2 Der geizige Bauer. Der Bauer Matthäus fuhr zufrie denen Gemüths vom Wochcnmarkt einige Sack Hafer gut verlauft und heimbrachte. Der dicke Pelz, das Heu, "darein er sich wohl zurechtgesetzt hatte, seiner neuen Pfeife schmeckte ihm, er hatte gut gegessen und getrunken und sah mit tiefem Behagen in die schnee bedeckte Landschaft, aus den festgefro renen Weg, auf die schwarzen kahlen Baume längs der Straße und auf den weißen Winterhimmel. Sein Haus war frisch gedickt und schuldenfrei, das Feld ernährte ihn bei schwerer Arbeit, und über manche ma gere Zeit half er sich langsam durchs Leben. Sein Weib war gesund, arbei tet« und sparte, der Bub, sein einziges Kind, wuchs heran, vor zwei Jahren hatte er seiner Schwester ihren Antheil ausgezahlt, dreißig Gulden hatte er:m lam er bis zum 'Sommer, bis zum Herbst aus, und wenn alles gelang, lonnte er im nächsten Jahr wiederum einige Hunderter in die Sparkasse tra fen. Seine Zufriedenheit wurde wesent lich erhöht, wenn er des Nachbarn ondere verlausen mußte, des Bürger meisters, dem die Tochter gestorben war, und an all das viele Unzukömm ncm engen Weltwinkel ereignete und die Menschen dort ins Elend brachte. Doch blieb es bei dc? Betrachtung, kein Eigennutz, keine habgierige Berech ihm. und seine Seele blieb rein. Noch sah er im Unglück des andern nicht seinen eigenen Vortheil, den hart Was brauchte es viel, um ihn in die Klemme zu bringen? Zwei Jahre Mißwachs, oder zweimal hintereinan- und er lani! sich umsehen? wie er sich wieder aufrappelt. Jetzt geht es noch gut, nichts reden, nicht viel Die stillste und tiefste Freude war todt auf der andern Seite der Straße. Mit Mühe gelang es ihm, eineni älte ren Herrn aus dem Wagen zu helfen und ein zartes, halbwüchsiges Mäd chen. das vor Schreck ohnmächtig ge worden war, mit seinem Beistand her auszuheben. Er bettete sie, so gut es ging. i>» seinen Leiterwagen, den bracht« alle ins Dorf, in sein Haus, unter die Obhut seines Weibes. Der Knecht war todt, die Pferde hatten die Füße gebrochen; der alte Herr war mit einer kleinen Mrvenerschütterung da dongekommn und betheiligte sich an d«r Pflege seine» Kindes, dem ein Arm Vier Wochen blieben sie bei Mat thäus in Kleinhubtn, und als sie gin btzeigt habt, kann ich nicht lohnen, ober als Andenken nehmt hier diesen Becher. Er ist von Gold, schwer, und wenn ihr an Festtagen daraus trinkt, gedenket meiner in Frieden." So kam Matthäus zu einem Stück Gold, und mit dem Gold zu einer an dern Se«l«. Es war seine wirkliche Seele. Denn mit dem Gold geht es wie mit dem Wein, die Wahrheit liegt in ihm; der Rausch lügt nicht, er zerstört olles, was sich wie eine Schale um den Kern legt, und zeigt ihn bloß. Frei von allen .Hemmungen und Schranken reckt sich die Seele, er hebt sich und zeigt ihr wahres Gesich!. Der wird zänkisch, der sonst friedlich war, denn wirklich zänkisch und un duldsam ist sein eigentliches Wesen, jener froh und der andere rührselig, beim h«it«r und weich sind ihre See len; einer lüßt, und der zweite greift zum Messer. Mangel und Kümmer insse, Befürchtungin. Sorgen. Aengste sind es, die unsere Seelen drücken; und zeigt sein wahres Ich. Nicht das Gold macht hart, sondern wer als Reicher hart wi"d, der ist «S wirklich, nicht- d«r Arme ist mildthätig, er fühlt, wie die Armuth drückt; laßt verschwenden, der andere wird hab»», gierig und unersättlich, einer froh, der andere düster, der fromm, jener über müthig und hoffärtig, und so zeigt je der echt und furchtlos, was er wirtlich ist. Als Matthäus xjn Stück Gold in der Truhe wußte, da war es ihm, als sei jemand an seiner Seite, der ihm immer zuraunte; es kann dir nichts geschehen! Brennt das Haus zusam men, das Gold verbrennt nicht, siilll die Kuh, laufst eine andere, kommt klüger. wohlhabenden Mann auf. Wenn die andern im Wirthshaus saßen, tanzten, tranken, spielten und rauften, saß