DK bsbi Scdule. «-man »on ElSdrth Mqcr-F-r?». (9. Fortsetzung.) Ein Stalltnecht, beladen mit goldbenählen Schabralen, schlendert« langsam den Garderoben zu ;ein an drer, die gestreifte Leinenhose bis an die Knöchel aufgekrempelt, vertheilte mit der Heugabel frische Streu. Sper linge waren durch die Oberlicht fenster benraum hört« man das Geschrei der Elephanten, diesen hellen, trompeten den Ton, mit dem sie ihre Freude aus drücken, ihr Entzücken über di« runden, sich überkugelnden Maisbrode, die ih nen der Wärter zuwarf. Vera athmete lange auf, wie von ei nem Druck befreit in dieser wohlbe kannten Luft. Sie näherte sich ihren Pferden, zog Czardas am Zügel zurück und trat neben ihn. Ihre Hand griff in die Mähne des Hengstes. Einen Augenblick legte si« liebkosend ihren Kopf an den schlanken Hals. Aber das Pferd entzog sich ihr und schnup perte fremd und verwundert über ihr Gesicht hin. „Er kennt mich beinahe nicht mehr; er hat mich vergessen," murmelte sie. „Madame waren zu lange fort, Pferd und Ch-rley haben große Sehnsucht gehabt," sagte der Jockey, ihr nach zwischen die Barrie ren tretend. Si« wendete sich ab, ihr Gesicht ward hochmüthig wie vorher. „Satteln Sie! Ich will aufsitzen." Langsam ritt sie in die Manege ein. Die lag gleichfalls noch in halber Be leuchtung, der amphitheatralifche Bau rings um ihren Kreis, dessen oberste Ränge sich in Dunkelheit verloren, mußte einen seltsamen Eindruck ma chen auf Jemand, der auS hellem Frü hlingstageslicht in di«fe Dämmerung Allein er schien nrlld«, von den langen Proben des Vormittags erschöpft, er verbeugt« sich nur nachlässig, ließ die iaum einen matten Knall zurückgab. Zwei Musikanten, die zu dieser S«- paratprob« waren, rappelten Minute, fast von Takt zu Takt ließ sie Gähnen sollte noch staunen. Nicht umsonst war si« ja Vera Schwarz, die erste ihrer Profession. Allons, den Cavallerie - Galopp! Wie besessen, wie gestachelt oder mit dem Feuerbrand gejagt raste dasPferd, prächtiger, ehrgeiziger Rouen. Wie der Teufel raste er, hei fegte er den Sand. Renn«! Rase jetzt hoch! der Steiger gehorcht«. Verzwei derfüße. Die Last von f«in«m Rücken war herabgeglitten. Da lag sie, fast hinter seinen Hufen. Erschreckt, er leichtert, durch die Nüstern feuchten Dunst und Speichel blasend, stand das Pferd. F g diesen Sturz, seine Ur sache nicht begreifen. Si« fühlt« sich vor Scham vergehen. der die Peitsche hatte sinken las ihr Pferd. Jetzt gelang der Tric. Aber si« wußte, er war nicht mehr der Tric von Pferdes"" schleifte'n'icht den Boden, er suchte mühsam In der Luft «inen Halt. Ihre Händ«, die früher während dieser Schlußpointe unter dem Kopf gefaltet gewesen waren, wünschten jetzt unwilllürlich die Zügel los, Madame!" Doch sie ließ nicht, angstvoll hielt sie die fest. nicht ten Hauses; gleichsam gezüchtigt von der Pritsche des unbeweglich strengbli ckenden Mannes. Dann rafft« sie ihre Schleppe zusammen. „Entschuldi gung, Monsieur. Es wird am Abend besser gehen." „Machen Sie sich Muth, Madame! Eine Flasche Bordeaux, wenn's nicht Quadrille! Schaffen Sie sich Schen kel an für heute Abend." „Schenkel!" rief der Stallmeister ten sechstausend Mark!" Er spielte auf ihre Monatsgag« an, und sie be griff. Ja, sie war dekassirt; ein sol cher Abfall heute Abend und man wür- Ruf einer ersten Kraft. Dieser Platz, den sie behauptet hatte