2 Metall in der Toilette. Bon I. Gratz. Je tiefer wir uns in die fern« Ver gangenheit versenken, je mehr wir uns mit d«r Cultur jener Völker bekannt machen, die an der Wiege des Men schengeschlechts gestanden, desto mehr erkennen wir die Einseitigkeit unserer Culturentwickelung. Während wir noch in Fellen gekleidet waren, die blo ßen FÄße auf der Sandale ruhten, der stählt, dem Seelenleben freieste Entfal tung bot da? Nervensystem als sol ches war allen so fremd wie unsere Cultur ihren Höhepunkt längst über schritten. Was die Hellenen und nach ihnen die Römer auf die Germanen Massen, der dem maschinellen Betrieb das Leben gibt, gleichwerthig zur Seite. Der gröbere Geschmack verlangt den Metallischen Glanz für den Effekt. Der gröbere Geschmack verschmäht die In timität der Wirkung aus innerem Werth, er sucht zu fesseln durch äußere Mittel, die blitzend das Auge bannen. Das reinste Metall in höchsten Wer then, kaum umzusetzen in den heutigen Ziffern, schmückte einst das Kleid der Frau. Agraffen und Spangen aus massivem Gold, mit oder ohne Steine geziert, waren der unumgängliche Schmuck der Vornehmen jener Tage. Im Laufe der Jahrtausende zogen jene Culturbegriffe mehr und mehr nach dem Norden. Mit der Verände rung der Sitten und Gebräuche ging der des Klimas gleichen Schritt. Wir bedürfen warmer Kleider. Dem Me tall gesellten sich bei uns Pelze zu für Schutz und Zier. Und so ist's geblie ben bis zum heutigen Tage. Die „Mode" stellte früher eine Epoche dar, heut« eine Saison. „Die Saison" ist aber nicht eine festgeschlos sene Erscheinung, sondern eine Fort toiktte verbannt, als „unfein" verwor fen hatte, in eine solche übergetreten, die immer mehr des Mewlls für die ren Anwendung. Die Brosche weilt unter den werthvollen Antiquitäten oder am Halse der untersten Klassen. Roben trägt, fand seit Jahren ihren Gebrauch überflüssig, da sie den hohen, reich gearbeiteten Stehkragen, hinten tigt hätte. eine lange Kette aus Metall zu de nutzen. Der Unvermeidliche Giirt'l veranlaßte eine Ausschweifung in und Rockhalter gesellten sich muß den Effekt des Metalls zum Fond, Das blitzende Metall bildet das Unter kleid. Wir dürften somit an der äu ßersten Möglichkeit der Metallverwen dung an der Frauentoilette angekom- Wo die Mode eine Idee so massen haft anwendet, verliert das Material bei jeder Steigerung des Vervrauchs an relativem Werth. Und dies umso mehr, als die Mode nicht mehr das Vorrecht der Besitzenden darstellt, son dern in die Allgemeinheit übergegangen ist. D>e Folge dieser Thatsache ist nun, daß wir an die schmückenden Damit haben wir die erfreuliche Bahn betreten, in welcher die Geniali tät des menschlichen Geistes sowie die Arbeit kunstgeübter Hände den relati ven Werth eines Naturproduktes über steigt. Diese Thatsache ist von toeiie ster Bedeutung für unsere volkswirth schaMiche Entwickelung; denn die Ge nialität der Menschen ist, ebenso wie die Arbeitskraft der Hände, ein unver- Sie Medaille. Kurz nach der ersten Pariser Welt ausstellung war eine klein« ausgewählte Theegesellschast bei Frau v. G. versam melt .welch letztere sich bestrebte, ihre Gäste auf das angenehmste zu unter- Fr. repräsentirte und Eigenthum des Bruders der Frau v. G. war. Ein jeder betrachtete dies werthvolle Gold der Thee servirt, man unterhielt sich munter, als plötzlich die Gastgeberin nach der Medaille fragte. Man sah sich einander verwundert an man suchte aber die Medaille