Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 12, 1901, Page 6, Image 6

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    6 Leben.
von <H?orae Busse-Palma.
Leben, wie ich's wend' und wäge,
Immer bleibt der alte Schluß:
Lieber deine härtsten Schläge
Als des Tod«s weichsten Kuß!
Jedem läßj du Sterne funkeln,
Diesem hell und jenem bleich,
Doch das Grab ist stets im Dunkeln,
Siegern und Besiegten gleich.
Ach, das Herz ist mein Berather
Und es schluchzt und fleht und spricht:
Leben, du mein Fürst und Vater,
Schlag mich, aber laß mich nicht!
Stranßenzncht.
Schon im grauen Alterthum wai
d.e Schönheit und Geschmeidigkeit der
großen Flügel- und Schwanzfedern
des Straußes zur Genüge bekannt, und
die Damenwelt hat schon damals von
diesen Federn als Putz- und Prunk
gegenständen ausgiebigen Gebrauch ge
macht.
Infolge des fortwährend gesteiger
ten Bedürfnisses hat man angefangen,
d«n Strauß zu züchten, um auf diese
Weis« den Federerwerb in rationelle
Bohnen zu weisen. Will man die
Straußenzucht vernunftgemäß betrei
ben, so bedarf es als Hauptbedingung
einer möglichst groß«n Ebene, in d«r
sich für diesen Zweck ein umfangreiches
Tirrain abgrenzen läßt. Je größer
der g«botene Raum, je freiere Bewe
gung diesen Vögeln dadurch ermöglicht
lsi, um so gesunder und kräftiger ent
wickeln sich die darauf gehaltenen und
gezüchteten Thiere. Der Strauß ist
Ein Straußenpaar,
vermöge feiner ganzen Organisation
«in Bewohner weiter Gegenden, da er,
wie kein anderer Vogel, zu schnellem
Laufen geeignet ist. Laufen in freier
Umgebung ist für ihn Lebensbedin
gung, das Thier kann nur richtig ge
de'.lpen, wenn ihm dieG«legenheit hierzu
ii ausgedehntem Maß geboten wird.
Vor Allem aber entwickelt sich sein kost
bares Fcderkleid, für dessen Gewin
nt ng die ganze Zucht ja getrieben wird,
ü: der Gefangenschaft nur innerhalb
wcitumgrenzter Terrains, nicht aber
in d«n engen Behältern von zoologi
sck-en Gärten und Menagerien, zu ta
delloser Güte. Ganz abgesehen von
diesem seinen Aufenthalt betreffenden
Ersorderniß bedarf es zur gesunden
Erhaltung einer Straußenherd« noch
der Zufuhr gewisser Nahrunsbestand
tyeile, ohne die die Thier« nicht gedei
hen würden. Der Weidegrund dieser
Thiere in ihrer Heimath «nthält vor
wiegend süße, alkalihaltige Gräs«r,
auch ist der Bestand des Bodens an
phosphorsaurem Kalk durchaus erfor
derlich. Wo diese Nahrungsstoffe nicht
g<nug oder gar nicht vorhanden sind,
müssen sie den Thieren künstlich ersetzt
werden. Hat der Züchter ein geeigne
tes Terrain gefunden, so umgiebt er
es mit einem nicht allzu hohen Bretter
zaun oder mit einer 'Drahteinsriedi
gung. Diese Umzäunung braucht nicht
sehr hoch zu sein, denn der Strauß
macht nie den Versuch, darüber hinaus
zukommen.
