2 lDi k?lp»czss. Himmel. Die Cypressengruppe in der Höhe hatte schon die ernste schwarze Färbung angenommen, die den italie lie gibt. Ein blondbiirtiger deutscher Maler packte seine Staffelei mit dem Klapp rahmen zusammen, sah noch einmal in das letzte Roth des Abends, reckte sich ordentlich zusammen, und schritt, den Hut im Nacken, bepack wie ein Fachi no, aus dem Steinbruch hinaus auf die Straße nach Monfelice. Er war vor vier Stunden mit der Bahn von wegen irgend einer Störung nicht ar beiten wollte. Nach sunf Minutcns Schiebens und höflichen Ausweichens trat der Maler endlich in das Hofthor des Gasthofes ein, der den verlockenden Namen Sicht förmlich strahlte, „die Hauptsache ist aber, ob Ihr schnell was zu essen habt, ich habe einen Wolfshunger, und „Treten Sie nur ein!^Setzt nieder. Alles gibt es, was gut ijt!" tern geworfen waren und mit schwar zen Kappen ohne Schirm. Bald war eine Unterhaltung gebracht Spaghetti, Fleisch, Salcü und Geflü gel und Obst; aber viel, sehr viel! und einen Liter vom besten ZBein!" Nebenraüm. Bald war der Künstler gut Freund mit den alten Herren, hatte seinen Na men, er hieß Hans Roebbecke, zu Ergötzen und dasselbe wie „Hhanes" sei/ Der jüngste aber, der schon einmal in Mai land gewesen, li«ß es sich nicht nehmen, von Zeit zu Zeit mit Betonung zu sa gen: „Juu Woll, Signor Uebeche!" Der Wein -war gut, und das Essen schmeckte köstlich. Dazu trug nicht >oe nig der Anblick bei, den die behäbig« Wirihin bot. Der Maler bot, wie es trotzdem er nach Versicherung schon zweimal zu Nacht gespeist hatte, endlich nöthigen, und ah dann mit er- Laura, wie sie als junge, wohlhaben de Wittwe sehr gut gelitten sei. Oh, mit Jahren, sei man Err Rebech«!" ??.uib von Aufträgen, so schnell, daß sie Noebb«cke, trotzdem er ziemlich sest im Italienische» nicht verstehen frag'e er len «mdaco, iver Ger>°.,»na Der schüttelte betrübt den Kopf, schnalzte zweimal, wie vor etwas Ul- abänderlich«m, und erzählte dann, daß Gelsomina das Unglück in dem sonst so glücklichen Hause sei. Sie sei die Toc hter der Sora Laura, Gott wMe, für was für eine Sünde „Sie ist gekenn zeichnet!" sagte der Apotheker, und die Als Roebbecke ein fragendes Gesicht beibehielt, beugte sich der Sindaco über den Tisch, steckte den Daumen zwischen Zeige- unk Mittelfinger, was die andern nachmachten —, und flüsterte: und ist buckelig. Wenn sie irgend wo hinsieht, passirt etwas." Roebbecke blickt« sie erstaunt an: „Unmöglich können Sie das im Ernst Da fuhren sie aber alle fünf los: „Per Bacco! Hatt« sie nicht mit der Signora Lisa kleiner Lisette g«sp!elt, bar viel Geld koste? Das wurde alles in Flüsterton, halb ängstlich, halb fanatisch gesprochen und da Roebbecke sah, daß jedes Wort d«r nor Avvocato Landi, der Br ider hier unseres Apothekers, als Depu tirter im Parlament säßen, di« Finan- „sollen Sie schon um 1V Uhr Nacht „Ja, das ist ivahr! Aber so recht Mann, wenn er sich für etwas begei „Oh, verehrteste Padrona! Das ist könnt Ihr hier bis Mitlernacht sitzen, Thür steht auf." das Vieh leid, das doch nichts Christ- Uebles thun!" Sora Laura war aufgestanden. „Versündigt Euch nicht, und sprecht