Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 04, 1902, Page 6, Image 8

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    6 Heut« hier und morgen dort,
Ohne Ruhn'n und ohne Rasten
Ach, was soll das wilde Hasten
Und waS treibt dich immer sort?
. Suchen muß ich, gehn und suchen
Einen Hügel auf der Heide,
Der umrauscht von Silberbuchen
Mir erbaut zum Herzeleide.
Denn ich sah: Drei Engel huben
Dort die Schollen ohn' Ermüden.
Und sie schaufelten und gruben
Und begruben meinen Frieden.
Rastlos muß ich nun durchwandern
Fremdes Land und fremde Wege,
Vis ich dem begrabenen Ander»
Lächelnd mich zur Seite lege ....
Vra;.
' Mit diesen V«rs«n pries Scheffel,
der auch in lateinisch«! Sprache gut zu
dichten verstand, die Vorzüge der steie
schen Hauptstadt. d«s holvs«iig«n Graz,
in dtssen Mauern sich jüngst «ine au
ß«rg«wöhnlichi groß« Zahl deutscher
Männ«r aus allen Theil«» d«S deut
schen Sprachgebietes ein Stelldichein
gab, um im vieltausendstimmigen
Chore das sechst« j«n«r groß«n F«ste zu
btgehen, mit d«n«n nach größeren Zwi
schenräumen der im Jahre 1862 ge
gründete Allgemein« deutsche Sänger
bund die Zusammengehörigkeit seiner
weit über I<X>,<XX> Mitglieder seikrt,
di« über all« Erdth-il« verstr«ut sind.
Der liebenswürdig« badische. Dich
ter, dessen schönheitSdurstigeS Auge
durch di« unvergleichlichen Umgebun
gen seines geliebten Heidelbergs, des
ZLodensee-ParadieseS Radolfzell und
der lachenden Fluren Italiens nicht
wenig verwöhnt war, schrieb obige
Werf« zwar in «in«m Augenblick, als
seine weinverständige Zunge jenen be
sten aller steirischen Rebensaft«, den
«dl«n Eis«nthiir«r, lastete, von dem ihm
d«r st«irische Politiker Titus von Kai
?<<-' Schloßberg.
s«rf«ld «ine Prob« übersandt hatt«.
Ab«r auch ohn« die anfeuernixn Wir
kung«» di«ser edlen Tropfen würd« d«r
Verfasser des .Heini von St«i«r" ge
nug d«r Worte zum Lobe di«s«r Stadl
gefunden hab«n, die ein glücklicher
Griff ihrer Begründer gerad« dort «r
-ibauen ließ, wo die steinernen Riesen
tvogen des Hochgebirges in di« sanst«n
WeU«nziig« d«r mittteren Steiermark
hinüberreichen; denn diese eigentliche
Lage sichert d«r blühenden Stadt von
fast anderthalbhunderttausend Ein
wohnern «in« so abwechftlungsreiche
Füll« landschaftlichtr Vorzug«, wi« sie
kaum ein anderes G«meinw<s«n von
gl«ich«r Groß« in sich v«r«inigt.
Der Freund g«schichtlich«r und cul
turhistorischer Erinn«rung«n b«find«t
sich in Graz auf alt«hrwürdigem Bo
den. Lange bevor di« Röm«r zur Si
cherung ihrer Nordgr«nM von Steier
mark Besitz ergriffen, blüht« hier ein«
hochentwickelte keltische Culwr, di« ihre
Spur in zahllosen, j«n«r int«r«ssant«n
Eis«nsund« zurückgelassen hat, deren
Zeitalter man als di« La Tsn«-Period«
bezeichnet. Der Röm«rh«rrschaft, von
der di« mannigfachsten Funde von In
schriften, Gräbern und plastischen
Bildwerken des Weichbildes
von Graz zeugen, folgte um das Jahr
KOO die slavische Ueberfluihung durch
die Wenden und Alvaren. deren Böl-
Seii jener Zeit, di« fast genau «In
Jahrtausend zurückliegt, ist die Stadt
scheS Sprachgebiet, das diesen Charac
ter trotz des häufigen Wechsels der
Dynastien und der Bölkerstürm« d«r
Murthales an 4<X) Fuß hoch «rh«bt
körperlich gänzlich Unbehols«n«n zu
gänglich ist. Di«f«r Schloßberg ist in
der That ein Aussichtspunkt ersten
Ranges. G«g«n Westen und Nordwe
sten, wo er mit fast senkrechten Fels-
der Blick g«g«n d«n iib«r KSvo Fuß ho
der Stubalp« und d«r Gliinalp«, wäh
den GellrsSstock d«', Schöckls >bz -
schloss«» ist, dessen Besteigung in Ver
schwelst der Blick über den nahen, von
Villen übersäeten Rosenberg, dt« Thit
ler von Mariatrost und Ragnttz .bis
zu den fernen Bergspitzen der RiegerS
baren Ebene des „Grazer Feldes" dt«
zari abgetönten Silhouetten d«s f«rn«n
Universität.
