6 Nadelfabrikcu in Aachen. Während des IL. Jahrhunderts oe trieben. Damals ging die Aachener Nadlergilde allmählich dazu üb«r, ihr Hanwerl zu einem Fabritbetrieb um zugestalten; Schleis- und Schauer mühien wurden errichtet, und schon Ende hes 18. Jahrhunderts lonnte die Nadlerzunft als verdrängt betrachtet werden. Die Aachener Nadelindustrie beherrschte damals den Weltmarkt. Die politische und sinanzielleOhnmacht Deutschlands in der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte eS mit sich, daß diese urdeutsche Industrie von Eng land überflügelt wurde, und daß da mals die englisch« Nadelindustrie fast den ganzen Bedarf an Nähnadeln deck te. Aber das Blättchen hat sich wieder gewendet, und Deutschland hat den Wettbewerb mit Großbritannien auch auf diesem Feld« mit gutem Erfolge der Abbildungen kennen zu lernen. Als Rohmaterial für die Nähnadel wird nur noch westfälischer Stahldraht verlvtndet. Dieser kommt verschiedensten Stärken und den «rsten Manipulationen stets zwei mit den Kopsenden zusammenstoßende Nadeln gleichzeitig verarbeitet werden. Die Elasticität des Stahldrahtes läßt «in Geradestrecken aus kaltem Wege nicht zu, deshalb w«rd«n diese Doppel nodelschaste ausgeglüht und in glühen dem Zustande durch Walzen gerade ge streckt. Die gerade gestreckten Schafte wer den an beiden Enden spitz geschlissen. schleudert, s.tz die stärksten Mauern lich etwa 60,000 Nähnadeln. Bei Ma oben kommende Stifte die Augen durch stechen. Die Nadeln sind jetzt mit Spitzen und Augen versehen, hängen aber noch paarweise mit den Köpfen zusammen, während an beiden Seiten des Nadel- gezogen, die Nadeln alln «i-suereibt. 'o das, ein Kamm ent steht. Dies« Kämme werden in der Mitte übergebrochen! die Hälften in ganz« „Griff" gleichzeitig gegen den Schleifstein gehalten wird. Mit vier genau abgemessenen Bewegungen hat der „Kopsschleiser" sämmtliche Nadeln dieses „Griffs" mit qleichmätzig abge rundeten Köpfen versehen. Mit dieser Manipulation ist die Ra dedorm fertig, aber sie ist noch weich. Nieten der Stecknadel- P schoben; die Köpfe sind eine Idee schwerer als die Spitzen, demnach be kommen die mit den Kopsen nach vorn liegenden Nadeln früher das Ueberge wicht und fallen herunter, die liegen bleibend«» Nadeln zeigen dann alle mit den Spitzen nach vorn. Es folgen noch die Manipulationen Bläuen, Drillen, Suchen, Zählen, Brieffalten und Eti kettiren. In der Nadilindustri« ist die läuft. wird heute noch in der gleichet» Weise betrieben wie vor SOO Jahren. Zuerst werden aus Eis«ndraht lange Spiralen Fuß bewegten Wippen fest und rund in Kopfform angeschlagen. Die Arbeite rinnen führen mit der rechten Hand die schinennadelfabrik des Continents ist, die Glastopfstecknadel erfunden. In iinem txrdunlelten Raum sitzen die Ar- Rechten die Nadelschafte dem Glase zu- Wie groß die Geschicklichkeit der Arbei terinnen ist, erhellt daraus, daß eine Durchschnittsarbeiterin täglich bis 20,- VOO Nadelköpfe liefert. Das Aufstecken dust.ie! was durchaus nicht der Fall Im Theater. .Paß auf, Schorschi, jatzt werd «r nacha umbracht, so lang bleib'» mir n» da." le r. „Geld hat die Wittwe zwar Mcht, - "- Heirathscandidat: „Dann ist sie nichts sür mich ich brauche .etwas Gewisses"." Ter Nicaragna-Eanal. träges zwischen England und den Bereinigten Staaten scheint