war ver schwunden. kannte. Dieselben waren einer Einla dung ihres Bruders gefolgt. Dieser aber war noch nicht anwesend. Frau v. G. sagte nun in scherzendem Tone: „Die Medaille ist vermuthlich Einer der anwesenden Herren stand sofort auf und sagte: „Ich für meinen Theil werde mich auf keinen Fall visi v. G.'s Bruder eingeladen waren. Sein Name war Baron H., er trug das Kreuz der Ehrenlegion und machte den Eindruck eines außerordentlich fein ge bildeten Mannes. Ein Hausfreund nahm ihn privat bei Seite und ersuchte in allerhöslichstem Tone diesen Be schluß aufzugeben, und man hörte Ba ron H. resolut sagen: „Auf keine Weise, mein Herr, ich er laube Niemand mich zu berühren." Diese hartnäckige Weigerung, sich ei ner scherzhaften Vifitirung zu unterzie hen. welche von allen Anwesenden acceptirt wurde, erregte allgemeines Befremden und Mißtrauen, welches sich noch steigerte, als man zu bemerken glaubte, Baron H. wolle sich der Thüre nähern. Es entstand eine allgemeine Erregung, mehrere Herren wollten die Angelegenheit zum Aeußersten treiben, indem sie vorschlugen, den nächsten Polizeicommissär zu holen. Da hörte man plötzlich von der Mut ter der Gastgeberin, welch: in einer Nische saß. den Ausruf: „Da ist die Medaille!" Alle wendeten sich um und entdeckten wirklich das werthvolle Goldstück, wel ches die kleine Tochter, in einer Nische des Salons soeben gefunden, freudig in die Höhe hielt. Die Medaille war, als die Kleine der alten Dame den Kuchen präfentirte. von deren Schoost herunter auf den weichen Teppich und weiter in jene Nische gerollt, wo die Tochter es aufhob. Der Schatz war gefunden. Und nun der Fremde mitten in den ...... habe ich eine ganz gleiche Medaille, welche jenem Wert. ' welches ich leite, zuerkannt wurde. Hier ist sie." Hierauf zog er eine andere Medaille aus der Tasche, es war eine naturge treue Copie der ersteren. „Sie werden nun verstehen," sagte wäre, wenn ich mich einer Visitation unterworfen hätte, und diese Medaille bei mir gefunden worden wäre. Des halb widersetzte ich mich einer Visita tion. welche mich augenblicklich nur comproinittiren konnte." Mit diesen Worten verbeugte er sich und verließ die überraschte Gesellschaft. «nie» Gewissen. Einem Herrn sind gelegentlich h»n- Es ist das erste Mal, daß ich geklaut. »Geh heim Rath" an!" Tie kleine Madlehn. Madlehn hieß sie nach ihrer früh verstorbenen litauischen Mutter und „die kleine Madlehn" würd« sie ge nannt, seit sie zum erstenmal aus dem Jnspektorhause nach dem Schlosse ge holt worden war, um mit ihnen zu spielen und später auch ein wenig von der Weisheit mit zu genießen, die ihnen Miß, Mademoiseille und Kandi dat einzutrichtern bemüht waren. Die Schloßlind«r konnten ohne die kleine Madlehn gar nicht bestehen; niemand hatte so gute Einfälle wie sie in ihrem kleinen Kopf und von nichts in der Welt ging so viei Fröhlichkeit aus wie von ihrem sonnenblonden Haar und ihren lachenden blauen Augen und den Grübchen in ihren rothen, runden Wangen. Niemand wußte aber auch Hans Detlev so derb und verständig herunter zu kanzeln und nachher seine dummen Streiche mit Humor, Ver stand und Findigkeit wieder in die Reihe zu bringen. Darum, so oft sie sich auch zankten und Hans Detlev da- Madlehn allzeit gescheiter sein wollte, als er, und ihm immer wieder bewies, daß „2 mal 2 nun einmal 4 war und llieb" und seinetwegen nie ein anderes Resultat geben würde, sie hingen doch aneinander