Da zur Zeit des Federrupfens oft
Regenwetter herrscht, ist «s gut, inner
halb d«s Zuchtgeheges einige Schupp«n
aufzustellen, unter die sich die Thier«
b«i schlechtem Wetter flüchten können,
damit si« nicht Erkältung«n ausgesetzt
sind. Bei großer Ausdehnung des
Zuchtterrains und bei dessen genügen
dem Bestand mit geeigneten Gräsern
bedarf es keiner weiteren Fütterung
mehr, da sich die Thiere durch eigene
Acjung die Nahrung verschaffen. Ist
da? nicht der Fall, so müssen die Thier«
Ersatzfutter in Gestalt von Grünzeug,
geschnittenem Weißkohl, Mais, Reis
n. s. w. erhalten. Die Strauße sind
übrigens keine Kostverächter und ver
zehren die ihnen gebotene Nahrung
gern. Den ergiebigsten Ertrag ihres
Brütofen,
leides bieten die großen Federn
dct Flüge! und des -Schwanzes,
Berdem werden aber auck die kleineren
Ftdirn des Rückens und der Brust ge
riet, obwohl diese im Gegensatz zu
dcn andern minderwerthig sind. Das
Rupfen der Federn läßt sich alle acht
Monate vornehmen. Zwei Personen
üben die Manipulation des Rupfens
aus. Dem Thier« wird eine Kappe
über den Kopf gezogen, wodurch es sich
in sein Schicksal ergiebt. Während der
«ine Mann den Strauß am Hinteren
Körperabschnitt umfaßt, um ihn zu
halten, rupft ihm d«r and«re die F«d«rn
ab. Ein erwachsener männlicher
Strauß soll bei drei Ernten innerhalb
zwei Jahren ein Pfund Federn erster
Classe und mehrer« Pfund kleinerer
Fed«rn liefern.
WaS nun die Brut d«s Vog«ls in
der Gefangenschaft anbelangt, so ge
lingt es wohl hier und dort, bei geeig
net«r Pflegt die Thiere selbst inner
halb b«schränkt«r B«hält«r zur etz«n«n
Brut zu bringen; es haben aber diese
Erfolg« für den praktischen Straußen
züchter b«huss Erlangung tad«llof«r
Fcdcrn keine große B«d«utung. Würd«
der Züchter den Thi«r«n vor dem Brll-
Rupfen der Federn.
ten die Federn rupfen, so zöge dieses
ncchtheilige Folgen für den Brut
proceßnach sich. Da während der Brut
pcriode die Federn gerad« am schön
sten entwickelt sind, so würde durch das
Biutgeschäft «in größerer Theil ver
derben. Aus diesen Gründen sieht sich
der Züchter veranlaßt, auf di« «igen«
Brut der Thi«re zu v«rzicht«n und für
die Erreichung dieses Zweijes die
künstliche Brut anzuw«nd«n. Man be
dient sich z>i diesem Zweck bestimmter
Brutöfen, deren es mehr«« Systeme
gibt. Sie laufen aber all« darauf
hinaus, als Ersatz für die Eigen
warm« d«r Mutter den Eiern eine
Bruttemperatur von etwa 108 Grad
in konstanter Höhe zuzuführen. Die
Eier müssen regelmäßig täglich meh
rere Male gewendet werden, und au
ßerdem muß für tägliche Lüftung des
Apparates gesorgt werden. Man hüllt
die Vögel, sobald sie ausgekrochen sind,
in wollene Decken, bis sie vollständig
abgetrocknet sind. Zwei Tag« lang fres
sen di« Thier« noch nicht, om dritten
picken si« mit Vorliebe klein« St«inch«n
auf, enteren sich und sind nun erst im
Stande, Grünfutter zu sich zu n«hm«n.
Daß die Thierchen die erste Zeit sorg
fältig gehütet und gehegt werden müs
sen und erforderlichenfalls, namentlich
wenn das Wetter ungünstig ist, in Be
hausungen genommen werden, ist
selbstverständlich. Erst nach drei Mo
naten sind di« Thiere soweit, sich selbst
überlassen zu werden.
Warten und wartrn lassen.
„Warten!" Wer hat sie nicht schon
ausgekostet, die Qual des Wartens.
Wer weiß sie nicht zu ermessen, die
zitternde Angst, die heftig« Ungeduld
oder di« stumpfe dumpfe Ergebung
des Wartens. Freilich, im Grunde
genommen ist ja unser ganzes Leben
«in einziges Warten. Wir warten als
Kinder ungeduldig, thöricht, als junge
Menschen hoffnungsfreudig, in der
Kraft unserer Jahre ruhig. Das
Kind wartet auf einen Apfel, einStück
Kuchen, das neue Kleidchen, den Ge
burtstag und vor allem auf's
Christkind, Jüngling und Jungfrau
auf ein unerhörtes, berauschendes
Glück, auf Liebesseligkeit und Da
seinswonne, Mann und Frau auf Er
füllung ihrer Lebenshoffnungen, bis
zuletzt der Greis auf den Tod wartet.
