2 Jhr Doppelleben. Aeußeren, die erstklassige Reiterin ist. Hohes Salär. Offerten mit Befähi gungsnachweis und Photographie bitte - zu richten an Hippos, Exped. d. Z. In einer Sportzeitung stand diese Annonce unter vielen anderen, und die der zu den paar Zeilen zurück. War etwas derartiges nicht besser, als unter dem schönen Titel Haus um «ine Stellung gemacht! Und die Ueberfüllung! Die Bewerberinnen rissen sich die Stellen ja gegenseitig fort und übertrumpften einander durch Aufzählen der Dinge, die sie verstan den und übernehmen wollten: Klavier spielen, Torten backen, Kinder erzie hen, Patience legen, mit der Maschine nähen. Conny Dubois tonnte nicht mit der Maschine nähen. Aber reiten konnte sie. Es war nur auf keiner Stelle verlangt worden. „Einen Haushalt führen" konnte sie das Leben auch kaum nennen, das sie in den bewegten Jahren ihrer kurzen, unglücklichen Ehe geführt hatte: das Reisen von einem Rennplatz zum ande- Spielplatz zum anderen. Denn das Wetten auf Pferd« war nicht das ein zige Hazardspiel, d«m Raoul Dubois gehuldigt hatte. Er war in diesem seinen Beruf gestorben. Nachdem er in Monte Carlo den vorletzten Hun dertsrancfchein verloren hatte, schoß er sich «ine Kugel zwischen die Rippen, ge rade an die rechte Stelle, mit d«r ihm eigenen Sicherheit und Eleganz. Den allerletzten Geldschein hatte er Conny gegeben für alle Fälle. In man chen Dingen war er rücksichtsvoll. Sie hatte sich ein Billet in die Hei math gelöst. Nahe Verwandte hatte sie nicht, entfernten mochte sie nicht zur Last fallen. Der Verlauf von ein paar Schmucksachen ermöglichte ihr den Aufenthalt in einem schäbigen Logis bis sie etwas Passendes gefunden haben würde. Aber es wurde jetzt dringend nothwendig, daß sie etwas fand. Wieder blickte sie auf Hippo's Aner bieten. War es nicht wie ein Wink vom Schicksal, daß ihr dieses Blatt gerade heute auf ihr Zimmer gelegt worden war? Denn gekauft hätte sie es sicherlich nicht. Sie nahm noch einmal ihr Porte monnaie zur Hand und zählte. Dann trat sie vor den billigen Spiegel, der alle Formen verzerrt wiedergab. Aber trotzdem, eine elegante Erscheinung durfte sie sich ohne Anmaßung nennen. Und wäre sie auch unsicher gewesen daß Raoul Dubois sie erwählt hatte, war hierfür sichere Gewährleistung. Er befaß nur Sachen von tadelloser Antwrot von einem namhaften Pfer dehändler und Besitzer einer Reit hahn, der sie um persönliche Vorstel lung am folgenden Vormittage bat. Pünktlich auf die Minute öffnete sie die Thür von Herrn Carlsen's Bureau. Ihr Herz klopfte heftig. Wenn dies nichts war ja, dann mußt« sie wünschen, Raoul hätte in dem hübschen kleinen Revolver noch eine Kugel für sie zurückgelassen. Aber Carlfen zeigte das anglistrte Aeußere des Sportsman, das sie so gut „Und was soll ich thun? Pferde monatlich dreihundert Mark und außerdem hohe Prozente aus jedes Pferd, das durch Ihre Geschicklich keit verkauft wird. „Durch m«ine Geschicklichkeit?" fragte Conny fassungslos. „Aber wie meinen Sie das soll ich die Ps«rde verkaufen? Das kann ich nicht," sagte sie hochmüthig, „ich kann Der Pferdehändler lächelte. „Ich