wie Kletten, auch als Hans Detlev schon Fähnrich geworden war, die Schloßsräulein sich von den Stan desherren der Umgegend umwerben ließen und Madlehn tüchtig in der Wirthschaft ihres Vaters zugreifen mußte und darüber ein wenig brcite und röthliche Hände bekam. Aber Hans Detlev sagte, die gehörten gera de zu ihrer tüchtigen Anmuth und ei nem ginge beim Anblick ihrer kleinen runden Figur, ihrer ährenblonden Haare, ihrer rothen Lippen und la ckenden blquen Augen behaglich das Herz auf, wi« vor einem erntegoldenen Weizenfeld, aus dem Kornblumen und rother Mohn herauslachen. Wenn er ihr selbst so etwas sagte, so lachte sie ihn aus und verwies ihm hinterher sehr verständig jede Cour macherei, die sich für Herrensohn und Jnspektorstochter nun einmal nicht schicke; aber weder ihr lustiger Spott noch ihre verständigste Zurückweisung konnte Hans Detlev in seiner aus frü hesten Kindheitserinnerungen heraus darin einenHalt und rulienden Werth messer feiner flüchtigen Neigungen. Ungewiß blieb es dagegen, ob auch bei mußte. Wenigstens nahm das alle Welt an, zumal Madlehn im Lauf der Jahre mehrere gut situirte Bewerber Er hätte sie für dieses ihr erstes lehn!" chen auf der Mutier Grab, pflückte „Herr Leutnant", begann sie. Er unterbrach sie. „Kleine Mad lehn—liebe kleine Madlehn!"^flUstert, Augei». Die kleine Madlehn wich zurück. Sie war sehr blaß geworden. „Hans Detlev", sagte sie,' „das sten Ton: „Sehen Sie, Herr Leutnant, Ihre Frau kann ich ja doch nie wer- An dieses Resultat seiner Verliebt heit mochte Hans Detlev in seinem Leichtsinn noch nie gedacht haben. Nun Wünschenswerthe und Natürliche, und er rief aus vollem Herzen heraus: „Aber natürlich sollst du meine Frau werden, Madlehn!" Da siegte schon wieder der Humor in der kleinen Madlehn. „O Hans Detlev", sagte sie und die Grübchen er schienen in ihren sich sanst färbenden Wangen, „willst du's noch immer nicht wahr haben, daß 2 mal 2 nun mal 4 bleibt?" 'tvn dieser Erinnerung an seine trotzige Kinder - Unvernunft, die Madlehn so oft mit diesen Worten verspottet hatte. „Was soll das hie.- heißen?" murmellt er. „Das soll heißen, ob der Herr Gardeleutnant ineinen, von Ihrer cheii oder dem Herrn Papa die Tochte; seines Inspektors als wünschenswer the Partie für seinen Sohn hinstellen „Das will ich auch!" brauste Hans Detlev auf, und sein Ton war uin so bestimmter, als er heimlich ahnte, daß 2 mal 2 leider doch wieder 4 bleiben würde. Die kleine Madlehn zuckt« nur die Achseln, aber es trieb sie, in diesem Augenblick an etwas zu was wollen Sie Ihre Frau mit Ge ren?" Das ärgerte Hans Detlev gewaltig und er sprudelte heraus: „Das müßte kaufte er sich, statt die Pferde seiner hatten, "entflohen bis aus die leiseste die entsetzliche Angst, die Hans Detleo Worten sich in den Staub werfen zu lassen, den Muth fand Hans Detlev nicht. So setzte er sein Schicksal aus war durch nichts mehr zurück zu neh men. Als Hans Detlev vom Kran kenlager aufstand, war die Untcrsu niß. den kreidebleichen, zurücktaumelnden Mann lief sie auf ihn zu, legte ihm zum erstenmal im Leben beide Arme und wich weit zurück. Ren Blick. Auch sie wurde sehr blaß. Todten ketten wolle? Einen Augenblick stand sie blaß und schweigend. Im nächsten that sie, was Er stutzse, sein schnxisender Blick heftet? sich mit athemlosem Aufhorchen an sie. Und sie fuhr fort: schwer büßen." Da schoß eine Blutwelle in das ver fallene aschfarben« Gesicht unv brachte