Aber wir warten nicht nur auf die
großen Dinge im Leben, auf frohe und
traurige, wir warten auch alltäglich
und stündlich auf die kleinen. Und
dies Warten auf die kleinen Dinge
macht uns nervös, ärgert und erbit
tert uns, zerstört uns viele gute Stun
den, bringt manchen Schatten inHaus
und Eh< trennt alte Freundschaften
und schafft neue Feinde das War
ten und das Wartenlassen.
Die wenigsten Menschen können in
kleinen Dingen ruhig warten. Be
sonders die Männer nicht, und von
den Männern cm allerwenigsten
die Unpünktlichen. Em Mann, der
ruhig und ohne sich die Laune verder
ben zu lassen wart«t, bis seine besser«
Hälfte vor einem Ausgange noch
schnell ihren Schirm, ihre Handschuhe
geholt, den Schleier gebunden, den
letzten und allerletzten Blick in den
Spiegel gethan und dem Mädchen ein
Dutzend Anweisungen gegeben hat,
der ist ein weißer Rabe. Ein Mann,
der nicht in Verzweiflung geräth,
wenn er fertig zu einer Gesellschaft
angekleidet in Frack, Claque und Lack
dasteht und seit einer halben Stunde
auf sein Frauchen wartet, das noch
immer und immer mit ihrer Toilette
nicht fertig ist, das ist «in Heiliger.
Und ein Mann, der ruhig und ge
lassen wartet, wenn das Mittagessen
niemals zur rechten Zeit auf dem
Tische steht, und der Kaffee immer
erst in dem Augenblick.aus der Bild
fläche erscheint, wenn er schon den
Thürgriff zum Fortgehen in der Hand
hält, ja, «in folch«r Mann ist über
haupt noch nicht geboren.
Andererseits ist das Warten auf
den Hausherrn geradezu nerventöd
tend. Wenn er heute um eins, mor
gen um halb zwei und übermorgen um
zwölf zu Tische kommt, wenn er
Abends trotz der heiligsten Versprechen
sich stets eine Stunde oder auch zwei
verspätet, niemals zur Z«it da ist,
wenn man Gesellschaft erwartet oder
ausgehen soll, dann geräth schließlich
auch die geduldigste Frau in helle Ver
zweiflung. Und diese Unpünktlichst
färbt dann sozusagen auch die ganze
Häuslichkeit ab. Kinder und Dienst
mädchen werden unpünktlich. Das j
Dienstmädchen nimmt sich zu allem >
Z:it. sie weiß ja, daß sie doch noch stets !
zu früh fertig ist und am Abend den
noch keine wirkliche Ruhezeit hat, weil
das Abendbrot sich stundenlang hin
auszögert. Die Kinder trödeln auf
d«m Schulwege, denn Papa ist ja doch
noch nicht zu Haust, di« Hausfrau
f«lbst vermag keine rechte Eintheilung
zu machen, kann niemals mit Sicher
heit über ihre Zeit verfügen, ist stets
an di« Laun«n ihres unpünktlichen
Gatten gebunden. Di« Mahlzeiten
j verlaufen ungemüthlich, weil das
> Essen entweder verprutzelt oder nicht
ganz gar ist, und die allgemeineLaune
ist höchst unbehaglich.
Für die Hausfrau giebt es da nur
ein Allheilmittel, die eigene Pünkt
lichkeit. Niemals darf der Gatte mit
Fug und Recht sagen dürfen: „Du hast
mich auch warten lassen." Ganz be
sonders den Eigenarten, den kleinen
Schwächen ihres Mannes in Bezug
auf Pünktlichkeit muß sie Rechnung
tragen. Braucht der Gatte niemals
zu warten, auf Mittagbrot, auf frische
Wäsche, auf den Beginn des Spazier
ganges, auf alles, was er beanspru
chen und erwarten kann, dann darf
auch die Frau mit Fug und Recht vom
Mann Pünktlichkeit beanspruchen.
Und nach und nach wird dann auch
der Herr und Gebieter pünktlicher
werden. Das Gewissen wird ihm
schlagen, wenn er im Freundeskreise
die Stunde versäumt, er wird viel
leicht auch sein« Berufsarbeiten etwas
beschleunigen können und wollen, um
pünktlicher in der Familie zu erschei
nen. Wo ein Will« ist, da ist auch ein
Weg! Der Wtkle muß eben geweckt
und angespornt werden. Und das
kann jede kluge und gute Frau bei
ihrem Mann erreichen. Freilich nicht
von heute auf morgen. Aber ganz
langsam wird der Mann einsehen, daß
Pünktlichkeit der bessere Theil ist.