Elpädiaste. Es handelt sich also um einen jener kleinen Geschäftskniffe, wie sie in j«dem Beruf vorkommen. Neh men wir an, Baron Z. oder Graf Z. wünschte ein Pferd von uns zu kaufen. Wir haben «in sehr gutes Pferd, oas ober vielleicht «inen klein«» Mangel an Temperament hat. Nun, ich ar rangire dann, daß Baron k. oder Graf Z. zu ein«r Zeit den Park be sucht, wo Sie das betr«ff«nde Pferd sen, dolchartigen Sporn „das Sie unter Ihrem Kleide verborgen halten, dem sehlenden Temperament des Gauls so viel nachhelfen, daß Graf Z. von dem Pferde entzückt sein wird von der Reiterin natürlich auch hastes Geschäft für uns zu Stande kommt. Sollte ich den einen oder an deren Herrn >nit Ihnen bekannt ma chen, so werden Sie natürlich das Pferd, um das es sich handelt, etwas herausstreichen, was sich ja sehr leicht machen läßt, ohn« daß man unwahr zu sein braucht. Ich könnte das ja auch selbst, aber Herren sind nun mal zugänglicher sür das, was «ine liebens würdige junge Dame sagt, Nnd Si« werden natürlich so liebenswürdig sein, wie Sie sicherlich sein können. Also Sie verstehen mich?" Er sagte das einschmeichelnd und lauernd. „O ja," entgegnete sie mit zuckenden Lippen lind funkelnden Augen. „Ich soll der Lockvogel sein" Herr Carlsen lachte. „Sie sagen das so tragisch, meine Gnädigste. Wenn Si« nicht wollen gut. Wir bekommen hundert für eine." Er zeigte auf einen Stapel Briefe. „Sehen Sie. lauter Offerten! Ich habe Ihre zuerst berücksichtigt, weil Ihr Aeußeres ganz besonders vortheilhaft ist. Was wollen Sie denn? Wenn man Brot und ein so saftiges Brot wie dieses ver dienen will, muß man doch auch etwas leisten. Wir können unser Geld doch nicht verschenken! Für halb geschenkt würde jede andere es unter diesen Be dingungen ganz gewiß ansehen. Sie haben Gewissensscrupel? Aber ich bitte Sie! Geschäft ist doch Geschäft. Jeder vernünftige Mensch weiß, daß jeder andere auf seinen Vortheil sieht, und thut es deshalb auch. Ja, wenn man seinen Kunden sagen wollt«: Bitte, kaufen Sie dieses Pferd um Gottes willen nicht, auf dem einen Auge sieht es schlecht, ja dann könnte ich meine Rennbahn nur schließen. Aber sind wir denn die einzigen? Sagt der Conditor Ihnen etwa, daß eine Torte schon von vorgestern ist? Wirst die Blumenhändlerin die Blumen fort, die nicht mehr ganz frisch sind? Das wäre einfach dumm. Der Verkäufer lobt die Waare, der Käufer reißt sie herunter. Das ist altbekannt. Und gerade wir haben wahrhaftig mit wir müssen uns auch in Acht nehmen. Jedes Geschäft ist ein Kampf, in dem der Klügste Sieger bleibt. Nein, Gnädigste, brauchen Conny stand einen Augenblick in qualvoller Unentschlossenheit. Der Handel war ihr zuwider. Sie wollte deutete an, daß er die Unterredung be endet zu sehn wünschte. Ihre Jugend und di« Sonne siegten. in Betrachtung versunken vor einem Bild, das die schöne Tochter Capulet's Schatten, aber hell siel das Mondlicht Gesichts Man glaubte die holde Lie sterte, selbstvergessene Lieb«. Wenn „Meine Julia!" flüsterte er ver iminer zu spät!" Dann stürzte er zur Thür. Ihr Schritt war leicht, und doch hörte er warte, Thorheitin