Kr M KMM. Kriminalroman v«n Friedrich Thie«. (2V. Fortsetzung und Schluß.) „Und was geschah aus Ihr« Denun „Der Polizeipräsident, der mich erst gar nicht hatte empfangen wollen, ver fügte die sosortige Verhaftung des Äerräthers. Ich füge gleich hinzu: umsonst, d«nn er hatte sich, aus dem Verlust seines Taschenbuchs und mei nem Verschwinden aus meine Absicht schließend, bereits aus dem Staube g«- „Enthielt denn das Taschenbuch die Beweise für alle seine Verbrechen? Dann wäre es thöricht genug von ihm gewesen, dieselben aufzubewahren." „Nicht doch, Herr Richter. Nur ei nige Briefe, von denen er sich aus ge wissen Gründen nicht trennen mochte, weil er sich derselben zu neuen Erpres sungsversuchen bedienen zu können glaubte. Da sich aber zwei seiner V«r räthereien dadurch belegen ließen, schenkte d«r Präsident auch meinen übrigen Angaben Glauben. Dabei hatte ich noch von den wenigsten Vor kommnissen Kenntniß." „Und auch ein paar Briefe der Frau Hartwig befanden sich in d«r Brief tasche?" „Drei Briefe der Rawinska, ja, mein Herr. Drei Briese äußerst grci virenden Inhalts, die er wahrscheinlich aufgehoben, um ein Mittel zu haben, seinen Einfluß über sie zu behaupten, wenn sie als reiche Erbin vielleicht ver suchen sollte, sich diesem zu entziehen. Einer der Briefe, nur aus ivenigen Zeilen bestehend, enthielt di« Mitthei lung von der Hand der Frau Hart wig, wie sie soeben in Erfahrung ge bracht, sei Doctor Kainz, der hart näckig« Spürhund, eigens zu dem Zweck nach Petersburg und Rußland gereist, um Sophia Wassilosf also meine Wenigkeit aufzufinden. Er, Marko, möge Schritte thun, die dro hende Gefahr abzuwenden. Dieser Brief war sicherlich die Ursache seiner raschen Abreise aus Berlin. Ich wußte nichts von d«m Schreiben, daher war ich höchst überrascht, als der Präsident, nachdem er es gelesen, ausrief: „Kein Zweifel, er hat ihn ermordet Doc tor Kainz wird seit einigen Wochen vermißt, er ist hier in Petersburg ver schwunden. Wissen Sie nichts von ihm?" Betroffen verneinte ich. „Wenn wirklich ein Schurkenstreich an dem Mann verübt worden ist," sagte ich, „so ist sicherlich die Schenk« des alten Gre gorowitsch der Platz, wo er ausgeheckt und vollbracht worden ist." Sofort ordnete der Präsident, nachdem ich die Adresse des Lokals angegeben, eine Haussuchung an, bei welcher Doctor Kainz zum Glück noch lebend vorgesun gen und befreit wurde. Der Herr versprach mir eine ansehnliche Entschä digung sür mein« Begleitung ich wäre ihm auch ohne das gefolgt, denn «s galt ja, meiner Feindin den sicheren Sieg zu entreißen. Das ist alles, mein Herr, was ich zu sagen habe!" Nach den Vorfällen des gestrigen Tages hätte ich eine weitere Steige rung der dramatischen Handlung nicht für möglich gehalten, und doch trat sie mit der Erzählung der Russin heute «in. Alle Anwesenden waren in fie berhafter Aufregung. Als die Zeugin Richterlisch, um die Beweise zu betrach ten. Der Vorsitzende entfaltete die Briefe, sie waren zweifellos von der Hand Michaelas. Nicht allein der Commissionsrath bestätigte es, sondern den Akten verglich. > Das erste Schreiben, in russischer Sprache Äclin-' einer Verbindung zwischen Gembalsky und Michaela, ja sogar, wenn man zwischen d«n Zeilen las, di« Andeutung einer gemeinsamen Aktion. Nummer zwei, ebenfalls in russischer Sprache, «nthielt die Meldung von der Reise des Doctor Kainz. Am werthvollsten er schien indessen der dritte Brief, obwohl er illrzer war als die andern und in Auf dem Zettel standen nämlich nichts als Zahlen in unterbrochener Reihe. „Diese Zahlen," erklärte Frau Fran cini, „weisen auf bestimmte Buchstaben «Krieg im Frieden" hin. Die erste Zahl giebt di« Seite, die zweite die Zeile, die dritte d«n betreffenden Buch staben an. Wenn die dritte Zahl unter strichen ist. so kommt ein ganzes Wort des Buches in Frage. In der Regel geben aber drei Zahlen einen Buchsta ben an, das Ende eines Wortes be l zeichnet stets eine Null, die, wie Sie schen, sich des öfteren wiederholt." „Aber wie lautet d«r Brief?" fragte Doctor Kainz legte ein Exemplar des bezeichneten Werkes aus den Tisch. Bereits von d«m Dokument in Kennt > niß gesetzt, hatte er es noch in letzter Stund« in Petersburg erworben und I mitgebracht. „Hier. Herr Direktor. I die neueste Auslage, deren sich auch Frau Hartwig bedient hat." Das Schriftstück wurde in wenigen Minuten dechiffrirt. D«r Vorsitzende verlas mit lauter Stimme den Wort laut: „Er lebt noch! Alles verloren, wenn er mich durchschaut." In der Ecke stand noch, von Michaelas Hand geschrieben, d«r Vermerk: „Per Rohr post." Letztere zwei Worte