Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 22, 1900, Page 3, Image 3

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schallen ö?5
<9. Fortsetzung.)
„Ja, den brauche ich!" antwortete
sie. „Auf ein Wort, Herr Director."
Sie zog ihn einige Schritte bei Seit«
Witz.
Ich beobachtete, wie der Bankier eine
kurze Zeit sehr lebhaft mit feiner Nach
barin flüsterte, wobei er mehrfach nach
dem Director hinsah. Dann schüttelte
sie den Kopf und wollte aufstehen. Dei
Bankier erhob sich, nöthigte fi« auf ih
ren Sitz zurück und ging rasch zum
Director hin, den «r trotz seines
Sträubens beim Arme nahm und in
«ine Ecke »og. Dort schienen si« in recht
lebhafte Unterhaltung zu gerathen. Es
kam mir vor, als wolle der Director
aufbrausen, der Andere beruhigte ihn
aber und Beid« verließen daS Zimmer.
Uebrigens bekümmerte sich die Gesell-
Sie unterbrach ihn und sagte
kurz:
„Soll ich Ihre Frau rufen?"
„Um Gottes willen! Nein!" ritf der
Wirth. „Sie sollen Ihren Willen ha
rend zu und sah mich an wie ein böser
Kettenhund. „Die Sache ist erledigt.
Das Weitere später."
Damit er mich stehen und
wie Don Octavio!"
„Don Octavio? Aha," dacht« ich,
„mein lieber „Don Juan, Du bist aus
„Treibt der Champagner die Perlen
im Kreise —. Es lebe das Leporello-
Register!"
den Stoffe!"
Der Wirth tratzte sich hint«rm Ohre,
Ratzekahl'alle"
Hunden g«hetzt, aber das kam mir doch
„Ein feiner Plan, fein zugespitzt,
Mylord "
Nur schade, daß ich die Idee nicht vor
her hatt«!"
hinzu:
.Gute Nacht mein Prinz
und Cngtlschaaren singen dich zur
Ruh'!"
Seien Sie Ihrem Engel dankbar,
lieber Freund! Uebrigens rathe ich
Ihnen zur Vorsicht. Sie wissen ja:
„Rothe Haare und Erlenholz "
Damit ging er lächelnd von dannen.
„Mein Engel?" Das war doch
noch sehr die Frage. Die zweikundert
undfünszig Dollars allerdings waren
da, aber was daraus werden sollte —?
Ach was! Morgen früh mußte ich
ihr das Geld bringen, ich sollte ja dann
den Grund erfahren. Auf alle Fälle
war diese Art, sich Geld zu verschaffen,
etwas eigenthümlich und widerstrebte
mir.
Aber dann sah ich die treuen klaren
Augen vor mir konnte, mußte ich da
nicht vertrauen?
Und diese Augen folgten mir hin
über in den Traum. Und da war
mir am Himmel ständen, als leuchten
der Doppelstern und mir winkten, ih
nen zu folgen in die endlose Ferne.
Sonderbar! Sie standen an derselben
Stelle, wo vor langen, langen Jahren
der feurige Comet gestanden hatte, und
ich schüttelte das Haupt und sagte:
„Ich kann nicht mit Euch ziehen, ich
muß warten bis der Comet kommt und
mir die Wege zeigt in der weglofenUn
endlichkeit."
Da flimmern die beiden Sterne in
leises Lachen und eine klare Stimme.
„Ich bin ja Dein Komet!"
Feuerfunken tanzten vor meinen Au
-21. Kapitel.
Glückes fällt auf seinen
Lebensweg.
Als ich zum Frühstücke in's Speise
den Tisch.
kvkettiren?" .
dient."
Ich hatte sie gekränkt, das hatte ich
nicht gewollt. 'ch fh
blick! Ich bin Ihnen eine Erklärung
Ich hatte das dumpfe Gefühl, als
hab« schon oft beobachtet, daß Sie in
Gesellschaft den größten Blödsinn ru
hig übe? sich ergehen ließen, wenn Sie
die Cigarren geholt. Also bitte! Hier ist
Feuer."
sah ich zu ihr Hinüber und es war mir,
sprühte. '
„Der Komet!" entfuhr es unbewußt
mich ruhig zum Kome
Ihnen sagt." " d
delnd fuhr sie fort:
Krach, und Gagen fallen nicht mehr.
Von diesen Thatsachen bin ich felsenfest
überzeugt, und deshalb that ich, was
ich für meine Pflicht hielt. Sie sind
immer gut und freundschaftlich gegen
mich gewesen, und so hab' ich mir er-
Gestern Abend bot mir das Glück die
schuldig, hat aber keins. Ein ganz
hübsches Pumptalent besitzt der Mann
Übrigens, davon werden Sie auch wohl
nächstens Beweise sehen. An' diesem
Talente setzte ich den Hebel in Bewe
gung. Ich oerlangte Vorschuß und das
lUnd das mit Recht. Ich verstehe
stung bewundern zu können, aber die
Schuld an mich? Wie der Kerl dazu
gekommen ist, begreife ich noch nicht
recht."
vielleicht war es eine muthwilligi Lau
ne. Der Bankier hatte die Blicke be
merkt, die ich Ihnen zuwarf, und war
allein. Aber bitte! Gehen Sie nicht zum
ten! Ich will Ihnen später Alles sagen.