D«r Schloßberg war feit d«n älte-
Nachdem im Jahre 1809 di« B«s«sti
war«n, würd« d«r «in«r Wüst«n«i glei
chend« B«rg vom Jahr« IW9 an in
«in«n Naturpark umg«wand«lt, d«r
und nach Mariatrost, unt«r txssen hoch
gelegener WallsahrSkirche sich ein in
teressanter Mumienkeller befindtt. Än
lichen Genüssen der Backhändln und
des St«ierw«inS huldigt.
D o m k i r ch «.
d«r Stadt ist das Monument des Erz
(Graf Au«rsp«rg) im Stadtpark und
der .Waldlili«" von Brandsteiter ver
lohnt der Mühe. Di« großen ösfent
starken Wachsthum d«r Stadt, f«it der
Mitte d«s 19. Jahrhund«rts größten
nxnigstens das scherzhafte Kuriofum
.Rumortafel" vom 20. Februar 1588
mit der Inschrift: .Jedermann wird
er beim Wein« sitzt. Er findet l«tzter«n
.grüner Jnf«l" sich zahlr«iche Militär
gesellschaft, .die Ritter vom Geiste"
tagen öder bess«r g«sagt nächti
sröhlich«n Gästen b«suchten Wirth
schaften der schönsten Stadt O«sier-
Kasflegesellschast.
Max.
Also sechs Nichten habe ich. Nicht
Da sitzt der reizende Backfisch, die
seufzt und spricht:
.Weißt Du, Onkel, es ist eigentlich
furchtbar schade, daß Du keine Tante
Ich lass« die Zeitung sinken, schieb«
die Brill« in die Höhe und frage:
.Eine Kaffeegesellschaft? Wem
denn?"
Na, uns! Deinen Nichten, unS
Sechsen!"
dk helle, zwitschernde Stimme an mein
„Ja, Onkel? Gutes, liebes, einzi
so darauf!"
Ich reibe mir die Augen. Ist'S «in
Traum? Ich soll «inen Kaffee geben,
am nächsten Sonntag? Und heute ist
mutteri Commode standen. Der Kaf
fee? D«n bestelle ich in der Condito
rei. Ach ja, und Kuchen auch! Ku
chen und Schlazsohiu.
Löffel? Da sind die goldenen, gn>-
»irten Mokkalöffelchen, die ich auf der
meiner sonst so still«n, beschaulichen
Bude. DaS wogt hin und her in wei
ßen und blauen und rothen und rosa
Kleidchen, wie eine Blumenwiese. Und
ich sitze in meinem bequemen Sorgen
schränkt und sehe dem lieblichen Bilde
zu, wie einem Märchen. Wie sie
schmausen und lachen! Wie sind sie so
grundverschieden von einander und
doch eine jed« so reizend, in ihrer Art.
Da ist Grete, das Hausmütterchen,
voll würdevollen Ernstes die Tafel
überschauend, Erna, die kleine Schön
men kann, Martha, noch das reine
Kind mit ihren zwei langen, nußbrau
nen Hängezöpfen. Sie schneidet bei
Hand breit ab und näht dann di«
Sache Nachts beim Licht einer Wachs
kerze wieder zusammen. Olga, die
Else, bei der alles stets «inen Anstrich
alles li«bt. Ich soll die Zolabände
laufen, die jetzt überall so billig zu ha
ben sind.... Mir schwirrt der Kopf.
Ich sage zu allem .Ja" und weiß nicht,
ob ich meiner Seele Seligkeit damit
verschreibe. Und dabei stecke ich in
jedes der kleinen, rosigen Händchen
— was ist das plötzlich? Zwölf
Backen, Hände und Stirn, ja sogar
auf die kahl« Stelle meines Hauptes,
wohin sich sonst nur die alte, treue
Hausfliege verirrt. Und dabei tönt es
in allen Tonarten in mein Ohr: „Du
lieber, guter, süßer, einziger, himmli
scher Herzensonkel Du!"
Und dann bin ich allein. Die Mä
del sind fort, und der Sonnenschein
auch. Es fängt an zu dunkeln. Leise
Schatten schweben durch das stille Ge
mach.
Aber mir ist, als blühe etwas hier
drinnen, als hab« gro-
Trahtlose Telephon!«.
Versuche mit drahtlosn Telephon!«
werd«n s«it «inig«n Tagen von Hrn.
Wanns«« angestellt. DaS Prinzip,
auf dem di« interessanten Exerimente
beruhen, ist kurz folgendes: Die Licht
inknsitäti - Schwankungen einer
teli Scheinwerfers auf ein« in einem
Refl«ctor befindlich« S«lenzelle, die
S««l« d«S Apparats, geworfen, die
mit einer SIromqu«ll« und einem
Telephon verbunden ist. Das Selm
in entsprechender Weise, und
kann das, was das Licht d«r sprechen
den Lampe als Lichtschwankungen in
zielt werden, ohne daß damit die
Grenzt der Leistungsfähigkeit d«r Ap
parate «reicht worden wäre. Selbst
bei einer in Gegenwart zahlreicher
Fachleute bei strömendem Regen ang«-
stellten Krastprob« war«n die Reful»
täte befriedigend. Die versuch« sol.
len demnächst auf größere Entfernun
gen wiederholt werden.