mit eiserner Energie, war dann verscherzt. Sie vom Dutzend. Es war ihr körperliche? Elend, das sie so herunterriß, sie wußte es. Ihre Muskeln waren schlaff, ihr Rinken wie rig machte si« sich darüber stellte Wein und aß und trank mit Ge walt. Bah, dieses körperliche Elend Sie hatte sich ausgehungert, vernach lässigt die letzte Zeit. Das war alles! Nur kein« Mattigkeit vorschützen. Das war für diese Kunst der Tod. herumbummelte, und ließ ihm am Ne bentisch gleichfalls ein kleines Diner auftragen. So saßen si« «ssend, Tisch bei Tisch, Herrin und Diener, beide mit denselben raschen, hastigen Bewe gungen die Bissen in den Mund sto pfend; schweigsam inmitten des gro ßen, menschenleer«, Raume», in dem es sich nur zu beleben be ben müden, rasirten Gesichtern Schau spielern ähnelnd, die ein fünsaktiges Versdrama vor sich haben. Hastig leerten sie am Büffet ein Spitzglas Korn oder einen kleinen Absynth, ehe ten und her, verzehrten hinter dem Mantel der Mama di« mitgebracht« Orange oder plauderten untereinander wie die Alten ihr Cirkustauderwelsch. Dann kamen die Stallmeister, dies« vornehmen Herren, die Impresarien und einige Lebemänner; sie bildeten eifrig redend Gruppen zu dreien bis »leren, ließen di« Solitaires an Fin ger und Kravatt« um die Wette blitzen, schäkerten mit den Mädchen, und bil deten sozusagen d«n Stock dieses gro ßen Bienenhauses, den wichtigen Mit telpunkt, von dem aus das leichtgefie dert« Bölkchen feinen täglichen, ewigen Ausflug zu Glück und Elend, zu Ruhm und Vergessenheit nimmt.— Vera überblickte müden diese! Ja, diese Glücksritter alle, sie hasch ten, andre noch jung. Welch einHand werk war das, so täglich sein Leben zu verpfänden, alles auf eine einzige dem Ewsatz herauszukommen! Frei lich auf tausend Nieten kam dann im- mer einmal «in Viertel de» großen Looses. Sylvester Schäffer hatte es gezogen und Clotilde Loisset ihrerzeit, oft nachgerühmt, daß sie einen der haupttresier geinacht. Sie hatte als Glückslind gegolten, in Bezug^au^ihr« ge kennt. Schlagwörter wie „Win tergarten". „Prügelei", „Rowdy", „endlich glückliche Wittwe" drangen zu den abscheulichsten Farben zeichnete. Das war das Werl seiner Rache, nach den Demüthigungen während zehn im Dienst verbrachter, mit Geld und Ge schenken reichlich aufgewogener Jahre. Gerüche des Abends. Dieser selt- Vorbereitungen, das Zwitschern und Murmeln der Stimmen, das Geplät« scher des Waschwassers hinter den Bretterwänden hervor. Das Geklirr der burlesken Waffen, das Gellimper hatte sie diese tödtliche Angst des Lam ben sah. Sie folgten seinen Veivegun gen gespannt, mit der Neugier, wie sie abgehärtete Aerzt« gegenüber den^Ope^ hervorleuchtenden Hemd. Sie hörte das Dringliche seiner Worte, sah die Stalldiener in ihren blauen Livreen vielstimmige Schreien der Bravos, das Klatschen der Händ«, das Trampeln von den Galerien. Ohne zu wissen, einen Augenblick die Lider gegen die eindringenden Fluthen des elektrischen Lichtes schließen.