Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 07, 1902, Page 6, Image 6

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    6 Berliner Laubeneolonie».
Dem Fremden, der sich Berlin mit
der Eisenbahn nähert, fallen als eines
der ersten Zeichen, daß er sich im Be
»eiche der Millionenstadt befindet, die
an der Peripherie gelegenen vielen
kleinen Gärten mit ihren ebenso vielen
Lauben auf, ivelch« letzteren sich infolge
des engen Aneinanderreihens zu gan
zen Colonien vereinigen. Dieses In
stitut der Laubencolonien ist in keiner
«nderen Großstadt so ausgebildet wie
gerade in Berlin, wobei allerdings der
Ilmstand nicht übersehen werden darf,
daß die berliner Wohnungsverhält
nifs« in den dicht zusammengedrängten,
licht- und lustarmen Miethskasernen
für einen großen Theil seiner Einwoh
ner gebieterisch das Bedürfniß nach
«iner Gelegenheit zum ungestörten
Aufenthalt rm Freien geltend machen.
Besonders der jung« Nachwuchs der
Großstadtbevölkerung würde ohn«
Laulxncolonien verkümmern müssen,
wenn er seine freie Luft und Sonne
«ußer den Schulhöfen einzig auf den
engen und dumpfen, dunklen Höfen
der Wohnhäuser finden sollt«. Oben
drein untersagen vi«le Hausbesitzer in
den Miethsverträgen den Aufenthalt
»on Kindern auf den Höfen.
I Beim Kaffeekochen.
' Die Laubencolonien erfüllen dem
nach einen hohen socialen Zweck: sie ge
statten den Erwachsenen, nach beende
ter Tagesarbeit sich dem ungestörten.
Herz und Gemüth labenden Naturge
nuß hinzugeben und besonders bei
sitzender Lebensweise sich die nöthig«
Körperbewegung in angenehmster
Weise zu verschaffen, und sie bieten der
Jugend die beste Gelegenheit. Luft und
Licht aus erster Hand zu genießen, den
Körper im fröhlichen Bewegungsfpiel
zu kräftigen und vor allem sich Liebe
zur Natur und Sinn und Verständniß
sür reinen Naturgenuß anzueignen.
Die Laubencolonien sind ferner geeig
net, in mancher Beziehung auch Stan
desunterschiede verschwinden zu las
sen. Wir finden neben dem Garten
des Arztes den des Arbeiters, den klei
nen Hausindustriellen als Nachbarn
des Beamten, und doch herrscht im
Allgemeinen unter de» Nachbarn «ine
auffallende Einmüthigkeit, eine gute
Verträglichkeit. Oftmals befinden sich
mehrere Nachbarn im gemeinschaftli
chen Besitze eines Brunnens, ohne wel
chen die Bebauung des Gartens un
möglich sein würde, und beim Erschei
nen zahlreicheren Besuches bei einem
Laubenbewohner hilft stets der Nach
bar bereitwilligst mitTischen und Bän
ken aus, damit die Gäste gastliche Un
terkunft finden.
Der Garten mit der Laube ersitzt,
sobald der Aufenthalt im Fre'«n von
der Witterung gestattet ist, tagsüber
vollständig die Wohnung. Hier wer
den die Mahlzeiten eingenommen, hier
erledigen die Kinder ihre Schularbel
ten. Der Kinderwagen gehört zum
Inventar der Laube. Neben der ei
gentlichen Laube befindet sich in der
Regel noch «ine auS festen Brettern ge
fügte verschließbare Kamm«r, die
gleichzeitig als Garderobe, Aufbewah
rungsort für die Gartengeräthe,
Speisekammer und oftmals auch als
Rüche, ja theilweise selbst als Schlaf
zimmer dient. Eine innerhalb dieses
Raumes im Erdboden ausgehobene,
Häusliches Idyll.
und durch einen kräftigen Holzdickel
erschlossene Grube erfüllt die Zwecke
irnes Miniaturkellers. In vielen Fäl-
Stamm Hühner oder gar ein« Ziege,
vielleicht auch alles gleichzeitig.
