Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 19, 1901, Page 6, Image 6

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    6 A)cil» man alt wird.
Gefälligkeiten tonnte man wohl auf
dem Altar der Freundschaft darbrin-
H 112 jh h N de
befestigt. Unter dem Beifallsjubel
«ilt.
Sein noch immer schön erscheinendes
Antlitz wurde plötzlich um zehn Jahre
älter, die kühle Nachtluft empfand sei
ne hohe, stattlich« Gestalt mit Unbeha
nicht schon für einen Verlobungsring
Jahren versuchen würd«? ... Bah! Er
hatte zu viel von der Welt gesehen und
Maschine genäht werden würde!
Mädchen? O ja, wäre sie
Zubehör" in so traurigem Mißver
hältnis standen zu ihrer Jugendkraft
und Herzcnsungeduld. dann
«wählt hatte?
Er fing eigentlich an. kindisch zu
werden. Er konnte nicht mehr «inen
sein möge, doch einmal besessen hat!
die Jugend! ,
Er besann sich darauf, w'e er selbst
di« einem Manne in seiner Position
nicht gefährlich waren. Und man hatte
ihn froh und dankbar aufgenommen,
ihn stets auf den Ehrenplatz gesetzt und
eifrig seine Bemühungen anerkannt;
wenn er aber selbst mit Hand ans
. Werk legen wollt« und an Arbeit
theilnehmen, war man verlegen und
zurückhaltend geworden, hatte ihm
gezeigt, daß es für ihn zu anderem, als
zur Dekoration zu dienen, zu spät wä
re.
! Utid das Schmerzlichste war, daß er
gar nicht alt war! Sein Arm und Fuß
und Blick waren noch jung, er „sah
noch immer brillant aus", und sein
Verstand war in der höchsten Entwick
lung. Was ihm fehlte, war die Trieb
feder des eigenen Heims, der Pflicht,
des Ideals, ihn ergriff ein Vermissen,
das dem bis zum Rande gefüllten Po
kal des Lebens einen bitteren Geschmack
verlieh und ihn selbst dahin brachte,
sich alt zu fühlen.
Schlüssel in die Entreethiir steckte.
Drinnen auf dem Stuhl saß ein
Mann, d«r sich bei seinem Eintritt er
hob und zu ihm sagte:
„Verzeihen Sic, Herr Hofrath, aber
morgen um zwölf Uhr brauche ich
nothwendig das Geld, das Sie so gütig
waren, mir zur Abbezahlung auf mei
ne Droschke zu versprechen, und morgen
frühe wage ich nicht, Sie zu stören!"
Der Hofrath begrüßte ihn freund
lich, setzte sich dann an den Tisch und
lieber Gertfon?" '
„Ja, ja, am Freitag!"
„Meinen Sie nicht, es wird ein bis
chen schwer werden, nur so auf Schul
„Behält man nur seine Gesundheit,
und geht es nicht schief mit den Pfer
den, dann macht sich's schon."
„Und Ihr Mädel, ist sie brav?"
Hofrath!"
nen, ernst mit einander zu reden.
viel ich iveiß. Danke unterthänigst
für das große Vertrauen, daß Sie mir
so ohne Bürgschaft borgen wollen!"
Und dann steckte er de» Check ein
und ging, sich verneigend, hinaus mit
festen, dreißigjährigen Schritten.
Der Hofrath sah ihm mit einem bö
nachblickt, dem man geholfen hat"^
Wäre Gertfons Jugend und froher
Muth etwas gewesen, was man rau
ben und sich einstecken könnte, wäre je
ner Mann in diesem Augenblick von
seinem Wohlthäter nicht so unbehelligt
l.» bell» digpoli.
Bella Napoli"!
