Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 24, 1902, Page 3, Image 3

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    DK koke Scdule.
Hiomon »on ElSbtth Mcyer Fö'stcr.
(4. Fortsetzung.)
mit seinen langen, weit ausholenden
Beinen gleichen Schritt mit Vera zu
halten. „Ich nehme meinen Abschied.
Es ist daS einzige, was mir übrig
bleibt, wenn ich d«in Mann werden
will."
das allen seinen Worten wie ein unter
irdisch quellender Strom Leidenschaft
und Färb« gab. Aber Vera, die die
sen Strom zu meistern entschlossen
war, drückte begütigend seinen Arm.
„Ja Gorow," entgegnete sie. „Lie
ben heißt opfern. Aber auch Opfer
vergelten heißt e^ —glaubst du wohl?"
„Nun," sagt« er und hielt bezwin
gend seinen Blick in dem ihren fest.
„So ist es also entschieden. Nimm
mein Leben hin. Ich zerbreche es für
dich. Du willst nicht mit mir gehen.
Cirkuskarren mich hin
als deinen Manager. Als deinen Im
presario, deinen Freund, deinen
Schützer, deinen Diener, was du
willst. Es ist entschieden, denn ich
liebe dich."
iiberfluthete. „Wir sind wehrlos da
sich heißer an seinen Arm schmiegend.
„DaS ist der Kernpunkt, der Inhalt
für uns. andere unsers äu
warinem, sorglosem Lächeln. .Du
sagst ja selbst: „es ist entschieden". Du
wirst mein Herr, mein Manager,
mein Impresario, wie du sagst. Ich
werde deine Herrin, Frau,
ihrem Glück, diesem heißen Sichum
fassen der Seelen, für das alle weite
ren Worte nur noch Schall und Ueber
fluß war. Die Menge, das Publikum
schob an ihne« vorbei, Paare, aneinan
dergelettet wie sie selbst, raschlebige
Menschen, die daS Glück, die Liebe, den
Genuß zu zweien suchen. Ueberall
selb« Taumel, Herzen
als die beiden nach langer Wanderung
an ihrem Ziel, d«r Straße Mont
martr« angekommen waren. Doch
«r schüttelt« nur d«n Kopf.
„Du würdest kein« Freude an ihm
haben. Er ist der schnöbest« alt« Eis-
Sinne des Wortes. Ich und
als ich, da ich zum ersten Mal den Fuß
auf D«ck setzten durfte. DaS Meer
fremde Welten, Stürme und Schiff
brüche alles, was du so liebst,
sollst du hingeben für mich?"
Er lächelte melancholisch; „Stürme
und Schiffbrüche werdtn nicht aus
löschte für «inigeZeit die gehobene
Stimmung. „Jetzt sieh, die alle sind
klüger wie wir, sie finden sich, sie sind
tern sie wieder vergnügt auseinander,"
sagte Vera, auf die Pärchen weisend,
die vor ihnen, neben ihnen, unter ihnen
näbstrebten zur Straße
Er hielt sie sester mit eifersüchtiger
Hast, und nun gingen sie an dem
w«ibl!cder «Gestalten ?>>r d«m Nchtllber
firablt«r. Thor. Ab«r Gorow, der Pa
ris bei Nacht, wie die Nacht allerWelt
städt«, genugsam geschlürft und gekostet
und längst den schalen Bodensatz ge
schmeckt hatt«, drängte die Gelieble an
seinem Arm nur rasch«r vorwärts.
schwß!^"°'
seiner Stimme, daS Finstere aus sei
ner Haltung war verschwund«n. Er
sah froh und aufgeräumt aus; und sie
empfand es voll sieghaftem Glück: die
Es war kein übler Einfall, daß Mr.