Der zugehörige Garten ist fast durch
platz mit einigem Turngeräth und Ti
schen und Bänken befindet.. Auf die
sem erhält auch der Brunnen seinen
Platz. An diesen Kinderhof schließt
sich der Blumengarten an, der in der
beeten enthält. Der llefert
Hausfrau als Bleichplatz. In dem
Boden eingelassene Holzpfähl« gestat
ten das Ziehen einer Wafchlcine, und
hin und wieder sieht man denn auch am
«Sommertagen das von der
im Garten gewaschene Linnen lustig!
im Winde flattern. Sobald indessen
nach beendetem Tagewerk der Haus
herr erscheint, ist die Wäsche, ver-
"^Ä^sÄ^nds^is^schliebttch
mittag d«r Gartenpflege, soweit nicht
die Bedürfniss« des Haushalts einzel
nen Familiengliedern eine ander« Be
schäftigung zuweisen. Im Laufe d«s
Nachmittags ab«r bis in die Nachtstun
den hinein entwickelt sich nunmehr ein
Beim Skat.
schließt" Lampions an
Bilden so die Laubencolonien eine
steht die Kartoffel, und ihr reih«n sich
Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Gurken,
Kürbisse, Salat, Kohlrabi, Kohl und
die mannigfachen Küchen-Giwürz
krauter an.
Sobald im Herbst die Kartoffel
ernte beendet und daS friigewordene
Grünkohl für den Winterbedarf bestellt
ist, rüstet sich die Laubenbewohnerschaft
Feier des Erntefestes, welches in
seiner Großartigkeit die allsonntägli
!"erlust im Freien zum winterlichen
Aufenthalt in den geheizten Zimmern.
Entrüstung.
Alles auf! Glei' machst D', daß D'
weiter kommst, Du Lump, Du elendi
ger!"
Jm Dienste der Humanität.
In G«m«inschaft mit dem Central»
Comite des Rothen Kreuzes hat der
Vaterländische Frauen-Verein in der
Stadt Gnefen, Provinz Posen, ein«
Anstalt in's Leben gerufen, welche
trotz der anfänglichen Schwierigkeiten
gewachsen und gediehen ist. Es ist tue»
das Mutterhaus vom Rothen Kreuz
Bethesda. Vor drei Jahren über
nahm die als Oberin beruf«ne lang
jährige Johanniterschwester Nanny
Dyckerhoff die Leitung und brachte
drei vom Kasseler Mutterhause ent
sendet« Rothe-Kreuz-Schwestern mit,
die ihre Thätigkeit zusammen mit dem
gleichfalls neu zugezogenen leitenden
Arzt in dem für 25 Kranke eingerich
titen Hause begannen. Heute ist der
Schauplatz ihres Wirkens nicht m«hr
wiederzuerkennen. Ein n«u«r Anbau,
das schon im ersten Jahre nicht mehr
ausreichte, wurde nothwendig. Im
zweiten Jahr« d«s Bestehens haben be
reits 576 Kranke in dem Hause Auf
nahme gefunden, und f«itd«m hat sich
die Zahl beträchtlich gesteigert. Die
BiHörden würdigten die Leistungen
des HaufeS in so hohem Maße, daß sie
Bethesda sehr bald als Mutterhaus
vom Rothen Kreuz für die Provinz
Posen anerkannten. Als solches hat
es Anfang dieses Jahres zwei Schwe
stern nach Lissa zur Uebernahme einig
Krankenhauses entsendet und elf nach
Posen zurßesetzung des dortigen städ-
Das Mutterhaus.
d:n, die jahrelang in mehreren der an
gesehensten Kliniken gewirkt hatte.
Sie unterrichtet nach ihrem eigenen
ziehung, theoretisches Wissen und
praktisches Können, die Geschichte d«S
Rothen Kreuzes sowi« die einzelnen
Berufsabzweigungen (Armenpflege,
umfaßt. In einigen medicinifch-n
Fächern unterricht«! der l«it«nd« Arzt.
