2 Syldesttrglocken. Zwei Sylvesterabende. M. Langner. Die Zeiger der eleganten Stutzuhr zeigten beinahe acht Uhr. Die Em- Hfangsräume der kleinen Villa sind glänzend erleuchtet und harren der Gäste, die Heute, am Sylvesterabend, jeden Augenblick eintreffen können. Wink gegeben, und plötzlich flammen «in Weihnachtsbaum, der im Hinter gründe auf einer Estrade steht, zahl lose bunte Lämpchen auf. Mit strah lendem Blick schaut sie in seine grünen Zweige. „Nach soviel Jahren endlich das Glück," flüstert sie leise; „wie wird er sich freuen, zum erstenmal wieder ven Tannenbaum brennen zu sehen, der Heimath liebste Weihnachtsgabe." Und ihre Gedanken wandern zurück zu einem Sylvesterabend, wo gerade so wie hier alles strahlte und glänzte. Doch Heller als die Weihnachtslerzen leuchteten die Augen der jungen Ba roneß. Sie war so glücklich, denn sie liebte, liebte mit dem heißen Ungestüm eines verzogenen Kindes und ihrer neunzehn Jahre. An jenem selben Abend aber noch war ihr das herbste Leid ihres Lebens zugefügt, war ihr junger Liebestraum zerstört, und von dem unerbittlichen alles holde Zukunstshossen ver nichtet worden. Das alte Lied, ein Bater, der «or dem Bankerott seine einzige Hilfe di einem Leichen Schwiegersohn sieht, «in junger, namenloser Künstler und «in verzweifeltes junges Kind, das mit blutendem Herzen das Opfer ihres Le ibens bringt. Die Verlobung wurde noch am Syloesterabend proklamirt »nd schon mich wenigen Monaten führte der reiche Mann sie als Herrin in sein Haus. Sie war die zärtlichste Stiefmutter, die je diesen Namen ge tragen. sie war auch ihrem Gatten eine aufmerksame, treue Gefährtin und be weinte aufrichtig fernen frühen Tod, nachdem sie Monate l-mg an seinem Krankenlager alle Pflichten der Selbs tausopferung geübt. Da ihre eigene «he kinderlos geblieben, übertrug sie die ganze Zärtlichkeit ihres Gemüthes auf das Kind ihre! Gatten auS erster Ehe, und auch Elly lohnte diese Liebe mit der ihr eigenen stürmischen Zärt lichkeit. Ihre Wittwenschaft verlebte die junge Frau in Italien, w- sie auch zum erstenmal den Name» des Ju gendgeliebten wieder hörte. Er hatte gehalten, was er versprochen; er war berühmt geworden und Dam« Fortuna hatt« ihm reichlich Ersatz geboten für sein verlorenes Liebesglück. Sie wagte damals noch nicht, ihn zu sich zu rufen, und dennoch erfüllte von jenem Tage an, da sie erfahren, daß er noch unvermählt und nach fünfzehn Jahren noch seiner verlorenen Liebe nachtrauerte, ein süßes Hoffen ihre Brust als könnte noch einmal jen«r holde Traum zur Wirklichkeit werden, den damals so unerbittlich ein trauri ges Geschick zerstört. Und der Traum war zur Wahrheit g«word«n. Vor wenig Tagen hatte er plötzlich vor ihr gestanden hier in der nordischen Heimath, und zwar war es am Christabend gewesen, als sie zur Andacht im Dom weilte. Ein räthsel hafteS Etwas hatte ihr gesagt, daß er «s fein müsse, der da in weitem Man tel ihren Schritten folgte und in der Kirche so andächtig in einer unsern von ihr stehenden Bank kniete, und als «r beim Austritt aus der Kirche ihr das Weihwasser bot, da war sie nicht sonderlich überrascht. Seine Blicke schimmernden Hochaltar zurück: „Hab Dank, Du liebes Christlind...." Weich «in Weihnachtsabend war das! »Muttchen, herzliebcS Muttchen, ich hafkn. ? Verwirrt erhob sie sich. .Du kamst zur rechten Zeit, Kind; laß Dich mal Das neue Kleid, das Du doch erst zu.?