2 Von lauter Glück und W^nne: Ein Bildniß unseres Glückes, O, seliger Traum, der mir geträumt Von so viel Glück und Wonne! Ueber ein Schloß von Wald umsäumt. Dir Verlaufene». Er lag noch immer auf demselben Platz. Seit vierzehn Tagen sahFrie da Bahr auf ihrem täglichen Wege hungrigen, frierenden und heimathlo sen Wesen zu Muthe war, wenn sie auch jetzt gute Kleider trug und mit der dicken Tante in» Konzert und Theater ging. Sie hätte für die Hei mathlosen ihren letzten Pfennig hinge hätte. Onkel hielt darauf, daß sie ein würdiges Aushängeschild seines te. Wenn Frieda daran dachte, lam es ihr sündhaft vor, daß sie das Brot des Mannes aß, der sie damals ruhig Verzweiflung über si«. Sie hatte kein lebendes Wesen, welches sich etwas aus ihr macht«. Ihre trüben Kinder luftige Jugend. Und besonders für die Töchter der Bekannten d«S On kels. Die hätten wohl gelacht, wenn sie Frieda's Mitleid mit dem Berlau- Sie war mit ihrem Anhängsel nach Hause gekommen. Das stämmige Dienstmädchen schnitt ein urkomisches Gesicht beim Anblick des Begleiters: .Maria Joseph, Fräulein Frieda, was haben Sie denn da bei sich? Um Got tes willen, lassen Sie das greulich« Vieh doch drauß«n, Herr Bahr leidet doch sein L«ben so nichts im Hause!" ES war, als ob da» „greuliche Vieh" die Sprache der Menschen verstände; so war er wohl schon von manchen Thüren fortgejagt worden. Kr machte dc? Umkehrens. Aber in plötzlich d«r Trotz erwacht: sie lockte den Hund und ging mit ihm in ihr Zimmer. Erst gab sie ihm Milch, ibre Acauisition. Schön war sie leider N'ck>t! Vor ihren kritischen Augen präsentirte sich ein zottiges Mittelding zwischen Pudel Pinscher, auf dem Auqen konnten mit dem ganzenScheu sS'chen versöhnen. Si« sahen traurig und wissend auS. Und so schwach das Thier vor Hunger, daß es die Milch nur liegend zu' sich nehmen konnte. Wenn sie ihn heimlich ein paar Tage dabebielt und «in w«nig auffütterte? Vielleicht konnte sie in zwischen seinen Serrn durch eine An zeige in der Zeitung ausfindig ma- Tante pendelte Überhaupt nur zwi schen Küche und Eßzimmer, und beide standen spät auf und hielten nachTifch die ausgiebigsten Mittagsschläfchen. Am andern Morgen badete si« jhn h«imlich. Trina, die Zofe, war zwar als echtes Landmädchen durchaus nicht jagen; sie unterdrückte indessen ihre Gefühl« mittels eines Geschenkes in Gestalt einer schon lange h«ißbegehrten Brosche Frieda's. Si« entschloß sich, blind und taub zu sein; hätte sie in dessen auch stumm sein wollen, so wär« sie wahrscheinlich explodirt. Und so hörte Tante Bahr in d«r nächsten Woche bei ihren lukullisch - kulinari fchcnßemiihungen in der Küchenregion jekt öfters ein Lied, dessen Tert ibr verwunderlich vorkam. „Ach, wenn d«r Herr Bahr den Pudel sieht, den ihr dienender Geist s«i ein bischen musikalisch übergeschnappt. Si« hatt« wenig Talent zum Untersuchungs richter. Auf di« Anzeige reagirte Niemand. „Sie sind froh, daß sie d«n armenKerl dem sie den Verstoßenen streichelt«. „Er ist auch gar zu häßlich." Älbst die Civilisation in Gestalt einer blauen Schleife macht« ihn eigentlich nur noch struppiger. Aber «r hatte ein« folcheAnhänglichkeit an seine Ret still «rhielt er sich, Mennes lebhaft in er übrigens an Officiersburfchen. Augenscheinlich hatte er in seinem frü