Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 19, 1900, Page 6, Image 6

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    6 - Z>amen auf dem Wade.
Der zarter« Organismus der
Trauen ist nicht in demselben Maß«
»örp«rlichin Anstrengungen und Stra
pazen gewachsen wie der der Männer,
und ein« Ueberanstrengung, die diesen
vielleicht «in vorüb«rgch«ndts Unb«l)a
-«m vtrursacht, kann für sie «ine ernste
und dauernd« G«fundh«itsstörung zur
Folg« haben. Es wäre also durchaus
thöricht, wenn Damen bei „gemischten"
Ausfahrten sich vom Ehrgeiz verleiten
ließen, es an Schnelligkeit und Aus
dauer den männlichen Teilnehmern
gleichihun oder gar sie überbieten zu
wollen. Die momentane Freude über
«inen Triumph lönnte da doch zu
theuer zu stehen lommen. Unverstän
dig wären auch die männlichen Beglei
ter, die solchen Wettbewerb zugäben
oder auch noch dazu ermunterten. Da
mit würden sie nur darthun, daß si«
ganz ungeeignet seien, ein« Damen
partie zu führen, und daß sie durch
aus leine rechte Vorstellung von der
ihnen zufallenden pflichtmäßigen Ob
sorge haben. Eine Dame sollte «ine
Hetzjagd zu Rade niemals mitmachen.
Das würde sich immer rächen, denn
ouf die gewaltsame Anspannung der
Kräfte muß die Erschöpfung folgen,
ganz abgesehen davon, daß eine Dame
sich v?r einem Sturze mehr zu hüten
hat als ein Mann, und daß «in Sturz
Folgen haben kann. Und dann «in
starkes Argument, weil es sich an das
ästhetisch« Empfinden wendet: eine
Die Kleidung beim Radfahren ist
für die Damen ein viel wichtigeres
Problem als für die Herren. Zu
nächst ist natürlich das Hauptaugen
merk auf die Zweckmäßigkeit zu richten.
Daß ober diese allein nicht den Aus
schlag giebt, beiveist die Pumphose, d!« !
unzweifelhaft allen Anforderungen
nach dieser Richtung hin in weit höhe- !
nxm Maße entsprach als der Rock, und
vi? sich dennoch nicht behaupten konnte, l
,M?n trifft sie nur noch sehr vereinzelt !
an. Eine Dame sollte nur im „Dreß"
ausfahren. Alles hat seinen Stil, i
und es macht sich nicht gut, wenn eine
Dame in gewöhnlicher Straßentlei
dung auf dem Rade fitzt. Und nicht
nur, weil es sich nicht gut macht: das !
'Lewöhnliche Straßentleid kann da auch !
gefährlich werden. Der Rock ist ge- j
wohnlich zu lang, zu weit, oft aus !
leichtem Stoff: «r flattert im Winde,
bereitet Verl»g«nhiiten, giebt ein un- j
schönes und lann trotz der Siche
riwHe- 5 kjcht am Pedal, der Kurbel, l
Achse, an der Kette oder in den
Speichen hängen bleiben. Das giebt !
dann einen schweren Sturz, und die
Dame kann froh sein, wenn ihr nicht
der ganze Rock vom Leibe gerissen >
wird.' Darum setze man sich nur im
Radsahrrock auf's Rad; der soll kurz,
eng und aus starkem Stoff hergestellt
sein. Sehr empfiehlt es sich, inwendig i
am unteren Saum einen starten Besatz
aus Leder oder sehr starkem Futter- !
stoff, etwa handbreit, anzubringen,
Min solcher Rock wird nicht aufslat-
lern, sich nicht verfangen und immer !
einen decenten Anblick darbieten. Un- !
sein wäre es. andere als ganz dunkle
Strümpfe zu wählen; am besten ist's, i
ivenn sie ganz schwarz sind, nicht «in- j
mal zarte iveiße Streifen oder Reifen ,
sind zu empfehlen. Was das Schuh-
werk betrifft, so tann man nach N«i- >
gung oder Gewohnheit Halbschuhe, !
oder hohe Schnürschuhe wählen, die
Hauptsache ist, daß sich alles in voll- !
kommen tadellosem Zustande präsen- !
tire. Hohe Absätze beim Radfahren
wären schlechter Geschmack. Selbst
verständlich ist es, daß «ine Dame nie
ohne Handschuh« fahren wird. Ob für
«in« Ausfahrt Taill«, Bluse oder Jäck
'Fahrt. Er nützt nicht viel, schafft
der Sonne gebräunt werden sollte, das
schadet gar nichts. Die Hauptsache
hinsichtlich der Kleidung muß freil.h
Ei n l: eb e s We ib. Er (her
beiß werden die
Ei rrthum des Verstan-
Außkand in Aaris.
