Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 26, 1902, Page 3, Image 3

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    Villa INobalt.
-Hri'iuiialrcmli» von Friedrich Thicmc.
(3. Fortsetzung.)
Nachdem Sartorius sie mit einer
Miene der Befriedigung gemustert,
richtete er die Frage an sie, ob sie wisse,
wann ihr Vater gestern Abend nach
„Uii/halb acht Uhr," sie
iWirlttch?"""^
Der schüchterne, zaghafte Ton der
letzten Erwiderung veranlaßte den Jn
spector zu dieser Glosse.
„Ich dente wenigstens, daß es um
neun war nach der Uhr habe ich
freilich nicht gesehen —"
Ihre Verlegenheit steuerte sich ossen
„Um dieselbe Zeit."
„Und haben dann fest geschlafen?"
"S°'"tö nen also nicht sagen, ob Ihr
wieder nach Hause gekommen
Die Lampe brannte nicht gerade
iibermäßig hell, dem Jnspector entging
aber doch der hastig slehendeßlick nicht,
Therese erbebte ein wenig, aber sie
folgte dem Winke der Mutter und ant
wortete:
Können Sie nicht noch andere Zeugen
bringen, Kolter, so ist Ihr Alibibeweis
so gut wie mißlungen."
ter und müßten ihn haben
„Gut, so schaffen Sie dieselben
morgen zur Stelle, und Sie selber mit
„DeS Mordes?" schrie Therese ent
Gesicht. „Heiliger Himmel, Vater, du
hast doch nicht Blut vergossen?"
„Hältst du mich für einen Mörder?"
dächtigen. Elende?"
DaS junge Mädchen brach in Thrä
nen aus.
Still weinend setzte Therese sich auf
eher die Scene mit gewohnter Aufmerk
samkeit verfolgt hatte, ließ den Verhaf
teten Wohnstube abführen, wo er
in d«n Kklltr hinab und durchforschte
den Hof, kurz, kein Platz, wo auch nur
«in Gegenstand von der Größe eines
Trotz alledem verlief die Untersu
chung ergebnißlos.
Aergerlich stampfte der Jnspector
mit dem Fuße den Boden.
Noch einmal durchschritt er, das ma
litiöse Läch«ln der Frau des Verbre
chers wohl bemerkend, aber kein« Notiz
plötzlich blieben sie auf einem dicht un
ter dem Kllchenfenster des QuartierS
stehenden großen Hackeklotz haften, ei
sich eine Erscheinung, welche die Jah
reszeit wohl erklärlich machte, ausfäl
lig erschien dem Jnspector nur der Um
stand, daß der Klotz mit einer viel dicke
ren Lage Schnee bestreut war, als sein
Umfang und die verhältnißmäßig ge
ringe Masse des die Erde bedeckenden
Krystallstoffes es rechtfertigte.^
bald genug legte er eineOeffnung bloß,
in der herumwühlend seine Hand aus
klingende Gegenstände traf. Sofort
Lampe holen mußte, und in wenigen
Minuten hatte er aus dem ausgehöhl
ten Stamm einen ledernen Beuiel mit
„Seht Ihr da, Kolter, was das ist?
Ja, die Nase der Polizei ist nicht so
„Sei getrost, Ziesel, eS geht Alles
»Vater, Vater, nicht wahr, du hast
kein Blut vergossen?" schluchzte The
rese, mit ihren bethränten Augen angst-
ch' l
du so thörichte Reden führen? Leb
4.
Am anderen Vormittag zehn Uhr
erschien der Inspektor in seinem Bu
reau und ertheilte Befehl, ihm sofort
gen Mann vorzuführen.
Der Gefangene sah übernächtig und
angegriffen aus, trotzdem brachte er
heute, nachdem er feinen Anzug ein we
zweideutige Beimischung. Auch der
seelischt Ausdruck, der in seinem Blicke
sowie seiner Physiognomie zu Tage
trat, war nicht dazu angethan, das
„Nun, mein Freund," redete der
Jnspector ihn an, „zu welchem Resul
tate hat Ihre UeberlegungSie geführt?
Haben Sie sich entschlossen, die Wahr
heit zu bekennen, oder wollen Sie auf
Sie sind?"
