Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1900, Page 3, Image 3

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    Im
MllkN WMIWM.
(6. Fortsetzung.)
ker. „Steht wahrscheinlich in irgend
einem Buche, und Bücher lese ich nicht.
Aber nach Amerika geht's doch. Der
s h'h d S'
ker.
„Weil Sie ihn ruiniren werden!"
lautete die Antwort.
„Ich bin nicht unbescheiden!" sagte
der Komiker trotz des Lachens der
Uebrigen. „Ich verlange nicht zu viel,
aber wenn er mich heute Abend spielen
Öffnung vorhanden daß
Sie unserem Vaterlande erhalten blei
ben." ergänzte der Regisseur.
Die allgemeine H«iterk«it ward durch
die Klingel des Inspizienten unter
brochen und die Vorstellung nahm
ihren Anfang.
Unser Direktor machte während des
ganzen Abends einen sehr geheimniß
vollen Eindruck. Zudem schien er ganz
in seiner Roll« «r spielt« den „Essex"
aufzugehen und vergaß ganz, feine
tugendsame Gattin um d«n üblichen
keine Sehnsucht nach einer solchen Lie
besbezeigung zu haben. Sie tuschelte
sehr häusig im Schatten der Coulissen
sci längst nicht mehr ihr erklärter Lieb
ling. und sie ging mir M mit.berei
ste mich früher aufgesucht hatte. Da
hatte sie immer eine kleine Aufmerk
samkeit für mich und überhäuft« mich
förmlich mit Liebenswürdigkeiten.
Einmal hatt« sie mir einen wunder
hübschen Ritterkragen gestickt und
überraschte mich mit diesem Geschenke,
von zu verrathen. Wir waren gerad«
allein im Eonversationszimmer. Ich
sagte ihr, sie beschäme mich mit einem
solchen Geschenke, ich wiss« ja gar nicht,
wie ich ihr meine Dankbarkeit beweisen
soll«. Sie sah mich eigenthümlich an
und sagte, mir die Hand reichend:
„Da! Küss«n Sie mir zum Danke
Ich that es, und im nächsten Augen
blick fühlt« ich mich von ihren
flüstert« si« mir in's Ohr:
„Hans, ich lieb« Dich!" und war
verschwunden.
Ich empfand gerade kein« sonderliche
Freud« über das Geständniß, legte
abtr auch keinen großen Werth darauf;
zuweilen so putzige Einfälle.
So hing sie sich einst nach einer
Prob« an mein«n Arm und bat mich,
sie etwas spazieren zu führen. Als ich
mich entschuldigte, ich müsse nachHaus«,
um meinen Koffer zu packen, der Nach
mittags in's Theater abgeholt ward,
sagt« sie:
„Ich g«he mit Ihnen. Ich muß doch
einmal sehen, wi« Sie moderner Ham
let, Sie „Hans der Träumer" sich da
Was wollte ich machen? Ich mußte
mich in den aufgezwungenen Besuch
fügen.
Während ich meinen Koffer packte,
durchstöberte sie meine Bücher u^d
„Puh, diese Gelehrsamkeit!" rief si«
mit komischem Pathos. „Vor diesem
Wüste sehen Sie ja gar nicht mehr di«
Wirklichkeit, das Leben und seine
Lust."
Auf einem Ecktischchen standen di«
Bilder m«inerMutter und Mathild«ns.
Beide sah Frau Camilla lange an und
sagte dann ernst:
„Ihre Mutter beneide ich um «inen
Gedehnt setzte sie hinzu:
„Ihr« Braut hat hübsche Augen."
Ich lachte und klärte sie auf, daß
Mathilde nicht mein« Braut, nur mein«
Jugendgespielin sei.
„Schreiben Si« ihr mitunter
Briese?" fragt« sie und sah mich for
schend von der Seite an.
Welt herum."
„So?" sagte sie. „Na, dann geht
ste's ja auch nichts an, wenn ich Sie
jetzt tüchtig abknutsche."
Damit saßt« sie mich bei den Haaren
Nach der Vorstellung des „Essex"
älteren, einen stolz und vornehm aus
sehenden Mann in kostbarem Pelzman
tel. als Direktor Junkerberg aus St.
erweckenden Eindruck, und der hell
graue Schnurr- und Knebelbart ver
lieh seinem Gesichte etwas Martiali
sches, das durch den scharfen Blick der
Hll^f
und detrachtete mich durch seinen
Zwicker.
„Der Raleigh war dieser Herr, wenn
ich nicht irre."
Ich bestätigte das, und der Direktor
stellte mich vor.
ti'ois row." Ihr Direktor hat
auch bereits zugesagt, nicht wahr, Herr
Schein? Bitte, bringen Siedln jun
an „Wilden Mann", Zimmer No.
12, zu sprechen, 'n Abend."
„Verdammter Berliner Frechling!"
knurrte der jugendliche Komiker hinter
send:
Sie schon engagirt?"
Der Komiker gab keine Antwort,
packte seinen Koffer und ging mit ei
„Gute Nacht!"
„Fertig, mein lieber Raden?" fragte
der Direktor, und auf mein:
„Ich stehe zu Diensten!" fuhr er
fort: '
Damit gingen wir.
„Wünsche ercht gute Unterhaltung,
meine Herren!" rief uns der Regisseur
lachend nach.
Der Direktor stieb wich mit dem
Ellenbogen an und meinte grinsend:
Egidius Halt und nes:
„Camilla, süßes Weib, ich werde
heute etwas spät nach Hause kommen
Kich!" Est -ff , s,ch
im Neglige.
„Da hast Du Deinen Kuß!" rief sie,
ihm um den Hals fallend. „Ertrage
gut Du kannst."
Mir reichte si« die Hand und sagte:
„Sie gehen ja nun wohl nach Ame-
Augen dort besser offen, als hier, sonst
läuft Ihnen überall das Glück unter
den Händen fort. Gute Nacht!"
Damit verschwand sie, und wir
wanderten in's ti'oi» i»is."
Unterwegs sragte ich den Direktor,
ob er wirtlich glaube, der Amerikaner
wolle mich engagiren.
„Selbstverständlich!" erwiderte er.
„Ohne Zweck thut ein Amerikaner
überhaupt nichts. Uebrigens war auch
stung, Sie hatten da am wenigsten Ge
legenheit, phantastisch zu werden.
Sehen Sie zu, daß er Sie für Charak
terrollen engagirt, das ist das Fach
Ihrer
Fräulein Bertha Muzell.
ganz talentvolles Mädel, nur ein Bis
chen zu selbstbewußt."
D«i Amerikaner entpuppte sich als
ich, „als was und unter welchen Bedin
gungen? Ich hab« nämlich die Absicht,
dem Liebhabersache zu entsagen und
sollen. Na?"
bringen. Fräulein Muzell und der
Agent schlössen sich uns an.
higungen beantwortete er mit neuen
Selbstanklagen und verfiel zuletzt in
klägliches Schluchzen und Jammern.
Mit größter Müh« g«lang es uns
endlich, ihn nach Hause zu schleppen.
Die Hausthür stand zum Glücke
zu:
„Bitte, begleiten Sie mich nach
Hause."
Vor der Hausthür reichte mir der
Nachts 6ute
Nach Amerika!
metcn verfallen bist mitLeib und Seele,
Du Hans Träumer, Du? In meinen
Bahnen ziehst Du hinaus in weite,
math. finden wir Beide Gluck und
15. K a p i t e l.
Wiedastugendsame i b
die Gelegenheit benutzte
Er sah sich wie geistesabwesend im
„11-Null! lii,' m.itti l',
Rockes suchte. Dann schnappte er nach
Luft und stieß klagend hervor:
„Famili«nscene? O sprächest Du
wahr! Mein« Frau o Gott! O
Gott! Mein armes tugendsames Weib
T dt?!" ""f > rw' aus em
Munde.
„Ah! Kleines Techtelmechtel!"
send.
„Da! Lesen Sie!"
Damit hielt mir Egidius ein zer
knittertes Blatt Papier hin, das er aus
„L«sen Sie das Entsetzlich«! Ich
tugendsames Weib!"
Ich glättete das Papier so gut es
ging und las zu meinem Erstaunen:
„Heißgeliebter Gatte!"
bei „Sein oder Nichtsein."
„Stören Sie doch den Effekt nicht,
Direktorchen!" mahnt« ihn grinf«nd
der Agent, und ich las weiter:
„Ich tonnte nicht anders, was Du
begreifen wirst, denn Du kennst mich
jetzt wo ich Dir durchbrenne, folge ich
der Stimme der Bernunft. Trotz Dei
ner Liebe hast Du kein rechtes Ver
ständniß für mich? Andere haben es
auch nicht, und deshalb geht's nicht
und wird über mich wachen.
„Da ich befürchte. Du könntest
Dummheiten machen und dadurch ge
die Theatergarderobe mitgenommen.
Vielleicht kann ich Sie b«ss«r brauchen
als Du. Jetzt, wo die Saison zu Ende
ist, kannst Du ja ohne sie auch fertig
CostümstUck« mehr giebst. Wie das zu
machen ist, das verstehst Du besser als
ich.
„W«nn Du diesen Brief erhältst,
Der Amerikaner lacht«.
„So ist's recht!" sagte er. „Kopf
hoch! Drüben finden Sie mehr von der
lin.
Wir sollten am 15. Juli in Ham
burg eintreffen, von wo wir all« zu
„Alfo desbalb?!" dachte ich.
> 16. Kapitel.
recht bemerkt haben; nus eine kleine
Rauchwolke ist Alles, was noch von sei
nem Dasein Kunde gibt, und bald ist
Meiner Mutter Grab hab' ich bi
so leicht."
noch ein kleines Packet.
«Es ist eine Flasche Rothwein," sagte
sr; „die soll Dir auf der langweiligen
Dienste leisten. Trink si« in Gemüths
ruhe und denk dabei an Deinen Al
ten."
—, wer weiß, wie und wo sie «inander
„I! da schlag doch Gott den Deibel
todt!" brüllte mein Onkel, als ich in
seine Werkstatt trat. „Der Missionar
aus Afrika!"
mir selb«r. Wie geht's dem Alten? Jm
len!"
in der nächst«» Viertelstunde nur
Messer und Gabeln.
Dann fragte er:
„Bist Du satt? Schön! Dann steck'
des letzten Jahres.
„Nach Amerika, Onkel!"
„Was?" schrie er. „Hol' Dich der
d —. Was willst Du denn in
Amerika?"
„Nur ruhig Blut! Onkel, ich bin
engagirt und hab« freie Fahrt. Die
zahlt"
gentlich Pastors Mathiltx? Habe das
Ich hatte immer gedacht, Du hättest ein
Auge auf das Dingelchen. Nicht? 's ist
tbäte."
„Würde Dir schwer fallen. Onkel; sie
ist in Spanien und geht vielleicht auch
Ihrigen
thut."
stehen, «ins wie das andere, alles her
ausgeputzte Aeffch«n hol' mich der
—! Na, Du bist ja ein vernünftiger
Mensch, wirst ja Deinem Onkel so was
nicht anthun! Prosit! Es lebe Ame
rika!"
Das war der letzte Abend auf deut
schem Boden und bildet «ine der schön
sten Erinnerungen meines Lebens.
Am nächsten Tage suchte ich den
amerikanischen Director auf, der mich
erfreut und mir mittheilte^
Mein Önlel hing mir beim Abschiede
eine kleine selbst gefertigte Led«rtasche
um, die er mit allen möglichen Kleinig-
Mahnung:
„Junge! Von jetzt ab schreibst Du
mir jeden Monat einen anständigen
let. Berstanden?"
Landungsplatz abdrehte, rief er mir
„Eh' ich's vergesse, Bengel: Bier
trinken! Tüchtig Bier trinken! Das
schlägt nieder und hilft gegen die See
krankheit. Im steckt das
„Leb' wohl, guter Onkel!" sprach ich
leise. „Leb' wohl, mein Vaterland!
Vergessen wrrde ich Dich nicht. Doch
17. Kapitel.
An Bord der „Rhätia." —
licheßekannt s ch a s t. W a s
ist.
meiner Bewunderung eine vollständige
poesielose Gleichgiltigkeit gegen den un
gewohnten Reiz der Umgebung, und
war Richtig! Es half.
der Ledertasche steckt das Nö
telchen mit Goldstücken.
ter Kerl!" dachte ich und nahm mir
vor, mich durch recht hübsche Briese
dankbar zu erweisen.
Bald machte die Poesie des Oceans
ihre Rechte geltend und wand ihreZau-
Wellen und Himmel hin, nicht wie Co
lumbus voll Sehnsucht nach Westen die
Blicke gerichtet, nein, mit dem wohl
thuenden Gefühle, augenblicklich frei
zwischen Vergangenheit und Zukunft
mitten inne zu schweben. Hinter mir
war die alte Welt versunken wie ein
Traum und der drohende Kampf des
Lebens in der Neuen Welt, er war
machtlos in diesem kleinen Königreiche,
das sich stetig und sicher den Weg durch
di« schäumenden Wogen bahnte.
i . (Fortsetzung folgt.) ,
Für die Küche.
Sellerie - Salat. Sellen«
wird gewaschen, weichgekocht, in Schei
ben geschnitten, noch heiß mit Oel,
Salz, Essig und Pfeffer angemacht
und nach dem Auskühlen mii krausen,
sogen, gefüllten Sellerieblättern oder
Rapünzchen garnirt.
Gebratener Schweins
rllck«n mit Gurkensalat
und Compvtt. Das Rückenstück
eines großen Schweines oder ein Theil
davon wird vom Fett befreit und 5 bis
während dieser Zeit / Mal das
Fleisch aus der Marinade nimmt, zum
Trocknen dann wieder
dämpft es ganz langsam in der Mari-
Gefüllte Tauben. Junge
Tauben werden sauber geputzt, ausge
solgender Fülle gefüllt. 2 Unzen But-
Champignons, Zwiebel und grüne Pe
tersilie in Fett geröstet, n«bst etwas
Salz darein, dann steckt man die Oeff
nung mit spitzen Hölzchen zu, brät die
Tauben eine halbe Stunde bei starkem
Feuer mit Butter und Speckstreifen
und gießt, sobald sie braun sind, einen
Löffel Suppe od«r kochendes Wasser
daral.
Rindfleisch farcirt. Ein
Pfund Rindfkisch wird geschabt, et
was Semmel gerieben, 1j Ei, ein
Stückchen Speck dazu geschnitten, nach
Belieben Zwieb«l. Schnittlauch oder
Petersilie daran gethan. Bon dieser
Lorbeerblatt, 1 Nelke, 3 Zwiebeln, k
sehr reif sein.
Ochsenschwanzsuppe. Zwei
Ochsenschwänze zertheilt man, setzt die
würzt sie mit Pfeffer, j Theewffel
etwas abgeschnitten ist, wird er in kal
tes Wasser gelegt und gewaschen. In
kochendem Salzwasser setzt man ihn
zu, nimmt ihn vorsichtig heraus, da
mit die Rose gagz bleibt, und stellt ihn
in einer Schüssel warm. Nun macht
Löffel Mehl rührt man mit frischem
Wasser glatt an, zwei Eidotter, ein
Stück frische Butter, ein wenig Salz.
mich richtig erziehst, ich bin doch das
erste Kind, welches Du erziehst!"
Vater stolz. „Ihre ganz«
Familie huldigt wohl auf's eifrigste
dem Sport?" „Und ob! Von unS
liefen immer «In paar im Lazaretjl" 3