Die Beimischung europäischer und
orientalischer Cultur, welche ein cha
rakteristisches Merkmal des gewaltigen
Rußlands bildet, zeigt sich in außeror
dentlich interessanter und anziehender
Weise in dem Palast der russisch-asia
tischen Ausstellung in Paris. Es ist
nicht blos die Farbenpracht des Baues,
die das Auge gefangen nimmt, oder
der geradezu verschwenderische Auf
das Stück W«lt- und Culturg«schichte,
dessen Entwickelung in diesen Sälen
vorgeführt wird. Schon von der Jena
brücke aus, wenn man sich dem Troca
dero gegenüber befindet, leuchten ei
nem die weißen Thürme des Palastes
entgegen; dieser ist in dem charakteri
stischen Stil der reichen „Terems" er
baut. wie man ihnen in Großrußland
sowie im Norden d«s Zarenreiches be
gegnet. Die schlichte, weiße, ornament
lose Außenseite contrastirt ganz merk
würdig mit der Farbenpracht der
Malerei der Treppenaufgänge und
Flure. Der kleine Vorhof, der zur
eigentlichen ethnographischen Ausstel
lung führt, zeigt ausgesprochen orien-
Das Palais,
artige Portal, die an die weiße Mauer
migelehnten Buden der bucharischen
Nacht.
Arbeit beansprucht haben. Die Sei-
Weichheit und Zartheit
, raschen Aufeinanderfolge von heißen
! Tagen und talten Nächten anpassen
müssen. Daher sehen wir sie im
! Sommer sowie im Winter mit dem
Schaspelz bekleidet, der sie vor dem
Reif der Nacht ebenso schützt wie vor
der Tageshitze. Einen eigenen Saal
widmete Rußland den transatlanti
! schen Bahnbauten. Hier sind haupt
sächlich Modelle von Dämmen, Via-
dulteii, Pläne und Photographien
> ausgestellt. Die letzteren besassen sich
unter anderen auch mit den A^ildun
des Bahnbaues aufgenommen sind, der
! von Tscheljabinsl, dem Ausgangs
punlte d:r transsibirischen Bahn, bis
aus einige unbedeutende Lücken, führt,
i Die ungeheure Länge dieser Bahn be
! trägt nicht weniger als 6533 Kilometer
(ca! 4cxX) engl. Meilen), zu deren
! Die Abbildungen der Eisenbahn-
züge und deren Interieurs zeigen, daß
man die mit dieser Reis« verbundenen
i Unbequemlichleiten voll zu würdigen
verstand und sich bemühte, den Reisen
den allen nur erdenklichen Comfort
'zu verschaffen. Es ist kein gewöhn
- licher Zug, der von Moskau Tausende
! von Meilen bis an das Gestade des
P nll i in a v nLaina r I a » d
Stillen Oceans rollt, sondern vielmehr
ein bewegliches Wohnhaus mit Küche,
Bädern, Schlasräumen, Spielzimmern
und so weiter. Und es ist nicht schwer
zu ermessen, welche kolossale Umwäl
zung dies« Bahn, wenn sie einmal ganz
vollendet ist, mit ihren Abzlveigungen
bis Nort Artbur Gü-
Hint«rgrunde vom Eingang, ist mit
Erzeugnissen der sibirischen Pelzindu
strie gefüllt. Dem außerordentlich ge
haltlos« Anerkennung zu zollen. Kost
bare Eisbärfelle, sibirischer Zobel und
Hermelin zieren die Wände, während
lunstvvll ausgeführte Modelle uns den
Postverkehr im Norden vermittelst
Hunden und Rennthieren veranschau
lichen. Die Fischereiabtheilung führt
in plastischer Weise die Leiden ijnd
Freuden der, Fischer und Seeleute in
kasischen Museum. Dieses ist das
Wert des Staatsraths Radde, der
stellte. Besonders interessant aber sind
die Bitrinen, welche die Gesammtpro
dukte des Kaukasus veranschaulichen.
Auch hier sind die ethnographischen
Sammlungen in erster Reihe von
Wichtigkeit. Den Eingang zum Mu
seum zieren zwei lebensgroße, beklei
dete Figuren, wovon die ein« einen
vorstellt. Gegenüber ist eine Grupp«
von Gemsen angebracht, die auf steilem
Felsen die Annäherung des Jägers zu
erspähen scheinen. Unten sind Tep
piche, Seidenwaaren, Kleider, Waffen,
Schmuckgegenständ« und die berühmten
kaukasischen Sitberarbeiten ausgestellt.
Es zeigt sich an dieser Stelle wieder,
wie vorzüglich Rußland es verstanden
hat, die orientalische Cultur mit euro
päischer durchzusetzen, ohne ihr irgend
etwas von ihrer Ursprüuglichkeit zu
Auf dem Throne.
