Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 10, 1901, Page 2, Image 2

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    2 Tie Blume der?ampagna. I
Abendstille. Die breiten Wipsel der
gungslos' zum Himmel. Irgendwo
läutet das Glöcklein einer Dorfkirche
mit dünner Stimme zur Vesper. Auf
lassen!
bllsch vor, das seitwärts wirr und dicht
sich an den Felsen schmiegt. Es ist ein
Mädchen, braunhiiutig und schlank.
pört und der Herzkirschenmund ruft
zornig: Bettelbub, du! Das vergeh ich
dir nicht!
Leute. Sie erkennt ihn gleich, obwohl
er heute schmuck gekleidet ist und den
Kopf noch höher trägl, als damals auf
der Wanderschaft. Chiara steht im
Sonntagsstaat auf der Terrasse, als sie
ankommen. Das Tuch auf dem blau
schwarz»n Haar ist blendendweiß, Ko
rallenschnür« reihen sich um d«n Hals,
über das enggefältelte Hemd auf das
Mieder hinabfallend; die Goldohrringe
mit den Korallen funkln mit den Bli
cken um die Wett«.
Voll Verwunderung sieht Cesario
sie an. Dann nimmt er den Strauh
Rosen vom Hut und reicht ihn ihr. Sie
aber schaut ihn an, groh und eigen,
mit Flammen in den Augen, di« er
nicht versteht. Die Blumen nimmt sie
und dankt lächelnd. Dann geht sie
daran, die Burschen zu bedienen. Alle
zuerst, am Schlüsse E«sareo. lwd er
muß jedesmal zwei- und dreimZl an
die leere Flasche klopfen, bis sie si«
wieder füllt. J«der alte Bauer kommt
vorher. Mit jedem schäkert und scherzt
si«, für ihn, d«r alle überragt, hat sie
keinen Blick. Die Rosen hat si« nach
lässig auf den Schanktisch gelegt, dort
werden sie von Kannen und Gläsern
Das ist noch keinem von uns gesche
hen! spricht ein«r. Wie es scheint, hast
du leinen guten Eindruck auf di« schön«
Chiara gemacht!
Wollte ich etwa?! meint Cesareo
hochmüthig. Wenn ich wollte, wäre sie
ch«n zahm kriegen?
Cin Fähchen Wein, daß sie bis zum
Nov«mb«r mir folgt wi« «in Kücken der
Henne! laste Cesareo lalt. .
Es gilt! Aber wir wollen Zeugen
sein!
Ich rufe euch, wenn es Zeit ist! Er
wirft das Geld auf den Tisch und ent
fernt sich.
Jeden Sonn- und Feiertag und oft
Abends unter der Woche stellt sich nun
Cesareo in Ciampanellas Osteria ein.
Winkl und trinkt seinen Wein. Und
nur die Blicke seiner sieghaften Augen
huschen hinter dem her wie
Die letzten Rosen! Morgen?
Gaffern! Wenn es dunkelt, willst du
Cesario! flüstert sie. Er gibt leine
gungslos bleibt, zerrt sie angstvoll hef
tiger. Ist ihm etwas geschehen? Nun
ein Knistern, «in Knattern und ein
nella die Wünsche seiner Gäste selbst.
Was ists? Was sehlt dir? fragte sie
der Vater.
Ich weiß es nicht. Es ist wohl ein
Fieb«r!
Im Winter ein Fieber! Unsinn!
Chiara, Geliebte! Verzeihe mir! Ich
bald!^
Antwort?
Da greift sie ins Mieder. Das ist
meine Antwort, Bettelbub! sagt sie
ein Messer in sein« Brust. -
Maria, hilf mir!
t«. Chiara sah ihn, wi« er kuhenfahl
und mit geschlossenen Augen dalag.
Und die Polizisten berichteten seine
letzten Worte: Der, der mirs that, Hai
Zorn und Groll erlojch«n M ln ihr.
Das Herz schlug ihr voll weher, reue
voller Lieb«! Sie weih nicht einmal,
für >ven sie betet! Für einen Lebenden?
Für einen Todten? Niemand bringt
ihr Kunde. Seine Freund« lassen sich
in der Osteria nicht sehen..
Es sind drei Monate her, seit sie ihn
auf den Wagen gelegt, einer Leiche
gleich. Scheint die Frühlingssonne
schon auf sein Grab oder ist er gene
sen?
Ein Wanderer schreitet die Straße
herauf. Seine Haltung ist schlaff, sein
Gang langsam. D«r rothberänderk
Hut sitzt tief in der Stirn und beschat
tet ein mageres, bleiches Gesicht. Als
sich Chiara vom Gebete erhebt, sieht sie
ihn. Ist das nicht er, für den si« in
Liebe brennt »nd sich in Reuk.unh
Sorg« verzehrt? Sie zittert und bleibt
stehen wie festgebannt. Treibt ihn die
Sehnsucht nach Rache her?
lem Gruße vorüber.
Cesareo, wo gehst du hin? ruft sie.
