2 - Die Brüder Ungleich. Eigentlich hießen sie anderes, aber alle näheren Bekannten nannten sie nur die Brüder Ungleich. Man konnte sich auch keine größeren Gegensätze den ier, nicht nur äußerlich, sondern auch ih er ganzen Bildung und Veranla gung nach. Hans hatte als Erstgebo rener das Fett einer glänzenden Le benslage mit abschöpfen helfen, und Robert war ein Spätling, der im har ten Kampfe ums Dasein groß gewor den war. D«r Aelteste war ein soge nannter forscher Kerl, der als frühe rer Officier den Leichtsinn, der ihn um die Ecke ««bracht hatte, immer noch wie »in hübsches Andenken mit sich herum trug. das zeitweilig der Auffrischung bedürfe, und der Jüngste war gesell schaftlich unbeholfen und zurückhal tend. mehr intelligent, als geistspru- vierzehn Jahre alt hatte er die Realschule verlassen müssen, um auf eigenen Füßen zu stehen. Er kam in Ä flotter- Lieutenant in einer Provinzgarnison war und den väter lichen Zuschuß eigentlich nur als ein« Ermunterung zum Schuldenmachen ietrachtete. Lang« verheimlichte man ihm di« v«ränd«rtt Lage. Wenn alles bergab ging, sollte wenigstens der „Fa milienstolz" oben bleiben. Der Vater, der als Rentier gelebt hatt« und Über Nacht glücklicher Besitzer völlig werth loser Aktien geworden war, die zum Austapezieren «iner ganzen Wohnung gereicht htitten. nahm «inen kleinen Verwalterposten an. wozu «r der letz ten tausend Mark als Caution bedurf te. Damals war auch noch eine unver heirathete Tochter im Hause, die ein« Stellung annahm und wacker mithalf, damit dai Familienschiff noch schwim wen könne, obenauf der älteste als Ka pitän, dem aber strenge Ordre »theil, würd«, das Schuldenmachen gefälligst ,u lassen. Den Zuschuß knappste man sich noch glücklich ab. Dann aber, als die Zustände nicht mehr verschleiert werden konnten, kam die Windung zum Schlimmsten. Der Hamilienstol'z siel, nahe vor dem ..Pre mier". Seine Tragik wurde dadurch noch erhöht. . Drei Tage lang lief der Alte im großen Berlin herum, um Geld für den Wechsel aufzutreiben. Die Mut ter jammerte, die Tochter that dasselbe und selbst Robert war schon verstänwz len ersten Male in seinem Le ben sah er di« Eltern weinen. Aber «S half alles nichts. Und als der Alte in hellster Verzweiflung schon daran dachte, die Caution zu verkündigen, um dem Gläubiger wenigstens seinen guten Willen zu zeigen, hätte er selbst auch dadurch seinen Posten verloren, war es zu spät. D«r Oberst hatte be reits Kenntniß erhalten, und der Ab schied erfolgte. Kaum ein Jahr lang hatte man die ses soziale Versteckspiel treib«n können, und just um di« Zeit hielt Hans sei nen Einzug in Berlin, wo er gewöhn lich seinen jährlichen Urlaub auszunu tzen pflegte. Es gab Vorwürfe von beiden Seiten, Weibergeschrei und schließlich dumpfes Verzichtleisten auf alles, was war und hätte sein können. So waren die Jahre vergangen. Die Alten hatten das Zeitliche gesegnet, und auch °die Schwester, die noch glück lich Frau geworden war, hatte ein Kindbettfieber nicht überstehen können. Nur die Brüder waren allein zurückge blieben, der Jüngere als ein« stark« Natur gestählt zu jedem Kampf, der Aeltere als der alte Schwächling, der im Schiffbruch seinesLebens schwamm und sich von ben Wellen ruhig forttrei ben ließ, ohne jemals die Kraft zu fin den, dagegen anzukämpfen. Er hatte Verschiedenes versucht, sich ehrlich durchzuschlagen. Hintereinan der war er