heren Leben der militärischen Carriere habt hatte. nicht mehr gelacht hatte, als sich die Thür öffnete und Onkel Bahr in leib haftiger Person dastand, dick, mllr- Fräulein kann ja auch lachen herr jeh, was ist denn das?" Die Scene nun dramatisch. und das Dienstmädchen freute sich schon auf die abendliche Wiederholung der Familiensc«ne in dem Mansarden club. Das wurde ja ein Hauptspaß, wenn sie zeterte: „Und Du undankbare Kreatur, bei Deinen Verwandten blasen und thust, als ob Dir Niemand gut genug sei, und mit so einem schmutzigen Köter —" Die Stimme schnappt« ihm über, und Trina über legte sich eben, ob ihr das Kunststück auch gelingen würde, al» sich der Z»rn »igst in ihre nebenanliegende Küche zurückzuziehen, wo sie ihren Gefühlen durch heftiges Stoßen der Geschirre Luft machte, denn si« war gutmüthig und nahm Partei «für das arme Fräu der Welt hatte. Zwar den Pudel hatt« sie nie leiden mögen, aber trotzdem stellt« si« sich kampflustig mitten in die Küch«, al» jetzt der Gewaltige eintrat, theil an dem häuslichen Gewitter zu kommen zu lassen. Aber da kam er schön an. Nein, das fiel ihr, der Trina ließ sie solchen, die sonst nichts auf der Welt zu thun hatten. Ja, das war schlimm genug, wenn daSFräulein auf Herr Bahr ergriff schleunigst die Flucht. Mit langjährigen Köchinnen kann man nicht umspringen wie mit Nichten? er ergoß also seinen Groll im Wohnzimmer, und als er sah, daß seine besser« Hälft« bet dem Plätschern seiner Beredsamkeit sanft einge schlummert war, spazierte er auf dem langen Gang nach hinten auf und ab, würde keine Thrän« mehr vergießen nein, sie lachte ganz grell und laut, eben als der gute Onkel vor ihrer Thür seinen Monolog hielt. Der Pu- del, der sich bis vahln ganz scheu in eine Eck« gedrückt hatte, stand bei dem sonderbaren Klang aus. kam demüthig zu ihren Füßen gekrochen und legi« seine struppige Pfote auf ihr Knie. Dabei sah er sie so bittend an, als Frieda doch die Thränen. Und wäh rend sie ihn streichelte, murmelte sie trostlos: ..Wir zwei Verlaufene! ls' wäre am besten, sie brächten uns gleich beide um, wir laufen doch so unnütz durch die Welt und können nichts da strampelte mit allen Vieren in der Lust. Und dann machte er schnell einen kleinen Freudengalopp durch da» eben die Flurthür hinter dem zorni gen Onkel zufiel. alsAbfchluß für sein Leben. Denn der Gute wollte schleu nigst „einen Mann bestellen", berich daß Fräulein den armen Schelm der Rache des Herrn Bahr überlassen sollte, und die Plättfrau war ja so 'ne gehen Sie mit dem armen Vieh in die Martinsgasse, denn weit ist der Herr Bahr ganz gewiß nicht; er kennt ja all die Maurer auf den Neubauten, und wenn er so einem 'nen Schnaps zurückließ. ES war entschieden ein Verdienst, „so einem" die Freude zu frisch zur Seite zu laufen versto ßen, überflüssig Eine Viertelstunde später stand sie noch trauriger und rathloser wieder auf derselben Straße. Die Plätterin war natürlich nicht zu Hause gewesen, lahmen Fußes selten schien Und als sie durch den Nebel das Rau schen des Flusses hörte, drängte sich nigst wieder zurück, leise winselnd. Merkte er etwas? Frieda fühlte, wie es sie kalt iiber den wie Rauch vor der Sonne bei dem Anblick des gutmüthigen Gesichtes, gen Erstaunen sah der nette Riese auf die Mädchengestalt