2 LH, diese Bonne«. Darüber, daß «ine französische Lonne her mußte, waren Franz und Hedwig einig. Sie hatten bis jetzt zwei Kinder. Oberstlieutenant» gegenüber hatten eine Bonne von Metz mitge bracht. Si« sah sehr aus mit ihren lang««, von dem Häubchen bii zu den Fuße» breiten Moirebändtni und dem weite«, sie Hanz nmhillniden Staudmantel,. «liissen eine «hte Französin khaben," sagte Hedwig, „eine, die kein Wort Deutsch ersteht; dir Bonne DberPki«utenanK ist eine Elsässerin; ich HÄde sie letzthin mit drn Kindern 'deutsch reden hören, und was für ein 'Deutsch! einfach gräßlich. Aber die Finder sprechen schon sehr nett fran zösisch, And das ist doch zu hübsch!" Franz war immer d«r Meinung sei ner Frau. reden sie eigentlich echt "französisch? Ich will einmal das >Conversatwnslexilon holen In Iparis natürlich." „Keine Pariserin, die sind mir zu verdorben." Protestnote Hedwig, „das sind nur Intrigantinnen." „Fangen wir mit A an. Also Arles, '22,000 Einwohner, Handel mit Ge treide, Dliven, Wein, Oel, Südfrüch ten, Seide, Mauleseln und Pferden. Dir Arlesinerinnen sind bekannt als der schönst« Frauentyp Frankreichs. Klassischer Gesichtsschnitt, skulpturalt Formen. Was sagst Du dazu, Hed wig—eine von Arles? Schönheit soll „Was ich dazu sage, Männchen? Bildend auf Meine und höchst wahr scheinlich auch recht große Kinder. Das fehlte mir noch! Bleibe mir mit Dei ner Arlesinerin vom Leibe." Hedwig Hatte nicht so Unrecht, sich zu «reisern. Franz war ein recht groß«s, unbefange dart. ' A fragt« Franz. „Der Titel eines alten Theaterstückes „Der Kurmärter und di« Pikarde" rine Pikarde!" „Wie Du willst, meine Liebe. Also ein« Pikarde, die kein Wort deutsch fische nie recht in d«n Kopf wollen, da für hatte «r ja sein Geschästsfaktvtnin. „Das wird sich finden," sagte er, „wir Hedwig, und lernen selbst wieder." Für Geld und gute Worte taun man olles in dieser Welt erlangen, sogar Die direkt aus der Pikardi« importirie «cht französische nix deutsch war ausbedungen Bonne war nach man cherlei Fährlichleiten eines Abends ein getroffen. Zc«, so hieß sie, war «ine recht hübsche Person im Alter von etwa zweiundzwanzig Jahren? sie hatte feu rige Aug«n, ein allerliebstes Stumpf näschen und zw«i Reihen schneeweißer Zähne zwischen kirschrothen Lippen. Selbst Arles hätte sich ihrer nicht schä men dürfen. Gefährlich mit einem Worte! üi loiii!" stellte sie hch zierlich Hedwig und Franz vor, die sich eifrig um sie bemühten wi« um einen theuren Gast. „Was will sie?" fragt« Franz seine 'Frau, und da ihm im Augenblick nichts besseres einfiel, sagt« er über und üb«r roth werdend zu dem Mädchen: „»»! Ivnrde noch verlegener. „Die Kinder smd schon im Bett," fügte er in seiner Verwirrung hinzu. „Nix deutsch," schüttelte Zoe anmu thig lächelnd den Kopf. Hedwig war und etwas zum Knuspern. Zo« ließ „Siehst Du, Franz, es geht schon, girten Löckchen wieder zu kräuseln, und da die meisten deutschen Frauen gegen alles, was nach dem Ausland, beson ders nach Franlreich schmeckt. ung«m«in zuvorkommend sind, so sich an eigene Br«nnsche«re nebst Spiritus lämpchen zur Verfügung. Allein das war es ja nicht, was diese wollte. Um sich besser verständlich zu machen. l«gte Zoe den Kops auf die Hand und schloß di« Aug«n. Eine reizende Pantomime. „Ach wie dumm! sie will ja in's Bett!" Hedwig hatte jetzt begriffen. Einige Wochen sind vergangen. Ki» «Inder plappern wie die Papageien. Der Wortschatz Hedwig» bereichert sich zu ihrem Stolz und Vergnügen ganz Wilhelm, oder todt? Die Eifersucht ist «in schlimmes Un kraut. Glaubt man, es mit der Wur- Blätter und stachlige Früchte