Privatsekretär, Versiche rungsbeamter und Angestellter bei ei nem Officier - Verein g«w«sen, aber die Rechnung gemacht. Immer, wenn «r recht fest im Sattel zu sitzen glaub te. trieb sein Leichtsinn ihn in daS Nachtleben Berlins. Er wurde riick lässigte die Pflichten seiner Stellung. So führte er die unglückliche Existenz eines Mensch«n, d«r weder schlecht noch unredlich ist, der vom besten Willen beseelt ist, der ab«r jedesmal seiner un- Tragödie hieß: Verfehltes Leben. Vielleicht hätte er aber alle diese Dinge überwunden, w«nn er nicht die Güte seines Bruders im Hintertreffen gehabt hätte, auf die er sich unter allen Umständen verlassen konnte. Je gefe stigter die soziale Lage Roberts wurde, je loser und haltloser wurde die des anderen« Der Jünger« war ein fana tisch«! Verehrer des Aelteren, liebte ihn über die Maßen und verzieh' ihm alle Schwächen, wie man sie einem hö heren Wesen verzeiht, zu dem man seit frühester Jugend gewöhnt ist, empor zublicken. Er wußte, daß dieser hüb sche Kerl die Hoffnung seines Vaters, der Liebling seiner Mutter und das' Vorbild unerreichter Schn«idigk«it ge wesen, und so hielt er es für ganz selbstverständlich, w«nn er all«S mit th«il«n inüss«, um dadurch zugleich che» Umständen dasselbe gethai« hätte» wie er. Dritten Personen gegenüber sprach „Herrn Bruder". Wollte er di« Wir kung noch verstärk«!!, so s«tzt« er noch das Wort ~Osfici«r" hin. wodurch er sich gleichsam selbst gesellschaftlich ge hoben fühlte. Daß der alte Glanz be reits vorüber war, genirte ihn nicht rechnullgen und kam auch für seinen Leb«nsunt«rhalt auf, sobald HanS wieder einmal d«r Lage war, „in Es war ganz natürlich, daß diese Stellungslosigkeit in dem Maße häu figer wurde, je andauernder Robert der Aeltere immer mehr Neigung zeig te. sich dem süßen Nichtsthun hinzuge ben und den Gentl«man zu spielen, der lich nur «rwacht, um sich wieder von der Anwesenheit Berlins zu überzeu gen. An dieses Dasein hatte sich der Jün men Dieners spielte. Da der eine be reits Mittags Appetit hatte, während «r bei dem anderen sich erst viel-später zusammen, sah sich vielmehr nur des Abenbs, wo dann Bachus reichlich« Opfer gebracht wurd«n. Wenn Robert ging, blieb HanS noch sitzen. Der Jüngere hatte eben Auf- Ein«S TageS wurde er zu seinem Chef inS Privatcomptoir gebeten. Herr Clemens war ein alter, würdiger Herr, d«r als «elk-m»6s m»n feine be stimmten Ansichten vom Leben hatte, die er gern auch von anderen erwarte te, denen er fein unbedingtes Ver trauen geschenkt hatte. „Hören Sie, lieber Freund, ich hab« ein ernstes Wort mit Ihnen zu reden," begann er ohne Umschweife. „Mir ist da etwas zu Ohr«n gekommen. WaS mir nicht behagt. Mit Ihrer Solidität scheint'S zu wackeln. Sie haben in letzter Z«it sehr häufig Vorschuß genommen, und gestern haben Si« sich sogar Ihr gan zes Monatsgehalt vorauszahlen lassen. DaS war doch früher nicht." ES verhielt sich allerdings so. Der Aelter«, d«r in «inen Kreis von Sport sleuten gerathen war, hatte sich wieder hinreißen lassen, zu spielen und für ei nige verlorene hundert Mark sein Eh renwort verpfändet, das er an einem bestirnten Tage einzulösen hatte. Zwar hatte der Jüngere ihm sanfte Vorwür fe gemacht, sich dann aber von der Nothwendigkeit überzeugt, daß sofort Rath geschafft werden müsse. Als Belohnung erhielt er dai Verspre chen, nicht mehr durch «inen ähnlichen Leichtsinn in