Gräfin Leszek. Roman von Heinrich Lee. (2. Fortsetzung.) Sie sprach den Namen aus, als wäre Leonard nicht viel weniger als «in Mann wie Bismarck, und nun, auf Miskos neue Fragen, begann sie von Leonard zu erzählen. Leonard war ihr L«hr«r, und sie war seine Elevin. Ihr ganze Lebensgeschichte erzählte sie. Auch ihre Eltern waren Artisten ge wesen. Als vierjähriges Kind hatte sie von ihrem Vater den ersten Unterrich: bekommen. Er zog mit seiner FaMili« in kleinen Zeltcircussen herum, oder, wenn er kein Engagement bekam, auf Dörfer und Landstädtchen, wo sie von «inem Haus, von /inem Platz zum andern wanderten und das Honorar für ihr« Künste mit der Mütze in Ku pferpfennigen einsammelten. Eines Tages, bei einem Salto über ein« Reih« Stühle, landete d«r Vater falsch und brach die Wirbelsäul«. Di« Mutt«r, «in« Spanierin, von der Sisi auch ihr Aeußeres geerbt hatte, krankte schon lange an einem Brustleid«n und nun war ihr« «inzige Rettung ihres Vaters Schwester. Tante Camilla war früher bei der Bühne gewesen, beim Ballet, bis sie ihrer Corpulenz halber diese Laufbahn aufgeben muhte und nach mancherlei Abenteuern b«i «in«m T«ntcircus ein« St«lle als Gardero biere und schrecklich zu sagen Aufwärterin bekam. In diesem „Ge schäft", so drückte sich Sisi in ihrer Erzählung aus, brachte Tante Camilla das halbwüchsige Mädchen sammt ihrer Mutter unter. Di« Mutter producirte sich nur noch auf dem niedrigen Drahtseil und als Tiroler Tänzerin, weil sie dazu noch ein altes Costüm be saß, das zum Liegenbleiben zu schade gewesen wäre, bis sie eine Lungenent zündung belam und nach wenigen Ta gen starb. In dieses Geschäft war ein junger Reiter «ingetreten „i-ickvr", sagte Sisi auf Englisch, wie sie d«nn über haupt allerlei fremdländische Aus brücke in ihre Rede vermengte der Frau Camilla den Vorschlag machte, Sisi, die bisher nur parterre gearbei tet hatte, als Elevin auszubilden. Er wollte nichts dafür bezahlt nehmen, nur sollte sich Sisi dafür verpflichten, eine bestimmte Reih« von Jahren mit ihm in dieselben Engagements zu ge hen. Frau Camilla ging auf diesen Vorschlag ein. Seit drei Jahren reiste sie nun schon mit Leonard, Sisis Aus bildung war vollendet, und so waren sie in diesem H«rbst zu Frankloff ge kommen. Das war ihre Geschichte. „Warum wohnt Herr Leonard nicht mit Ihnen hier im Hotel?" fragte Misko, er konnte sich von dem Ge danken an diesem Menschen nicht los reißen. „Ich weiß nicht," sagte Sisi einfach „er wohnt nie mit uns." „Ist er gut zu Ihnen?" Sisi machte ein nachdenkliches Ge sicht. „Manchmal ja manchmal aber nicht," sagte sie. „Und Ihre Tante? Sie hat Sie wohl damals wegen des Armbandes recht ausgescholten?" Sisi lachte. „Ja. "erwiderte sie „da hat sie schrecklich geschimpft. Ich konnte doch aber nichts dafür." Misko hätte sich vielleicht sagen können, daß die Art und Weise, in der Sisi sich ihm in dieser Unterhaltung enthüllte, nicht eben eine große Intelli genz verrieth. Aber ihre Naivetät ent zückte ihn nur. „W«nn Ihr« Tante mich mit Ihnen hier sähe würd« sie darüber nicht sehr böse sein?" „Ja. Ich soll mit keinem H»rrn re den besonders aber wenn sie nicht dabei ist." „Sie wird glauben, daß Sie auf Ihrem Zimmer sind." „Nein." Sie schüttelte den Kopf, und harmlos setzte sie hinzu: „Sie hat mir befohlen, daß ich hier auf si« war ten soll." Frau Camilla hatt« es also geradezu darauf angelegt, daß er Sisi einmal all«in antraf. Sie schien sich davon et was zu versprechin. Misko wollt« wis sen, wo Frau Camilla hingegangen war, und anderes. Ihr Tutu war ent zwei, und Frau Camilla mußte ihr bis heute Abend ein anderes machen. Tutu was war das ? Sisi erklärte es ihm „Tutu", so hieß der Musse linschurz unter dem Oberkleide. „Fräulein Sisi!" sagte Misko leise, und sich vergessend, preßte er ihre Hand und legte seinen Arm um sie. „Lassen Sie mich! Lassen Sie mich!" rief sie, und erschreckt wich sie vor ihm hinter den Tisch zurück. Was hatte er gethan? Wozu hatte er sich hinreißen lassen? In diesem Augenblicke wurde von der Thür her wieder ein Geräusch ver nehmlich. Es war Frau Camilla. Ob sie hinter der Glasthür schon Zeuge der Scene gewesen war, das mußte dahin gestellt bleiben. „Was machst Du denn hier wieder?" lies sie streng, dann befahl si« Sisi d«n Gruß MiskoS mit «in«m kalten »Guten Tag" erwidernd ihr auf der Stelle zu folgen. Seit diesem Morg«n, s«it er sie mit «inem flüchtigen Drucke an sich gepreßt, war er in Sisi verliebt. Aber wenn er ihr seitdrm b«g«gnete, dann hatt« ihr