Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 07, 1902, Page 2, Image 2

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    2 Mcinr Navclle.
Aus dem Tische stehen die geleerten
Kaffeetassen, und wir beiden fitzen bei
einer letzten Cigarette auf der
Veranda. Mein Lieblingsbruder
Alfred, der Maler, und ich. „Also
wie gesagt, so geht es mit Dir nicht
weiter," beendete er eine lange, ein
dringliche Rede. „Eine Frau von Dei
nen Anlagen ist wirklich zu schade, um
sich mit anderer Leute talentlosen Kin
dern abzuquälen."
Natürlich protestirte ich energisch
gegen diese Auffassung meines Musik
lehrerinnenberuses, den ich liebe, und
«rzähle etwas vom .'Mitarbeiten an
der Hebung des allgemeinen Kunst-
Meni Bruder lacht mich aus. „Pap
perlapapp! Es ist eine elende Quä
lerei, weiter nichts! Und wenn Du es
noch nöthig hättest! Aber so! Deine
Mittel erlauben Dir eine sorgenfreie
Existenz, Dein Talent weist Dich auf
die Schriftsteller«. Wozu sein bis
chen Verstand in elender Tagelöhner
arbeii verbrauchen?"
hat Recht. Es giebt Zeiten, in wel
— hat natürlich an sich und anderen
genug erlebt, um davon erzählen zu
lönnen.
Wenn man schreiben will, muß es
durchaus eine Liebesgefchichte» sein.
Ich gehe also mit den besten Vorsätzen
daran, irgend ein Stoff wird sich leicht
der Ruhe und Sammlung der soeben
beginnend«» großen Ferien, die ich im
Gebirge verleben will.
Wenige Tage nach dem Gespräch
mit meinem Bruder führt ein leichter,
kleiner Wagen mich und mein geringes
Gepäck an den eleganten Villen des
herrlichen Weltkurortes Baden vor
über, in ein wunderschönes, weltabge
schiedenes Schwarzwaldthal, von wo
aus man den Trubel des nahen Bade
ortes zwar mühelos erreichen, ihm
aber noch leichter entfliehen kann. Ich
habe mir in der Haraldsbrunner
Mühle, die mein Bruder mir empfoh
len bat, der dort landfchafterte. Quar
tier bestellt und bin etwas erstaunt, als
stattlicher, junger Mann auf mich zu
tritt. während ich den Bahnbeamten
frage, ob Jemand von der Mühle dort
sei. um mich abzuholen. „Ich wollte
mir erlauben, gnädige Frau, selbst zur
Mühle zu fahren," sagte er mit tiefer
Verbeugung. „Mein Name ist Rup
precht, ich bin der Haraldsbrunner
Müller." Selbstverständlich freue ich
mich über den sympathischen Haus
herrn und auf der Fahrt durch den
prachtvollen Sommerabend plaudert
der blonde, junge Riese gewandt und
gefällig, ohne lästig zu sein. Er em
pfiehlt mir Wandertouren, Motive für
mein Skizzenbuch u. f. w. Er erzählt
selbst von feinen Reifen durch die Al
pen und am Rhein entlang, und wie er
«s überall so herrlich gefunden habe
und ihm doch immer das Herz aufgehe,
wenn er die heimathlichen Schwarz
tannen wiedersieht. D«r Wagen fährt
durch köstlichen Wald, und die schönen
landschaftlichen Bilder überraschen
mich ebenso wie diese ländlich« Be
kanntschaft. Mein Tischherr beim letz
ten Diner zu Hause in Berlin, der Re
gierungsassessor von Hagen, hat mich
lange nicht so interessant unterhalten
wie dieser schlichte Mann, dem jeden
falls die Geheimnisse der höhere»
Schule stets verschlossen geblieben sind.
Wir sind inzwischen am Ende dcr
Fahrt angelangt, nur ein schäumender,
breiter Gebirgsbach trennt uns noch
von der Mühle, die gerade so roman
tisch zwischen den Tannen steckt, wie sie
Schubert vorgeschwebt haben mag oder
Wilhelm Müller. Auf der Veranda
erscheint eine große, kräftige, alte
ksrau. die Mutter meines jungen Be
dem weißen Häubchen hervorschauend.
