Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 20, 1900, Page 6, Image 7

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    6 Kleine Vergeßlichkeiten.
beinah« «rtohlt. Auf Klaras Gesicht
ichmir meine
hätte!"'
»Aber Schatz!"
Mit erkünstelter Gleichgiltigkeit
sorgen, die Du ver
gessen hast, oder Meyer zu bestellen,
was Du übersehen hast, seiner Frau
zu sagen oder "
»'Einen Brief in den Kasten zu
stecken!"
Ich vergaß vor Schrecken, an meiner
-Cigarre zu ziehen.
„Was für einen Brief?"
»Einen Brief, den ich heute in Dei
v«m Ueberzieher fand! Du brauchst
kein« solchen Augen zumachen! Ich
suchte nur nach schmutzigen Taschen
tüchern für die Wäsche. Gewöhnlich
„Wie? Was? Wo?
„Einen Brief an Mutter, den ich
Dir vorigen Montag gab." Sie holte
Tisch. Da gab's keine Ausflucht, das
sah ich sofort.
„Hm! Jetzt ist's wohl schon zu
spät, ihn auszugeben?" fragte ich klein
laut.
Klara sah mich an, stumm« Wuth in
ihren Blicken.
„Es ist zu dumm!" gab ich reu
müthig zu. „Ich lann mir gar nicht
denken, warum ich's vergessen, habe.
War's wichtig?"
„Wichtig! Da sragst Du noch! Ich
mir für unsern Kleinen im großen
Ausverkauf «in paar Wollkleidchen zu
kaufen, die er doch so nothwendig
braucht. Nun ist der Ausverkauf vor
bei und ich werde doppelt und dreifach
„Nun, so werd« ich für den Schaden
aufkommen müssen das ist Alles!"
„Nein! Das ist nicht Alles!" Sie
jvg ihr Taschentuch hervor, und ich er
zitterte.
„Ich habe etwas gethan" fuhr sie
?ort „was ich mir nie werd« ver
zeihen können! Es ist Alles Deine
Schuld! Eine ganze Woche denkst Du
nicht daran. Nie wieder werde ich Dir
«twas anvertrauen. Nein! Nein! Ich
will nichts wissen! Ich hasse Dich! Ich
wünschte, ich hätte Dich nie kennen ge
lernt! Da!!"
»Wirklich, Schatz, Du bist ein bis
„Unvernünftig? Wo ich Deinetwe
gen Mutter und die Mädchen beleidigt
Habe; und sie sind so empfindlich und
-immer so gut zu mir gewesen—besser,
»iel besser als Du."
Das Taschentuch trat wieder in Ak
„Weshalb um Himmelswillen soll
ten sie beleidigt sein?" versuchte ich
einzuwenden. „Weil sie Deinen Brief
kleine Gans!" >
„Ach Gott!" seufzte sie. „Das
rst's ja nicht. Ich ich schrieb ihnen
eineiig anderen Brief bevor ich den
so. Und naturlich im Aerger?
„Warst Du sehr, sehr grob?"
„Ach, Albert, frage mich nicht!" Sie
digen, daß Du ein wenig aufgeregt
warst!"
„Ein wenig! ES war nicht ein we
»Aber Schatz!"
„Und mit mir gröhlen."
Nun, ich that's doch nicht!"
«Aber Du sahst darnach aus. Du
vermagst Dir gar nicht vorzustellen,
wie schrecklich Du aussehen kannst,
Ulbert!"
»So! Nun, und die Köchin?"
„Ich kündigte ihr und sie würd«
frech! Und dann setzte ich mich hin und
ichrieb den Brief.
Ich schüttelte weise das HSupt.
„Siehst Du, da liegt der Hase im
Pstsserl Man schreibt eb«n nich'
müthsver —"
Zornig unterbrach si« mich. „Zu
nett von Dir, mir weis« Lehren zu ge
ben" rief sie „wo doch Alles
Dein« Schuld ist! Du wirst mit Dei
ner Sorglosigkeit und Vergeßlichkeit
noch mein ganzes Leben zerstören. Nie
thust Du, worum ich Dich bitte. Ge
nau so war's mit der Glückwunschkarte
zu Tante Aurelias Geburtstag, die Du
im Vorzimmer In der Visitenkarten
„Ja, und der Fisch, den Du verges
sen hattest, zu bestellen ich hätte es
mir ja auch denken können! Und
Meiers waren bei uns geladen. Und
ich mußte die Köchin voi: ihrer Arbeit
wegjagen und sie darum schicken und
zugeben.^
Antlitz.
