Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 28, 1901, Page 6, Image 6

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    6 Klammendes Licht.
Flammendes Licht, deine göttlich«
Strahlen
Grüß' ich voll Andacht mein H«rz
erwacht
Aus der Tiefe vonSorgen und Qualen,
Aus den Schauern der schlaflosen
Nacht.
Königin Sonne, ich seh' mit Entzücken
Ahnungsvoll leuchten deinMorgenroth,
Trete an's Fenster mit trunkenen
Blicken...
Sch ' st d
gössen,
Nachtgezücht und Gespenster entsliehn
Pulsschlag des Lebens fühle ich wieder,
Höflichkeit in der Familie.
Ausfluß von Gleichgültigkeit, ein Be-
Form und Ton. Die unerwachsenen
'Kinder folgen ihrer natürlichen Nei
gung zur Formlosigkeit, und wenn die
immer mehr und mehr.
In dieser Beziehung hapert es be
sonders bei uns Deutschen noch ganz
glieder unter einander leidet an einer
sehr bedenklichen Formlosigkeit. Und
doch wäre es so leicht, da Besserung zu
schaffen. Ein B«fehl in freundlichem
Ton« gegeben, ein Wunsch, freundlich
«usgesproche», wird ganz anders er
füllt, als ein gleichgiltig oder gereizt
hingeworfener. Eine kleine Artigkeit,
zur rechten Zeit erwiesen, begütigt
inaiicht Verstimmung. Und die kleinen
Höflichleiten des täglichen Lebens wir
ken auf den ganzen Verlehr der Fami
lie unter einander sehr günstig ein.
Die Kinder werden ihre Eltern ganz
werden unter sich verträglicher und lie
bevoller sein, wenn die Eltern streng
darauf halten, daß sie auch höflich zu
einander sind; daß die Jungen den
sen, sie niemals rauh und tölpelhaft
behandeln dürfen. Wie viel trägt es
bei zum guten im Haufe, wenn
als ein anderer, der sich im Familien-,
kreis« nach Belieben „gehen lassen"
kann. Er wird auch diese Selbstbe
herrschung nicht so leicht verlieren,
denn sie ist ihm eben durch die dauern
de Gewöhnung zur znxiten Natur ge-
kühn sagen kanii, das größere oder
geringere Maß davon bestimme das
Schicksal des Menschen, seinen Le
bensgang und sein Glück.
Und schon deshalb allein handelt die
Mutter weise, die ihre Kinder lehrt,
auch im engsten Kreise höflich zu sein,
Hause diese Höflichkeit beiseite stellen?
„Männlichkeit" abmessen, mögen sich's
gesagt sein lassen: „Höflichkeit gegen
Fremde ist eine Nothwendigkeit, Höf
lichkeit in der Familie ist das Merk
zeichen ihrer Geistes- und Herzensbil
dung."
Sport für Blinde.
Wie der Sport in England zur er
sten Blüthe und Entwicklung gelangt,
«ing«fllhrt worden. Allerdings «in
vom Staate unterhaltenes Institut hat
sich solchen Luxus, wie ihn zahlreich«
Pflege des Sportes erforderliche Zeit;
bei der Blindenerziehung angesehen.
Das „Royal Normal College and Aca
demy of Music sor the Blind, Winder
iinterfiützt« Anstalt, ist welche ih
dem in der Blindengeschichte wvhlbe-
Freiübungen.
kannten Dr. Armitage ins Leben geru
me vornehmen und konnte sich nur
selbstverständlich« Gedanke, daß das,
Am Rundlauf,
ter Sicherheit und Präcision recrutiren
sie sich zu Freiübungen oder kunstvollen
Pyramiden. Auch wird das Turnen
häufig gememfam mit weiblichen Zög-
Musterhaft und äußerst mannigfal
tig sind die für daS Turnen verwende
ten Apparat«; alles, was Inland und
Ausland, besonders Schweden, darin
bietet, ist vertreten. Interessant dar
unter vor allem sinnreiche Moschinen
zur Kräftigung der Muskeln der ver
schiedenen Körpertheil«; besonders
wichtig für Blinde, die sehr dazu nei-
gen, den Kopf hängen zu lassen, ist ei
ne Vorrichtung zur Pressung der Hals
muskeln, die etwa so construirt, daß
Inder Rollschuhbahn.
lastend, hin und wieder bewegt wird.