herab; wie konnte man so klein, so schmächtig, so blaß sein? stand deutlich in den lustigen Augen. „Aber Stropp, Du wirfst die Dame ja um mit Deiner Liebenswür digkeit; mein gnädiges Fräulein, mit welchem Recht erlaubt sich denn mein verlaufener Schlingel eigentlich diese Zudringlichkeit?" fragte er strah lend. Frieda zittert« wieder, aber jetzt vor Freude. Der Fremde kam ihr jetzt wie ein leibhaftiger Engel vor. der im Augenblick der höchsten Noth direkt vom Himmel heruntergeflogen war; „Ihr Hund wirklich Ihr Hund? was er sich dabei dachte, blieb an die g«n. „Möchten Sie ihn vielleicht lieber behalten?" fragte f«in G«bieter. „Ge stelle: Oberlieutenant a. D. Fritz Erck manii heißt der bisherige glückliche Be sitzer dieses zehnrassigen Hundes, und nur der Umstand, daß er auch bei Jh- Geschenk anzubieten." Frieda schüttelte entsetzt den Kopf. „Nein, nein, ich kann ihn nicht neh men. Ob er schön ist oder nicht, das wäre mir ja ganz einerlei, er hat mich heute Abend wäre er weder mein noch Ihr Hund mehr gewesen sein To desurtheil war gesprochen. Onkel heute entdeckte er den armen Schelm, es war entsetzlich!" Frieda hatte in ihrem ganzen Leben noch keine so lange Rede gehalten. Der Oberlieutenant a. D. Fritz Erckmann ersah ganz deutlich daraus ihre halbe Lebensgeschichte; auch, daß er keiner einem armen, verschUchterten Vögel chen. „Nun, so gestatten Sie mir we nigstens, daß ich Sie sicher nach Hause geleite." Er ahnte nicht, daß er das junge Mädchen von Neuem in die tief sten Abgründe derßerlegenheit stürzte. Hundert Fragen stürmten auf sie ein. Was muß er von Dir denken, daß Du Abends hier allein umherirrst? Und darf man sich von einem wildfremden Menschen begleiten lassen? Und wenn uns noch Onkel begegnet, der Osficiere gerade so gern hat wie der Stier da» rothe Tuch, und und Und das Ende war, daß sie sich doch begleiten ließ. Dieser Oberlieutenant hatte so etwas Vertrauenerweckende» alle Ermahnungen von Tante The rese versanken in die Tiefe, in die seit Anbeginn der Welt die guten Lehren aller Mütter, Tanten und Basen sanft geglitten sind. Sie mußte doch Stropp's Lebens- und Leidens - Ge schichte hören. Erckmann war dabei auch ein Opfer seiner Thierliebe gewe sen. Der kleine Kerl war schon we nig« Woch«n nach seiner Erscheinung in dieser schnöden Welt als Knäblein Moses behandelt und in möglichster Flußnähe ausgesetzt worden. Und auch damals hatten ihn seine flehen- Wollknäuel auf den ..Tisch Hau ses" niederlegte. Als er dann di« großartigsten Prophezeiungen der Co rona übertraf und sich in ausgewach senem Zustande für ein Mittelding zwischen Pinscher und Bernhardiner entschieden hatte, war seine Stellung schon gesichert. Er zog in alle Garni sonen als unentbehrlichstes Stück mit, bis das letzte Manöver beider Ver hängniß wurde. Fritz Erckmann stürzte und mußt« wochenlang in's nächst« Lazareth; und Strvpp. von Heimweh nach seinem Herrn erfaßt, «ntwifchte dem Burschen und führte aller Vermuthung nach ein Vagabun- Sie waren mittlerweile auch gelan det. Eigentlich schon ein paarmal, ohne daß Frieda es b«m«rkt«. Und der Oberlieutenant a. D. Erckmann sah mit immer wachsendem Erstaunen, daß das schüchterne kleine Bögelchen aufthaute und allerliebst zwitschern konnte, und daß ihr blasses Gesicht