> Casinoball tragen solltest, schon? Mas bedeute: das?" „Heute Morgen, Elly? Wo sahst Du ihn da?" „Aus der Eisbahn. Mainas er er gescht überrascht um. Wie fremd und hart plötzlich die Stimme der Mutter klang. „Habe ich Dich erzürnt, Muttchen?" fragte sie zärtlich und die blauen Au gen füllten sich plötzlich mit Thräne». .Sieb, ich dachte nicht, daß Du es mir erst wenige Tage und doch ist's mir, als hätte er schon jahrelang in meinen Träumen gelebt, als mein Held, mein Märchenprinz. Ich weiß gar nicht, was eS ist, was mich plötzlich so erregt; aber sage ihm heute noch, liebes, liebes Muttchen, daß er bei uns bleiben soll immer, immer —" Schluchzend sank der blonde Mäd chenkopf auf die Schulter der Mutter. Jeder Blutstropfen war aus dem Gesicht der jungen Frau gewichen. Eine leidenschaftliche Erregung zuckte durch ihre Mienen und sie preßte die zarte Gestalt so fest an sich, als wollte Kindes die Veränderung bemerkten. „Geh jetzt und kühle Deine Augen mit kaltem Wasser," sagte sie endlich und machte sich sanft aus den sie um schlingenden Armen los. meldete Herrn von Nauen. Vier Au gen blickten in diesem Augenblick ihm entgegen, ein Paar in unverhohlenem Entzücken erster, unbewußter Zärtlich keit, das andere in todesbanger Er wartung. Elly stand gerade unter den bunten Lichtern des Weihnachtsbau mes, so lieblich und rosig wie einFeen kind, doppelt reizend mit dem vor auch ihr wendeten sich des Künstlers Blicke zuerst zu. Wie ein Ausruf des Entzückens entwhr ihr Name seinem Künstlers, das ourch den holden An blick entzückt ward, oder...? Im nächsten Augenblick hatte er sich wieder der jungen Frau zugewandt, doch vergebens suchte sie seinem Blick zu begegnen; in eigener Scheu wich er ihr aus. Die Gäste halten sich allge mach versammelt. Ein Gefühl freudi ger Erwartung schien die ganze Gesell schaft zu beseelen. Man kannte hier und dort d«n Roman der jungen Frau und erwartete heute einen rechk befrie digenden Abschluß. Die Hausherrin war die ruhige elegante Salondame wie immer, sie hatte sich wider Erwar ten einen alten General a. D., einen zum Tischherrn gewählt, Egon von Nauen führte die Stieftochter. Durch die Blumenarrangements der Tafel ve/ Glückseligkeit, während Egon's Augen trüb, sast verzweiflungsvoll in die Leere starrten. Er kämpfte offen bar einen schwerenKampf, und oft traf ein Blick voll Wehmuth seine liebliche Nachbarin. Schuld beigemessen werden für die bittere Ironie des Schicksals, die ihr abermals den Kelch des Glückes von den dürstenden Lippen zog? Ist die Liebe nicht eine elementare Gewalt, die Blick das geliebte Gesicht, gleichsam .Melanie!" flüsterte er leise; wie ein Hauch tönte es zu ihr herüber, ab bittend, flehend. Es war nur die stumme Sprache einer Sekunde herüber und hinüber, aber die junge Frau hatte plötzlich ih ren Entschluß gefaßt. Sie sprach eine Zeit lang vertraulich auf ihren Nach bar, den General a. D., ein, welcher mehrmals ganz verwundert den Kopf schüttelte, dann aber zusagend nickte. Und als die Zeiger der Uhr immer näher dem Zeitpunkt rückten, wo das alte Jahr zur Rüste geht und ein neues beginnen soll, da erhob sich der alte Herr und verkündete der aufhorchen den Gesellschaft, daß er mit dem Glück wunsch« zum Jahreswechsel «inen sol chen verbinde für ein junges Paar, das sich heute zusammengefunden, um dai neue Jahr vereint begrüßen zu können: „Egon von Nauen und Fräulein Elly von Waldeck, Stieftochter unserer ver ehrten Gastgeberin." Bei d«m allgemeinen Trubrl, der sich Nim erhob, gewahrte Niemand die plötzliche Fassungslosigkeit deS Braut paares. Frau v. Waldeck war als erste auf dasselbe zugetreten und Elly hatte sich ihr zitternd an die Brust gewor fen. „O, ist's denn möglich, Mama?" Diese strich liebkosend über das er regte Gesichtchen. „Gottes Segen mit Dir, mein Liebling!" Dann reichte sie stumm dem jungin Manne die Hand. „Was soll das heißen, Frau v. Wal deck ?" fragie er leise, erregt. „Daß Sie mein Kind glücklich ma