Gesicht bei seinem Gruß: etwas Scheues, fast Furchtsames. Sie fürchtete sich vor ihm. Und seine Verliebtheit war zur Leidenschaft ge worden. Göppendorf hatte es durchg«- s«tzt, daß er seit seinem Aufenthalte in d«r Stadt sich zuweilen im Casin» oder in der Weinstube einfand, wo di« jün geren Officiere zum Frühstück zusam menkamen. Die Veränderung in Misko war ihm nicht entgangen. Abn erst, seit MiSko sich von ihm auf die Mor- g«nb«suche nn CtrcuS mitnehmen ließ, war ihm alles klar. „Was geht es mich an?" dachte Göppendorf für sich. Auch Monsieur L«onard war manch mal auf den Proben. Oft probirte er mit Sisi auch zusammen. Sisi trug dann um ihr« Hüften «in«n dicken braunen Strick, an d«m «r sie packte und mit ihr jonglirt«. Dabei rief «r ihr halblaute Worte zu, Kommandos, meist in französischer Sprach«. Denn Monsieur L«onard war Franzose, wenn «r sich wie die meisten ander«» Artisten infolg« des b«ständig«n No madenlebens seiner Nationalität auch kaum noch b«wubt war. War er mit Sisi in der Probe fertig, so kümmert« er sich nicht weiter um sie. Monsi«ur Leonard war auch noch in seinem schäbigen Probeanzug ein hübscher Mann, seine größte Zierde aber war sein schöner schwarzer Schnurrbart, und kein Morgen verging, wo nicht in dem gläsernen Briefkasten am Büffet im Circusrestaurant ein anonymes otxr auch nicht anonymes Liebesbries chen für ihn bereit lag. Auch werth volle Manschettenknöpfe, Hemden knöpfe, Busennadeln und andere: Schmuck strömte ihm nicht selten zu. Solche Gegenstände verkauft« er sofort an «inen kleinen Agentrn, der zwischen dem Personal imm«r herumschlich, denn trotz seiner Schönheit galt Mon sieur Leonard für ziemlich, ja sogar sehr habsüchtig. Misko aber sah, daß er weg«n Sisi nicht eifersüchtig auf ihn zu sein brauchte. Sisi war nur ein Zögling für ihn nichts w«iter. Miskos Leid«nschast wuchs und wuchs. Wi« war sie so schnell gekom men? Er wußte «s nicht. Sie war da. Wie eine Elementargewalt hatt: sie von ihm Besitz ergriffen und viel leicht um so unwiderstehlicher, weil er für jedes weibliche Wesen bisher unzu gänglich gewesen war. Er war jung und unberührt, und sein Herz und seine Sinne glichen deshalb einem jungfräulichen Erdreich, auf dem die Saat noch in doppelter Kraft und Uep pigkeit emporsprießt. Sisi besitzen! Wenn er sich also Frau Camillas Verlangen unterwarf? Sisi heirathen. Als zum ersten Mal dieser Gedanke vor ihn trat, fuhr er davor zurück. Die Leszeks gehörten zum ältesten Adel und in diese ehr würdig« Ahn«nreih« sollte sich eine Kunstreiterin gesellen. Misko glaubte, seinen Vater vor jich hintreten zu se hen und drohend di« Hand erheben. In der alten Weinstube an dem Frühstücksstammtisch, an den «s Göp pendorf gelungen wN', Misko nun mehr zuw«ilen mitzubringen, fand sich r«g«lmäßig auch noch ein anderer Gast in Civil «in. Das war H«rr von Be low. Er war nicht mehr jung, ein schweigsamer Mensch und führte sonst ein zurückgezogenes Jungg«sellenl«ben. Der Kellner nannte ihn „H«rr Ritt meister". Er war Ossicier gewesen, und wie Misko gelegentlich von Göp pendorf hörte, unter Verzichtleistunz auf seine militärisch« Carriere eine Zeit lang Schulreiter auch eine Cir cusexistenz. Bei seinen alten Regi mentskameraden in ungetrübtem An denken stehend, war er später, nachdem er in seiner so merkwürdigen neu«n Laufbahn irgend welches Unglück ge habt hatte, über das er aber in seiner wenig redseligen Manier nichts Genaues verlauten ließ, hi«r in die entl«gene Stadt des Ostens überg«siedelt, wo er nun schon seit einer Reih« von Jahren in seiner bescheidenen Weise lebte. Auch Herr von Below gehörte zu den Circus-Ha- nur in seiner besonderen Art. Er verkehrt« mit den Künstlern wie mit Seinesgleichen,und wenn es bei den Proben einmal schwierig« Aufgab«n gab, die in sein früheres Fach schlugen, zum Beispiel als einmal die eben ein getroffenen spanischen Maulthier« ein geritten werden sollten, so sah man ihn mit Hand anlegen «in junges, be sonders schwi«rig«s von diesen Thieren, das alle and«ren Reiter abgeworfen hatte, bestieg er und brachte es so zur Raison. Selbst Monsieur Leonarv war mit ihm gut Freund und Sisi sah man, da ihrer Tante «in solcher Mann wohl nicht gefährlich schien, zutrau lich« Worte mit ihm austauschen. Misko fühlte sich zu Herrn von Below, obwohl seine Bekanntschaft mit ihm sich nur auf die paar Begegnungen an dem besagten Stammtisch beschränkt«, wo Misko sich nicht weniger still ver hielt als Herr von Below selbst, doch eigenartig hingezogen. Misko