fürchte, wir über schätzen unsere Kräfte. Müssen wir denn auf ein Glück warten, wenn die heiß? Ich fürchte, Jsabella, daß unsere in Versuchung führen wird. Ueber schätzest Du unsere Kräfte nicht? Glaubst Du wirklich, daß wir eine „fsuhre mich nicht in Versuchung. David! Ich bitte Dich, laß uns stark d sehen? In Gesellschaften, im Theater?" flehte er. „Ich fürchte mich!" „Vor Deinem Gatten?" „Nein vor mir selbst! Ich fürchte hasse, Weilar sich mit schnödem Golde das Recht erkauft hat, mich vor der Welt seine Gattin zu nennen. Er hat hüllt das Ungeheuer!" „Sei gut! Gestatte, daß wir uns hier und da treffen. Ich will ja nichts, als Dich sehen, Geliebte," schmeichelte er. „Befiehl, dah wir auf einen Mo^ an das entgegengesetzte Ende der Welk; ich will Dich mit Gleichgilligkeit be handeln, wenn wir uns irgendwo tref stimmte Zeit aus Deiner Nähe." „Habe Geduld! Eine Begegnung könnte gefährlich werden gefährli ch«! als Flucht, denn die Flucht ge schähe offen." „Dann laß uns fliehen, wohin Du willst,4>ie Welt ist ja so groß!" „Ich wollte, ich könnte!" „Du kannst! Siehst Du denn nicht ein, wi« leicht es wäre und wie gerecht? Man hat an Dir ein Unrecht verübt, wie an keinem anderen Weibe auf Er den, man hat Dich zu einer Ehe über listet, die kein« Ehe ist. Du hast einfach einen Gefchäftsvertrag abgeschlossen, den aufzulösen Du das Recht hast, da du!d fügen, Geliebter," seufzte Jsa bella, „denn Du vergissest Eines —" „Und was wäre das?" unterbrach er sie lebhaft. „Meine Mutter! Ich ist krank und schwach." „Nein, Du darfst sie nicht verlassen, wir müssen warten, so schwer es uns auch fallen mag," gab er zu. Zum Danke schloß sie ihm den Mund mit einem langen, langen Kuß. Dann bauten sie im Flüstertone d>« schönsten Luftschlösser für die Zukunft, bestimmten trotz ihrer Weigerung Zu fammenkunftsorte, Trefher versprach, vom entgegengesetzten Ende der Welt auf ihren Ruf erscheinen zu wollen; reinsten Glücks und vergaßen all ihr Elend und die Hindernisse, die sie zu überwinden hatten. Die Hausthür wurde vorsichtig geöff net, und gedämpfte Fußtritte kreuzten die Vorhalle. Entsetzt sprang Jlabella fester Entschluß sprach aus ihren Au gen. Im Nu hatte sie die Lampe ver löscht und David fühlte den Druck ihrer zitternden Hand auf seiner flüsterte:' .'Verhalte Dich mäuschenstill. Ii- Thür ist verschlossen. Auf leinen Fall Lauschende furchtbar. Nichts beherrfchung airfbieten, um vor Angst „Still! Ich höre ein Geräusch," wurde die' Hausthür geöffnet, Rasseln der Sicherheitskette verursachte dabei ein schwaches Geräusch, eine DrÜck«r g«sp«rrt. Es mußte also 'in . sausbewoyner sein. Im nächst?'! Moment erkannt« Jsabella die Gestalt ihres Mannes, der langsam die zur Thür emporfichrenden wenigen Trep pen hinabstieg und sich ängstlich im Schatten hielt. bedeuten? Was wollte d«r hier?" flll lich: „Du mußt noch ein Weilchen blei ben. Es ist nichts, aber wir müssen jetzt doppelt vorsichtig sein." Am nächsten Vormittag gegen elf Uhr starb nach dem Verspeisen ihres Gabelfrühstücks Mary, das Hausmäd chen bei Frau Wiscomb, Plötzlich, ehe konnte. Dieser räthselhafte Tod er regt« natürlich Aufs«hen und mußte bei der Polizei angemeldet werden. 