Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 02, 1900, Page 2, Image 3

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    2 Siedeklnste.
Wenn zchanse st h,
Hreipeit.
Genau am Tage, als zwanzig Jahre
seiner Gefangenschaft vorüber waren,
hatte er das ÄegnadigungSgesuch er
neuert; jedes Wort, im« er «S zu fas
sen gedachte, wußte er längst auswen
dig, und so schrieb er im Zimmer des
Zuchthausvirectors alles in einem Zuge
nieder, ohne einmal die r abzu
setzen.
Während der «rsten Zeit, als er in
Einzelhaft war xder still und grübelnd
auf dem grosjen Arbeitssaal« der
Strohslechter saß, hatte er schon ge
hofft, aber ohne ein bestimmtes Ziel.
Es waren tindliche Märchenbilder, die
ihm die Phantasie vorgauteite wie
während einer Revolution das Volk die
Wachen niedermetzclt und die Thore
sprengt oder dann wieder wie ein Fürst
mit großem St«rn auf der Brust sich
im Zuchthause herumführen läßt und
am Schluss« gutmüthig sagt: „Was
meinen Sie, Herr Director? Lassen
wir die Kerls laufen!" Was dann die
Wärter für Gesichter geschnitten hät
ten! An Flucht hatte er natürlich auch
gedacht uno sich alles ausgemalt, das
Durchfeilen der Gitterstäbe, das Herun
tergleiten an zusammengedrehten
Strohsackstreifen es mußte stocksin
ster« Nacht sein, Regen und Sturm,
daß der Posten den Mantelkragen hoch
geklappt hat und nichts hört... bei
di«s«n Träumereien blieb es freilich,
denn ernstlich hätte er niemals einen
Fluchtversuch gewagt.
Vielleicht war er auch zu folgsam
dazu; nie gab er Grund zu einer
Klage; er galt sür «inen ruhigen, ar
beitswilligen Menschen und konnte
später ohne Bedenken in die Schuster-
Fremden allerdings, die das Zucht
haus besuchten und sich zeigen ließen,
galt er als besondere Sehenswürdig
keit, und sie betrachteten scheu in ihm
den berüchtigten Raubmörder. In sol
chen Fällen konnte er blaß werden vor
plötzlich aufkochendem Zorn, und seine
Finger zitierten, er hätte sie mit den
war. Als das groß«, eifenbefchlagene
Welt gestorben und die Welt für ihn.
Und doch leb!« «r. Fünf Jahre ver
gingen, zehn Jahre fünfzehn Jahre;
dann ivagte er es, ein Gesuch um Be
gnadigung einzugeben, d«r Anstalts
g«istliche hatte es ihm gerathen. Es
Jetzt athmete er auf! Wie hatte er
ter Zeitpunkt der Befreiung in Aus
sicht gestellt. Der Glaube an die Zü
schen.
Als er Abends in seiner Zell« wle
dem blinzelnden Sonn«nlicht« durch
das schwebend« Blätterdach, er ath
mete d«n köstlichen Duft von frischem
Heu wie «inst in der Erntezeit fr«i
wird «r f«in, «ndlich, «ndlich frei!
Fünf Aahr«? Eine lang« Z«it, und
hoch, wiekurz kam si« ihm letzt vor
fllnf Jahr«, was ist das jetzt für ihn?
«r hatt« fünfzehn in diesen Wänden
gelebt!
die Mauer sah, er verfolgte es, wie die
Knospen ansetzten, die Blätter sich
aufrollten, wie sie größer, dunkler
wurden, dann gelb und fleckig braun,
bis sie endlich der Herbstwind herun
terschüttelte, daß sie wie aufgescheuchte
Vögel durch den Hof flatterten.
Langsam, langsam verstrich die Zeit,
ein Jahr und wieder eins und wieder
ein Jahr. Der Buchenzweig drüben
aus dem Walle streckt« sich höher und
höher die Mauer, dann kamen
ten schon einzelne iveiße Haare, er
merkte es nicht; sein bleiches Gesicht
fiel ein, sein Körper magerte ab, er
fühlte es nicht nur noch ein Monat
sehlte jetzt, er wurde ihm am längsten.
Der alt« Dir«ctor würd« pensionirt,
«in junger, energischer Mann, über den
die Sträflinge unter sich murrten, trat
«r konnt« kaum mehr einen Bissen
herunterwürgen, sein Schlaf war un
ruhig. Dann wieder war er plötzlich
lustig, er mußte sich zusammennehmen,
um nicht wie ein Kind herauszu
jubeln!