Di« Verwaltung des ganzen Be-
Aufgaben eine ungewöhnlich veran
lagte Persönlichkeit, die tüchtig«s Kön
nen und Wissen mit größter Pflicht
treu« uyd Lieb« zur Sache sowie mit
nie versagender Ausdauer und Weite
des Blicks verbindet. Daß das Ver
trkität. In diesem neuen Haus« trägt
All«S das G«präge frischen, frohen
Wachsens und Gedeihens.
Verfehlter Zweck.
„Sie Kellner, sag'n S' mal. . . Ich
hab' mich heut' Abend in den Verein
„Nein, mein Herr, die ist verschoben
worden. Es steht ja doch in der Zei
tung!"
„Ah dös is guat! Jetzt hab' ich
Eme Krankenflegert« - Schule.
ten.
Im Lehrzimmer.
Zwei Zimmer für die Schülerinnen,
eins für die Vorsteherin, ein Gemach,
das bald als Lehr-, bald als Eßzim
mer zu dienen hatte daS war die
Schule in ihrem Anfangsstadium.
Seitdem aber ist sie gewachsen, hat ein
besseres Heim in idyllischer Gegend
(Rue Amyot) gefunden und kann trotz
ihres kurzen Bestehens schon auf man
chen schönen Erfolg zurückblicken. Mit
der Schule ist ein Hospital verbunden
und so ist den Schülerinnen Gelegen
heit geboten, sich in der Krankenpflege
von Anfang an praktisch zu bethätigen
und alle jene Handgriffe zu erlernen,
die den armen Patienten Linderung
verschaffen. Ueber die Aufnahme der
Schülerinnen herrschen ganz besonders
strenge Vorschriften, damit der ur
sprünglich beabsichtigte Charakter ver
Anstalt gewahrt bleibt. Wie schon g--
DasAergste.
leid, He?r
Müller, Spanferkel ist keines mehr da!
Der Herr Adjunkt hat soeben die letzte
Müller: „Dieser Lump! Nicht ge
nug. daß er mir schon eine Ewigkeit
s<X> Mark schuldet frißt er mir auch
noch die letzte Portion Spanferkel vor
der Nas« weg!"
Sein Stolz.
rer): „Seit Ihrer letzten Abstrafung
sind es zwei Jahre her; wenn Sie so
lange Zeit ein ordentlicher Minfch sein
konnten, begreife ich nicht, daß Sie
den."
Gefangener: „Herr Rath, ! bin nek
rückfällig word'n, mich Haben's halt
jetzt zwei Jahr net erwischt!"
Gemüthlich.
laufen. Was soll das bedeuten?"
Einfalt. Doctor: „Habt Ihr
regelmäßig alle zwei Stunden einge
geben?" Bäuerin: „Ja, Herr Doctor/
aber ich habe jedesmal große Mühe ge-
Tie «oderitt TSrti«.
Auch in der Türkei gibt es bereit»
obachterin, Mills Patrick, die
Leben in der türkischen Gesellschaft ist
mit viet Geld, Flirt und ge^ellschaftli
malt, und Diamanten und Edelsteine
blitzen an ihren Händen und Armen,
am Hals und im Haar. Unter ihrem
verhältnißmäßig leicht in Ordnung zu
halten. In der Küche ist ein Koch, der
des Hauses ganz getrennt ist. An
schönen Tagen geht die häuslich« Tür
kin mit ihrer ganzen Familie an einen
öffentlichen Bergnügungsort, wo sie
den ganzen Tag in der Sonne sitzen,
Süßigkeiten kaufen, Zigaretten rauchen
früh oder spät, wie es gerade kommt.
