2 Tie Schönste unter der Tonne. Schöedel» Landes schallte hin und wieder das Bellen eines Schakals herüber. Die Hunde auf der kleinen europäischen Station hoben dann knurrend di« Kopfe von den Pfoten oder kläfften lurz und scharf auf. Drei Männer saßen auf d«r schlich ten, üb«r einer hohen Balkenanlag« er richteten Veranda des langgestreckten Holzwohnhaufes. Drei Europäer, rau chend und trinkend. Ein überrag«nd«s Dach hielt das grelle Sternenlicht des Südens ab ihre Gesichter zeigten sich dann Und wann von dem rothen Funkenfeuer er hellt, das an den Spitzen ihrer Cigarre glühte. Der Jüngste d«r drei luh unter der Richten wollenen Decke, di« ihn gegen die empsindlicheKühle der Tropennacht schützte, ein«n athl«tischen Wuchs ah nen. In mächtiger Wölbung dehnte sich seine Brust, wie gemauert stand die Stirn über einem Paar unruhiger, slackernder, tiefliegender Augen. Die Farbe seines Gesichtes setzte sich fast schwarz ab gegen das Weiß des Bur nus und das Roth des Fes, der zu rückgeschoben auf den dunklen Haaren saß. Den Nächstältest«n hatte die Aequa tvrsomie zur Mumie ausgetrocknet. Es schien, er würde eines Tages in Fa- Ende dieses Lebens herbei? Hofft« er darüber nicht. Die drei Männer saßen seit gerau mer Zeit schnxigcnd, vom Qualm ih- Endlich reckte sich der Jüngst«, der Athletische, empor, daß der aus Bam- Europäerinnen hier haben, das ist alles letztklassig, verboten häßlich abgestandene Waare, die uns der alte rer Ergebung seltsam mischte Der Jugendlich« verstand den Ton zu deuten: „Sie meinen, Doctor, wer Der Große, Schweigsame, hob den auf die Brust gesunkenen Kopf. „Die dunklen Weiber seien Ihnen verhaßt sagten Sie nicht so, Stachwitz?" Cr schleuderte sein« Cigarre über die Brüstung der Veranda. „Was haben Sie denn gesehen davon? Sklavin nen, Lastthiere, verprügelte Bestien!" Der Gefragte zuckte die Achseln. D«r berühmte Afrikaforscher saß wiederum regungslos. Unheimlich sah er aus in dieser finsteren Verfun lenheit. „Aber ich aber ich —" sagt« er dann, langsam, schwer, als muss- «r sich selbst jedes Wort abtäm- „lch habe die Schönste unter sl.e, zum Narren g«halt«n zu wer^n. „Ich hab« sie gesehen. Und noch sein, w«nn nicht Er brach ab. Das Gellirr der Hundeketten, das Kläffen der aufgeregten Thiere z«rriß weit«r die Stille der Nacht. Stachwitz strich auf der rauhe» Tischplatte ein Zündholz an. .Sie haben uns Appetit.gemacht, D»c!-5. und jetzt nehmen Sie'uns d«n Bissen vom Mund« fort.. Freilich, w«r dürfte sich aucb rühmtii, Ihne« m«hr a!Z zwei oder drei Sätze abgerungen zu D«r „Afrikaner" bückte sich tief, tief. Es war, als schau« er in sich selbst hin-' «in, in s«ine Seele, die unter einer Erinnerung glühte. Er hatte ein Ge fühl, als müsse ibn dies« Erinnerung zersprengen, zerroßen, ivenn «r sich nicht von ihr befreite. „Hören Sit." sagte er mit gepreßter „Fünf Jahr« sind es her. Auf den Punkt fünf Jahr«. Gelegentlich unse rer großen centralafrikanifchen Expe langt, ich und Conville. Armer Kerl! Er ist längst „ehrenvoll verspeist". Wir r«n Rücksichten sich stärk vernachlässigt zeigten. Aber schließlich, es war ein fideles Gefängniß nach der Hunde existenz, di« wir nun fünf Monate hin durch geführt hatten. hinzu: „Warten Sie. Vielleicht läßt allmälig belebt« sich fein Blick. Er Pünktlichkeit breitete sich allabendlich Zunge. . hinter- dem Haus und mischt« sich in das Rauschen der breit und voll auf den Strand laufenden Willen des mächtigen Stromes. „Unser holländischer Wirth blickte fülltes Glas: „Jetzt passen Sie auf, meine Herren." Er lächelte. „Meine Blumen wird's freilich kosten." „Ein seltsam dumpfes Geräusch wie das Auffallen zahlloser Füße auf nxichen Boden würd« hörbar. Unten waren es, lebendig gewordene Bron zen. Sie trugen die landesüblich« sparsam« Tracht