IbeiMeb. Nomon von Reinbold Orlmanu. (8. Fortsetzung.) ' Anfänglich zwar hatten sie von «benfo nichtigen und gleichgiltigen Dingen geplaudert wie ihre Umge bung. Allgemach aber war ihr« Unter haltung ernsthafter geworden. Und als man einander „gesegnete Mahl z«it!" wünschte, fühlte sich Rolf von dem beglückenden Bewußtsein erfüllt, tiefen Einblick in die Schatzkammer ei ner ungewöhnlich zarten reichen „Auf gute Freundschaft also!" sagte «r, indem er seine Lippen auf die weiße, duftig« Haut ihr«r wohlgepfleg ten Rechten drückte. „Ich bin sehr glücklich, daß Sie mir nicht mehr zür nen." Sie erwiderte nichts; aber er fühlte den leichten Druck ihrer Finger, und «s verlangte ihn nicht nach einer noch deutlicheren Antwort. Aus dem gro ßen Musiksalon, der heute der tanzlu stigen Jugend zur Verfügung gestellt war, ertönten die lockenden Klänge ei nes Walzers. Und ohne zu fragen, ob «s ihr genehm s«i, führt« er sie dahin. Wenige Paare erst wirbelten über das spiegelblanke Parkett; aber die ganze Gesellschaft drängte bereits neu gierig heran. Und so tonnte es nicht fehlen, daß Rolf und Else allgemeine Aufmerksamkeit «rregten. D«nn wi« «r all« anderen anwesenden Herren um «in Beträchtliches überragte, so stellte Elses Schönheit selbst die hübschesten Gesichter und die biegsamsten Gestalten in den Schatten. Und so wie sie aussahen, tanzten sie auch. Mit einem Feuer und einer Ausdauer, die die Bewunderung der Zuschauer hervorriefen, flogen sie un ermüdlich Brust an Brust dahin, ohne daß ihre Wangen sich höher zu färben und ihre Athemzüge sich zu beschleuni gen schienen. Immer weicher, immer hingebender schmiegte Else sich in den Arm ihres Tänzers. Ihre rosigen Lippen öffneten sich leicht, so daß er das Elfenbein ihrer Zahne zwischen ihnen aufschimmern sah. Und ihre nißvoll dünkten wie die berückende» Räthselaugen einer Sphinx, leuchteten sinnverwirrend heiß in die seinen. Si« sprachen nicht, bis Else ihm «ndlich nächsten wahr?" raunte er ihr zu, noch ohne sie loszulassen. „Ich bin ja niemals glücklicher gewesen als während dieser köstlichen Minuten." „Wenn das Ihr Ernst wäre, müßte ich natürlich nein sagen. Und auch so ist es vielleicht besser, daß ich's thue. Ihre Gattin könnte sich sonst bella gen." Ein Blick, der ihm alles Blut zum Blut so heiß wie in denen des lebens durstigsten Jünglings. Noch schwellte das stolze Vollgefühl ungebrochener Kraft seine Muskeln. War es seine Schuld, daß diese Gluth sich zur lo- Schönheit des Weibes, das ein ver hängnißvoller Zufall ihm gerade wäh rend dieses ersten Rausches in den Weg führen mußte? Wirbel der Lust dahintragen wie von einer wiegenden, schmeichelnden Fluth. Und er genoß den köstlichen Augenblick, unbekümmert um daS, was die nächst« Stunde bringen tonnte. Wiederholt schon hatte Else erklärt, daß sie an den Aufbruch denken müsse, und immer wieder hatte sie sich durch seine Bitten bewegen lassen, ihn noch zu verschieben. Endlich aber blieb sie sest. „Sehen Si« denn nicht, daß wir fast schon die Letzten sind?" sagte sie, als er sie wieder nach einem feurigen Walzer klopfenden Herzens zu ihrem Stuhl führte. „Es war ein schöner Abend. Einmal aber muß er doch