hatte keinen Vertrauten auf d«r Welt. Hätte er aber in dem Kampfe der Ge fühl«, der in ihm gährte, jemand sein H«rz ausschütten dürfen —«s wäre Herr von Below gewesen. So also standen die Dinge, als an jenem Morgen Fürst Ostromudoff auf d«r Bildfläche erschien. Göppendorf und Fürst Ostromudoff „Fürst" ist ein vorn«hm«r Tit«l, aber in Rußland giebt es so viele Fürsten, Ivie in an deren Ländern einfache Baron« kannten sich von einem vergniigt«n Abend in einem Berliner Balllocal her. Fürst Ostromudoff, seinem Be ruf nach moderner Globetrotter, stand im Begriff, nach Monte Carlo zu rei sen. Er hatte Göppendorf an jenem denkwürdigen Abend das feste Verspre chen gegeben, wenn er durch seine Gar niso kam, ihn aufzusuchen, und nun hatte er dieses Versprechen erfüllt. Des Fürstin schwache Seite, bei all' der sonstigen Gutmüthigkeit und Gemüth lichkeit, die Göppendorf in der kurzen Zeit an ihm hatte schätzen gelernt, war das weibliche Geschlecht. „Wenn ein Mädchen mir gefällt, dann hilft kein Widerstreben"; wie Zampa in der Oper singt, so war auch Fürst Ostro mudoff gewohnt zu denkn. Sisi hatt« ein«n großartigen Eindruck auf ihn ge macht, und daß eine Dame, die man muß sich das vorstellen zum Circus gehört, sich gegen sein« Huldigungen ganz unempfindlich zeigen sollte, das war einfach lächerlich. Fürst Ostromudoff hatte inki Göp pendorf. der natürlich sein Gast sein mußte, zusammen zu Mittag gespeist. Göppendorf hatte Nachmittag erst um sechs Uhr Dienst, und so saß man jetzt noch im „Weißen Adler" es war das Hotel, in dem Sisi und Misko wohn ten aber nicht im großen Speisesaal an der Table d'h?te, sondern drüben ganz ungestört im kleinen Salon, in dem sonst nicht servirt wurde, beim Sect. Es war schon die fünfte Flasche. „Also heute Abend auf dem Bahn hof," sagte Göppendorf, als er endlich aufstand. „Ich werde erst morgen reisen übermorgen je nachdem," erwiderte der Fürst, indem er sich «in neues Glas eingoß. Erst nach «inigem Nachdenken erin nerte sich Göppendorf, auf was sein Freund hinaus wollte. „Also Sie denken noch an Sisi," lachte er „was wollen Sie von ihr?" „Einladen will ich sie zu einem Souper und Sie sollen mit dabei sein." „Aber w«nn ich Ihnen sage, daß sie eine solche Einladung nicht annimmt!" Und so geschah es, daß zwei vorneh me Cavaliere, ein Graf und ein Fürst, in dieser Stadt, di« si« ursprünglich nur auf der Durchreis« berühren woll ten, festgehalten wurden. Von wem? Von einem kleinen Mädchen! Und we der dieses kleine Mädchen Sisi noch Frau Camilla wußten «twas da von. Zw«it«s Capitel. Manchmal konnte man durch die Straßen d«r Stadt eine mit vier feuri gen Rappen bespannte Equipage fah ren sehen. Kutscher und Bedienter trugen grellbunte, schwer mit Gold ver zierte Livreen, auf dem Wagenschlagt prangt« «in Wappen. Im Fond des Wagens saß ein« «inzelne Dame. Sie war nicht mehr jung, trug eine ver nachlässigte Kleidung, di« seltsam von den kostbaren Livreen abstach, und in den Händen hielt sie immer, im Som mer und Winter, einen Hortensi«n strauß. Diese kalte, duft- und seelen lose und dabei ungeschickte Blume war ihr« Lieblingsblume. Die Dame war die Gräfin Brzeziny. Si« wohnte in der Umgegend auf einem einsamen Schloß, war dort b«güt«rt, war sehr reich und s«it langer Zeit schon Wittwe ohne Kinder. In der Stadt galt sie infolge der Menge Excentricitäten, die man ihr nachsagte, für verrückt. Zum Beispiel hielt sie sich auf ihrem Schlosse einen zahmen Wolf, den sie dort ohne Maulkorb herumgehen ließ. Als er acht Tage alt war, hatte sie ihn von ei nem Menageriebesitzer gekauft, ihn wie einen Hund aufgezogen, und wer nicht wußte, daß es ein Wolf war, d«r hielt das sonst ganz friedliche Thier auch für nichts anderes als einen Hund. Ein anderes Mal ließ sie die Dorfkinder auf ihr Schloß kommen, ließ ihnen zu essen und zu trinken vorsetzen, und nachdem die kleinen Magen so vollge stopft waren, daß nichts mehr hinein gehen wollte, bekam jedes noch eine Wurst vorgesetzt wer sie zuerst auf essen würde, der erhielt ein Goldstück. Weitläufige Verwandte der Gräfin hatten bei Gericht die Entmündigung über sie beantragt, aber die Aerzte, die ihren Geisteszustand zu beobachten hatten, konnten nur sagen, daß dieser, eben abgesehen von ihren Wunderlich keiten, ganz normal war, und der An trag wurde abgewiesen. Dabei war die Gräfin bei der Bevölkerung nicht unbeliebt, denn mit allen ihren Launen verband sie die Tugend der Freigebig keit. Eines Abends hatte die Gräfin den Circus