Mitleidenschaft gezogen zu ttxrden. .Mein Herr Bruder —", brachte Robert verlegen hervor, ohne vor Er regung gleich fortfahren zu können. .Ich weiß schon, ich weiß schon", siel ihm Clemens ins Wort. .Das ist sich aus brüderlich«! Liebe für ihn auf, aber ich muß gestehen, daß das ganz verkehrt von Ihnen ist. Sie protegi ren seinen Leichtsinn, ja, das thun Sie. Sie verwöhnen ihn, bestärken ihn gewissermaßen in d«m Glaube», daß es so sein müsse und nicht anders. Und das ist «in gefährlicher Commu nismus, den man selbst nicht im klei nen b«tr«iben soll." mehr warnen als anklagen möchte. .WaS soll er thun?" wandt« Robert verlegen ein. „Er war Officier mit Beruf hat er nicht. Die Schuld trefft .Ehret Ihre brüderlich« Anschau ung. Aber Ihre Ansicht als Kaus das allein den Ausgleich Wer die Waare über den Werth bezahlt, handelt unbesonnen und muß schließ dieseni Wege befinden Sie sich. Ich versteh« Sie nicht. Sie haben des Le bens Grausamkeit frühzeitig kennen gelernt, und gerade Sie wissen, was die Arveit bedeutet. Das hat mich zu Ihnen hingezogen, das gerade war der Prinzipien. Lassen Sie Ihren Bru- Roberk schoß das Blut in die Wan «traße kehren. sagte er dann arger Clemens lachte. Es war dai La chen des D«in^krat«^,, schied." Stand«Sun - Roberts A«rger stieg dadurch noch. „Habe ich Ahr Vertrauen schon gemiß braucht, Herr Clemens?" fragte er herausfordernd, auf den „gelockerten Kitt" eingehend. „Noch nicht", erwiderte der Alte ru hig, „aber ich möchte dieser Möglichkeit beizeiten vorbeugen, mein junger Freund. Sie wären nicht der erste, den falscher Idealismus in die Tiefe geführt hätte. Glauben Sie denn, daß Ihr Bruder ebenso handeln würd« an Ihnen, wie Sie an ihm. wenn daS Verhältniß «in umgekehrtes wäre?" „Sicher. Er wäre nicht fähig. Ver rath an mir zu üb«n." Clemens lacht« abermals, diesmal wie «in überlegen«! Menschenkenner, der seine Weltanschauung immer bereit in seiner Westentasche hat. Sie schieden wie Vater und Sohn, die zwar in Meinungsverschiedenheiten gerathen sind, dabei aber nur von den besten Absichten geleitet wurden. Gleich darauf er«ignete sich ein be sonderer Fall. Clemens lud seinen Geschäftsführer jetzt öfters als sonst zu sich in fein Haus. Er wollte ihn mehr an die Familie fesseln, ihn gleichsam dadurch dem gefährlichen, nächtlichen Umgang mit seinem Bruder entfrem den. Ein bestimmter Egoismus lag diesem Entschlüsse zu Grunde. Wie der andauernd Kranke befürchtet, sein treuer Wärter könnte ihn verlassen, so scheute er die Stunde, wo dieser wacke re Mitarbeiter sich von ihm hätte tren nen können. Er hatte auch sonst Gro ßes mit ihm vor. was bei rechtschaffe nen Kaufleuten, die neben ihrem Her zenszug den Vortheil nicht vergessen, nichts Seltene» ist. Bald hieß «S im Geschäft und unter den Intimen deS HauseS, Clemens werde bald «inen Schwiegersohn be kommen. W«r «S sein sollte, war nicht zu schwer zu errathen. In der That schienen sich Alice, die emzig« Tochter, und Robert schnell gefunden zu haben, wie immer in ähnlichen Fäll«n, wo ein Pärchen fast mit Gewalt zusammenge trieben wird und untel diesem Ein fluß kaum zui Besinnung kommt. Die gegenseitigen Chancen wogen sich auch auf. Hier ein zwar reiches, aber kluges und nicht mehr ganz jun ges Mädchen, di« auf besondere Schön heit keinen Anspruch machen durfte, und dort die Intelligenz und Kraft, die Stütz« d«r Firma, denn Zukunft nun