Und ist er nur erst einmal in einem
Stück pünktlich, dann wird er's auch
bald in anderen. Merkt er erst, daß
das Mittagbrot ganz anders schmeckt,
wenn es zur rechten Zeit aufgetragen
und verspeist wird, merkt er. daß die
Gattin ihn heiter empfängt, wenn er
pünktlich am Ab«nd nach Hause
kommt, dann lernt er sich nach und
nach „einrichten". Und Ziies „Ein
richten" ist ja schließlich di« Grund
lage zu all«m Familienglück. Ein
richten müssen sich ja von Anfang an
die Ehegatten miteinander, einrichten
muß man die Ausgaben und Einnah
men, einrichten muß man sich auch mit
seiner Zeit zur Pünktlichkeit.
In einer wohleingerichteten Häus
lichkeit darf es zwei Dinge gar nicht
geben warten und warten lassen!
In Frauenfeld.
Wohl eines der merkwUrdigstenßau
denkmäler der mittelalterlichen Bau
kunst besitzt die Metropole des Kantons
Thurgau, das freundliche Frauenfeld,
in ihrem Schloßthurm. Aelter als die
ersten Anfänge der Stadt, ist dessen
Entstehung in das Kleid der Sage ge
hüllt. Nach dieser verliebte sich ein
Ritter von Seen ohne Wissen des Va
ters seiner Geliebten in eine Grafen
tochter von Kyburg. Dem Zorn ihres
Vaters, dem das Liebesverhältniß ver
rathen wurde, entfliehend, stellte sich
die liebreizende Jungfrau unter den
Schutz des Abtes von Reichenau, mit
dessen Hilfe sie für sich und ihren Ge
liebten den festen Thurm bauen ließ.
Wahrscheinlicher klingt die Grün
dungsgeschichte des Thurmes, wie sie
Dr. Pupikoser in seiner Geschichte der
Stadt Frauenfeld darstellt. Nach die
ser wäre der Thurm auch vom Abt von
Reichenau, dessen Stift in Italien viele
DaS Schloß.
Lehen besaß, durch einen iatlienischen
Baumeister nach Vorbild der dortigen
normannischen Wachtthürme erbaut
worden, um hier eine Zufluchtsstätte
für feine Hörigen in Erchingen zu be
sitzen. Am Thurme selber findet sich
iveder eine Jahreszahl noch ein« In
schrift, noch ein sonstiges Merkmal, aus
dem man mit Sicherheit «inen Schluß
auf die Entstehung des Thurm«s zie
hen konnte.
D«r Bau erhebt sich auf einem Fel
sen, etwa 60 Fuß über dem Flußbette
der Murg, das ganze Gelände bis zu
den dunklen Höhen des Schwarzwal
des beherrschend. Als der Thurgau
noch Unterthanenland der Eidgenossen
war, wurde das Schloß von den Land
vögten bewohnt, welche Steuern und
Abgaben einzuziehen und das Recht zu
sprechen hatten. Nachdem der Thurgau
mit dem Untergang der alten Eidge
nossenschaft (1738) selbstständig ge
worden, ging das Schloß in den Besitz
des Staates über. Heute ist es Pri
vateigentum.
Nichts Merkwürdiges.
.Heute sah ich einen Mann, der keine
?>ände hatte und doch Klavier spielt."
„Das ist gar nichts! In unserem
Hause wohnt gerade über uns ein jun
ges Mädchen, das hat keine Stimm«
und singt."
Berechnend. A.: „Wie ich
slhe, sind Sie ja so viel schuldig, als
ich Mitgift gebe." B.: „Irren Sie
nicht?" A.: „Nein, gewiß nichi."
B.: „So? Ich dachte, ich wäre mehr
schuldig!"
Der schwedische Athlet.