chen sollen, Egon! Lassen Sie die alten Geschichten begraben sein; ich habe mich geprüft und einsehen gelernt, daß die Jahre einen matt und schwer fällig machen, noch ein großes Glück zu tragen, der Jugend das Vor recht. Ich weiß, wie eS um Ihr Herz bestellt ist und möchte kein an deres Glück mehr, als mich in späteren Jahren an dem meines Kindes zu fon- Sie legte die Hand Elly's in die seine und überließ das junge Paar dem Jubel der Gratulanten. Als einige Stunden nachher die fest lichen Räume sich geleert und die bei den zum ersten Male sich selbst über lassen in einer Fensternische Arm in Arm geschmiegt in flüsterndem Ge spräch weilten, stand Melanie von Wald«ck vor dem Bilde ihres Gatten. „An ein«m Sylvesterabend entrissest Du mir, wenn auch unbewußt, mein Glück, heute brachte ich es zum zweiten Male Deinem Kinde zum Opfer. Laß mich dadurch sühnen, wenn mein Herz Dir nicht jene Fülle von Liebe und Zärtlichkeit bieten konnte, die Du ver langen durftest. Bitte den Herrn, daß er mein Opfer segne und Dein Kind so glücklich mache, wie ihr liebes Herz es Neujahr i» Petersburg. Herrliche Schlittenbahn, weiße Dä cher, in Krystall verwandelte Bäume, fester Frost und Troikasahrt das muß der Petersburger haben, um srohgelaunt das neue Jahr zu feiern. Der Russe ist im Allgemeinen der Ein samkeit abhold; ihn zieht es hinaus, wo Lust und Frohsinn herrscht, wo Menschen sich zu Menschen finden. Die Clubs vermögen am Sylvester aufzunehmen, die ein Vivat dem neuen Jahr ausbringen wollen. Viele suchen auch die außerhalb gelegenen sashio nablen Restaurants auf, die alles auf bieten, den Aufenthalt angenehm und die Taschen leichter zu machen. Viel ungezwungener und viel billiger gestal tet sich d«r Empfang des neuen Jahres in dem Wintergarten „Aquarium". eine Programm - Nummer die an dere, bis zuletzt die dunkeläugigen Zi geunerinnen ihre originellen Weisen ertönen lassen. Punkt 12 Uhr beglück wünscht der Restaurateur seine „lie- Entzückende Gespanne sausen den Newskij Prospekt und die großeMors kaja entlang. In kostbare Pelze ge hüllt, daS Bärenfell fest um die Knie gespannt, eilt die vornehme W«lt, sich die üblichen Neujahrswünsch« zu über mitteln. Ein buntes Bild bietet der EinAusweg. »Ihr Portrait, gnädige Frau, scheint mir nicht gelingen zu wollen! . . .Dürft' ich statt dessen vielleicht ein Sonett auf Sie dichten?!" Meteors- Logik. «Na,. Herr Professor! Aber heut' ha! das Wetter wieder gefoppt! .Bestän dig" haben Sie prophezeit, und jetzt »e«net'S..." Wittwentraner. Es ist eine bekannte culturgeschicht lich« Thatsach«, daß gerade bei den Völkern primitivster Cultur die Ehe oft am heiligsten gehalten wird. Al lerdings äußert sich di« Heilighaltung häufig in Gebräuchen, die uns als roh und unsittlich erscheinen, und gründet sich zumeist auf ein unwürdiges Ab hängigkeitsverhältniß der Frau von der Willkür des Mannes, aber es muß Verfeinerung d«r Sitten und trotz d«r Verbesserung der socialen Stellung der Frau die Schätzung der Ehe als tiner unantastbaren und unlöslichen Verbindung zweier Menschen überall mit der Fortbildung der Cultur nach gelassen hat. Der sichtbarste Bew«is 'st die Erleichterung der Ehescheidung. Culturgeschichtlich ab«r w«it interes santer sind die verschiedenen Gebräuche l'.nd Satzungen der Wittwentrauer, schon weil si« eine V«rgleichung unter allen Völkern der Erde zulassen, auch unter den uncultivirksten, denen die Ehescheidung al» rechtliches Institut Das höchste Opfer, das eine Frau ihrem verstorbenen Manne bringen kann, ist, daß si« ihm in den Tod folgt. Wi« sie ihm auf Erden eine treue Ge fährtin und ergebene Dienerin war, so will sie ihm auch im Jenseits zur Seite stehen. Der