Jawohl, „la bella Napoli" die
triebene Enthusia/.en, die das „schöne
Napoli" nicht lediglich durch daS Glas
Romantik betrachten und es höchst
despektirlich als das „große schmutzige
Dorf" bezeichnen. So unpoetisch ver
fahren ganz besonders der Norditalie
ner, der Florentiner, Mailänder, Tu
riner, di« an ein vornehmes, ernstes,
zum Mindesten wie in der lombar
dischen Metropole doch reinliches
und modernes Städtebild gewöhnt
sind und über das Stück Orient im
Süden die Nase rümpfen. Ja, da der
Norden politisch an den Süden gekettet
ist, dessen Freuden und Leiden mittra-
Gerö stete Kastanien,
gen, dessen Sünden und Schulden mit
tilgen muß, so herrscht dort im großen
Ganzen wenig Zärtlichkeit gegenüber
den Neapolitanern und zumal keint
Spur des den Deutschen eigenthümli
chen süßen Napolidusels jenes Tau
mels, gebraut aus Sonnenschein, Fa«
lerner und „dolce far niente", der da
gipfelt im lustigen „finuculi, finucula",
«ndlich sehnsüchtigen „Addis, mia bella
Napoli, addio. addio"!
Und da wir keine Söhn« Italien?
sind, so halten wir es schließlich lieber
mit denen, die Neapel begehrenswerth,
idyllisch finden . . . unter der Bedin«
sto, dessen bekanntes Wort man varrii
„Bon Zeit zu Zeit seh' ich Neapel gern,
Doch hüt' ich mich, darin zu leben."
In der That, wer Neapel anderZ
als vom Gesichtspunkt des Absoluten
schen Zeit, die eines schönen Tages
über das Mittelmeer schifften und sich
im Schatten des Vesuvs niederliehen,
sesbkcher der Weltgeschichte üb«r das
Land Italien ergoß. Weh«, wer dleseZ
Neapel mit preußischen
Und dies, wohlverstanden „par ordre
du Mufti" in welchem Falle der
„Mufti" den schönen Namen Natur
oder „Milieu" führt.
Unsere Bilder schildern uns einige
der zahllofkn Typen, die sich in dem bi
zarren Menschenkehricht Neapels ent
wickeln. Wer Tags oder besser noch
Mittags und Abends durch den „To-
Sackmütze bedeckt; zahllose „Geschäfts
wirklich großstädtisch ist das Lebm.
gleichen ins Ohr. Bis spät nach Mii
harmonische Durcheinanderklingen und
Rauschen und Tönen aller möglichen
Rufe, Stimmen und Musitinstrumen-
Papa Vesuv fein« Rauchwollen
herüberbläst und in der Morgensonn,
der glitzernde, flimmernde Tiberius
felsen von Capri seine Grüße schickt,
dann nehmen sie für den erhabenen
Anblick doch gern manches Verdrießli
che mit in den Kauf. Sie lassen nichts
auf die „bella Rapoli" kommen, trotz
gen und Sanitätspolizei, wie sie die
Zierde der lieben Heimath bilden.
JnderSommersrische.
Hansel (zur eben eingetroffenen
Sommerfrischlerin): „Malst leicht
Heuer wi.'d'r auf'm Acker drauß'?"
„Gewiß! Freut Dich das?"
„Freili Vadcrn auch, weil er
da halt g'rad' ka Vogelfcheuch'n
Wie der Apotheker Angst»
OHimmel!
Freund Max: Warum denn so be
trübt, lieber Freund?
Ebemann: O Gott, mir steht das
jüngste Gericht bevor!
Max: Das jüngste Gericht? Nanu?
Wieso denn?
Ehemann: Meine Frau hat heute ze,
locht!
ivas^man bei Dir mehr beneiden soll
Dein Glück oder Deine Toilet- !
t-»!"
Die Echroth schc Kur.
Lindewiese in Oesterreichisch-Schlesien.
