Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 25, 1902, Page 6, Image 6

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    6 Stille Nacht, heilige Nacht!
In Mozart's Heimath, im Salz
burgischen Lande, ist Text und Melo
die des volkNhümlichsten deutschen
Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige
Nacht!" entstanden, und ein Hauch
Mozart'scher Schlichtheit und Lieb
wehen, die am 24. December 1818
bei der Christmette in der Sankt Ni
kolai - Pfarrkirche zu Oberndorf bei
Salzburg zum ersten Mal ertönte.
Oberndorf ist ein Markt von etwa
2(XO Einwohnern und hat an Gasthö
fen und Privatwohnungen leinen
Mangel. „Offener", d. h, frisch vom
Fasse gezapfter, unverfälschter und
daher gut bekömmlicher Tiroler Wein
und schmackhaftes Salzburger Bier
bilden den Hauptvorrath des Kellers,
und eine Table d'hote mit ihren kuli
narischen Genüssen ist dort noch unbe
kannt. Freundlich wird geliefert, was
die Küche irgend vermag, und Quar
tier und Kost billig berechnet. Frei
lich, wenn man einen landschaftlichen
Fernblick sucht, muß man zu dem in
zehn Minuten bequem zu ersteigenden
Oberland „Maria - Bühel" hinau'ye-
Hen, um dessen stattliche Wallfahrts
kirche die jungen Burschen aus ihren
kräftigen Rossen alljährlich den be
rühmten Sankt Leonhards-Ritt ma
chen Die Aussicht von den fruchtba
ren Almen Maria - Bühels stromauf
wärts, über die Festung Hohensalz
burg bis zu den Bergesriesen bei Hal-
Franz ZcaverGruber.
lein und Berchtesgaden, gehört zu den
schönsten, die mit so geringer, kaum
nennenswerther Mühe gewonnen wer
den können. Oberndorf unmittelbar
gegen über und mit ihm durch eine
lange Holzbrücke verbunden liegt hart
an dem linlen Ufer der Salzach das
bayrische Städtchen Laufen. Haltestelle
der Staatseisenbahn nach Tittmoning.
Oberndorf war bis zum Jahre 1816
nur eine Vorstadt von Lausen. Durch
den Vertrag vom 14. April 1816 kam
das Salzburgische Land zwar wieder
on Oesterreich, aber mit Verlust des
gesammten linls von der Saalach und
die Stadt Laufen - Oberndorf ent
zweigerissen: das lintsufrige Laufen
blieb bayrisch, das rechtsufrige Obern
dorf ward österreichisch.
Die politischen Gegensätze zwischen
Bayern und Oesterreich, die man
ols Joseph Franz Mohr, der Dichter
von „Stille Nacht, heilige Nacht!" im
September 1817 zum Hilfspriester
Als Sohn des Musketiers Franz
renen Schoiber, wurde Joseph Franz
Mohr am 11. December 1732 in der
Stadt Salzburg geboren. Die Gym-
DaLSchulhausinArns
d v r f.
dirte Joseph Mohr auf dem Benedik
gifchen Fakultät zu Salzburg. Am 21.
August 1816 wurde er zum Priester
geweiht, und Tags darauf erhielt er
schon das Anstellungsdekret als Hilfs
priester an der großen Gebirgspsarre
gau wurde bald für feine Gesundheit
nachtheilig, und schon im August 1817
mußte er sich in das Priesterhaus zu
so weit hergestellt, daß er die Hilss
priesterstelle in Oberndorf antreten
Pfarre in Hintersee als erstes selbst
te Mohr fast voll/ zehn Jahre? Am
4. März 1837 als Vikar
ach das Dörfchen Arnsdorf, an dessen
1837 enthüllte Marmortafel mit der
vergoldeten Inschrift prangt:
Stille Nacht, heilige Nacht!
' 1818—1837.
Ja, der Dorfschullehrer Franz
Xaver Gruber, Organist an der Lieb
frauenkirch« zu Arnsdorf und an der
Sankt Nikolai -Pfarrkirche zu Obern
liede des ihm befreundeten Hilsspre
digers Joseph schlichte, ein
die Lausbahn als Dorfschullehrer.