begehe wie ein Ro manheld? Doch" er schlug sich lächelnd auf den Mund „das durste "Lassen Sie doch mein« Romanhel- sagte sie beinahe unwillig, und 'em Schatten von Pein alitt über ihr ! Gesicht.' ° sind! Wie gern würd« ich etwas von lhnen lesen, ab«r ich wage ja gar nicht, Sie um etwas zu bitten, so abweisend ' und gehen von sich sie bei nahe heftig. „Ab«r das ist ja etwas anderes. Was ich thue, ist Tagelöh- nie. niemals!" Sie sah ihn seltsam dringlich an, während sie das sprach; ihrer dunkeln Augen, etwas, das er nicht verstand und nicht verstehen konnte. „Und deshalb, Sie begreifen, zwungenen Beruf, vielleicht wäre es besser, dem Selbsterhaltungstrieb nicht zu gehorchen." """ Hand und deutele auf das Bild. „So darf Julia's Urbild nicht sprechen! D«n besten Theil davon haben Si« ge ' scheinlich mein Lebensglück. Ich habe Ihnen ja etwas so Wundesvolles zu erzählen. Vorhin war ein alter Glück." erlauben, daß er etwas zurückgiebt von d«m, was er Ihnen v«rdankl? Wol ,len si« sein Glück theilen, damit er erst len Sie?" „Hast du nicht Angst, eine ganz Conny ihn nachher. „Du weißt so rührtes Kind wie Julia Capulet! Ich hiit." reiften, modernen Menschen, die wir sind. Du bist ein Künstler, ein Dich ter. Du hast viel in mich hineinge- Bild an, diese Julia! Hast du den Muth, zu sagen, diese Frau sei nicht Güte, Adel, Reinheit? Nein, du hast ihn nicht. Und diese Frau bist du! Ich habe sie geschaffen durch dich. So stehst du aus im Spiegel. Ver leumde mir nicht meine Julia! Sonst wie sie hundertmal gekämpft hatte, ob sie sprechen sollte. Aber sie tonnte nicht. Es war so süß, glücklich zu sein. Der Trieb zum Glück ist ebenso stark, stärker nvch als der Trieb zur Selbsterhaltung, zum Leben. Sie hatte noch so wenig Glück ge kannt. Ihre Kindheit hatte ein kränklicher, wunderlicher Vater ge knechtet, dann war sie blutjung einem Abenteurer zur Frau gegeben worden, der sie nicht achtete noch liebte, d«m sie ein luxuriöses Stück lebendes Inven tar war,«twas weniger als sein Pferd, etwas mehr als sein Hund. Zum ersten mal nahte sich ihr das Glück, und in seiner schönsten Form: in der Liebe «ines herrlichen Künstlers. Sie wollte verzichten, aber sie konnte nicht. Der Trieb zum Glück, zur Sonn« war stärker. Mit geschlossenen Augen, zurückgelehntem Haupt« lag sie in seinem Arm und sljisterte: „So sei Für die Galerie angekauft." Natür lich staunt« dos Publikum jetzt noch mehr. Den aainen Win ter hatte die Arbeit sitr die Ausstellung Mte sich ew.^"' Arbeiten mochte er nicht. Des Um herschlenderns der Ausstellung Ende Mai sein dürste? Er könnte Ben Er wußte doch, wie sie selbst über ihre Schriftsteller«! dachte. In seiner ziellosen Stimmung that ähnliche Ding« ein, von denen er nicht das Mindtst« verstand. Bei einer Wegbiegung sahen sie^vor sprachen, und di«s« antwortete ihnen in lebhafter Lustigkeit, obwohl ihr un ruhiges Pferd die Unterhaltung sehr erschwerte. Die Linien der Gestalt dieser Reite- Sein Herz schlug heftig. Er wußte, daß Conny ritt di« Pferde einer Bekannten, nahm er an. Er hatte sie bereits halb scherzend, halb ängstlich