^ vornehmen Gesellschaft gewonnen und entführt, deren Reize er wie ein Ra sender vertheidigt hatte? man sich von ihr gemocht hatte. Zu zart, zu distinguirt sah sie für die Zweideutigkeit dieser Geschichten aus. Ihr Gesicht war blaß und unge schminkt, beinahe hohlwangig. Und, Gott, diese kinderschultern da! Diese zarten langen Arme, die fast schlaff den Zügel und die Gert« führten. Man verlangte gute Form von einer Schul- duction. Freilich, sie ritt gut, sie saß bis in die Zehenspitze elegant. Aber das Pferd ließ zu wünschen übrig. War das wirklich ein Hengst aus Un garns berühmtesten Gestüt? Nun, dann hatte er sich sein Pußtafeuer im Staub der Manegen gehörig ausgetre netisches Beifallsklatschen; sie erfüll- Pietät, eine Art Huldigung für die blasse Frau des todten, entgleisten Ka meraden. Aber das große Publi kum verhielt sich kühl. Erst der Tusch, den die Musikanten bliesen, riß es ein wenig aus seiner Lethargie. Nun, unter dem Aplaus der Menge vom Pferd. Sie verbeugte sich tief, de voter als sie je in ihrem Leben es ge than. Sie fühlte, an diesen Minuten hatte die Zukunft gehangen. Die hämischen Bemerkungen der Einzelnen hörte si« nicht. Sie legte die Hand auf's Herz, als wolle sie zeigen, wo der Ursprung ihrer Angst, dieses wach senden HiimmernS und Klopsens lag. Dann wandte sie sich dem zweiten Hengste zu. Cyarley hob si« auf den glatten Rücken «mpor. Mit einem Peitschenhieb eleltrisirte sie das Thier. O wie gut war es gewesen, alsGo row da hinter d«n Planken gestanden und mit der starren Ruhe seines Bli ckes gleichsam sie und daS Thier hyp notisch bezwungen hatte. Wie ruhig war sie gewesen auf dt«fem keuchenden Rücken, unter ihres Mannes Blick, so als ob der die Kraft besäße, sie vor jedem Fall zu schützen, jede drohend« Gefahr von ihr abzulenken. Jetzt, sie fühlt« es, jetzt war sie al lein, ihrem Schicksal gänzlich überlas sen, kein Gott und kein Mensch würde ihr Helsen. „Do arriöre; sri'ikü'«! Loeore „no lois!" Der Stallmeister, in der Mitte stehend, die Peitsche hoch über dem Haupt erhoben, knirschte es durch die Zähne. Ja! Zurück! Der Tric war schlecht ausgefallen; das Pferd hatte sich nur faul gebäumt, und sie, — Mähne fest geklammert. Das Pu blikum war stumm. Dieses eisige Schweigen peitschte sie auf. Rouen! La liiiut!!!" Sie fürchtete sich nun nicht mehr, ihr war, als habe der Schlag ihres Herzens ausgesetzt. „Nur hoch.Rouen, nur immer höher mit den Vorderfü ßen! Brich das Genick, wenn du willst nur steige. So nun den Kopf zurück, die Hände von der Mähne los höher höher!" Ihr Kopf, der den Boden schleifte, suchte mit den weit offenen Augen die Deck«. Sie blickte In das Geflim mer von großen und kleinen Lampen über ihr, feurigen Punkten undßällen, die ihr auf die Stirn zu sinken schie n«n. Alles Blut war ihr in den Kopf gedrängt, sie hörte das Tättern der Musik anschlagen gegen ihre Stirn es summte und brauste wieder wie so oft die Mattigkeit derUeberanstren gung sank über sie nieder. Sie fühlte, wie sie sanft von dem glatten Rücken glitt. Ein« Sekunde lag sie halb auf den Knieen, in den Sand nieder gestreckt. Dann erhob sie sich, ver neigte sich wirr und ging. Der laute Beifall der Menge rauschte nach einer schwülen Paus« nieder; sie lächelt« mit fest gepreßten Lippen. Si« wußte, daß das eine barmherzig« Beileidsbe zeugung war, Mitleid mit ihrem Elend, aus den dicht gefüllten Logen heraus. Sie war gestürzt, —abermals, was man so sagt „glücklich gefal len." Und sie wußte, daß es damit für sie in diesem Cirkus aus war. Die lange Kette der Stalldiener öffnete sich, ließ sie schweigsam hindurch. Rouen war an ihr vorübergejagt, unschlüssig unv gleichfalls wirr von dieser unge wohnten Schlußapetheose. Der Alt