Mazagram, der Manager Veras, auf
Instituts; das ließ sich aber am besten
«r also d«m Dir«ctor durch anscheinend
absichtslos hing«worftn« Worte s«in
Dafürhalten dar; d«r Direcior ergriff
di« Offensive mit Freuden; all« Mittel
hatte, noch w«it«r. Sollte sie schon ge
fei«rt werden, sie d«r Mittelpunkt so
neidloser Huldigung, nun fo wollt« sie
aber auch die Gastgeberin des kleinen
Festes sein. Si« sei es, welche dieCol
legenschaar nun um ihre Theilnehmer
sichtbares Glück. Es schien, als
Stück genießender Welt. Ab«r Blu
m«n sah man, Blum«n, allenthalten in
solcher Fülle, von solchem Dust, daß
sie die Straßen mit Treibhausatmo
sphär« füllten. Jede» Giis«ttch«n, je-
Matrone und sogar die spitzbübischen
Die hellen Schellen der Bicycletles
zierlichen Schl«ppkleid«rn, ditGamini,
die sich diese Schleppfräuleins leisten
konnten, stolzirten in verdoppelt lang-
Boulevards, als wollten si« jeden
etablirt, welche G«s«llschast
nach St. Dtnis hinausbringen sollten.
Nur die Verlobtin stlbst, dann Mr.
Skvres, der Strllvertreter des Dir«c
iors, und Mr. K«ll«r, das „Wundtr
d«r Menschheit", s«hlt«n noch.
ausfallenden Huten, mit ihrer Beweg
lichkeit, Lautheit und routinirten Gra
zie zogen sie nicht nxnig die Blicke der
andern wußten, daß Rosas Melancho
lie nur die hilflose Mask« für die Un
benxglichkeit ihres G«ist«s war, denn
die bezaubernd« Tänzerin war, waS
Das bewegliche Bölkchen ließ sich des-
Stumpfnase, was wieder zur Folge
hatte, daß die prima Ballerina sich
doppelt zurückgesetzt fühlt« und schon
jetzt, noch vor Beginn der vielv«rsprt
„Da ist auch Monsi«ur Keller," ri«-
fen mehrere d«r H«rr«n, indem si« auf
standen und einem heranrasselnden
Fiaker winkten. Mr. Keller war daS
„Wunder d«r Menschheit", augenblick
lich n«b«n Vera di« zweitstärkste At
traction „Nouveau Cirque". Ein^
Gleich hinter Mr. Keller, dessen
letzter Stunde wieder standeshcÄiche
Bedenken g«habt. Mit tausend Küs
sen und Umarmung«» hatt« sie diesel
starl b«tonend, indem er hinter ihr den
Wagen erstieg. Die Insassen halten
verstanden. Sie rückt«n zusammen und
slüglern entgegen. Erst als sie den
Gürtel der Stadt verlassen, di« Befe
stigung«» hinter sich hatten und in die
Straße, ballten sich unterern schweren
Räd«rn d«r Kutschen. Die Drosseln
sang«n und die Lerchen jubelten, man
weithin schmetternd« Morgenlust, und
das elegante Völkchen in den Kutschen
spürte etwas wie H«iniathSerinnerung.
„DaS ist so Bön, daS ist so gut,
ner Flasche Sekt," schlug enthusia
stisch Mister Rockf«ll«r, der Parsorce-
Reiter, vor. Der Vorschlag fand allge
mein«» Anklang; in Enghien, im Ho
macht; Gorow, der entschlossen war,
all« ökonomischen Rücksichten heute
schw«ig«n zu lassen, bestellte Pom
mery; es gewährte ihm «ine mora
lische Genugthuung, dieser Gesellschaft
gegenüber den rückhaltlos Gebend«»
Hervorzukehren. „Noch zwei." befahl
er, als die ersten vier Flaschen geleert
waren. „Und die Speisetabell«, Gar
ßen. Stillen Sie uns ein gutes Ga
belfrühstück zufammtn."