„So ist es." "
andern ...scheine., in .lb
„Darüber werden wir uns bald
Klarheit verschaffen. Lankwitz, sind
die vorgcforder'.en Personen erschie
„Auch diese."
ein, das Dienstmädchen der ermordeten
Josephine Hobalt.
Der Jnspector fordert« sie auf, den
„Ist das d«r Mann, d«r bei Ihrer
Ankunft entfloh?"
„Wenden Sie ihr den Rücken zu,
Angeklagter."
Der junge Mann lehrte sein Gesicht
„Nun?"
„BanNvitz, holen Sie den Hambur
ger Friede."
Der Hamburger Friede, gleichfalls
seinem Transporteur voran.
„Kolter, dreht Euch um!" befahl der
Jnspector.
„Ist das der Mann?"
„Mit Bestimmtheit wollen Sie eS
„Nein."
„Nun, er wird es jedenfalls gewesen
sein, und ich hosse, die Bestätigung
heute noch aus seinem Munde zu ver-
der Nachbarschaft der Villa Hobalt be
deS Hauses lierumdrückte.
„Ist das der junge Mann?" forschte
.ja".
„Ist es wahr, mein Herr Unbekannt,
gebildeten Klassen, ohne die geringste
daß Sie sich bereits während des Nach
ja," erwiderte ohne Zaudern der Ver
haftete.
„Zu welchem Zweckt?"
„Das darf ich Ihnen nicht sagen."
„Nach Belieben," fertigte derJnfpec
tor ihn lakonisch ab, worauf er sich
hinzu.
tes," erklärte der Jnfpector dem Un
sichts dieses Beiveises auf Ihrem
Weg ein, um zum Ziele zu ge'culgen.
Wissen Sie, welchen?"
„Nein."
Bestimmtheit. Zum Beispiel dieses
tum des 1. Mai 1843. A. H. bedeutet
Nichtigteit des Gesagten. Nachdem
ten.
Die Ehefrau Kolters zeigte sich ver»
bissen, frech und wortkarg, sie blieb bei
Umstand gebührend zu nutze. Von der
Tochter war ebenfalls nichts Erhebli
ches zu erfahren. Offenbar aus dem
Der Jnspector redete ihr, so bewez
„Therese Kolter," sagte er, „Sie sind
gen.
"Das war ein großes Glück für Sie
„Wäre es nicht besser, Sie suchten
sich einen Dienst?"
„Ich war auch im Dienst zwei
„Um so besser für Sie. Und Sie
die ich bereits in verflossener Nacht an
Sie gerichtet: War Ihr Vater in der
Zeit von acht bis elf Uhr Nachts wirt
lich in seiner Wohnung anwesend?"
Therese Kolter athmete tief, dann
zog sie ihr Taschentuch heraus, preßte
um den es sich handelt. Was wäh
len Sie?"
gern," entschied sich Therese weinend.
„Gut, Sie sind entlassen. Ich will
fonnenheit einer langen Erfahrung.
Die Anklage lautete auf Mord, es han
delte sich um Tod und Leben. Wie
„Aber Koller," suchte Ihn Sartorius
zu überreden, „bilden Sie sich doch
denn die gestohlenen Gegenstände und
daS Geld in Ihren Hackluock gelegt ha
ben?"
Der Verbrecher zuckte die Achseln.
„Das weiß ich nicht man hat so
„Welche denn?"
„So manche."
„Ich sehe, Sie beziehen sich auf den
großen Unbekannten, der Emh
öffnen vermocht; Ihr seid eben ein
Meister.in Eurem Fach, Kolter."
Der Einbrecher lächelte geschmeichelt
„Diesmal täuschen Sit sich aber
doch, Herr Jnspector."
„Oder auch nichts ich hätte nicht
lautet die Anklage aus Mord —"
blick auf den Beamten in's Work.
„Wer das Geld und die Juwelen ge
stohlen hat, der hat auch den Mord be-
Sartorlus hielt erwartungsvoll
„Ich brächt« es nie iiber's Herz, Herr
Jnspector."
„Wer soll aber den Mord begangen
haben? So hatten Sie einen Compli
cen?"
Der Einbrecher antwortete nicht.
Kurze Zeit stand er in einer Art dum
pfen Sinnens da. Ein harter Kampf
schien in seiner Brust zu toben. Der
Jnspector wartete geduldig, bis der
Schlosser von selber das Wort nahm,
er rechnete jetzt sicher aus ein Ge
' ständniß.