gesichert wurde. Daß diese Stütze, die geschäftlich sonst sehr ausrecht stand, vielleicht unter den Pantoffel kommen würde, hielten Vater und Tochter nicht gerade für «inen Feh ler. Der Puppenkopf hatt« «b«n sei nen krausen Eigensinn, der herrsch«» wollte. Robert rechnete schon mit d«r That sach«, seinem gestrandeten Bruder Brüder blieb. Clements hatte be merkt, daß es den zukünftigen Verlob ten seiner Tochter zeitweilig mit Macht in di« Gesellschaft derßachtsalter trieb, wo der Aeltere mit Geist und Grazie den Ton angab. Er wollte darin Wandel schaffen. Da man nun doch zu ihm in Verwandtschaft träte, wäre es wohl besser, ihn gleich jetzt einmal kennen zu lernen. Wenn b«ide schon eine verheirathet war, würde sich das doch von selbst ändern. Er lud also HanS auch zu sich ein. Und der „Schneidige" kam, sah und siegt« ganz gegen seinen Willen. Schon b«im Braten beherrschte er die Situation, wi« «in groß«r Gesell schaftsfeldherr, der sein« Worttruppen zu leiten versteht. Und als der Sekt im tiefsten Innern ihres Herzens geste hen, daß die Lieb« zu d«m Jüngeren eigentlich nur «in Borpostengefecht ge w«f«n fei, und daß die eigentliche Schlacht erst der Aelkre schlage, der alle ihre Gefühle überwältigt hatte. Wie verschieden waren doch diese bei den Brüder! Hätte nicht der eine in der Haut des anderen stecken können, ihr Versprochener jener sein können und jener dieser? Ab«r noch war ja nichts verloren! Und Robert saß dabei, sah das alles, fühlte es und verspürte nichts von Neid. Was für «in Kerl, dieser Herr Bruder! In dem Maße, wie er nun zurückgesetzt würd«, wuchs seine Ver ehrung für ihn, freute er sich dieses rein persönlichen Erfolges. Schon nach acht Tagen erklärte Alice ihrem Bater, sich in ihrer Nei gung zu Robert geirrt zu haben und keinen anderen heirathen zu wollen als .WaS soll Ich sagen?" gab dieser ge lassen zur Antwort. „Besser, sie hat jetzt ihr Herz entdeckt als später." Im Innern freut« er sich, die Wankelinü thige entlarvt zu haben. Geliebt hatte «r sie eigentlich ni«. „Wer hat nun recht gehabt?" sagte Clemens wieder. „Hat er nicht Verrath sich und küßte ihn wi« «in großes Kind. « , » erklärt hatte, daß d«r Aeltere als Ehe- sich rasch mit einem dritten getröstet. Robert aber ist seinem Chef nach wi« vor unentbehrlich. „Ja. mein Herr Bruder", sagt er wie früher. „Er ist eben ein Kavalier." Lcnzeöboten. Der Lenz will kommen, der Winter ist aus, Schneeglöckchen läutet: Heraus! Her aus! H«raus ihr Schläfer aus Flur und Heid', ES ist nicht länger Schlafenszeit. Und was noch schlummert im Winter haus, Zum Leben und W«b«n heraus, her aus!" singt der Dichter, wenn endlich nach langen, trüben Tag«n die Kraft des Winters gebrochen, wenn das weiße Leichentuch, dos über die Erde gebrei tet, d«m Kuß der Sonne weicht, und der Lenz, der blondlockig« Knabe, seine Vorboten sendet, sein Nahen zu ver künden. Und der erste, den er uns schickt, ist das Schneeglöckchen, jene liebliche weiß« Blum« aus der Familie der AmarylliS. Im Kärthnerland« erzählt man sich das Märchen seiner Entstehung. Weit in die graue Vorzeit reicht sie zurück, wußte ihn eine herzlose Kokette mit verstieß die Geliebte und wählte statt ihrer die Fr«md«. Aber das Glück floh seine Schwell«, denn die Ahnfrau Fee ergrimmt ob seiner Treulosig k«it, stieß ein«n Fluch aus, d«r d«n Sommer für ewige Zeiten von seiner eben Angetraute fand so