meister trat an sie heran, sprach lebhaft auf sie ein. Seine Stimme wurde freundlicher, als er ihre blutleeren Züge sah. „Aber Sie sind nicht wohl, Madame, indisponirt. Sie hätten das nicht übernehmen sollen." Sie nickte „ich weiß" und schritt an sen, die, der Pantomime entgegenhar rend, in ihren tiefdekollektirten Tarla tanröckchen mit ihren rosa und weiß geschminkten Gesichtern wie ein« dichte Blumenlette den Ausgang säumten. Weder Neid noch Mißgunst war jetzt in den Blicken zu lesen, mit denen sie dieses Pech des Zufalls ist es, was »on allen aus eigener Erfahrung ge kannt, das Herz des Wandervoltes weich für die Leiden des Einzelnen er hält. spurigen Beileidsbezeugungen nen. Sie schickte ihn fort, «inen Wa sen bestellen. Sehr langsam, ganz ge siihllos kleidete sie sich um. Sie schlüpfte in ihr graues Sieisekleid, dehnte und streckte sich in ihm, als sei Weile vor dem Spiegel, im Hut und Paletot, ihr Bild mit den schmalen Wangen, den Linien von Arom, den Straußenfeder ihres Barettes th«il loollte, turz seinen Sitz aus dem Nut- Die Aufdringlichkeit dieses Menschen war das Einzige, was sie in ihrem Zu thie deutlicher einpfand. In ihrem Zimmer machte sie Licht, ließ sich Papier und Feder bringen und schrieb gewissenhast, mit ruhiger Hand: „Lieder Papa. Ich lehre loahr scheiiilich schon morgen zurück. Bin hier gänzlich abgefallen. Alan wird mir morgen den Contralt kündig«». Ich kann nicht mehr reiten, muß aus ruhen, kurze Zeit. Es ist ein großer Aussall für uns, verzeihe mir. Ich din sehr müde. Töchting." Sie klingelte und ließ Charley ru fen, um ihn mit dem Eilvrief noch zum Nachtzug an die Bahn zu schicken. Als ec zurückkam und noch so spät an ihre Thür« klopfte, war sie bereits im Be griff, sich zur Ruhe zu begeben. Er habe „noch etwas zu melden", flüsterte er. Sie öffnete und ließ ihn eintreten. Sie war bereits im Matinee. Ihr dünnes, blondes Haar siel über ihre Schultern. Bei dem rothen Schimmer der verhangenen Tischlampe sah sie sehr schmächtig und lindlich aus. Der Jockey war an den Tisch getre ten und begann eine Geschichte zu stam meln, von eb«n abgegangenem Zuge, gramm zur Post geg«ben". Es war belanglos, was er da sprach, dessent willen er zu so später Stunde noch hier eingedrungen war. Plötzlich trat er aus sie zu. Ehe sie es noch verhindern senden Küssen bedeckte. „Ich liebe Sie!" stieß er hervor. „Oh, ich bin stark, ich nicht nur bin ein Diener. Ich will kämpfen für Ihnen. Oh, mich nicht verachten, ich habe gelernl, ich will zeigen, daß ich kann seinGentle stoßen süße Weib, wie dieser andere Gentleman. Ich will dienen, die Füße küssen ich will thun alles für gnä dige Baronin, alles für süße, hochge borene Frau —" Er hatt« ihre Hände in den seinen gefesselt, die ihn hatten beiseite stoßen wollen. In seinen Augen brannte eine falsch«, demüthig« Flamme, «in« Verwegenheit des Erringenwollens über alle Hindernisse hin. Aber auch sie rang verzweiftlt, und da sie stand und er am Boden lag, gewann sie die Oberhand. Si« erreichte die Thür, riß sie auf und zeigte gebieterisch in den hellerleuchteten Flur, aus dem soe- Er war aufgestanden vom Boden und in schiefer Haltung, mit erkünstelter Ruhe, wuthverzerrt schritt er an ihr vorbei. „Sie werden noch bereuen in Ihren Leben"—zischte er hervor. «Be reuen, Madam«. Ein ehrlicher Mann hat Ihnen Hand