Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 26, 1901, Page 2, Image 2

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    2 Knrzsichtig.
„Ja, sehen Sie, so geht's mir. Und
nun schassen Sie Rath, Frau Barbe",
sagte die „schieche" Renate.
als die linke. Freilich war sie auch
sonst oft schiech, das heißt, mürrisch
und zänkisch, sobald es nicht ganz nach
ihrem Kopse ging. Dieser Kopf war
äußerlich gar nicht iinübel anzusehen.
Ren Zöpfen über dein glatten Scheitel
eine Art Krone bildete, zur köstlichen
Zierde. Einen merkwürdigen Gegensatz
herunterhängenden Lidern in eigen
thümlicher Mattigkeit hervorschauten
und jetzt noch von zornigen Thränen
„Nu, is L Sach'", meinte die alte
Kräuter-Bärbel spöttisch, is ä Sach',
sich um ä Mannsbild so ' anzustelle.
's gut ischt."
Die Alte kicherte vor sich hin, wobei
ihr spitzes, mit einigen sich Irümmen-
gerieth.
„Alte Hex," dachte Renate, „wenn
ich Dich nur nicht braucht', ich wollt'
„Aber ich mag nicht."
Dann faßte sie die Alte unsanft beim
Arm und befahl ihr in barschem Ton:
„Aus der Stell' tisch' Sie mir jetzt die
nechm'S wieder und renn' davon, und
Ihr seht das gelbe Füchse! nimmer
wieder. Es ist mir schon so nicht recht
is viel gesagt", lachte die
Alte boshaft, „es riecht mancher nicht
wie Rosenöl und is doch nit anrüchtig.
Noth und Pein?"
„Hm", machte die Alte und strich
sich mit dem knöchernen Finger über
Bärb'; für ä liebes Wörtle giebt's frei
ischt für das rothe Gold in der Welt
isch also Dei Kreiz? Wolle mer die
Stad'tbaf' Hofgärtnertin nach Tübinze
zu Besuch gegange, so kurzsichtig ge
wej/ bischt, das; Du aus drei Schritt
Dir gemacht Hat, ischt dem lange dum
me Jung' zum eine Ohr 'nein, zum
annere Widder nausgange. Oder glaubt
alt' Krauter-Bärb' soll ä Pfiff dafir
aussinne, daß er den aufgeplatzt kriegt,
gelle?"
Renate, der die Rede>der Alten theil
lneis sehr despectirlich geklungen und
sie arg verstimmt hatte, nickte nur leb
haft mit dem dunklen Kopfe.
„Also", begann die Alte jetzt wieder
und schlenkerte mit den Knochenhän
den, daß es klapperte, „er will keine
Kurzsichtige zur Eichhofbäuerin, und",
hier zwinkerte sie aus den Augenwin
keln listig nach der Försterstochter hin,
«ischt doch selber so kurzsichtig, daß er
lehn scharfe Brille brauche könnt."
„Der?!" machte Renate erstaunt und
fügte mißtrauisch hinzu: „Die Bärbel
nimmt sich wohl heraus, mich zumNar
iel Fuvrcht habe", zischte die Alte mit
gemachter Demuth. „Nein", fügte sie
dann kopfschüttelnd hinzu, „der Eich
hosbauer ischt blind aus dem Seelauge!
Aber Sie Jungfer, wird's ihm
daß Sie Spürauge habe, wie keine an
dere im ganze Dorf und zwanzig Mei
le' in der Runde noch drum erum."
„Aber wie, wie?" drängte die schieche
Renate und neigte sich in brennender
Neugier zu der alten Sibylle hinab.
Hatte sie nurdenreichenSchimmelmann
äugen an seinem dummguten Bauern
gesichte hängen, als gälte es, einem an
gebeteten Heiligen eine Gnade abzwin
gen, ihr sollt's leine Unruhe mehr be
reiten. Mit Landstreichergesindel
wird eine Renate Buchmeier schon fer
tig.
Der übernächste Tag. Die Sonne
schickte sich bereits an, hinter d«m Ei
chenbühel zur Rüste zu gehen, das dem
stattlichen Eichhof zum malerischen
Hintergrunde diente, als Renate Buch
schlagenen Hinterthüre des stattlichen,
halb ländlichen, halb städtischen Woh
nhauses des Bauerngutes heraustrat
und den mächtigen, von Scheunen und
Ställen umstandenen Wirthschaftsplatz
betrat.
auf der Wiese und im Wald den Nest
seiner Arbeit verrichtete.