nicht so unchristlich. Es ist Alles schon schlimm genug so und ich habe schon genug Kummer." Damit macht« auch sie di« Daumenbetvegung und fing an, in leichterem Tone von etwas anderem zu plaudern, indem sie sich auf einen Stuhl lehnte. Zuerst holte sie Roebbeck«, ohne neu gierig zu werden, durch geschickte Fra gen über sein Leben soweit aus, als sie wollte, und gab dann als Gegenlei stung eine Schilderung ihres Lebens. Ihr Mann ivar vor sechs Jahren gestorben, und si« hatie ihn sehr ge liebt. Er war der schönste Mann felice gewesen, aber sie selbst halte er nie geschlagen. Er sei ein sehr guten Mann gewesen und hoffentlich habe er viel besser zur Wirthschaft, als die Roebbeck« erklärte ihr, da sie An- Blödsinn. Gehört hatte er schon oft Krach! Mit der Faust schlug er b.tte, em Er stand auf, um nachzusehen. Im Nebenraüm war Alles still. Der Koch war nicht mehr da. Hinter einem nicht?" ' 'h nen halben Liter Wein, der mein« ist verschüttet." Damit ergriff er ein Wischtuch, das frlil eh^u I e Nacht, Gelso- Oleanderzweige. Er schüttelte lächelnd d«n Kopf. Da Roebb«ck« ging immer langsamer, und hielt von Zeit zu Zeit sein Skizzenbuch weit vor sich, um Ausschnitt« zu probi- Blick auf die Burg zwischen llypressen hindurch. Er malte fleißig bis Mittag, ohne an anderes als seine Arbeit zu denken. Als er dann aber das Bild im Ganzen zusammengestimmt hatte, setzte er sich zum Essen nieder. Wie erstaunte er, als er hinter seinem Platz auf einer weißen Serviette einen Fiascho Wein und eitlen Oleanderzweig erblickte. Er sucht« die Umgebung ab, aber kein menschliches Wesen ließ sich blicken. Lustig in sich hineinlachend, ließ er sich den Trunk gut schmecken und meinte bei sich: Wenn die kleine Katze einen bösen Blick hat, dann mag sie ihn be halten! Da habe ich scheinbar wieder die Dummheit gemacht, zu gutmüthig zu sein. Aber der Wein war gut. Zugleich aber nahm er sich vor, bald rum, unbequem war. Leidenschaftliche Anhänglichkeit eines Wesens, mit dem er reines Mitleid gehabt hatte, war ihm schon mehr als einmal unerträglicher nicht verdient hatte. Er legte sich auf den Rücken und schaute in den unergründlichen Him ließ seine Gedanken wandern, ohne ih nen Einhalt zu thun? endlich schlief er ein. Als er aufwach!«, hatte er über eine Stunde geschlafen. Die Farbenstisn mung ivar eintönig geworden und er packte deshalb das Mälzeug zusammen und schritt bergab. pentine sah er am Wege, ihm abge wandt, Gelsomina sitzen. Er rief sie an: „Ich dank« Dir, Gelsomina." „Signore, Ihr dürst nicht weiterge hen," rief sie laut, ohne sich umzuwen den, „bleibt oben!" Hans Roebbeke aber trat zu ihr. Sie saß gesenkten Auges da. Sie zitterte. „Warum soll ich nicht weitergehen?" „Im Steinbruch wird gesprengt werden, der Weg ist nicht sicher." „Dann mußt Du mich wohl einen anderen Weg führen, Kind. Komm' „Ich darf nicht, Herr! Ihr könnt nicht fehlen, hinter der Burg geht es hinunter." „Warum darfst Du nicht?" „Ich bringe Unglück, Herr." Sie legte ihr Gesicht in di« Händ«. Ro«bbecke war sprachlos. Das ar me Kind glaubte selbst daran! „Unsinn, liebes Kind, sieh' mich ein- Sie schüttelte den Kopf. Gr ivarf