Der Arzt schickt mich heim, in die
Dort soll ich ganz gut werden,
einander wie daiiials, doch di« seinen
sind nicht mehr sieghast, sondern matt
und traurig, die ihren voll Angst und
Cesareo, schreit sie mit einem Mal
und wirft sich an seine Brust. Laß
mich mit dir gehen und gut machen,
Gut machen? meint lächelnd der
Bursche. Wir sind ja nun quitt! Ab«r
glücklich sein wollen wir, wenn du mich
so gern hast, wie ich dich, Chiara!
ihm diesmal statt des Messerstiches ei
nen glühenden Kuß als Antwort.
Rivale».
Herzen zugethan. st
verdammt schmutzig wäre!" seufzt« der
Dozent.
Inzwischen waren zwei Hiihnerhun
stellt hatten.
Abend zu entgehen," sagte d«r L«hrer.
„D«s seligen Hallners Cognak ist
auch nicht so übel," meinte der Dozent.
lauften Herrenhof genannt hatte, be
haglich. Aber in Gesellschaft mit den
Damen herrschte noch immer Frieden
und Freude. Als sie eines Abends
„Sei nicht böse auf mich, Fredrik.
Ich konnte nichts dafür! Ich bin nun
so glücklich; aber es schneidet mir ins
Herz, dich da so zu sehen! Ich kann
nichts dafür, daß sie mich vorzieht..."
Der Lehrer stieß seine Hand fort und
schrie: „Nein, das weiß Gott! Es giebt
du sie bereits gefragt?"
Der gutmüthige Riese senkte den
Kops wie ein betrübtes Kind und sagte
leise: „Ja, Fredrik. Ich paßte vorge-
Koli! krank lagst, die Gelegenheit ab ..
Ja, sieh, alter Junge! Sie mußte doch
selbst die Wahl treffen und..."
ficht zu.
„M«in Gott! Sie sind krank?"
falls hätte ich meinen ... den Dozenten
Karlen bitten müssen, Jhn«n meinen
dankbaren Abfchiedsgruh zu überbrin
te:
„So bald... Es ist w0h1... es ist
wohl...s«hr angenehm für Sie, die
sen stillen Ort zu verlassen, aber
wir..."
und griff nach dem Thürpfosten, um
sich aufrecht zu halten.
„Ich meine, es ist nun hohe Zeit,
mich für all die Artigkeit und Gast
freundschaft während dieser Zeit zu be
danken. Meinen ehrfurchtsvollen Gruß
Ihrer Frau Mutter! Leben Sie wohl!"
Der Lehrer Fredrik Harling brachte
drückte di« Alte an sich, daß ihr fast
der Athen, verging, fragte, ob sie ihm
verzeihen könne, tanzte mit ihr herum.
her, du Hansnarr, sonst trau
«rt sich das Mädchen eine Schwindsucht
an und stirbt. Ich wußte nicht, daß
du dem Kindchen nachsprangst! An
ton."
nicht, Fredrik," sagte die Mutter, als
sür ein Kind?"
„Das ist ein kleines Mädchen, das
sich so furchtbar für Geologie interes
sirt. Es ist die Rede davon, ob wir
b«ide zusammen gründlich den Stein
der Weisen suchen sollen," sagt« der
Lehrer.
Ter «ittMprinz.
Der junge Dr. m«d. Trotzenberg und
j.'in junges, hübsches Frauchen Etta
jchmollten schon seit einiger Zeit ganz
ernstlich mit einander.
Julius, obwohl ein häuslicher, soli
der Gatte, war ein passionabkr Rau
cher, der, vom Ablauf der Nachmit
tagssprechstunden an bis spät in die
Nacht hinein die Cigarre nicht ausge
hen ließ. Frauchen Etta war aber ei
ne noch passionirkre Liebhab«rin von
schneeweißen Gardinen. Diese Gardi
ne» schienen mit der Besitzerin insofern
zu sympathisiren, als sie sich stets einen
Ansall von „Gelbsucht" anärgerten, so
bald sich im Studirzimmer des Herrn
Doctors Ciaar„nrauch verbreitete.
„ Julius!" psiegie dann die pinge
Frau zu rufen. „Sieh nur, wie chine
jengelb dies« Gardinen schon wieder
ne!"
„Aber Ettchen liebes!" pflegte dann
der jung« Gatte zu ripostiren, „so
Habe Dir das schon liX>l Mal gera
then!"
„Gelbe? O Du garstiger Mann! Du
ne an!"
„Braune? Ach herrjeh! Wie lange
würdest Du brauchen, si« schwarz zu
„Schwarz«?" Und Deine Augen?
Wie willst Du sie opfern, ehe Du das
Und Du bist doch ArzN"
chen Etta hatt« das letzte Wort behal-
Hause geraucht.
Wehe, wehe! Und die Folgen da
von?
Dr. med. Julius Trotzenberg hielt
sollten sie verbracht werden?
Clavierspielen? Singen? Ja,
wenn nur der klein« Harry aufwachend
Malen? Sticken? Bei' Lampenlicht?