Schon am 12. November 18V7 wurde
er durch den Abt Nikolaus deS Zwei
niie Joseph Mohr ihm am 24. Decem
ber 1818 den erst soeben gedichteten
Text von,, Stille Nacht, heilige Nacht!"
überbrachte, wie er selbst das Lied so
fort in Musik setzte und noch in der
Christmette zu Mitternacht desselben
Tages in der Sankt Nikolai - Pfarr
kirche zu Oberndorf der versammelten
Gemeinde vortrug.
Das Geburtshaus Grubers inHoch
burg, ein ärmliches, altes, niedriges
fache Tafel gekennzeichnet, und am 6.
September 1901 wurde ebenfalls in
Hochburg noch ein anderes Gruber
ter Inschrift.
Schulhaus ist noch heute unverändert
so wie zu Grubers Zeiten erhalten.
» » «
Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Stille Nacht, heilige Nacht!
Christ, der Retter, ist da.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, 0 wie lacht
Lieb' aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund',
Christ, in deiner Geburt!
Joseph Mohr.
Unter Modernen.
Edgar WernerZ" —„Ja, kennst Du
freuen!"
Ländliche Sparsamkeit.
Herr Wirth, Si«
in's Freie sehen!" Landwirth: .Ne«,
kleinen Nachlaß Bildcher?"
Die Bregenzcrwaldbah«.
Die im September eröffnete Bregen
zerwaldbahn erschließt den Natur
freunden und Touristen mühelos ein
reizendes AusslugSgebiet, dessen Cha
rakter sich von der Anmuth eines grü
nen Hügellandes bis zu alpiner Groß
artigkeit steigert. Die Bahn beginnt
am Bahnhof Bregenz und endet in
der Richtung täglich drei Züge, und
die Fahrzeit Bregenz - Bezau beträgt
2 Stunden 5 Minuten. Unsere Ab
bildungen geben eine gute Anschau
ung von den zum Theil ganz hervor
ragenden Kunstbauten auf der neuen
Bahnbrücke wie von dem Charakter
der Landschaft und der freundlichen
Luftkurort Schwarzen
berg.
Ortschaften des Bregenzerwaldes, den
seine Bewohner, die „Wälder, kurz
weg den „Wald" nennen. Er umfaßt
das Quellgebiet der Bregenzer Ache im
Süden und Südosten von Bregenz,
eine rings von Bergketten umschlossene,
wald- und wiesenreiche Hochfläche, die
heiteren Dörfern belebt wird.
Man unterscheidet den .Vorder
wald" und den „Inner- oder Hinter
schwende und die heiteren Gelände von
Lingenau und HittiSau, zu letzterem
Egg und das weitere Gebiet von Beza»
stromaufwärts Mellau, Au, bis an
den Tannberg, der den romantischen
Thalabschluß des Bregenzerwaldes
bildet. Beide Theile sind nicht nur
thümlich etwa? verschieden. Der Vor
derwald ist heilerer, die Matten sind
lachender, die Gegend hat den Charak
beiStätionDoren.
die durch die Thalschlucht der Ache ge
bis in die Bergeinsamkeit von Schrö
cken sich entwickelt. Da die Hauptbe
schäftigung und Einnahmequelle die
Viehzucht ist, so ist der Feldbau wenig
entwickelt; daher auch überall diele
des „Waldes", Bezau.
Ein prächtiges Bild stellt sich unS
schon bald nach der Abfahrt bei der
Rothachbrllcke mit Tunnel in der Nähe
Bergen; bemerkenswerth ist der Via
dukt bei Egg. In diesem Orte fand
am 21 .September ein Volksfest statt
mit historischem Festzug, in dem die
Viadukt bei Egg.
Trachten, Sitten und Gebräuche oer
Vorfahren getreu zur Darstellung ge
bracht wurden, die sich eben wegen der
bisherigen Abgeschiedenheit des „Wal
des" vom großen Berkehr hier mehr
als anderwärts erhalten haben.
Das ZuterimSthcater in Stutt
gart.