gereicht." Si« schloß ohn« «in Wort der Erwi derung hinter ihm die Thür. Dann verriegelt« sie dieselbe und sanlerschöpst auf einen Stuhl. Das hatte ihr nur noch gefehlt, der Liebesanfall di«fes frechen Burschen. So weit also hatte sie heute verspielt: so tief war ihr Kre dit gesunken, daß dieser Schurke es wo gen durste. - thigt worden war, und jetzt in einem ncch viel heftigeren Maße, drohte sie zu ersticken. So war sie nun also völ lig vogelsrei, allen Windstößen preis gegeben; Gorow, der Beschützer, der ruhige Athmen, das sie Nacht für Nacht keit ihrer Träume einen Seufzer aus stieß. Jetzt schwellten die Seufzer wie eine endlose Klage ihre Brust; «rsllll- Ruhe des ganzen Zimmers. Und kein Echo, das sie weckten. Kein Trostuwt, das sich auf sie herniedersenkte, kein stickte. Seele waren mit Gorow gegangen. Hatte er sie gequält? Hatte es Stun den gegeben, da sie neben ihm verzwei feln zu müssen gemeint hatte? Sie wußte nichts mehr davon. Sie sah nur zehn glühende Jahre, unzählige Stun den der Liebe; und über ihr« Seele senkte sich das emsige Wanderjahr«! Sie hatte geglaubt, mit ihnen abgeschlossen zu haben. Sie hatte immer davon geträumt, nach zehn Jahren des Cirkuslebens eine stille Hcke für sich und die Ihren zu finden werben zu können, einen Garten davor, mit Rosen und Ruheplätzen, als einzi. gen Luxus, als Rest der vergangenen Herrlichkeit im Hof einen Stall für Czardas, der redlich fein Gnadenbrot wünscht, dieses London, Wien, Paris, Barcelona, New Aork, Budapest —in denen sie den besten Theil ihres Lebens Welt kutschirte. — Jetzt führte er sie t'icine daran, dic dkS gesunlcnen SierneZ. Ihre schlechte Gesundheit hatte das zu Wege gebracht; die Strapazen zehn langer Jahre, ewig auf Reisen, bald in speisen, die dann den überanstrer.xten Körper nach der Borstellung neue Kräfte zuführen sollten, ihm aber nur Schlaf und Nervenstärt« raubten, ilurz, dies Leben der vollkommenen Unregelmäßigkeit, das selbst eiserne Menschen auf die Dauer zu Grunde richtet«, und ihr die Spannkraft, den Muth, das Können raubte. Sie merkte ein seltsames Resultat mit der Zeit. Es war, als ob von Innen heraus ihre Leiensfasern vertroctneten. Sie fühlte etivas Welkes, unaus sprechlich Müdes über sich heraufschlei chen. Es bleichte und dörrte ihren Körper. Sie war jetzt so leicht an Ge wicht, daß die Stallleute, die sie auf ihr Pferd hoben, ein paar Pfund Federn zu halten vermeinten; ihr goldblondes Haar ward noch durchsichtiger —so dünn, daß keine Frisur damit zu stand« zu bringen war. Auf ihrer Stirn, mutter, zeichneten sich die Spuren von Gram und Müdigkeit ein, und wenn sie lachte, schnitt es ihr um den Mund eine Furch«, „die ewigeWittwe", nannte man sie mit ihrer Trauer, aber da je der fühlte, wie tief und ursprünglich dieselhe war, gleichsam ein Stück ihrer selbst, verspotteten auch die Rohesten sie nicht. Ja, sie trauerte ncch immer, wie am ersten Tage, obgleich abermals Jahre dahingegangen waren. Es schien, als ob mit Gorow ihr Lebensfaden abge rissen sei; so offenbar welkte sie. Sie war noch nicht alt; noch keine einund dreißig; ander« Frauen ihrer Jahre standen erst jetzt in der Blüthe ihrer Triumphe. „Sie hat sich einfach ver schlampt". sagten die Kolleginnen, wenn sie diese einst laut gefeierte und mit Ehren und Gold überschüttete, ehe malige Siegerin so schmählich unter liegen