das Leben dahin zurück. Wohl kam Hans Detlev der Ver dacht, daß die kleine Madlehn selbst winden wolle, die alle seine Kraft auf fraß. Aber sie mußte ihn doch lieben in seiner Schande und Erniedri tonnie Und war nicht auch eine Spur von Wahrheit in ihren Worten? Hattr nicht die Liebe zu ihr den An bes Gesicht! -- und die Grübchen waren jetzt in voller Tiefe und Lieblichkeit in den röther gewordenen Wangen und die tiefen Zärtlichkeit „wenn du mich wirklich haben willst?" Da trat Hans Detlev weit von ihr nem Gesicht. „Madlehn", stammelte er, „was du da thust, das ist jetzt furchtbar für' mich —" derte. „Hans Detlev", sagte sie ernst, „du hast Unrecht gethan und bist dafür be hast so weit es Werth hat das iien. In sechs Monaten können wir Da lachte Hans Detlev gell auf. „In sechs Monaten wenn ich au» schers?" Aber Madlehn nahm seine Hand. „Hans", sagte sie leise, „ich habe dich lieb gehabt, so lange ich denken wenn du für mich und dich das Leben erwirbst und schaffst und siehst, daß du mir so nöthig bist zum Leben, Hans werden alle beide de» Tag segnen, der „Madlehn!" stammelte Hans Det lev, „liebe kleine Madlehn!" Und er sank auf einen Stuhl und weinte bit terlich. aoldene Aehren. Und sie wußte, daß in diesen Thränen viel Leid und bittere Scham glaubt alles sie hofft alles sie duldet alles. Und darum überwindet sie alles Welt und Schuld und selbst die fressende Scham die Liebe, die die kleine Madlehn zu Hans Tet» Der Sllefte Baum Der größte und älteste Baum der Welt ist der 22 Jahrhunderte alte Fei- Hauptstadt der Insel Ceylon. Durch mehr als 26 Dokumente wird sein ho hes Alter bezeugt. Im Jahre 288 vor Christi Geburt gepflanzt, ist dieser Ve teran unter dem Namen „Heiliger Bo" bekannt, weil er nach der Legende von Baume gepflückt wurde, unter dem einst Buddha zu ruhen pflegte. Auch kommen jedes Jahr von allen Gegen den Indiens Taufende von Pilgern, um dem heiligen Baume ihre Vereh rung zu bezeigen. Freilich ist er nur noch eine Ruine; die Aeste, deren Zweige noch herzförmige Blätter trei ben, ntußten schon seit langem gestützt werden, und um den Stamm, der von schnelle Sühne. müsse, wenn ein von ihm angestrebter außergerichtlicher Vergleich auf fünf undzwanzig Prozent nicht umgehend karest. . . die dürftigen Waarenoorräthe belehrte mich, daß der Man» die „Pleite" be reits trefflich vorbereitet hatte; eh la renlagers sowie sonstige Werthe in be trügerischer Weise bereits bei Seite ge schafft habe. nit. „Ae Malofizfpitzbub, der Athanas sio! Wos wolle Se denn? Der Kerl hat bei 'nem A-dvocate 2ü,u?.d düsteren Herbs ttage ivar der kürzlich verstorbcne Te norist Sims Reeoes gezwungen, aus einer kleinen Eisenbahnstation den an schließenden Zug zu erwarten. Er war übler Laune unv daher nicht besonders erfreut, als ihn ein alter Gepäckträger anredete. „Guten Abend Herr Sims Reeves," sagte der Träger, der den Tenoristen nach den ver'össentlichten Bildern er ger, in der Westentasche nach einem Trinkgeld suchend. Doch der alte Mann winkte ab und fragte vertraulich: „Ist es denn wahr, daß Sie 'n solchen Hausen Geld ver „Hm!" brummt« d«r Trnorist. „Und doch arbeiten Sie nicht schwer. Wenigstens nicht so schwer wie ich. Und am End« v«rdienen Sie vielleicht zehnmal soviel wi« ich Was?" „Wie vi«l verdienen Sie?" fragt« der Sänger. 18 Shilling die Woche, das ganze Jahr hindurch," war die Antwort. Reeves richtet« sich aus, schlvellt« sei nen Brustkorb und sang: „