Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 08, 1900, Page 6, Image 6

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    6 Im riMl« Heim.
.Wetter hätten/ sagt Frau Amtsrichter
kleine Hände die Falten ihres Kleides
gefaßt halten und daß Kindersüßchen
hinter ihr umhertrippeln.
Am nächsten Tag- ist großer Um
zug. Ihr Mann hat Gehaltszulage
bekommen, und sie haben nun nicht
mehr nöthig, vier Treppen hoch eine
kleine Wohnung von vier Zimmern zu
bewohnen. Der Amtsrichter hat jetzt
«ine große, elegante Beletage dicht beim
Amtsgericht gemiethet: sieben Zimmer
mit Balcon, Mädchentammer, Bade
zimmer und Küche, alles wunderhübsch
und sehr bequem. Der Salon und das
Eßzimmer iverden neu und stilvoll
mödlirt, die übrigen Möbel kommen in
die kleineren Zimmer, wo man nicht so
viel davon sieht.
Aber darum brauchte die jungeFrau
Amtsrichter doch eigentlich nicht so
traurig auszusehen! Weshalb thut sie
es denn? Sollte sie sich vor der Mühe
und Arbeit fürchten, die mit dem Um
züge zusammenhängt.
Nein, das ist nicht der Fall. Nein,
sie gedenkt der Zeiten, die sie in der
Wohnung verlebt hat, die sie jetzt ver
lassen wird, und tausend Erinnerun-
Er trägt einen dunklen Paletot und
«inen kleinen Filzhut, unter dem die
duntlen Augen glückstrahlend in die
ihrigen blicken, während sein Arm sie
umfangen hält. Sie ist in einem rei
zenden, neuen, dunkelgrünen Reise
costüm, trägt ein glückliches Lächeln
auf den Lippen und hübsche Blumen
sträuße in den Händen, Abschiedsgaben
ihrer Schwestern und Freundinnen.
Er klingelt. Warum öffnet Lina
denn noch nicht? Ihre Wohnung liegt
vier Treppen hoch und ist klein und be
scheiden, aber trotzdem sieht er so stolz
und glücklich aus, als ständ« er vor
«mein Königsfchlosse und hätte den
Schlüssel zur Schatzkammer in der T
asche. Die junge Frau hat eine so gren
zenlose Sehnsucht nach ihrem Reiche,
als würde sie in einen Feenpalast ge
führt.
Endlich, als ihre kleinen, zierlichen
Füße schon ungeduldig auf der Fuß
matte umhertrippeln, kommt Lina in
einem sauberen Kleide mit weißerLatz
schürze, und die Thür öffnet sich. Dort,
wo jetzt ihr kleines Mädchen, steht und
die Puppe im Arm hält, umschlang er
sein junges Weib und flüsterte mit be
wegter Stimme: „Willkommen in un
serem eigenen Heim, mein Herzenslieb
ling." Dann wurde eine Entdeckungs
reise in ihrem Reiche angetreten. Es
war doch nicht möglich, daß ihr
"Paradies nur auS vier Stuben und
einer Küche bestand. Es war ja für sie
eine ganze Welt, ein Zauberreich, in
welchem er der König und sie die Köni
gin war! Wie wunderhübsch war
alles, die neuen Möbeln und die reizen
den Hochzeitsgeschenke. Ach, und die
ser kleine, bezaubernde Blumentisch in
der Wohnstube! O, und was war das
da in der Ecke, groß und dunkel mit
gelben Leuchtern.
„O Hans, ein Clavier! Wie ent
zückend! Du Spitzbube sagtest immer,
wir könnten uns noch lange tein Pia
nino kaufen, und jetzt steht auf einmal
«ins hier. O Du einziger, leichtsinni
ger Hans, wie liebe ich Dich!"
„Ich war bange, meine Nachtigall
würde traurig werden, wenn sie nicht
svie zu Haufe singen lönne. Dafür
müssen wir in anderen Dingen um so
sparsamer sein, liebster Schatz."
Er zog einen niedlichen, lleinen
Schlüssel aus der Tasche, schloß das
Pianino auf und bat: „Singe mir das
liebe, alte Lied."
„Wir faßen still am Fenster."
Stadt zieht!
kann nicht kommen, das
unserer neuen Wohnung ist noch nicht
fertig und, dann hat...."