Auch die Beivegungsspiele ini Freien
Riesenrundlauf nebst Schaukeln für
Radfahren und Rudern selbst Er-
Talidem'erstreikn sich oft auf fünfzig
und sechzig englische Metten. Anfangs
waren Maschinen für nur sechs Perso
nen im Gebrauch, während die gegen
wärtig benutzten 12 Personen dienen.
Jedes der untereinander zusaminen
zwei Sitze, wovon als Halt für die
Hände d«r ein« die Lenkstange vorne,
der andere seitlich Griffe aufweist.
D«n zweiten Platz in der Reihenfolge
mit der ersten Lenkstange nimmt der
von Unabhängigkeit. Der Führer hat
zugleich die Landschaft zu schildern.
Vorfälle, die sich während der Fahrt
sos«rn von hohem Werth ist, als sie das
Vorstellungsgebiet der Blinden berei-
Schwimmunt«rricht.
g«leitet, bis ein« hinreichend sichere,
selbständige Fertigkeit erlangt ist.
Dann erst tritt «in« mit Leisten verse
hene, schräg angebrachte, sogenannte
Rutsche als besonders praktisch für die
Uebung von Kops- und Fußspriingen
in Benutzung, da so eine Orientirung
im Wasser beim Auftauchen besser
möglich ist.
Gar mancher ist ivahrscheinllch in
folge unserer Schilderung geneigt, an
zunehmen, daß wissenschaftliche Fächer
und vorzüglich die Musik unter so eif
rig betriebenem Sport leiden (es gi«bt
so. Di« Resultate sind im Gegentheil
stesarbeit Propaganda zu machen.
Der zerstreute Raucher.
Schön ii»i> doch klar.
Der Reisende für Markus Löben
stein schreibt seinem Prinzipal, daß
gewisser Kund« dem Abschluß eines
neuen Geschäftes große Schwierigkeiten
entgegensetze, und erbittet telegraphi
sch« Anweisung, ob er sich noch weiter
bemühen soll«. Herrn Löbensteins De
pesche lautete: „Js es, is es, is es
nich, is es nich, besser is «s, es is."
Kindermund. Di« klein«
! Frieda: „Mama, wenn der Storch uns
wieder ein Brüderchen bringt, dann
iaa' ibm. wir hätten keinen Bedarf"
Aus der Fahrt nach dem WIM.
Di« strenge Controle, welcher in un
seren Häfen all« fremden Ankömmlin
ge unterworfen werden, ist die Veran
lassung zur Etablirung des Auswan
dererbahnhofs Ruhleben bei Spandau
gewesen. Dort werden all« aus dem
Osten kommenden Auswanderer genau
infpicirt, ehe ihnen die Weiterreise ge
stattet wird, u. dies ist bei den meisten
Leuten, die aus „Halb-Asien" stam
men, nicht angebracht. Der Hauptzua
der Auswanderer setzt sich in den Mo
naten April bis Mai in Bewegung,
dann kommen täglich über tausend
Personen in Ruhleben an, und de,
I leine Bahnhof wimmelt von bunten,
fremdartigen Gestalten. Meist sind es
Russen, Galizier, Bewohner der Ost
seeprovinzen, Rumänen, Armenier,
aber auch Türken und Serben, die aus
den einlaufenden Wagen drängen, und
ein babylonisches Stimmgewirr erfüllt
wie dumpfes Brausen die Luft. Im
Mc,i besonders stellen sich ganz« Schaa
ken ein; Männer und Frauen in der
gleichen Tracht: Hemd, Pelz und gro
ßen, gelben Stiefeln, bringen sie einen
ungemein malerischen Zug in das be
wegte Bild. Over ein ganzer StaS
rumänischer Zigeuner schwärmt durch
die Menge, und die Fiedel in den brau
nen Händen der Gesellen klagt und ju
belt über die Stunden trübseligen
Ankunft.
Zweimal am Tage, des Morgens
und des Abends, treffen Auswanderer
züge in Ruhleben ein, und zweimal
werden solch« von dort abg«lassen.