zu Ende ge hen. Und da kommt auch schon die Mama, mich zu holen." „Aber ich sage Ihnen nicht Adiku, Fräulein Else," flüsterte er innig, „sondern auf Wiedersehen auf bal diges Wiedersehen, nicht wahr?" Mit einem süßen, sinnverwirrenden Lächeln sah sie ihn an. „Wenn der Zufall es so fügt, Herr Artner ich werde ihm darum nicht zürnen." Dann kam ihre Mutter wirklich, und sie reicht« ihm zum Abschied die Hand, diesmal mit einem noch wärmeren Druck als vorhin. In dem Augenblick, da sie sich zum Gehen gewendet, sah Rolf neben ihrem Stuhl eine von den Rosen, die sie am Busen getragen, auf dem Fußboden liegen. Er bückte sich hastig, sie aufzuheben, und ließ sie in seine Brusttasch« gleiten. Gleich dar auf fuhr «r erschrocken zusammen; denn unmittelbar hinter ihm erklang Tuimas weiche Stimme: „Ich glaub«, es ist allgemeiner Auf bruch, Rolf! Meinst du nicht, daß es auch für uns nun an der Zeit ist, zu gehen?" „Sie hat nichts gesehen," dachte er mit einem Gefühl der Erleichterung, „denn so weit reicht ihre Verstellungs kunst nicht." Aber die köstliche Stimmung, von der er sich noch eben so beglückt gefühlt hatte, war wie unter der Berührung eines rauhen, erkältenden Hauches zer stoben. Und er hatte Mühe, den Ver druß über die Ernüchterung vor seiner jungen Frau zu verberge?. Stumm reichte er ihr den Arm. Und stumm saß er fünf Minuten später n«b«n ihr im Wagen, tief in die Polster zurückgelehnt und unverwandt auf das Fenster starrend, obwohl die gefrorene Scheibe nicht den mindesten Ausblick gestattete. Vierzehntes Capitel. In dem einfachsten schwarzen Klei de, das ihre Garderobe aufzuweisen hatte, und bis zur Unkenntlichkeit ver schleiert, war Frau Flemming die un bequemen und schmutzigen Treppen zur Wohnung des ehemaligen Bureauvor mend war sie eine Weile stehen geblie ben, ehe sie sich entschloß, die Glocke zu ziehen; denn der Gang, den sie da un ternommen, war doch ohne allen Zwei fel der sauerste ihres ganzen Lebens. Länger aber hatte sie ihn nicht mehr hinausschieben dürfen, denn die Frist, zu keinem andern Ergebniß geführt, als daß sie ihm die gesährlichenPapi»re abkaufen müsse um jeden Preis. ter si« begleite. Aber Elses kindliche stehst dich aus dergleichen ja ohneZwei sel besser als ich." Auf Erklärung hin ihn nicht eben wieder einer feiner gar stigen Hustenanfälle am Reden gehin dert hätte. Als er wieder zu Athem tam, saß Frau flemming schon am Tische und sagte in jenem hochmüthig kurzen, fast befehlenden Tone, der ihr als der zweckdienlichste für die be vorstehenden Verhandlungen erschien: „Obwohl «S eine Zeitlang meine Ab sicht war, Ihrem Anerbieten nicht nä herzutreten, habe ich mich nun doch entschlossen, die angeblichen Dokumen te einer Prüfung zu unterziehen. Sind Tie bereit, sie mir vorzulegen?" mir bei meiner jetzigen Armuth s^w^r Hammer das von seinen Umhüllungen befreite Aktenfascikel vor sie hinlegte, verrat er, che Schwache und begann zu te sich ihr gegenüber niedergelassen. Nicht für den Bruchtheil einer Se kunde wandte er seinen Blick von ihrem ES hätte der notariellen Beglaubigung des inhaltsschweren Schriftstückes zu überzeugen. Und wenn sie sich jetzt genden, zumeist aus