Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 18, 1901, Page 6, Image 7

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    6 Das Vermächtnis.
gnügten Fiskus anheimfällt.
Ganz so schlimm war es ja nun bei
>Haafe vielleicht doch nicht. Er stamm
da er schon längst als verschollen ge
golten, in seine Heimath zurück. Dort
wohnten noch verschiedene Verwandti
Haase war im Anfang nach fein«r
Rückkunft eifrig bemüht, mit ihnen
gute Beziehungen anzutnüpfen und zu
dort dem Faß den Boden aus.
Also hatte er doch exotische Reich
thümer mitgebracht und nur bisher so
Llassenschrank erwarb! Man schlug sich
vor die Köpfe. Man schalt sich laut
und leise. Wo hatte man denn nur
ischcr Krösus! Millionär!"
Eines Morgens aber lag «r, als
Frau Ohrschlitz zu ihm in die Stube
trat, um ihm Frühstück zu brin
n«m zufri«deneren GesichtSausdruck,
als man je an ihm gesehen hatte. Ja,
«s schien fast, als ob er leise schmun
zelte.
Die ganze Verwandtschaft gerieth in
«ine fieberhaft: Aufregung. Man schlief
in den nächsten Tagen nicht, träumte
Fragen: „Wer?" und „Wie viel?"
des Alten versammelt, als die Stunde
des Erblass«rS „an Ort und Stelle"
daS Testament eröffnet iverden sollte.
Der Notar löst' unter lautlosem
Geschriebene und entnahm dann dem
Couvert kopfschüttelnd zwei Schlüs
selchen.
„war der Verlebt« ein Sonderling, und
so scheint d«n» auch sein Testament
ausgefallen zu sein. Er erklärt näm
lich hier in diesem Schreiben, er wolle
den Erbberechtigten seinen Willen
mündlich mittheilen!"
Allgemeines Stutzen und Staunen.
Der Beamte und sein Diener öffne
ten den Geldschrank und machten sich
in seinem Innern zu schaffen.
Plötzlich alle „Hinterbliebenen"
ein heiseres Lachen, in dem Alle mit
Einsetzen die Stimme des Verstorbenen
zu erkennen glaubten, und nun erscholl
diese Stimme selbst laut und deutlich
in vergnügtem, ziemlich boshaftem To
ne: „Grüß' Gott beieinander! S-id
Ihr Alle da? Ja, sicher! Denn ich kann
mir's schon denken, daß heut' Keines
von Euch fehlt! Gelt, ich hab' doch
an Euch gedacht? Nun ja, jetzt hört
meinen letzten Willen: Seht Ihr, die
paar tausend Mark, die ich mir sauer
verdient hab' draußen in der Fremde,
hab' ich aufgebraucht, weil ich mir ge
dacht hab', für so feine Leut', wie Ihr
seid, wäre der Bettel doch blos lächer
lich. So hat's denn gerad' noch ge
er sehr viel aus Eleganz hält, sei mein
bester und einziger Ueberrock verehrt
momentan ist er zwar ein wenig altmo
disch wenn Du aber zuwartest,
wird er sicher wieder modern! Euch
Uebrigen das Andere! Theilt Euch da
rin in Frieden! Aber eine Bedingung
knüpf' ich hiermit für Euch Alle an
mein« Erbschaft: Daß Ihr mir ja den
Apparat fein in Ehren haltet und Euch
alle Jahre an meinem Geburtstag um
ihn versammelt: Da möcht' ich mit
Euch red«n! Und damit b'hüt Euch
Gott!"
Und wieder krächzte eine boshaft«
Lachsalve aus dem unheimlichen
Schrank über die bitter Bestraften hin.
Berliner Brücken.