Ruhleben ist vollständig als Quaran
tän«station eingerichtet. Sämmtliche
Auswanderer müssen hier die Züge
verlassen und sich einer ärztlichen Un
tersuchung unterziehen, die ihr Haupt
augenmerk auf Kopf-, Haar- und son
stige ansteckende Krankheiten richtet.
Die von Osten Eintreffenden: Russen,
Galizier, Ungarn usw. müssen, sofern
dies nicht schon an der deutschen Gren
ze geschehen und in ihren Passirscheinen
bemerkt ist, in Ruhleben ein Bad neh
men und ihr sämmtliches Hab und
Gut desinsiciren lassen. Zu diesem
Z>v«ck haben die Hamburg - Amerika
paraten Kleider, Wäsche, Betten, De
cken usw. durch ein halbstündiges
Dampfbad von IVS—IIO Grad C. zu
gehen haben, bevor sie ihren Besitzern
langgestreckten Wellblech - Baracken^
Im Desinfectionsraum.
die mit Tischen und Bänken ausgestat
tet sind, so lang« Unterkunft, bis der
Zug sie iveiterführt. Die mittelste die
ser Baracken enthält «in großes, reich
lich besetztes Büffett, die daranstoßen
de eine internationale Wechselstube.
Für Nachts ankommend« Auswanderer
ist ein stattlicher Neubau errichtet, von
dessen vier Räumen zwei für Männer
und zwei für Frauen bestimmt sind.
Dazwischen ist der Wärter stationirt,
der auch die litauische Sprach« beherr
schen muß, während die Agenten und
übrigen Wärter auf Ruhleben nur
russisch und polnisch zu sprechen brau
chen. Sämmtliche Räume des Neu
baus haben über einem Untergrund
von Cement und Asphalt einen wär
menden Fußbodenbelag aus Linoleum
als Schutz gegen die Feuchtigkeit, ne
benbei auch große Regulierfüllöfen, die
in der kalten Jahreszeit dauernd in
Brand erhalten werden. Matratzen an
der Erde dienen den Müden als Lager
stätte.
Jni Sommer spielen sich am Brun
nen hinler den Baracken oft ergötzliche
Scenen ab, wenn die Morgenwäfche
beginnt, oder die verschmachteten Rei
senden, sobald sie der drückenden Hitze
der Wagen entronnen sind, hier Küh
lung und Erfrischung suchen. Denn
obgleich für Männer und Frauen be
sondere Waschräume zur Verfügung
stehen, übt das rieselnde Naß doch ein«
unwiderstehliche Anziehungskraft aus
Jung und Alt aus, und der stille Be
obachter kann die seltsamsten Erfah
rungen machen, wie im Genuß der,'
Stunde alle menschlich« Scheu mit den
Winden verfliegt. Daß es bei diesem
„Kampf ums Wasser" nicht immer
friedlich abgeht, daß überhaupt diese
bunt zusammengewürfelt«, aus den
verschiedensten Ländern und Berufen
zusammeng«stromle uxenschenmenge,
mit ihrem Durcheinander von Män
nern, Weibern und Kindern nicht leicht
in Zucht und Ordnung zu halten ist,
das läßt sich unschwer errathen. Des
halb ist auch ein Gendarm ständig in
Ruhleben postirt, der den Friedensen
gel zwischen den streitenden Massen zu
spiel«« hat. .
Morgenwäsche.
Traurig, wenigstens in gewissem
Sinne, ist es für die Auswanderer,
wenn sich bei ihnen die Zeichen einer
ansteckenden Krankheit bemerlbar ma
chen oder ihr körperlicher Zustand
sonstwie der Weiterfahrt hinderlich ist.
Dann heißt's ausharren, bis der Arzt
die Bahn wieder freigiebt, mag's nun
Tage oder Wochen dauern. Ruhleben
besitzt für derartige, eben nicht selten«
Fälle zwei Krankenhäuser; ein älteres
für Pocken, Typhus, Cholera und Pest
und ein nagelneues, mitsollen hpgieni
hier ihre schwere Stunde schlägt.
Selbst eine Irrenzelle besitzt das neue
Krankenhaus, das eingezäunt und vom
Bahnhof völlig abgeschlossen in beschei
denen Gartenanlagen sich hinstreckt.
