Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 06, 1902, Page 6, Image 7

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    6 Der neue Themse - Tnunel.
Greenwich ist eine Vorstadt Lon
dons, unterhalb der Hauptstadt am
südlichen Themse - Ufer (7 Meilen von
London - Bridge) und auf der West
feite völlig mit der Metropole verwach
sen. ES ist weltberühmt durch sein
großartiges ehemaliges Seemannsho»
spital für invalide Seeleute und durch
die Nationalsternwarte, von der aus
täglich zweimal, um 10 und um 1 Uhr,
die „Greenwicher Zeit" nach allenThei
len des britischen Reiches telegraphirt
wird. Auch ziehen über diese Stern
ivarte die Engländer und nach ihrem
Vorgänge die Seekarten überhaupt ih
ren Meridian, d. h. sie rechnen von
dem Punkt aus, wo das Mittagsfern
rohr des Observatoriums steht, die
geographischen Längen der Erdober-
Tunnelthurm auf der
Greenwicher Seite,
anderen Ufer der Themse Millwall,
und zwischen diesen beiden Orten ist
nun eine Verbindung unter dem Fluh
bett der Themse weg durch einen am
4. August dem allgemeinen Verkehr
iibergebenenTunnel hergestellt worden.
Der älteste unter den Unterwasser
tunnels, die London außerdem auf
zuweisen hat, ist der erste Themse
tunnel, in den Jahren 1825 bis
1841 von Jsambert Brunei ausge
führt, der zwei Röhren enthält und
anfangs für zwei Fahrstraßen be
stimmt war, bis er später sür zwei
Eisenbahngeleise eingerichtet wurde.
Z.870 wurde ein kleinerer Tunnel
(Tower Subway) für Personenverkehr
beim Tunnel erbaut; 1892 begann
man mit dem Bau des vor zwei Jah
ren eröffneten Blackwell- Straßen-
oberhalb der London- und Waterloo
drücke hergestellt. Auch Wapping, der
zur Grafschaft Middlesex gehörende
östliche Stadttheil Londons, im Sü
den der Docks, steht mit Rotherhithe
fetunnels zwischen Greenwich und
Millwall ist seitens des Londoner
Graffchaftsrathes nach dreijähriger
Arbeit mit einem Kostenaufwand
von nahezu P 625.000 hergestellt wor
acht Monate in Anspruch. Auf jeder
Seite des Flusses gelangt man in ei
nem oben durch eineKuppel abgeschlos
senen Thurm, der im Innern einen
elektrischen Fahrstuhl und eine Wen
delreppe hat, zum Tunnel. Die Skiz
ze 1 unserer Abbildung zeigt den
Thurm auf der Greenwicher Seite,
in der Nähe des Ship - Hotels. Der
Tunnel kreuzt die Themse in schräger
Richtung. Er mißt 1217 Fuß in der
D
Elektrischer Auszug.
Länge, 11 Fuß im Durchmesser und
befindet sich 60 Fuß unter dem Hoch
wasserspiegel, bezw. 13 Fuß unter
dem Flußbett. Skizze 2 stellt emen
gänge des Tunnels dar. Die beiden
Aupelthiirme haben je 35 Fuß Durch
messer. Kiizze 3 zeigt den eleltri
schen Aufzug, während Skizze 4 end
lich eine Durchschnittsansicht des
Tunnels giebt, der ein technisches Mei
sterwerl darstellt und nach dem bereits
bei verschiedenen Unterwassertunnels
bewährten Verfahren von Greathead
ausgeführt worden ist. Dabei wird
die kreisrunde Tunnelröhre aus eiser
nen, segmentweise zusamengeschraub
ten und innen mit Cementmörtel ver-
kleideten Ringen gebildet. Am je
weiligen vorderen Ende („vor Ort")
der Arbeitsstrecke umgiebt die fertige
Röhre ein nur wenig weiteres Röh-
Jm Tunnel.
unter die fertige Röhe um einen Rinz
zu verlängern. Damit dies geschehen
breiiger Beschaffenheit durch ein Bo
denrohr mittels der Druckluft hinaus
drücken. Der Zwischenraum zwischen
Vaterl t e b e.