An ZahlungSstatt.
läßN."'. Jhr"Junge?"^
Kundenspracht.
Die Poesie des deutschen Wander
lebens ist dahin. Der Handwerksbur
sche, der, wie eS in im Lied h«ißt, nach
Handwerksgebrauch wandern mußte,
5. .-ch
Essen!
Das ist ganz anders geworden. Die
unerbittliche Statistik lehrt unS, daß
die Heerstraßen aller civilisirt«r Län-
und mit d«r Vagabondage zugleich der
systematisch« und organisirte Bettel.
'An dem Vagabundenwesen, trägt der
Einzelne keine Schuld, es ist eine Fol
ge der Veränderung unserer Produk
meine Einführung der Maschine, die
die handwerksmäßige Arbeit ablösten,
machen namentlich bei Stockungen d:S
Betriebes und bei Handelskrisen vi-le
Arbeiter überflüssig, die auf dieLand
straßen getrieben werden und schließ
lich in das Vagabundenthum verfin
ß d d
zu konstanten Erscheinung ent
wickelt hat, sich bei diesen Unglückli
chen ganz bestimmte Sitten und Ge
bräuche gebildet haben. Sie besitzen
ihre eigene Sprach«, di« sich nicht nur
in Worten ausdrückt, sondern sie über
mitteln auch durch geheimnißvolle Zei
chen, die sie dort, wo sie einmal gewe
sen sind, hinterlassen, ihren.Berufsge
nossin" Nachrichten, die für diese sehr
werthvoll und unerläßlich sind. Natür
lich sind solche Zeichen nur dem Einge
weihten verständlich: jeder andere
Mensis geht achtlos an ihnen vorüber
Arbeit!
Hat er sich in den Besitz dieser dring
ausschließlich zum Ausdruck. Der
.Kunde" ist dabei don einem gewissen
Solidaritätsgefühl beseelt: er will
Imbiß unterstützen. Das Viereck auf
c,k". ' unplanken d«s zw«iten Bild-s
warnt davor, den Zaun zu übersteigen,
denn —es ist ein Hund im Garten
>. Ä >
Drei Frauen.
Ob das Zeichen auf dem dritten Bil
de ebenfalls eine Warnung oder eine
bedeutet: „Hier giebt «S Arb«it". Di«
volle Weisung. In unserer Sprache
übersetzt, lautet sie: „Erzähle eine
rührselige Geschichte, es sind drei
Arbeitslosigkeit, von gräßlichen Un
glücksfällen in der-Familie usw. Die
Pfeilstrich« aus dem fünften Bild gi
sieht man, daß Hieroglyphen
und Keilschrift in unserer Zeit noch
nicht ausgestorben sind, mit ihrer Ent-
G«l«hrte als die, Polizei.
Naiv.
Junge' Hochzeitsreise
zurückkehrend): „Curt, den Haus
schlüssel mußt Du mir j«tzt übergeben!
Du hast ihn ja ohnedies während der
Unklore Auskunft.
Geschäfte?"
.Nu, es macht sich! Vormittag» geht
nix und Nachmittags loßt's eppes
Moderner Tod.
.Warum steht denn du «in Martttl,
Fiihnr?"
„Ja, g'nau weiß i's netz aber i
glaub', 's hat sie amal Aner da mit
Ansichtskarten z' Tod g'fchrieben!"
Honigmondsuppe.
„Di« Suppe sieht heute merkwürdig
trüb aus!"
„Ich habe mein Kochbuch verlebt,
und da hab' ich mich beim Kochen nicht
ja!"
P a r i r t.
.Wollen Sie eine Henry Clay neue
sier Ernte probiren? Sie muß aber
mit Verstand geraucht werden, Herr
Professor!"
dung dafür haben bin ich so frei!"
Hohe Stellung.
.Wie geht'S denn Ihrem Moritzche
bei Warschauer <8: Co.?"
„Gut geht's em er hat schon d!
ganzen Bücher unter sich."
Ein Sportsmsnn
.. . .Luclnde heißt Ihr Pferd?!. ..
Das haben Sie wohl nach Ihrem rei
zenden Töchterchen so genannt, Herr
Baron?"
.Nein! Meine Tochter nach dem
Pferde.
Die Hauptsache.
ich cm- rkickic
Mutter wär', würde ich Euch in'»
Seebad führen!"
Der Pantoffelheld.
.Was wollen Sie denn Ihren Bu
ben werden lassen?"
„Wenn ich meine Frau wäre, thät
ich einen Kaufmann aus ihm ma-
Boshaft«r Mißgriff.
„Küß d'Hand, gnä FrauN
Kopfe entsprang, trübt sich weil/
die Menschen ihn nicht zu fassen der-.,
stehen.