gefragt, als ob sie als arme Malersfrau auch auf diesen Luxus verzichten könne. „Ach wie gern!" hatte sie gesagt, beinahe wie Jemand, der von etwas War das Conny? Mit so vielen „Sieh da! Little Conny!" sagte sein Begleiter und klemmte sein Au genglas ein. der Maler scharf. Ihm war seltsam „O ja! Das ist ein« sehr bekannte Dame," sagte der Sportsman lächelnd. „Man merkt, daß Sie sich nicht um Pferde kümmern, sonst fragten Sie nicht. Aber Sie müssen sie kennen lernen. Ein schneidiges kleines Frauenzimmer übrigens schrecklich solid, das muß wahr sein. Si« ist ja Carlsen's Marstall, und er soll sich die Haare ausraufen, weil er sie nächstens verliert, sie will ihren Contrakt nicht erneuern. Denken Si« sich Si« machen ja wohl keinen Gebrauch davon was Mr Carlsen mir neulich in ei nem kleinen Räuschchen in vino v<>iitu» von ihr erzählt hat." Und mit schmunzelnder Genugthuung und vielen Randbemerkungen im Lebewelt jargon erzählte er dem Maler, der wie ein Automat die Füße vorwärts be wegte, von Herrn Carlsen's kleinem Geschäststrick. Unterdessen waren sie ganz dicht an die Gruppe herangekommen. „Guten Morgen, schönste aller Amazonen", rief des Malers Begleiter in cordialem Ton. „Stellen Sie sich vor, daß es einen Menschen gibt" Er kam nicht weiter. Di« Reiterin und der Maler hatten einen Blick ge wechselt nur einen Blick. Sie wußte geizig. Die düsteren Au gen in dem aschfahlen, förmlich ver steinerten Gesicht hatten das Urtheil gesprochen. Im nächsten Augenblick bäumte sich das Pferd hoch auf; besinnungslos vor Schmerz hatte die Reiterin es zu einem wahnsinnigen Sprung ange stachelt. Keiner wußte recht, wie es gekom men war. Ehe Jemand etwas thun konnte, lagen Pferd und Reiterin, die Retterin zu unterst. Der Sportsman riß das Pferd in die Höhe, das unverletzt war. Die Reiterin stand nicht wieder auf. Der Maler kniete neben ihr und beugt« sein Gesicht zu ihr hernieder, ganz dicht, um das Wort «inzutrinken, das die erbleichenden Lippen zu for men sich vergebens mühten. über die verlöschenden Augen. Der herbeigeholte Arzt fand nichts mehr zu thun. . Am anderen Tag« war das Ge dränge vor dem Bilde der „Julia" so Herr im Hanse. nem Spaziergange zurückgekehrt. Wäh rend er Hut und Stock ablegte, warf er einen Blick auf den Tisch. den Tisch. „Aber lieber Franz!" standen?" Hause b,st, e- se, also. w,e .u >.u„- „Ich Hass« diese steifleinenen Gesell allzu sehr?" „Nein, nein! Zu Haus« ist «s mir gemüthlicher." Entschuldigungsgrund." „Du muht den Brief gleich zur Post schicken," drängte die kleine, schwarz lockige Frau Hellborn, „denn da es be stimmt ist, daß wir nicht hingehen—" „Natürlich ist das bestimmt. Habe ich einmal „Nein" gesagt, so hilft kein Bitten und Flehen." „Ich weiß es," entgegnete sie mit tiefem Ernst. Di« dr«i Worte klangen hochtragisch. Er küßt« sie. „Wie lieb, daß Du das einsiehst! denn sieh mal, so wie bei Müllers, wo Mann!" haben. Weißt Du, Franz, «s ist rei that «s mir leid." „Meinetwegen?" „Nun ja, es sollen sehr einflußreiche Minister." „Ein Minister?" Er rief es leb „Jch mag aber nicht!" „Aber ich bestimme es! Keine Wi