er ner einen Knecht genommen hätte, da schund er lieber selbst Tag und Nacht und trjcb sein Weib grimmig an, daß vom Tisch in die flache Hand, schüttete sie in den Mund und schmatzte dazu, als wäre es ein fettes Huhn. Sein Weib ließ ihm seinen Weg; war doch alles für ihren einzigen Sohn. Um den rackerte und knauserte sie mit, für ihn half sie die Thaler zu Berg« scharren, ihm gedachte sie «in frohes Leben zu bereiten. Der Sohn bemühte sich, den Bat» von der übergroßen an zeige er sich den» unter den Burschen, wie es seinem Alter und seiner Wohl habenheit geziem«? All- seine Worte sielen von dem harten Gemüth des Seit« unter seinen buschigen Brauen und fing ein tiefes Mißtrauen gegen die Menschen, die ihm am nächsten standen. Selbst sein Weib wurde ihm v«rdächtig, als er bemerkte, daß sie darum. Als es nun zur Heirath kom men sollte, da gedachte Matthäus den Seinigen einen rechten Aerg«r anzu der Mann recht giftig zu seinem Weib: „Bäuerin, was denkst du, thut eS unserm Sohn gut, da auf dem Jahr ist nicht Arbeit für ihn, so geht er, die Hände in den Hosentaschen, wie allerlei, wozu er nicht vestellt lch will ihn in die Welt schicken." legte sich hin und gab ihren Geist Nun hauste Matthäus allein auf sei pachlet. wozu hitte' er ihn nöthig? Sehnsucht spürte er keine nach ihm, sein liebstes Geschäft war das Zins eintreiben und das Neinsagen unv Pfänden seine einzige Freude. Er lebte von Brot, Käse und Milchbrei, und immer gelber und dürrer wurde, blieb er doch gesund dabei und überleb- ganze Dorf. Eins aber hatte er Schuldner starb, mußt« ihm""« Witt we oder das Kind, oder wer immer Unterblieb, auf einem großen Bogen Pavicr einen Partezettel schreiben. Das wollte er so haben. Mit derzeit kam er dahin, daß er in seiner Ztube eine ganze Reihe sol cher Todtenzettel aufgenagelt hatte. Das war sein Schuldbuch. Davor spa. zierte er auf und ab, machte seine Ein tragungen, je nachdem die Erben des einen oder andern der Todten den fäl ligen Pacht bezahlten. Blieb der Pacht aus, dann stellte er sich vor den Zettel, licherte, klatschte in die Hände und freute sich greulich. Ren dort und dort, gestorben an dem und dem, schuldig so viel, gezahlt so viel, gepfändet dann und dann. Willi die Kinder haben an? 1. Mai den letzten Rest gezahlt. Und so einer ne ben dem andern, die Wand durch, Zet tel bei Zettel, die andere Wand, rings- Wie es zu geschehen pflegt auf die ser Welt, daß manches doch seinen Richter findet, der nach strengem Ge setz straft, daß einer glaube, in eine Goldgrube einzusteigen, was aber manchmal ein« ganz andere Grube ist, so langte auch ein« Hand dem Mdt ihäus an den Kragen. Und das war jene Hand, die nicht mehr losläßt. Ver lasse sich nur ja keiner darauf, er hand spricht. Der Sch«nkwirth hatte sich zur Ruhe gesetzt und sein Haus einem Der Schwächste bekommt seine Haue weg. Das ist sicher. Der Wirth in seinerNoth nahm zuMathhäus seine Zuflucht: das war sv, als bäte die Maus die Eule um ein Quartier. Matthäus selbst um sein Geld gekom schnaps mit Wein ist da! Wagensell, Stausest, Michel Jmmerberger, alter Sausaus, heut zahl ich, Kirmes ist! Heidirodoh hollala, holladiadia rulla l>i, hopp dullia, hopp dullio, dulli dul liv! Bei diesen Worten trank er den Becher leer. Als er sich aber Im Stuhl wieder Mund und sagte: Du Blutsauger, dei „Schluckser lupfte feine Halsbinde, Mich hat er ausgeraubt und ver lacht! Mir mit boshaft«,» Hohn das Leid vergiftet! Mich hat er verlockt einander! Hab ich gesoffen oder ihr, die Nacht durch? Hab ich ze zwickt und in einer Nacht meinen Wald verspielt? Hast mich nicht knie fällig gebeten? Bist du nicht am schneite? Feld. Ein kleines Dorf senkte seine Stroh dächer bis tief hinab, als wollte eS gebens warteten, als der verschneit« Aussicht, das nächste Dorf zi> errei- LieselS Seelenkampf. Die Lies«! weint. Man hatte ihr