Vielleicht habe ich selbst eine Dummheit
gemacht. Sprechen wir nicht weiter da
nenstrahl stahl sich durchs Fenster,
mein« Seele:
„Das ist die Liebe, und Du bist ein
alz zuckt dkl elektrische Strom bis in
mein Herz. Ich bog mich an ihr Ohr
und flüsterte i
„Wie war das vorhin? Der Bankier
hatte die Blick« bemerkt, die Du mir
zuwarfst, und war eifersüchtig?
Ja, Schatz?"
„Und mir träumte von einem glän
zenden Doppelsterne, der mich in seine
Kreise zog und mit seinem Feuer
das blos ein Traum, oder weißt Du,
Schatz,wer der Komet ist?"
Sie nickte wieder, und ich zog ihr die
lachenden blauen Sterne und fragte:
„Mein süßes Lieb, ive'ißt Du, wer
mein Komet ist?"
Hals und barg ihr Haupt an meiner
Schulter und sülsterte:
„Ich bin ja De!n Komet,"
Und mit raschem Griffe löstest« ihr
Haar und schüttelte es, daß die gold
rothe Fluth wie feurige Lohe unsßeide
umwogte.
und küßte mich.
„Da, Du dummer Hans! Das hast
Du verdient. Aber leid thust Du
Wel^n.
der hatte auch schon was gemerkt? Und
Du, böser Mensch, hast mir heute das
Herz so schwer gemacht!"
streichelte ihre goldrothen Locken. „Jetzt
22. Kapitel.
Schiller's „Jungfrau von
Orleans" und „Die Weber"
im Zweikampfe. Wie der
halten und denkt Dich mit einer Rolle
zu kränken, die Du neu studiren
mußt."
„Ich dachte schon, ich müsse den
„Talbot" spielen."
Allgemeines Gelächter, da der Direc
„Das hat freund Egidius auf dem
Gewissen! ' flüsterte mir Bertha zu.
„Dem dauert die Saison ohnehin zu
lange."
„Wie sieht die „Jungfrau von Or
leans" eigentlich aus?" fragte mich
Aber da fällt mir ein: Wolltest Du
gen?"
als handwerksmäßige Kunst. Leut«,
die tagsüber ihre Schuhe flicken, die
Nadel führen und ihre Körper stär
ken in harter Arbeit, erheben Abends
ihre Seelen zur Verherrlichung der
Poesie. Das ist wahre Begeisterung,
und solche verdicnt Anerkennung; sie
leistet mehr als professionelle Kunst.
Und wenn diese Begeisterung aufge
wandt wird zur Verherrlichung der
Poesie eines Werkes, das den Stand,
die Leiden 'der Unterdrückten zum
Vorwurfe hat, da möchten wir doch
schon dadurch zu ihremßortheile von
den Berufsschauspielern, die durch
Aufwendung aller möglichen techni-
Lächerlich! Als ob sich die Kunst
erlernen ließe. Dieser Unfug muß
b«iter hat dasselbe Recht auf die
der sie als sein« Milchkuh betrachtet.
Gemeingut des Volkes soll die Kunst
sein, nicht ein Ruheplatz Droh
digen. Das muß unterstützt werden.
Auf! Kommt Alle wi« ein Mann zur
wahren Volksvorstellung."
Als ich Abends in die Garderobe
die unmöglichsten Posen.
„Was meinen Sie," rief er mir zu,
„wenn mich mein theures tugendfameS
Weib so sehen könnte?"
„Malen Sie nicht den Teufel an die
dumm, die Liebesverhältnisse mir über
den Kopf wachsen zu lassen. Die Ge
schenke Hochedlen Damenwelt sind
steht's d«nn oben?"
der Inspizient. „Meine Statisten seh
tröstete ihn Egidius.
Der Jnspicient erschrak.
„So unmöglich wäre das nicht!"
Wo ist der Director?"
Der kam eben mit finsterer Miene,
wozu die schwarze Rüstung ganz gut
Al !" be kt E, 'd' s Sch
„Zwei Herren wünschen den Director
zu sprechen!" Und leise setzte er hin
zu: „Die Zetteldrucker!"
Der Director fuhr auf; mit den
Worten: „Ich bin nicht hier!" ver
schwand er^ eilig durch ein Seitenthür-
Zehn Minuten nach Acht."
„Helfen?"
„Hier kann Niemand helfen: das
Publikum fehlt selbst die Freiberger
sind ausgeblieben."
psen?
Hand?"
Camilla! Tugends . . . '. Pst!" Unter
aus.