viel Zeit, die Stätte des Unglücks zu fliehen. Un ter der Wucht deS Schmerzes brach der Ritter zusammen und verfi«l in Schwermuth. D«r «h«mals so H«iß geliebten blieb die traurig« Kunde sie davon, ihn zu Pflegen. Aber di« Wächter aus Schnee und Eis ver sperrten ihr den Zutritt, und bittere blümchen. So gelangte sie ungehin dert an das Thor d«i Burg und sank in die Arme des Ritters, der herbeige eilt war, nach der Ursache des Läutens zu forschen. In dem Augenblicke hielt auch der Sommer wieder seinen Ein schon auf Erd«n rächt, durst« dem Will«n d«r F«« gemäß der Unge treue nur während der «in«n Halste des Jahr«S sein eheliches Glück genie ßen. War diese Zeit verstrichen, so der. Ebenso wi« das Schneeglöckchen ge hört auch das Veilchen zu den Lenzes boten, die allerorten mit großer Freu de begrüßt werd«n. Die Poesie d«r verschiedensten Volker und Zeiten hat es mit ihrem Zauber umsponnen. Nach der ältesten Sage entsprießt das Veilchen unter den Schritten der Frühlingsgöttin, die nächtlich über die Erde wandelt. Dem orientalischen Glauben gemäß entstammt eS dagegen aus den Freudenthränen, die der bü ßende Adam vergoß, als ihm der Herr durch den Erzengel MichaelGnade und Vergebung verkünden ließ, während die griechisch« Mythe bericht«!, daß Apoll ein« der löblichen Töchter des AtlaS «rfolgt« und diese in ihrer Her zensangst d«n mächtig«» Zeus »m Schutz anflehte. Der Götteroater er hörte auch ihr Gebet und verwandelte runzeligen Blättern und den schwefel gelben Blüthen, das wir in den Früh lingsmonaten nicht nur in den Gärten, Auch in politischer Hinsicht spielt die Primel «in« g«wiss« Roll«. Das war, als im Jahre 18S6 die Conservativ«n Englands unterßeaconfield'sFührung mit ihr geschmückt in den Wahlkampf zogen. Es waren zw« durch ihre Schönheit berühmt« Frauen d«r «rsten Gesellschaft, die Gemahlin Lord Ran dolph Churchills und ihre Schwägerin, die Herzogin von Marlborough, die einen Orden der Primel mit Damen, Rittern, Knappen und Almoseniern stifteten, deren Aufgabt darin bestand, Stimmen für di« Conservotiven zu werben. Die Mitglieder dieses Of- dens tragen als Abzeichen «in« kleine Busennadel in der Form ein«rPriin«l. Gute Rathschläge. Niemand wird widersprechen, wenn ich sage: ein guter Rathschlag ist oft mehr werth als «in Barren Goldes. Aber was gehört nicht alles dazu, um «inen guten Rathschlag mit gutem Ge wissen ertheilen zu können! Vorerst eine ganz intim« Kenntniß, nicht bloS der allgemeinen, sondern auch der be sonderen Verhältnisse, für di« txr gut« Rath bestimmt ist. Dann «ine bis in's kleinste gehend«, richtige Beurthei lung des Charakters, der Launen, d«r Fähigkeiten dessen, dem man den guten einer nicht weniger wichtigen Sache rechnen: dem eigenen Verantwortlich keitsgcfiihl. J«doch: w«r erwägt auch nur einen dieser Punkte, wenn er da ran geht, dem lieben Nächsten einen guten Rath zu geben? In welchen Rath gefragt! Vom Weihnachtsge schenk an für die alte Tante bis zum Beruf des Sohn«S; von der Torten inifchung an bis zur Ausstattung d«r Tochter: Rath um Roth! Und dies giebt so interessante Ge sprächsthemen! Man kann dabei so recht sein Licht leuchten lassen: die ei gene Klugheit, dai eigene Wissen, das eigen« Vermögen und Können: kurz, man kann dab«i so recht all« s«in« Ta lente verausgaben. Und der Zuhö rende, wie liebenswürdig kann er sich stellen. Mit welcher feinen Schmeiche lei