aufgetragen, die Hühner zu schlachten. Auf dem Küchentisch liegt das Messer, Tie Herrschast kennt diese ihre Schwaß. Als das Gespräch zwischen den Gerichten bei Tisch darauf kommt, .Naiv." ißt. Und die Liesel leidet. lastete auf ihr unerbittlich, d«r Li«s«l, in welchem dieses Mädel Zimm«r. Eine Auflehnung, von der keiner weiß. Das «rst« Signal davon war das H«rumschm«ißen diverser Kü chengeräts, nxlche jedoch dem Zerbre chen nicht unterli«g«n und d«ss«n höch d« zum Str«it mit d«n lxnachbarten Dienstmädchen, mit dem ersten besten, das ihr g«rad« in d«n Weg litf. Wa rum gerade mit diesen? Etwa deshalb, weil jene Geflügel schlachten und da bei lustige Li«der trillern, während ihr, der Liesel, das H«rz bei jeder solchen Operation zu zerspringen droht? „Hann«?" „Laß mich in Ruhe! Ich hab« j«tzl leine Zeit!" „S—o—o —o? Du hast leine Zeit? 'Schön! W«nn ich Dich um «twas bit te, hast Du nie Zeit, ober wenn Du mich um etwas bittest, da g«h« ich iiber all hin, zum Mangtln, in d«n Killer, auf den Boden! Jetzt werd« ich es ja wiss«n, wi« Du bist ... wart«!" Noch einig« herbe Borwürfe und Schimpfwort«, einige au"brausend«Gi sten, «i»ig«s Thürenw«rfen. und die Lies«! ist so „schrecklich bös«", daß si« selbst darüber «rschrickt. J«tzt ist si« fähig.... Si« stößt ein« Kanne mit dem Fuß« und, sie rüttelt am Korb mit der Wit sch«, daß «r kracht, si« schi«bt mit solch«r Wucht den Tisch an die Wand, daß von dieser sich der Kalk abbröckelt. Sie läuft wüthend in der Küch« umher, als ob sie ein Opfer sucht«. Aha! Di« Hiihn«r! Oho ! Nicht lang« wird si« damit mach«»! „Seid Ihr alle Die Liesel wirst das Messer fori und seufzt erleichtert auf.... Ein Stein ist ihr vom Herzen g«fal- den Korb, di« Kanne, die ganze Da fällt ihr Blick auf die drei klei nen Vogelleichen .... Mein Gott, wie war das doch so zahm! denkt st- und fühlt .... oder bildet sich es we nigstens ein, daß Thrän«» aus ihr«n Aber, vorbei! Es mußte sein! An doch hat dieses Leben seine Schönheit! Ho! Ho! Und >vi« fett si« sind! Was wird si« nur für Lob «rnt«n. Au> diese Weise hat Liesel mehr als ein Hühnchen von d«r Welt geschafft und wird noch mehr als hundert Pünktlichkeit. - „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der das, ist sie Pflicht Pflicht gegen die Mitmenschen; denn wir haben lein Recht, auf Kosten der Zeit Anderer zu sündigen. Ab wöh ur auf einen wilden Stamm mangelhaft aufgepfropftes edles Reis erscheinen soll, neben dem die wilden Schößlinge ist die Grundlage der Pünktlichkeit. Wer pünktlich auf die Minute zur' Stelle ist, wird auch im Abwickeln sei ner Obliegenheiten nicht saumselig trödeln. Die Schule sorgt dafür, daß den Kindern der Begriff der Pünktlichkeit klar werde, aber ihre Lehre kann nicht Gedeihen, sondern ebenso sehr auch sür die Entwickelung ihres Charakters von Nothwendigkeit. Pünktlich essen, schla fen, arbeiten; pünktlich einem Berspre- «iner V«rabredung wird LebensbtdUrfniß für sie. Das erst ist das Ideal wahrhafter Pünkt lichkeit; sie muß derart mit dem Wesen der Vorwurf der Unpünktlichkeit ge macht, und wenn wir ehrlich sein wol len, müssen wir iingestehen: nicht mit Unrecht! Das liegt eben an unserer Er ziehung. Vom Knabtn wird von Ju gend aus mehr Pünktlichkeit verlangt, ihm wird es mehr verargt, wenn er sich aeaen sie vergebt warum? Lediglich aus Gedankenlosigkeit und der unbe wußten Ansicht heraus, Frauen seien nun einmal von Natur zur Unpünkt lichkeit disponirt, trägt man uns diese übel angebrachte Nachsicht entgegen. Tritt eine mit der Untugend der Un pünNUchkeit behafiete Frau in die Ehe, so begibt sie sich zugleich in eine Kette von Verdrießlichkeiten, Kümmernissen, schlimmen Erfahrungen aller Art. Ist der Mann pünktlich, so muß ihm die nachlässige Art seiner Frau eine Quelle steten Aergers sein. Vorwürfe, Auseinandersetzungen, Scenen sind unausbleiblich, Thränen fließen, und