6 Mädchen- und Frauenturne» in Drutschland. EL ist nicht immer gesagt, daß der größte Reiz der Frauen im Gesicht liegen müsse. Schlanke, geschmeidige Körperforinen, ein leichter Gang, An muth in der Haltung und den Bewe gungen sie haben auch ihren Zau ber, dem schon so manches gepanzerte Männerherz erlegen ist. Und wäh rend das. was man Schönheit nennt, als willkürliches Geschenk der Natur gelten muß. das man aus eigenem Vermögen nicht erlangen, über das man sich nur dankbar freuen kann, liegt es in der Hand jeder normal ge bauten Frau, jene anderen Vorzüge sich selbst anzueignen; hier in beschei denerem Maße, dort in höchster Vol lendung. Frier Übungen. Wir alle kennen das Geheimniß der griechischen Frauenschönheit; es be stand in methodischen Leibesübungen, die den Gliedern Elasticität, dem Kör per Widerstandsfähigkeit und die ge sunde Blüthe verliehen, die uns heute noch an den hellenischen Bildwerken entzückt. Anknüpfend hieran hat auch die neuere Hygiene die gymnastischen Uebungen wieder zu Ehren gebracht, die in der Mädchenerziehung jahrhun dertelang vergessen war. Wie bei al len sportlichen Leistungen nahmen Amerika und England die führende Stelle ein und haben sie bisher auch siegreich behauptet. Auch im neuen Hellas sind gymna stische Uebungen und sogar athletische Kämpfe für Frauen und Mädchen wie der an der Tagesordnung. Seit der „Berein der Griechinnen" geschulte Turnlehrerinnen aus der Schweiz an die hellenischen Mädchenschulen berief, hat das Mädchenturnen dort einen überraschenden Aufschwung genoin jährlich am Montag nach dem griechi schen Osterfest abhalten. Stabübungen. In Deutschland wurde der Turnun terricht zu Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in die Mäd- England eigen, kennt man in Deutsch land allerdings nicht. Der deutsche Turnunterricht beschränkt sich haupt sächlich auf das Gerätheturnen, auf Freiübungen und Turnen mit Han teln, Stäben, Keulen u. s. w., auf Springen. Hüpfen. Klettern und Rei genspiele zur Erhöhung der Geschmei digkeit und Anmuth. Vor Allem wird darauf Gewicht gelegt, daß ohne Ue de Reaktion erfährt. Um das snst:- nisscn der Schülerinnen gerecht iver llliterrichtsfachern ist kluges Maßhal den Turnsaal der Mädchenschulen, niehr noch eines der öffentlichen Schauturnen, das die angehenden Turnlehrerinnen alljährlich kurz vor der staatlichen Prüfung darbieten. Die Ruhe und Sicherheit der Bewe gungen. der leichte federnde Gang, die aufrechte Haltung, die sich dabei dem beobachtenden Auge unbewußt offen- baren, müssen selbst die ärgsten Zweif ler endgültig belehren. Traurig wäre es, wollte man den Frauen diese Quelle von Gesundheit und Kraft verschließen. , Die Zeit geht mit ihren Forderungen nicht mehr rücksichtsvoll am weiblichen Geschlecht vorüber, es muß also gerüstet sein zum Kampf, gestählt zu leiblicher und geistiger Arbeit. Je frühzeitiger mit. dieser Stählung begonnen wird, desto besser; denn je länger und intensiver die Muskel- und Nervenkräfte geübt werden, um so zäher und widerstands halb die neuere Schulhygiene der An strengung des Geistes die körperliche Bewegung als ausgleichenden Faktor Die methodisch gehandhabte Gymna stik spannt die gesaMmte Muskulatur die Thätigkeit der einzelnen Muskeln, in regelmäßiger Wiederkehr geübt, wird präziser und vom Willen mehr und mehr gelenkt und beherrscht. In gleichem Maße erfährt der. von der Muskelarbeit abhängende Blutumlauf eine erheblich« Beschleunigung; Herz schlag, Athmr 'g und Verdauung wer den lebhafter. die Bildung gesunden Blutes hebt sich, und die Eigenwärme einzelner Organe oder Ueberreiznng des Nervensystems ein Heilmittel ge boten, das bei richtiger Anwendung Denn auch längst dem Schulzwang begriffen. Seit im Frühjahr 189- Richter: „Also, Angeklagter, Sie sind zu fünf Jahren Gefängniß verurtheilt wordenz nehmen Sie die Strafe an?" Alte, fragen Sie die!"