Selbstmord als Ausdruck der Wittwentrauer ist bei einigen Volksstämmen noch heute Sitte. Na mentlich kxi den Indern, bei denen der religiöse Fanatismus seine besondere Form in Selbsttödtungen und Selbst «ine Ehrenpflicht der Wittwe, sich an der Bahre ihres verstorbenen Mannes zu tödten. Und gern und freudig gehen die Wittwen in den selbstbestimmten Tod. Derselbe Brauch war bis vor gar nicht langer Zeit auch in China allgemein. Die Chinesinnen suchten noch besonders qualvolle Todesarten aus. Äe ließen sich erhängen, kceuzi xen, sogar d«r langsame Hung«rtod er schien ihnen als der aufrichtigste Aus druck deS tiefsten Schmerzes. Auch bei den indianischen Stämmen Amerika'S und bei den Australneg«rn ist derWitt wenselbstmord bekannt, an seine Stelle tritt dort aber meist der rohere Brauch der Wittwenverbrennung und des Le bendigbegrab«ns der Wittwen. Eine eigenthümliche Art d«rWittwentödtung herrscht bei den Dahomey. Wenn dort ein vornehmer Mann stirbt, dann töd wird erzählt, daß bei dem Tod« eines d«r letzten Könige von Dahom«y sich auf diese Weise nicht weniger als zwei hundertundachtzig Frauen getödtet ha ben. Die Sitte der Wittwenverbrennung, des Suttiismus, beruht auf dem Ge danken, dem Geiste des Verstorbenen durch ein Sühnopser die Ausnahme im Jenseits zu erleichtern. Mit der Wittwe zugleich wurden oft die Skla- Völkern der W«lt einmal üblich. Von halten. Aus der germanischen Mytho logie ist das bekannteste Beispiel das der Briinhilde. An die Stelle des Berbrennens trat oft das Lebendigbegraben. Aus In der H»imath fortbleibt und deshalb für todt erklärt wird. In sonderbarer Weise hatte sich die Wittwentödtung bei den Korsen ent dünkend« Fiction, die Wittwe sei die Mörderin ihres Mannes. Und der Mörder war schon nach dem Gesetze der Blutrache d«m Tode verfallin. Später wurde auch b«i natürlich«m Tode des Man ies die Wittwe als seine vermeintlich« Mörderin getödt«t. Nach Abschaffung der- Wittwentödtung wurde di« korsisch« Wittwe beim Tode ihres Mannes —> ebenfalls unter der Annahme, sie sei am Tode ihres Man nes schuld mit Prügel bestraft. Noch aus dem Jahre 1743 wird uns ein Fall gemeldet, in dem eine korsische Wittw« ixim Tode ihres Mannes ge prügelt worden ist. Mit derselben Be- und später di« Behandlung der Wittiven auf Madagaskar erklärt. Dort wurde die Wittwe nicht nur ge >--übt und aus ihrer Heimäth ver stoßen. Wo die thatsächliche Wittwentödtung mit der L«ich« d«s Eh«manni «ine Pa pierpupp«, die s«in« Wittw« darst«llen soll, verbrannt. In Japan wird di« Wittwe jetzt dreimal um das Grab ihres ManneS geführt. Aehnlich« Er- Die Abschaffung des grausamen Brauches der Wittwentödtung geschah entweder unter fremdem Einfluß, na sich äußerte. Viel hat allerdings zur Abschaffung d«r Wittwentödtung auch der Mangel an Frauen beigetragen, der Macht gilt für so groß, daß sie selbst Völker verschieden. In Afrika sind gerlich« Gesktzbuch hat die Frist auf zehn Monate verkürzt. Die Rücksicht auf den Familienstand ist dem moder meiften Wiederverheirathungen von Wittnxn die gesetzlich vorgeschriebene Frist erheblich verlängert wird. Moderne Kinder. stähle mit Glück und Geschick bis eines Aber gerade diese Bemerkung trisst ja den Kern der Sache. Wäre die That sache, daß Kinder in diesem Jahre iragödi« las, durch die ehrliche und «chtungswerthe Eltern in tiefen Kum- Worte wieder in den Sinn, die mir bei Gelegenheit meiner Ausführungen über die moderne Erziehung zum LuxuS ein biederer Pastor vom Lande schrieb. „Bleiben Sie nicht nur an der Oberfläche, werther Herr," meint« er, dringen Sie tiefer. Weit schäd licher noch, als die Erziehung zur Em pfänglichkeit für äußeren Tand ist die von vielen Eltern