Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 04, 1901, Page 6, Image 6

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    6 Ntsormtracht.
Wer in das Wesen der Mode einz:-
Persönlichkeit, kein Künstler, kein V:r^
das Leben. Die Frau muß hinaus
bei Wind und Witter. Dazu muß sie
gerüstet sein. Ihr Anzug soll ihre
Rüstung bilden. Soll er sie vor des
Wetters Unbill vor Gefahr stü
rmt Eis erstarrten, dadurch zur Ar
beit unfähigen Fingern ihr Ziel erreicht,
und daß Regenwetter Feuch-
VernUnftige an. Trotzdem entschließt
sich leicht keine Frau zu der zweckmäßig
erprobten Tracht. Man findet sie häß
lich. In jüngster Zeit sind jedoch der
Reformtracht zwei mächtige Bundesge
nossen entstanden, die wohl geeignet er
scheinen, dem Grundllbel der Häßlich'
leit abzuhelfen.
Paris beginnt sich für die Resorm
kleidung zu interessiren. Paris mit
fchmack und der künstlerischen Auffas
sung der Dinge erkennt die Nothwen
digkeit einer bequemen Kleidung an.
Kräfte wachsen empor.sie kleidsam und
malerisch zu gestalten. Die großen
Schiieider und die Eleganz sind zwar
Wandungen, welche die Mode einge
führt hat, stehen jedoch in inniger Be
ziehung zu den neuen Ideen der Füh-
Vor allem wird betont, daß Mode
und Reformtracht nicht zwei getrennte
formlleidung will sich an die Mode an
lehnen, nur will sie Gesundheitswidri
ges ausmerzen und dafür Ersatz bie
ten. Sie will keineswegs Industrie
und Gewerbe schädigen, sondern die
Besondere Mühe wird auf die Er
findung eines Corsett - Ersatzes ver
wendet. Im nxsentlichen geht die Mei
schlossen waren, frei. Dagegen reicht
chen. Es heißt „Eorfet Abdominale"
und soll einen Protest gegen die Ein
schnürung der Taille bedeuten. Jedes
dieser Corsetts muß, wie es bei der
Taille eines Kleides gar nichts anders
„Le Callimasti^. E^-
Der „Callimaste" stützt vor allen Din
gen die Brust. Er besteht aus einem
Gitter von elastischen Bändern, be
grenzt von einem doppelten, festen
Vorstoß. Die Breite der Bänder b--
trägt einen bis vier Zoll. Dieses Fa-
Pariser Gürtel bestimmt.
legung des Panzers gedrungen. Das
ist vielleicht ihr wirksamstes Heilmittel.
Und die Damen, die dort versammelt
dem Kör>»r nicht mehr Wärme, als
solche, welch« die Luft durchlassen, er
halten. Diese Annahme bestätigt die
Thatsach«, daß der ehemals unentbehr
liche Watteroct bei allen Vernünftigen
längst abgeschafft ist. Es wird darauf
gesehen, alle Körpertheile durch denAn-
Zug gleichmäßig zu erwärmen und
Luft, aber niemals die Feuchtigkeit
hindurch und sollen den Fuß warm er
halten.
Big kurze Rock bedeutet für die neue
Tracht vielleicht das größte Hemmniß.
Daß „Wespentaillen" häßlich sind,
wird nach und nach bei dem großen
Einfluß, welch«n h«ut zu Tag« die
Malerei auf unsere Geistesrichtung
ausübt, in immer weiteren Kreisen
jedoch die Gestalt und läßt sie dicker er
scheinen. Den Anschein, dick zu fein,
will man doch nicht auf sich laden!
Man hat bereits Zugeständnisse ge
macht. Der schleifende, mit Auge wohl
gefällige Serpentin- oder Volantrock
bleibt dem Salonkleide vorbehalten.
Will man der Reformtracht Ansehen
verschaffen, so müssen denkende, gebil
.".uf dem Eroberunftswege nach
Asien.
Der Einfluß Rußlands in Asien
Schienemveg von den östlichen Gestaden
deS Kaspischen Meeres bis nach Sa»
inarkand, der sagenreichin Stadt Ta»
weg - die transkaspische Eisenbahn--
folgt im Allgemeinen den Spuren der
.iroßen religiösen und kriegerischen Be
griffen; er läuft in derselben Richtung,
in der sich einstmals die L«hr« Zoroa
sters wie eine Springfluth von Westen
nach Osten wälzte, in der der Weltero
berer Alexander der Groß« zog und die
Mongolenherrschers, drohend von
Osten gegen W«st«n stürmten. Dr«i
Jahrtausende verflossen, seitdem Zoro
aster seinen Feuerkultus in Mittelasien
einbürgerte, siebzehn Jahrhundert« la-
Emirburg in Buchara.
