Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 22, 1900, Page 6, Image 6

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    6 heimathlosen Lieder
L»at der flücht'g« Dicht« nieder
G«rn in zarte Frauenhand;
Bleibt auch er dem Kampf verk«ttet,
Ruh! doch sanft und weich geb«ttet,
Was sein tiefstes Herz empfand.
Wenn durch seines Buches Seiten
Knüpfen sie ein lustig Band;
Und er fühlt mit Trost und S«g«n
Auf sein müdes Haupt sich leg«n
Line zarte Frauenhand.
Pom Taschentuch.
nicht den letzten Platz einnimmt das
Taschentuch. Wenn wir sagen „unent
behrlich", so begegnen wir heute sicher
nirgends Widerspruch. Trotzdem muß
dieser wichtige Gebrauchsgegenstand
ein Kind der Neuzeit geheißen werden.
In Deutschland zum Beispiel datirt die
beschenken pflegten. Was man aus
-den Ueberlieferungen der alten Schrift
steller über den Gebrauch eines in der
Tasche getragenen Tuches liest, hat mit
unserem heutigen Nastuch wenig ge
mein. Vor Allem waren die Tücher,
deren man sich zur Kühlung, zum Ab
wischen des Schweißes bediente, durch-
Jm Orient hieß der Besitz eines Ta>
im Gürtel trugen. Da« Zuwerfen die
ses Tuches symbolisirte eine große
Gunsterweisung. Die öffentliche An
schicklich zu betrachten, diese Ansicht
scheint sich bis in das Mittelalter hin
ein erstreckt zu haben. Als Toiletten
gegenstand scheint das Taschentuch zu
Karl'/des °zeigt
tränkt, Nachts über das Gesicht gelegt
wurden mit Quccksilb«rsublimat und
«Ziweiß, Eierklar, Terpentin, Essig
und Ingwer gekocht und dann mit
Myrrhen, Kampfer, fünfzig Schnecken,
einer gerupften feist«n Henne, Citro
nen, Pomeranzen und Zuckerkand ver
mischt. In diesen eigenthümlichen
Extrakt wurden dann die Taschentü
«ber aetaucht. .Und so du solches zum
siebenten Male gethan hast, sind sie
richtiglich zubereitet und v.'rtrekflich
Schnureinfassung, di« an den vier
Ecken herabhängende Quästchen auf
wiesen. Zur Zeit der „Mühlenstein
kragen", 17<X>, verbreitet« sich der
Spitzenbesatz ganz enorm, während un
ter Ludwig XV. farbige Seidentücher
durch und durch mit Goldfäden ver
wirkt, das „„Moderne" bildeten. Ein
fachere Ansprüche jedoch begnügten sich
bis zum Beginn des XIX. Jahrhun
derts mit baumwollenen Taschentü
chern, deren Ecken roth oder weiß be
stickt waren. Später kamen Tüch«r
mit ausgedruckten Abbildungen auf.
die sich bei der ländlichen Bevölkerung
großer Beliebtheit erfreuten und sich
zum Theil bis auf unsere Tage erhal
ten haben. Die Porträts hochverehr
ter Personen abzubilden, wurde als
„arger Mißgriff" baldigst wieder un
terlassen.
terial ihren jeweiligen Launen unter
stellt. Die officielle Einführung dankt
das Taschentuch angeblich Josephinen,
festen erschienen sein, das sie wie ab
sichtslos vor den Mund hielt. So
rakteristische Leben und das selbststän
dige Dasein des Taschentuchs.
Palermo.
Von Alters her führt Palermo den
d'oro" und als Abschluß des Bildes
den Zwillingsvorgebirgen des Monte
Pellegrino und des Kap Zassorano
findet eine glückliche Har
gelegt haben.