«Du Ring an meinem Finger."
Zwei starke Arme umschließen sie,
zwei Lippen pressen sich auf die ihrigen
drießlich, aber sonst, Gott sei Dank,
Aus der Schule. Lehrer:
ciren. Was sollte auch Jemand ma
chen, wenn er zum Beispiel 10,000
'Dollars Ausgaben hätte und nur 500
Mätzchen.
Mit Elektrizität.
Der elektrische Bahnbetrieb in den
Städten hat sich so bewährt, daß sich
Wie von selbst d«r Wunsch einstellte, ihn
de. Deshalb hat man die Verwendung
von Elektrizität statt der Dampfkraft
zum Betrieb von Bollbahnen jetzt über
rika im Betrieb oder befindet sich im
Bau. Man kann in der That be
haupten, daß für kürzere Linien der
gen.
Umfangreiche Versuch« in diesem
Sinn sind seit April dieses Jahres in
Berlin auf die Zweigbahn Gesund
brunnen Lagerhof angestellt. Diese
Strecke wurde absichtlich gewählt, da
mit sich möglichst viele Schwierigkeiten
darbieten. Steigungen sind dort zu
nehmen, und der Ausblick ist für kurz«
Entfernungen durch schärfe Krümmun
gen behindert. Bei schneller Fahrt
dürfen die Signale auf der Strecke kei-
Sie wurden auf der dreiKilometer lan
gen Versuchsbahn zu Groß-Lichterfelde
und Aehlendors ausgeführt. Das Neue
umzuformen, wie «s zum Betrieb der
Motoren nothwendig ist. Es gelang
ferner, solche Stromabnehmervorrich-
Gcschwindigteiten, die 90 Metten Über-
Bon den Projekten, die die Ausnu
tzung der Wasserkräfte im Interesse des
Bahnbetriebs planen, wollen wir hier
nur des größten gedenken, das bereits
in Angriff genommen wurde und im
nächsten Jahre v«rwirklicht sein dürfte.
Es handelt sich um die beiden 130 Ki
lometer (ca. 90 eng. Meilen) langen
italienischen Bahnlinien Lecco-Collico-
Sendrio und Collico-Chiavenna, die
augenblicklich noch mit Damps betrie
ben werden. Die adriatische Eisen
geht, die nothwendigen Wassermengen
abzuleiten. Der Wasserstrom gelangt
dann durch einen Tunnel von 5 Kilo
elektrische Centrale die 10,000 versüz
(ls,ooo Bolt), als sie bei den elektri
motiven. Die Anlag« wird nach der
Vollendung die erste große Eisenbahn
mit Drehstrombetrieb sein, die sich auf
Aus der Zeit der alten Reichsstädte,
Hauptausgangspuntt der Donauschisf
fahrt nach Wien, hat die Stadt, welche
durch die Eigenschaft als Festung in
zahlreichen Kriegen Unglaubliches zu
Aber dies hindert die alte Reichs-
Entstehen an beschieden war, eine Fe
stungsstadt zu sein, hat eine Reihe der
verschiedensten Befestigungsanlagen er-
DerMetzgerthurm.
Aus der alten römischen Colon!«
entwickelte sich die Karolingische Pfalz
und aus dieser wieder die sogenannte
erste mittelalterliche Befestigung, welche
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa),
Friedrich 11., sowie der letzte der Ho
henstaufen, Konradin. Der besonderen
stellen.
weise abgebrochen, und so verschwand
Jahr für Jahr ein Stück der mittel
alterlichen Befestigung nach dem an-
Freund alter Architektu/die Zerstö-
D«r„Gänsthur m".
Im Lauf der Zeit hat sich das Bett
der Dona» durch Anschwemmung er
heblich verändert, so daß jetzt die alte
Stadtmauer nicht mehr vom Flusse be
spült wird, sondern durch einen brei
ten Streifen Landes von ihm ge
trennt ist.
Hier steht einer der drei noch erhal
tenen Thürme, der „Metzgerthurm".