17. Doctor Flout war ein Principien mensch und verlangte, daß jedermann es sei. Ob die Principien gut oder schlecht waren, hielt er für nebensäch lich; ihm genügte es, wenn man über haupt nach gewissen Principien lebte. Sein Hauptgrundsatz bestand darin, fand. „Wenn ich weiß, wo ich bin, dann kann ich auch den Verhältnissen ent sprechend handeln", Pflegt« er zu sa gen. Als man ihn zu der so plötzlich ver storbenen Mary berief und er ihren Tod constatiren mußte, stellte er stch in Postur, stützte sein« Richte auf den Küchentisch, streichelte nachdenklich sein glaktrasirtes Kinn mit der Linken, hüstelte mehrmals, ließ seine Wasser blauen Augen prüfend von Martha auf Frau Shilton, die Köchin, schwei fen und begann dann wie ein Professor zu doziren: „In einem Fall« wie dieser muß man in «rster Linie einen Anhalts punkt suchen. Wenn man sich über die Sachlage nicht klar ist, weiß m/n nicht, woran man ist, und wenn man nicht weiß, woran man ist, ist man natür lich verloren, und das ist «ine Lage, in die k«in Mensch von Principien gera then darf. Ich wiederhole also, lassen Sie uns sehen, wo und woran wir sind. Daß die Frauensperson todt ist. haben wir bereits festgestellt, daran ist nichts zu ändern. Sie sagen, daß sie unmittelbar nach dem Genuß ihres Gabelfrühstücks verschieden sei, also um 11. Uhr. Schön! Wo sind die Ue berreste jener Mahlzeit?" „Wo sind die Ueberreste jener Mahl zeit?" wiederholte Martha, sich streng „Dort auf dem Servirbrett ist noch ein Stückchen Butterbrod und der Reh des Bieres im Glase", stammelte die an allen Gliedern zitternde Köchin, nervös an einer Ecke ihrer Schürze zu pfend. „Woher hat sie diese Dinge genom „Na, sehen Sie. jetzt haben wir's heraus", triumphirte der Arzt. „Wir wollen das Servirbrett, wie es geht und steht, in die Vorrathskammer zu rücktragen, dann wird der ganze Fall Die biid«n Frauen starrten ihn ver ständnißlos an, was ihn nicht hinderte, seinen Befehl ausführen zu lassen, die Vorrathslammer abzusperren und den Patientin gestorben ist, kann ich auch keinen Todtenschein ausstellen. Ich muß den Fall dem gerichtlichen Lei chenbeschauer melden und ihm auch den Schlüssel geb«n, damit er wisse, woran er ist", bemerkte Doctor Flout, nach seinem Regenschirm und Hut greifend, als ob er riesige Eile hätte und keine Minute mehr verlieren könne. „Frau Shilton, heute müssen Sie mir helfen, unser« Herrin herunterzu führen, da die arme Mary so plötzlich gestorben ist, aber Sie dürfen mit kei fagte die alt« Martha, vor Erregung noch heftiger mit dem Kopse wackelnd als sonst. „Passen Sie gut auf, was ich Fräulein Wiscomb sagen werd-; sie darf um keinen Preis von dem schrecklichen Unglück erfahren. Merken Sie sich das!" sie Martha in ihrer gewöhnlichen mo notonen Weise sagen hörte: .Ich habe heute Frau Shilton heraufgebracht, weil Mary etwas unwohl ist und der Doctor ihr befohlen hat, im Bett zu bleiben. Sie sind doch nicht böse, D s d M"d lht v' l ' verließen. Gegen Mittag meldete auch Mar tha, daß ihr« Nichte ernstlich erkrankt wild." „Ich befürcht«, daß sie's nicht über lebt. Mary ist sehr leichtsinnig und giebt nicht acht aus sich. Ich zanle im mer mit ihr, weil sie solch ein Durch einander ist, aber umsonst. Jetzt hc>t sie's! Sie hat wieder etwa» gegessen, was ihr den Magen verdorben hat; ich glaube nicht, daß sie davon kommt, „Er soll nur alles thun, um sie zu retten; ich werde es ihm gut bezah len", rief Fräulein Wiscomb eifrig. Mädchen zu jetzt muß ich nach sehen. Der Doctor sagt, daß sie nichts essen darf als Milch und Arrowroot und den kann nur ich koch'.n." war ihr in alle Glieder gefahren. Sie wankte zitternd die Treppe hinunter und mußte sich am Geländer festhal- Dabei dachte sie keinen Moment jedes Ungemach und jede Unnehmlich keit fernzuhalten suchte, und dieses Ge fühl erstickte alle anderen Verpflichtun gen in zürnte ihrer Nichte giftet worden sein.. Aber von wem? Von