Der Jägerbauer hat einen kolossalen
Stolz auf seinen Hansl, der in der
ganzenSchule derGescheidteste ist. Mit
Unruhe und Eifersucht wacht er darü
ber, daß es feinem Sone keiner nach-
oder gar zuvorthue. Da hört er ein
mal am Sonntag im Wirthshausgar
ten den Herrn Lehrer an der Hand ei
nes Zeitungsartikels einen populären
Vortrag über ein neues Patent halten,
das ein Fabrikbesitzer in der Nachbar
schaft bekommen hat. Ganz erfüllt
von Eifer und Drang, endlich die
ewige Sorge um die Vorherrschaft sei
nes Jungen loszuwerden, nimmt er
bei Gelegenheit den Lehrer auf die
Seite und fragt mit begieriger Ge»
heimthuerei: „Ha, Herr Lehrer, wia
waar' iatzt dös, kunnt i mir denn net
mein' Hansl aa' patentir'n lassen?"
Modern.
Stroach!"
„Arbat'n? Dös giebts fcho lang
nimmer! Der Ernteurlaub is bloß
desweg'n da, damit an Löhnung und
Verpflegungskosten g'jpart werd!"
Kunstausstellung in Turin.
Die in Turin veranstaltete Ausstel
lung d«r modernen dekorativen Kunst
b«sri«dig«nd«n finanziell«n Erfolg. D«r
Ausst«llungsplatz ist der Nuovo Giar
dinv Public» unmittelbar links des
Po im Südosten d«r Hauptstadt Pie
mvnis. Gewöhnlich heißt der Park
EingangzurbelgischenAb
theilung.
Giardino Valentio nach dem Im Jah
re 1650 erbauten Castello del Valen
seine schöne Gemahlin ihre Hochzeit
stierten; heute ist in dem Schlosse die
Polytechnische Schul« untergebracht.
Grabkirche des Hauses Savoyen.
In d«r Verlängerung des Corso
Rafaello liegt der Haupteingong, der
wird, die an den Baustil der alten As-
Ausstellungspark «rh«bt sich d«m Ein
gangsportal geg«nüb«r das Denkmal
Pavillon der österreichi
schen Abtheilung,
des Prinzen Amadeus von Savoyen,
eingeräumt ist, die stets die Einrich
tung und D«korirung des ihr zug«sal-
D«r Central » Ehrensalon.
ten Möbel, der kostbaren Stickereien
und Textilarbeiter,, der Majolikagesä
ße, der Malereien ist außerordentlich
künstlerischer Ideen zu bewerthen. di«
sich hi«r «n«rgischinAusdruck verschafft
hat.
O<st«rr«ichs vor sich; n«b«n der belgi
schen Sektion erhebt sich auch der Pa
villon der schönen Künste. Südwärts
entspricht, sondern auch einen male
telalterlichen Dörfchen umgebene Ca
stello Medioevale gewährt, das ein
piemontesisches Feudalschloß au? dem
15. Jahrhundert veranschaulicht und
eine sehenswerthe Reliquie der Esposi
zione Generale Jtaliana des Jahres
1884 ist. Darüber hinaus schweift
daS Auge bis zur Kuppel d-rSuperga.
EttvaS südlicher lockt die Automobil
die durchaus in modernem Stil durch
keführt« Villa, die Oesterreich als
ziemlich umfangreiche» AuSstellungS
ziösen Frauengestalten umgeben ist,
die seine Nebenflüsse verkörpern. Mit
Eintritt der Dämmerung wird die
Fontäne nicht selten elektrisch beleuch-
tet. Auch die Bureaus des Ausstel
sich an dem glatten Spiegel eines Gon
delteichs erhebt. Außerdem finden sich
hier «in« Oel- und Weinausstellung,
«in« photographisch« Ausstellung, di«
ähnliche Veranstaltungen vor, die in
struktive Zivecke verfolgen oder zur
Unterhaltung von Jung und Akt bei
tragen.
Kursürfien-Denkmal zu Herford.
schen Stadt Herford hinzugekommen,
das am 26. September, dem 250. Jah
restag der Besitzergreifung der bis da
den Großen Kurfürsten, enthüllt ward.
Das Denkmal, ein Werk des Bildhau
ers H. Wefing in Berlin, steht auf dem
Granit. In die Stirnseite dieses Fuß-
Inschrift: .26. September 1652 26.
Denkmal des Großen Kur
fürsten in Herford.
September 1902. Herford 230 Jahre
brandenburgs geschmückt.