derrede." tet." meine Studirstube dazu nehmen —" „Die Last! Danke schön! willst meine Ideen kreuzen, und aus zehn Tagen ist bei uns Gesellschaft, „Hier!" sagte sie mit tiefster Restg mes Weib." Warum Miehe sich besserte. „Aber, Metze, wie siehst Du wieder aus!" rief Frau von Herweg entsetzt und hielt sich ihr« strampelnde, zehn jährige Tochter vom Leibe.... Mietze sah flüchtig an sich herab. Ihre weiß« Schürze hing nur noch an einem Knopf, und der rechte Struiypf ivar gerutscht. Aber Mietze machte das nichts. Sie glühte vor Bergnü gen, und ihre Augen blitzten fröhlich zu Mama auf, die in schneeweißer Toi lette mitten im Salon stand und ihre Handschuhe anzog. „Mein Gott was hast Du wieder für Hände! So schwarz! Wo treibt Ihr Euch nur immer herunk, daß Du Dich so zurichtest?!" „Ich spiele mit Carl und Hans und denen... das sind nämlich die Troja ner, und denk mal ich —" Mietze sprang hoch vor Vergnügen „ich bin die Ajax ich die Jahne!" . Mama so wenig Eindruck machte... „Ich wollte, Du hieltest einmal et was auf Dich und wärest nicht „die Ajax!", sagte Mama klagend und nahm ihren blüthenweißen Spitzen schirm aus der Ecke... „Ich hätte Dich gern mitgenommen, aber Du bist mir, offen gestanden, zu schmutzig." Und damit ging Mama .. Mietze blieb allein zurück. Sie stellte vor dem Spiegel Betrachtungen an über Mamas Worte. Was für'«in Ausdruck: zu schmutzig! Aber jeder mann sagte: „Mietze, wie siehst Du wieder aus!" Die Mama sagte es. Papa, die Köchin und Friedrich, der immer an s«inen Livreeknöpfen putzte und all die Damen, die zu Ma ma kamen, und die Leutnants lachten, wenn sie ihr begegneten. Dem dem frechen Schmettwitz, hatte sie ge stern die Hand geben wollen. „Nichts mit der Feuerzange!" hatte der gesagt., Sie >vars den Kopf zurück, nahm die Fahne schüttelt« ihre flachsblonde Mähne und tobte die Treppen hinun ter... Drunten vor der Thür hielt ein vielköpfiger Zug von Quintanern mit Säbeln. Flinten, Papierhelmen und einer Kanone... Kurz darauf trollte der ganze Zug in Reih und Glied auf der iveißbe- Kriegsgesang eine dichte Staub- Wolle wallte hinter ihnen her... Vor an ging die Ajax mit der roth-weißen Fahne'... Eine Stunde später stand Mietze al lein vor der Hausthür. Das war eine Mn Stach^l waren bei der Erstürmung eines Steinhaufens beinahe alle draufge gangen Daß Mietze jetzt im glühenden Sonnenbrand so reglos an der Haus das Geldstück in der Hand —. Sie brannte!... Also so sah sie aus! Und sie senkte den Kopf... Sie schlich ins Haus ganz still ... und suchte un- v«nn Ihnen ein« gütige F«e die Wahl ließt, vorziehen: Reichthum oder eine schöne Frau?" „Natürlich Reichthum, dk schöne Frau würd« sich dann schon finden!" Goldhaar. Die elektrische Klingel meldet diS cret einen Kunden und der tünstler fährt aus seinem leichtes Nachmittagsschläfchen erschreckt in Höhe. Gewohnheitsmäßig wirft e: erst einen Blick in den Spiegel, dann stürzt er mit einem Salto mortale die junge Dame den eleganten Hut vom Kopfe, so ein Mittelding zwischen Kin dersacon und der ausschließlichen „Waschen, bitte." „Au! das drückt!" sie ist unzufrieden. „Immer