Die Direktion des Stadttheaters in
Schnappenstadt hatte ein« hochinteres
sante Novität angekündigt, und zwar
«in Volksstück, beiitelt: „Der schwedi
sche Athlet", verfaßt von einem gewis
sen Gottli«b Resa«k. Di« guten
Schnappenstädter dachten hin und her,
wer dieser Resaek sein könnte; beim
„hin" fanden sie nichts, aber retour
beim „her" entdeckten sie, daß hinter
dem orientalisch klingenden Namen «in
Gottlieb Kaefer stecken müsse, der die
Würde eines Schullehrers bekleidete.
Dieser Umstand und die Thatsache,
daß der Theaterdirektor Massori wirk
lich Alles aufzubieten Pflegte, um auch
«in verwöhntes Publikum zu befriedi
gen, veranlaßte die kunstliebend«
völkerung, massenhaft in's Theater zu
drängen. Direktor Massori verstand
es, f«in Publikum zu halten; er war
ein w«iß«r Rab« —in der Lage,
mit eigenen Mitteln arbeiten zu kön
nen; ja, man munkelte sogar, er sei
gut situirt und leite das Theater ei
gentlich nur aus Liebe zur Kunst und
aus persönlicher Eitelkeit. Von nicht
gerade heldenmäßiger Statur, liebte er
doch, sich in Heldenrollen zu zeigen;
persönlich neigte er zur Gutmiithigkeit,
obschon er bei der geringsten Veranlas
sung in Ekstase gerieth und im blinden
Zorn Höll« und Teufel auf seine Un
tergebenen schl«ud«rtr. Solche Erre
gungen dauerten aber gewöhnlich nicht
lange, und die Strafe des armen Sün
ders. den «r eb«n noch mit Haut und
Haar zu v«rschling«n drohte, bestand
barin, daß er, mit dem Finger drohend,
sagte: „Sie, Sie! Sie sind aber Ei
ner!" Diese Eigenthümlichkeit hatte
zur daß ihm mancher Schaber
nack gespielt wurde, wenn er die An
zeichen guter Laune an sich trug. .Das
war auch heute der Fall.
Er hakte die Hauptroll« des Stückes
übernommen; er spielte einen biederen
Mann aus dem Volke, einen Schosser,
der sich muthig d«m renommirenden
schwedischen Athleten entgegenstellt,
welch«r, die deutsche Kraft verhöhnend,
zum Ringkampf herausfordert. Der
schlichte Arbeiter besiegt natürlich den
Nordlandsri«f«n, und die deutsche Ehre
ist gerettet. Massori versprach sich
von der Ringkampfscene einen Bom
benerfolg und stolzirt« schon vor Be
ginn des Stückes in gehobener Stim
mung auf d«r Bühne herum. Den
schwedischen Athleten spielt« Bird
mann, der Bonvivant des Personals
eine hünenhafte Erscheinung, die
durch die Kunst des Garderobiers bis
in's Riesenhaft« gesteigert wurde. In
diesem Recken war aber ein loser
Schalk verborgen, d«r ihn zu allerlei
Streichen verführte. So auch heute.
Im ersten Akt beschäftigungslos in
der Garderobe auf und ab gehend, ent
deckte er den nagelneuen Cylinder des
Direktors, welchen derselbe auf ein dort
befindliches Kanapee gelegt hatte. So
fort ergriff Birdmann den Hut und
vertauschte ihn mit seiner sehr abge
tragenen, alten „Angströhre"; er pka
cirte letztere auf das Kanapee und hing
das Prachtexemplar des Direktors
über seiner Garderobe auf. Als beim
Aktschluß Massori in die Garderobe
trat, sah Birdmann mit seinem ganzen
Körpergewicht auf dem Cylinder.
Massori «rfaßte sofort die Situation,
stieß einen Wuthschrei aus, stürzte sich
auf den vermeintlichen Attentäter und
riß ihn vom Faulbette empor! „Elen
der!", schrie er, „Sie haben meinen Hut
ah! oh! Na warte!" Dabei
suchte er nack einem Gegenstand, an
dem er seine Wuth auslassen könne
er bemerkte an Birdmann's Platz einen
Cylinder, sprang wie ein Tiger darauf
los, warf den Hut zur Erde und tanzte
einen Schul/plottler auf demselben,
bis er platt wie ein Hafendeckel war.
Umsinst suchte ihn Birdmann von die
sem barbarischen Beginnen abzubal
tcn; endlich gelang es ihm. Den Wu
thenden von seinem Opfer zu trennen.