wem?" murmelte sie, die Treppt winabwackelnd. „Das Gift war nicht für Mary bestimmt, gewiß nicht. . . . Von nun an werde ich ganz allein für Fräulein Wiscomb kochen. . . Frau Cope steckt dahinter... ich weiß es be stimmt! Ich hasse Frau Cope, sie muß aus dem Hause!" Trotz ihrer Schwäche bestand Mar tha darauf, von nun an selbst zum aus. Ihr eigenes Leben dünkte ih: nur deshalb kostbar, weil si« es zur Er haltung ihres Schützlings für unum gänglich nöthig hielt. Nur sie allein war im Stande, Fräulein Wiscomb vor den sie umgebenden Gefahren zu dern schon viel Unheil gestiftet und den Fortschritt hintangehalten haben. Der städtischen Polizei gelang es nicht, di« Todesursache des so plötzlich und unter verdächtigen Symptomen den „schwierigen Fall" anvertraute. Gleich nach seiner Ankunft nahit Martha ihn auf die Seite und sagte ihm: „Bevor Sjt etwas sehen oder hören, will ich Sie mit meiner Herrin bekannt machen und Ihnen von ihr erzählen. Fräulein Wiscomb ist 7t) Jahre alt und leidend; wenn sie's erlebt, wird sie einen mächtigen Haufen Geld -r -ben; aber es giebt einig« Leute, di« ihr nach dem Leben trachten. . . Verstehen Sie mich? Ich will Ihnen den Faden in die Hand geben. . . Sie sollen ihn verfolgen und dem Schuldigen aus die Spur kommen. .." Sie hielt in ne, ihre ohnehin scharfen Augen sprüh ten Funken, als sie den Detektiv her ausfordernd anblickte, um bis aus den hielt standhaft ihren Blick keine sichtes veränderte sich. Er spielte wie immer mit einem Stückchen Bindfa zu fesseln schien. Gereizt fuhr Mar tha fort: nur allmählich, denn der Schreck könn te ihr schaden. Sie werden alle Haus genossen verhören wollen, aber da das gen, daß Si« der Arzt sind und daß Mary ins Spital überfuhrt werden muß. Verstehen Sie mich? Ja? Dann beteiligen, dessen Oberhaupt Martha „Fäulein WiScomb, der Doktor ist da, er will Ihnen sagen, daß Mary Nun gab's lein Zurück mehr für Slade. „Das thiU mir wahrhaftig leid!" rief das lebhafte Fräulein. »Muß das wirtlich sein, Herr Doktor? Ist duS Mädchen so krank?" „G«fährlich trank. Ich zweifle jo „Jch bitt» Sie, Herr Doltor, nicht« zu unterlassen, was zu ihrer Rettung beitragen lann, ich lomme für alle Kosten auf", sagte die Dame ernst. (Fortsetzung tolau) Für die Köche. Fein - Ragout. (Ausgezeich net.) 3 Obertassen voll Bouillon, 1 Obertasse voll Weißwein, 4 gestrichene Eßlöffel voll Mehl, etwas gewiegte Zwiebeln, feingewiegte Sardellen (et wa 6 Stück) und Nonpareillekapen» nach Gutdünken quirlt man kalt zu sammen, gießt es sodann in j Pfund zerlassene Butter und stellt es heiß, so daß es aufquillt, jedoch keinesfalls kocht. Kalbsmilchen, beliebige Gehir ne, Hammelzungen oder feinzerpflück ten Fisch thut man hinein. Ist es or dentlich darin heiß geworden, so rich tet man es auf einer runden Schüssel an und putzt es mit Croukons aus. BayrifcheKlöße. Man reibt von 2 Pfund Semmel die Rinde ab, schneidet die Krume in Würfel, thut sie in eine Schüssel, feuchtet sie mit Milch an, so daß es kaum sichtbar ist, thut S ganze Eier nebst etwas Salz und eine Handvoll Mehl dazu, mischt dies alleZ gut durcheinander, macht von der Masse 5 große Klöße, thut sie mit et was Salz in kochendes Wasser und und kocht diese Klöße in einer reichli chen halben Stunde gar. Beim An richten auf einer großen runden Schüssel bestreut man diese-Klöße mit den abgeriebenen, fein gestoßenen und gesiebten Semmelrinden, begießt sie mit klarer, brauner Butter und gibt auch noch braun« Butter in einer Sauciere dazu. Diese Klöße sind zu Obst wie zu Braten gleich