Mitte October ist in der württem
bergischen Hauptstadt das sogenannte
„Jnterimstheater" eröffnet worden,
welches provisorisch die Stelle des im
Januar abgebrannten königlichen
schließen, wohl das Schauspielhaus
Das JnkerimStheater in
Stuttgart.
Opernhauses, allen Spielgattungen
Das Jnterimstheater ist ein solider,
und Sicherheit des Publikums. Das
UM Personen fassende Haus dürfte,
bei der Uebersichtlichleit seiner Anla
dung von Renaissancemotiven ist das
Haus im Putzstil erbaut und läßt
schon in seiner äußern Gliederung
kennen.
Schwankende Gestalten.
»>
Der kleine Michel: Schau,
Zukunftsbild.
Leutnant: „Um halb elf Uhr er
wartest Du mich mit Helm am Bahn
hof, verstanden!" Bursche: „Befehl,
Herr Leutnant!" Leutnant( nach einer
Stunde, am Bahnhof): „Na, Kerl, wo
hast Du denn meinen Helm!" Bursche:
.Nu, auf'm Koppe, Herr Leutnant!"
Mildernder Umstand.
„Recht nett! Anstatt meine Tochter
B l a s i r t.
' (hoch in den Lüften):
„Ein Gewitter zieht herauf wenn
jetzt der Blitz in den Ballon einschlü
ge!" Mitfahrende Dame: „Na, daS
wäre doch 'mal 'was Anderes!"
Im Wartezimmer des
Rechtsanwal ts.
Ich sitz in meinem stillen Mädchen-
Und denk an alt« längst vergangene
Zeilen
Wie alle jene einstigen Herrlichkeiten
Auf mich herniederschaun mit stum
men Fragen.
Erzähle mir von süßen Seligkeiten
Und von des Lebens Last, die du ge
tragen.
Ich lausche bang und schaue fremd um
her
Mein armes Herz, das klagt so trüb
und schwer
Wie ist der Raum so heimlich traut
und klein.
Und schloß doch meiner Jugend Sehn
sucht ein.
Die Sehnsucht, die so leuchtend rein
und groß,
schoß-
Sie war in meiner Seele still erglüht
Und dann in einer Nacht emporgeblüht
Zu jenen stirngeschmückten Himmels
weiten,
Die sich unendlich tief und dunkel
breiten.
Da hat sie angepocht in ihrer Qual
Und sank geblendet in das Erdenthal.
Hier irrte sie umher
Und blind - Verlasien
Starb sie im grauen Staub der dunk
len Gaffen.
« » »
Auf meinem kleinen Tisch die Lampe
Ihr matter Schein fällt bleich auf
meine Hände,
Die sind so welk und alt,
Und alles um mich her ist todt und
kalt.
Vor meinem Fenster lauscht die weiche
Nacht
Ein leises Raunen geht durch alle
Bäume
Und in der Stille wehen leis und sacht
Die alten, längstvergessenen Jugend-
Der «eue Hut.
Wenn Madame plötzlich wieder auf
fleht, erregt Licht macht, sich barfuß
vor den Spiegel stellt und unbe-
ist sie für diese Saison im Gro
ßen und Ganzen mit ihrem SchiZsal
ausgesöhnt, und mit einem leisen
Seufzer des Entzückens schläft sie nach
her ein. Nein, sie schläft nichj ein, son
dern dreht sich nach der andren Seite
und beginnt ernsthaft nachzudenken,
was sie nun alles, des neuen Hutes
wegen, eigentlich braucht. Eigentlich,
denn mit Herzklopfen gesteht sie sich
flüsternd die Summe, die der neue Hut
gekostet hat. Aber da hört sie das
„Frou-Frou" der seidenen Röcke, das
Rascheln zarter, gelber Spitzen und
denkt sich als Krönung den neuen Hut
ach, wenn sie nur Geld hätte!