.Unseliger!" deklawirte er, „was be
ginnest Du? Das eig'ne Kind hast
Du gemordet!" Gleichzeitig hielt er
ihm den schmählich Gequetschten vor
Augen und zeigte aus die Innenseite,
welch« die Visitenkarte des Direktors
ersehen ließ. Massori wankt« und war
einer Ohnmacht nah«. Dann trat er
zu Birdmann und sagte mit einer wah
ren Grabesstimm« zu ihm: „Verruch
ter! Das war Ihr Werk! Ich weiß,
was ich zu thun habe. Von heute an
erhalten Sie nie mehr verstanden?
nie mehr einen Pfennig Vorschuß!"
Die Klingel des Inspizienten rief
den Schlosser und Direktor auf die
Bühne. Birdmann stand wie ver
nichtet, denn mit dem Vorschuß hatte
ihm der Direktor so zu sagen den Le
bensnerv abgeschnitten. Er faßte sich
jedoch bald; der Schalk blitzte wieder
aus den Augen und mit elastischen
Schritten begab er sich zur Bühne.
Er spielte seine Rolle ohne jede Befan
genheit. Nun kam di« Ringkampf
scene, in welcher ihn der Schlosser auf
di« Erd« zu legen hatte. Das wilde
Ringen begann und mit kräftigen
Griffen hielten sich di« Kämpfenden
umspannt, bald vorgehend, dann zu
rückweichend, oder sich im Kreise dre
hend. Der Direktor keuchte bereits vor
Anstrengung. „Na, jetzt ist's höchst«
Zeit jetzt legen Sie sich einmal!"
flüsterte er dem Schweden zu. Der
aber that, als wäre er taub und fuhr
fort, den Gegner kunstgerecht zu kne
ten. „Birdmann ich befehle Ihnen,
l« —gen Sie sich ah ah
äugen—blicklich!" D«r aber that
nichts dergleichen und sagte blos halb
laut: „Krieg' ich meinen Vorschuß?"
„Nein!" rief der Direktor entrüstet
und wand sich wie ein Wurm zwischen
den Armen des Riesen. Das Publi
kum wurde ungeduldig. Birdmann
wiederholte: „Krieg' ich ihn oder
nicht?" „Sie Erpresser, Sie Gau
ner!", zischte Massori athemlos, „wol
len Sie sich hinlegen oder nich4?"
„Krieg' ich meinen Vorschuß oder
nicht?" entgegnete Birdmann, den
Schlosser im Kreise drehend. „In
Teufelsnamen —ja!" keuchte Massori,
und im nächsten Moment lag der Riese
auf dem Boden.
Frenetischer Jubel scholl an das Ohr
des Direktors! d«r Beifallssturm, wel
cher ihn umtoste, fegte all«n Groll aus
der Seele, und als er nach Schluß des
Stückes in die Garderobe trat, ging er,
mit dem Finger drohend, auf Bird
mann zu und sagt« lachend: „Sie, Si«!
Aber Sie sind wirklich Einer und
zwar was für Einer!"
Amerikaner in Berlin.
Die Berliner amerikanische Colon!«
wird j«tzt endlich ihr jahrelang erstreb
tes Ziel err«ich«n und in nicht langer
Zeit sich eines eigenen Gotteshauses in
Berlin erfreuen können. Sie hat seit
mehreren Jahren an dem Baufonds
gesammelt und ist jetzt durch eine Bei
steuer John Rockeseller's im Betrage
von HlO.OOO in der Lag«, mit dem Bau
zu beginnen. Di« Kirche, deren Bild
wir hier bringen, wird sich an der ver
längerten Motzstraß« in der Näh« des
Nollendorfplatzes erheben. Wie das
Bild zeigt, bildet das Gotteshaus einen
Gruppenbau, aber doch den kirchlichen
Die Kirche.
Charakter wahrend, unter Anlehnung
an die englisch-gothische Form. In d «
eigentlich« Kirche, die etwa 430 Sitz
plätze enthält, gelangt man von der
Seit« aus durch einen bedeckten Ein
gang, d«r auf «inen Vorplatz mündet.
Der Thurm, der pyramidenlos «ndigt,
erhebt sich 35, S Meter hoch. An die
Kirche schließt sich ein Profanbau an,
der unten ein Empfangszimmer für
den Geistlichen und im oberen Stock
werk einen großen Versammlungssaal
enthält. Letzterer grenzt an die Kirch«
selbst und kann gegebenenfalls zu denn
Vergrößerung dienen. Das Bauma
terial ist schlesischer Sandstein.
