2 Rumänische Liebe. »Muß es denn sein, Santa, gi«bt es leinen anderen Ausweg?" Diese Worte sprach leidenschaftlich erregt «in jun ger Ossicier in der kleidsamen rumäni schen Ärtillerieunisorm zu «inem jun gen, kaum den Kinderschuh«» entwach senen Mädchen. Er war bildhübsch, die elegante lraftvolle Gestalt schlant und biegsam, das edelgeschmttene Gesicht strahlte in südlicher Schönheit, belebt von einer Seele, welche es durch d«n beständig wechselnden Ausdruck geradezu unbe- Jn Rumänien sind die Frauen fast durchweg nicht so hübsch wie die Män ner. Doch Santa versprach eine Aus nahme von der Regel zu machen; vor läufig war die Gestalt noch ein wenig zu Hein und zart, die dunklen Augen blickten sast unnatürlich groß aus dem schmalen Kindergesichtchen. Aber ge rade dieses Unentwickelte und Kind liche der ganzen Gestalt, vereint mit der bräutlichen Würde, die si« sich ge ben wollte, machte einen bezaubernden Eindruck.H» „Es nM sein, Janco, sonst würde ich auch nicht gewagt haben, Vaters Gebot zu trotzen. Wenn er ahnte, daß Du hier bist —in unserer Wohnung! Ich darf gar nicht daran denken. Aber sehen mußte ich Dich noch einmal, und dann wollte ich Dich auch noch bitten Janco, recht bald nein, heute noch abzureisen!" Und sanst setzte sie hinzu: meinetwillen! Bin ich erst verheirathet, und ist eine Zeit ver gangen ein Jahr dann kommst du zurück, dann wollen wir all«s nach holen!" einander plaudern, denn dann hat mir der Vater nichts mehr zu sagen und Sie lacht« auf: „Dann bin ich ja Frau!" „Aber Santa, ich bringe es nicht über mich, Dich einem andern Mann zu überlassen, ich kann es nicht!,, „Denkst Du denn, daß es mir leicht wird?" Ihre Stimme klingt leise und traurig. „Aber Du hast ja kein Geld, Janco, ich leider auch nicht, das ist eben unser Unglück!" Ein halbersterbendes Lächeln umspielt ihren Mund. Eine Weile ist es ganz still in dem nur dürftig möblirten Salon, dessen verschämte Armuth überall durchblickt. Der Ossicier ist tiefernst, «in wirtlich« Schmerz, der erste in seinem jungen Leben, prägt sich in seinem Antlitz aus, denn er liebt Santa, liebt sie mit der ganzen hingebenden Gluth und Leidenschaft seines Volkes! Das sühtt Santas hübsches Kindergesicht Geld! „Weißt Du, Janco," das „Dieser Brosteanu dieses Scheu sal," stößt er hervor. begehrt. Ihr Gesicht wird blaß, sie dernswerth. „Monsieur Nelescu verabschiedet sich, da er an die Grenze versetzt ist, auch Sie sieht den Geliebten schelmisch, schnell lächelnd an. abschiedet? sich Nelescu. Noch einen letzten traurigen Blick tauschen die Lieb«nd«n. Das Brautpaar ist all«in; zum «r -fi«n Mal. Und als «r jetzt sein« wul stigen Lippen auf ihren frischen Kin d«rmund preßt, da kann sie es trotz aller B«h«rrschunz nicht txrhindern.l daß sie heftig Mernd zusamnxnsährt «uid in Thränen ausbricht. Der Mck- liche Bräutigam ist etwas erstaunt, doch schnell tröstet «r sich das tommt von den Nerven, giebt sich aber bald wieder. Und mit einem heißen Blick streift er Santas kindliche Gestalt. Und es gab sich schnell. Victoria entlang und draußen Ivac Frühlingsluft, Menschengewühl und überschäumend« Lebensfreude. dige Fluth, Wagen reiht sich an Wa- Noch einmal steigt das Bild des