Dort, wo die letzten östlichen Aus
läufer d«s schneebedeckten Kaukasus
mit der Steppe verschmelzen, ragt «in«
klein« Halbinsel in das Kaspische Meer,
der «s zweimal beschieden war, «ine
Roll« in der Geschicht« zu spi«len. Es
ist dies die Halbinsel Apsch«ron, auf
der Zoroasler, angeregt durch die der
Erde entströmenden Gas«, s«in«n F«u
erkultus gründet«. Damals begann
für diese „Feuerquellen" der erste Zeit
raum ihrer Berühmtheit, die jahrhun
dertelang die gläubigen Parsen herbei
lockte. Der Islam und das Christen
thum drängten die Anhänger des
„brennenden Gottes" immer mehr nach
Osten, bis es den Arabern im siebenten
Jahrhundert gelang, sie bis in die Näh«
von Bombay zu tr«ib«n. wo h«ute noch
ein paar Tausend Parsen leben. Die
Stätte, wo einst fromm« Pilger vor
der Flamme, die dem Schooße der
Erd« «ntsprang, im Staub« lagen,
wurde öde und leer, und heut« zeugt
nur noch «in T«mpel bei d«m Dorf«
Surakhani von d«r «instigen Macht
d«s Feuergottes; aus den Rissen seiner
Altäre züngeln blau« Flamm«n h«rvor.
Seit «in«m halb«n Jahrhundert erhe
ben sich in der Nähe des heiligen Ortes
Hundert« von Bohrthiirm«n und Fa
briken, die das braune Erdöl aus der
Tief« fchafftn und verarbeiten, um
große Th«il« der Welt mit Licht zu v«r
forgtn. Das ist di« zw«it« Epoch« der
Pars«nt«mp<l in Samar-
Jenseits des Kaspischen Meeres er-'
strecken sich öde Sandwiisten bis bei
nahe an die Grenzen des Reiches der
Mitte. -Diese Einöde durchzog der
große Alexander von Westen nach
Osten, um die Welt zu erobern; durch
sie stürmten die Mongolenmassen des
Weltzerstörers Tschingis - Ehan, dem
Wege des mächtigen Macedoniers fol
gend. zog Timur in entgegengesetzter
Richtung aus, um das gleiche Ziel zu
erreichen, und mitten durch dies« histo
rische Wüste ließ der Herrscher aller
Reußen «inen Schienenstrang legen.
Im Lause der Jahrtausende entstanden
an dieser Straß« mächtige Denkmäler,
die heute noch Zeugniß g«ben von ein
stigem Wohlstände, nicht minder aber
gen Schrift d«r Parfen, spricht Zoroa
ster von der heiligen Städte Muru, an
der später Alexander der Große nach
dem Sturz« des altpersischen Reiches
«in festes Lager errichtet«! damals hi«ß
der Ort Marginia. Zw«imal in der
zwar unter der Herrschaft der Araber
dert, zu w«lch«r Zeit di«
gin
gis-Chan völlig zerstört, und heut« «r
-h«bt sich an d«r St«ll«, wo «inst Wif
f«nschaften und Kunst« gepflegt wur
das neu« Merw errichtet ist.
Je mehr man in das Herz des Welt
theil» vordringt, desto mehr historisch«
Tode, also 1371, ein herrlich«s Mauso
leum Schah Sinda, ivelches das größte
und tunstvollst« aller historischen Ge
bäude Mittelasiens vorstellt.
Schah Sinda, das ist „der lebende
König", mit welchem Namen der
tvorfenen Peitsche entsproßt« aber ein
Baum, der noch im Hofe der Moschee
gezeigt wird.
Zum Schlüsse sei noch der Brück«
Tamerlans Erwähnung gethan, von
d«r zwei im rechten Winkel gegeneinan
der stoßende Steinbög«n erhalten sind,-
unter dem ein«n rauscht d«r r«iß«nd«
Sarasschan dahin, der gerade an dieser
St«ll« «ine Furth bildet. Deshalb sind
im Schatten der Sleinbög«n stets Ge
fährte mit riesigen Rädern anzutref
fen, deren Lenker die Reifenden über
Einst soll dies« Brück« aus sechzehn sol
stellten.