Mareiken, die blonde Magd, die
Frau Schimmelmann sich vom armse
ligen, hilflosen Findelkindel zur wacke
ren Hausstütz« herangebildet hat, steht
am Brunnentrog und spült Wäsche.
Die Arbeit ist ein rechtes Kinderspiel
für die schlanke, kräftige Dirne, die
gestern sich mit voller Kraft dem bös
artigen Bullen entgegengeworfen hat,
alte Eichhoferist lange todt zu Lei
be gewollt, und, rhu bei den Hörnern
fassend, seiner Herr gewordenes!. Der
Mit keinen« Blick sieht er sie an, w» er
Gott, ja ist eben ein stolzes Bauern
blut, der Jungherr. Und sie? Ach,
wenn eines nicht einmal weiß, wer es
im Weggraben an der Landstraße als
überflüssiges Gepäck hat liegen lassen,
der muß schon froh sein, wenn er sei
ne Glieder unter einem frommen christ
lichen Dach Abends zur Ruhe legen
kann. Nein, die Arbeit, die das Ma
reiken gerade thut, ist nicht schwer, und
doch hebt sich ihre junge Brust auf ein
mal unter tiefen Athemzügen, und das
Blut taucht ihr das runde Gesichtchen
in rothe Rosenfarbe bis unter das in
die Stirne hineinfallende krause
Blondhaar.
„Na, Du da!", wird das Mareiken
jetzt hochmüthig von Renate angerufen,
„hast auch brav aufgepaßt, daß kein
Fleck in der Wäsch' blieben ist? Man
cher that' sich freuen, gelt, Eichhofer,
wenn er den Fleck auf seiner Ehre auch
so geschwind mit Seife auswaschen
könnte. Ich, wenn ich wo.Hausfrau
wäre, alles thät' ich sehen, kein Fleckel
um mich dulden, in keiner Art und
Weise, alles müßte blitzblank und
Leute, ich hätt' noch immer blöde Au
gen, ja was nicht gar. Da schau'", fuhr
sie fort und deutete hinüber nach einer
Scheunenthiire, „was glaubst D', was
ich da entdeckt? Ein« schöne Stopfna
del entdeck' ich, die ein leichtsinniges
hat und stecken lassen. So geht im
Kleinen das Groß« zu Grunde. Aus
dem Pfennig wird ein Thaler, und
die Thaler soll man festhalten. Ja,
laubt ist." .
„Freilich hab' ich ihn gesehen. Du
Döskopf", vertheidigte sich Renate ver
wirrt, mit glührothcm Gesicht, „a»Z
näher und näher, bis sie mit der Nase
fast auf das Holz aufstieß, daß es
schier aussah, als wolle sie daran rie
chen.
Da trat «ben Franz, der Pferde
knecht, aus dem Stalle nebenan her
blondem Haar und verschmitzten, was
serblauen Augen.
„Suchen S' etwa das Stopfnadele,
Freile', das S' vorhin hier 'neinge
fchteckt habe', eh' S' ins Hgus ginge?"
fragte er scheinbar treuh«rzia und fuhr
dann erklärend fort: „Ich bin Hinte''
im Stall g'wefe', Hab's g'sehe', hab'
g'meint, sie könnt' verlöre' gehe' und
hab' sie Ihne' verwahrt. Da habe Se
se Widder."
Renate starrte wie geistesabwesend
aus den Knecht, der von der Innen
seite seines Kittels eine große Stopf
nadel losgepästelt hatte und sie nun
wie einen Spieß dem Mädchen entge-
Da tönte ein Gelächter an ihr Ohr.
Renate fuhr auf. Fürchtegott Schim
melmann lachte sie aus, sie, die stolze
Wie ein rother Nebel legte es sich ihr
ste das tobende Blut wie das Wehr des
In sinnloser Wuth schlug sie nach der
Hand des Knechtes; die Nadelspitze
drang ihr in die geballte kleine Faust.
warf sie zu Boden und trampelte wie
eine Rasende mit den Füßen darauf
herum.
ahnungsloses stilles Gesichtchen?