chen strahlte. Es war ja kaum wieder zuerkennen. Erst hatte sich nur sein Mitleidiges Herz gerührt—jetzt wurde es ihm ordentlich warm zu Muthe. So b«i ihrem abendlichen Einkaufsgang plötzlich vor einem Pärchen stand, wel ches sich sehr warm verabschiedete und .Maria Eine Petroleum derfeitig ein arger Schreck, aber Trina Jansen hatte sich ja schon öfters als einsichtsvolle Person bewährt. Bei ihrer Heimkehr rieb sie einen ganzen Abend lang mit erstaunter Miene et lichkeit, die Möglichkeit?" Ob sie nun Aehnlich drückte sich Herr Bahr auch auS, als ein Jahr später derßür gern'.eister eines hübschen Rheinstädt ihens um die Hand seiner Nicht« an hielt. Noch erstaunter aber war «r, als ihm als kostbarstes Besitzthum des glücküchen Bräutigams ein Rassehund merkwürdiger Art vorgestellt wurde, Er hütete sich aber, etwas zu sagen. Der Bräutigam schien daftr ein hoch. Den Tempel der Vernunft sollte' man nirgends anders, als auf den Gi pfel der Thorheit bauen sonst bleibt» »r leer. Kostbare Strümpfe. Don allen Toilettenartikeln haben die Strümpscam längsten ihr schtichtcs Wappen in Perlen auf Goldgrund. Von Ludwig XIV. erhielt Madame de Montejpan Strümpfe mit Edelsteinen gearbeitet, welche die Sonne, das Lieb lingssymbol des Monarchen, und ihre glänzenden Strahlen darstellten. Auf dem rechten Strumpf ging die Sonne wölke miter/Ludwigs Geschmack wur de in späteren Jahren einfacher; Frau von Maintenon mußte sich mit einem von Watteau bemalten Paar begnü das von Watteau gemalt war, zeigte Scenen aus Racines „Esther". In England malte Sir Peter Lely auf ein Paar Seidenstrümpfe in zwei von kost baren Edelsteinen gebildeten Kreisen die Porträts des .Merry Monarch" und der herrschenden Favoritin, Louise de Querouaille, die ihr der König mit einem Paar jmvelenbesetzter Strumpf bänder schenkte. Auch in unseren Ta gen herrscht in Paris wieder eine ähn liche Manie für Strümpfe Mit Hand malerei. Eine Dame, die in der Welt der Singspielhallen bekannt ist, besitzt ein Paqr Strümpfe, auf dem zwei eine in Bühnen-, das andere in Stra ßentoilette, gemalt sind. Eine andere Vari6t6 - Diva besitzt «in Paar Strümpfe mit dem Bildniß eines Ver ehrers. Dazu gehören Strumpfbänder in Form vonSchlangen auS biegsamem Gold mit Smaragden. Opalen und anderen Edelsteinen. Diese Strumpf bänder sollen gegen PIO.VIX) gekostet haben. Von sehr reichen Damen wird auch häufig Spitze zu Strümpfen ge braucht, und der Werth der Alenxon- Spitzen wird noch durch Edelsteine er höht. Die s Rüc'lchtsvoll. Es war schon am ersten Tage unse rer Uebersiedelung in die Sommerfri sche. Wir hatten uns diesmal ein reizendes, kleines Landhäuschen für uns allein gemiethet, das, von einem tet, weit abseits von der großen Ver kehrsstraßt lag. In dem wonnigen Bewußtsein dieser Abgeschiedenheit, die mir ein« wirklich« Erholung ver sprach. lag ich an diesem ersten Mor gen im Bett, mit offenen Augen, halb wachend, halb träumend. Da tönte plötzlich ein langgezogener, greller Pfiff an mein Ohr. Ich horchte auf. Es mußte ganz in der Nähe, di rekt unter meinem Fenster gewesen sein. Eine Weile verstrich, dann er klang der Pfiff von Neuem. Etwa» ärgerlich über diese unverhoffte Stö rung drehte ich mich auf die andere Seite; was kümmerte mich auch da» Pfeifen? Mir galt