Die Stadt Berlin ist während der
letzten zwei Jahrzehnt« einem umfas
hen, mehr oder minder eintönigen
MiethSkasernen besetzt wurden; die
wenigen monumentalen Gebäude, die
sermeer kaum noch zur rechten Gel
tung. Das alte Berlin ist in den
Staub gesunken, breite Straßen und
das Neue überall sich auch als das
Schönere und Bessere erweist. Aber in
Beziehung haben diese Umwäl^-
Reihe alter Straßenbrücken geführt,
wahre Schmach der Haupt- und Resi
denzstadt bildeten. Jetzt werden die
verschiedenen Spreearme und Kanäle
setzung der Straße „Unter den
den", zur Prachtstraße werden sollte
und als eine Hauptverkehrsader zwi
geplant war. Aber sie ist weder eine
Prachtstraße noch eine Hauptverkehrs
ader geworden. Diese Brücke kann
nicht als ein h«rvorrag«nd schönes
Bauwerk gelten. Der kostbare Werk
stein derArichtetturglieder und der rei
darüber hinwegzutäuschen, daß man
bei Ausführung des Projekts in den
Jahren 1886 und 1887 nicht den. ae-
Dombau in Rechnung gezogen, der
heute die Architektur des Brückenbau-
Werks völlig erdrückt. Für die Her
stellung des bildnerischen Schmuckes
ist hauptsächlich der Hinweis auf die
zollernfchlosses bestimmend gewesen.
Architektonisch bedeutender ist die
etwas weiter stromabwärts liegende
inen „Lange Brücke" trug. Es war in
der That die längste Brücke der Stadt,
die Hälfte'des heutigen Schloßplatzes
bildete einen Theil der Wasserfläche;
erst später wurde der Fluß einge
sen Figuren in den Jahren 1843 bis
1857 geschmückt; die Gruppen stellen
eine Reihe von Vorgängen aus der von
überschreitet. Diese Brücke ist als
Die hl. Gertrudis.
Als das bedeutendste Brückenbau-
werden sollte. Die Spree, die hier eine
Breite von ca. StX) Fuß ausweist,
wurde mit sieben Backsteingewölben in
sind; es sind dies die Moltke-, die Al»
nigsplatz gerichteten Brücken ein an
muthiges Architekturbild gewährt.
Ein altes Patricierhaus.
Die städtischen Collegien zu Celle
Hauses Nix 53 Poststraße, das lin
Jahre 1532 erbaut wurde, ausführen
lassen. Diese Arbeit ist vorzüglich ge
lungen. Wir führen von den Darstel
lungen des alten Bildhauers, denen
wahrscheinlich eine drastische allegori
sche Bedeutung zu Grunde liegt, fol
gende auf: Reiter auf Hahn: Patricier
und Patricierin mit Gegenständen des
Reichthums und des Luxus; GottMer
in einem Geldbeutel steckt; Göttin
Diana mit Bogen und Wildpret; Ve
nus mit der Erdkugel, auf der Cupido
Malers und Formschneiders Hans
Äurgkmair dargestellt, der 1473 zu
Augsburg geboren wurde und 1531
daselbst starb; die Venus ist von ihm
in der Serie der sieben Planeten so
dargestellt. Dann folgt das derbste
Bild des Giebels. Eine Frau reitet
nackt auf einem Ziegenbock, auf dessen
Kopf ein Butterfaß steht, in dem die
Frau buttert. Die Figur zeigt hinten
eine Todtenmaste. Der Schluß .'N
dieser Setzschwelle bildet ein Soldat
Lorbeerblätter frißt (Neid?); eineßäu
erin, die fromm auf einem Altar
Früchte opfert, an dessen Seite e-n
Mann scheinheilig aufblickt und, >'t
was davon entfernt, ein anderer spöt
tisch lacht; Knabe mit dem Dudelsack;
Faun mit zwei Hirtenflöten im Mun
lungsreichen Renaissanceornamenten.
Die dazwischenliegenden Kassetten zei
gen ebenfalls Ornamente; auf einer ist
dargestellt. Auch die übrigen Setz
schwellen sind verziert; den Abschluß
lnach oben macht die letzte dieser Schwe-
gen Sattheit sowie in schöner, künst-
Brlrstanbenzucht.