Als sie ausbrachen von Enghien, be
trug die R«chnung b«rejts an hundert
achtzig Francs. Er zuckle unmerklich
die Achseln und lächelte vor sich hin.
kleine Kapital war verzehrt, er war
dann nur noch der Mann seiner Frau.
Was that auch das? Er li«bt« sie!
Er war rasend vor L«id«nschaft und
Eifersucht! Und sein Blick, der ihre
Gestalt umfaßte, daS sylphidenhafte
Figürchen, dos nicht ihm allein gehör
te, sondern d«r Oeffentlichkeit, d«m
Cirkus, all«n! bekam für einen
Augenblick wieder die Finsterkeit, die
wie eine unsichtbar« Hand alles Lie
benswürdige aus f«in«n Zügen wischte.
In sein«m Auge lag Gereiztheit, Lau
erndes, während er Mr. Rockfeller fi
xirte. Der Hund, in seinen Au
gen «r wagte es, sie mit Fri
teltein Pferde darstellte. Ja, paß-
„Bist wieder eifersüchtig, alter
dem Ausgang des Gartens ziu Er
hatte einen ruhigen, leichten Gang, fast
etwas Stolz«s, der nicht «rrath«n ließ,
ob «r die D«müthigung aus Frauen
alle zu Enthusiasmus Er
staunt, ganz fassungslos kxtracht«te sie
ihn. Was war es, das ihm di«f« plötz
lich« Beredsamk«it und Frisch« gab?
Wir b» Triumph über di« Demü
künstlicher BeleuchtungSeffekt erzielt;
der verwöhnte Pariser mit einem Ue
berfluß von Licht und Duft und Blu
men braucht, um in die nöthige Stim
mung zu gelangen.
Bei dem Cirkusvölkchen hätte es die
ses Raffinements freilich nicht bedurft;
man hatte unterwegs noch in mehreren
oh gewiß, diesen Leuten darf
„Na, Baronchen!?" scholl «S ihm
nen gemüthlichen Klaps. „Wollen an
stoßen, was?! Sollst l«ben, Baron
ch«n, lang« leben. Mit unserer scho
ten Eoiffüren, Gesten und Min«n d«r
„Das alles ist dein Werk,—dies« Hoch
zeitsgesellschaft!" Si« f«lbst war von
Glut überflammt, auch ihr war die
Wald°""'' """" Herrschaften, in den
Die frische FrühlingSlust, die sie
draußen umfing, legte sich wi« Kiih-
sich «ntfernenden Stimmen. Dann ka«
empor, v«rlöscht«n die Lichter und be
volle Sonnenlicht drang stromgleich
ilötzlich in das Zimmer, umfluthet« die
Bronzeverzierung der Kand«lab«r und
Kaminfpi«g«l, bad«t« sich in den scha
len Resten des W«ins und lachte dem
Trunkenen ins Gesicht. Er merkt« eS
nicht. Er schnarchte.
Die andern hatten inzwischen einen
Theil d«s reiz«nden Weges zurückge
legt. Wi« verlaufen schwärmten sie in
Gruppen durch die stillen, alt«n Stra
ß«n, die erstaunt ihre Augen öffneten.
An d«r Eremitag« vorb«i, in der Rous
seau einst sein« neu« Helois« schrieb,
ging e» dem Walde zu. Gorow machte
die Gesellschaft auf die Einsied«lei d«s
großen Philosoph«» aufm«rksam,
sprach von d«r neuen Heloise wie »on
etwas, daS auch CirkuSleute kennen
müssen. Doch er erntete nur erstaunte
Blicke und sah s«inen Fehler ein. Seine
Verstimmung wuchs, beschäftigte sich
mißtrauisch mit Vera, die so lange un
ter diesen Menschen gelebt hotte.