„Du bist ein entsetzlicher Mensch!"
rief sie endlich. Dann brach sie in
ja Alles in Ordnung, Herz
thun vergessen!"
Eine Minute tiefes Stillschweigen.
Dann gelang es mir, ihr das Taschen
„Das aber war doch klug von mir?"
fragte ich. „Meinst Du nicht auch?"
„Ich meine," sagte sie ganz ernst
hast, „Du solltest Dich schämen!"
Zur Grönlandforschung.
Im gegenwärtigen Abschnitt der ark
tischen Forschungsthätigteit, die mit
Beginn dieses Jahrzehnts so kräftig
einsetzte u»!v seitdem ununterbrochen
angehalten hat, ist das kausende Jahr
besonders dadurch beinerkcnswcrth, daß
'ii ihm die bedeutendsten Erfolge seit
der Nansen'schen Reise in den nördli
chen Polargebieten zu verzeichnen sind.
Diese Erfolge verdankt man den Expe
ditionen des Herzogs der Abruzzen
schen Marine G. Amdrup. Zwar wir-
Ski z ze der Re i se.
Menschen vermuthet werden konnten.
Der Küstenstrich, den Amdrup bereist
hat, liegt ungefähr zwischen dem 66.
Jahre 1894 eine Handels- und Mis
das Handelsmonopol für alle unter
dänischer Oberhoheit stehenden Colo
nien in Grönland besitzt. Die dänische
Verwaltung verlauft den Eingeborenen '
keinen Tropfen Branntwein, ja kaum
europäische Nahrungsmittel, sondern
ist bestrebt, sie in ihren alten Lebensge
wohnheiten zu erhalten. Die Eskimos
waren und sind zum Theil wohl noch
jetzt Heiden. Wer ein tüchtiger Fang
mann ist. d. h. gut Robben zu erlegen
versteht, und somit ein gutes Auskom- j
m«n hat, leistet sich zwes Frauen. Die
Eheschließung gestaltet sich ungemein
fürchterliches Geheul anstimmt. In der
Ausübung der Gastfreundschaft ist der
Lieut. Amdrup.
deres Arbeitsfeld für die Wissenschaft
darstellt.
dem Befehl des Lieutenants Blosseville,
gang.
Mikkelsen.
Dank der Freigebigleit des Carlsberg-
Jahre 1898 unter Amdrups Führung
eine Vorexpedition nach Angmagfalit
rungen, auf die man an verschiedenen
Stellen stieß, als hochinteressanteFunde
zu begrüßen. Bilden sie doch neue Be
gehend
RastaufdemEise.
sen sowi« dem Steuermann Mikkelsen
bestand, am 18. Juli d. I. beim Cap
Dalton südlich von Scvresbysund auf
69 Grad 28 Minuten nördlicher Breite
drup'schen Expedition ist nun die ganze
Ostkllste Grönlands von der Slldspitze,
Cap Farewell, bis zu dem Cap Bis
marck, dem Endpunkt der deutschen
Nordpolexpedition von 1869 70, be
kannt. Die Nordküste konnte schon zu
Anfang dieses Jahrzehnts von Peary
festgestellt werden. Glückt es Swer
drup, seine Pläne zu verwirklichen, d.h.
Grönland bald in vollständigen Um
rissen herstellen lassen.
Untergrund-Bahnen.
Bei dem Interesse, das der Bau von
gleiche Unternehmung in London ange
bracht sein. Die neue, neben der City
und South London Railway im Bau
Benniveau liegenden Wasser-, Gas-,
elektrischen und sonstigen Leitungen
sind die Haupthindernisse, welche zu
überwinden sind.
Schachtanlage.