Nach dem jüngst erfolgten Tode des
Großherzogs Peter von Oldenburg ist
die Krone auf den GroHherzog August
übergegangen. Derselbe ist 47 Jahre
alt und steht als preußischer General
lieutenant >X I» «nit«> des 1. Garde-
Großherzog August,
und des 2. Seebataillons. Er war !n
erster Ehe mit der Prinzessin Elisabeth
von Preußen verheirathet und ver
mählte sich, als diese gestorben war,
1896 zum zweiten Mal mit der Her
zogin Elisabeth von Mecklenburg. Sei
ner ersten Ehe ist eine Tochter, Herzo
gin Sophie Charlotte, der zweiten ein
Sohn, Herzog Nicolaus, entsprossen.
's Wunschgedicht.
Dc- Max'l lernt a' Wunschgedicht
Er merkt si' Alles leicht, denn schau.
Und macht a' selig's G'sicht'l
Schwung
Dös prächti' Festgedicht'l.
Auf oa'mal aber stockt er fest
Und woaß halt nimma mehra.
Da sagt er z'letzt: Dös, was no' fehlt,
Dös wissat der Herr Lehra!
I
„Was, um 3 Uhr Nachmittags bist
Du schon wieder im Wirthshaus?!"
„Na, ich kann doch bei dem schönen
Wetter nicht daheim bleiben!"
Kröv»» Trachte».
Dort, wo die Landschaft einen ei
genartigen Charakter trägt, wo daB
Scholle? Land und Leute aus einem
Guß, das trifft hier nicht zu; die
Grödner sind in gewisser Beziehung zu
Alle Trachten.
bleibt Allzeit wurde
haben, ivenn nur irgendwie möglich
sollen nie zwei Frauen die gleichen
Schürzen haben und manchmal kosten
diese seidenen „Förhengl" viel Geld,
20 Gulden und noch mehr. Die alten
Trachten und Sitten verschwinden und
Protz (zum Möbelhändler): „Wie
stuhl?" "
Teutsche i» Tieiitstn.
Seit einiger Zeit besteht in Tientsin
gewesen ist. Mitglieder der durch die
Energie des deutschen Ministerrcsiden
ten v. Ketteler in's Leben gerufenen
Tnippe haben bereits durch schnell ent-
Deutsche Freiwillige.
Die Truppe, die größtentheils aus
stand bei der Gründung aus 29 Mann
Feldtruppe und 39 Mann Schieß
ftttigt. '
Tas Automobil im Postdieust.
In Deutschland ist neben derrHures
verwaltung in erster Linie die Post be
wandsfrei, aber doch so, daß sie Aus<
Automobil-Carriol.
der „Gesellschaft für Automobil-Wa
sammenstoßes weniger gefährdet ist.
Kafern?nhofblüthe.
Sergeant: „Was dieser Schmalz
meier unendlich gutmüthig aussieht!
fernen ho f. Unteroffizier (zu ei
nem schwer austretenden Rekruten):
.Sie, Müller, trampein Sie nicht so.
wie eine moderne Jungfrau!"
Ueberdengroßen Haufen
schelten Viele, ohne zu merken, daß st«
dazu gehören.
HöchstesJdeal.
tanzen?" H
BarSiersfrau: „F Gott bewahre, der
zieht nzr der Huberbäuerin einen Zahrt,
Ein poetisches Wesen.
Der kleine Karl (der mit seinem
Papa ins Restaurant geht): „Mama,
wie viel Glas darf heute der Papa trin
ken?"
— . 5.
Sda.rl «LA «sinnen. '
Strolch (der einem Radler dessen
Maschine abgenommen): „So, jetzt er-
Nadeln!"
Boshaft.
besser wie früher!"
„O, Herr Redacteur, mir geht es viel
besser, feit ich mich aus Ihre Zeitung
„Wie so?"
„Ich lebe jetzt von Ihren ,Druckfeb
Frauen-Oekonomie. 5
„Du, Karl, die diesjährige Badereise
darf uns doch nicht so viel tosten, wie
spart!"
Parirt.
Erfülltes Ideal.
Schullamerad für «in angehst
Höhere!"
be^r.
EinPantoffelheld.
„Aber, Herr Collega, was fällt Jh-
Auch ein Menschenfreund.
„. . .Kinder, damjt wir wissen, wie
armen Leuten zu Muthe ist, «vollen wir
heute 'mal billigen Champagner trin
ken!"
Sicheres Zeichen.
„Sie wissen ganz genau, daß Ihr
Zimmerherr, der Schauspieler, dem
nächst Benefiz hat?"
„Gewiß, er läßt ja bereits seinen
silbernen Lorbeerkranz blank putzen."