In der ehernen Monumentalstatue,
die sich auf dem granitenen Sockel er
hebt, hat der Künstler den Großen
Kurfürsten in seiner vollen, noch ju
gendlichen Manneskraft im 33. Le
bensjahre, zur Zeit der Besitzergreifung
Herfords, dargestellt: das Haupt noch
vom langen natürlichen Lockenhaar
umwallt, das unter dem breitkrämpi
gen, weichen Federhut hervorquillt und
bis weit auf die Schultern herabfällt.
Die kraftvolle, stattliche Gestalt, in die
Tracht seiner Zeit gekleidet, den herme
linbefetzten Kurfürstenmantel über
Schultern und Rücken geworfen, steht
fest, im rechten Bein ruhend, in gebie
terischer Haltung da. Die Rechte setzt
er aus «in neben ihm ausragendesSlück
einer zinnengekrönten Stadtmauer,
durch das das feste Herford symbolifirt
wird, das er in Besitz nahm, und dessen
Wappen mit der altenDevis« der Stadt
„Mo H-rnsa" die Vorderseite dieses
Mauerstücks ziert. Mit d«r Linken hält
er den Griff des Deg«ns umfaßt, der
am breiten Schulterbandelier an der
Hüfte hängt.
Der beleidigte Hausherr.
Hausherr (zum Miether): »Na, Herr
Muntschel, Sie haben ja an Bub'n
denn taufen lassen?"
Muntschel: „Hermann Albert Lud
wig Viktor!"
Hausherr: „Was, gleich vier Namen
und i' als Hausbesitzer hab' mei' Pe
perl blos an' geben lassen! Vier Vor
namen, a' solche Protzerei! Und
mil'm Zinszahlen hapert's alleweil,
gelt! Wiss»n S' was, ab Ersten ist
Naalso!
A.: „Sie sollen von mir behauptet
haben, ich wäre ein Idiot ersten Ran
ges!"
V.: „Bitte sehr; von erstem Rang
war gar keine Rede!"
Gedächtmßkirchc aus dkm Schipkapaß.
des verwendeten Materials beruht.
Gedächtnißkirche auf dem
S ch i p k a p a ß.
aus Kasanlikthal nordwärts zie
hende Reisende durch den Glanz der
reichvergoldeten Dächer des „ruskij
Beim Hinansteigen Gedenklirche
aber tritt ihm die treffliche künstlerische
Durchführung aller Einzelheiten
wunderung im höchsten Grade. Die
russischen Künstler haben es in der
That verstanden, hier ein prächtiges
Wallfahrtsziel für die orthodoxe Chri
stenheit von der Donau weit hinaus
übertrofsen ist.
Die Einweihung der Gedächtnißkir
che bildete den Glanzpunkt der Jubilä-
Kai>tr - Wilhelm > Gcdiichtnißlhiirm.
Am 30. August d. I. wurde auf der
Schwedenschanze der infol-
Oessentlichkeit übergeben. Obwohl
das Projekt hierzu schon 1893 vorgele
gen hatte, war es doch erst möglich, den
Kaiser -Wilhelm -Gedächt
sicy das Reliefbildniß Kaiser Wilhelms
verkleidete Thürme vereinen sich bei et
wa 30 Meter Höhe gewölbeartig zu ei
ner überdachten von der
Thurms betragen etwa 60,000 Mark.
Kaiserin Z»sephine.
Es ist ein» seltsame Thatsache, daß
manche Frauen von königlichem und
kaiserlichem Rang trotz zahlloser Feh
ler, die ihnen anhaften, das Talent be
saßen. viele enthusiastische Freunde um
sich zu schaaren, von denen sie noch nach
ihrem Tode als Ideale der Tugend
und des Edelmuths gepriesen wurden.
Stanz besonders war dies der Fall in
Bezug auf Maria Stuart, Marie An
toinette und Josephine Beauharnais.