es ja nicht. Als es sich aber so etwa ein Dutzend Mal wiederholt hatte, immer durchdringen der und intensiver werdend, begann ich nervös zu werden. Es ivar kein Zwei fel, daß derjenige, der sich auf so son derbare Weise anmeldete, unmittelbar vor unserem LandhäuSchen stand. Was konnte er beabsichtigen und wie lange gedachte er sein ohrenzerreißen des Concert noch fortzusetzen? Ich lauschte schon wieder auf den näch»?n Pfiff, doch eS erfolgte keiner m/.)r. Statt dessen aber schlug jetzt der un heimliche Unbekannt« mit «in«m Stocke gegen die Gitterstäbe des Thores und erzielte damit einen ähnlichen Alarm, wie die Feuerwehr bei einem Groß- Jetzt begann ilh schon zu flu .WaS ist das für ein Lärm?" rief hört er von selber auf." Kaum hatte ich das gesagt, gl» ein er die Steine fallen' und zog etwas verdutzt feine Mütze. „In drei Teufelsnamen," schrie ich 'l db ' ge die Milch für den HauSmoaster?" antwortete mit breitem Grinsen der Mann. „Und deshalb führen Si« eine solche Comödie hier auf?" fuhr ich fort. „Können Sie denn nicht läuten?" „Läuten?" fragte der Biedermann und streckte den Finger vielsagend in die Höhe. „Na, ich trau' mir net. Ich kunnt die Herrschaft stören!" Heldenmiithige Frauen. wurden an Ort und Stelle auf der blutgetränkten Wallstatt verscharrt, die davon noch heute .die rothe Egge" der Nacht aus den 1. November 1744 gewärtig. Deswegen befand sich «in Theil der Besatzung des Allerheiligen- Festes halber in der Kirche, «in anderer schicken. Di« Uebermacht der feindli- Mannschöften auf die WüZe geeilt, als gelegenen Gehöften und Weilern die zur Bereitung der Mittagsinohlzeit daheimgebliebenen Weiber herbeilie beln bewaffnet. Tapfer stellten sie sich ge stand zu halten, bis die mittlerweile aus allen Kräften geläuteten Sturm glocken die nöthige Hilfe herbeigeru fen hatten, unter deren Milwirkuna Mthvcrstänvntk. Eine Dame der höchsten Aristokra tie. welche besonders viel auf ihr ju gendliches AuSl-h-n hält, trifft eines Abends in der Gesellschaft den Baron von M. In der Hoffnung, einen neuen Triumph der Jugendlichkeit zu feiern, fragt sie ihren gerade in Gedanken ver funlenen Verehrer: „Nun, Herr Ba ron, sehe ich nicht heut sehr jung aus? hoch!"'' ren Sie 'mal. von dem Wein, d«n Sie mir vorige Woche verkauft haben, bin ich krank geworden!" Reisender: „O, das thut mir leid, dann bestellen Sie sich nur schnell ein paar' Pfund von meinem GesundheitStb-«?" Berbiancht. beständig zur Hand lag, Veftänoig in unseren Diensten stand, und nun in die Rumpelkammer wandert . . .Viel leicht nicht einmal in die Rumpelkam mer, wo sie uns doch immerhin noch dann und wann an ihren «instigen G ebrauch mahnt; vielleicht wandert sie sofort auf den Müllhaufen, um mit anderer Spr«u des Tages zu verwe hen. Gilt es nur einer Sache, so kommen wir über das Bedauern leicht hinweg; si- läßt sich ersetzen. Und mit der neuen Sache verbindet uns bald wie der die alte Gewohnheit, so daß uns hier eigentlich nur der Verbrauch der j«nigen Dinge traurig stimmt, mit de nen sich ein treues Anged«nl-n ver knüpft, oder die uns an einen beson ders lieben Vorgang mahnen, beson ders liebe Erinnerungen in uns wach Aber nicht nur Lebloses verbraucht sich. Auch das Leben selbst, die Da seinskraft, die Wefensfreude. Herz und Geist