der Bau des Nicaragua - Canals endlich ge sichert zu sein. Der Gedanke, unter Benutzung des Nicaraguasees und des Flusses San Juan ein«n Wasserweg qu«r durch die Humboldt hat diesen iplan befürwor tet. Nachdem im Frieden von Gua deloupe - Hidalgo Californi«n zu den dort bei d«r Sägemühl« des Schwei zers Sutter das erste Gold gefunden worden war, faßte man den Plan ernstlich in's Aug«. Ab«r England legte sein Veto ein, die Vereinigten Staaten mußten sich fügen und wider trag, der ihnen die Hände band, schließen. Das Projekt ruht« jahre lang, und erst Mitte der achtziger Bahn Grehtown-San Juan. Bau des Canals erwarb, seine Trace vermessen und festlegen lietz und mit dem Bau begann. Die Gründer rech neten darauf, daß unsere Bundes-Re gierung die ZinSgarantie für die von ihr ausgegebenen Schuldscheine über nehmen würde, wi« seiner Zeit bei den großen Ueberlandbahnen. Darin hat ten sie sich verrechnet. Heute ist die Gesellschaft bankerott, ihre Concessio nen sind verfallen, und von ihrer gan zen Thätigkeit auf dem Isthmus zeu gen nur di« alte Locomotive „A. G. Menocal" die in d«r Näh« von Grey town veriosttt, und einig« Baggerma wiedtr vollständig von tropischem Ge strüpp überwuchert, die Schienen sind vom Rost und die Schwellen von Amei sen zerfressen. Während sich bis dahin unsere Re gierung gegenüber dem Projekt ableh nend verhalten hatte, änderte sich dieS nach dem spanisch - amerikanischen Krieg und d«r Erwirkung PvrtoricoS und d«r Philippinen. Präsident Mc einer Botschaft an d«n Congreß und sandle mit d«ss«n G«n«hmigung «in« Verlassene Station. Commission nach Nicaragua, um die Schwemmg«bi«t d«s San Juan bis Bora San Carlos. Der Fluß San Carlos ist «benso wie der Saripiqui Fort Castillo. Verkehr entsprechend äußerst einfach. Ihr Wagenpark besteht aus einer Lo -oinotive, einem erst kurzlich ange schafften Passagier- und einem Dutzend offener Güterwagen. Sie ist ca. 6 Meilen lang, einspurig und hat gegen 125,(XX) Dollars gekostet. Den Um fang der vom Saripiqut intigestiyrien Mission. Wie alle tropischen Flüsse^ Stundet zwanzig bis fünfundzwan zig Fuß steigt und dann zahllose Rie sen des Urwaldes und colossale Erd massen mit sich führt. Landungsplatz in San Jorg«. Von Boca San Carlos an folgt der Canal dem Lauf des Don Juan und stößt dann etwa 60 Meilen von Greytown bei Caftillo auf dieStrom fchnellen des Flusses. Bei einem Ge fälle von stellenweise 10 auf 1200 Fuß können sie selbst bei hohem Was serstand nur von kleinen Dampfern befahren iverden. Aus diesem Grunde sind die Dampf«, die den Verkehr auf dem oberen San Juan und dem Ni caraguasee vermitteln, gezwungen, oberhalb der Stromschnellen ihre La dung auf kleiner« Dampfer überzu führen. In Caftillo legten daher die Spanier ein Zollamt an, und «in altes Fort sperrt dort den Strom. Die ganze Stadt Caftillo b«st«ht aus «in«r einzigen engen, schmutzigen und hol perigen Straße, durch diese fährt ein« von Maulthieren gezogene Straßen bahn, die die Waaren von dem unteren Landungsplatz nach dem oberen beför dert, wenn die Stromschnellen des San Juan nicht Passirbar sind. Umladung der Dampfer. Nach Durchquerung deS Niraragua sees tritt der Canal bei San Jorge in das niedrige Gebirge ein, das d«n See vom Stillen Ocean scheidtt. D«r S«c besitzt eine ganz ansehnliche