Der kluge Kenner dieser außerhalb
des Gesetzes, der Gesellschaft und Ehre
um ihre eigene Achse kreisenden seltsa
men Welt irrte sich nicht. Der Ham
burger Friede, das Nutzlose und sogar
Gefährliche seines Verhaltens wohl be
greifend, war im Begriffe, der Wahr
heit die Ehre zu geben. Er that es mit
folgenden Worten:
„Nein, Herr Jnspector, ich hatte kei
nen Complicen. Denn ich will es nicht
länger in Abrede stellen was ja auch
angesichts Ihres Fundes Thorheit wä
re, ich habe den Einbruch begangen.
Aber hören Sie wohl, nur den Ein-
Mord! Ich vergreise mich an anderer
Menschen Eigenthum, das halte ich für
lein Unrecht, denn ich bin arm und
durch Arbeitslosigleit allmählich in's
Netz des Verderbens gezogen worden,
aber nicht an anderer Menschen Leben!
Lieber mache ich mich unverrichteter
Sache davon und lasse mich erwischen
das Zuchthaus ist meine zweite Hei
nigstens tonnte sich der Jnspector die
Thatsach« nicht trllären. Das Be
kenntniß des Schlossers wies ihm plötz
„Sie wollen behaupten. Sie hätten
keinen Helfershelfer gehabt?" fragte
er lauernd.
„Es ist so, Herr Jnspector. "
„Ihr redet nicht die Wahrheit, Kol
,.Meinen Gefährten?" rief der
Schlosser überrascht. „Dä wäre ich
„Einen jungen Mann, dei; sich im
Keller der Villa Hobalt versteckt hielt
und den man noch in derselben Nacht
dort festnahm, in welcher der Mord
„Mir auch der Bursche bewahrt
jedoch über alles feine Person Be
treffende ein hartnäckiges Stillschwei
gen. Sagen Sie uns nun, wie er
h.'ißt und wer er ist."
„Ich? Ich kenn« ihn gar nicht."
„Ihr kennt ihn wirklich nicht?"
.Nein. Als ich den Einbruch be-
„Aber Mensch, das llingt höchst
sehr sonderbares Zusammentreffen,
wenn die alte Dame in derselben
Stunde ermordet worden wäre, in
der es Euch «infiel, bei ihr «inzubre
chen wer sollte dann der Mörder
sein?'
Der Verbrecher senlte nachdenklich
daS Haupt.
„Vielleicht der Capitän Mo
„Der Capitän Morelly? Wer ist
daS?"
„Sie sollen Alles erfahren, Herr
Jnspector. Der Capitän Morelly ist
es, der mich zu dem Diebstahl verlei
tet und mir die G«legenheit dazu in
die Hand gespielt hat."
„Und wer ist dieser Capitän Mo
relly?"
„Ich weiß es nicht ich habe ihn
vorher nie ges«h«n."
„Ihr habt das Verbrechen mit ihm
ausgeführt?"
„Auch nicht ich habe ihn wäh
rend des Einbruchs gar nicht zu Ge
sicht bekommen."
„Kolter, Ihr sprecht in Räthseln
erzählt mir Alles, was Ihr zu sagen
habt aber seid ausrichtig."
„Es liegt in meinem eigenen In
teresse, Herr Jnspector. Ihnen die
Wahrheit, die reine Wahrheit zu of
fenbaren. Als ich vor einigen Wochen
das Zuchthaus mit dem Rücken ansah,
war es mein fester Entschluß, '.< ich
ihm für immer fern zu halten —"
„Wenn ich nicht irre, habt Ihr die
sen Entschluß noch jedesmal gefaßt."
„Nun ja, es ist richtig der
Mensch ist schwach, Herr Jnspector."
„Fahren Sie fort."
„Ich bemühte mich um Arbeit,
fand auch welche, die ganz hübsch
lohnte. Und ich habt redlich gearbei
tet die ganze Woche. Da führte vor
etwa acht Tagen der Teufel den Ver
sucher in Gestalt eben jenes Morelly
zu mir in's Haus. Wer ihn zu mir
geschickt, weiß ich nicht, ich vermuth«,
der alte Schielheinz, der Gastwirth,
bei dem ich immer verlehrte, aber ich
will eS nicht behaupten. Eines
Abends saß ich mit meiner Frau beim
Abendbrot, als es tlopste und auf
unser Herein ein Herr eintrat, der sich
uns als Capitän Morelly vorstellte
und mich unter vier Augen zu sprechen
„Wie sah der Herr aus?"