kann er sich scheinbar unterordnen, und mit welchtr geschickten Diplomatie weiß er sich eventuell zu Nutze zu ma chen, was der andere im Eifer ouS lromt. D«nn bei «in«m guten Rath bleibt eS selten. Es werden Beweise und Belege dazu herangezogen; vom hundertsten kommt man tausend ste, und bald liegt vor dem schlauen Zuhörer ein ganzes Leben bloß, Ge heimnisse, die der Mund sonst ni« aus sprechen würde, offenbaren sich im Eifer der guten Rathschläge. Und das ist daS g«sährlich« daran. Es giebt Menschen, die klug und gut zuhören können, vor deren Hellem Ur auch in verworrenen Dingen einen kla ren Ausweg sehen und die dennoch schweig«», während «in trauriger Schatten in ihre freundlichen Augen steigt. Sie schweigen; sie holten mit ihrem Rath zurück, während sie doch Hilfe wissen ... Sind sie herzloi? Nein. Im Ge gentheil: sie sind gut, aber sie sind durch Klugheit und Erfahrung bis zur Weisheit und Mäßigung gekom men. Sie wissen, daß eS nicht das- die aber rathen, rathen, vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Ob sie gefragt werden oder nicht, ob man sie anhört oder ungeduldig abwehrt, ob man thut, wie sie wollen, oder das Gegentheil: sie wissen immer einen Rath. Man kann beim ertheilen guter Rathschläge so recht sein Licht leuchten lassen, so recht alle seine Klugheit, sein Wissen, seine Erfahrung, seine Ta lente verausgaben, und dies schmeichelt der Eitelkeit. Die Eitelkeit ist ober eine sehr glatte Bahn, auf der man leicht zu Fall kommen und den ande ren. der unserer Führung vertraut, leicht zu Fall bringen kann. Darum Vorsicht beim Ertheilen guter Rath schläge! Die Fr«« »nd der Tanz. eine Indische Legende. Als der große Mahodewa die Welt geschaffen hatt«, war diese so schön und herrlich, daß seine Seele vonEnt zücken ersaht wurde und in seinem Haupt« «in Gedanke auftaucht«, so wunderbar, wie «r nur in einem Göt terhaupte entstehen konnte. lichen und schuf das Weib. ES wurte «in schönes Wesen. Verstohlen blickte die Gazelle über Die Erde schaut« sie an. lächelte freudig, und di« Blumen sprossen her vor. Heiter betrachtete sie d«r Him mel, da blitzten Gterne am Firma ment. Di« Vög«l begannen zu fin gen, als si« das Frautnbild bemerkt«». Vögel. Und Mahad«wa legte die Welt der Frau zu Füß«n, die Welt, die bisher ches Lager. DaS W«ss«r bot ihr ei« um ihr« Schönheit zu betrachten, die Luft war ihr nicht gewogen. Frei nwhnheit zog sie bald im Wind«, bald im rauh«n Sturm daher, ging ihre eigenen W«ge, ohne der allgeliebten Königin zu dienen. Launisch und eigenwillig verfuhr der Wind mit ihr. Bald zerzauste «r ihre Locken, in die sie Blumen gewunden hatte, als sie sich singend zum Strome neigt«. Bald auch entblättert« «r di« Rosin, nach de nen ihre zarte Hand greifen wollte. Er bauscht« sich zum Sturm auf, jagte die Wolken zusammen und ver hinderte di« St«rne, sie freundlich an zusehen. Er rauschte und tobte so laut, lacht« so üb«rmtlthig, indem «r alle Blätter des Waldes rüttelte, daß er di« Li«der der Vögel übertönt«, die zu ihrem Lob« erschallten. Die Luft blieb unbezwungen, und das war ein ausreichender Grund zu Thränen. Als di« Frau zu«rst die Neigung zum Weinen «mpfand, da war im Pa radiese «in richt sagst! bester Freund!" A.: .Ist er auch!" Tie Sage vom «»«freie»» Nordpol» Trotz aller Polarreisen und aller gelehrten Auseinandersetzungen hat di« Sag« von ein«m eisfreien ten. Nach dieser