Ge- Janco? Di« Leidenschast d«s Monsieur Bro- Und Santa? Sie hatte ja nichts Anderes als Gattin erwartet, sie wußte ja, wie al lhümliche Erwartung, «in unendliches Ähnen. Sie w?v es sich selbst nicht gestehen, pnd doch kann sie den Augen blick nicht erwarten, ihren Jugend freund wiederzusehen. Warum hat sie ihn auch auf ein Jetzt sind erst acht Monat« ver- s 'h «fe da er nichr Schon ist sie entschlossen. Da hält sie eines Tages «ine glatte, goldgeränd«rte Karte in Händen. Joan Nelescu Ida Stein Vermählte. Ein jäher Schreck ersaßt sie sür einen Augenblick, doch gleich ist si« wieder Herrin ihr«r selbst, und ruhig plaudert sie mit dem verabscheuten Gatten über die unerwartet« H«irath d«s fernen Jugendfreundes. Eigentlich machte ihr dieselbe ja auch wenig Sora«. Janco hat eben gehei rathet wie sie; hoffentlich ebenso reich. Aber vergessen wird er sein« kleine Santa deshalb ebenso wenig, wie sie ihn, dessen ist sie gewiß. Und so war «s auch, Janco hat seine Jugendliebe nicht vergessen. Dies hat ihn zwar nicht gehindert, inzwischen di« Tochter eines österrei chischen Gastwirths, der in Rumänien steinreich geworden war, zu h«irathen. Sie hatt« sich in d«n schönen, ele ganten Ossicier verliebt, und der Va ter hatte Geld genug, seiner einzigen Tochter den Mann ihrer Lieb« zu laufen. Aber sein« Liebe gehört darum doch nur seiner Santa! Nach einem Jahr sahen sie sich wie der, in äußerlich zwar veränderten nichts gegen die unsichtbare, geheimniß volle Macht, die sie zu einander trieb und sie wollten auch nichts dagegen thun. Madame Brosteanu Monsieur Nelescu sieht man überall zusammen, im Theater auf der Chaussee in Gesellschaft; zuweilen begleitet ihn eine blasse, blonde Frau, die er aufmerlfam die jetzt vollerblühte Santa mit leiden schaftlichen Blicken zu betrachten. Sic ist meistens allein, ihr Gatte hat „ge schäftlich" soviel zu thun. Was ist na türlicher, als daß der langjährige Freund ihr Ritterdienste leistet? der, wi/gewöhnlich, „geschäftlich ver hindert" gewesen, sie zu begleiten, in der Gesellschaft d«r feschen franzö sischen Chansonette, die allabendlich im „Etablissement Hugo"Triumphe feiert. Madame läßt ein leises „Aha" er tönen. Ihr Gesicht ist «inen Moment duntelroth, di« Flüg«l der seinen Nase beben, eine lang zurückgehaltene Lei denschast bricht aus den Augen, lagert Mund! Monsieur Brosteanu gilt als glückli cher Ehemann, er wird vielfach um d«rt, s«in«n «igenen Vergnügungen nachzug«h«n. >?r tst zufrieden, das Ist Santa ist die v«rkörpert« Glückselig keit. Ein« unbändige Freude am Le ben strahlt aus den glänzenden, dunk len Augen. Sie hat ja nun alles, was sie er strebt«. Di« beiderseitige Heirath ge statt«! ein«n ungenirten, gesellschaftli ch«» Verkehr. Täglich sind sie zusam men der «l«gant« Ossici«r und die Nur die kleine blonde Frau, die sich immer mehr von d«r Gesellschaft zu rückzieht freilich ohne vermißt zu Sie versteht eben nicht rumäni sche Liebe rumänisches Leben! Tos Kind. was zerstreut, Herr Riedel." „Mir geht allerhand im Kopfe her um," sagte Riedel, «in Mann an krank, seit zwei n^ verstehen mich wohl, Rie Ried«l verstand. Er tauchte di« F«- » » » Riedel hat das Bureau verlassen und wandert heim. Ein kalter