um den Hals Trupps stellte sich «ine Art von Anfüh „Die braunen Mädchen nahten sich in priesterlich feierlicher Weife/ heran und knieten nieder, di« Arme über der Brust kreuzend. Ich schätzte die Meng« der Tänzerinnen auf etwa „Unser Wirth lehnte sich weit über über die kni«ende Schaar hin. „Da sprangen die Mädchen auf, und nun entfaltete sich ein berückendes Feinheit gefesselt ihr Wuchs das Vollendetste, was «ine Künstlerphan tasie sich erträumen würde. Die dunkle ner wie mich nicht stören. Was ist sie schließlich anders als ein« besonders ausgesprochene Schattirung des Brii die Tropensonne di>: Kleine beschiene» haben. Das Gesicht zeigt« freilich die dem Stamm eigene Flachheit derZllge, gebreilet lag. Man achtete zudem nur auf die Augen. Prachtvolle Augen, von dem Glanz und der Unschuld, wie finden. Spr«ch«ndt, unvergeßliche Au- ' K" ' ' Freude, ihre unfehlbare Sicherheit. Als ein Rieseln von Feuer und Licht goß sich das Abendroth über den mH dervolle Schauspiel. Die brennenden Teppiche d«r Beet«, das Gold d«r ge schlängelten Wege und darauf die Fülle ger Lebenskraft das alles sich ab gnd. lissen umher. Sie tanzte, als> seien ihr Flügel gewachsen. Ihr wunder ooller Leib erblühte gleichsam, die auf voll zu erfassen. Jetzt drehte sie sich drängten sich um sie her, verdeckten sie, führten sie fort. Das Schauspiel war zu Ende." oen. „Nach Bumba brech ich auf, so bald es angeht. Dank Ihnen, Doctor, sür den Fingerzeig." Der ein paarmal. und Treue. Dieses Kind folgte einem Instinkt wie ein edler Hund, als es meiner Fährte nachging witterte rück." Er stöhnte. „Sie wollt« nichts, als mir dienen, als mich durch ihren Tanz, unerhörte Formen. Sie wurde zur Künstlerin. Eines Tag«s brachte.sie mir einen gezähmten Rosenkakadu, Herr ükxr viele Sklaven zu werden. „Das ging so eine Weile. Ich ge wöhnte mich an meine klein« Antilope, Volkes. Als sie mich erblickte, schlief Endlich kniete sie nieder. Jed« Muskel berühren, ihre großen Räthselaugen küssen —" Der „Afrikaner" richtete sich ein we hinter mir in dem weichen Sand ein Tappen. Wie das elastisch« Auffallen don Thierpfvten im Sprung klang es. ner Arm um meinen Rücken herum. Zch sah etwas blitzen. In vem zarien, gebeugten Nacken meiner kleinen Anti lope stak ein Messer. „Wir «in wildes Thier brüllte ich auf, griff zu, um den mörderisch«» belauscht, und der vermuthlich belei digte Liebe gerächt hatte. In Pan thersätz«» sprang ich ihm nach hab' ich ihn erwürgt." Voller Genugthuung streckt« der „Afrikaner" feine Händ« vor sich hin, Messerstoß hatte den Puls des Lebens seiner Erzählung die Worte hinzu: „Werden Sie es begreiftn? Ich, der Ungläubige, der große Heide, der mußte «in Wiedersehen' mit dem Kind der Wildniß, dessen Sprache mir fremd gewesen ist, von dem ich nicht deckt« die Hand über di« Augen. Da rollt« etwas durch die Lust heran, ein Grollen wie von fernem Donner. Die Natur schien d«n Athem anzuhal ten. Ein Löwe hatte gebrüllt. Tie „Tolo-Turnerin". Ein Zug stand auf dem Bahnhof in A. bereit zur Abfahrt. Da erblickte der Pfarrer Traugott Lebrecht von Thenningen, der auf dem Perron den Anschluß der Nebenlinie zu seinem Pfarrdorf erwartete, plötzlich an ei nem Wagenfenster, ein ihm bekannt vorkommendes Gesicht. Er ging auf das Coupe zu richtig, es war fein alter Freund Doktor Karl Munding. Einige Jahr« hatten sich die beiden nicht gesehen, und so stürmten rasch eine Anzahl Fragen und Antworten aufeinander ein, wie «s gehe, was man treibe u. f. w. „Na und denkst Du immer noch nicht ans Heirathen, alter Freund?" fragte dann der Pfarrer. „Und wie!" schallte es froh zurück, „vor sechs Wochen hab' ich mich ja ver lobt." erfahren? Weshalb schicktest Du denn keine Anzeig«?" „Ach was, auf solche formelle Ge schichte