und Sinne: alles wird von der hastenden Zeit verbraucht. Wer kennt nicht die mudenschleichen den alten Leute, denen die harte Ar beit alleKraft aussaugte, denen schwe re Noth den Rücken beugte, Kummer und Sorgen tief« Runzeln in daS blasse Antlitz zeichneten? Einst wa ren auch sie jung, lebensfroh, lebens kräftig; einst strebten und rangen auch sie mit kühnem Wogemuth um den Preis der Ehren und des Goldes. Jetzt sind sie längst aus der Reihe der Vorwärtsstürmenden herausgetreten, sind von neuer, quellender Jugend bei seite gedrängt worden. Denn sie be deuten ja nichts mehr im Rechenexem pel der Zutunst: sie sind verbraucht. Uns allen, die wir zu den Höhen des Lebens emporjauchzen oder schon stehen und sieghafte Umschau halten: uns allen droht dasWort „verbraucht" wie «in nahender Schatten. Nicht heute, nicht morgen, nicht in einem Jahre schon lähmt sich die Thatkraft, di« unsere Muskeln stählt, bricht die Schwinge unseres Geistes, die uns si cher durch das L«b«n trägt; nicht bald droht die Müdigkeit. Aber die Zeit eilt, und es kommt die Altersstunde, da wir im Bergleiche zu dem, was wir einst leisteten, im Vergleiche zu dem, was die Jugend schafft, in der Er kenntniß, daß unsere Zielstrecke nur wenige Schritt« ausmachen tann: daß wir im Bewußtsein unserer erlahm ten Kraft den Seufzer ausstoßen: Verbraucht! Eine Sache verbraucht sich schneller als die andere. Ein Mensch altert zeitiger als Hunderte mit ihm. Etwas wünschen, etwas wollen, um etwas sorgen und bangen, etwas lie ben, Antheil nehmen an allem, was der Tag bringt: das ist das Oel, da» die Lebensmaschine stets in gutem Gange hält, so daß sie alt, bereits sehr alt sein kann, und doch nicht ver braucht ist. O des Glückes eines jugendlichen Alters! Mit tiefer Ehrfurcht sehen wir zu solchem Menschen, sei er Greis oder Greisin, auf, und das hastend« Helle, ein so sieghaftes. mahlichesVer- Aber es giebt auch Menschen, die durchschwärmen und durchschwelaen sie die Nächte. Dies gilt nicht nur von den Männern; auch viele Frauen sind. Von Natur sind sie es wohl ihre Elastizität. Mütter, die in der Liebesarbeit keinen Einhalt kennen. Eine Mutter, die nur den Kindern lebt, sie vernünftig der Pflichten und Arbeiten des TageS tragen läßt: welcher Segen! Eine Mutter, die sich vom frühen' Morgen bis zum späten Abend opfert, die selbst dann, wenn sie ihre Schwäch« fühlt, g«n! Hi«r wird eine Kraft, die bei ver nünftigem Gebrauche vielleicht sechzig Jahre ausreichte, in zwanzig Jahren vollständig verbraucht, und der Rest, Krankheit, Elend, Trostlosigkeit! Auf alle Güter, die Du besitzest, habe acht! Brauche sie recht, gebrauche sie weife, aber verbrauche sie nicht vor zeitig! Denn eS liegt ein« tiefe Tra gik in «in«m jungen Leben, in einer Freude, sich selbst zur Last. Und wie schwer ist ihr früher Todesseufzer: „Verbraucht, und doch nichts rechtes vollbracht!" iv» —Je nachdem. Theaterdiener berühmten Dramatikers): .Und wie weit ist Ihr Herr mit feinem neuen Stück, Friedrich?" —Friedrich: „Zwei Akte sind fertig!" .So! Was wird et denn?" Frie- Bleibt die gnädige Frau zu Haufe, dann wird's wohl ein Schauspiel, reist sie bald in's Bad, dann wird's ein Lustspiel; kommt aber, was Gott ver hüten möge, di« Schwiegermutter auf Besuch, dann wird es sicher ein