„So geht der Mensch zu Ende!"
„Die Weber haben oie Zungfrau von
Orleans besiegt!" gestand Dr. Ehrlich
ein.
spizient.
den Rath:
unb schleuderte die einzelnen Theile in
die Ecken, wobei «r lachend sagte:
„Gut, daß der ganze Schwindel ei«
Ende hat! Ich habe die Komödie herz
lich satt. Verkünden Sie, bitte, Herr
Schein, daß das Publikum sich zum
„Das heißt: zu den Webern!" be
richtigte Egidius. „Ich werde die Bude
räumen lassen. Ich sage denen da
draußen, die Vorstellung würd« ein an
der Gage mitbringen, sowie von seinen
weiteren Plänen uns in Kenntniß
war ei z'e l'ch trübselig
„Der Kerl ist hartnäckig!" flüsterte
tragischem Schritte erschien Egidius.
Mitten vor der Tafel blieb er stehen,
besah sich im Spiegel, glättete seine
und würdevoll:
„Der Herr Director läßt sich ent
schuldigen; er ist —"
„Er ging soeb«n mit einem Kofferchen
Ueber die Mississippi - Brückt in ein
Cylinder. Ade!"
2 3. Kapitel.
Was für «inen Plan Egi
dius hatte, und wie Hani
Freiling und Bertha Mu
zell einen kühnen Ent
schluß faßt«n.
Da war es also richtig wieder das
große Fragezeichen: „Was soll nun
werden?" Es zu beantworten, dazu
Denken und Thatkraft; und wenn dii
Antwort gefunden, ist der Rest Schwei
gen. Und dann hat Hamlet den Faust
abgelöst und wir stehen wieder wie am
erst«n Tage vor der verschlossenen
Pforte und staunen die Wunder des
Welträthsels an „wie die Kuh das neu«
Scheunenthor", würde mein Onkel sa
gen. Das war gut, daß ich an den
dachte ! Den Onkel durfte ich ja nicht
vergessen! Bisher hatte ich ihm regel
mäßig geschrieben, aber wenn jetzt der
Kamps um's Dasein anfing, hätt« ich
„Mit dieser Aussicht muß ich den
Schatten d«r Menschheit, über die
Sterne und Schicksale des Theater?
über meinen Kometen schrieb ich ihm
wohl?"
Wege!"
je ihre Bahnen kreuzen würde —?
Es klopfte. Das war mein Komet.
Wie Sonnenschein sluthete es in mein
endliches Glück."
prosaisch, ob Du mit ihm ein« Tasse
Kaffee trinken willst", sagte Bertha
mit komisch ernsthaftem Gesichte. „Un
ter. Ist das nicht hübsch?"
(Fortsetzung folgt.) j
Für die Küche.
k!cmp<> kl I» i'l-i»?. Man nehme
Rindfleich, Kalbfleisch und eine Henne,
von jedem so viel, daß ein« kräftig«
Brühe davon entsteht, und thue als
dann Sellerie, Mohrrüben, Petersilie
und «in Lorbeerblatt hinzu, sowie
einige Körner Englisch Gewürz, Pfef
fer und ejne Nelke, sodann «ine in
Sahne eingeweichte Semm«l und daS
Gelbe von 4—6 hartgekochten Eiern,
das vorher im Mörser gestoßen wird.
Eine Stunde vor d«m Anrichten thue
man «in« ganz weiße Einbrenne daran
und zieh« die Suppe mit sin guter
Sahne gequirltvEidottern ab, schneide
das Fleisch der Henne in feine Filets,
gebe eS in die Suppenterrine und
schütt« die Suppe darauf. Man giebt
nebenher Parmesancroutons, oder zu
Dreiecken geschnitten« Semmel, die in
goldgelber Butter Beigabe von
etwas Salz kroß geröstet ist.
bunden und auf die vorhergehende Art
Gefüllte Tomaten. Man
Salz. Man drückt alles recht fest,
selpüree dazu.
Kalbsmilchin Sauce. Die
gut gewässerte Kalbsmilch oder Brüs
sel ab, hebt sie aus und übersprudelt
si« mit kaltem Wasser, damit sie fest
Man steckt etwas frisch« Butt«r hinein,
und richtet das Geflügel sofort an.
Fisch - Mayonnais«. Be
liebige Fische, wie H«cht, Schiel. Kar-
und sehr feinem O«l und Häuft sie auf
Mitte, garnirt die Schüssel mit Aspik,
Kopfsalat, Sardinen, Citronenschnit-
Gelbe R ü b ch « n - S u p p e.
streicht sie vor dem Anrichten durch.
Die Wahrheit. Meka (er
regt): „Denke Dir nur, lieb« Mutter,
die Dreistigkeit von dem Doctor, er
frug mich heute, ob ich geschminkt sei
da habe ich ihm aber die Wahrheit
gesagt." Ida: „Du hast es also zu
gegeben?" 3