gebe ich nichts; Du In diesem Augenblick trillert« das Abfahrtssignal. „Aber nun sag' doch nur noch schnell, mit wem Du Dich verlobt hast!" „Ja, das ging köstlich zu. . . ein andermal ausführlich. . . hab' sie ganz zufällig auf der Reise in einem Cir aus kennen gelernt. . .eine Solo-Tur ren verliebt. . ." In diesem Augenblick setzte sich der Zug in Bewegung. Nicht davon, son dern von dem eben Gehörten prallte Traugott Lebrecht einen Schritt zu rück. "Ja aber sag' mir nur. . ." brachte er noch heraus, aber der Freund un ten: „Ich sag' Dir ein wahres Prcich^- seine alten Eltern dazu ge ragt haben? Welche Kämpfe, welchen Kummer muß es da gegeben haben und wird «s wohl noch geben und dabei sah mein Freund so glücklich aus! Und in mein ehrsames Pfarr haus will er mir ein solches, im besten Falle doch recht zweifelhaftes Circus gefchöpf bringen um Gottes willen, ineine Frau wird ja außer sich gera tbe? -- ich muß es ihr verschweigt«— aber das ist nicht eynich, und ich yan o der heillose, rücksichtslose Mensch. .. Frau doch vorerst nichts von dem dro henden Besuch. Auch die folgenden Tage nicht. Wer weiß, dachte er, viel kommen sie doch,'s» ist es dann immer noch Zeit. Richtig vergingen auch ganze vier Wochen, ohne daß das Gefürchtete ein trat. Traugott Lebrecht fing an aus- Huathmen. Aber die Sache sollt« ganz anders werden, als er gedacht. Eines Abends, als er dem Zug ent stieg, der ihn von einer Conserenz im benachbarten Städtchen in seinPfarr dorf zurückgeführt, glaubte er, in die Erde sinken zu müssen. Auf ihn zu eilte sein Freund Karl Munding. Hände. „Na, nun bist Du ja da, lieber, gu ter, alter Freund!" rief er, „das ha ? der Hochzeitsreise und telegraphirte Dir, daß wir um fünf Uhr bei Dir antämen. Nun fanden wir leider nur men: so liebe Leute zu beherbergen hör's nur ! werde dem Pfarrhaus «in« Freude und eine Ehre fein, sagt! sie." , „Meine Frau. . stotterte in höch ster Verblüffung Traugott Lebrecht, und still für sich dachte er: sollte sie denn gar nichts gemerkt haben? So was läßt sicki doch nicht verbergenl Aber überglücklich war es auch. Besser hätte ja die Geschichte gar nicht ablaufen können. Aber räthselhaft blieb ihm die Sache doch feinc gute Gattin hatte doch ein scharfes Äuge. Die zehn Minuten Wegs bis zum Pfarrhause mußten ihm Klarheit bringen. Er wollte offen mit dem Freunde reden. „Nun, siehst Du", begann er etwas stockend, „das freut mich ja recht sehr, daß alles so gut ging, mir war's offen gestanden seit Wochen eine nicht gerin ge Sorge. . ." „Sorge ja wie so denn?" fragte der Freund verwundert. „Ja nun . . . weißt Du. . . es ist doch eine dann mer eine Unbesonnenheit, für die man schwer büßen kann, ganz abgesehen von dem in solchem Falle gewiß nicht ungerechtfertigten Urtheil d«r Welt." „Unbesonnenheit schwer büßen Urtheil der Welt. . . aber Mensch ich verstehe Dich absolut nicht." „Nun Deine Frau —" „Meine Frau?" „Ja, ja, Du hast sie doch im CircuZ kennen gelernt. . ." „Gewiß, aber was soll's damit?" „Ja Mensch, ich bitte Dich, nimm mir's nicht übel, aber eine Solo-Tur nerin. . Weiter kam der gute Herr Pfarrer nicht; sein Freund unterbrach ihn mit einer so unbändigen Lachsalve, daß ihm die Worte im Munde stecken und die Leute auf der Straße stehen blie ben. Er konnte gar nicht zu sich kom men, der junge Ehemann, und dabei faßte er den ärgerlich werdenden Fr«und beim Arm und zog ihn stür misch weiter zu dem schon nahen „Herzensfreund, noch einen Augen blick warte, zu Hause will ich Dir al les beichten, und Du sollst mir Ab solution ertheilen," brachte er endlich stoßweise zwischen immer erneuten Lachanfällen hervor. Dem Pfarrer schwirrte es vor den Augen, «r wußte nicht, was denken. Hause angekommen. Sie traten -in. Alsbald öffnete sich eine