Nein. Sie wollte schlagen. Aber es
kam nicht dazu, denn Fürchtegott
„Was willscht Du von der, Du Vi
per, Du giftige?"' fuhr er sie mit ei-
Donner klang.
„Was ich will?" schrie Renate außer
sich. „Schlagen will ich sie, die Lard-
Rede zu unterbrechen. Das leiden
schaftliche Mädchen sah wohl ein, daß
es sich übereilt hatte. Ein Trost für
ges Mädle schon warst, und auch Dei'
Stadtbildung ischt nit durch die Herz
kammern gegangen. Armuth und
Niedrigkeit ischt ein ehrlich und ehren
voll Ding, wenn man richtig damit
Schiinmelinan», meine vielgeliebte
Hausehr', und Du kannscht's selber
lese, wenn Du eine Brill' auffetz'st,
denn blöd auf den Augen bischt Du
doch, fvnscht hätt'st Du's lang gesehen,
daß ich Dich nicht mag, sondern nur
Als sie nach einiger Zeit die Welt
Unglückliche angestarrt hatte, leer.
vollster Weise hatte zu Theil werden
derle.
„Wie meinscht Du das, mei Marei
kkn, mei herziges Wuzerle?" fragte der
gut
Liebe für mich hast versteck« wolle."
„Bischt's doch nit mehr, Du Närr
le", lachte der junge Bauer, indem er sie
fester an sich drückte, „Deine klare
Guckle solle aber auch nichts anderes
schauen ihr Lebe lang, als mei mäch-
Staar gestoche hat, ja!"
„Den Staar gestoch«?" rief Marei
ken lebhaft. „Ja freilich wohl die Re
nnt. Ich war des Tods verfchrocke,
wie sie das von dem Anhimmele gesagt
Herrgöttle, wie bin ich froh, daß Du
das Anhimmele nimm«r vermerkt
hascht und —"
die, nein, und nicht gestern war's, nein,
Kräuter-Bärbe war's. Die hat Dich
gar gern! Du hascht Du's angethan
mit Deine Patschhände, mit
schel-Muschel gut heiß, ihre Hinterste
cherei mit dem Franz, der einen Groll
auf die Renal hat, weil sie ihn einmal
bei ihr'm Batter angegeben hat, weg'n
daß er im Wald ä Sägarr geraucht
hat, was doch nit sein soll und auch
nit sein darf. So was! 's Goldstücke
einsacke, 's Freile Renat, wo's aus'm
Brunne ziehe soll, erscht recht neinfalle
lasse und obeein auch noch ä Manns
bild d'rzu zu Hilf nemme, das nit sei
Maul halte lann na, wiedergebe
muß sie der Renat das» Geld ohn'
Barmherzigkeit, dafür laß mich sor;V."
ischt ja für Dich und mich geschehe,
daß die Bärb den Kusche-Musch ge
macht hat."
„Das is all oins," meinte Mareiken
sanft, aber entschieden, „da kann mer
nix anfange, wie sehr, daß es einein
auch angeht. Recht ischt Recht, und
Unrecht ischt Unrecht und lascht sich nit
verdrehe und verwende."
„Freilich wohl. Du strenges Täuble
Du", sagte der Bräutigam und blickte
thu?"
weiteres für eine Zustimmung zu sei
nem Herzenswunsch.
FraiizZsische Mädchen.
Wir müssen in Frankreich vier Ar
ten von Mädchen - Erziehung unter
scheuen: Mädchenerzicyung durch die
(in de» Äollsschulen), durch
die Kirche (in Klöstirn und geistlichen
Schulen), durch die Familie, imHause.
romanisch« Charakter d«r Na
tion hat selbstverständlich die Anschau
ung vom Wesen der Frau, des jungen
Wmochens eigenartig beeinflußt.