Die größte Schwierigkeit bot der
67 Fuß. Jeder der Fahrstuhlschachtc
hat 24 Fuß Breite. Der Vorgang bei
irischer Pressen. 22 hydraulisch« Pres-
Schild vorwärts zu drücken. Der aus
geübte Druck betrug 2240 Tonnen.
Der sich in den Schild eindrückende
Erdförderring,
diger Arbeit täglich mir 30 bis 66 Zoll
Ueberdruck war nur gering, statt 15
ekwa 35 Pfund per Quadratzoll. Der
gesammte. im Innern der Druckluft
' —Zweideutig. Der alte Ren
tier Mü"er, der mehr Geld besitzt als
Verstand, ist zum zweiten Male Groß
vater geworden und freut sich dessen.
Beim Kindtaiifsschmause erhebt Kauf
mann Mey«r s«in Glas und spricht:
„Freund Müller, der durch unsern
Täusling aus einem einfältigen (ein
fachen) Großvater ein znxifältiger ge
word«n ist. l«b« hoch!"
Modmic Mordnmschincii'
Auf dem Schießplatze bei Sandy
Hook wurde kürzlich eine Lafette für
wicht hängt, das nicht nur dazu dient,
Beim Abfeuern,
das Rohr nach dem Laden zu heben,
sondern auch den Rückstoß beim
Schuß aufsängt. Die Haupttheile der
gayzen Einrichtung sind: eine untere
Geschütz nach allen Richtungen gedreht
werden kann; der feste Lafettentheil
mit den Hebeln und dem Gegengewicht,
ferner z>vei denV-rschlußtheil stützende
Arme und das Rohr. Sobald das
Geschütz geladen ist, wird es durch das
Riegel fest. Zum Drehen des Ivzölli-
Pliiizerzüge in China.
Restaurirung bis zumßeginn des näch
sten Monats zu vollenden. Unter sehr
schwierigen Verhältnissen wird der
Bau der Bahnstrecke beschäftigten Ar-
zusehend): „Tu hast ja nur'einen Löf
fel auf den Tisch gelegt!" Jung«
Frau: „Genügt auch; mein Männchen
Lössel!"'"" '
kunft. Frl. „Ich habt einen
Frl. B.: „Ich habe leine Ahnung/aber
jedenfalls ist es Jemand, der Dich ge
nau kennt."
Kitzliche Situation.
Der verliebte Conducteur.
Die Welt sei rund!"
D o ch e t w a s.
Gläubiger (zu dem ihm Geld schul
denden Studiosus, der ihn mit Ver
sprechungen abspeist): „Sie haben mich
doch hoffentlich die fünf Treppen nicht
umsonst heraufklettern lassen?"
Studiosus: „Gewiß nicht! Sehen Sie
schreien ja gerade, als ob Sie einen
Dollar siir's Reißen bezahlen müßten!"
Unnobel. ,
zu 1 Mark 60 Psg. zu haben, und so
stein nicht wohnen!"
Merkwürdige Entschuldi
gung.
„Kellner, rufen Sie mir 'mal den
Wirth! Ich habe in der Suppe ein
rothblondeS Haar gefunden!" „O,
weghat auch rothblond« Haar ze
L«tzt«r Versuch.
G«kurgl«r: „W«nn mi' die
„Gelt, Maxl, daß d' mi halt nöt ver-
Einnoblerßettler.
dem sie, anstatt der erbetincn Unter
stützung, einen alten Winterrock ihres
Mannes geben wollte): „Was. Sie
wollen den Rock nicht?! .... Na, war-
Vvm Fach.
renden Mann): „Mir scheint, Du hast
Mann: „Jo, W«iberl, mir scheint
gor, Du bist aa a Spiritistin!"
Ahal
Butterbrot ißt): /Aber Elsa! Was
nicht Butterbrot!"
Klein - Elsa: „O ja, Mama! Ge
rade so ißt man Butterbrot! Ich sehe
es ja immer; wenn di« Köchin und das
essen, halten sie es immer so!"
Vorsichtig. Direktor eines
Provinzial - Theaters (noch der Vor
stellung zum Schauspieler) :Warum
sagten Sie di« Stell«: „Ich bin frei von
Schuld!" gar so leise?" „Verzei
hung, Herr Director. ich fürchtet« Wi
derspruch aus d«m Publikum!"