2 Tie „kleine Herzogin". In das große Waareühaus, in dem Walter an der Casse angestellt war, war vor kurzem ein« schlanke jung« Dam« eingetreten, die ihr schwarzes Kleid mit solcher Anmuth und ihr klei nes Köpfchen mit solcher Würde trug, daß Walter sie in seinen Gedanken nicht anders als „die kl«in« H«rz°gm" nannte. Mit Wohlgefallen ruhte sein Blick auf ihrer schönen Gestalt, und wenn eS ihm von den vielen Ziffern »nd Zahlen imKopst ganz wirr würd«, fand er Beruhigung, wenn er ihren graziösen Bewegungen zusehen konnte. Und «S wollte ihm garnicht einleuchten, daß «in Kunde Bedenken tragen konnte, Seide und Satin zu taufen, wenn sie mit einem überzeugenden Lächeln auf die Vorzüge der Waare aufmerksam machte, und mit ihren zarten, kleinen Fingern den Glanz und die Stärke der Stoffe demonstrirte. Gewiß, es gab schöner« Mädch«n im Lad«n und auch Mädch«n, die «in« b«sser« Figur und «in schöneres Gesicht hatt«n, aber für d«n Herrn an der Casse konnten es deren sämmtliche Reiz« nicht mit d«r Anmuth aufnehmen, di« ihm „die kleine Herzogin" so liebenswerth machte. Denn natürlich liebt« «r si«. Sie war noch keine zwei Monate da und vielleicht erst ein Halbdutzendmal hatte er im Ganzen mit ihr gesprochen. Ein paar Mal an der Thür beim Nach hausegehen allgemeine Bemerkun gen über dos Wetter —, dann einige Mal ihre Cassenzettel betreffend, die sie ändern mußt«, zu nxlchem Zwecke sie an sein Pult getreten war, und einmal l.atte er auch das große Glück gehabt, ihr Toschentuch, das sie hatte fallen aufheben und eS ihr wieder er statten zu dürfen. Und dies« Gelegen heit hatte «r wahrgenommen, ihr in sehr ergebenen, aber nichts destoweniger recht glühenden Worten seine Liebe zu erklären. Als Antwort sah sie ihn mit ihren großen, dunklen Augen verwun dert an. bemüh!« sich umsonst, «in Lä cheln zu vtrb«rg«n, und antwort«t« mit einem „Dante bestens", das d«m Ta schentuch« galt, und einem »Nein", das das war für sein bedrücktes Gemüth später Trost und Erhebung. Gerade auf den süßen, rosenroth«n Mund, d«r s«n hatt«, hatte «r si« geküßt, dann aber hatte ihn seine Kühnheit verlassen, und er war weggelaufen und hatte sich im Packraum hinter den schützenden Kisten versteckt. Seitdem waren fast vierzehn Tage Freude. Trotz der Kunden, di« an der Casse warteten, öffnete er das Bries chen und las iminer wieder die wenigen Zeilen: „Wollen Sie so gütig sein und heute Mittag auf mich warten? Bitte thun Sie das, wenn Sie irgend kün den Platz, den die „kleine Herzogin" «inzunehmen pflegte, seine Blicke rich ten. Ihr blasses Aussehen fiel ihm auf, und es entging ihm nicht, daß sie am ganz«n Körxer zitterte. Auch ihre Augen waren umfchleiert, und es wollte ihm scheinen, als ob in d«ns«lb«n Thränen ständen. Als zu Tisch geläutet wurde, kam er selbstverständlich ihrer Aufforderung nach. Sie erwart«t« ihn bereits; si« geregt. „Wir wollen lieber in den Park ge hen, es ist da stiller." meinte er. Und als sie die wenigen Schritte bis dahin zurückgelegt hatten, fuhr er fort: „Em pfangen Si« meinen besten Dank, „Wofür?" fragt« das Mädchen er tragen hätt«. .Das war auf Rechnung. Ich wollte nur wie and«r« Kundinnen auch einmal den Credit der Firma in Anspruch nehmen," meinte die „kleine Herzogin," einen oermeintlichen Kunden «inen Cassenzett«! ausschreibe und die sech zig Mark