treibt. des." „Ach, was hast Du dabei zu thun? sagt. Die Sache ist recht wichtig. Weißt Du was? Schreibe gleich Dei ner Mama, sie solle kommen. Die kin einer strengeren Zucht und Aufsicht un- Viel Deutsch hatte Zoe nicht gelernt. Ilt'.em kam, ein Concept, das mit den Phrasen des Gelritzels böhmische Dör tion auszudrücken. Dagegen nahm sie am Schreibtisch Platz und setzte Hed wig von der schönen Entdeckung, die sie Zimmer inne hatt«. Dann aber lam die Reaktion. Ihre Wehmuth schlug in die psnchischeStim- Mittelhuber empfehlen sich als Ver- Z>i« Rum«rl«rung »er ftürsten Reuß. Sämmtliche Fürsten und Prinzen der älteren und jüngeren Linie von aus einem Familienges«tze, das der Ahnherr der Fürsten, Ertemb«rt Herr von Weida, im zwölften Jahrhundert 5 Jahrhunderts wiederum mit I begon nen werd«n soll. Im achtzehnteirJahr j hundert kam die sehr w«it verzweigte j Linie bis auf 74 Heinrich«; im neun ' zehnten hat sie es auf 47 gebracht. Im neuen Jahrhundert wird also der zu j geren Linie wieder mit I anfangen, während er in R«uß älterer Linn di« Nummer XX V erhält. In R-uß äl. erst dann wieder mit l angeiangen j wtrden, wenn die Zahl I erreicht ist. Zwei Het«lehrende. „Da Du noch lebtest, hab ich's nie ke in den siebziger Jahren Lehrer an einer Mädchenschule im Oberelfaß. Er stammte aus Ostthöningen, aus einer Gegend, in der deutsches und flämi sches Blut gemischt ist. Niemand hätte ihm den ehemaligen Bauernjungen an gesehen. Er war groß, stattlich, und von seinem Wesen strömte etwas wie von einer freien, überlegenen Seele aus. Wie weltverachtend tonnte er drein blicken. Sein Lehramt drückte ihn im geheimen wie eine schwere Bürde. Ein freier Dichter oder Schriftsteller zu fein, das war ihm, als ich ihn lennen lernte, das Höchste. Ein anderes Ideal hatte er schon be graben, und das war es auch, was ihn eigentlich fürs ganze Leben im Inner sten gebrochen hatte: er hatte Scha uspieler werden wollen. Wie er dara>.f ist imr bis heute eigentlich ein Räthsel geblieben, denn er hatt» nach der Dorfschule das Lehrerseminar il gewesen, so kündigte er zum größten Entsetzen seines Kirchenrathes, Super intendenten und Pfarrers, denn die mathgenossen im weltabgelegenen Dor fe erklärten spöttisch, daß sie's ja im mer gewußt hätten: es sei mit ihm schellte! Ufer, das er erklommen, wieder hinab in die trostlose Tiefe. Ja, er ver sank wirtlich. Drei Jahre in der K '.- wie ich ihn kennen lernte. Außer mir wußte dort im Elsaß lein Mensch, welchen Schlag er einst aufs Herz be- Das war eine wahre Freude für Emil Reinicke. So eine Beleidigung lief an ihm herunter wie von einem Schwan das kalte Wasser. Sie frischte pfen, mit seinem durch ein niedriges Geschick verwüsteten Leben diese frem den Dutzendmenschen anhaben! waren, nicht einzelne sein sollten, die den Adel meines Freundes erkennen oder ahnen würden, wurde bald ge stillt. Die Frauen sind ja viel hellsehe rischer als die Männer. Emil Reinicke grüßte, die Dame erwi derte flüchtig den Gruß. Mich durch zuckte es förmlich, da ich zu meinem bemerkte. In größter Hast fragte ich: „Wer war das? Warum bist Du so aufgeregt? Und was hatte die Da me?" Ich aber hatte mit Blitzesschnelle zweier MenschenNnder tes Gedicht meines alten lieben Al - tiefste Leidenjchaft! Gewiß yatte er KUnstlerrasse und KUnstlerblut, um bei Rezitationen ergreifend zu Wirten. ein klewer Bäcker in der Blumengasse, und ihre Mutter, die sie Pflegt, ist auch nicht weit her." Also auch sie stammte wie Emil Rei doch diese Ueberlegenheit im ganzen Wesen. Wie herrlich die zwei zu ein ander stimmten! Auch sie war schon draußen in der Welt