Endlich war der ersehnte Tag da,
und er reichte sein Gesuch ein. Als er
das Zimmer des Directors verließ,
nein, die Befreiung selbst ängstigte ihn.
Immer wieder stellt« «r sich di« Scene
vor, und jedesmal klopfte sein Herz so
stark, daß es ihm fast denAthem nahm:
wie er zum Director gerufen würde,
wie dieser ihm s«in verdientes Geld
auszahlt, wie der Director, der Geist
liche und die Wärter ihm die Hand ge
ben er stellte sich vor, was er ant
worten wi11...
Er war ja gleichsam freiwillig da;
jetzt vielleicht war die Begnadigung
schon unterzeichnet und er ein freier
hen.
Ob sein« Schnxster noch lebt?
Warum nicht, sie >var füns Jahre älter
Jahre sein und die Marie muß jetzt
zweiundzwanzig haben, sie ist vielleicht
auch schon verhejrathet und hat Kin
nehmfter r«in. Schreiben kann er ihi
ja, später, von Amerika herüber. Na
türlich geht er fort, er bleibt nicht im
Land« w«it, weit fort, wo Niemand
die alten Geschickt«» von damals kennt,
«r nimmt «in«n neuen Namen an und
arbeitet was, das wird sich schon
finden!
Und nun klopft er fröhlich auf die
kleinen Holznägel, die er in die Schuh
sohle trieb.
Der Director trat herein auf seinem
täglichen Rundgang«: die Sträflinge
standen auf, langsam schritt er zwi
schen den Handwerkstischen durch.
D«r neue Dir«ctor hatt« mit ihm
noch kein Wort gesprochen, auch vor
gestern nicht, als «r s«in G«such «in
reichen wollte: er hatte d«m Wärter.
Der Director war schon an seinem
Platze vorbei, als er sich noch einmal
umwandt«:
Also nicht.
Er hätte auslachen mögen in bitterer
Selbstverspottung!
Also nicht.
schütteln,
frei« Welt...
katzengleich, fast unhörba, an den Ti-
Silberhelles durch die Luft fliegt
sunken war. Das Hemd auf der Brust
Am Ende desGanges log der Sträf
ling auf dem Rücken, rother Schaum
«Haarausfall.
wird hervorgerufen durch innere Ei
genschaften und Zustände, so durch ,u
angestrengtes, geistiges Arbeiten, zu
haltend« Sorge und Angst und leiden
schaftlich«, ehrgeizige Erregung. Im
letzteren Fall« ist die Anwendung jedes
sogenannten haarstärkenden Mittels
vollständig bei Allgemein-Er
selbst, ohne jedes Zuthun wieder wach
mus des Körpers gekräftigt hat; bei
jeglicher Krankheit der Kopfhaut ist
aber eine sachkundige Behandlung, zu
der sehr eingehende, spezialärztliche
Kenntnisse gehören, das Beste! man
suche daher «inen Spezialisten sür
Hautkrankheiten auf. Vor allen den
Geheim- und Wundermitteln, welche
ununterbrochen zur Förderung des
Haarwuchses, resp, zur Beseitigung
des Haarausfallens angepriesen wer
sie oft nicht nur nutzlos, sondern häu
fig sogar recht schädlich sind. Man
geht bei diesen Mitteln meist.„von der
Ueberzeugung aus, was den Menschen
innerlich stärkt, anregt und curirt.
Köpfen oft ohne genügende Desinsek
der Bürste, von höchster Wichtigkeit.
Auch innerhalb der Familie sollte dies
Einfetten mit Parassinöl' Reicht diese,
Schinnist die Schmerzfleckte, eine näs
sende Hautflechte, welche zumeist vom
Kops ausgeht, sich dann anderen Kör
pertheilm und namentlich bei
nen Arzt zu Hilf«, ehe das Uebel weiter
Heiter« Einfälle.
Als König Friedrich Wilhelm IV.
fölgendenTage sollte geradeJahrmarkt
abgehalten werden; zu diesem Zwecke
waren bereits einige Bretterbuden auf
zu haben."
Alle« meint
Alles, drüber Gottes Himmel blaut.
Ist's nicht mein? Nicht alles, alles
Ist i nicht mein? Nicht alles, alles
WaS mit tiefer Gluth mein Geist be
greift.
Was die ernste Wissenschast gereift,
Ist's nicht mein? Nicht alles, alles
Ist's nicht mein? Nicht alles, alles
Alles, was mich freut imSonnenschein,
Alles Schon« di«s«r W«lt ist mein!