eine gegenseitige Erbitte rung setzt sich in den Herzen fest; da» sind noch geringfügig« Veranlassungen. Ist der Mann gar ein Pedant, so ge hört von beiden Seiten schon ein« große Liebe und sehr viel Selbstbeherrschung dazu, um die Ungleichheit der Charak- Ordnung, Ruh« und Behagen. Stun nen Gang hat. Pünktliche Menschen Eltern nicht rechtzeitig, als Kind, zur Pünktlichkeit angehalten! Sie hätten mir viel Leid «rspart. Die Arenden des Alters. Gerade ein Jahr ist es her, daß ich einen betagten Schriftstellei, dessen Name schon längst aus dem Gedächt niß des Publikums entglitten ist, bei einem Spaziergang im Thiergarten traf. Es betrübte mich, wie müde und verdrossen der alte He?r in den hellen Frühling Hineinschaute die Augen immer auf den Boden geheftet, als wenn er das Grab suchte, in das man ihn betten soll. In gut gemeinten Worten habe ich ihn zu erheitern und aufzurichten versucht. Aber mit einem lässigen Kopfschütteln wehrte er ab. „Was wollen Sie mir sagen?" er- Jahre alt. Was ich geschaffen habe? ist mit Recht vergessen. Bon den An dern und von.mir selbst^. mir wie papierne Gespenstes... Eine junge und neue Welt ist um mich er standen. Lassen Sie den alten Herrn ruhig zu Grabe wanken ..." Augen an. „Wünschen Sie mir Glück!" rief er mir schon von Weitem lächelnd entge gen. „Ich bin gestern der Mittelpunkt eines ehrenreichen Festes Aus schen Lüge geziehen hätte." „Und warum das Alles?" hat." ' ds^stdsltztM't zu kommen?" „Mein siebzigstes Lebensjahr!" Und während ein pfiffiges Lächeln L b Alters." Gerechtigkeit. „Alles, was ich für meinen Clienten verlange," schrie der Ferkelstecher mit der Stimme wird, „ist Gerechtigkeit." „Thut Tie Theaterprinzesfin. Alfred hatte ihr versprochen, prä cise zu sein. Würde er Wort halten? Er war schon öfters unpräcise gewe sie verstand! Die Welt von Gelehrten glaubt, einem Leben voller Freude ent gegen zu gehen. Und wie bitter sah sie sich enttäuscht! Wohl hatte ihr Gatte terschied gegen,- frühen Jeden Tag etwas Neues. Des Morgens die Pro- Klatsch. Fast bis zur Vorstellung wirken zu können. Und dann der Bei fall! Wie im Fluge war die Z«it stets Und jetzt? Bleiern schlich «In« würdevoll war hier all«s. Der Professor hatte seinen Sessel weit vom Tisch geschoben und starrte Photographie seiner Gattin. Zwölf Stunden fast hatte er sie nicht gesehen. Welch eine furchtbare Veränderung in dieser kurzen Zeit! Was hatte er in durchlebt! Was war ihm während dieser kurzenDauer sür eine entsetzliche Wissenschaft geworden! Theater gesehen worden! Aber man hatte auch beobachtet, daß sie es bald in Begleitung des jungen Assessors wieder verlassen hatt«. Wohin sich das Paar g«wendet hatte, wußte allerding» Niemand anzugeben. Langsam und tief tönten jetzt sechs Schläge aus der Standuhr in dem Gelehrtenzimmer. Leise wurde an di« Thür geklopft und leise trat der Die ner ein, um ein Telegramm zu über reichen. Der Professor erbrach es und öffnete es mechanisch. Dann warf flohen! Seine Freunde halten recht gehabt, als sie ihn warnten, eine Theaterprin zessin zu h«irathen. Eine solche und ein Gelehrter paßten nun einmal nicht zu einander. Aber schade, daß er es nicht so machen lonnte wie sie und sein H«rz einem anderen Menschenkind« zu wenden konnte. Daß er verbluten mußte an seiner ersten und ach, so un glücklich«» Liebe. Ironie. A.: „Ist der Candi- Faulpelz?" B.: „Oh nein, der fällt jetzt sleiHig im Exam«n durch!" Kasernenhofblüth«. Unterofficier (zu einem ungeschickten Rekruten): „Na, Löwe, Sie sind wirt lich d«r König der Viecher!" M u tt«rso r g « n. „Wirklich, Madam«, Ihr« T»cht«r ist ein reizen des Mädchen. Sie muß sicher schon viele Heirathsanträge erhalten haben." Nur los! Zur Kokette: „Frl. - o bitte, entschuldigen Sie mich, Frl. Birdie: habe ich vielleicht schon zu viel gesagt?" „Noch nicht, Herr Bashsul," ermuthigte ihn Frl. Flyppe.