Briefen ihres Mannes bestehenden Papiere noch mit derselben Ausmerksamleit durchläse, Hartwig Langhammer unterbrach sie während ihrer Lektüre mit keinem Wort. Und auch als sie endlich bei der letzten war, wartete^r er aber beharrlich stumm blieb, sagte sie mit aller Gelassenheit, die sie in den Klang ihrer Stimme zu legen ver mochte: „Ich kann Ihnen nur wiederholen, daß ich diese angeblichen Dokumente dieses betrügerischen Selbstmörders genannt zu sehen. Deshalb allein würde ich mich vielleicht bereitfinden lassen, Ihnen die Papiere für eine mäßige Summe abzukaufen. Nennen Sie mir also Ihren äußersten Preis." „Ich nannte ihn schon bei unserer ersten Besprechung, Frau Flemming! Und ich werd« nicht von meiner For- Si« halten mich auch allem Anschein Wirklichkeit bin. Fünfzigtausend Mark das wäre ja ein ganzes Ver mögen." „Es ist nur der zwanzigste Theil ei ner Million, verehrte Frau! Und ich bin sicher, daß mancher andere an mei ner Stelle viel mehr fordern würde." Die Festigkeit, mit der er auf fei nem stimmte die andere Weise beizukommen. „Sie handeln gegen Ihren eignen Vortheil, Herr Langhammer, wenn sche Handlungsweise dieses elenden Dallwig erlitten. Das Mitleid mit Ihrer allem Anschein nach wirtlich sehr Entschließung einen viel größeren An theil als die Furcht vor einem Skandal oder vor den Ansprüchen der Lornsen ein Lächeln darstellen sollte. „Mitleid?" wiederholte er. „Berz^'- verbittert, das verstehe ich recht gut. Und Ihre Thätigkeit bei dem Doktor Kopf. „Das hatte ich schon verlernt, lange bevor ich zu ihm kam. Sehen Sie, ich bin einsam gewesen, mein Leben lang. Mit meinem achten Jahre war ich ver waist. Und seit dem vierzehnten Jah re habe ich mich als Schreiber durchge schlagen bei Rechtsanwälten und Ge richtsvollziehern. Ich habe gehungert und gefroren, und nie hat eine Men schenseele sich darum gekümmert. Wenn es Gute und Uneigennützige giebt, so habe ich jedenfalls niemals das Glück gehabt, ihnen zu begegnen. " „Weshalb aber mußten Si« durch- «in kleines Vermögen bt saßen?" „ES war mir erst vor sieben Jah ren zugefallen durch Erbschaft von Gelde mein Leben ein bißchen angeneh mer gestalten können. Aber das Darb«n und Entbehren war mir nachgerade schon zur Gewohnheit g-worden. Und dann hatte ich ja auch die Verpflich nen andern zu sorgen." Frau Flemming nahm es für ein gutes Zeichen, daß es ihr gelungen war, ihn mittheilsam zu machen. Ganz so verschrumpft und ausgedörrt.wie sie es gefürchtet hatt«, schien di«S««l« die ses Mannes doch noch nicht zu sein. Und wenn sie ihn ermuthigte.noch mehr aus seinem Leben zu erzählen, entdeckte ihr mtnschenkundiges Auge doch viel leicht die schwache Stelle, gegen die sie mit einiger Aussicht auf Erfolg ihren „Es giebt also doch jemand, an dem Ihr Herz hängt, und Sie stehen wenig stens jetzt, in Ihrem Alter, nicht mehr „In meinem Alter?" Wieder ging das sonderbare Zucken über sein Ge sicht. „Vielleicht würden Sie erstaunt sein, wenn ich Ihnen sagte, wie alt ich bin. Aber das andere ja, ws is^ kel. Aber es ist keine Blutsverwandt weil seine Mutter eigentlich hätte mei ne Frau werden sollen. Ich weiß nicht, ob Sie mich recht verstehen, Frau „O ja", bestätigte sie kopfnickend. „Seine Mutter war Ihre Jugendliebe, nicht wahr? Und diese Pietät gegen eine Verstorbene macht Ihrem Herzen alle Ehre." „Ich weiß nicht, ob sie meinem Her „Und dann begingen Sie di« Thor heit, Ihr Kapital dem Doktor Dallwiz anzuvertrauen?" Hartwig Langhammer nickte. „Ich hielt ihn für einen sehr reichen Mann, denn ich wußte, daß f«in jähr liches Einkommen nach Zehntausend«» zählte. Und von den wilden Spekula tionsgeschäfte», die ihn ruinirt haben sollen, ließ er keines durch meine Händ« g«h«n. Ich wußte auch, daß er ein sehr kluger Mann war, und deshalb mit dem seinigen arbeiten ließet würde es sich in weniger als drei Jahren ver doppelt habend Am nächsten Morgen brachte ich ihm meine vierundzwanzig tausend Mark mit der zaghaften Bitte, sie nach seinem Ermessen für mich zu verwalten. Und mit der Miene eines endlich die Quittung, die heute nichts ist als ein werthloses Stück Papier." Ihre vierundzwanzigtausend Marl zu rückerhalten meinetwegen mit ei ner kleinen Vergütung für den Zins verlust." Aber Hartwig Langhammer schüt telte kurz ablehnend den Kopf. „Nein, es ist nicht genug. Und ich will Ihnen auch sagen, weshalb es nicht genug ist. Auf die Gewißheit hin, durch Doktor Dallwigs Geschick lichkeit mein kleines Vermögen zu ver doppeln, habe ich meinem Pflegesohn Ziel« erreichen könne, wenn nicht die Sorge um das tägliche Brot ihn früher oder später nöthige, seinen Idealen un treu zu werden. Weil ich dies« Sorg« von seinem Leben fernhalten wollte, viel zu zahlen wenigstens nicht auf einem Brett. Aber ich mache Ihnen einen sehr annehmbaren Vorschlag. Sie übergeben mir die Papiere, und ich verpflichte mich dafür, Ihrem Pflige fohn jährlich eine bestimmte Summe, die für seinen Lebensunterhalt aus reicht, zur Verfügung zu stellen. Wir können ja «Inen notariellen Verlrag darüber abschließen. Und da der junge Mann vermuthlich länger leben wird als ich, werd« ich meinen Erben testa mentarisch die Verpflichtung auferle gen, die Rente auch nach meinem Tode diesem Vorschlag nicht gerade entzückt; aber er wies ihn doch auch nicht ohne weiteres zurück. „Würde das Ihr letztes Wort sein, Arau Flemming?" „Ich kann es beim besten Willen nicht anders einrichten. Aber ich wür de mich Ihres Pflegesohnes gern auch Zutritt in die gute Gesellschaft ermög ch«n freunden verschaffen und so wei ter. Darf ich vielleicht gleich jetzt sei nen Namen erfahren?" „Er heißt Ewald Rüier. Aber von Ihren freundlichen Anerbietungen tmrd von dem Stipendium, das er bei einer akademisch«» Preisbewerbung davon getragen, in Rom." „Um so besser!" dachte die Wittwe. Laut aber erwiderte sie: „Nun, meine guten Dienste werden ihm auch später noch zu statten kom men. Und Sie werden auf meinen wohlgemeinten Vorschlag eingehen nicht wahr, Herr Langhammer?" „Ich werde mir's überlegen. An einem der nächstenTage, vielleicht schon morgen, sollen Sie meine Antwort er- Aber waS ist denn das? pfänger, mein Herr?" „Allerdings." Der Bureauvorsteher nahm das zu nicht, was man mir telegraphisch mit theilen könnte. Hoffentlich ist es keine schlimme Nachricht von meinem Nef fen. Er hat mir seit vierzehn Tagen nicht