noch zu fest," ruft sie mit ger nach dem tleiiien Genick, schlanke» Nadeln des Knotens löst. Einex Mo» ment sieht er auf die niederrieselnden Strähnen, aber das zufällige Ausbli cken der in einem Buch« l«senden Ge sellschaftsdame treibt ihm ein ärger liches Roth in's Gesicht. Es kommt ihm zum Bewußtsein, daß in meinen Augen doch etwas anderes, als die rein sachliche Bewunderung dieses herrlichen Haares gelegen hat, und er fühlt sich ertappt. Vorsichtig gießt er das Wasser über den stammenden Scheitel. Dann beginnt er, mit beioen Händen in ihren Locken zu wühlen. Er weiß, daß er sonst nicht so ar beitet, er weiß, daß sie nächstens auf springen wird mit zornig blitzenden Aber sie bleibt sitzen. Nur ihre Blicke sind nun beharrlich gesenkt. Die langsam hereinbrechende Dämmerung und der schwül« Duft des Parfüms versetzen sie in einen leichten Rausch, gegen den sie keinen Widerstand fin det. Es ist beängstigend still. Nur das Wasser in ihrem Haar gluckst leise un ter seinen Händen. Endlich rafft er sich zusammen und greift nach dem elektrischen Trocken- doch! Das Haar wird so wi derspenstig davon. Nehmen Sie Tü cher!" Gehorsam schleppt er einen ganzen Stoß davon heran und beginnt von Neuem, die unter der dunkel ge färbten Locken zu reiben. Sie schmiegt sich, tief in den Sessel mit geschlossenen Augen. Sachte neigt er sich über si«, um die feuchten Stirnhaare zurückzu nehmen. Ist es wahr, daß ihr Köpf chen sich an ihn lehnt, hilflos, suchend? Die Freude schnürt ihm jäh die Kehl« zusammen, tiefer neigt er sich herab. — Ein Seufzer. Der Gesellschafterin fängt es ax langweilig über ihrem Buche zu wer den. „Bald fertig?" fragt sie gähnend. Und er fühlt, daß er nicht länger mehr warten darf, daß die unvergeß lichste Stunde seines einförmigen Da seins vorüber ist. Rasch ordnet er da! Haar und taucht noch einmal unter in den rothen, duftenden Wellen. Ein kurzes Schweigen. Sie steht auf langsam, wie au» einem Traum erwachend. Ihr Kinder gesicht verunstaltet ein hochmiithiger, häßlicher Zug. „Wieviel habe ich zu zahlen? Er sieht, wie die weichen Linien um ihren Mund sich verhärten und er blaßt in kalter, ohnmächtiger Wuth. „O !" Eine Sekunde wartet si« noch, dan» schleudert die Rechte verächtlich einen Kassenschein auf den Tisch. Draußen steht sie nach kurzem Vorwärtsschreiten aufathmend still und erwidert ver gnügt einen flüchtig aufgefangenen Blick der unverschämtesten Bewunde „Was bildete sich dieser alberne Pe- Staubwolken. Glaub' nicht, daß da, wo Staub sich ballt. ' Stets Großes sich enthüllen werde; Für Wagen, Roß' und Reiter galt Gar oft schon eine Hamnulherde. Merkwürdig. „Merkwür dig, daß es den Frauen immer so schwer fällt, ihre Tasche zu finden." „Jawohl, um so merkwürdiger, al» sie die ihres Gatten immer so leicht finden." Wink mtt dem Zaun pfahl. Gattin (di« neue Photogra phie ihres Mannes betrachtend): „Aber Otto, wie ich aus der Photo graphie ersehe, fehlen ja an Deinem Rock zwei Knöpfe!" Gatte: „Ja, schon seit vierzehn Tagen. Gott sei Dank, daß Du endlich das bemerkst! xhilen lassen...." —I ndividu « 11. Frau A.: