Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 08, 1900, Page 3, Image 3

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    Im
Malten i>?s AoMIMM.
(7. Fortsetzung.)
Von m«inen Collegen bekam ich, be
sonders im Anfange der Reise, nicht
viel zu sehen. Meines Onkels Mittel
wollte nicht Jeder anwenden, und son
stige Mittel halfen nicht viel. Mein
neuer Director hielt sich mit dem alten
ziemlich abgesondert. Ich traf Beide
täglich im Rauchzimmer, aber di« Her
ren hatten so vi«l Geschäftliches zu be
sprechen, daß ich froh war, mich auf
meine eigene Gesellschaft beschränken zu
können ohne Anstoß zu «rreg«n. Bertha
Muzell als einzige alte Bekannte suchte
zwar manchmal Ansprüche auf mich zu
machen, war jedoch nicht immer in der
Lage dazu, da sie öfter unfreiwillig in
Ding ward das Ungeheuer von See
krankheit gar nicht recht los.
Die übrigen Mitreisenden interessir
ten mich wenig und schienen für mich
das gl«iche Gefühl zu empfinden.
Am stumpfsinnigsten war ein alter,
recht verbauert aussehender Herr mit
sog. Yankee - Bart. Er saß den ganzen
Tag rauchend und kauend in einer Ecke
des Rauchzimmers und macht« dazu ein
Gesicht, als ob er beißen wolle. Wenn
ihn Jemand anredete, knurrte er ver
dächtig etwas Unverständliches, so
daß er sehr bald mit sein«r schönen Be
schäftigung allein gelassen ward. Übri
gens war er harmlos und trank nur
Wasser.
„'s ist ein Temperenzmann aus
dem Westen!" sagte bedauernd der
Steward.
Er war erst an Bord gekommen, als
das Schiff eben abgehen sollte.
Was sich sonst an menschlichen We
sen in der Kajüte befand, war womög
lich noch unint«ressant«r. Nur Einer
machte ein« Ausnahme.
Es war eine lange hagere Figur mit
Zwick- und Knebelbart, eine lebendig
gewordene Illustration aus der Dori
schen Don Quixote - Ausgab«, der
sinnreiche Junker aus der Mancha in
leibhaftiger Gestalt. Nur die Augen—
Quixote. Diese dunklen stechendenAu
gen, die wie zwei Dolche sich in Alles
zu bohren suchten, was in ihren Be
reich kam. schienen eine unheimlich«
magische Kraft zu haben und auch mich
förmlich zu verfolgen.
Am Abend« d«s dritten Tages stand
träumerische Stimmung die unheimli
chen Augen einbohrten, und fast er
schrocken blickte ich mich um. Ich stand
auf der hintersten Erhöhung des Ver-
Gesicht« festheften zu wollen
Sprache deZ Cervantes?"
dachte ich: Der Mann war also ver
muthlich ein Spanier. Er kam mir jetzt
Vit., (Was
suchen, und daß ich mir da mein/Leute
ansehe, versteht sich von selbst. Die
übrige Reisegesellschaft dort er deu-
»Mit dem kannst Du's ja einmal
Der Mann störte mich zwar in mei
nen Träum«reien, bot mir aber einen
wirklichen Ersatz. Er z«igte sich als
dielseitig gtbildet und wußte so interes
sant zu schildern, theilte mir Über die
„Vereinigten Staaten" manches Wis
senswerthe mit und gab mir manchen
nützlichen Wink in Bezug auf das dor
tige Leben, so daß ich mit seiner Be
kanntschaft sehr zufrieden sein konnte.
Ob er mit mir auch so zufrieden war,
weiß ich nicht, möchte «s aber bezw«i
feln, da er d«n Lönxnantheil der Unter
haltung zu tragen hatte. Zuweilen
fuhr mir der Goeth'fche Spruch durch
den Sinn: „Begreife nicht, was er an
Uebrigens schien sich der Mann so
zusagen für alle W«lt zu interessiren.
So ging er von Zeit zu Zeit, mit einer
alten gewebten Jack« bekleidet, in das
Zwischendeck und sorgt« so gut er konn-
Mensch wie ich, d«r die Noth des Le-
Einer, weiß, was es heißt, ohne allen
Beistand durch das Leben gehen. Was
der armen Leute drüben Warles wird
Er lacht«.
willkürlich:
„Entweder ist der Mann verrückt
oder er schwatzt absichtlich Unsinn."
Ich sagte deshalb, um auf sein«
Ideen «inzugehen:
rasse anschließen?"
Er schüttelte den Kopf und sagte:
„Es ist der alte Unsinn, an den so
Mancher noch glaubt. Die Sprach« ist
das einzig Gewisse, sie nur läßt bei d«r
Eintheilung der Menschenrassen keinen
Rest. Die Ethnographie ist von je
meine Lieblingsbeschäftigung und ich
Germanen, und den Kurzschädeln der
Mittelmeervöller. Das stimmt nicht
so ganz. Ich habe Langschädel am
müßt« es ja eim gan -Me
genau so wie Th,»e d-rs-lben
die Ohren. Lassen Sie mal Ihr rechtes
Ohr sehen!"
Der Lootse war angekommen und
hat das Interesse sämmtlicher Rei
senden in Anspruch genommen; jetzt
„Weshalb steht die Freiheit außer
halb des Landes? Ist drinnen kein
Platz für sie?"
Indem kam Bertha Muzell mit ei
nladen" was das für ein Ausdruck
ist! Als ob wir «ine Waare oder Bieh
wären!"
„Nur ruhig Blut!" ermalnt« ich Sit.
„Das Schiff steht ja stille und
schwankt nicht mehr, da können Sie sich
Mädchen."
Sie versuchte zu lächeln und sagte:
„Daß Si« Komplimente drechseln
können, hab' ich bis jetzt gar nicht
Sie trat mit biit«rbösem Gesichte
vor mich hin und sagte gepreßt:
„Verspotten laß ich mich nicht, von
gen.
Das hatte mir gerade gefehlt. Es
war zum Glücke Niemand auf Deck,
hätte.
nicht zum Weinen. Wie kommen Sie
denn auf die dumme Idee, daß ich Sie
hätte beleidigen wollen."
ich bin zu dumm! W«nn Sie Augen
im Kopfe hätten groß genug sind sie
hätten Sie lange gemerkt, daß der
lange Franzos oder Spanier oderPole,
aber es klang doch merkwürdig: „Ein
gesteckt!" Das Wort erregte ein eigen
thümliches Gefühl in meiner Seele.
ein Geheimniß verborgen ruhte, und
da kam mir plötzlich die putzige Idee,
ob die „Liberty" dort drüben etwa auch
Sie schüttelte den Kops und sagte
einfach und ruhig:
„Sie dichten wohl? In diesem Ver-
tern hinterlassen hatten, wäre sonst
bald ausgezehrt gewesen.
„Meine Freundin ist eine berühmt«
Größe, aber ich sah den Weg. der sie
zum Ruhme führte, und so blieb ich
bequem und ich fühle, daß ich da eigent
lich nichts zu thun habe. Ich sehe eben
di« Gedanken und Gefühle des lieben
Publikums ohne jeden poetischen
Schleier, und das gefällt mir nicht. Sie
sehen", schloß sie lächelnd, „daß ich kein
Talent habe, um es zu etwas zu brin
gen in dieser Welt."
„Sie sprechen von Mangel an Poe
sie", bemerkte ich, „und doch gehört
Poesie dazu, meinen langen Freund für
gefährlich zu halten."
„Si« haben recht!" meinte sie. „Es
mag Unsinn von mir sein, daß ich da
etwas für Sie fürchte, ab«r ich kann
mir nicht helfen, es ist mir immer, als
drohe Ihnen eine Gefahr, und ich —"
Sie stockte.
„Nun?" fragte ich, „und Sie?"
Sie reichte ihm di« Hand und sagte
„Verzeihen Sie! Ich weiß nicht,
was ich schwatze; ich bin ein dummes
Ding."
„Merkwürdig!" dachte ich. „Ein so
seltsames Wesen hätte ich in dieser ein
fachen Gretchenfigur gar nicht vermu
thet."
„Hallo! Herr Raden! Hamlet!
Träumer! Wo stecken Sie denn?" er
des Herrn Egidius Schein. „Komm«n
Sie schnell herunter! Ten Temperenz
mann hat's!"
Im Speisesaale ging's lustig her.
Da stand der alte bissige Farmer
den Westen!"
„Was ist das?" fragte Bertha Mu
zell.
„Er hält Alle frei! Ja!" fuhr der
Wo steckt Dein Freund? Wo ist der
lange Chief? Er soll auch mittrinken.
Wenn der Capitän, der Brummbär
guten Abends Trink zu! Di« Lady soll
auch trinken! Holla! Ein Glas für die
Lady! Fragt di« Lady, was sie trinken
lZoä l,W»s v»u! Der Herr stärke un
sere Seelen! Ja. ja! Der Trunk ist ein
Laster pfui über ihn! >Vi»»> <Io>»
Ii »'i>> diiuj- Ml> i»>» tlw
Laßt das gut sein I leol »lo>>>iv.
.VII rli-I>t!"
Er griff in die Hosentasche und
brachte ein zusammengeknülltes Päck-
Er schwankte dicht vor dem Steward
hin, hielt sich an ihm fest und brachte
dann mühsam heraus:
tet«:
Nacht die Gesellschaft mit dem Be-
Andenken morgen früh einige Flaschen
gen.
„T«r Mann hat's verdient, hat un<
lag. Es war die Z«it her ein lieber
Freund gewesen^
Wollen und Meer.
v^ruberhu
unten uird di« Herren kamen zurück.
Mein Fr«und hielt ein Bündel Kleider
und «ine graue P«rrücke in der Hand
und rief:
„Das hier ist Alles, was von dem
Gauner übrig geblieben ist. Die Trun
kenheit gestern Abend ist Verstellung
gewesen, um die Flucht sicher ausfllh
sehtn!"
scheinend harmlose Täufling war nur
Maske gewesen! D«r Kerl mußte ja
ein Meister der Verstellungskunst
sein!"
mem Freund und wmlte m.ch zu
Ich ging hin, obgleich Bertha Mu
ich in der Nacht kein Gespenst gesehen
hatt«. Wahrlich! Die Ähnlichkeit war
auf den ersten Blick überraschend, zu-
Bertha Muzell blickt« mir üb«r die
„Das ist ja der Pfaffe!" rief sie ver
,. Welcher Pfaffe?" fragte Alles.
, Pfaffe," ertlärte Bertha Mu>
das Bild und ri«f:
„Richtig! Das ist der Hallunke, der
mein tugendsames Weib entführen
Witterbengel ein« Nase. In Paris hat
ten si« ihn einmal fest gehabt und sein
Stunde zu spät. Die Pariser Gehei
gleitet.
ihren Anfang nehmen.
Mit Wehmuth nahm ichAbschied von
den Brettern, wo ich so manche frohe
18. Kapitel.
EinTH«aterunternehm«n
im Westen Amerikas. Wie
«s gemacht wird und wie
zwei Schauspi«ler sich g«-
g«nseitig zu Ruhm und
Ehre verhalfen.
Nach einer anstrengenden Eisenbahn-
Louis an, wo wir in Omnibusse ge
quetscht und in «in Gasthaus gefahren
oder vielmehr gerüttelt wurden.
Schon unterwegs auf der vorletzten
Bahnstation war unser Freund Egi
dius Schein in aller ausgestie
werde.
Nachmittags ward ich telephonisch in
die Wohnung des Directors gerufen.
„Warum das?" fragte ich erstaunt.
„Lesen Sie das und die Geschicht«
Characterdarst«ller Dr. Egidius
Schein, Hofschauspieler, Ritter hoher
Orden und der ersten Verdienst-Me
daillen für Kunst und Wissenschaft.
sten Umstände zuzuschreiben, daß
wir dieses Glückes theilhaftig
werden.
sagen sollen, oder „Gott sei Dan!" —
ges Weib, hat sei einig«! Zeit freund
licht Beziehungen zu einem höheren
der Öffentlichkeit. Nur so viel steht
zu gehen.
(Fortsetzung folgt.)
einfach. w«r zu«rft kommt, ir.slt zu
Für die Küche.
(österreichisch). Man nimmt «in Pfund
Reh- oder Hasenfleisch, schneidet «s
liebst j Pfd. Speck sehr fein, salzt es ge
hörig und ftuchtet «s mit etivas Wasser
Würste daraus, hüllt sie in fein gesto
ßene Semmel und Ei und bäckt sie in
heißem Schmalz aus.
Englisch« Spinat - Flit
ters. 3—4 Pfund Spinat werden
verlesen, gewaschen und in Salzwasser
weich gekocht, dann fein gehackt und mit
4 z-rquirlten Eiern, 6 Löffeln Weck-
und Jngnxr vermischt; dann formt
man flache Stücke daraus, wie deutsche
Beefsteaks oder Frikadellen, bäckt sie in
heißem Schmalz und fettet si« auf
Löschpapier ab. Sie sind sofort zu
Tisch zu geben.
Reisklöße. 2j Unzen Butter
einen Eßlöffel voll in Butter g«schwitzie
f«in« Kräuter, als: Petersilie, Gurken
kraut, Majoran, Thymian, Basilikum,
Man nimmt drei Pfund Lammfleisch,
lochendes Wasser dazu. Das Fleisch
muß in gut verschlossener Kosserolle
klopftem G«lb«i und bäckt di« Pasttt«
Kochlöss«! voll M«hl seimig, lös« «s
zur Past«t«. ,
Königsb«rg«r Fleck. Man
entschleimt d«n Fl«ck mit «inein Messer
Pfund Fleck rechnen-, man stellt densel
ben mit kaltem Wasser auf, fügt reich
lich alle Suppenkräuter und noch eine
Zwiebel, 2 Lorbeerblätter, 6 —B Kör
ter und Mehl «in. zieht sie mit 2 Gelb
verrührt mit dem nöthigen Salz und
2 Messerspitzen Pfeffer einen Salat
löffel voll Provenceröl, 1j bis 2 Sa
latlöffel saure Sahne, 1 Salatlöffel
Estragonessig, in Ermangelung Wein
essig und etwas Mostrich und reichlich
gewiegten Schnittlauch Läßt man^die
«inen Löff«l Rothw«in und «in« Klei
nigkeit Worcestirshir« Sauce an den
Gurkensalat, der «inen Moment vor
dem Verspeisen mjt der Sauce gemengt
wird. Schnittlauch darf am Gurkm
— Schlechte Auired«. Rich
ter: „Sie räumen also ein, die Kläge
rin geküßt zu haben können Sie ei
nen Milderungigrund dasüv ange
ben?" Angeklagter: „Ich <s— hab«
die Dame mit einer Briefmarke, die ich
gerade ankleben wollte, verwechselt!" 3