Thüre, und heraus trat fröhlich die Frau Pfarrer, an der Hand das lieblichst« Geschöpf von der Welt. „Hier, mein lieber Mann, stelle ich Dir unsere liebe neue Freundin, Frau Doktor Munding vor!" Die junge Frau streckte lebhaft die Hand nach dem Freunde ihres Man nes aus und begrüßte ihn ebenso leb haft in unverfälschtem Schweizerdia lekt. Traugott Lebrecht fiel es wie Schuppen von den Augen, und er fuhr sich in komischer Verzweiflung mit be>- den Händen an die Stirn kleine nerin" war «s. die fein Freund heim geführt hatte. Ta» »ürtettSfchchen. Neben dem Pompadour herrscht mit Lederschnüren geflochtenen Knöpfchen. Statt der Sch«ere, wie im Mittelalter, trugen di« Frauen jetzt neben dem wieder das Messer, ja selbst das Täsch nin. In Deutschland war es nach den Ausführungen des „Faust" als Marga retentäschchen „en vogu«" wurden. Und na. „Na, Kamerad, warum vorhin nicht im Club gespickt? Haben wohl kein Glück, was?" „Glück hätte ich Der Uebcrjiinstlinq. Slrobil. Es ist Prater. Grünnebelizen Räth seln gleich liegen die Augen im abend kuften. Wißt ihr, was Herbst ist? Er ist ein Geheimniß, wie alles Ge heimniß ist. Ein großes Sterben, ein Jnsichvergehen der Natur zum Zwecke eines Wiederwerdens. Ro?!- ooes Laub deckt die Wiesen, die nicht mehr blau sin?, denn das Gras ging zur Ruhe. Es gibt leine Ruhe. Ruhe ist der Tod, und Tod ist werdendes Leben. Den Weg wandelt einJüng ling, blaßbleichen Gesichtes, das durch zwei schwarze Augen punktirt ist. Es ist ihm so violett zu Muthe. Er schrei- Mädchtn den Weg, den er traumdun l«l wandelt. Zwei türkisfarbige, fra gende Mädchenaugen. Sie trägt eine rothe Schürze. Von jenem Roth, das wie Auferstehung klingt. Ihr« Hand umfingert den Tragegriff einer blech zierlichen Milchkanne. „Bist Du ein Milchmädchen?" frag te er sinnend. Mund, halb durch di« Nase. „Weißt Du, was Liebe ist?" fragte herging, war nichts Dutzendhaftes in ihr. Dieses üppig gepolsterte Antlitz, auf deih etwas Unergründliches lag. wie sie nach Natürlichkeit duftete. Er fühlte, wie seine Seele in ihre überfloß. Dana fragte er: „Liebst Du mich?" Bere Eile. Was trieb sie? Er grü- ' f ' St' lck d Mittelfinger der rechten Hand und „Weißt Du, wer ich bin?" Indem sich ihre hänkeligen Ohren KerU"—' Du so traurig wie der einsam« Abend st«rn des Westens? Sieh' mich an: auch ich habe Alles verloren mein Macht, Alles. Und ich trage mein Schicksal, als könnt's nicht anders sein. Ich den ke, es ist gut so." „Ei mein Getreuer," erwiderte der König, „es geht uns Beiden wie dem Reh und dem Schafe des Haines: Einst strich «in bissiger Hutid durch den Wald; der schiuchte das Reh auf und jagte es vor sich her. Es strauchel te; der Hund fing es und faßte es am Bein. Mit der verzweifelte Kraft der Todesangst gelang es dem armen Thier« zu entstehen. Es lief und lies auf s«in«n dr«i g«sund«n B«inen, bis es erschöpft niederfiel in einen Busch am Rand« der Haide. Ein Schaf, das in der Nähe weidete, ging hin, das Reh zu trösten. „Sieh' her," sprach es, „auch ich habe ein Bein verloren. Doch ich klag« nicht. Ich schleppt mich hin —" „Und srühtr stürmtest du über Klüf te und Hänge?" fragte das Reh. „Nein ich weidet« wi« jetzt." „Nun siehst du, Lämml«in, du v«r» lorst ein'» Fuß, ich Alles, — zu feinem Großverzier. «in metallische» aociplied. Herangereift im Sonnen-Gold Erglüht Burgunders Lab«; Ich trinke, und mein Silber rollt, Solang ich welch«s hab«. Der Wein schafft Eisen mir ins Blut, Doch Blei in allen Glieder, Und auf die Nase Kupfergluth, Und Blech in meine Lieder! —V orsichtig. Bekannter: „Wie, Sie rasiren sich selbst; warum gehe», nicht zu dem Barbier, der bei Jh> nen im Hause wohnt?" Httraths- Vermittluer: „Wissen Sie, das ist mir zu gefährlich ... dem Menschen habe ich ein« Frau besorgt!"