Ihnen zur Casse schicken. Sie glauben doch etwa nicht, daß ich „O n«in," rief der junge Mann hastig, „dai ist ja ganz in Ordnung." „Damit ist die Sache aber noch nicht preis aushändigt«, um ihn an d«r Casse zu zahlen. Ihre Rechnung be trug fünfzig Mark; ich schickte aber nur zehn Ma.rk zur Casse, da ich gern die geborgte Summe auf hundert Mark erhöhen wollt«. Denn ich sagt« mir, wenn ich schon einmal Credit in ben, lieber H«rr Wolter, ich würde lie ber sterben, als die hundert Mark steh len." „Gewiß, gewiß, ich glaub's gern," stimmte der junge Mann bei. Ihm war es klar, daß die Sache viel schlimv mer lag. als er im ersten Augenblick jetzt stimmen die Summen auf dem Controllblatt« nicht mit den Zett«ln, di« ich zur Kasse geschickt habe. Ich hatte nicht mehr Zeit, di« Zahlen zu so furchtbar unglücklich," und von neuem fing sie heftig zu weinen an. Er küßte si« —, di«f«s Mal aber im Ernst, und zwar aus d«n Mund, auf sie vi«lleicht noch imm«r g«küßt hatxn, wenn nicht zufällig «in Parkaufsrher vorübergegangen wäre, dessen vielsa si« an die rauhe Wirklichst erinnerte. Schweigend saßen sie jetzt nebenein ander da, bis es zwei Uhr schlug. Dann begaben sie sich in größter Eile Aenderung in seinen Büchern vor, so daß das Fehlen der hundert Marl nicht bemerkt werden konnte. Dabei chern verhaftet sei. Er erfuhr, daß be daß kein anderer als Walter der Misse thäter sein könne. zurückgebracht. Bei dem allmächtigen Gotte schwör« ich Jhn«n, Herr Prin zipal. daß ich niemals auch nur «in«n habe." Mit bebender Stimm« hatte er diese Wort« hervorgebracht, und an der» ter"?" fragte d«r Ch-f und sah ihn da „Aus furchtbar«! Noth. Ach. glau ben Sie mir, Herr Prinzizpal, ich habe nur irgend wer konnte. Ich fleh« Si« inständigst an, mein« Herren. vernich ten Si« w«g«n dieses «in«n F«hltritt«s nicht m«in ganzes L«ben, denn ich habe Sie nicht geschadigt. Gestern habe ich mir nur di« hundert Mark g«li«h«n, und schon heute habe ich sie wieder zu rückgebracht." „Sie behaupten also, daß die Noth Sie dazu veranlaßt hat? Walter überlegte kurze Zeit und er widerte sodann: „Das kann ich doch wohl nicht gut sagen." Die Inhaber und Prokuristen der Firma, die inzwischen sämmtlich Her das mißbrauchte Vertrauen Ausdruck und erklärten offen, daß sie seiner Dar stellung keinen Glauben schenkten. Di« Unterschlagung«!! b«li«fen sich im gan» men. Natürlich konnte nur er und kein anderer der Schuldig« sein, und im Jnt«r«sse des Geschäftes lag «S, «in Beispiel zu statuir«n. So mußt« denn Walter durch das ganze ausgworb«n. Es thut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß ich mich gezwungen seh«, in Folge des fatalen Ereignisses, das Sie soeben erzählt haben, meine Zusage zurück zunehmen. Verzeihen Sie aber Sie haben sehr unvorsichtig gehan delt. Cs unterliegt keinem Zweifel, daß Si« sich durch d«n fchwer«n Ver stoß, den Sie sich zu Schuld«» kom men ließen, ihr« Laufbahn als Re gierungsbeamter verscherzt haben. Mein väterliches Gewissen verbietet mir aber, das Lebensglück meines Kindes einem so leichtsinnigen jun gen Manne anzuvertrauen." Bleich bis in die Lippen, hatte Ludwig sich erhoben. „Dann will ich nur wünschen", ant wortete er nach Fassung ringend, „daß der Mann, dem Sie di« Zu kunft Ihrer Tochter anvertrauen wer d«n, sie so glücklich machen werd«, wie dies der