Aeußer« und innere Unselbständig
keit sind die Hauptmerkmal« der klas
sisch - französischen Mädchenerziehung
in der Familie. Das junge Mädchen
Di« romanisch« Sitte, welche d«r un
verheiratheten Frau nicht gestattet, al
lein, unbegleitet auf die Straß« zu ge-
man, welcher in gewiss«« Kreisen de:
jungen Ungeduld den Weg in di« weit«
itllelt öfsnet, und wir^haben
um se
hen. Das Vorurtheil war stärker als
sie. Statt einfach allein auszugehen,
ließen sie sich in Abhängigkeit zurück
schrecke». Warum ? Weil ein Mäd
chen, das es wagt, allein auszugehen,
in stockfranzösischen Kreisen Zweifel
an seiner Tugend erweckt, weil es, sehr
prvsaisch gesprochen, seinen Werth auf
dem Heirathsmarkt beeinträchtigt, weil
Mit der inneren Selbstständigkeitist
französischen Jungirau in der Mehr
zahl der Fälle verwirklicht werden
könnt«.
ne, wisse, ahne sie nichts von dem, was
in der eigentlichen Welt da vorgeht, als
seien Puppenstube, Kirche, Schul« ihr
ausschließliches Interesse, thut, als
glaube sie noch mit achtzehn Jahren an
alle Kindermärchen, so daß man, den
Terenzschechn Vers parodirend, von ihr
sagen könnte: Ein junges Mädchen bin
ich und alles Menschliche ist mir fremd.
JnWirklichkeit aber gibt es vielleicht
keine Nation, deren Mädchen schärfer
beobachten, mitleidsloser beurtheilen
und kälter berechnen als di« jungen
Französinnen. Die Grundeigenschaften
der Nation machen sie in dieser Hinsicht
allen anderen (die Amerikanerinnen
Der Franzose ist ein nüchternerCha
rakter, von analntischem Geiste, ohne
besonders entwickeltes Gemüth. Er
schäftssrau oder Salondcime (was in»
Grunde dasselbe ist). Diese Anlagen
vermag auch das Erziehungssystem
sich wiederum sehr wesentlich von uns,
nicht in dem Maße ihre ganze Existenz,
wie dies bei der Mehrzahl verheiraihe-
Weniger «ine Persönlichleit vor der
Ehe. bleibt die Französin es in.Hön-
mit der Ehe, während die Engländer
von ihr«n jungen Frauen sagen, daß
sie „on tl><> xlx'lk" (auf dem Regal)
häuslichen Herd mit d«s Gatten Speise
und der Kinder Gewand beschäftigt.
Die Mädchenerziehung in der wohl
habenden, französischen Durchschnitts
p»>-it»m, in dem natürliche Findigkeit
und Begabung die Macht erzwungener
Unwissenheit thatsächlich völlig bre
chen. Officiell fabrieirt diese Erzie
hung kleine Heilige, in Wirklichkeit
bildet sie Weltdamen, die sich für die
Unfreiheit ihrer Jugendjahre mehr als
schadlos halten, d«nn in welchem Volke
hätt« die Frau je die gleiche Rolle ge
spielt wie bei d«n Franzosen, die ihre
Philosophie in den Worten nieder
legen: Oliorr-I«'!'. ln kl'mmo und O
Mcilschciiücrachtuiig.
kels?""
Der Alte nickte.
„Und doch lächelst Du?"'
chew^'d
Sehnsucht stillt, alle Wunden heilt
Der Alte stutzte."'^
„Den Stein der Weisen? .... Nun
ja, Du hast wohl Recht, mein
Freund."
„Aber wo ist er?"
„Tief drinnen!" versetzt« der Alte
und schlug sich auf die Brust.
„Was meinst Du damit? .... O
sag' es mir! rief der Jüngling und
Knie. Was ist der Stein der Weisen,
lindert?"
Da erhob sich der stolze König und
sprach:
„D-'-k ist die tief«, stumme Men
— Unter Müßiggängern.
A.: „Da sagen die Leute, daß Arbeit
leine Schande ist, aber eine Ehre ist sti
doq auch nicht." B.: ich achte
?Wie ist das wohl. Herr
Lieutenant, im siebenten Himmel
sein?" Lieutenant: „Aeh, angenom
men, ich küsse Sie beim siebenten
Kuß sind Sie eben im siebenten Him
mel." .... .