»Grüß Sie Gott, und tausendmal
willkommen, gnädige Frau!" ruft sie
herüber. „Aber das ist eine böse
Sach', jetzt hat das Wetter am Nach
junger Führer ist schon vom Wage»
kleine, wilde Gewässer. „Jetzt hilft
chen Nässe nichts, und wenn Sie keine
Furcht haben mit Verlaub?" Da
mit hat er mich schon wie ein Kind
aufgehoben, und Ich bin doch auch
meine fünf Fuß und kein Zwerg, und
sorgfältig und verlegen läßt er mich
am anderen Ufer d«S Fliißchens nuder,
nachdem er mit starken Schritten dai
schäumende, nicht tiefe Wasser durch
messen hat. Halb lachend, halb er
staunt danke ich für den Ritterdienst,
der mir ebenso unerwartet lam wie
der Vergleich mit Ekkehard. Diese
Belesenheit hatte ich meinem interessan-
Resel, die hübsche Nichte der Müllerin,
FrUhstückstisch gedeckt. Mein Cava
auch erbötig, wenn auch in der «twas
herablassenden Weise, die seine Rasse
mir Freundschaft zu
wir all« führen eine muntere Unterhal
tung. Nur das hübsche Resel ist ein
silbig und blickt aus großen Augen ver-
Wäglein wieder vor, und der junge
Müller fragt mich, ob ich die Gelegen
heit benutzen will, die schöne Fahrt
nach Herrenalb mitzumachen. Er
habe dort zu thun, und ich hätte
vollauf Zeit, mir den Ort anzusehen
und wieder heimzufahren. Natllr
rer dazu angeregt, da er der beste
Sckmler gewesen sei, wie aber sein
Vater es dem Einzigen nie vergeben
hätte, wenn er nicht di« Mühle über
nehme, die schon über hundert Jahre
im Besitz der Familie sei. „Es ist die
beste im ganzen Schwarzwald." fügt
er voll Stolz hinzu. Und wie er all
an der kleinen Scholle haften bleiben
müsse. Ich tröste ihn nach Möglich
keit, daß ein großer Schatz an todtem
Wissen doch auch nicht glücklich machen
könne, im Gegentheil nur erkenn««
läßt, daß man Unwissenheit mit einer
anderen Art Unwissenheit vertauscht,
und wie man schließlich in jedem Be
rufe in einen engen Kreis gefesselt sei,
und es für den Menschen nichts besse
res gebe, als ein Leben in einfachen,
klaren Verhältnissen, in stetem Verkehr
mit der Natur. Er sieht mich ganz
ausleuchtend an und sagt: „Mit Ihnen
könnte ich alles bespreche, was mir
durch d«n Kopf geht. Ich hatte noch
nie zu Jemand so viel Vertrauen."
Zur Revanche erzähle ich auch von mei
nem Leben. Von meinem guten, ern
sten Gatten, der, um viel« Jahre älter
als ich, mir gleichzeitig ein väterlicher
Freund war, und wie mir dann nur
tüchtige Arbeit über di« furchtbare
Leere hinweghalf, die sein frühzeitiger
Tod in meinem Leben zurückließ. Und
ich spreche von meinem Beruf, der mir
Widerwärtigkeit bringe.
Inzwischen ist die Abenddämme
rung eingetreten, wir sind längst auf
dem Heimwege, und als ein paar
Wanderburschen des Weges daherkom
men und ein fröhliches Lied singen,
um sich munter zu halten, stimmeich
lichem Gespräch und Gesang mit dem
Haraldsbrunner Müller!
Als ich Abends mein Lager auf
suche, nehm« ich mir ernstlich vor, an«
ben Tante, die nach kurzem Glück den
betrauerte, als Stoff erwählt. Und
während ich mir Mühe gebe, darüber
staunt über des jungen Gebirgssohnes
vielseitige Interessen.
Es folgen «in paar herrliche Tage,
in denen ich die nähere Umgebung
lasse im Nichtsthun.
Hans' Billet lautet: „Liebste Grete!
Frau Geheimrath Jansen auszusuchen,
die beide in Baden zur Kur sind. Du
wirst auch manch« Deiner Freunde
ich weiß nichts wie es zugeht
meine Freude ist mäßig, und ich hätt«
gern noch einige Zeit hier das idyllische
Mühle anlange, um mit meinen lieben
Wirthsleuten noch ein Viertelstündchen
verplaudern zu können. Sie Pfleg«»
Mutter Rupprecht strickt, das Resel
Frau," fagt«r «rnst und wie vor
wurfsvoll. „Es steht ein Wetter am
Himmel," und nach einer Weile fügt
Rupprecht," Zage ich herzlich. „Ich
Sein hübsches Gesicht strahlt, und
Hau^.
füllt sind, daß sie den ganzen Bücher
res Leben." Das Resel setzt das große
Tisch, so daß Gläser und Teller an
„Jm Winter ist es auch oft so," sagt
Hause.
weitergehen soll, wenn Sie wieder fort
ein Mensch auf der Welt so gut gefal
len und— und ich würde alles thun,
uns blieben daß Sie bei mir blie
mer Bauer bin? Ich kann nicht leben
olsne Sie!"
des Himmels Einfall vermuthet. Und
als er weiter fragt: „Und Sie sind
nicht bös?" reiche ich ihm die Hand
herüber und sage: „Me sollt' ich das?