vorzüglich. Hammelbraten (sehr wohl schmeckend). Ein schönes Stück Ham melfleisch. am besten Keule, wird ge klopft, gehäutet, das Fett so viel wie möglich abgeschnitten und in gebräun ter Butter im Ofen saftig gebraten, wobei man hin und wieder ein wenig Bouillon zugießt. Kurz vor dem An richten bestreicht man die Oberfläch« des gut gesalzenen Bratens mit Senf, beträufelt ihn vorsichtig etwas toffelllößen auf den Tisch. Gehackte Kalbspafefen. (Von einer Abonnentin mitgetheilt.) Man treibt 1 Pfund rohes, sauber ge waschene? Kalbfleisch und j Pfund fettes geräuchertes Schweinefleisch (ohne Knochen gewogen) durch die Wasser weich werden, drückt sie auZ, fügt sie dem fafchirten Fleisch bei, giebt noch eine halbe feingehackte Zwiebel Eine Beigabe von Salz erscheint über flüssig. weil das geräuchert« Fleisch ei nen genügenden Salzgehalt hat. Ma» formt aus der Masse auf Semmelbrö seln Pafefen in beliebiger Größe und läßt sie langsam in heißem Felt backen. Sie werden mit irgend einem feinen Gemüse als Vor- und Zwischenspeise Braune Pfeffernüsse. '4 Pfund brauner Syrup wird mit j Pfund Butter und j Pfund Schweine fett verkocht und nach gehörigem Ab kühlen mit 2 Pfund Gcrstrnmehl oder Roggenmehl, zuweilen auch halb Ger sten-, halb Weizenmehl, etwas gestoße nem Coriander und Anis, sowie 1 Un,e in Wasser aufgelöster Pottasche vermischt. Nachdem der Teig einen Tag an einem warmen Orte zum Aufgehen gestanden hat, knetet man ihn tüchtig durch, formt ihn mit der Hand in fin gerstarke Rollen, sie in kleine Stücke und backt die Pfeffernüsse auf butterbestrichenen .mit Mehl bestreu ten Blechen. Karlsbader Mehlspeise, j Pfund Mehl wird mit i Pint Milch völlig glatt verrührt, worauf man eine Unze zerlassene Butter. 2 Eßlöffel Zu cker, 5 Eigelb, etwas geriebene Citro nenschale sowie das zu Schnee schlagen« Weiße der 5 Eier nach und nach hinzufügt, di« Masse in eine mit Butter bestrichene Blechpfanne gießt und in einem nicht zu heißen Ofen H Stunde langsam bäckt. Man be streut die Mehlspeise mit Zucker und Zimmt und giebt Aprilosencompot dazu. Ragout von Kalbfleisch lfür vier Personen). Pfund in grö ßere Stücke geschnittenes Kalbfleisch, es kann von der Brust oder vom Schlegel ein, werden leicht gewaschen, gesalzen, mit soviel ZÄasser, daß das Fleisch knapp davon bedeckt ist, an das Feuer gefetzt und gekocht. Nach einer halben Stunde Kochenszeit läßt man in einer Kasserole ein Stück Butter (2 Unzen) mit einem Lössel voll Mehl gelb anlaufen, giebt etwas sehr fein gewiegte Petersilie daran und vergießt dies mit der Kalbfleisckibrllhe und dick licher Tunke. Das Fleisch kocht nun noch einige Zeit in der Tunke, nebst ei nigen sehr dünn geschnittenen Pilzlin g«n und kleinen Stückchen Blumenkohl. Beim Anrichten wird das Fleisch auf eine tiefe Schüssel gelegt, die Tunke mit einem Eidotter abgerührt und da rüber gegossen. Als Zugabe passen lleine feine Semmelknödel, mit heißer Butter begossen. . Crem« von Preißelbee r e n. Zwei Tassen voll Vesren werden zerquetscht und durch ein Porzellansieb gestrichen. Tann werden zirei Tassen voll gestoßenen Zucker damit gerührt, bis dse Masse schäumig ist; dann wird der feste Sebnee von vier Eiweiß hin zugethan. Das Ganze kommt nun in «in« Glasschüssel und wird mit Talz» v.andeln aarnici. Deplaeirter Wunsch. Ein Rechtsanwalt bat einen 'Mrd:r vertheidigt, das Urteil deH Gerichts- Hofes lautet auf Todesstrafe. ?ie rührt und erschüttert begiebt sich der Verteidiger nach der Urib:!lsverkün diqnng zu dem Todeskandidaten ,ini> drückt ihm die Hand: »Leben Sie «"Kl!". 3