Seit einiger Zeit verbreitet sich.unter
den modernen Historikern und Schrift
stellern die Gepflogenheit, ein wenig
aufmerksamer nach authentischen Aus
zeichnungen über das Leben jener er
lauchten Vertreterinnen des schivachen
Geschlechts zu forschen und solche ver
gilbtenßlätter, die sich in größerer An
zahl als man ahnt, in den Staats
archiven befinden, sorgfältiger zu stu
diren, ehe sie ihr Urtheil bilden und der
Oeffentlichkeit übermitteln. Ganz
kürzlich sind in Paris Documente zu
Tage gefördert, deren Glaubwürdig
keit nicht bezweifelt werden kann, und
die Ausschluß geben über den wahren
Charakter und die Gesinnungen der
„armen, guten Josephine", wie die
erste Gemahlin des ehrgeizigen Corsen
gewöhnlich genannt wurde. Aus die
sen Papieren hat man ersehen, daß die
schöne Creolin. die so heißt es wört.
ficht einem 1846 erschienenen Da
men - Lexicon eine große edle
Seele besaß, für Napoleon von tieser,
rührender Liebe durchdrungen war,
als der gute Engel Frankreichs von
Millionen gesegnet wurde und durch
ihre Tugendhaftigkeit, Selbstvergessen
heit und ihren heiligen Pflichteifer die
allgemeine Bewunderung sich errang,
in Wahrheit eine herzlose, rassimrte
Kolette. ein falsches, ränkevolles, aus
schließlich auf ihr eigenes Wohl bedach
tes Weib gewesen ist, dem nur daran
lag, ein schwelgerisches, mit Liebes
tändeleien erfülltes Leben führen zu
können. Die große sittlich« Schwäche
der Kaiserin gestehen jedoch schon alle
neueren Conversations - Lexika zu, die
im übrigen aber, was z. B. den Um
stand, wie die Wittwe des guillotinir
ten Vicomte de Beauharnais den Ge
neral Bonaparte kennen lernte, noch
manche Unrichtigkeiten enthalten.
Man hat jetzt einige Briese aufgestö
bert. die zwischen Josephine und ihrem
„Freunde" Barras gewechselt wurden,
als sie gerade die Bekanntschaft ihres
nachmaligen kaiserlichen Gatten ge
macht hatte.
Die Vicomtesse war bekanntlich nach
der am 23. Juni 1794 erfolgten Hin
richtung ihres Mannes ebenfalls ver
haftet worden und verdankte es nur
der Katastrophe vom 9. Thermidor,
daß sie am Leben blieb. Als sie sich
mit ihren beiden Kindern, dem späte
ren Herzog Eugen von Leuchtenberg
und der nachherigen Königin Hortense
von Holland, so ziemlich vis-ü-v!« äs
rieu sah ihr consiscirtesEigenthum,
wurde ihr nur zum geringen Theil zu
rückerstattet entschloß sie sich kurzer
parte, den eben glanzvoll emporsteigen
den neuen Stern, durch ihre Reize zu
bestricken, um ihn zu veranlassen, ihr
«ine auskömmliche Rente auszusetzen.
So verließ sie denn eines Morgens, in
ein weißes Kreppgewand gehüllt (sie
sten Respekt einflößte.
lich sein kann. Sie müssen nämlich
wissen, daß der kleine Asse Bonaparte,
dem ich dieser Tage einen Besuch ab
rals/^
„Die Bürgerin Beauharnais ist zu
Hause," entgegnete der die Thür öff
nende „Officier"' (das Wort Bedienter
war abgeschafft.) „Kommen Sie
ner Schüsseln und eine Theekanne
ohne Henkel. Alt Wandschmuck diente
ein halbes Dutzend schlechter Gravüren
ren die Wände fast ganz von Spiegeln
fangreiches Bett, ein Toilettentisch,
eine >ierticke Cbaiselonaue und trei
pfing. Bald erschien denn auch die
Vicomtesse. Ihre Wangen zeigten jen«l
hochrothe Farbe, die keinem Rouge ihre
ficht zu.
Barras schildert die Wittwe Beauhar
suchen."
Barras hielt endlich sein Wort und
desgleichen Napoleon. Bei seinem
ihre letzten Tage verbrachte.
Vorsichtig.
Kunde: „Also das ist die Photogra
die Hand darauf?"
Heirathsvermittler: „Ich werd' sie
Ihnen nach und nach zeigen!"
Jlkustrlrtei» Citat.
NuS Düthes „Faust".
„Was heftet sich mein Blick auf dies«
Stelle? Mäschchen dort
Pietätvoll. „Die alte
Wirthschafterin pichelt Wohl daheim
ganz gehörig?" „Ja. seit ihr gelieb,
ter Franz vor langen Jahren gestorben,
hat sie sich den Franzbranntwein ana«.
wöhnt!" .. . .