Wind eine Mutter noch mehr. Sein« arme Frau! Was die Alles s«it zw«i^Tag«n tiefes, stilles Weh, das m«hr sagt als Hers sind aufgebauscht. In der einen Tasche steckt die Flasch« Tolajer, die er Franzi so gern hört und bei dessen silalisches Talent, der Bub. Von ei renden Trompetensignals der Feuer wehr gleich das erste Mal, als er sie hört«, musilalisch vollständig correct nachgeahmt? Riedel lächelt. Er sieht ch«n hineinzwitschert: Tra, ra! Tra/ ra! Musitalisches Talent zeigt sich eben' sehr früh. Er wird ihn Musik studiren lassen. Unbedingt! Das ist «in Berus, wo ein großes Talent stets durchdrin gen muß. Es wird freilich ein schweres Geld tosten, bis aus dem Jungen was Wird. Man wird sich eben noch mehr einschränken müssen, als dies jetzt der Fall ist, und vielleicht findet sich mit der Zeit irgend «in Nebenverdienst. Was thun Elt«rn nicht All«s für «in einziges, hochbegabtes Kind! Und di« Erziehungsloskn bild«n ja schli«ßlich Eltern zugute kommt. brauch« es Schwarz aus Weiß in den Zeitun gen: „Der berühmte Componist Franz Riedel." Warum nicht? Es ist schon Alles dagewesen " „Guten Abend, Herr Riedel!" Er fährt erschreckt zusammen. Es ist d«r Hausmeister, der ihm den Abendgruß entboten. „Guten Abend!" sagt Rie del und steigt die Treppe zum zweiten Stock empor. » » Hi«r bleibt er wieder stehen. Es ist ihm aus einmal so Ängstlich, so bang zu Muthe. Der Hausmeister hat ihn mit so seltsamen Blicken ang«schaut. Was bedeuten di«s« Blick«? Er sinnt darüber. Er muß d«m Mann aufg«- sall«n s«in, weil er so verloren dastand. Es ist auch in der That s«ltsam. Er hat im Bureau mit peinvoll«r Unge duld auf die Zeiger der Wanduhr ge starrt und die Minuten gezählt und das Ende der Amtsstunden kaum «r -wart«n können, um zu feinem kranken Kinde zu eilen. Er ist mit fieberhafter Eile vom Bureau zu sein«r Wohnung schnxr in s«in«n Gliedern und er zö gert, die zwei letzten Trepp«n empor zusteigen. Kein Wunder, «r hat die letzte Nacht fast k«in Aug« zug«than und tagsüber so unendlich viel gcrech det er sie, es überkommt ihn wie ein Ohnmachtsanfall. „Ich will mich stär ken," sagt er, zi«ht die Flasch« hervor, führt sie zum Mund« und trinkt dar- Welt. Das sieht er jetzt All«s in sein Kind schläft," fliegt sc fr«i, so froh zu Muth«, so l«icht Er lacht leise in sich hinein. Es fügt sich gut, daß seine Frau schläft. Die würde ihn schön angeschaut haben, ivenn er in seinem angebeil.'rt«n Zu stande sie begrüßt hätte. Denn er ist angeheitert, ja sogar start bekneipt. gegen das Licht der Lampe. Sie ist fast bis zur Hälfte geleert. Er schüt telt den Kopf. war ein gar mäch ihm erwacht. Ja, was man in der Ju vergessen. Er stellt di« Flasche auf den Tisch. Dann bringt er di« Schach- Tie Töchterschulen der t?yren- Legion. dem Ersten in's Leben gerufen wor den sind. Napoleon wollte in den Au gen der Armee den Werth dieser Aus zeichnung dadurch erhöhen, daß «r den Töchtern und Schwestern gefallener oder noch lebender Officiere, Inhaber der Ehrenlegion, eine unentgeltliche E rziehung sicherte. Den Plan faßt« er in sterlitz; fein Blick fiel zunächst auf das Schloß von Ecouen, dann auf die Ab sich später die Loges an. Die ursprüngliche Idee entlehnte Napoleon