besucht. Am andern Tage erhielt Leonard einen Brief. Er trug das gräflich Brzeziny'sche Wappen und enthielt an Leonard die Einladung, sich im Laufe d«s Tages um eine bestimmte Stund« in «inem näher darin bezeich neten Hause einzufinden der Stadt wohnung, die der Gräfin gehörte, Leonard kannte, wie schon erwähnt, diese Briefe, meistens beachtete er sie nicht mehr, nur in Ausnahmefällen und eben deshalb, um sein« galanteil Geheimnisse nicht preiszugeben, b«zog er immer ein Logis, das von dem seu ner Elevin und Frau Camilla getrennt war. Eine Gräfin! Dazu noch eine polnische! Das war also «in Ausnah mefall. Piinktlich fand er sich in dem angegebenen Haus« ein. Es stand am Markt. Uekxr d«m Erdg«schoß, das wie ein« ungeheure steinerneCommod« aus sah. erhob sich ein plumper, stilloser, kahler Oberbau, die b«id«n oberen Stockwerk« mit ihren gardinenlosen Fenstern standen immer l««r. W«ilte die Gräsin nicht in der Stadt. so wurde das ganz« große Gebäude nur vom Hausmeister und seiner Frau bewohnt. Cin Diener führte Leonard in «inen eleganten Salon, wo «r ein wenig zu warten hatte, dann theilte sich ein Vor hang an der Wand und eine Dame erschien, die Gräfin. Gräfin Brzeziny war eine angehend« Fünfzigerin. Sie war ziemlich häßlich, und mit den h«r vorstehenden Back«nknoch«n in ihrem bleichen Gesicht von ausgeprägt slavi schen Typus. Mit sengenden Blicken richteten sich ihre tiefliegenden Augen auf den Gast. „Nehmen Si« Platz," sagt« di« Grä fin mit einer dunklen, sonoren Stim me zu ihrem Gast. Um was es sich handelte, war Fol gendes. Di« Gräfin wünscht« sich auf «brem Gute zur Unterhaltung «in« Reitschule einzurichten. Auch die Kai serin von Oesterreich, die damals noch lebte, hatte auf ihrem Schloß in Un garn ein« solch« Reitschule. Zu diesem Zweck sollte sich Leonard bereit erklä ren, ihr auf ihr Schloß zu folgen noch heute. Die Höhe seiner Gage soll te seinem eigenen Ermessen anheimge geben werden. „Nun wollen Sie?" fragt« die Gräsin. Artisten und Bankisten wundern sich nur höchst selten über etwas im Leben. Ihr Leben ist an bunten und abson derlichen Geschehnissen gewöhnlich zu reich, als daß noch irgend «ins eine be sondere Ueberraschung in ihnen hervor rufen könnte. Hätte jemand Sisi an ihren neullchen zweimaligen gefährli chen Sturz bei der Probe erinnert, si: hätte möglicherweise Harnichts mehr davon gewußt. So ging es in diesem Augenblick auch Leonard. Er war schnell mit dem Eindruck, den die eigen thümliche Idee und das Angebot der sonderbaren Gräfin auf ihn machten, fertig. Schul« reiten war zwar nicht sein Fach, aber das ließ sich schon ma chen. Der einzige Standpunkt, von dem aus er sein Metier betrieb, war Geldverdienen. Wenn «r «inmal vier zig Jahre alt war, so wollt« er sich in St. Cloud oder in St. Germain oder in Argenteuil oder sonstwo an einem hübschen Punkt um Paris eine Villa kaüfen, eine reiche Frau heirathen und sein Leben in Ruhe genießen nicht auf sein« alten Tag« es vielleicht im Rollstuhl verbringen müssen. Wer am meisten zahlte, hatt« ihn. Alles übrige war Nebensache. „Meine Gage beträgt monatlich fünfzehnhundert Francs,: erwiderte er ohne weitere Umstände. Dabei über trieb er. Außerdem hatte er von sei ner Gage auch an Frau Camilla für Sisi noch den Unterhalt und Taschen geld zu zahlen. „Ich biete Ihnen das Doppelte," sagte die Gräfin. Leonard rückte sich zurecht. Mit der Dame ließ sich unterhandeln, voraus gesetzt, daß er es, wovon er sich zu überzeugen hatte, mit keiner Verrückten zu thun hatt«. „Ich hab« aber noch Contract. Wenn die Frau Gräfin wünschen, daß ich so fort antrete, so muß ich an die Direc« tion Conventionalstrase zahlen." „Wieviel?" „Dreitausend Francs." „Ich zahl« sie," antwortete die Grä fin. „Dann müßt« ich aber sogleich dar um ersuchen." „Gut," sagte die Gräfin. Si« ging an «inen Schreibtisch, zog dort ein Fach auf, schrieb «twas auf «in«n Streifen Papier und reichte es Leonard. Es war ein Check auf ein bekanntes großes Bankhaus in der Stadt. Es handelt« sich darum, wie lange das Engagement dauern sollte. Leo nard verlangte ein Jahr, denn man hatte jetzt Herbst, und di« Frühjahrs- und Sommer - Engagem«nts waren nicht günstig. Auch damit war die Frau Gräfin ganz «inverstanden. Trotz ihrer Wunderlichkeit konnte Leonard an ihr doch ziemlich viel vornehmeHal tung, ja sogar Würde wahrnehmen. Dabei sprach sie kein überflüssiges Wort kurz, sie b«hand«lte ihn, wie ein« groß« Dam« «ben einen Beamten behandeln würde, den sie engagirt. Die Sache