Die Dame ohne Unterleib.
Schaubudenbesitzer (zu einem Schu
sterjungen, der ohne Bezahlung eintre
ten .will): „Zur Kasse, junger H«rr,
zur Kasse! Jed« Person zahlt nur
zehn Pfennige!" Schusterjunge:
„Na, mir lassen Se man so 'rin, H«rr
Direkter ick bringe man blos de
Sti«bel for de Dame ohne Unterleib!"
1° L«tzte Hoffnung.
A. (im Gespräch mit B.): „Was
Si« mir da «rzählen, ist ja haarsträu
bend!"
Herr mit Glatz« (herzueilend):
„Bitte, Bitte, «rzählen Sie mir'S
auch!"
Vermuthung.
' Student (vor seiner Wohnung
einen Papierkragen findend): „Ich
glaube gar, mein« Wirthin hat mich
auf die Straße gesetzt!"
Der schlaue Parkwächter
„Entschuldigen Sie, darf ich den
Park besichtigen?"
„Nein, der Eintritt ist Fremden nicht
gestattet aber
was hinter meinem Rücken vorgeht,
das geht mich nichts an!"
Z u st i m m u n g.
„Das Fräulein Doktor ist ja' sehr
geistreich, aber doch entsetzlich mager."
„Stimmt! Der reine Gedanken
splitter."
Boshaft.
„S«hen Si«, mein« Damen," sagt
der neue Lehrer für Naturwissen
schaften an d«r höheren Töchterschule
der Residenz, „in Botanik und Zoolo
gie that ich mich in d«m kleinenStädt
chen, wo ich bisher wirkte, um des
willen so schwer, weil es an den nöthi
gen Sammlungen für den Anschau
uingsunterricht fehlte, der gerade für
dies« Fiicher unentbehrlich ist. Hier
bin ich nun dieser Mühe glücklich über
hoben! Wir haben ja das reichst« Ma
terial auf Jhr«n Hüten!"
Zweifel.
Hinterbauernjockel (mit seinem
Schatz in der Menagerie): „Aha,
Seehund! So hat mi der Unteroffizier
immer g'heißen, wie i no beim Mili
tär war. So arg is aber do net,
gelt Stasi?"
Familien-Idylle.
Der Papa sein Pfeifchen dampft,
Die Mama schläft süß und samft,
Und das Töchterlein dabei
Flickt die wollnen Strümpfe
Still vergnügt für alle Drei
Von Mittags bis halb Fümfe.
Ganz einfach.
Vater (zu seinem Sohn): . .Was,
telephoniren kannst De noch nicht?!
Mit der «inen Hand nimmst De 's
Telephon und mit der ander'n Hand
red'st De!"
Auch ein Match.
„Kennen Si« den Grafen Donner
schlag. Herr Feigelbaum?"
„Ob ich ihn kenn'?! Hab' ich doch
gespielt mit ihm mehr als einmal «>n
großartiges Fußball-Match!"
Der reich, Hirsch.
<Sehr frei nach Uhland».
Es gingen drei Mägdlein wohl auf
di« Virsch,
Sie wollten erjagen d«n reichen Hirsch.
Sie legten sich unter den Tannenbaum,
Da hatten die Drei «inen seltsamen
Traum:
D i e E r st e:
Mir träumte, ich hätt' ein Brillant
collier
Und große Boutons vom Hirsch
Juhe!
Die Zweite:
Und mir, daß ich Frau vom Hirsch
nun sei
Mit Villa und Wagen und Hausfreund
ei ei!
Die Dritte:
Und mir hat geträumt was sagt
Ihr da?
Ich hätt' ihn als Wittwe beerbt
ha ha!
So lagen si« da und träumten die
Drei
Da wax's mit dem reichen Hirsch vor
bei.
Denn während sie also geschwatzt und
gedacht,
War an der Börse der Hirsch ver
kracht
Juhe! Ei ei! Haha! Wai waih!
Anders genommen.
Schneidermeister: „Diesmal kann ich
Ihnen aber den Anzug nicht ohn« Geld
geben." Student: „Desto besser: ich
hab' so gerad« keins!"