„O, wer ihn einmal erblickt hat, lann
theni Bart —"
„Vollbart?"
Kopf bis zu den Füßen in einen langen
schwarzen Mantel gehüllt, hatte aber
eine Haltung, stramm wie ein Mili
tär."
„So etwa vierzig Jahre konnte er
auf dem Rücken haben."
„Was für Augen, Nase, Mund und
Haar?"
„Das Haar habe ich nicht gesehen,
er trug einen Kalabreser, den er tief
über den Kopf gezogen hatte. Ich hab^
hab»'^"^°"
.So war er e.naug.g?
»Einäugig? Wirtlich?"
„Er hatte nur ein Auge; wo daS an
nichts als die leere Höhle. Sein Ge
sicht gewährte dadurch einen abfchre
tisch sein. Weiter. Was wollte der
Mann von Ihnen?"
„Wir gingen zusammen in die Kam-
Mart in ihrem Secretär liegen, außer
dem befinden sich für rund zweitausend
Marl Schmucksachen und Geld darin.
Es ist also eine Dame? fragte ich.
«Fortsetzung folgt.)
EndevomLied. „Frl. Ol
man noch nch « ha n sich ver
„Auf Wiedersehen! Leben Sie recht
wohl!" „Danke Aber zum Wohl-
Männer sieht. Was mag wohl aus
letzteren werden?" „Die sterben
sämmtlich vor Freude."
Mr die Küchr.
Frikadellen von Rind«
fleisch. Ein Pfund frisches Rind
fleisch wird mit 7 Unzen Nierenfett
gut gehackt, mit einigen in Butter ge
zu Tisch gegeben^
Kartoffelnmitßahmunl»
gerösteter Zwiebel. Mai»
wäscht und schält dieKartosseln, schnei
det sie in fingerdicke Scheiben und locht
diese in Wasser halb weich. Dann
setzt man nach Verhältniß der Kartof»
feln guten Rahm auf's Feuer und thut,
sobald er kocht, die Kartoffeln mit dem
nöthigen Salz hinein, wobei darauf zi»
Man giebt die Kartoffeln zu CotelettS
geröstete Zwiebeln extra dazu.
Warmer Kartoffelsalat.
Man schwitzt Butter mit Mehl hellgelb
und gießt soviel Wasser dazu, daß die
Masse eine seimige Sauce giebt. Dann
nimmt man den Tiegel vom Feuer und
stellt ihn auf die heiße Herdplatte, doch
so, daß die Sauce nicht mehr tocht.
Dazu kommen I—2 rohe Eigelbe, eine
große, geriebene Zwiebel, ein Eßlöffel
voll Speiseöl, Essig, Zucker, Salz, Pe
tersilie, Schnittlauch und ein Lössel
Spargel - Schinken. Ro
her, etwas fetter Schinken wird in fin
der sehr gut abgetropft sein muß und
mit etwas Pfeffer bestreut wird. Ueber
den Schinken giebt man das ausgebra-
Paprika-Ro st braten. Mai,
nimmt ein gut abgehangenes Roast
beeftheil, schneidet in willkürlicher
Größe Rostbraten (große
davon ab und taucht sie, nachdem man
sie tüchtig geklopft und gesalzen hat, ii»
Mehl, worauf sie auf scharfem Feuer
schnell auf beiden Seiten abgebrate»
tem Fleisch oder Fisch. Z
Kort tiner Oclflasche macht man einen
spitzen, liefen Einschnitt, steckt den
Kork dann wiedr fest darauf, hält die
man der Masse 3—4 Eßlöffel voll
und Pfeffer/ Zuletzt giebt man eine,»
Eßlöffel voll seingehackter Petersili«
löffel voll Kapern an die Sauce.
Ein alter Belannter.
„Lieber Herr Müller, gennt Sc doch
anna alta Belannta au' a Alinosa!"
„Einem alten Betauten? Ich kenne Sie
ja gar nicht!" „O sreili kennet Se
n>e', freili! Wisset Se, i bi' dear, wo
Ihrer Frau vor a paar Johr ihr gol
dena Uhr g'stohla hat! I' komm' jetzt
g'rad aus em Zuchthaus." 3