Neben diesen Typen gibt es heute aber
auch, als ein Product des modernen
Fortschrittes, die gebildete mohameda
nisch« Frau. Man kann sie hier und
da, am ehesten in den Harems von
Prinzen oder Paschas oder sogar
manchmal in den mittleren Gesell
schaftsklassen, aber natürlich noch nicht
überall finden. Sie liest fließend eng
lisch, französisch und deutsch mit guter
Aussprache und ist sprachgewandt, wie
es die Türkinnen gewöhnlich sind. Sie
liest die Tageszeitungen und hat be
stimmte Meinungen über alle politi
schen Angelegenheiten. Die vorge
schrittene Mohamedanerin lebt nicht
mit den anderen Frauen zusammen,
sondern hat ein eigenes Zimmer, in dem
sich ein Schreibtisch und einige Bücher
bretter mit den neuen Büchern des Ta
ges befinden, und an den Wänden hän
gen auch einige schöne Stiche. Sie
sehnt sich danach, zu reisen, aber das ist
einer Türkin innerhalb der Grenzen
ihres Vaterlandes nicht erlaubt. Sie
ist in Egypten und Syrien gewesen,
was sie aber nicht befriedigt, denn sie
träumt davon, in Paris und Berlin in
den Bibliotheken zu arbeiten. Sie ver
achtet die Leichtfertigkeit der gewöhnli
chen Gesellschaft und möchte einen Club
gründen, in dem verwandte Geister sie
interessirende Themen erörtern können,
aber das ist ihr noch nicht möglich ge
wesen. Ihr Einfluß in der Presse ist
schon zu fühlen, und man kann vorher
sehen, daß sie ein Element der Kräfte
bilden wird, die bald die Bedingungen
des türkischen Lebens ändern werden.
Das sind einige Phasen im Leben der
heutigen Türkinnen. Das Leben hat
auch bei ihnen seine Romane und Ge
heimnisse, seine alltägliche Seite und
seine Züge des Fortschritts, und ei
bietet nach Allem nur die orientalische
Ausgabe der Erlebnisse, die den Frauen
aller Völler gemeinsam sind."
Zerstreut. Dienstmädchen
(in das Zimm«r ihr«s Herrn stürzend):
»Ach, Herr Professor, ich hab« «in«
Stecknadel verschluckt!" Professor:
eine andere!"
Gute Entschuldigung.
A.: ..Wie, Du hast schon wieder ein
Verhältniß angeknüpft?" Stud.: „Ja,
meinem Herzen zu Lieb«! Du we'ßi,
ein Muskel, der nicht geübt wird, ver-
Hast du Glauben, bist du stark.
Fester Glaube ist das Mark
Und die Seele aller Thaten.
Er nur siihrt zur Heldensch-lft
Er nur kann die Drachen zwingen
saisch!"
Mann: „Sei froh, sonst wärst Du
nicht mein Ideal geworden."
Abergläubisch.
. .Nein, mein Lieber, ich gebe daS
Dichten, trotz aller Mißerfolge, nicht
auf!. . . Eine Wahrsagerin hat mir
erst vor Kurzem prophezeit, daß doch
noch einmal «in Gedicht von mir ge-
Renoinmage.
Besuch: „Du, Dein Teppich ist aber
abgetreten!"
Coquette: „Bitte. . . abgekniet!"
Trübe Ahnuna.
„Na, Du sitzt ja hier so verlassen.
Wo ist Dein Verehrer, der reiche Ban
kier?"
„WaS weiß ich? Der sitzt wahr
scheinlich auch irgendwo."
AucheinÄrund.
Herr (zum Beamtm): „Wieso haben
O diese Kinder!
Der lenkbare Luftballon.
>
DerlleineLogi ker. ,
Der kleine Otto (zu seiner Schw-.
s!er): „Du. Emma, ich glaube. Dein
Frl. Emma: „So, warum glaubst
Du denn das?"
Der kleine Otto: ..Weil er mir leine
Hoherßespect.
mit wem Sie soeben
gesprochen haben, mein Herr?"
„Nun?"
„Das war unser Herr Oberkellner
leibst!"
Unvorsichtig.
Dame (der ein Herr aus Ungeschick
lichkeit zu Füßen fällt): „Bedau're,
mein Herr mein Herz gehört bereit»
Im WohlthätigkeitSbazar.
„Wie viel e Kuß?"
„55!"
„Na da kiissen Se mich 'mal for
5100!"
Der kleineGeschäfismann.
„Gnädiger Herr, der eine von den
die Concurrenz!"
AucheineUnterhaltung.
l Frau Professor: „Edgar, was thu,.
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