Es freut mich, wenn ich einen gut«,
etwas Großem, nach einem jauchzenden
Glück empfinden ließ. Und die Jahre
nach meines Gatten Tod, die mir viel
nicht festhalten!
um den Hals und sagt, er wäre d«r
glücklichste Mensch auf der Welt, und
das Resel schluchzt sich halb zu Tode.
seien Sie nicht böse mein',
es giebt auf jeden Fall «in Unglück!
Und w«nn Sie meinen Jungen wirk
lich so aus Mitleid nehmen, was soll
das nur werden? Sie hielten es j«
Und nun weint sie ebenfalls. „D«nn
so richtig lielxn, so daß Sit üb«r alles
wegkämen, können Sie ihn ja doch
Gott, das wäre dann schrecklich! Mein
armer Junge."
Und während sie spricht, ist es mit
einem Mal« sehr still und ruhig in miit
geworden. Der Sommernachtstraunn
ist zu End«. »Ich glaub«, wir sintz
heute alle zu aufgeregt, um irgend
etwas zu besprechen oder zu b«denken.
liebe Frau Rupprecht," sag« ich, als ich
endlich zu Worte kommen kann; „da
gehen Sie heute nur ruhig schlafen
Md bef«hl«n Si« Ihre Sorgen dem
lieben Gott. Guter Rath kommt über
Nacht."
Und als sie gegangen ist, fühle ich'S,
daß sie tausendmal recht hat, daß ich't
nicht aushielte und daß es auch für
ihn kein Glück sein würde! Des R«-
sels braune Kinderaugen werden ihn
bald trösten über die Enttäuschung
und das Weh, das ich ihm bereiten
muh.
Und so schreibe ich denn ein paar
herzlich« Worte, nicht etwa, daß es so
das Beste sei, sondern einfach und
schlicht: „Leben Sie wohl und Gott
segne sie. Seien Sie überzeugt, daß
ich die aufrichtigste Freundschaft
mir dabei ein paar große, schwere
Thränen in die Augen treten und daß
ich als der Brief fertig ist, lange und
bitter weinen muß, als nähme ich Ab
schied vom Glück und von der Jugend.
Und dann packe ich meinen Koffer
und richte ein paar Zeilen an Frau
Rupprecht mit der Bitte, njir das Ge
päck nach Luzern zu senden, und in
aller Morgenfrühe verlasse ich leise
und ungesehen das Haus, um den
Frühzug von' Baden, wohin ich eine
Stunde zu wandern habe, zu erreichen.
Den Waldblumenstrauß aber, der auf
der Schwelle liegt, wie jeden Morgen,
nehme ich mit mir.
Und als mich dcr Schnellzug eilig
davonführt, muß ich mir gestehen, daß
mir miserabel zu Muthe ist, wenn ich
an des Siegfrieds strahlende Augen
denke, und daß sie heute recht trüb
dreinschauen werden wenn ich auch
überzeugtem, daß er das frohe Lachen
So kam es, daß ich in der Haralds
brunner Mühle, so schön und stim
mungsvoll es dort ist, doch nicht dazu
kam, eine Novelle zu schreiben.
«elbsterziehunA.
Gewiß ist der Einfluß der Eltern,
läge unseres Wesens.
Aber es ist nur die Grundlage. Auf
dieser müssen wir in tapferer Selbst
vie wir dächten.
Die erste Regel, die uns zur Selbst
erlenntniß, also auch zur Selbsterzie
hung führt, klingt sehr einfach: suche
denGrund für alles, was Dir geschieht.
selbst. Auf diese Weise kommst Du
freilich dazu, auch Zufallsgunst und
Schicksalsglück Dir als Dein Ver
erwarteten Ausgang einer Sache ?r
-fährst. Vor Ueb«rschätzung Deiner Pe
rson bist Du also sicher, sofern Deine
Selbsterkenntniß überhaupt richtige
Bahnen qebt.