sein Malzeug auf die Erde und setzte sich neben sie. Leise nahm er ihre Hände und hob ihr das Kinn. Ein blasses Engclsköpschcn mit ge schlossenen Augen hatte er ausgedeckt. Sie war schöner wie ihre Mutter, und mehr sein! „Wie alt bist Du, Gelsomina, fragte er weich. „Sechszehn, Herr!" Hans Roebbecke konnte einem peinli chen Gefühl nicht wehren. Halb woll te es ihn zwingen, sie zu trösten und nach Ferrara! „Nun, so werde ich mir d«n Weg wohl allein suchen müssen," sagt« er endlich und stand auf. Wann reist Ihr, Signore?" frag!« sie leise. „Heut Abend noch. Auf Wiedersehen, weiß, daß ich zu garstig bin, aber ich möchte, daß Ihr mich nicht vergebt, Ihr wart gut zu mir, Herr, der Erste, der Einzige, seit mein Bater starb!" Sie weint« still. Ihm saß die Rührung in der Kehle. „Nein, Gelsomina, ich will Dich nicht vergessen." Sein Bleistift flog über das Pa ftomme Stimmung überkam. Ehe er selbst es wußte, batte er aus dem Buckel ein Paar Engelsliizel gemacht, die das Bildch«» bei aller Aehnlichteit zu dem Ausdruck seines heimlichst«!! Fuhlens machten. Er zeigte es Gelsomina, die «s mit leuchtendem Gesicht lange ansah; dann „Dante, Signore... Dank« ... Oh, ich bin so glücklich! Ihr werdet an d«nk«n!" „Ich werde Dich nicht vergessen, Gel somina, lebowohl, mein Kind." Er hielt ihr die Hand hin. „Lebt wohl!" ... Ohn« die Augen zu öffnen, sprach sie es, sang es beinah«. „L«bt w0h1..." Sie sah seine Hand Er beugte sich nieder und küßte sie auf die Stirn. Db riß sie seinen Mund an ihren, und leidenschaftlich wild küßte sie ihn, ohne die Augen zu öffnen, immer wieder. Dazwischen nur: „Verzeih, verzeih." Und immer wieder und immer hei ßer küßte si« ihn, und «r hielt vor Mitleid selber leidend still. Endlich ließ sie ihn los und warf sich mit dem Gesicht auf die Arme. „Geht nun! Lebt wohl! Ihr werdet Geht nun!" „Addio, addio, Du bist Änderen! Ich will mit Deiner Mutter Sie schrak zusammen. „Nein! nein! Ich bitte Euch, schweigt! Schweigt und g«HU" ch - i"k die drehte sie sich noch einmal um und rief: „Addio!" in den Abhang, und wie ein helleres Echo kam es zurück: „Addio!" Oben auf der Burg blieb er traurig selig eine Zeitlang sitzen. Es ist fo se fo unendlich traurig, wenn man nichts dagegen zu g«b«n hat... Der arme kleine mißhandelte Engel! Ein Knall! Rollend bricht sich das das Leben gerettet. Er bricht auf. Leicht findet er den bezeichneten Weg und geht langsam bergab. Ob gar nicht zu Helsen ist? lung? Lächerlich! Ein buckliges Mäd recht. Er blickt um sich. „Casa di Riposa", schild. Aengstliche Gesichter ... große die Padrona über einer mit einer blu tigen Decke verhüllten Masse, ll.r ahnt Alles. Der kräftige Mann Voll Ekel Hans Roebbecke den pie Kehrimnissc der Camorra. Daß all 'ihre Bemühungen, den be rüchtigten Musolino zu fangen, so lienischen Regierung um so näher, als die Erfolge des Briganten für einen Triumph des calabresischen Geheim bundes Mala Vita angesehen werden konnten. Schon seit vielen Jahren'ge hörte Musolino als gewöhnliches Mit glied zu dieser unheimlichen geheim nißvollen Genossenschaft. Nach seiner glänzend gelungenen Flucht aus dem Gefängniß von Gerace