War si« nicht vielleicht schon ein Pro
duct wie sie all«, w« diese andernWei
ber, die jedes ernsthafte Gespräch zu
Tode langweilt«, und di« nur bei den
Anekdoten ihrer Colleg«n Sprach« unv
Leben wiederfanden? Für wen rui
nirte er sich da? Für ein gewöhnliches
CirkuSweib? Er sah nach ihr hin.
der Zufall fügt« «s, daß si« n«benßock
feller herschritt, d«r ihr« tränk«nden
Worte von vorhin also nicht gehört ha
ben konnte. Sie unterhielten sich
angelegentlich. Rockfeller trug ihr
leichks Somm«rjäckchen auf dem Arm,
er ging ruhig und hochaufgerichtet, als
beirre ihn di« Gegenwart des eifersüch
tigen Bräutigams nicht im mindesten.
Ein roheS, gewaltthätiges Grau
samteitsgelllst, stin Erbtheil und
Fluch von h«rrschgiwohnt«n Genera
tionen h«r, stitg auf in s«in«m Blut«,
quiFt« «mpor ins G«hirn, ni«d«r bis
Trat «r di« Erbschaft feinls Großva
t«rs an. d«r um die Frau, die er liebte,
«ine Kette von fortlaufenden Gewalt
thaten und Excessen geschmiedet hatte?
War er nicht gerad« d«shalb, w«il er
di«s«n dunkl«n Zusammenhang des
Blutes kannte, d«r Lieb« und der Lei
denschaft bisher geslohtn? War mcht
Elementen s«in herrschsüchtiges Blut
ruhiger geworden, friedfertig«!?
Er nahm sich vor, d«r Unterhaltung
der beiden zu entfliehen. Mochten sie
ihm vorausgehen, er blieb und hörte
nicht mehr hin. Er ließ ihnen «irun
Borsprung und bli«b zurück. Lang
sam, d«n Blick unstät auf di« Land
schaft gerichtet, folgte er der Gesell
schaft in einiger Entfernung nach.
Längst hatt« sich d«r Wald aufge
than, in Anhöhen und Thälern, über
wtlchtn di« Kastanitn ihre rothen und
wtißen Leuchterktrzen emporhielten.
Gorow blieb stehen u. ließ die Blick«
unter sich, vor sich schweifen. Da drü
ben, diese sanften Strich« am Horizont
mit ihren Erhebungen, das waren die
Höhen von Montmartr«, von Mont
Valtrien und St. Germain «n Lay«;
dicht unter ihm erhoben sich die ni«dri
g«n Forts, blähkn ihr« Mauern und
grasbewachsenen Schanzen in die
Äbenddämm«rung hinein. Di« Pfade
ringsum waren so still und lauschig,
als sei ni« «in menschlicher Tritt auf
ihnen g«gang«n, währ«nd doch das
ganz« sonntäglich«, vergnügungssüch
tige und llcnd« Paris schon seine
Fußspure' si dem stummen Wald« zu
rückgelass vtt«. U«b«r d«n Baum
wivfeln je es von sanfter Abend
kühl«, der Duft d«r Wiesen kam mit
hr«iten, geöffneten Flügeln üb«r die
Auen, und GorowS H«rz, zermürbt
vom wild«n Aufruhr s«iner Sinne,
wurde nxich. Die Verlassenheit sein«S
Lebens, ein Bewußtsein grenzenloser
Einsamkeit, zerstörter Jugend, hoff
nungslos«! Zukunft eriigt« es zuThiä
nen. Das Gifühl dei Leidenschaft
und Schwäche, di« sein« H«ii«n ge
worden waien, ihn d«! Geliebten nach
auf dief«n Pfad d«r Abenteu«rer trie
ben. wühlte brennend in feinem In
nern, und laut und deutlich, im Be
wußtsein der banalen Wahrheit, die er
sprach, sag!« er: „Verlorenes Leben!"
vor sich hin.
Langsam ging er w«i!«r, den Blick
in d«n Zwiespalt seines Innern ver
senkt. So war das also nunmehr
s«ine Wegesrichtung: 'Zerrissen von
Eifersucht und Gram einem Cirkus
völkchen nach.