Kein Thier ist so für den Boten
dienst gtngnet wie die Taube. Ihr
scharfes G'ficht, ihr rascher und aus
dauernder Flug, sowie ihr ungewöhn
lich stark entwickelter Orts- und Ori
entirungssinn in Verbindung mit der
großen Heimathslieb« sind es, die ge
rade dieses Thier zum geflügelten Bo
ten stempeln. Unter den einzelnen
Rassen der Brieftauben sind indessen
noch gewisse Unterschiede vorhanden,
die bald diese, bald jene Rasse zum
Botendienste geeigneter machen; denn
während z. B. der Antwerpen»
Brieftaube nachgerühmt wird, daß sie
ein sehr sicherer und schneller Flieger
sei, auch schon in den ersten Jahren
gen sehr gute Leistungen nachweise,
soll die Lütticher Taube erst im drit
ten Jahre zuverlässig sein, dann aber
ein vorzügliches OrtSgedächtniß ent
wickeln, das sie besähigt, selbst noch
nach Jahren zum heimathlichen
Schlage den Weg zu finden, auch un
günstige Witterung soll ihre Orienti
rung und ihrem Fluge weniger hin
derlich sein, als es bei anderen Rassen
der Fall ist.
Taubenschlag.
In Bezug auf die Zucht ist zu be
merken, daß grelle Gegensätze in der
Färbung des Gefieders vermieden
werden müssen, weil sonst die Thiere
beim Fluge zu sehr auffallen und
dann leicht eine Beute der Raubvögel
Bei der Auswahl von Zuchttauben
ist auf folgendes zu achten: Die Thiere
sollen von Eltern und Voreltern ab
stammen, die sich als Brieftauben
auszeichneten und sie sollen im voll
kräftigen Alter von Jahren
Morgens ungefüttert in einem leicht
zu öffnenden Käfig etwa SW AardS
Ein Preisflieger.
Küche reif. Derartige Flugübungen
Orte aufgelassen. Mit der Zeit wird
verschiedenen Richtungen, dann eine
Stunde Weges u. s. w. Die Taube
soll hierbei lernen, den Weg zum hei
dem das Wetter sich etwas gebessert
hatte, gelangte er wohlbehalten in
Hamburg an, während von seinen
Reisegefährten keiner wiederkam.
Kein Wunder.
Schauspielerin (auf der Probe):
„Hier zieht es mörderisch!"
Abend mein Stück gegeben wird."
Durch die Blume.
„Heute Mittag werde Ich lochen, lie
ber Mann!"
„Aber. Alma, lass' Dich doch nicht
Naiv.
„. . .Was. Maccaroni-Nudeln mit
Käs haben Sie heute?" „Ja! Bitte
aber gleich zu bestellen, sonst ißt sie
der Wirth!"
BeimOp t i l e r.
Wink.
Castellan: „.. .Zum Schlüsse, meine
Herrschaften, nxrde ich Ihnen jetzt das
Burgverließ zeigen, welches die Insas
sen nur gegen hohes Trinkgeld
pflegten!"
fisch: „Sieh mal, Toni, den Storch!"
Freundin: .Ach geh ich glaub'
Boshaft. Dame: „Gefällt
Ihnen mein« Haarfarbe, Herr Doc
tor?" Herr: „Ach viel besser
als früher!" . >
Gehupft wie
Professor (zum Dienstmädchen):
»2st.es schmutzig draußen, Anna?"
einen Kollegen besuche» und möchte
ihm nicht die Wohnung voll Straß-n
-loth tragen!"
Gummischuhe nicht stehen lassen?"
Frau Professorin: „Ach nein er
vergißt ja doch, sie auszuziehen!"
ch. '
Patientin: »Um Gottes willen, Sie
macht!" 3 Z
Arzt: „Ja. wissen Sie, ich ziehe auch
sonst leine Zähne. . aber einem so
Zum A ndenken.
„Wohin gehst Du denn, Loui'e?"
„Zum Photographen! Du t ja,
her noch zusammen Photographien
lassen!"
Starke Einbildung,
„«ozar hier begehrt man meine V.»