Unweit des Berggipfels hatte Rosa
lia di Sinibaldi, Nichte des Königs
Villa I g i c i a.
aus der Ebene auf, di« vierte aus dem
Meer. Von der Stadt aus kann man >
nur eine schmale Front sehen, aber auf
breitere Flanke: senkrechte Wände, tief
eingeschnitten«, steile Zhalfurchen, wild
zerklüftetes Gestein, Höhlen und Ge
röllhald«n in reichem Wechsel. Bald
sind Flächen mit reicherer Vegetation
bedeckt, bald tritt an schroffem Abbruch
das gelbe Gestein zu Tage; hier ziehen
sich Opuntienpflanzungen bis an vie
senkrechten Wände hin, dort hat sich ein
kleinesPiniengehölz eingenistet. Ebenso
ist es auf der Meerfeite, nur daß dort
die Linien noch kühner, die Formen
noch gewaltiger erscheinen. Der Ab
bruch der Wände in's Meer scheint sich
erst gestern ereign«! zu haben, keinGriin
und auf der wildzerfressenen Uferklippe.
Das Zerstörungswerk des Oceans tritt
uns hier mit grausiger Deutlichkeit vor
wirft sich dann im Sturm auf das be
gonnene Werk und reißt so stückweise
die Stützmauern des Berges ein, um
Normannenzeit, die sich hier mit gerin-
Kastell dicht am Meere.
Fischer aus Mondello.
Verfall, die Rasseneigenthümlichkeiten
der Abkommen dieser Völker sind fast
verwischt, ihre Literaturen hab«n nie
auf der Insel Wurzeln geschlagen, s«
schön sie sich auch hier entwickelt haben;
sie blieben dem Volke fremd, wie es die
Eroberer stets geblieben sind. Nur die
Vegetation, die diese Völker hierher
verpsldnzt haben, hat sich erhalten, hat
sich angepaßt und ist noch heute so
lebensfrisch wie ehedem. Von den
Opuntien hergebracht, und so stehen
wir in den Gärten im Anblick dieser
Pflanzen noch lebenden Zeugen 'o«r
Kulturarbeit von Völkern gegenüber,
deren Wirken viele Jahrhunderte hinter
uns liegt.
Ein merklicher Unterschied besteht
zwischen den Garten, di« Sicilianern
gehören, und denen der Fremden, be
sonders der Engländer. Diese sind
gut angelegt, die Gewächse mit Rück
sicht aus ihre Wirkung vertheilt und im
Zaum gehalten, in j«nen hat man sich
mit der ersten Anlage begnügt und läßt
sie sprossen und treiben, so daß es der
ungezügelt schaffenden Natur ermög
licht ist, jene primitiv schönen Gruppi
rungen zu gestalten, deren Reiz der ge
wandteste Landschaftsgärtner nicht er
reichen kann.
Inmitten dieser herrlichen Gärten
und unter dem Schutz des Monte Pel
legrino hat sich in neuester Zeit ein Un
ternehmen verwirklicht, das in der
Gunst der Lage in vollkommener Weis«
mit elegantester und höchst zweckmäßi
ger Ausführung verbindet.
TaS VvlltrWachl-Tciikiiml.
Am 18. October würd« der erste
Spatenstich zum Völkerschlacht-Denk
mal bei Leibzig gethan und jetzt ist in
Plänen des Architekten Prof. Bruno
soll an die für Vaterland und Freiheit
Das Denkmal,
begeisterten Kämpfer des Völkerfrüh
lings von 1813. Vis zu der Ho.'ie von
mächtiges Eisernes Kreuz überragt.
Das die Freitreppen abschließende Re
lief auf der Vorderseite, Werte der
Von den Galerien in 60 und 8t) Me-
Ein Ställe der Thenns.
derplatz in Berlin, dessen Haupttheil
testen Neubauten der Reichshauptstadt.
Er zeichnet sich besonders dadurch aus,
Der Justiz Palast.
nicht voll zur Geltung kommt.
Widerspruch in der
Wahrheit. „Herr Wirth," brüllte
gungszügler in die Thüre des kleinen
Wirthshauses hinein, das er mit Mühe'
erreicht hat!«, „schnell ein ivarines Zim
mer, ich bin gehörig naß!" „Jawohl,
mein Herr! Bitt«, eine Trepp« hoch!" —
Gast (auf der Treppe): „Kellner, schnell
ein großes Glas Grog, ich bin gehörig
trocken!"
Zu Elberseld-Barmeu.
Durch das neue Rathhaus, dessen
feierliche Einweihung dieser Tage
mehr als MX) Quadratmeter Boden
släche erhebt sich das stattliche Gebäude,
einWerk des Architekten Heinrich Rein«
Am 4. März 1895 wurde der erste
Rathh a u s.
hat der Architekt dem Bauwerk ein« im
ponirende Gesammtwirlung verliehen.