Plötzlich blieb er stehen und starrt«.
Er war im Griib«ln rasch«r zug«schrit
t«n, stand i«tzt aus einer uinbuschten
Anhöh«, von der ein kleiner, steiler
Pfad in daS große Bassin des Thals
hinabführte. Der Vorsprung der an
dern war kein so w«it«r mehr. Da un
ten am End« d«sW«ges sah er die bun
ten Kleid«r w«h«n. Wi« Bi«n«n
schwärmt«n sie t>en leuchtenden F«n-
und d«r Parforc«rtit«r waren nicht da
bei. Mit kuchtndtm Ath«m wartete
«r. Ab«r da waren sie auch schon auf
des fast senlrechte.-i W«gts. Wie Kin
ab. Plötzlich schien Bera straucheln zu
wollen. „Nicht m«hr! nicht m«hr!"
schrie sie noch immer lachend, aber mit
Angst in der Stimme. „Ich falle, ich
schlage hin!"
Rockfeller mitten im stürmenden Laus«
ein«n Ruck gegeben. Er stand zwar
schwankend und hielt die Arme aus.
Wie «in« Wölk«. «ing«hiillt in di«
flatternden Bänder und Spitzen ihres
Batistkl«id«z, flog Bera hinein.
Einen Augenblick stand sie zitternd
!.nd keuchend an die Brust des jung«n
Mann«s gelehnt. Dann machte sie sich
los. „Danke, dank«. Ich wäre
gleich gestürzt," sagte si« noch ganz ver
wirrt, ind«m si« Haar und Hut inOrd
nung brachte. »Es war zu st«il. Wir
>varen sehr waghalsig, Mr. Rockfeller.
Gott sei Dank, dzß unS Niemand ge
irmung nehmen können."
Mr. Rockfeller entgegnet« nicht».
Er schritt neben ihr her, seine großen,
hervorstehenden, blauen „Schellsisch
zugen" waren mit einem treuen Aus
druck auf ihr Gesicht geheftet.
„Und u«nn, Mrs. Vera! Uenn ich
Ihnen haben würd« umarmt! Dann
würd« ich Ihnen habe gelieben. Und
dann ich Ihnen würde heirathen gern.
f«hr gerne Heirath«»!"
Ab«r si« lächelte und schüttelte nur
d«n Kops.
„Ach m«in liebster Mister Rockfeller!
Früh zehn Uhr hatt« das Du«Z
r«it«rin Vera Schwarz vor d«m Maire
des Stand«soint«s Batignolles di«
Ringe gewechselt. .
«L'Echo d« Paris" bracht« di« Sache
Und „L'Echo d« Paris" schildert«
ausführlich, fast mit «in«m Ausdruck
d«r Sympathie, welche Müh« d«r Ba
ron gehabt hatte, um seine Secundan
auch schließlich nur deshalb zum Aus
trag w«il di«fer Mr. Rockfel
durft«.
Jedenfalls hatte d«r Baron es v«r
stantxn, sich den Gesetzen des
Schlaf an der Brust ihr«s Mann«s
D«r Tag nach der Hochzeit.
Nun lag Paris wie in neb«lhaft«r
Ferne hint«r ihn«n; der Ort ihr«S
Sichfind«ns, ihrer Kämpf«, ihrer Lei
d«nschast«n. Hinter ihnen die Hetz«
und Hast deS Abschied?«, mit den tau
s«nd unnöthigen Bitten, Ermahnungen
und Thränen von Papa und Tante.
Zum ersten Mal war sie für Wochen
von diesen getrennt; von dieser kleinen,
hindernden, ihre Bewegungen einen
genden Alltagskett«, zum ersten Male,
seit sie denken tonnt«, b«sr«it. Ein«
fröhlich« Erleichterung hatte sich ihrer
bemächtigt; sie fühlt« ihre Flügel frei
g«word«n. Si« schob die Gardin«»
des Schlaswagensensters zurück und
sah beglückt in den rosigen Morgen
hinaus; dann k«hrt« Ihr Blick zu Go
row zurück, der müd« nach durchwach
ter Nacht mit herabgesunkenem Kopf
in einer Polsterecke lehnte. Wie düster
und gramvoll er im Schlafe aussah.