Verschnappt. Er: „Es
bleibt uns nichts übrig, als die Flucht;^
fest überzeugt? Er: „°W°her weißt«'
TaS Stadthaus in Zürich.
Ganzen einen frohen Ton beifügt. Die
so» den Erkern flankirten Flügel treten
hinter dem Mittelbau etwas zurück,
dickte, rechteckige Centrathalle. die sich
als «in in Form und Maß trefflich
Stadthaus,
durchgeführter Arkadenhof mit über
einander laufenden Galerien darstellt.
Ter Königsstiihl bei Rhense.
welcher 1376 aus Befehl Kaiser Karls
IV. neu errichtet war, verfiel während
Anfang des IS. Jahrhunderts kaum
D«r Königs stuhl.
Kursürst«n. D«r g«g«nwärtige Bau
ist an der alten Stätte und in der alten
G«stalt n«u ausgeführt. Fuß und Ka
pitäl der Mittelsäule sind noch U«b«r
reste d«s alt«n Bau«s. Auf dem Kö
nigsstuhl »«rsainimlt«» sich die Kur
fürsten zur Berathung über R«ichsan
gel«genheit«n, zum Abschluß des Land
am 21. August 1400 Pfalzgraf Rup-
Feste Kundschaft.
.Erlauben Sie, daß ich die Herren
Gerichtsvollzieher!"
Wärme- und CchMallcii.
Auf städtisch« Kosttn sind in Bres
lau drei Wärme- und Schutzhallen er
richtet sür solche Arbeiter, »velcht ihre
I-lrbeiten nicht in geschlossenen Werk
stätten verrichten und bei den großen
Entfernungen der stets wechselnden
Arbeitsstellen von ihren Wohnungen
und bei der verhältnißmäßig knapp be
messenen Mittagspause das Mittag
essen in erkaltetem Zustand« und
kein Wirthshaus aufsucht, den Witte
rungsunbilden ausgesetzt bleibt, sein«
G«fundheit schädigt und dem Körper
die erforderliche Ruhe zur Kräftigung
für neu« Arbeit entzieht. Di« dr«i Hal-
Ein« Echutzhall«.
len sind heizbar« Räume, welche dem
Arbeiter gestatten, am Tische mit Be
haglichkeit sein Mittagbrot «inzuneh-
Vorrichtung zum Wärmen der Spei
sen, «inen Wasserzapfhahn mit Aus
gußbecken, drei Tisch«, sechs Bank«. I«
60, 70 und 90 Personen hab«n in den
selben bequem Platz. Di« Hallen sind
wochentags von früh 8 Uhr bis Nach
mittags 4 Uhr geöffnet.
In St. Gallen.
Sehr bunt ist die Tracht der Bäue
rinnen von St. Gallen. Der mäßig
kurze Rock besteht aus dunkelblauem
weißgemusterten und mit breiter gemu
sterter Kante versehenen Fries oder
Flanell. Darüber fällt «ine Schürze
aus dunk«lgrundig«r S«id« mit ge
bliimten Streifen und grünen Bän
dern. Das Mieder aus blauem Tuch
ist mit Silbertress«n besetzt und über
einem blauen Latz verschnürt. Ueber
das an den Achseln und an den halb-
Aermeln mit geblümten Bändern ver
zierte Hemd legt sich ein Koller aus
Bäuerin,
weiß, blau und roth gemusterter Seid«,
Tüll. Diese Haube sitzt aus dem Hin
-5 Untalentirt. ,
A.: Na, hast Du im Florettstechen
schon Fortschritte gemacht?
.B.: Leider nein, ich mußte schon
nach der ersten Lektion aufhören, weil
ich zu titzlich bin.
Erkannte Physiognomie.
A.: „Was macht denn der Student
Süffel für ein bitterböses Gesicht?"
B.: .Versatz amtsmiene!"
' — Feine Familie. Mutter (di«l
Zeitung lesend, zu denKindern): »Kin
derle, Kinderl», da steht von «in schöner.
Einbruch und «rwischt ist er auch noch
nicht, Halt's den Daumen, daß es Euer
Vater war!"
Ein KllNsltcmpkl.