Größe. Seine Wasserfläche bedeckt 2600 Qua von SOOO Fuß über dem Wasserspie- Meter über dem See, ist also mit Leich» läng« deS Canal« von Ocean zu Ocean beträgt rund 200 Meilen. Man berechnet die Durchfahrtszeit auf 44 Eine Effe aus Holz. Ein« höchst eigenartige Esse befin det sich auf den Hüttenw.'rken der Com- Dieselbe ist hoch und vollkommen auS Holz hergestellt. In den weitausge dehnten Wawdistrikten Mexikcs ist das w«ndet«s Baumaterial, während Bau steine, insbesondere Ziegelstein«, wie sie zum Bau von Essen sonst verw«nd«t werden, nur schwer zu beschaffen sind. Esse auS Ziegelsteinen 540,000 gelostet 510,000 Baukosten stellte, so beschloß zum Bau ihrer Esse zu verwenden. Dieselbe btsteht durchweg aus Fußbo dcnbohlen von viereckigem Querschnitt. Di« Ess«. beschlagen. Da eine Holzesse dem Winddrucke nicht so viel Widerstand zu leisten vermag, wie «in« steinerne, so zu vermeiden, der ganze Bau durch ein Holzgerüst geschützt, dessen Hauptstre ben gegen die Esse geneigt und durch Fundamente aus Eisenbahnschwellen men gestützt sind. Die Esse selbst dient zur Entfernung der Rauchgase aus sechzig Schmelzöfen für Erze; dies« Gas« enthalten große Mengen von Ar sen. Gegen das Airbrennen der Esse Fuß übereinander Galerien angebracht, die mit Löschvorrichtungen versehen sind. I nr Zweife l. Betrunkener: „Jtzt waß i net, war i im Wirthshaus noch gar net drinn, oder hab'n S' mi schon 'raus g'schmis sen ." Falsch ausgedrückt. Arzt (zur kranken Bäuerin): „Ha ien Sie Appetit?" Bäuerin: „O ja, Herr Doctor i' bin alleweil reecht appetitlich!" Nicht so unrichtig. Schlehles sind seit einiger Zeit Ve getariern« geworden. Ahnungslos kommt ein guter Fr«und zu Besuch und muß nun, trotz seiner saueren Miene, bei Tisch Wasser mittrinken. Plötzlich fällt ihm ein, wie er viel leicht doch zu seinem gewohnten Wein kommen könne. „Hört", sagt er, „heute ist mein Ge burtstag den müssen wir mit einem Tropfen feiern!" „Selbstverständlich", erwidert der Hausherr. „Eine solche Gelegenheit lassen wir nicht vorüber gehen!. . . . Kinder, wir trinken auf das Wohl un sers lieben Gastes eine Flasche SelterSwass«r!" Ja so! Passant: „Ich? Das mußten doch Sie thun!" Schuhmann: „Das ist doch Ihre Sich«, nicht meine!" Passant: „Aber ich steh' doch unter Polizeiaussicht!" Eitelkeit und Ehrgefühl. »Alles in der Welt ist eitel". Dür fen wir unsere Kinder eitel lassen? Ja, wir dürfen es. Bis zu einem ge wissen Grad« kann Eitelkeit zur Tu gend wvden, ebenso wie oft überirie- Gleich wie übertriebene Prüderie bei d«n Menschen zur Härte, zur Ver dammung alles Natürlichen wird, so Eitelkeit zur Bernachlässtgung des äußeren wi« des inneren Menschen. Machen wir unsere Babys schon rem Maße für seine inner« Bildung. der Eitelkeit. Der Zweck heiligt das Mittel, nur hüten wir uns, das Mittel Eitelkeit zu unterdrücken. das Ehrgefühl des Kindes; ist es er was ist ein Mensch ohne Ehrgefühl? unachtsamer Eltern, die in zartester Kindheit das Ehrgefühl des Kindes haben, statt es »u heaen.^ thaten stempelt. Wenn die Besten der Besten zurück blicken in ihre Kindheit, wi« viel« F-h -wi« vielen Versuchungen sind sie erle gen. Ost hat kein Mensch es erfahren, was sie begangen, sie hatten Glück bei digten sie nicht wieder. 