Gute Ausrede. Frau:
„Rosa, was macht der Soldat in. der
Küche?" Köchin: „Madame, es gru
selt mich weniger vor den Mäusen,
wenn der mit seinem Seitengewehr da
Di« jungen Haus
frauen. „Was kochen Sie denn
heute Gutes, Frau Nachbarin?"
„Weiß noch nicht; wenn ich Glück habe,
wird'sßrathecht, sonst ... Fischfalal!"
Warum?
«on Joses Ulbrich.
Zehn Minuten nach sechs: Feier
„Gute Nacht!" „Viel Vergnii
„Mit die ist nie was los," hat sie
empfängt.
„Na, Martha, da bist Du ja schon;
hast Du Dir denn auch schon den neuen
ihr die Mutter schon das Abendbrot
Dabei fällt ihr Bück auf die Z'i
fchichte entdeckt," sagt die Mutter.
Und sie liest: „Maisonntag. Ein Le-
das Blatts eine
„Na, Martha, Du sprichst ja heute
was?" Dabei sieht die Mutter ihre
blicken immer so sehnsuchtsvoll!"
Sehnsuchtsvoll! Ja, die Sehnsucht!
Hatte tue Mutter eigentlich nicht Recht,
und ausweinen können?
Ihre Hände halten noch das Blatt.
Sie durchlebt im Geiste noch einmal
send genau, wie es in der eben gele
senen Geschichte steht, Sie denkt an
Montag, wie sie im Geschäft wird er-
Und 5ie.....
„.. Aber, Herr Wirth, in dem Auf
lauf ist nicht «ine einzige Rosine! Wie
tonnen Si« da von einem Rosinenaus
hei"ßt Rosine!"
Aür unsere Kinder.
WaS woUtJb« werke»?
»Aas willst Tu wirden, mein Bub',
sag' an?"
So srägtGroßvater den kleinen Mann;
Dem blitzt aus dem Auge freudiger
Muth.
Hut.
an ei. .. o z
ehrt."
Da lächelt Großvater und frägt den
Hand,
, „Du zielst nach dem Professor, nicht
wahr?"
Hänschen erröthet da ist es klar.
Stand?"
„Großvater werde ich, nichts ist so
schön,
seh'n."
fort.
Und sogleich kam das Blut aus der
Nas« herausgeschossen. Es lief so stark,
wie ein Strohhalm.
du nicht aus die Nase gefallen."
Die Weid« nn» die «ra«e.
Eine Weide an einem User neigte
Strom?"
Die starke, steinerne Brücke schaute
verächtlich nieder und erwiderte höh
den, denn dieser unscheinbare Strom
ist vertrocknet und verschwunden."
Das kleine Bächlein einstigen
auf den Bergen zu schmelzen,
ab durch die Bergspalten, durch die
Thäler, durch Wälder und Felder
rauschten die Ström«, und das un
scheinbare Bächlein schwoll zu einem
mächtigen Strome an, als es nun da
hinrauschte, dem Meere entgegen. Der
Baum an dem Ufer wiegte seine Zweige
Brücke habe ich schon lange fortgerissen
in Trümmern. Als du zuerst zu mir
sprachst und auf meine Unscheinblrkeit
herniederschautest, hättest du bedenken
sollen, was aus mir wrrden könnt«.
wenn mir Hilfe aus den Bergen zuflie
ßen würde."
Gesellschaftsspiele für Kinder in»
Erstens das zur Gattung der Ab
hen, wobei das rückwärtige Gefolge
treulich Hilst. Die Partei, welcher es
gelang, die andere zu sich herü^rzuzie-
Hübsch ist auch das F a n g 112 p i e l :
„beim Dritten hoch!" —Der durch Ab
zählen bestimmte Fanqemann stellt sich
n die D i te, ruft: „Eins, Zw i, Drei!"
und bei „Drei" stürzt er auf d!e an-
Seitenröhren beseitigt. Alle Verbin
das Glas, so daß die Lberfläche stet»
samme», damit das Wasser nicht allzu
schnell herausläuft.
Renominage. Herr: .Sie
haben die Prüsung gut bestanden?"
Kandidat „Und ob! Sämmtliche
Professoren wollten mich gleich zum
Beispiel. .... Von Boraus-
Zahlung der Mitgist wollte mein
Schwiegervater aber nichts wissen."
erst nach dem Unglück bezahlt."
—Gut angeknüpft. Erster!
Student: „Weshalb macht denn dein
Freund Schluck so eine Janimermiene?"
Zweiter Student: „Ach, der arme Kerl,
dem geht es immer so sehr zu Herzen,
wenn ich kein Geld hab', kannst du
nicht etwas pumpen?'