Ein« solche unfreiwillige Wartezeit
steht wie «in Schreckgespenst vor ihnen.
Zur Abfahrt.
Meist sitzen die Auswanderer in
ter ihren Tischen; die Männer beim
Glas« Bier, die Pfeife oder Cigarre
im Munde, die Frauen, ängstlich ihr
und"so drängt und schiebt sich die Men
fchenwoge dem Ausgang zu. überslu
thet den Bahnsteig und süllt die Wa
gen bis aus den letzten Platz. Wenn
dann alles bereit ist, werden diese ver
schloss«,, um sich erst am Endziel wie
der für die Reifenden zu öffnen.
Ein guter Sohn.
„Du fällst fortwährend im Examen
durch, und ich lauf' io geflickten Hosen
„Das soll nicht sein, lieber Vater,
daß du meinetwegen Mangel leidest.
Zieh meinen zweiten Anzug an, in der
Kommode liegt der Psandzettel."
Mißglücktes Kompliment
Dame: „O. Werther Meister Jh«
vi« historischer Thnr«.
Der Eiserne Thurm in Mainz ge
hört zu den interessantesten historischen
Bauwerken, und es soll nun Vorsorge
das über dem (nach dem Rheinufer ge
legenen) Thore bez. dem Thorgeschosse
noch fünf Stockwerke aufweist, ist einer
hat, ist vermuthlichem 12. Jahrhundert
Der Eisern« Thurm,
hundert hat er seine Bedeutung als Fe
stungsthurm verloren. Im 18. Jahr
hundert diente er als Gefängniß, seit
1864 ist er außer Gebrauch. 1809 wa
ren daselbst die elf Schill'fchen Husa
aus der Hohenstaufenzeit, für die dieser
Wacht- und Wehrthurm eigentlich auch
in seiner ganzen trotzigen Wucht «in
Symbol bildet.
oder so aussieht.
JnderSommerfrische.
„So ein Pech! Jetzt ist mir de»
ganze Salat in den Dreck gefallen!"
„Heb' ihn nur wieder auf, er wird
„Ja, wenn er für einen Gast wär
JnVerlegenheit.
Unsinn für die Tanzstund'
wird kein Geld aus'geben! Die paar
Tänz' können wir der Frieda selber
lernen!"
Aber, Loisl, wer lernt ihr nacha 'n
Anstand?!"
Sooft und Jetzt.
Sonst.
Als sie sich sah'n zum ersten Mal,
Spazierten beid' im Wiesenthal.
Als ein's für's and're heiß erglüht«,
Stand rings km sie der Wald in
Blüthe.
Den ersten süßen Liebesblick
Beschirmt ein Eichbaum stark und dick.
Ihr Ja hat sie ihm zuzeucht,
Und traulich sing für Weib und Mann
Als sie zum ersten Mal sich sah n,
Da fuhr'n sie in der Eisenbahn.
Als ein's für's and're heiß erglühte,
Geschah's in Droschke erster Güte.
Den ersten süßen Liebesblick,
Den tauschten sie per Pneumatik.
Ihr Ja hat sie ihm zugelacht
Bei Ostwind in 'ner Segel-Aacht.
Heut' treten sie als Weib und Mann,
Töff-Töff! die Hochzeitsreise an.
In der Kunstausstellung.
hab' ich aber genug: zwei
Stunden Concert! Komm', gehen
wir!"
„Wir könnten uns ja erst noch ein
Viertelstündchen Bilder ansehen!"
, „Ach richtig Bikder sind ja auch
da!"
ErsterG« d a n k e.
„. .. Claudia, Du solltest doch auch
„Glaubst Du, daß mich das Amts«
kostüni kleidet?!"
Sepp (schweigt). Bauer: „Du,
Sepp, hast' net g'hört: Ob D' den
Sack Haber 'neing'sahr'n hast zum
Bräu?"—Sepp (schweigt). Bauer:
„Kreuzbombenilement! Was wär'
denn dös? Ob D' den Sack Haber
'neing'sahr'n hast zum Bräu, hab' i'
„Warum red'st denn nacher nix?" —z
Sepp: „I' hab' halt g'rad' mei' Maul,
so schön zug'habt!"