Im Laufe der Jahrhunderte hat er
sich allmälig etwas geneigt, und es ist
zu befürchten, daß dieser Umstand auch
ihm einst das Leben kosten wird. Die
Krone der Mauer bildet hier eine Pro
menade, einen der schönsten Spazier
wege am Ufer der Donau. Ein weite
res Bild zeigt einen Theil der Nord
front! hier ist der nasse Graben ausge
süllt worden, und an seiner Stelle er
hebt sich eine breite Ringstraße mit
schönen Anlagen. Ihr nördlicher Rand
Häuschen. Diese Grabenhäuschen wur
den Anfangs des 17-Jahrhunderts auf
der ganzen Stadtmauer erbaut, um
Ein Bild stellt den alten „Seel-
Stadt entwickelt haben wird.
—— >,
Verlobt.
verlobt. Die königliche Braut ist am
31. August 1880 geboren. Sie folgte
in der Regierung ihrem am 23. No
vember 1890 verstorbenen Vater, dem
König Wilhelm 111., unter Vormund
der des Großherzogs von Mecklenburg
k lu des Garde - Jäger - Ba-
Regiments No. 90.
Das rothe Kreuz.
Trotz der Trefflichkeit des Sani-
Umsonst.
(Das Publikum applaudirt einem
Komiker, der ein jüdisch-satyrisches
Couplet vorgetragen.) Silberstein:
„Sarah, klatsch, damit Mersch uns nich
Vom Regen in die Traufe.
Landwirth (gutmüthig): „Herr
Bürgermeister, Sie sind gewiß hunds
mlld'!"
Bürgermeister (sich den Schweiß von
der Stirne wischend): „Aber, Herr
Wirth, so spricht man doch nicht zum
Wirth: „Nehmen Sie es nicht übel,
Herrßürgermeister, ich meine nur, weil
Sie so saumäßig schwitzen!"
Schöne Aussicht. Gläu
biger (wüthend): „Jetzt haben Sie «ine
vermögende Frau geheirathet, und ich
btkomm« doch kein Geld!" Schuldner:
„Ja. Meister, es ist schon alles ver
braucht Sie müssen halt warten,
Ein Barometer.
„Nu' sag' 'mal, Jtzig, warum läßt
„Gott der Gerechte; wie heißt, hab'
Banquier (der auf der Spitze eines
Berges erschöpft anlommt, betrachtet
die Landkarte und sieht, daß er sich aus
einer Höhe von 950 Metern befindet):
„Gott der Gerechte, seufzt er, bin ich
gestiegen aus 950, warum sollen nicht
auch steigen die Aktien, was ich hab' in
meiner Kassa, auf 95V?!"
Nachberühmten Mustern.
Schauspielerin: „Herr Direttor, ich
möchte jetzt zu den Männerrollen über
gehen!"
Direktor: „Um Gotteswillen, Sie
wollen doch nicht auch den Hamlet
spielen?"
Schauspielerin: „Nee, Direktorien,
mit solch' magerem Zeug geb' ick n»ch
nicht ab. Der Fallstasf dürfte mir aiif
zeschneUn P
'
Freundin: „Du bist natürlich Frau
enärztin wie geht denn die Pra
xis?"
Jung« Aerztin: „Massenhaft wollen
die Männer von mir behandelt wer-
Auf der Hochzeitsreise.
NochderSomm e r 112 r i s ch e.
„Wieso?"
„Weil Sie'so gut aussehen!"
(Vor einem Bilde der Germania.)
Frau: „Was stellt das Gemälde vor?"
Mann: „Nu die Wacht am
Rhein."
Frau (ironisch): „Gott, was for «
Schlaukopp de bist! Deß fe net schlaft
seh' ich selber!"
V
Karlchen («inen Theaterzettel le
send): „Nicht wahr, Tante, wenn Du
beim Theater wärest, wärest Du jetzt
eine „komische Alte"?"
Respektsperson.
meindediener gewählt wurde, zu seiner
Frau): „... Und döst's weißt, Bär
an mi' vergreifst, is dö- a' Beamten
beleidigung!"
Höchstes Phlegma.
Gast: „Da glauben die Leute, daß
der glücklich ist, dem die gebratenen
Tauben in den Mund fliegen. Als ob
das Kauen gar keine Arbeit wäre!"
Zerstreutheit.
Die Frau eines angesehenen Profes»
weit von der Residenzstadt befaß.
Währenddessen schrieb der Profeffo
als Nachschrift darunter: „Meine Frau
ist zanz wieder hergestellt und Sie
brauchen also nicht zu kommen."
siebzig?!"