heut geübte Methode, den Kindern die Kindlichheit zu rau ben und systematisch dahin zu wirken, daß viel zu früh auS Kindern Leute werden." Der Herr Pfarrer knüpfte daran noch eine Reihe Und noch eine andere Aeußerung kam mir in den Sinn ... Eine zärtliche Mutter klagte mir neulich ihr Leid, daß sie sich vergebens den Kopf zer breche, womit sie zu Weihnachten ihren beiden Kindern eine rechte Freud« machen könnte. linge?" fragte ich. „D«r Junge acht, das Mädel n«un Jahre." „Na aber! Da ist die Wahl doch leicht. In diesem Alter bereitet den Kindern doch alles Freude." Da macht« die Frau Mama ein sehr bar stolzes Gesicht. „O nein," sagte sie überlegen. „Da irren Sie... Meinen Kindern nicht, Das war sicherlich ein« der Mütter nach jenes Herrn Pastors Sinn. Und ich bin überzeugt, daß sie noch heute ge- Verständniß für die Vortrefflichkeit ihrer Sprößlinge gestoßen zu sein, ja vielleicht in meinen Mienen eher etwas wie gelindes Mitleid mit ihr und d«n Kleinen entdeckt zu haben. Ich schließe mich den Ansichten d:S wackeren Landgeistlichen, der es in sei ner Art ja gewiß ehrlich und gut nen Ammenmärchen päppeln, nicht die Furcht vor'm schwarzen Mann und ähnlichen Gespenstern in ihnen groß ziehen und geh«n, man soll bestrebt sein, ihren G«ist frühzeitig zu klären und zu heben, ihren Sinn von den Illusionen der Kindheit ab und all mählich dem Leben zuzulenken. Aber ich glaube, kein einsichtiger Mensch kann diese Thatsache verkennen es gehört ein ungemein seines Empfinden, eine außergewöhnliche Lebenserfah rung und geistige Klarheit dazu, um hie: die richtige Grenze inne zu halten und die drohenden Klippen zu vermei den. Wie oft muh man erkennen, daß gerade die sogenannten „klugen" Kin der nicht di« „besten" sind, daß gerade die Aufgeweckten auch allerlei aufge weckte verderbliche Triebe und Charak tereigenschaften besitzen, und was die als „frühreif" Gepriesenen bedeuten, Aber es giebt leider Eltern Und sie mehren sich heutzutage in überra schender Zahl die ihre Kinder gar nicht frühzeitig genug .reif" machen können, die die vornehmst« Aufgabe ihrer Erziehung darin erblicken, alles aus Kopf und Sinn des Kindes zu bannen, was kindlich oder kindisch ist, die sich schämen, wenn Bubi oder Baby eine naive Antwort giebt, bei jeder Schnoddrigkeit und vorwitzigen Be merkung aber vor Entzücken in die Hände klatschen. Auf diese „Herren Eltern" nun möcht« ich d«s Pfarrers Wort« münzen. Sie halten die Grenze nicht inne, sie verderben das Kind, anstatt es weise zu erziehen, man kann mitFug undßecht von ihnen behaupten „und wissen nicht, was sie thun." «nslchttkarten vor luv Jahre«. In d«r That waren die Ansichts karten vor genau lOVJahren schon ein mal Mode, mit txm Unterschied nur, baß sie nicht zugleich Postkarten waren sich Karten mit den Symbolen seines Standes und Gewerbes anschaffen können? aber auch Karten mit Ansich ten der Denkmäler und Kunstschätz« von Rom waren zu haben und wurden hauptsächlich von den Fremden ge kaust. Solche Karten boten G«legen heit zu manchem mehr oder minder geistreichen Scherz. Unser Gewährs mann hatte, so schreibt die K. Ztg., ei nen Bekannten in Rom, der nie eine Besuchskarte abgab, ohne einen tiefe ren Sinn mit der Auswahl der Ab bildung zu verbinden; so ließ er bei einer alten Schachtel eine Karte mit der Ansicht ein«r vom Zahn der Zeit benagten Ruine zurück, bei einem sehr trinkfesten Monsignore die Ansicht der Ripa Grande mit den dort ankernden Weinschiffen usw. Von einem Geist lichen in Girgenti erzählt derselbe Rei sende, daß er auf seiner Besuchskarte sämmtliche Alterthümer d«r antiken Griechenstadt dargestellt hatte. Viel fach wurde der Brauch der illuftrirten