war abgemacht. Abends nin sechs Uhr sollt« vor einem Gasthaus« draußen vor der Stadt ein Wagen be reit stehen, der Leonard nach dem gräf lichen Schloß befördern würde. Die Gräfin erhob sich, nickte hoheitsvoll, und Leonard empfahl sich. Leonards nächster Gang war nach dem Bankhaus. Anstandslos wurve ihm der Check honorirt. Seine Erkun digungen, die er bei dem Geschäftsin haber über die Gräfin anstellte, erga ben ein ihn vollständig befriedigendes Resultat. Die Frau Gräfin war mehr fache Millionärin. „Millionärrin!" wi« ein Kunde, d«r dabei stand, schnöde witzelte. Aber daran nahm Leonard, wie schon gesagt, nicht d«n geringsten Anstoß. Die dreitausend Francs hatte er also in d«r Tasch«. Ein Narr wäre er gewesen, «inConventionalstrafe zu zah len. Was thut «in Artist, wenn «in Engag«m«nt ihm lästig wird? E: brennt durch natürlich so, daß ihn der Director nicht zurückbekommen kann, also heimlich. Niemand durft« von seinem neuen Engagement etwas erfahren. Auch Sisi nicht. Er mußte sich nun von ihr trennen. Eigentlich hatte er noch Ansprüche an auf die mußte er nun verzichten schade um das Geld. Es war der einzige Gesichtspunkt, von dem aus Leonard an diese Trennung dachte. Sie war eben seine Mitarbeiterin im Ge schäft gewesen—nichts mehr und nichts weniger. Sie konnte ihm nur dankbar sein, daß er sie freiließ. So wurde sie jetzt selbstständig und bekam Gag«. ES war geradezu für sie ein Glück. Er braucht« also nur seinen Koffer zu pa cken weiter nichts. Ein eigenes Pferd wie di« meisten seines Ranges b«saß «r nicht. Grundsätzlich nicht. Ein Ps«rd kann krank werden, kann fallen, und man verliert dabei sein Geld. Leonard ritt deshalb nur di: Pferde der Direction. Pünktlich Abends um sechs Uhr hielt vor d«m bewußten Gasthof über di« schon dunkelnd« Landstraße mit den unabsehbaren beid«n Papp«lr«ihen feg te, die gelben Blätt«r vor sich treibend, «in unwirthlicher Wind «in klriner eleganter Jagdwagen. Als Leonard einstieg, reichte er dem seinen Koffer in den Wagen schiebenden Hausknecht «in Bri«sch«n. „Hier haben Sie eine Mark," sagt« er dabei „besorgen Sie d«n Brits gl«ich an sein« Adresse." D«r Brief war an Sisi. Leonard hatte doch zu guterletzt das Bedürfniß em pfunden, ihr Adieu zu sagen, wenn auch nur schriftlich, aber sie durfte den Brief nicht eher erhalten, als bis er aus der Stadt war. Der Kutscher knallt« -nit d«r Peitsche, die beiden Jucker, di« schon ungeduldig mit den Hufen ge scharrt hatten, zogen an, und Leonard rollt« seinem so dunkel und geheimniß voll wie die Landstraße vor ihm liegen den neuen Engagement entgegen. Inzwischen hatte Frau Camilla mit Sisi in ihrem Hotelzimmer eine inter- I essant« Unterhaltung. Frau Camilla ! saß am Fenster und nähte daS Tutu. während Sisi, die noch nie eine Nadel zur Hand.g«nomm«n hatt«, ohn« daß sie ihr zerbrochen oder sonst ein Unglück damit passirt wäre, mit ihrem kl«in«n King Charles - Hündchen spielte. Bis man in die Vorstellung mußte, war noch eine Stunde Zeit. „Ich will jetzt noch einmal wissen," sagte Frau Camilla, „was er damals zu Dir gesprochen hat. Genau will ich es wissen." Frau Camilla sprach von dem „pol nischen Grafen", wie Misko bei ihr hieß. Zwar hatte sie Sisi schon neu lich, an jenem Morgen, sogleich, als sie mit ihr allein war, ins Gebet genom men, aber si« kam jetzt, wegen der aus fallenden Zurückhaltung, di« sie seitdem an dem Grafen gewahrte, noch einmal darauf zurück. Flock fing jetzt an zu bellen, er sprang an Sisi hinauf und biß sich in ihren Kleidern fest. Sisi lachte ausge lassen, aber Frau Camilla macht« der Sc«n« «inCnd«, ind«m sie wüthend das Tutu vor sich warf, dann Flock, der entsetzt vor ihr über den Tisch sprang, am Kragen packt«, ihn in das anstoßen de Schlafzimmer schleudert«, die Thür wieder schloß, sich mit d«m Tutu wie d«r ans Fenster setzte und nun noch einmal zornig sagte: „Wird's?" Sisi war wieder mal dem Weinen nahe. Flock war ihr einziges Spiel zeug. Was sollte sie denn viel erzählen? Was der Graf mit ihr gesprochen hatt-, das wußte nun die Tante doch schon — Wort für Wort. Nur daß er sie hatte anrühren wollen, seinen Arm um sie legen das war das Einzige, was sie der Tante verschwiegen hatte. War um? Weil die Tante darüber sehr aufgelegt g«word«n wär«. „Er scheint ein sehr anständiger Mensch," hob Frau Camilla eindring lich an „blos schüchtern. Die Schüch ternen sind mir aber lieber als di« Fa chen. Er ist Graf, w«nn auch «in pol nischer das schadet nichts. Auch sehr reich ist er. Alle