Wie oft schon, wenn man seine Feh
zu erziehen, dann schreckt mich schon
das erste heftige Wort, das ich hervor
stoße. und ich wende mich schnell ab
und suche zu schweigen. Vor meinem
die Vorgänge, die meine Heftigkeit
verschuldete, alle die Nachtheile, die ich
mir dadurch zuzog. Ich sag« nicht:
wär' ich still geblieben, wie Verblen
det« so oft thun, und die Eigenlieb«
lockend zuflüstert! sondern ich schlage
an meine eigene Brust und sage mir:
ich, ich allein habe schuld, und weil ich
dies einsehe, und weil ich an meiner
Selbsterziehung arbeite, so wird es
mit der Zeit bester mit dem cholerischen
Temperament, das ich nun einmal
Wie oft auch werd«n die Verhältnisse
zur Entschuldigung unserer Fehler und
Schwächen angeführt. „Verkehrte ich
nicht in den Kreisen, wo soviel Luxus/,
herrscht und soviel Werth auf das!
Aeußere gelegt wird, wirklich, ich hätt»-
mich nicht so tief in Schulden ge
stürzt." Vielleicht sagt Dir der Freun
din Mund entschuldigend: „Ach. hät
test Du da« noch eher erkannt!"
Dann weint Ihr wohl beide und grämt
Euch bitter über di« zwingenden Ver
hältnisse. Ich aber wollte, es erhöbe
sich anklagend eine Stimme in Deinem
schwach! Ander« sind in noch viel zwin»
Charakter hält dennoch stand! Dies«
S«ltsterziehung rufen.
Man sollte mein«n, sich selbst zu er
kennen, das sollte nicht allzuschwer
sich selbst beschäftigt ist und keinen in
timeren Umgang hat, als sich selbst.
Ja, wenn di« Eigenliebe nicht wäre!
Die „blinde" Liebe, die wir denen wei
hen, an denen unser Herz hängt, macht
immer wieder. Hierzu kommt freilich
auch ein anderes Motiv: wir wissen
oft ganz genau, daß kämpf
sich selbst. „Ich bin keine Natur, die
sich leicht anschließt", sagst Du. Viel
drat von etwa 24 bis 30 Zoll entsteht.
ander, jedesmal vier bis sechs, in die
mit klarem Wasser halbgefüllte Wann«
und drückt sie sanft hin und h«r.
Das Wass«r färbt sich sofort schwarz,
wird gleich wied«r abgelass«n und durch
frisches ersetzt, worauf man einige
Wasser gibt. Dies geschieht so oft, bis
das Wasser gai»z klar bleibt. Nun
ständlich nicht w«rd«n. Dann nimmt
man di« Laug« w«g, si« kann noch zu
KUchenwäsche benutzt werden, und
dentlich hin und her und läßt sie dann
noch eine halbe Stunde ruhig stehen,
wob«i, wenn di« Laug« «rkalten sollte,
n«n klar, wonach sie noch eine Stund«
in klarem Wasser stehen bleiben. Die
schmutzigsten Gardinen >v«rden so fast
Zurückgegeben. Kund«:
„Na, wissen Sie, Ihre Sch«r« schnei
det ja wi« ««n« oll« Häckselmaschine."
man mit'» Strohkopp zu duhn hat."
Der gebildete S««-
geant. Hauptmann: „Der Grenc
dier Huber scheint mir auch ein Brett
vor dem Kopse zu haben." Sergeant:
.Zu Befehl, Herr Hauptmann, schon
mehr Ueberbreitl!"
»ulfalt.
In Afrika, wo «s am dunkelsten ist».
steh« da das half! Fulfaki erhielt
Kit. , '
stellen.
Fulfaki blickte theilnahmslos auf
das gehcimnißvollt Treibcn seiner
cheln.
Liebttromai, mit Hortsttzungen.
Während der Anwesenheit der ge
gen Napoleon den Ersten verbündeten
Monarchen in Paris fanden zur Feitr
des Sturzes des Eroberers all«rl«i
glänzend« Festlichkeiten statt, die na
türlich auch Fremde anlockten. So
kam es, daß auch «in der englischen
Diplomali« angehörender Herr „Lo
gierbesuch" erhielt «ine ältere Ver
wandte und d«r«n Tochter. Di« letz
iere erregt« durch d«n Zauber ihrer E
rscheinung alsbald einiges Aufsehen,
und so kam es, daß sich der jugendliche
in st« verliebte und zwar so sehr ver
liebte, daß er sich nach ihrer Abreise
schleunigst nach England aufmachte.
Prinzessin Charlotte. Als die Prin
sehr die Welthis?»rie durch Gott Amor
polds «er gegenwärtige König von
Belgien, Leopold der Zweite ist. vesarg«.
vesarg«.
Bursche: „Befehl, Herr Lieute
d«nn d«n H«ring?"
Bursch«: „Entschuldig««, Herr
Lieutenant, als ich sagte, der Hering