Sie strich ihm dasHaar aus der durch
furchten Stirn zurück und nahm nach
denklich ihm gegenüber Platz.
Wie seltsam war sein Benehmen
diese paar letzten Tag« über gewesen;
sie hatt« es, in «iner Mischung von
Bangigkeit und Zweifel, zuerst der
Möglichkeit zugescholxn, daß er die
kleine Episode mit R»ckf«ll«r am End«
doch b«obacht«t gehabt und sich in sein
früheres, finstere» Mißtrauen von
N«uem zuriickgezog«» hab«. Atxr der
Hochzeitstag selbst. GorowS fröhliche,
laut«, fast brutal« Lustigkeit auf der
Fahrt zum Standesamt hatte sie wie
der beruhigt. Er hatte die Episode
also gar nicht beobacht«!. Trotz ih
res ruhigen Gewissens fiel ihr ein
Stein vom Herzen. B«i der Abnei
ierten England»- an den Tag gelegt
hatte, hatten auS dem Scherz d«r klei
nen halben Stunde leicht peinlicheFol
chen mit seiner Eifersucht und seinem
Meer von Liebe üb«rschüttet hatte?
(Fortsetzung folg!.)
Für die «»che.
Schinke n-K artoffeln. Mar,
kocht Kartoffeln mit der Schal« i»
reichlichen Salzwasser. Bevor man sie
abzieht, schneidet man drei Biertel
Pfund rohen oder gekochtkn Schinken
in möglichst feine Streisch«». Die
Kartoffeln schneidet man in Scherbe»
und l«gt sie gleich in Butter. Mai»
bratet sie gut durch, rührt den Schin
gießt dann drei Eier darüber, die man
mit zwei Eßlöffeln voll guter Braten
juS zerquirlt hat. Sind dies« durch
fortgesetztes Umrühen wie Rührei ge
worden, so richtet man die Speise, die
aus erwärmter Schüssel an.
Allerlei-Suppe. Man putzt
alle Winterg«müs«, Möhren, Wirsing,
Weißkohl, auch «inig« RöSch«n Blu
m«nkohl s«hr saub«r, «b«nso Sellerie,
wovon man einig« groß« Scheiven
nimmt, «ine Porreestang«, Pet«rsili«n
wurztl und «ine Handvoll Kartoffeln.
Das G«mlls« dämpft man in «twaS
Butt«r w«ich, füllt dann Wasser nach,
gibt S«ll«ri« und Porre«, sowi« dte
Kartoffeln hinzu, würzt mit einer
Prise Pfeffer und läßt dies alles «ine
Stund« kochen. Die Blumenkohl-
Stückchen kocht man besonders für sich
w«ich. Dann treibt man alles durch «in
Sieb, wobei man das Blumenkohl-
Wasser noch zufügt, gibt «inen Guß
Maggi daran und l«gt d«n Blumenkohl
in di«Suppe, di« ausg«z«ichnct schmeckt.
DampfnudelnmitPflau
m« n. Der Teig wird wie gewöhnlich
verarbeitet, und während er aufgeht,
schmort man ein entsprechendes Maß
getrockneter Pslaum«n mit ein«m Vier
tel Pfund Zucker und einem Gla»
Weißwein weich. In dem Geschirr,
worin die Dampfnudeln gekocht wer
den sollen, läßt man ein Biertel Pfund
Butter zergehen, schöpft einige Löffel
von der Pflaumenbrüh« dazu, sied«t
dies« mit der Butter auf, setzt die Nu
deln hinein, deckt sie fest zu, giebt ih
nen von unten und oben gelinde Koh
lengluih und läßt sie so backen. Wenn
sie herausgestochen und auf die Schüs
sel geschichtet sind, trägt man di« ge
schmorten Pflaumen dazu auf.