Die Facaden sind mit Giebeln gekrönt.
Die dem Reumarkt zugekehrte Haupt
front wird außerdem durch geschmack
volle, mit Ranken- und Laubornament
umkleidete Fenstereintheilungen belebt.
Ferner sollen hier auf vorspringenden
Postamenten die Standbilder Kaiser
Wilhelms 11., König Friedrich Wil
helms 111., Kaiser Friedrichs 1., der
Hos und Burg Elberfeld 1176 den
Grafen von Berg verlieh, und desGra
fen Johann 111. von Berg, der in der
Geschichte der Stadt eine hervorragende
Rolle spielt, Aufstellung finden. Ueber
dem Hauptportal erhebt sich ein mit
einem schlanken, reichverzierten Helm
bedeckter 79, S Meter hoher Thurm.
Die Ausschmückung des Inneren ent
spricht der Mannigfaltigkeit der Räu
me und deren verschiedenartigen
Zwecken. Die Baukosten belaufen sich
auf 1Z Mill. Mark.
Bürger von Barmen auf ihre neue
Ruhmeshalle blicken, deren Entwurf
von dem Direktor der königl. Bauge
werkfchule Barmen - Elberfeld, Erd
mann Hartig, ausgearbeitet wurde.
Der monumentalen Bedeutung ent
sprechend, ist das Bauwerk, das Erin-
Ruhmeshalle,
gangenheit und namentlich der siebziger
Kriegsjahre, in edler, gediegener Ein
fachheit, in den Hauptformen an die
italienische Renaissance sich anlehnend,
ausgeführt, doch ist auch dem berechtig
ten Verlangen nach festlichem Schmuck
in geeigneter Weise Rechnung getragen.
Als wirkungsvoll« Zierde des Haupt
eingangs und der ganzen Front erhebt
sich ein Porticus mit vier frei behan
auffiihrt.' Die beiden Ecken des Mittel
beiden ersten Kaiser ist durch die bis zu
einerHöhe von 37 Meter sich erhebende,
das Ganze mächtig beherrschende Kup
pel mit der Kaiserkrone ganz besonders
Gebäudes von dem Erbauer in glück
lichster Weise hervorgehoben. Einen
interessanten und originellen Schmuck
gen an den Ecken des Bauwerks. Har
tig hat hier durch charakteristische
Kopse mit entsprechenden reichen Ge
hängen auf die wichtigsten Berufsarten
der Rheinprovinz hingewiesen.
Gemüthlich.
„Der Wcin da ist doch zu schlecht;
den können wir unseren Gästen nicht
vorsetz«», sonstr«densie gleich
darüber!"
„Na, da s«i doch froh, dann haben
sie ja auch zugleich Stoff zur Un
terhaltung!"
großartige Wirkung clncS Kinder
kraslpnlvers.
""U DÄ
W
Wohlmeinend.
„Wenn S' gestatten, gnä' Freilein,
werd' ich 's „Frei"-Schild droben las
sen —am End' nutzt's doch a' bisl
was!"
Veiteles: „M e!' Geld kriegt «r
nit!"
W i n I.
gibt's eigentlich bloß in den Rom a
nen Küsse?"
Dummpfiffig.
Pfarrer: „Thu's, Huberbäu'rin
und fpend' der armen Bötin a kloanes
Pfandleihers): „„Ach, Fräulein
nichts?"
Bäuerin (in der Kunstausstellung):
„Weißt, Alter, alles versteh' i an dem
Bild net."
von net verstehst, dös is halt die
Richtun g."
Dilemma.
Künstler?"
B.: „Gewiß, «in Gedächtnißkünst
l«l"
Erklärt. „Ihr Mann bleib!
aber lange fort, zum Briefkasten ist'i
wohl sehr weit!" .Ach nee! Ab«
Münchner"Bierhall«.""" zu,
Gast (der dem Hund des Wirthe? ein
Stück von seinem Hasenbraten geben
will): „Sehen Sie mal, der Racker
nimmt's nicht!" Wirth: „Ja, das
Viehzeug hat sich auch früher schon
nicht vertragen lönnenl"