Ging nicht an.
Schlafengehen? Mit den Hüh
nern? Nein!
Ausgehen? Wohin allein?
Ach! Man war ja allein so al
lein so mutterseelenallein!
Abbitte leisten Wofür denn?
Da fiel ihr Blick aus das Wort
sie ohne Unterbrechung den ganzen Ar
tikel herunterlas. Der Inhalt war
empfangen. Und so s«i also das beun
ruhigend« Intermezzo der Sühnreise
zu einem beide Theile befriedigenden
Abschluß ««kommen."
Hier legte Frau Etta das Blatt aus
„Zwischen uns," so sprach sie halb
laut zu sich selbst, „soll «uch eine Süh
ne stattfinden. Ohn« Sühne kein dau-
Da regte sich Harrychen und «r
-„Mama! Mama! Bubi is aus«-
wackt!"
g« Pfeife ein allerliebstes Tabaks
klopfte.
Aber Abbitte leisten? Wofür
denn? Und er, als Mann?
„Wer ist da?"
Worte.
Thür.
Nanu?
wußk er nicht «cht, denkn
„Aha! So so!" machte Julius.
„Totau! Bubi macht Totau, Pa
knixte in einem fort.
„Totau! Totau! Totau!" Und
dabei hielt er die Pfeife und das Zünd-
Rolle gelben Battist auf dem Arm und
fchen Lipp«n, trat ein und stellte sich
Bücken und Knixen gar nicht aufhören
wollte.
Ein einziger, tiefer Blick in Et-
Wenn Julius'die Pfeife retten woll
eheliche Sühne erfordert, wie di« poli
tische, beiderseitige Zugeständnilft.
Siehe, hier ist Stoss zu gelben Gardi
aber lässest fortan das Cigarrenrau
chen, bleibst hübsch bei den Deinen und
rauchst Ps«is«. Die qualmt doch nicht
so sehr. Nimmst Du an?"
„Ohne Murren, Cttchen! Ohne
Murren!" rief Julius glückstrahlend.
„Und nun ist Friede geschlossen,
Manne?" fragte die junge Frau und
spitzte den Rosenmund.
„Friede! Mit diesem Siegel ra
tificire ich die Präliminarien!" bestä
tigte Julius und küßte sie.
z.üs des Kuckucks scholl ?
Äon Hojsnung und Frauentreue,
Von Wandern und Wied«rs«hn.
Nun die Tage
Eulalia." Alt« Jungfer: „Bitte, ich
bin erst 29 Jahr« alt."
Sei Du nur still und füg' Dich drein.
Denn ich bin groß und Du bist tlein!
Kaum daß der Radler so gesprochen,
Und als der Radler aufbegehrt,
Da hat ihn der Ehaffeur belehrt:
Sei Du nur still und füg' Dich drein,
D t Geheimkassette.
zu denken, als bloß an Liebes und
eines Tages, als Otto im Bureau
war, seine klein« Eva vas
V«rstecktes!
„Ach jeh," dacht« Eva, „das hätte ich
mir viel amüsanter vorgestellt!"
Da fiel ihr Blick plötzlich auf eine
unscheinbare, eiserne Truhe, die halb
versteckt in einem Winkel des Zim-
Evas Augen leuchteten auf. Mit
raschenSchritten eilte si« auf di« Truhe
weh! hier stieß sie zum erstenmal
auf Widerstand. Die Kassette war
verschlossen, und den Schlüssel fand sie
nicht.
Schlosse herum. >
„Ein Vexirschloß!" stieß si« zwischen
den Zähnen hervor.und betrachtet« mit
stige Schloß.
Damit legte si« d«n Schlüssel wi«d«r
Sie wußte also nicht, was in der
Kassette war. Nein! Und sie würde
es auch nicht erfahren. Nein! Und
ab«r doch! Jawohl, g«rade!
Als Otto «ines Tages nach gehab
tem Mittagsmahl seine gewohnte
Hals.
„Ottochen?"
„Was denn, mein Schatz?"
sag' doch, Du närrisches Frau
chen, was Du willst!"
„Otto?"
„J°!"
„Was ist daS für «ine Truhe in
„Der eiserne Kasten?"
.Ja!"
„Das ist meine Geheimkassette!"
„Oh! Und was machst Du denn
damit?"
auch ein geheimes Schloß, das Nie
„Natürlich, Evchen, sonst hätt« es
ja keinen Zweck!"
„Ach! Otto ich möchte wohl
so g«rn einmal sehen, wie das geht."
weiß nur momentan nicht, wo ich den
Schlüssel dazu hab«."
Base?"
„Das ist möglich! Ab«r in wel
cher? Wir haben viele."
ein."
„Nein, dieser Zufall!" rief er ver
„Und nun schließen wir auf, nicht
wahr?"
Und er schloß auf, nachdem er an
„Was denn, mein Lieb?"
„Der Kasten ist ja l«er!"
„Nun ja!"
'ch '