mehr geschrieben." Während er sprach, drehte er daS Fingern, wie wenn es ihm an Muth gebräche, den papiernen Verschluß zu lösen. „Aber ich bitte —" sagte die Wittwe Mit einem Ruck riß er das Blatt nächsten Augenblick auf feinen Stuhl. „Mein Jung« mein Junge o du allbarmherziger Gott!" Sein Kopf schlug schwer auf den Tisch, Frau Flemming aber brauchte nur ein wenig den Hals zu recken, um wenigstens die erste Zeile des Tele gramms zu lesen, das er offen in der Hand behalten. Und diese Zeile lau tete: „Ewald Rüter soeben nach dreitägi ger Krankheit im Hospital San Sal vatore gestorben —" Fünf Minuten später ging die Witt we fast noch langsamer, als sie herauf wieder hinab. Und es war ihr gar seltsam zu Muthe nach dem unerwarte ten und erschütternden Abschluß, den ihre Unterredung mit dem gefürchtet^» Regel ziemlich kalt. Die Verzweiflung dieses Mannes aber hatte sie bis in die Tiefen der Seele erschauern lasten. Und trotz des wüthenden Hasses, den und ein paar abgebrochene Laute, die er mit sichtlicher Anstrengung heraus gebracht, hatten ohn: Zweifel eine Zu sie mit einem sehnsüchtigen Blick auf die Papiere, die sie so gern gleich mit sich genommen hätte, das Zimmer ver lassen. die Straße die frische Winterluft ent gegenschlug. verflüchtigte sich indessen sehr rasch die sentimentale Anwand lung, der sie für kurze Zeit eine gewisse Herrschaft über ihren kühl abwägenden Verstand eingeräumt hatte. Und sie kam sehr bald zu dem Schluß, daz die ser unbequeme junge Maler zu keiner gelegeneren Zeit hätte sterben könne» als eb«n jetzt. Der glückliche Gedanke mit der Leibrente ließ sich ja vermuth lich auch jetzt noch zur Ausführung bringen, nur mit dem Unterschied, da^ nicht mehr «in Jüngling, sondern «in hinfälliger und offenbar schwerkranker Mann der Empfänger sein würd«. Diesem Langhammer tonnte sie ohne Gefahr das Doppelte oder selbst das Dreifache von dem gewähren, was si« seinem sogenannten Neffen hätte zuge stehen dürfen. Denn es wa? ihr« feste Ueberzeugung, daß seine Lebenslage mit den rothen Armen. An seinen bö sen Husten, der ihn oft Minuten lang nicht zu Ath«m kommen ließ, war sie Ein paar Sekunden lang blieb sie stehen und horchte. Das Röcheln wat verstummt, aber plötzlich gab es einen vergewissern, was da drinnen denn ei gentlich vorginge. Sie öffnete die Thür und sah Hartwig Langhammer lang ausgestreckt auf den Dielen liegen, mitten in einer großen Lache hellro then, schaumigen Blutes. Fünfzehntes Capitel. Während der fünf Tage, die feit ihrem kurzen Zwiegespräch vor der Ro ne/wiederholt vergeblich versucht, Els« allein zu treffen. Die Heimlichkeit ih res Verlöbnisses nöthigte ihn, s«ine Besuche immer nur während der ein für allemal zum Empfang von Gästen bestimmten Theestunde zu machen. Und schon zum dritten Male fand er b«i sei nem heutigen Erscheinen die Damen in Gesellschaft anderer Besucher, deren Anwesenheit jeden vertraulichen Aus möglich machte. Aber noch deutlicher als vor zwei Tagen empfing der junge Arzt Heu!