E'n neues Theater wurde unlängst
in Meran eröffnet, wodurch dieser be
liebte Kurort «inen neuen Anziehungs
des Hauses ist der Münchener Architekt
Martin Dülfer, der sich auch durch die
sen Bau als einer der Führer in der
modernen Stilbewegung erweist.
Ohne ängstliche Vermeidung älterer
Architektursormen ist das Ganze völ
lig modern gedacht, und wahr giebt sich
auch das Material als das, was es ist.
Das Theaterin Meran.
Der vorwiegend verwendete Kalkmör
gebrauchten Marmor, aus dem zum
Beispiel die Vorhalle mit theilweise ge
waltigen Blöcken erbaut ist. Der Aus
entwickelt und verzichtet auf die bei
Theatern so häufig« Palastfassade.
Die Dekoration durch Reliefs und
Figuren ist der Bestimmung des Hau
ses entsprechend leicht und heiter; be
sonders zierlich und sein sind die durch
lichte Farben und Vergoldung gehobe
nen Stuckornamente des Innern. Für
die Bequemlichkeit und Sicherheit ist
natürlich in weitestem Maße Fürsorge
getroffen. Der sehr stimmungsvolle
Vorhang ist «in Werk des Münchener
Malers A. Brandes. Der Direktor
der neuen Bühne, die besonders das
Schauspiel und die Spieloper Pflegen
will, ist der frühere Meininger Regis
seur Meixdorfer.
Ein Opfer des Armenballs.
»Woaßt, Wastl, du bist scho narrisch
a acht Flasch'n Schampus saufa!"
„Geja? Und da hoaßt's nacha, ma
Glaubhaste Vertheidi
gung.
gung zu sagen?"
Alter verkommener Strolch (unter
Thränen): „Ick ick ich wollte mir
wegen eene unglückliche Liebe ver
jift'n."
Ein Gemüthsmensch.
„Marie Josef is dös mal a Bier,
das i Heuer z'fainmbraut hab' so a
Dorfbader: „Jeden Tag? Werden
Köchin: „Ich auch!"
Widerspruch. Meister^zum,
Lehrbube: „Det jeht nich, M«est«r, ick
E i n M ä d ch e n „112 ü r A l l e S'.
gen? 'l ' d h lt
Z e r st r e u t.
Vagabund: „Weiß keine!"
Professor: „Hm, hm... woher bezie»
hen Sie denn Ihre Musikalien?"
Moderne Flitterwochen.
„Nun, wie waren denn eure Flitter
wochen?"
„Entzückend! Von früh bis svät ha
phirt?"
MS»«cn.L»st.
Si« liebten sich schon seit Jahr und
Nein« blond« Modistin von vi» u vis;
ab«r bis zur Stund« halte der Maler
noch nicht d«n Muth g«funden, ihr s«in«
Lieb« zu gestehen, so zärtlich auch die
«in«s Tag«s mit einer großen gl'änz«n
d«n Schürz« am F«nster, band sich die
s«lbe um und strich mit bedeutsamen
Blickn über dieselbe. D«r Maler
seufzt«. Plötzlich ab«r lam «Z wie «in«
Erleuchtung über ihn: die Schürze war
aus Wachsleinwand Wag's Lein
wand! Er stürmte hinüber und
bald darauf hatte das Pärchen schon
den ersten ehelichen Streit!
Unter Freunden. A.:
„T«ine Frau sitzt ja im Nebenzimmer
und weint die bittersten Schmerzens
thränen!" B.: „Unsinn, das sind nur
Krokodilsthränen!" A.: „Na, na
Du!" B.: „W«nn ich es Dir sag«,—
men?" Arzt: „Gewiß! Aber nach dem
fragen."
gemiethet?" Bumm«l: „W«il ich mich
nicht verulken lasse. Die Wirthin hat
mir gesagt, si« b«säß« auch einen feuer
— Der folgsame Gatte.
Dame: „Meinem Mann ist vor mehre
ren Jahren das Trommelfell geplatzt?
seit der A«it ist «r sehr schwerhörig."
Freundin: „Das mertt man aber gar
nicht; bei Dir hört er auf's Wort!"
Beim Wort genommen.
Backfisch: „Gott, Herr Lieutenant,
wenn Sie was erzählen, muß man sich
> immer vor Lachen wälzen!" Lieute
nant: „Bitte, sich durchaus nicht zu
! geniren, gändizes Fräulein?