'Jede Sünde trägt ihre Strafe in sich. Jeder Mensch, der in seine ferne seiner Kindheit solche Augenblicke der schrecklichen Gewissensangst, der Furcht vor Entdeckung, der Furcht vor Strafe. .Ich thue es nie wieder, wenn ich nicht dabei entdeckt werde." Bei jeder Ber suchung kommt ihm das Gefühl der kämpft sich besser. Der Gedanke: Neu lich kamst Du ohne Entdeckung davon, aber dieses Mal wird es wohl nicht so gehen! hält ihn zurück von Sünden. Darum nicht jedes geringste, auch erste größere Vergehen an's Licht der Öffentlichkeit zerren, nicht das Ehrge fühl des Kindes schädigen, es der Be schämung aussetzen. Komint dies öfter sichtig sein und Dich nicht erwischen lassen." So denken viel bestrafte Kin der; auf etwas mehr oder weniger auf sich zu sein. Ihr innerer Stolz, ihr feines Ehrgefühl ist geschwunden; di« körperliche Strafe ist rasch über stand««, und auch das Gefühl gegen Schmerzen stumpft allmählich ab. Packen wir ein Kind, das gesündigt hat, beim Ehrgefühl oder der Eitelkeit. Das Vergehen hat stattgefunden, wir kennen genau den Sünder, wir Schamröthe, die sein« Wangen färbt. „Du warst es!" Er stammelt ver legen, das Leugnen kennt er noch nicht. Nun erfolgt der Beschämung die Züch tigung. „Nichts durchgehen lassen", ist das Prinzip der rechtlichsten Eltern. Eine ernste Ermahnung: „Das nächste Mal giebt es noch viel mehr," solgt als gute Lehre. Gar zu lang hält der Das Kind wägt beides gegen einan der, oft fällt die Strafe kaum in die Wagschal«, so leicht ist sie überwunden, viel leichter als di« Angst vor Ent deckung, die Furcht vor d«rßeschäniung, nicht erlebt hat, sich sehr, sehr schrecklich vorstellt. Vor den Eltern, d«n Geschwistern als schlechtes Kind dastehen, mutz das Fremde Personen, Dienstboten ober Freunde und Verwandte dürfen nichts sonst ist das Kind mit einem Schlage als Sünder gestempelt. Eltern, Ge schwister v«rg«ssen, Kremde nicht; so bald sie das Kind sehen, fällt ihnen sein schlimmer Streich ein. blickt ihn an, er wird roth, er schlägt die Augen nieder, sein Herz klopft sicher vor der Beschämung, erst dann „Ich hoffe nicht, daß eines von Euch Das könntet Ihr doch müß- Eitelkeit oder Ehrgefühl, was ist es, das ein Kind bewegt? Wohl mehr Eitelkeit; es will nicht schlecht erschei scheut die Sünde, Eitelkeit die Ent-, deckung. Beide Begriffe stehen in engem Zusammenhang. Darum hegt das Ehrgefühl als etwas Heiliges im Kind und unterdrückt auch nicht die Eitelkeit, sondern betrachtet sie als etwas Nützliches, wie eine Nutzpflanze, die oft beschnitten werden muß, damit sie nicht wuchernd zum Unkraut werde. Bedenkt, daß Straf« «in zweischnei digeS Schwert ist; sie kann bessern, aber auch oft ein Uebel verschlimmern. Anerkennung und Lob sind bessere Er ziehungsmittel. Unser eigenes Ent fetzen vor der schlechten That eines KindeS muß belehrend wirken. Wir müssen unseren Kindern dieses Ent setzen einflößen, nicht Furcht vor der Strafe, sondern vor her Sünde selbst. Zuvorkommend. „Aber, Paula, Du siehst so betrübt in Ohnmacht!" Kindlich. „. . .Kannst Du denn schon 'waS, Peter?" Anstreng en deArbeit. .Sag' mir nur, Michel, warum schwitz't Du denn so?. . . Hast D' am End' g'arbeit't?" Gipfel der Noblesse. Besuch: „Wie geht das zu, Frau Ba zonin? Die ersten vier Bände von Schiller'S Werken fehlen ja in Ihrer Bibliothek!" Baronin: „Natürlich, die stammen ja aus der Zeit, wo cr