Besuchskarte auch später noch von Künstlern «ingehalten. D«r um die Mitte des 19. Jahrhundert! in Rom ansässige niederrheinische Maler Franz Nadorst führte z. B. Besuchskarten, die eine von ihm selbst radirte Ansicht der Piazza Barb«rini mit seiner Woh nung im Hintergrunde zeigte Elegantes Briefpapier. Vor Allem b«kund«t die Pariser Damenwelt seit Jahren eine ausze sproch«ne Vorliebe für schönes Brief» Papier, und die LuxuSpapier - Indu strie steht daher in Frankreich in gro ßer Blüthe. Aber auch in Deutschland hat sich das Kunstgewerbe längst auf diesem Felde bethätigt. Für unsere Leserinnen ist es gewiß interessant, et was über die neuesten Erscheinungen in Phantasiepapieren zu hören. ES wird darüber geschrieben: Mit Entzücken verweilt das Aug« auf den fein ausgeführten holden Frauenköpfen der Antike, der Renais sance- und Empirezeit, wie der allerneuesten SecessionSepoche, die in Hoch- und Flachrelief, in lebenswah ren Farben oder in Bronze- und Sil berprägung die Bogen zieren. E5 muß zur Ehre der ihr Talent in den Dienst dieses Industriezweiges stellen den Künstler constatirt werden, daß nur in seltenen Ausnahmen die Cou verts denselben Schmuck ausweisen wie die Briefbogen. WaS auf dem Bogen sehr hübsch und geschmackvoll wirkt, würde, wenn ei auf der Envelope prangt, geradezu als Geschmacksverir rung zu bezeichnen sein. Die Umschlä ge der mit reizenden Mädchenköpfen und oft mit ganzen kleinen Gemälden versehenen feineren Bogen stimmen mit diesen denn auch nur in der Farbe und Beschaffenheit de» Papiers überein. und haben allerhöchstens die gleiche Randverzierung. Bon sehr vorneh mer Mrkung ist vor allem ein hell rehfarbenes Glacepapier, dessen Bo gen in der oberen linken Ecke in Bron ze-Relief ein von langem Lockenhaar umwalltes Frauenantlitz mit exquisi ten Zügen zeigt, das von einem Blü thenkranz in Silberprägung umgeben ist. Fast noch hübscher könnte man ein graublaues Papier finden. Ein lieblicher Bronze-Mädch«ntopf mit ei nem silbernen Stern über den Stirn locken hebt sich von tief azurblauem Email - Oval, das zur Hälfte von ei ner silbernen Mondsich«! eingefaßt ist, recht esfectvoll ab. Höchst eigenartig und sehr schön ist ein mit „Fetischpa pier" bezeichnetes Erzeugniß der ideen reichen Pariser. Bogen und Couveris sind aus starkem hell-grünlichem Pa pier herstellt, das die Struktur eines porphyrartigen Minerals copirt. Auf dem oberen Theil des BogenS nimmt ein wie ein Firmenschild geformtes Ornament die ganze Breite ein. An jedem Ende des zollbreiten Streifens bildet ein täuschend nachgeahmter Kri schen Gemmen sieht, den Abschluß. Lande deS Nils auch als Amulette ge rung der Enveloppe zu bemerken. Wirkliche Kunstwerke repräfentiren große Bogen aus kräftigem, elfenbein- Galerie schöner Frauenköpse in Äqua relldruck auf. Es sind hellenischeSchön heiten im Peplum mit altgriechischen Coisfuren. Sehr <°n sind ge stofs gefüttert und zeigen ein ganz schmales erhabenes Rändchen in etwas dunklerer Farbe oder in Bronze und derartiges Papier in hell goldbräunli cher Farbe. Auch in Gestalt von Her kulanischen und egyptisch«n Papyrus- D«r frühere Kanonier ausßamberz, mehr selbstverfaßte Gedichte. Ich schlag das Glas in Scherben, Meine Baarschaft ist zehn Pfennig. Ünnöth"ige Sorge. Herr Maier (dem seine Gattin endlich nach zwölfjähriger Ehe ein Knäblein schenkt): Gott sei Wie froh ausstirbt. G v K heißt Kerl gerade so wie ich." Erschöpfende Aus kunft. Anfrage an das AuSkunftS mit A. E. Schwindler steht?" Ant bereits!" Gemüthlich. Madame (die plötzlich die Thür geöffnet hat, em pört): .Wie, Sie horchen hier, Ma rie?" Dienstmädchen: „Ja; aber be ruhigen Sie sich, Madame... ich bin verschwiegen!"