aber und den Zahlreichen Vendetta-Acten, welche d«n Räuber mit «inem blutigen Nimbus umgaben, ist die Mala Vita so stolz aus dieses ihr Mitglied geworden, daß si: zu seiner Auszeichnung «ine beson schuf, dem all« Mitglieder sich unterzu ordnen hatten. Nur Dank der Bei hilfe der überall verzweigten Mala Bita war es Musolino möglich, sich so lange den Nachstellungen der heiligen Hirmandad zu entziehen. Welche Macht diese G«he!mbiind« in Italien ausüben, mit welcher Energie, die vor selbe zu behaupten und zu verstärken wissen ,das zeigt am deutlichsten der Proceß gegen den Bund der Maffia, der nun schon seit Wochen das Gericht von Bologna beschäftigt, und wohl noch nicht io bald zum Ziele, der Siihnung der Mordthaten an dem Vankdirector Notarbartolo und dem Gutsbesitzer Mieeli gelangen wird. Ein förmlicher Wettstreit war zwi schen den Behörden und den düsteren Angehörigen der süd-italischen Ge heimbünde um die Freiheit des nun ge fangenen Banditen entbrannt. Zur Zeit sind di« Gefängnisse Ealabriens iiberfiillt mit angeblichen Helfershel fern. die ihrer Aburtheilung wegen Be günstigung harren. Di« Bernehmun g«n aber haben di« interessantestenAuf schlüsse über das Wesen und Treiben dieser Geheimbünde ergeben. Jm Verlauf d«s letzten Jahrzehntes ha! sich, wie Dr. Spirito, der Landrath zu Palmi, ertlärt, die Camorra über ganz Calabrien ausgebreitet, so daß, bevor «in Monstreproceß zu End« ist, schon «in andrer eingeleitet werden allgemeine Elend, das di« häufigen Mißernten »on Wein und Oel, d«n Haupterzeugnissen d«s rauhen und worra abgespielt haben. Die Sitten und Gebräuche der Mala Vita in Ca labrien, die nur «in« Atart d«r neapoli s^Fall""^ „Frati". Sie besitzt schriftlich« Sti- beuge dich, Schilf, denn der Strom rast vorbei." Der Neophyt, der uii-, sein« Aufnahme eingekommen ist, 4,SV und 7,60 Lire bezahlt, eingeführt. Das neue Mitglied leistet den Eid, diesen am Arm leicht verwunden, worauf er das Blut aus der Wunde saugt und von dem Gegner umarmt „Wozu Verstellung?" „Um „Wozu brauchst das Messer?" sollte." schast über den Verbleib des Geldes, „Halt! Das Geld habe ich; denn bei letzt schlendern in Neapel und Sicilien, Tagdelegirte und selbst die „Pic- „Kennst du deine Pflichten?" tuch auf die Erde und legt daraus ganzes Geld, zusammen mit dem Messer und dem Rasirinesser; hierauf umar- Durch ihre Einmischung sowohl bei In dem Jargon der Piciiotti heißt Unkraut sammeln. Die Strafen bestehen in der Aussto ßung aus der Bereinigung, in der De- Beute eines Diebstahls, statt sie in den der Genossen preisgibt,, wird uner bittlich mit dem Tode bestraft. Die Todesstrafe wird von drei Aeltesten, verschaffte ihm den Ruf einer Autori tät auf dem Gebiete kritischer Littera >rie Bohnenstroh und schöpfe fem ma geres Aissen aus den Kritiken wenig gelesener Zeitschristen, so war das ebia Eines Abends hatte der Baron, wi< öfters, seine Theegesellschaft um nch Herum versammelt, denn er galtglnch- Herren, „Sie haben das Buch sicher in Ihrer Bibliothek, dürften wir Sie wohl einen Moment deswegen bemü hen?" „Herr Baron, der BibliothekschlUs teller. der Bibliolhekschlllssel ist der ro stige."