Jetzt, wo der Besitz von tizianrothem
Haar in Paris so gewöhnlich geworden
ist, daß es nicht mehr beachtenswerth
oder vornehm ist, färben die Pariserin
nen nicht länger ihr Haar in der ver
langten Schattirung, Dasiir ist eiv
andere Modethorheit ausgekommen:
Zur Zeit ist es der brennende Wunsch
tur einige Zoll hinzuzufügen. S«it
Jahren versucht sie das durch hohe
und kunstvolle kleine Erfindun.'
zierlichen Schuh« gelegt, ihr ein«ir
Extracentimeter verleihen. Nunmehr
ist aber, dank der geschickten llntdeckung
eines vornehmen Boulevarddsktors, für
die kleine Schöne eine Hoffnuug vor
handen, das Ziel ihres Ehrgeizes besser
zu erreichen. Infolge eines sinnrei
chen Verfahrens, durch das die Gelenk
der Knöchel und .Knie täglich mit einem
elektrischen Rundkörper bearbeitet wer
den, wird die knöcherne Substanz an
ben Gelenken ausgedehnt und das
Knochenwachsthum angeregt; auf diese
Weise werden die Glieder wesentlich
verlängert. Der Dvttvr wendet den
Nuiidkörl'er auch am Rückgrat an und
Häuft.
Es gibt ein Märchen von schönen
Blumen im Wald«, aus deren festem
rolh und weißem Blüthenballe, wenn
der Schnee zergangen ist, liebliche
Sommer in reizender Jugend unter
dem Waldesschalten und dem Vogel
sang hinleben. Wenn aber die Brun
nen zu fließen aushören, der Wald
fahl wird und die Vögel verstummen,
dann schwinden die Kinder der Blu
vergeht. Den wundersamen Blumen
lassen sich die Menschenmädchen ver
gleichen. Ist der Vorfrühling vorbei,
und das junge Menschenkind aus den
schießt es auf wie jene Waldpflanzen,
und wenn die Zeit der Reif« genaht ist
und Ahnung und Sehnen sich um die
springenden Hülle des Kindes das
süßeste W«sen der Schöpfung, die
Jungfrau. Aber die Brunnen der
Jugend rinnen nicht immer, die Blät
ter der Schönheit riefeln eins nach dem
Lebenston der Liebe verhallt. Da ver
hüllt das Weib sein Antlitz, und Heil
ihm, wenn es sterben kann, wie jene
Frauen des Märchens. Anmuth und
hauchlose Reinheit flechten sich gleich
Rosen und Myrthen zusammen und
drücken dem einfachsten Weibe eine
glänzende Krone auf das Haupt. Hö
her angelegte Völker haben vor der
Jungfräulichkeit stets ehrfürchtige
Scheu gehabt. Sie wußten die er
sehnte Wiedergeburt der Gottheit nicht
anders zu vermittelt, als daß sie den
Jungfrau entstehen ließen. Sie' ver
liehen der Jungfrau Kräfte, welche
das menschliche Maß übersteigen. Di«
Gab» der Weissagung ward ihr Ver
des Weibes.
Königin und Abgcordnctcr.
Daß nicht jeder, der einmal zu einer
Königstasel gezogen wurde, auf dem
glatten Parkett des Hofes sich zu
Hause fühlt, ist erklärlich, denn zuwei
len wird diese Ehre auch Leuten zutheil,
die weder hochedel- noch hoch- noch
hochwohlgeboren das Leben dieser Welt
erblickten. So ist es zum Beispiel in
Sachsen Sitte, daß nach dem Zusam
mentreten des Landtages die Land
ständ« zur Königstafel gezogen werden,
alles durchaus brave u. biedern Herren,
Seiltaiizen. Und bei solchen Land
tagsessen im Dresdener Königsschlosse
Passiren denn oftmals ganz seltsame
D!nge. So wurde einmal d«r j«tzigen
vom Lande, als sich die Königin im
Cercle nach dem Mahle bei dem betref
fenden Herrn erkundigte, ob er auch
be, zur Antwort: „Na, Majestät, wir
gehen ohnedies noch ein wenig zuKneist
Gelächter der Umstehenden hervorrief.
—Aufde m M a r s che. Feldwe
— Suggestion. Ä?ame: „Ich
kann garnicht verstehen, wh Ihr Vetter
diese häßliche CommerzienralhstvÄi''
b^inlnottM
mit der Gesundheit?" B.: „Schlechter
wie je; mich haben die Aerzte ganz auf
den Hund gebracht!" A.: „Da wenden
Sie sich doch jetzt mal an einen Thier«
arzt!"