sahen. Und sie hatten Recht. Sie hielt nicht mehr aus tadellose Kleidung, ihre Reitanzüge und Jagdröcke faßen schlecht. Sie ließ sich gehen. Sit Seit ungefähr einem Jahr ritt sie mitunter auch Quadrille. Das ivar das Aeßerste, was ihr hatte geschehen können. Es war der Niedergang. Der Schritt von der Ausnahme zur großen Allgemeinheit hinab. Unter diesen Hunderten verschwindet sie. Nicht heute, nicht morgen. Noch kennt man sie, sucht inat dem Opernglas ihr be rühmtes Goldblond aus der Menge der rothen und grünen, in Jagdhabits gestickten Erscheinungen heraus. Aber bald Sie dachte nicht on die „bald". Sie zwang sich darüber sortzutreten, es un ter sich zu lassen, in der schwindeln den Angst vor der Kette von Folgerun gen und Schlüssen. Aber PapaSchivarz sing an, Zeit und Anlaß und Gelegen heit zu bekommen, sein« verfahrene Le benskarre nunmehr einmal besser in die Augen zu fassen. Im Strudel der Weltstädte, dort wo niemand mit der Wage der menschlichen Weisheit die Schicksale deS Einzelnen mißt, war für diesen Alternden, aus dem Geleise der Druck seines abhängigen Lebens nicht so empfindlich gewesen; er tonnte sich mit unzählichen anderen, von irgend einer besorgenden Hand mern trösten und angenehm hinweg täuschen über das Maß seines eigenen Niederganges. So war er mit der Zeit noch »in leidlich vergnügter Cir kuspapa geworden. Jetzt aber, im Mi. lieu kleiner und kleinerer Städte und ihrer Sphäre bürgerlicher Solidität kam er sich wie ein Ausgestoßener vor. Aus ihren Reisen in die Provinzen ka men sie einer Menge von Nestern nah, die sie bisher kaum mit dem Namen ge kannt hatten. Eine gewisse sehnsüch tige Behaglichkeit ging von ihnen auf den ehemaligen Kleinstädter aus. Aber in den Gasthöfen derselben, Ivo die Ho noratioren saßen, mußte er seine Abende abseits, völlig einsam verbrin gen, oder am Tische der Handlungsrei. senden, die ihre schlechten Witze mit ihm mochten. Ah, die langen Abende, da Bera ritt, wurden zur Marter für den alten Herrn. Er faß, verschanzt hinter den Bauch seines Litermaßes das ihm niemals den geliebten Absinth ersetzen konnte, und starrte trüben Bli ckes durch den Nebel von Tabak und Getöse eines kleinen, grollenden Ge witters aus weichem Tuch eleltrisirte ihn, aber er wagte es nicht, sich unter vor einer Abweisung. Er beobachtete interessirt den Skat der Herren, er rückte vor auf feinem Stuhle, wenn der Treff - Bube oder Pique - Wenzel er schien. Aber zuweilen, von dieser star ren Neugier des Circusalten belästigt, setzte sich einer der Herren ostentativ genügte dann, um ihm Zinnober in's Gesicht zu treiben, seinen Hais, seine Schläfe anschwellen, ihn hestig, mit ei ner Verachtungsdollen Geberd« nach sich lassen. » », , .- Nach der Brautwer bung. Er: „Glauben Sie, daß «Natürlich. Erst heute Nachmittag Für die KSchr. Rostbraten Man löst di« Blu me aus einem Kotelettstück vom Rind, lopft sie gut und sie mit Mehl, guten Rothwein angießen. Solch» Rostbraten sind besonders gut zum Abendbrot, da sie sich schnell bereiten lassen. Man rechnet sodann «inen Rost braten auf die Person. Rindfleisch in Zwiebel sauc«. Abgelochtes Rindfleisch rich reicht dieselbe dazu: Man macht aus Butt«r und Mehl «i»e ganz helle, dick« Mehlschwitze, löst sie mit Heller Fleisch brühe auf, thut vorher ganz fein ge schnitten« Zwiebeln hinzu und läßt di« Sauce auf