gewesen, in Ita lien und Rußland als Erzieherin, und etwas Geheimnißvolles, etwas Ho heitsvolles lag über ihrer Gestalt aus gebreitet und unter ihren langen, dunklen Wimpern schien unergründli che, stillverborgene Leidenschaft zu schlummern. Aber wie sollten die zwei zusammen lominen! Dazu waren beide viel zu stolz, um aus sich herauszugehen. Und dann die Todfeindschaft der Einheimi schen, zu denen sie gehörte, gegen die war eine jener tiefinneren Naturen wie Allmers, die eher sterben, als ihre Liebe aufs Ungewisse zu bekennen. Sich der Gefahr auszusetzen, zurück gewiesen zu werden, eher hätte mein Emil Reinicke sich die Glieder einzeln Sie sollten eher zusammenkommen, als ich ahnte, als sie beide ahnten. Im Mai war irgend ein patriotischer Fest tag. Der Direktor von Reinickes Schule kam auf den Einfall, daß das Lehrercollegium Nachmittags einen ge meinsamen Ausslug unternähme. Zum ersten Male mußten die elsässischen Da men mit den altdeutschen Lehrern au ßerhalb des „Dienstes" zusammen sein. War das eine Verwirrung für diese Lehrerinnen, aber doch, wer sich ausge schlossen hätte, wäre sofort als Wider land gebrandmarkt worden! Wie es kam, daß mich Reinicke zur Theilnahme am Ausfluge aufforderte, weiß ich nicht. Wollte er, der zum er sten Male mit der heimlich Geliebten frei verkehren mußte, einen Halt ha ben? Auf meine Einwendungen, daß ich mich doch nicht hier eindrängen könne, achtete er nicht. Sein Direktor, eine tiägliche Bureaukratenseele, einer von den Schwächeren, die im Elsaß ganze Generationen wieder gut machen können, versuchte es dann auch, mich etwas von oben herunter zu mustern, aber Reinick« behandelte den kleinlichen ich that natürlich auch das Meinige, dak er nicht auskommen konnte. ging nach ememOrte am Rheine. Dort war eine vorzügliche Dorfwirth schaft, berühmt noch aus der Franzo senzeit. Dort waren die höheren Be amten und die reichen Herren der Um gegend auf ihren Jagden mit' Borliebe eingekehrt. Diese Glanzzeit war für das Gasthaus vorbei, aber etwaS von anlockte, umschwebte noch die Stätte. War es der milde Maientag, war es das Gefühl, einmal unverhofft dem ' ften Male diese Altdeutschen und Zl- was Großes, Schönes, Neues kommen müsse. Wald, der sich in der Rheinebene hin zieht, im Dorfwirthshause Rast machte und an einem guten Tropfen vom heiter her, daß die d'aheinMenden Preußenseinde die Köpfe über die Ab trünnigkeit ihrer Elsässerinnen ge schüttelt hätten. Reinicke schaltete Kein Mensch sollte sein Inneres schauen. Dafür hatte ich desto mehr GUegenheit, im Gespräche mit sei ner Liebsten ihren Liebreiz zu bewun drei Damen, darunter Reinicke und die Angebetete, am Rande des Wassers ei nen mächtigen Kahn, eine Art Brett- Flusses. h,. hinein, daß alle unsere Mühe verloren war. An den wie mit Blitzesschnelle entweichenden Ufern sah ich mit Schre für den wir beide so oft geschwärm! hatten, an Tristans Wort: „So star ker unser Berhängniß werden mußte. Und dann war es zu Ende. Dort barst unser Fahrzeug. ! Als hätten die Beiden mit ihren ! heiß für einander schlagenden Herzen Abxr die Beiden blieben in der Tiefe des Rheines. Es war nicht das erste Mal, daß der wilde Strom hier seine es ihr erzählt haben: .Da Du noch lebtest, hab ich's nie be kannt." Der junge Herr Graf machte bei dem bekannten Geldverleiher Wucher mann wiederholt Wechselschulden, wel che der Bater des Grafen, wenn auch wieder einzulösen gezwungen war. Abermals konnte der junge Gras einen Wechsel von 2000 Mart nicht be zahlen und es wendet sich daher Herr Wuchermann mit folgendem Schreiben „Geehrtester Herr Graf! Der Sohn kann mir die 2