« den Eindruck, daß dieser Zufall für Einzig ihren liebenswürdigen und dringlichen Bitten war es zuzuschrei ben, wenn die Gäste, die schon zum Aufbruch bereit scheien, sich zu länge rem Verweilen entschlossen. Und da »S unmöglich das Vergnügen an Ihrer fa den und abgeschmackten Unterhaltung sein konnte, das Else zu solchem Zure den bestimmte, gab es dafür keine an der« Erklärung als ihren Wunsch, ei nem Alleinsein mit Hermann Artner vorzubeugen. Auch ein« eigenthümliche Verände rung in ihrem Benehmen gegen ihn wurde ihm heute noch augenfälliger offenbar als zuvor. Schon bei seinen letzten Besuchen hatte sich ihm zuweilen die Vermuthung aufgedrängt, daß eS geradezu ihre Absicht sei, ihn durch diese oder jene herausfordernde Be hauptung zu heftigem Widerspruch zu reizen oder ihn durch eine hingeworfe ne Bemerkung, deren verborgener Sta chel nur für ihn fühlbar war, empfind lich zu verletzen. Aber er hatt« einen solchen Verdacht als gar zu thöricht im seltsam«? Verhalten mit einer üblen Laune zu erklären versucht oder mit dem etwas zu weit getriebenen Wun sche, ihre wahren Empfindungen vor den andern zu verbergen. rung kaum noch möglich. Denn wäh rend sie gegen di« beiden geckenhaften jungen Menschen, die sich da auf die albernste Art von der Welt um ihre Gunst bemühten, von wahrhaft über strömender Liebenswürdigkeit war, aus jede ihrer geistlosen Bemerkungen einging und jeden ihrer plumpen Scherze belächelte, behandelte sie den Mann, der ihrem Herzen so nahe stand, mit einer kühlen Gleichgültigkeit, die hie und da eine bedenkliche Aehnlichleit mit Geringschätzung hatte. Eine Zeitlang bemüht« «r sich, «S zu üb«rs«hen und sich trotz des immer hei ßer in ihm aufsteigenden Unwillens freundlichen Weise, an dem allgemei nen Gespräch zu betheiligen. Dann aber ließ ihm eine ganz unmotivirt spitzige Aeußerung, die zum kaum ver hehlten Vergnügen der beiden andern von Elses Lippen gekommen war, voll ständig verstummen. Einen Augenblick war er in Versuchung gewesen, sich so gleich zu entfernen. Dann aber besann (Forts«»"»« folgt.) Schöner als das Glück des Alters sind die Hofsungen der Jugend. —WahreF r e u d e. A.: „Wa alle Bankerottnachrichten?" —B. (srü. her Kaufmann, jetzt Rentier): „Na, man freut sich doch immer, wenn man findet!" Di«29jährig« Ehefrau des Stellmachers Otto Scholz in B.r lin, No. 6 Wittstocker Straße, tödtet« ihre beiden Kinder im Alter von 1»^ sie sich selbst durch Erhängen daS Le ben. Mr die Küche. Kürbit i n E ssi a und Z»» ck «r. Man schält den nicht zu ttifen Melonenkürbis, da» Keriige- Pfund Zucker mit 1 Quart bestem Weinessig,Zimint und Nelken und läßt weich kochen. Dann stellt man sie in einer Schüssel bet Seit«, kocht d«n Es sig noch eimal auf und läßt den Kür ze noch einmal wiederholt werden muß. Pflaumenkuchen. Di« Früchte werden ausgesteint, durchge- Pikante Kartoffelspei se. Eine Auflaufform bestreicht man mit Butter und gibt ein« Schicht Kar tofftlpüree hinein, aus die Scheiben von geschälten Salzgurken gelegt wer den. Mit diesen Schichten wechselt man ab, bis di« Form dreiviertel voll püre« bestehen). Dann wird dicke, saure Sahn«, in der zwei Eier ver quirlt sind, über die Speise gegossen. Zum Schluß legt man Butterflockei» oben auf und bäckt die Speis« ein« Stunde im Bratofen. Die Schüssel ist mit Bechamelsauce, Dillsauce oder zer lass«n«r Kräuterbutter zu serviren. Einfache kalt« Speise. 