Welt sagt es. Verliebt in Dich ist «r bis über die Ohren. Das merkt ein Blinder mit'm Krückstock. Eltern, die es ihm verbie ten wiird«n, hat «r nicht. Auszusetzen kann «r an Dir niHts haben, dafür, Gott sei Dank, habe ich gesorgt. Wir wollen es doch abwarten. Uebrigens, als wir hier in dieser Stadt eintrafen wcts ist uns da am Bahnhof auf der Straße entgegengekommen? Eine Schweineherde. Eine Schweineh«rde, wenn man in «in« neue Stadt kommt und sie begegnet einem, das bedeutet, daß eine aus dem Geschäft unter „Geschäft" verstand Frau Camilla gleich wie Sisi und überhaupt alle Ar tisten das M«ti«r in der Stadt ei nen Mann findet, d«r si« heirathet. Die eine, das bist Du—und der Mann, das ist der Graf." „Ich will aber nicht," sagt« Sisi. Frau Camilla blieb der Faden stecken. „Was? Wen willst Du nicht?" fragte sie in «inrm Tone, der wie «in heranrollender Donner klang, während ihr Arm wie erstarrt in der Lust schwe ben blieb. „Ich will überhaupt nicht Heira then," antwortete Sisi kleinlaut. Es war das erste Mal, daß sich Sisi offen gegen die Heirathspläne, die die Tante mit ihr vorhatte, widersetzte. Das erste Mal! Frau Camilla glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. „Was ist denn das für ein Unsinn," rief si« jetzt, „den hat Dir Leonard ein geredet." „Nein. Leonard nicht." Lieber mochte die Tante sie selber auszank«n, nur nicht Leonard. „Dann will ich wissen, was das heißen soll. Du willst nicht Heira then?" schrie Frau Camilla «rzürnt. „W«nn ich h«irathe," antwortete Sisi weinerlich „dann muß ich aus dem Geschäft." Sisi hing «in« sonst seltene Er scheinung unter wandernden Künst lern, weil ihr ganzer Endzweck meist nur ein möglichst auskömmlicher Ruh«- hasen.ist —an ihrer Kunst mit gro ßem Eifer. Das war auch der Grund zu ihrer frommen Verehrung für Leo nard, ihren Lehrer und Meister. Von Kind auf, seit sie denken konnte, war das Metier ihr Element, wie für den Fisch das Wasser. Wenn Jemand ihr befehlen wollte, es aufzugeben, so war das ebenso, wie in eine ander« Welt sie stoßen, in der sie sich nicht zurechtfinden konnte, in der sie nichts zu suchen hatte in eine W«lt, di« sie jetzt ansah wie «in«n Feind. Si« war noch jung „und dumm", wi« Frau Camilla ihr das geleg«ntlich auch an den Kopf warf, dumm, wie junge Pferde. Ein Geschöpf des Jnstincts war sie. Frau Camilla aber war tine Dame von Er fahrungen. Mit der Kunst war es sür sie nichts. Mehr als einmal hatt« si«, als sie noch jung und appetitlich war, heirath«n können, wenn auch keine Grafen und Barone, denn sie tanzt« immer in d«r hint«rst«n Quadrill«, so doch tinmal «in«n Apoth«k«r. Warum hatte sie das nicht gethan? W«il sie dumm gewesen war. Jetzt auf ihre al ten Tage hatte sie's zu büßen. Hier sitzen und nähen, flicken, keine Wob nung haben, immer von einem Hotel, von einem Ort zum andern. Koffer einpacken und Koffer auspacken. Das Geld, das man verdiente, das steckte Monsieur Leonard in seine Tasche. Nicht einmal das blieb. Nicht wissen, was mit einem im Alter werden wird. Wenn zum B«ispiel Sisi gelegentlich das G«nick brach oder ein Pferdehuf traf sie aus den Kops, was würd« dann aus ihr. aus Frau Camilla? H«»ra th«n also war daS «inzig Wahr« gut Heirathen, reich heirathen. Denn daß Sisis künftiger Gatte auch Frau Ca milla in sein Eheglück mit zu überneh men hatte, daS verstand sich von selbst. Und doch gab es Moment«, wo Frau Camilla wieder ganz anders dachte -- allerdings nur sehr selten« Momente dann fühlte auch sie ihr Vaganten blut sich, dann fühlte sie, daß sie Künstlerin gewesen war, und daß sie sich, wenn sie in'S Philisterium trat, sehr viel vergeben würde. Das ge schah namentlich an den Gagetagen, wenn sie von Leonard das Geld be kam. und wenn sie dabei dachte: „Noch zwei Jahre, dann hat Sisis Sclaven dienst bei ihm ein Ende. Dann ver dienen wir, dann wird alles auf di hohe Kante gelegt, dann haben wir in zehn Jahren ein anständiges Vermö gen." Aber wie gesagt ,es waren nur sehr flüchtige Momente, in denen Frau Camilla derart süh'te und dachte. Die Freund« ihrer Jugend hatten ihr in jenen nun längst verflossenen Tagen vorgeworfen, sie sei wetterwendisch und liebe allzu sehr den Wechsel und Frau Camilla hatte sich gut conservirt, noch mehr innerlich als äußerlich. „Gott sei Dank maßt Du dann aus dem Geschäft," rief also Frau Ca milla, „ich auch! Darauf warte ich eben. Es bleibt dabei Du, hcirathest ihn!" Sisi mußte, obwohl sie betrübt war, lächeln. „Er will mich doch noch garnicht," sagt« sie