heiligste Zweck meines Eine kalt« Verbeugung, und fe sten Schrittes verließ er das Zim mer und das Haus. Als er nach kurzem, unruhigem Schlaf in stimm Hoklzimmer erwachte, fühlte er sich wie ein Schiffbrüchiger, der all' sei ne Lieben, sein Hab und Gut im Sturm verloren. Empörung und Verzweiflung wühlten in feinem Her zen. Dabei kam ihm sein Mißge schick so grenzenlos lächerlich vor. Unmöglich konnte er Hanna's Liebe einer solchen Lappalie wegen verlo ren haben! Er hatte vier Tage Ur laub. Si« wußte es und würde sicher diese Zeit benutzen, um ihm ein be ruhigendes Wort zukommen zu lassen. An diese Hoffnung klammerte er sich wie ein Ertrinkender an einen Tag seines Urlaubs herangerückt. Abends mußte er heimfahren." Da wurden ihm früh Morgens von dem ihm das Frühstück servirenden Kellner zwei Brief überbracht, der ei ne war von Hanna. Zitternd vor Er „Geliebter! Erst heute gelingt es mir, meine argwöhnisch« Bewachung zu täuschen, um Dir zu sagen, daß ich nicht auf gehört habe, Dich zu lieben. Der Tag Muth! ° EwigDein—Hanna." Thränen jauchzender Seligkeit näßten Ludwig's Augen. Er be deckte das Blatt mit zahllosen Küssen und wurde nicht müde, es >mm«r wie der zu lesen. Da bemerkte er endlich wied«r d«n zweiten Brief, in dem er sofort ein amtliches Schreiben erkannte. Es ent hielt seine Vorladung zum Eisen hahnminister für heute Vormittag elf Uhr. „Die Stunde der Entscheidung!" stufte er. „Gar zum Minister bin ich beschieden. Wi« sich die Herren inkommodiren, um mir den Hall zu brechen!" Da fiel ihm ein, daß der Mini ster mit seinem Vater befreundet ge wesen. Freilich tonnte ihm dies we nig nützen. Doch komme, was da wolle, in Hanna's Brief trug er ei nen Talisman auf dem Herzen, der es vor Vorzwtiflung schützte. Er sah auf die Uhr und setzte sich zum Frühstück, das ihm viel besser schmeckte, als er es dem kritischen Augenblick angemessen erachtet«. Dann machte er sorgsame Toilett«. Der Sturz vom tarpejischen Felsen sollte Knapp vor Elf trat «r in das Warte zimmer Sr. Excellenz. Er fand so gleich Einlaß. send, das Wort. Und als Ludwig sen den Grund Ihrer Borladung noch nicht! Es handelt sich um das Per sonal, das wir zur Begleitung des Ludwig fühlte einen Kälteschauer über seine Wirbelsäule rieseln. Und es war doch so behaglich warm im „Wie es bei solchen Anlässen schon zer. Macht« sich d«r Minister «in Ver den? Ich verstehe nicht. Auf der Liste steht Ihr Name mit dem Vermerk Ihres auszuzeichnenden Verdienstes, der Reise Sr. Majestät, die Fahrt ben." Mit «inem leise» Schr«i sprang Ludwig von stinem Platz «mpor. „Excellenz das tst... O, wer so «twas hätte d«nken können!" Und «r erzählt« Alles. Da fing d«r Minister zu lachen an. Und so gewaltig lacht« «r, daß an sei ner über des Leibes Rundung sich wölbenden W«ste ein Knopf absprang und die Beamten im Nebenzimmer die Ohren spitzten und einander mit größter Berwunderui? g anschauten. Denn solches Lachen Sr. Excellenz „Wie schade, daß Ihr Vater, mein lieber, guter, alter Freund, das nicht erlebt hat!" rief, endlich zu Wort« kommend, d«r Minist». Dann aber, Ludwig d«n in «inem zierlichtn, sammtgefütterten Lederetui ruhenden, blitzenden OrdenSstern überreichend, sprach er stierlich: „Dem Verdienst« sein« Kronen! Und nun rasch zu Ihrer Flamme! Ich nxtte, daß ihr g«strenger Papa «in Einsehen haben