10 bi/l2 Eiern. Wenn es seimig ist. gibt man es abwechselnd mit Biskuits und Matronen lagenweise in ein« Glasschüssel und servirt «S erkaltet. Doch schmeckt «s auch warm vorzüg lich. tränt. Man schwemmt j Pfund Graupen mit kaltem Wasser ab, setzt sie mit 4 Quarts Wasser auf Feuer und kocht sie langsam bis aus unge saft, stellt das Getränk in Eis und s«rvirt es so als Limonade oder fügt noch zuletzt zwei bis drei GlaS Port wein dazu. Zur Erfrischung ist es Apfelkartoffeln alSGe richtfürdenFamilientisch. Abgelochte, mehlige Kartoffeln werden ebenso wi« die gleich« Menge säuerlich« A«ps«l geschält und die Knollen und Früchte in Würfel geschnitten. Man bereitet dann «ine dunkle M«hlschwitze. gibt «twas W«ißw«in (Apfelwein), in Wasser aufgelösten Fleischextrakt und einige abgekocht« und gleichfalls in Würfel geschnittene Mohrrüben hinein. Etwas Zwiebel, Pfeffer, Salz und nach Geschmack etwas Essig gibt man daran und dämpft alles gut durch. Als Beilag« zu frischer Wurst ist das Gericht noch mit etwas Majoran zu würzen. H«ring«mit Sahne. Sechs Heringe (die Milch haben müssen) legt man für 24 bis 36 Stund«» in süße Sahn«, wäscht st« dann sauber ab, nimmt sie aus und putzt si« ab. Di« HeringSmikche werden fein gehackt, mit j Quart dicker Sahn«, etwas Oel und Estragonessig gut durchgequirlt. Indessen schneidet man die Hering« in hübsch« Stück«, legt sie in eine Schüs sel, schält «inige Salzgurken, schneidet si« in Sch«iben und schichtet diese auf di« Htringe, rührt die Sauce von den Heringsmilch«» durch ein Briihsieb über die H«ringS- und Gurkenstücke. Wenn die Sauc« schärfer sein soll, müssen «in« geriebene Zwiebel, weißer Pfeffer und Mostrich mit verrührt werd«». Feines Pflaumenmus. Man nimmt 3 Pfund reife Pflaumen, schält sie und befreit sie von den Stei nen. Dazu läutert man 1j Pfd. Zu cker, kocht die Pflaumen mit ganzem Zimmt darin, bis sich ein dickliches Mut bildet, und füllt dieses in Glä ser. Weißbraten in Bi« r. DaS Gknickstllck od«r der Weißbraten vom gibt einen sehr angenehm«», sür manchen Geschmack aber etwas zu f«tt«n Brat«n. Wv das d«r Fall ist. thut man gut, ihn zu b«reilen, wi« folgt: Das gut ausgelöste und geklopf te Nackenstück (dasselbe besitz! keinen Knochen) thut man in eine irden« Bratpfanne mit Deckel und gießt dies« Pfanne halb voll einfaches Bier. Au ßerdem legt man eine Brotrinde, et was Gewürz. Pfefferkörner und dr«i große, geschälte und in Scheiben ge schnitten« Zwieb«l bei. Hiermit kocht der Braten zugedeckt 1t Stunden, wird dann aufgedeckt und in derßöhr« braun gebraten. Zum Angießen tan» man 1 Eßlöffel voll Essig, 1 Eßlöffel voll Wein und 1 Eßlöffel^voll^Was f«l voll Kartoffelmehl z«rquirlt wird. Ist die Sauce gut abgebürstet und durch ein Si«b gegossen, so reicht man sie zum Braten, der mit Kartoffelklö ß«n und Salat od«r Kraut sehr ange nehm mundet. Dilemma. „Kann man lldo Federkiels neuen Roman lesen?" „Nein, gnädig« Frau, aber man muß ihn gelesen haben!" Logik. „Schmidt, weshalb la chen Sie?" „Ich habe nicht gedacht. Herr Professor!" „Ich frug Sie nicht, ob sie lachten, sondern weshald Si« lacht«», also?" 3