wohl König Ludwig dem Vierzehnten, der in Caint-Cyr eine Schule für die Töchter unb«mitt«lt«r Edelleute'gründete. Aber nachdem er einmal die Schulen zum Lob der Eh renlegion ins Leb«n gerufen, verlor er sie nicht wieder aus dem Aug«, stattete ihnen in Begleitung seiner zweiten Gemahlin Marie Luis« «inen langen gemeldet und nahm dann alles in Au genschein, die Küch«, die Schlafzimmer, di- Schulhefte u. s. w. Di« Begeiste rung, die er nach ein«m solchen Besuche zurückließ, kennzeichnete sich dadurch, daß die Schülerinnen hinterher mit Vorliebe dort ihre Füße hinsetzten, wo auf d«m Pflaster und dem Fußboden der Kaiser selbst seinen Fuß hingesetzt hatte. Nach Ecouen zog ihn besonders die Oberin, die berühmte Madame Campan, deren Erziehungsideen mit den seinigen übereinstimmten. Er leon, der von diesem Anspornungsmit tel nichts wissen wollte. Die Farbe des Gürtels richtete sich nach der höhe- Bern uns die Bären. logisch, gerade wie die Geschichte von den Gänsen des Kapitals. Wir ha ben es vielmehr mit TotemS zu thun. In Cäsars Denkwürdigkeiten steht die wichtige Notiz, daß es bei d.'N mische Schriftsteller meint daher, daß Vergnügen hielten. In Wirklichkeit waren es heilige Thiere, Totems, die durften. Auf dem keltischen Fest lande läßt sich dieses Nachleben des Mertenswerth ist. Im Jahre 1832 Der Name Artio ist keltischen Ur- Attribut der Göttin, das ihr heilige Thier. Also der Bär, welcher der Stadt Bern den Namen gegeben hat, Dicnstvolcngcschichtcn. In einem am 3. Dezember 1644 vom Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg gegebenen Edikt heißt es, daß das Gesinde stets nur aus ein volles Jahr gemiethet werden soll«. Wolle aber einer nur ein halbes Jahr oder gar nur ein Vierteljahr bl«iben, so solle ihm ein Abzug an sei nem Lohne gemacht werden, damit er lerne, seßhaft zu werden und sich zu fügen. Die Neigung, Versammlungen abzuhalten, tauchte auch bereits unt«r 18 Thaler erhalten. Eine Magd, die sinde wohl 1 oder 2 Thaler zu Neujahr öÖ Thaler und das zweite Mal I Thaler Straf« zahl«n, und bei «inem „Zur Erzielung eines sickeren Schus ses war es in alter-Zeit Sitte, die Ku geln zu gießen, wenn die Sonne in „wenn im Kalender der Schütze dre» Tage nach einander stehet". Erhöht wurde die Wirkung derartiger Kugeln noch dadurch, daß man die Spähne ei ner vom Blitz getroffenen Eiche zu Mehl zerseilte und dasselbe beim Gic dieser Kunstgriffe mit seinem Gewehse nichts traf, der mußte den kalten oder den heißen Brand in dasselbe bringen. Den kalten Brand erzielte man da durch, daß man in das geladene Rohr Stunden darin ließ und schließlich an «ine Eich« oder Fichte schoß. Wünscbte jemand den heißen Brand in sein Ge wehr, so mußte er in das vom Schaft geschraubte Rohr eine Blindschleiche schieben und das Rohr an beiden Ord nungen verschließen, so daß das Thier Päckchen zum Schluss« in das fließende Wasser. Diese Mittel wandte man an, wenn das ganze Gewehr beschrieen fernzuhalten, empfahl man sich Zor dem Verlassen des Hauses dem dreiei nigen Gott. Im Freien stieß man dann mit dem Ladestock dreimal auf die Erde und dann ebenso oft in den Lauf. Zum Schlüsse endlich berührte man mit der Mündung des Gewehrs dreimal die Erde."