wird." Der Bankier hatte ein Einsthen. Lachend und schluchzend zugleich flog Hanna in Ludwig's Arme. Als aber die hochgehenden Wvgen der all zu plötzlichen Freude sich mählig ge sänftigt hatten, faßte si« ihn mit ihren zarten, rosigen Fingerspitzen am Ohr läppchen, und ihre vollen Lippen zu einem reizend spitzbübischen Lächeln v«rzieh«nd, flüfkrt« auch sie ganz leise i» sein Ohr: „Dem Verdienste seine Kronen!" Ein Ehestand«bri«f. Kaiserin Maria Theresia von Oe ter schreibt: „Meine liebe Tochter! Du willst, das ihm zur Last fallen könnte; nichts ist so delikat als diese Klippe; die zärtlichsten und tugendhaftesten Frau- Alles Glück der Eh« besieht in bestän- Mittbeilungen zu gewöhnen. Haben Worte des Unfriedens Dir den Tag getrübt, so laß die Sonn« Mutter Maria Theresia." —Ei n 112 a che SMit t e l. Dicnst „Ja! ja! Aber was soll ich denn um des Himmelswillen da thun?" Dienst mädchen: ~D' Frau entlassen!" Unerwartete Zustim mung. Zantippe: Du kommst S'ift eine j«, die um Di» weint l Freuden, Die nur für Dich auf Erden schafft In ewig gleicher Liebe sorgt und bebt. Nur für Dich schafft, und für Dich müht und banget, meiden. Und wenn Du einstmals gehst, und Dich die Welt Lieblos vergißt, die es so treu gemeint. Dann bleibt Dir doch auf Erden noch ein Herz Dann ist noch Eine hier, die um Dich weint!— Mm«. Mtlba in ihrer Hcimaty. Nach Berichten aus Melbourne ist di« australisch« Nachtigall Mm«. Nelly Melba kürzlich dort feierlich «ingetrof fen. In der Heimath der Diva herrscht« große Freude und Aufregung über ihren Besuch, und der Andrang zu den fünf Concerten, die si« dort gab, war «in außerordentlicher, und «in kl«in«s Vermög«n von 7000 Guin«en war be r«its im Boraus für Sitze gezahlt worden. Die Gouvernements von Neu südwales und Bictoria stellten der Sängerin Luxus - Wagen zur Beifü gung. Lord Tennyson empfing die Künstlerin bei sich und veranstaltete ihr zu Ehren «in Souper, und so ge staltete sich ihr Aufenthalt in d«r Hei- Diestr Austnthalt in der Stadt, aus theilt, soll di« getreue Copie «in«s der Säle des Berfailler Schlosses fein und einen Kostenaufwand erfordert haben, stehend« Bett d«ss«n Himm«l alte Bra banter Spitzen bilden, hat sich, so ben. Was die Künstlerin selbst be behauptet haben, daß sie „gentille" sei. MelbaS. Interessanter dürfte es sein, bourner Blätter. Bielleicht weil «S HSchsttkhre. Mit d«m Naz ist's heut ganz aus aller Weis! Er, der alte Geizkragen, haut heut im Wirthshaus auf, zahlt den Buab'n Bier und Wein und bat selber schon den größten Mangel. Brinnroth ist'S G'sicht und's Maul n» amal so weit wie g'wöhnlich, und das will viel sagen. Er schnalzt mit der Zungen und pfeift und schmözelt und singt auf einmal steht er auf un!> schreit, daß alls Hilbert: „Der Kini soll leb'n!" „Ja. was hast denn heut?" fragt der Jngenuin, der Blast und der Ro medi z'gleich. „Ja. wenn's dös wisset's—dö Ehr'k Zun Bürgermeister machet's mi!" lachte der Naz. „Ja, derzähl' war im Thal eni'n im Holz schlag nachschaug'n und da ist die Hos lelber!" Echt. »Ein echter Makart sammt Rahmen 1 Mark S 0 Pf " „Wie haißt Schwindel? Js ä werk» sein' Kopp, so wahr ich leb'!" Falschaufgefaßt. Frau: „Du Mann, das Kind schreit, geh', (kommt schnell zurück). Frau: „Nun. das Kind sch«it noch." Mann: „Aber ich hab« «s gewogen. es wiegt achtzehn Pfund!"