erfreut. Das war richtig. Daran hatt«Frau Camilla garnicht mehr gedacht, so leb haft hatie sie schon die Hochzeit vor sich gesehen. „Schweig jetzt," erwiderte sie darum nur streng und machte an d«m Tutu die letzten Stiche. „Darf ich jetzt wieder Flock herein holen?" fragte Sisi bittend. Aber bevor Frau Camilla das in ih rem Aerger noch verbieten tonnte wenn sie sich erregte,bekam sie Asthma, und sie athmete j«tzt schwer klopfte es an der Thür, «nd d«r Kellner brachte «inen Brief. »Für das Fräulein," sagte er. „Hierher!" befahlFrau Camilla und riß den Brief an sich. Wer hatie an Sisi zu schreiben? Der Kellner war wieder gegangen. „Von Leonard!"" rief Frau Ca milla mit Verwunderung. Sisi dachte jetzt nicht mehr an Flock. Leonard! Was hatte er zu schreiben? Frau Camilla las. Plötzlich muß'« sie sich setzen. Ihr Athem wurde im mer heftiger. „Lies!" sagte sie zu Sisi, indem sie mit erstickter Stimm« nach Luft rang. D«r Bri«s, den Sisi jetzt las, lautete: „Liebe Sisi! Ich theile Dir hier durch mit, daß ich in ein anderes En gangement gegangen bin. Ich tonnt« Dich dorthin nicht mitnehmen, und Du bist nun Dein eigener Herr. Leo nard. " Sisi starrte in den Brief hinein, als verstände sie ihn nicht. Sie las die paar Zeilen noch einmal und immer noch einmal. „Er giebt Dich frei!" rief trium phirend Frau Camilla; „er giebt Dich frei, das ist die Hauptsach«. Ausgeso gen hat «r uns geradezu ausgesogen. Er giebt Dich frei!" Jener Zukunftsplan, Sisis ma terielle Selbst«ndigk«it, der tröstend« Ersatz dafür, falls es mit einer stan desgemäßen H«irath «twa nichts wer den sollte dieser Traum von Frau Camilla, er war nun erfüllt. Ein Strom von Thränen schoß in Sisis Augen und schluchzend sank sie auf's Sopha. „Er ist fort! Er ist fort!" weinte sie laut. Frau Camilla traute kaum ihren Sinnen. „Und darüber heult sie, statt sich zu freuen!" zeterte sie. „Warum heulst Du denn deshalb?" Aber Sisis Thränen rannen ohne Unterlaß, und sie antwortete nichts. Fort war er! Verlassen hatte er sie. „Am Ende hat sie an d«m Menschen noch «in«n Narren gefressen!" schalt Frau Camilla immer weiter. Vielleicht traf sie damit den Nagel auf den Kopf. Vielleicht war Sisi nach ihrer Art in Leonard verliebt ge wesen, aus reiner Verehrung und Be wunderung. Endlich würd« sie ruhiger, und, während sie noch d«r Bock stieß, sagte sie: „Jetzt gehen wir auch von Frant loff fort." „Was machen wir?" fuhr Frau. Ca milla auf. Aber Sisi blieb dabei. So eigen sinnig und fo fest entschlossen,, wie Frau Camilla «s an ihr noch nicht er lebt hatte. Man mußte im „Geschäft" erfahren, wo Leonard hin war, unv> dann ihm auf der Stelle nachreisen. Zu großen Auseinandersetzungen war jetzt nicht mehr die Zeit. Es war sieben Uhr geworden, und man mußt« in di« Vorft«llung. Frau Camilla trö-- stete sich mit der mütterlichen Gewalt die sie doch immer über Sisi behielt; Sisi ließ sich von ihr das Gesicht wa schen, und dann ging es zum Eircus. Im Vestibül stand der Geschäfts führer. Er war von dem, was er jetzt von den Damen üb«r Leonards plötz liche Abreise vernahm, total überrasch. Sofort begab er sich mit ihnen in's Directionsbureau. Herr Frantloff. der Director, unterhandelt« dort eben mit dem Tapezierer wegen einer Deco ration zu d«m neuen Ausstattungsstück, wozu er di« Zeichnung, selber entwor fen hatt«. Um jede? Nagel im Ge schäft kümmerte er sich. Director Frantloff war ein eleganter Mann, stets im glänzenden Cylinderhut. d«n »r nie und nirgends abnahm, und von ruhigem, aber g«bi«tendem Wesen, das bei seinen Mitgliedern keine Aufleh nung duldet«, und mit dem er den gro ßen Apparat seines Geschäfts in pein licher Ordnung hielt. (Fortsetzung folgt.) Nur keine Bevorzu gung. Pufsant: „Schämen Sie sich denn absolAt nicht, mich anzubetteln?" Bettler: „Nee. wofo? Warum soll ick mir denn jrade bei Ihnen schämen?" Für die Küch«. Kartoffelsuppe nur mit Wasser. Man kocht die geschälten Kartoffeln mit viel Wasser, welches, wenn sie weich sind, nicht abgegossen wird. Dann thut man eine hell« Einbrenne dazu, streicht die Supp« durch ein Haarsitb und läßt sie uuszie» hen. Etwas ganz sein gewiegt« Peter silie kommt noch hinein, auch Zwiebeln und ein Stückchen Knoblauch, sowie ei nige Pseff«rlörn«r, weiße od-r lieber schwarze, in die Kartoffelsuppe, auch Porree verderben nichts daran. Jede ander: Würze zerstört dagegen den sei nen Kartoffelgeichmack, Wie die Was sersuppe, kocht man auch die Kartoffel suppe mit Fleischbrühe, nur gießt man dann das Wasser von den