Croquetten von Kalbs
niere. Man schneidet eine gebratene
Kalbsniere nebst einigen Stückchen
Kalbsbraten in kleine Würfel, und
würzt dies mit etwas gehackter Citro
nenschale, geriebener Muskatnuß.
Salz, Pfeffer, wohl auch mit einigen
gehackten Sardellen. Währenddessen
kocht man aus in Butter geschwitztem
Mehl, übriger Kalbsbratensauce und
dem Saft einer Citrone eine dicke
Sauce, zieht si- mit drei Eidottern ab.
mischt das Fleisch darunter, läßt daS
Ragout auf einer flachen Porzellan
schiissel erkalten, formt darauf nach
Belieben runde oder längliche Klöß
chen, wendet sie im Ei und geriebenem
Weißbrot und backt sie in Schmalz
aus.
Sautirtes Schweinefleisch
mit Zwiebeln.. Man schneid«! Schei
ben aus einer frischen Schweinskeule
und schält auf zehn Sch«iben von
Handgröße und einem Finger Dicke ei
ne Anzahl kleinster Zwiebeln. Dann
thut man in eine Sautir- oder Ome
lettenpfanne einen Th«elöff«l voll Lic
bigs Fleisch - Extrakt und einen Eß
löffel voll frische Butter, läßt beides
zusammen h«iß werden und bratet ei
auf gutem Feuer unter fleißigem Wen
den der Fleischscheib«n und Rütteln der
Pfanne gar, was in 10 Minuten ge
schehen wird. Dann gießt man ein«»
Eßlöffel saure Sahne unter das
Fleisch, läßt sie schnell in der Sauce
goldbraun werden, schärft die letztere
mit Salz und Pfeffer oder Paprika
ab und reicht daS Fleisch zu gebratene»
Kartoffeln auf erwärmter Schüssel.
Pfeffer fleisch. Ein Stück
Kalbsbrust hackt man in zierliche
Stücke, gießt kochendes Wasser darauf,
läßt daS Fleisch 5—K Minuten lang
darin und legt es sodann ebenso lange
in kaltes Waffer. Dann macht man
Butter in eincr Kass«roll« kochend und
Unzen Butter, bestreut das Fleisch mit
Salz, Pfeffer, gewiegter Citronenscha
le und reichlich Zwiebel, wendet es in
hängt, füllt nach und nach so viel Was
ser auf, als man zur kurzen Sauce be
darf, läßt es darin vollends weich ko
chen und schärft es mit Citronensaft
ab. Es wird in einem Rande von
Gestürzter Spinat. Man
wiegt die nöthige Meng« frifch«n, gut
v«r lese nen und g«wasch«ntn Spinat
roh so fein wie möglich. Man rührt für
den vorbereiteten Spinat ein halbe»
Pfund Butter schaumig, fügt secht
gan,« Eirr, «ine Tasse süße Sahn«, ei
ne halb« Tasse kräftige Liebig-Bouil
lon, zehn Unzen geriebenes Weißbrod,
fünf Unzen geriebenen Parmesankäse,
«twas Salz, Pfeffer und den gehackten
Salat hinzu und füllt die Masse i»
eine passende, gut ausgestrichene glatte
Form. Man bäckt den Spinat im
Wasserbade im Ofen 35 —45 Minuten
in mittler«! Hitz«, stürzt ihn, überfüllt
I Imme «Fachmann. Freunt
(zu einem Apothekenbesitzer): »Da«
heißt, wenn Du den Vorsitz in unsern
Elub niederlegst, so wird das j«d«n>
falls vi«l böses Blut setzen." Apotheker
nem Abschiedsschreiben ein Kilo Blut-
reiniaunastkc« mit schicken!" 3