Sage befindet sich am Nordpol ein offenes, eisfreies Meer, in dessen Schooß fich Tausende von Fischen befinden und w«lch«s von großen Vogelschaaren umschwärmt wird. Mitten in diesem Meere liegt ein« blühende Insel, umspült von war men Wellen und von einem so milden Wind umweht, daß die schönen Blu men und Gesträuch«, di« auf dieser Jn- Die Sage betrachtet dieses eisfreie Meer als eine feststehende Thatsache. Bäume beugten sich unter der Menge d«r Früchte. So war und so blieb es. bis der Herr das Land in eine groß« dem der Erloser am Kreuze gestorben war, predigte Johannes d«n Mensch«» seine Lehre, aber sein ständiges Gebet: von Land zu Land, von Ort zu Ort flüchten, nirgends fand er Ruhe, nir gends fand er Frieden. So nahte er endlich Rußland. Das geschah an ei nem Feiertag?. Und als Johannes nun in den schönen Tempeln des Lan» die kaum zu arbeiten brauchten, von all'den Herrlichkeiten zu bekom men, sich zur Schlaffheit und Genuß d«n sie rasend auf ihn, spotteten seiner und jagten ihn und seine Schüler ge gen Norden weitey. Aber der Staub, den Johannes in d«n ungastlich«» Ge genden, welche er auf seiner Flucht durcheilte, von den Füßen schüttelte, verwandelte das blühende Land in ein« Einöde. Schnee und Eis hüllten die Erde ein und daS Land erstarrte in ewigem Winter. Johannes flüchtete höher und höher gegen Norden. Als er an die Küste gekommen war, ging er mit allen seinen Schülern an Bord eines Schiffes, welches sie schnell von ihren Verfolgern fort führte. Er steuerte anhaltend nach Norden und kein Schiff vermochte ihm zu folgen, denn hinter ihm fror das Wasser sofort zu Eis. die Wellen erstarrten, der ewige Winter kam. Hoch oben am Nordpol, auf einer wunderschönen In sel in dem eisfreien Meer« lebt Johan nes mit seinen Schülern noch heute. Niemand kann zu ihm kommen, denn undurchdringlich«? Eis umgibt daS offtn« Wasser. Von Zeit zu Zeit durchbricht einer der Schüler Johannes d«n Eiswall; für ihn öffnet er sich, und zu den Mensch«» zi«ht «r zurück, um ihn«n das unverfälschte Evange lium der Liebe zu predigen. Und der Lohn dafür ist der Tod —er stirbt verfolgt von Spott und Haß. Wenn aber d«r letzte Johanneischüler gekom men ist und unter den Menschen den Tod gefunden hat, dqnn begiebt Jo hannes sich selbst auf den Weg, um sein« alte Lehr«: „Liebet einander!" zu predigen. Und wenn er fll värti zieht, bringt er ein neues Frühjahr in die eiserstarrten Lande. Die Erde vorsprießen, und das Land wird wie der der gesegnete Garten, der es ein mal war ... So lautet die russische Hannes, welchkn d«r Herr liebte und von d«n Jüng«rn, di« d«m Apostel folgten. , Kind « rmlind. Tont« (älltre Jungf«r): „Soll ich denn nun das kleine Brüderchen, welches Euch der Storch gebracht hat, mit mir fortneh men?" Sämmtliche Kinder: »Ach ja liebes Tantchen. Nicht wahr und da für schenkst Du uns dann lieber «in kleines Schw«st«rchen!" Der Bankier KarlEl ling von Pr«nzlau, d«r bis 1880 Makler an der B«riin«r Fondsbörse war, wurde wegen Unterschlagung, Un zu drei Jahren ZuchthnuS und drei Jahren Ehrverlust vrrurtheilt. GewoHnt. Bräutigam (nach der Verlobung): „Liebe Elise, darf ich Dir jetzt einen Kuß geben?" Braut (zum dritten Male verlobt): „Ja, ich Jochen. Ist sie noch so fromm?" „Sehr. Herr Pastor. Jede Nacht, wan i heimkomm', hält sie mir 'ne Predigt." Gegenleistung. Junge Schriftstellersgattin (die selbst geko^ gen?" .