Kartoffeln ab und giebt statt dessen Fleischbrühe daran. Zu Wasser-, wi« zu Fleisch brühe - Kartoffelsuppe servirt man gern in Butter oder Fett geröstet«, kleinwürfelig geschnitten« Semmel bröckchen, die der Suppe einen feinen Geschmack geben. Ein Klops aus derbein Casimir. Man nimmt ein mager«s Stück Rind fleisch., schneidet es in dünne Scheiben, klopft dies« mit dem Rücken des Hacke messers recht mürbe, thut si« in «inen Tiegel, giebt ein kleines Stückchen But ter dazu und läßt «s nebst etwas Salz und soviel Wasser, daß es über dem Fleische steht, auf Kohlengluth ganz leise schmoren, nach und nach thut man einige Citronenscheiben sowi« ein GlaS Wein (Roth- oder Weißwein) hinzu. K a l te s K a l b 112 l eis ch i n kanter Sauce. Ein Eßlöffel voll Sardellenbutter, ebensoviel frische Butter und zwei Pfund derbes Kalb fleisch aus der K«ul« setzt man in sovi«l kaltem Wasser auf's F-uer, daß es nur knapp bedeckt ist und fügt folgendes zu: Eine fein« Sch«ib« Citron«, Salz ein paar weiß« Pfefferkörner, 4 Zwie beln mit der gelben Schale und etwaK grüne Petersilie. Man kocht da» Fleisch gar, braucht die Brühe zu einer Nudelsuppe und schneidet das Fleisch warm in Scheiben. Dann thut man es sofort in solgende Sauce, übergießt es öfters damit und servirt es, ivenn es kalt ist. Zur Sauce rührt man 2 Eidotter mit Salz klar, fügt nach und nach k Eßlöffel voll Oel, cin Eiweiß voll Mostrich, eine gewiegt« kleinere Zwiebel, «twas Pfeffer, Citroncnsaft und so viel Weinessig hinzu, daß die Sauce nicht zu sauer schmeckt. Kräftiges Fleischgericht. Ein und ein halb Pfund halb- und halb Schweinefleisch schneidet man in kleine, viereckige Stück«, zwei große Teller Kartoffeln in dünne Scheiben, drei dicke Zwiebeln eb«nfalls. Dies alles mischt man mit Salz und Pfeffer unter «inand«r, legt «s in eine große Puddingform, mit einigen Stückchen Butter untermischt, giebt ob.-nauf reich lich dicke, saure Sahne, schließt die Form und läßt si« zwei Stunden im Wasserbade kochen. Man stürzt dann alles in eine tiefe Schüssel. GespickterSchöpsenschlä ge l. Von einem frischen Schöpsen schlägel trennt man mit einem scharfen Messer die oberste Haut ab, doch so, daß sie nur noch an einer Seite festsitzt. Nun werden in das Fleisch Einschnitte gemacht, diese mit Speck, gehackten Sardellen, geschnittenen Essiggurken, geriebenem Knoblauch mit Pfeffer und Salz vermischt gefüllt, dann zieht man die abgelöste Haut wieder über das Fleisch, näht sie mit einigen Sti chen an, brät das Fleisch mit einem Stück Butter bei starkem Feuer und gießt nach und nach einige Löffel voll Rahm an die Sauce. S a hn e k a rt o ff« ln. Man kocht Kartoffeln in der Schale, zieht sie ab und schneidet si« in Scheiben; sind die Kartoffeln klein, so läßt man sie ganz. Sodann röst«t man einen Kochlöffel Mehl in ZH Unzen Butter hellgelb, thut Salz nach Geschmack hin zu und rührt reichlich eii> halbes Pint süße oder nicht zu saure Sahne und eb«nsoviel,Milch darunter. Dann läßt man die Kartoffeln eine Weile in der Sauce kochen und giebt sie warm zi» Tisch. Ro s e nkochtfwl at. Man rich tet den Rosenkohl schön her, entfernt alle harten Blättchen und siedet die Röslein in Salzwasser mit einem Stückchen Soda, damit sie schön grün bleiben. Auf ein«m Sieb läßt man sie abtropfen und nicht zu kalt werden. Nun bereitet man folgend« Salatsau e: Ein hartgekochtes Eigelb wird mit zwei Eßlöffeln feinemSalatöi verrührt und mit, Essig verdünnt, gesalzen und ge pfeffert nach Geschmack. Die Röslein legt man in eine tiefe Platt« und schüt tet die Sauce gleichmäßig darüber. Schwammaaflapf. Eine Obertasse Milch, einen Eßlöffel Mehl, ein Eigroß Butter rührt man über dem Feuer, bis sich die Masse vom Topf« loslöst. Nun giebt man vier Eidotter einen Löffel A«ker und den steifen Schnee d«r vier Eier hinein und läßt Ken Auflauf ver guter Hitze «in« halbe Stunde backen. Er muß sofort zu Tisch gebracht werde),. Senfsauce zu harten Eiern, Rauchfleisch oder Wurst. Zwei Löffel Senf, zw«i Löffel Mehl, zw«i Löffel Oel, zwei Löffel Himbeersaft oder Mad«ira, «in Theelöffel Salz, ein Theelöffel Zucker, etwa ein halbes Pi«t Milch. Di« Milch rührt man mit dem Mehl an; über Feuer wird alles andere nach und nach zugerührt und aufgekocht. Di« Sauce wird warm gegeben. —P« ch. B«trunken«r: ich kür cin Pech für ein Pech hab' das is schon nimmer schön! Heut' iS 's das Erste das Erstemal, daß daß mir meine Alte meine Alte den Hausschlüssel 'geben 'geben hat und j«tzt und jetzt —find' ich 'S Ntt!" 3