nicht zu scharfem Feuer da mit aufziehen. Man kann si« sowohl durchschlagen, als auch die Zwiebel stückchen darin lassen. Soll dies« Sauc« zu gekochtem Schöpsen- oder Schioeinefleisch angerichtet werden, so kocht man gewöhnlich «inen halben Theelöffel voll Kümmelkörner mit. Krautsalat. Rothkohl oder Weißkohl wird fein gehobelt, mit nur einem halben Theelöffel Salz auf «inen großen Krautkopf «ingesalzen, nach einiger Zeit das Salzwasser ab gegossen und das Kraut ausgedrückt und mit kochendem Weinessig begossen, wobei man auf ein Gericht B—lV Eß löffel voll rechnet. deckt man das Kraut zu, läßt es wieder längere Zeit stehen, gießt es ab und gibt es in trocke nem Zustand« zum Anmachen. Zum Anmachen nimNU man ein« Pris« Salz, ein« Prise Pfeffer, 2 Eßlöffel voll Oel, 2 Eßlöffel voll Rothwein und dann noch Essig, wenn der Salat noch nicht sauer genug ist. Wer will, kann oben in die Mitte des fertigen Salates noch schön goldgelb ausgebratene heiße Fett grieben schütten. Weißkohl mit Hamm«!» fleisch gedämpft. Nicht zu fettes Hammelfleisch wird in groß« Würfel geschnitten, sauber in warmem Kochen gebracht. Inzwischen schneidet man die Blätter eines Weißkohls (zu einem großen Kopf rechnet man Pfund Fleisch) in nicht zu klein« Stück« und fügt dieselben dem halbnxich ge kochten Fleisch« zu. Ist auch txr Kohl Mehl I« nach Geschmack Englisches Rindfleisch. rere derselben steckt man Stücke von dem Fett des Fleisches, in einig« Ci tronenschalen und in andere crbze- Basilikuin. Nach Ablauf der 3 Tag« schnitt. Fleisch unter öfterem Umwenden vier Tage in nicht zu scharfen Essig gelegt, in den man einig« Pfefferkörner, eine mit Gewürznelken besteckte Zwiebel, einige Lorbeerblätter, Wacholderbee ren, Citronenscheiben und das nöthige Salz gethat hat. Soll der Braten zubereitet iverden, so wird er zuvor mit frischem Speck reichlich gespickt, zwei bis drei Stunden gebraten. Eine Biertelstunde vor dem Anrichten wird der Braten mit saurem Rahm über gössen. auch kann man außerdem noch ein Glas guten Weißwein beigießen, wodurch die Sauce an Wohlgeschmack gewinnt. Auf dies« Weise zubereiteter Hammelbraten schmeckt wie Rehbra ten. Gefüllte Spinattaschen. Der Spinat wird, nachdem er verle sen, in kochendem Wasser, dem man ei nen kleinen Natronzufatz gab, gewellt, mit taltemWasser übergössen, gut aus gedrückt, fein gewiegt und mit einer kleinen Zwiebel, Butter, einem halben Theelöffel Fleischextract gedünstet. Nachdem er erkaltet, verrührt man ihn mit drei Eiern, Semmelbröseln, einem Biertel Pfund fein gewiegtem Schnxi nefleifch und schmeckt ihn mit Salz »nd ein ivenig Pfeffer ab. Inzwi schen bereitete man mit B—6 Eiern einen Nudelteig, rollt denselben fein aus und theilt ihn in gleichmäßig« kleinere Platten. Sind diese nun halb getrocknet, so bestreicht man sie messerrückendick mit dem Spinat, wi ckelt sie zusammen, drückt die Endsei len fest und kocht di« Rollen in Salz- arranqirt man die Spinotta schen auf einer Schüssel, übergießt si« mit Butter, in der Semmelbrösel ge röstet werden. Erklärlich. Fräulein: „Aber Herr Doltor, jetzt trinken Si« schon die dritte Flasche Wein, und heute morgens haben Sie doch in Ih rer Ordinationsstunde über daS Trin ken geschimpft." Doltor: „Ja, mein Fräulein, wenn Sie einen solchen Ka ter gehabt hätten, wie ich, dann hätt«» Sie gewiß auch geschimpft." 3