Nun sind aber ihre Gedanken wieder
bei ihm, dem neuen Hut; er nimmt sie
ganz in seinen Bann, und mit glückli
chem Lächeln schläft sie dann endlich
aufgestanden ist und sich vor den Spie
gel gestellt hat, nur um zu sehen, ob sie
der Hut wirklich nicht kleide, ob er sie
wirklich zu alt mache. Seitdem er da
mals im Schaufenster erschien, krankte
ihr Herz nach ihm; sie hat ihn geliebt
bis heute, da endlich der ersehnt« Au
genblick kam und sie ihn vor dem Spie
gel der Modistin aufprobirte. Und mit
Erbleichen und Wehqefühl empfand sie,
daß dieser entzückende Hut nicht für sie
geschaffen sei. Entweder ist sie schon
zu alt. zu hä ... häßlich,
oder .... ? Oder, sie muß sich eine an
dere Frisur machen! Und dieser Ge
danke elektrisirt, sie setzt sich vor den
und beginnt ihre Haarsträhnen zu rö
sten, bis sie denkt, für den neuen Hut
die nöthige Tortur durchgemacht zu
geändert" werden. Sitzt der Stachel
zu tief im Herzen, macht sie sich selbst
gleich daran und trennt wenigstens
Schleifen, Schnallen und Federn ab,
probirt das leere Gestell, macht den
Versuch, es selber zu schmücken, und
giebt es schluchzend wieder auf, um
morgen mit der Putzmacherin zu be
rathen.
Glücklich der Mann, auf den die
Schuld nicht abgewälzt werden kann,
wenn der neue Hut unkleidsam ist.
Einmal fällt ja jeder 'rein und geht
mV, um den Hut zu kaufen. Er thut
es aber nie wieder. Zumeist ist der
Mann ja der Ansicht, ein Hut, und vor
allen Dingen ein Winterhut, sei dazu
da. den Kopf vor Wittcrungseinflüffen
zu schützen. Der Thor! Im Laden der
Modistin wird er von dieser Ansicht
gründlich geheilt! Zunächst lernt er
erkennen, daß der Hut der Frau in er
ster Linie eine Art Kriegsschmuck sei,
etwas, das reizen, locken, demüthigen
und bezaubern soll. Und dann wird
ihm klar, daß dieser Schmuck nur ba
lanciren darf, entweder auf dem linken
oder rechten Ohr. hinten im Genick
oder vorn auf der Stirn. Ein Mann,
der einem Damenhut „praktische" Sei
ten abgewinnen will, sollte nicht heira
then, oder beim Einkauf gleichzeitig,
um sich zu trösten, einen praktischen
und einen unpraktischen Hut erstehen.
In ein Wespennest hat er gestochen,
wenn ihm etwa einfiele, zu äußern,
daß ein Hut auch „dauerhaft" sein
müsse seiner unmaßgeblichen Mei
nung nach und daß er fürchte, die
ses „Gedicht" da werde beim ersten
Windstoß fortfliegen.
War das „liebende Kind" aber „ver
ständig" und stimmte, nach erregtem
Flüstern, dann selber für den Ankauf
einer Bedeckung, die de! Mannes
stellung von einem Hut nicht gämlich
widersprach, so wird er daheim Kit!»
dafür Dann ist der^neu^^
ich mir viel Aerger ersparen können."
Bei der Untersuchung.
Arzt: Wir werden vor allem für
schwer ist wohl Ihre Tochter, Herr
Commerzienrath?
Cpinmerzienrath: 2<XZ,<XX) Mark
kriegt sie mit!
Appetitlich.
le Ihnen schön für den Kaffee, und
der Kuchen hat vorzüglich ge
schmeckt!"
dran!"
Uebertrumpft.
„Mein Isidor hat kürzlich 'n
Witz gemacht und ihn an ein Witzblatt
eingeschickt. Was sagen Sie, so 'n
Honorar! Per Wort eine Mark hat er
sagt. Zehn Mark hat jedes Wort
gekostet."
Zerstreut.
.. Mein Adel ist uralt. Mein»
zügen betheiligt!" „So, so! !v^t
Rücksichtsvoll.
..Wart'S doch Azill erst nach»
Verlockend. Alte Jungfer:
.Ich möchte Criminalpolizistin fein."
.So. glaubst Du, Dir da einen
I?!ann einfangen zu können?"