Die Grundlage dieses Systems beruht
auf erhöhtem Stoffwechsel. Da diese
Diätkur nach Schroths Ansicht durch
Erzeugung von Fieber die Naturheil-
Die drei Hauptfactor«n dieses diäti
schen Heilverfahrens sind: 1. die feucht«
Wärme, 2. die trocken« Diät, 3. der
Wein. Da« erste und wichtigst« der
angeführten Heilmittel ist die feuchte
Warme, welche durch Einhüllung in
kalte, feuchte Tücher, Decken und Betten
(sogenannte Ganzpackung) erzeugt
Diät und zeitweilig« Entziehung b«s
Getränks erzielt. Als Nahrung ge
stattet Schroth nur altbackene Semmel
Sago, Hafergrütze, Gries etc., als al
leiniges Getränk nur den Wein, welcher
vermöge seiner erwärmenden und Iräf-
Alle anderen Getränke, auch das Was-
Am Dursttage.
In früherer Zeit zerfiel die Kür in
fergrütze, Gerstenschleim oder sonst ein
Gemüse, Reis, Gräupchen, Gries,
Sago, Nudeln u. f. w., Nachmittags
spruch nimmt. Die Vorschriften hier
für sind allgemein wie folgt: Montag,
Trinktage, an welchen Mittags eine
Kursuppe: in Wasser gekocht« Graupen,
Reis, Grütze, Haferschleim und 4
Stunden später ein Achtel warmer
Rothwein und bis zwei Viertel kalter
Wein, je nach Vorschrift rother oder
weißer, genossen werden darf. Don
tage, an welcheii bereits früh ein Vier
tel rother Glühwein erlaubt ist, Mit
tags Kursuppe und Kurspeise: in Waf
fiinf Viertel kalter Wein.
Je nach der Krankheit und Wider
-2 Stunden im Gesicht geschwitzt hat,
Es ist daher selbstverständlich, daß
inuthigt und in seinen Hoffnungen auf
Genesung blstäikt; di Strapazen der
vorhergehenden Durstlage iveroen ver-
Den Gegensatz der Trinttage zeigen die
In der Packung.
„Dursttage". Im Kurhaus zu Linde
sich die erlaubte Kurspeise: die trockene
Versuchung widersteht. Die Zeit ver-
Vorschrift mit leichter Reisbouillon,
Reis mit Huhn (sog. Wohlgeschmack),
eingemachtem Huhn, gekochtem Schin
derlich ist.
Kiescrnadel-Berwerthung.
In Oregon bildet sich ein
reicht oft mehr als 20 Zoll.
destillirt. Aus etwa 2000 Pfund Na
deln erhält man 1V Pfund Kiefernöl,
so daß sich der hohe Preis desselben
wohl erklären läßt. Ein Theil der
In der Destillation.
getrocknet und dann gesponnen und zu
Geweben verarbeitct. Mit Haaren ver
mischt giebt die Kiefernadelfafer eine
riechende Polsterung für Kissen, Ma
tratzen u. f. w. Auch zur Füllung von
Cigarren findet die Faser Verwendung
und entwickelt beim Rauchen einen mil
den Duft. Mit dem aus den Nadeln
gezogenen Oel werden Toilettefeifen
und sonstig« Toiletteartikel impräg-
Zwiespalt.
Der Pantoffelheld.
„Jetzt will ich doch 'mal im Zherech!
nachschlagen, ob denn der Mann in der
Ehe gar leine Rechte hat!"
Ein Optimist.
Moritz (zu seinem Vetter, der soeben
vom Pferde abgeworfen wurde):
Siegfried: „Red' lein Stuß, Moritz,
siehste nich, daß ich reit' spazieren!"
Nu dl esse odl ige.
nicht gefällt, Herr Nudelm.iier?"
„Wissens, dös is, wie mit die Au
stern: grausen thuat's mir davor uni
L u st i g e F r a g e.
Pfennig Oel/"
Commis: „Wollen Sie damit d«
Abgeblitzt.
' ' ' ,' '' '
mir, Kleine?"
Stalldirn: ~J' net, aber mei' Kuh