lieferten den unwiderlegbaren Beweis d«r Au vcrbreH-lilchtn Weib»». D«r Banquier brach in Schluchzen aus, als das Schr«ib«n verlesen würd« der Arme mußte sich in ein Neben wältigte ihn. Doctor Böhring betheiligte sich mit kein«r Silbe mehr an der VerHand- Tisch, wie geistesabwesend in seinen Akten blätternd. Für diese Sache gab uns die Intentionen zu erklären, von welchen Ihr Mann bei den Beziehun gen geleit«t wordtn sein mag. die er ten hat?" Das Antlitz der Russin färbte sich materiellen Beweggrunde ihn geleitet liebt wie ein Affe," stieß sie hastig her vor. „Seine Eitelkeit und Genußsucht wurde nur von Habsucht über gehen/ „Ich verstehe er war auch in die sem Punkt wie in allen anderen Be trüger. Geldbeutel." gen und angesehenen Dame aus den besten Kreisen Berlins «in durchaus ernstesVerhältniß angesponnen hatte?" „Ich hörte es von Doctor Kainz —" „Welche Zi«l« konnte er in diesem Fall verfolgen?" „Bielleicht dieselben, die «r vor eini gen Jahren mit einer anderen vorneh men Dame in Paris im Auge gehabt." „Das bethörte Geschöpf ließ sich von Ihn entführen. Sie nahm eine be deutende Summe mit. Und mit einer noch bedeutenderen ließ sich Herr Fran cini seine Diskretion bezahlen." „Wissen Sie, wo sich Ihr Mann ge genwärtig aushält?" fragte der Ver treter der Staatsanwaltschaft. „Nein, wie sollt« ich?" Die Zeugin zog sich zurück, Doctor Kainz trat nochmals an ihre Stelle.^ durch Frau Francini der Energie des Polizeilieutenants Perowsky. Der wacker« Mann rubte nicht, bis er alle Winkel der verrufenen Hauses durch forscht hatte. Die Mich hatte man meinem Schicksal überlassen. Meine Absicht, noch am selben Tag abzureisen, gelangte nicht zur Ausführung, denn wie der Lieute nant richtig vermuthet, hielt die Exal tation des Augenblicks bei mir nicht stand; eine unbeschreibliche Erschlaf fung bildete die natürliche Folgeerschei nung der wochenlangen Qual und Ge müthsbewegung. Einen vollen Tag Ruh« mußte ich mir gönnen, ehe ich mit Sophia Francini di« Reise antreten konnte zum Glück trafen wir noch vor Thoresschluß ein, um dieser Intri gantin die Maske vom Gesicht zu rei ßen." Der Vorsitzend« erhob sich: „Herr Doctor, Sie haben wahrhaft Ueber menschliches geleistet, sich groß« Ver dienste um die Enthüllung dieser haben uns davor bewahrt, einen trau rigen Rechtsirrthum zu begehen. Wir freuen uns, Sie gerettet und wohlbe halten vor uns ,u erblicken! Ich schließe nunmehr die Beweisaufnahme von neuem und ertheile dem Herrn Vertreter der Staatsanwaltschaft das Wort." Assessor Hörchner hob in wenig Worten die in den wenigen Stunden Sachlage vor. „Vor ein paar Stun ren Unglück dieser Frau gerührt, von der Würde ihres Benehmens einge nommen, im Begriff, einem unerhör ten Verbrechen zum Triumph zu ver helfen! Jetzt ist alles in das Gegen theil verkehrt, entsetzt, entrüstet, be bedars es der nutzlosen Worte? An diesen Beweisen ist nicht zu rütteln, die Briese bestätigen die Glaubwürdigkeit der Frau Francini ebenso als die Mit theilungen des Doctor Kainz, dessen Glaubwürdigkeit außer jedem Zweifel steht. Das leitende Motiv der Zeugin mag sein, welches es wolle: die That sachen allein sind für uns maßgebend. Sie, meine Herren Richter, haben nichts weiter zu thun, als die berechtig ten Forderungen d«s Klägers zu er füllen; mir als dem Wahrer des Staatsinteresses liegt es ob, unverzüg lich Maßregeln zu ergreifen, das ver brecherische Weib nebst ihrem Bundes genossen der irdischen Sühne zu über liefern." Auch ich beschränkt« mich auf wenige Sätze. „Hier sprechen die Thatsachen su laut, daß jede Bemerkung überslüs sig erscheint. Mir bliebe nichts übrig, als mein«n Antrag zu wiederholen, auch den letzten Anspruch, d«r sich an das heilig« Band d«r Eh« knüpft, der ' selbst bei der Zluflöjunz dieses Bandes noch zurückbleibt, zu entziehen Ich beantrage nicht di« einfache Scheidung fährlichen Kunst? Wir alle haben und selbst in diesem Augenblick noch, wo ich als Jurist und Mensch Michaela Rawinska verurthcile, erkläre ich mit Arthur Hartwig mit Michaela Ra winska aus. Alle Kosten des Verfah rens fielen ihr zur Last ... Uhr: elf Uhr Abends! In meiner Schluß der Erzählung des DoctorKainz. Das ausführliche Manuskript des kündigung zu erwartende Wiederher stellung der Oeffentlichkeit herbeiseh nend. Was sie vernahmen, war nichts Wendung nur auf ihre eigenen Combi nationen ang«wief«n. In allen Re staurants bildete das Erkenntniß noch bis dahin gepflogenen Erörterungen umstürzten. Die Enttäuschung war allgemein, man ärgerte sich, die Nieder lage der eigenen Meinung zu erleben. An die Stelle der Wahrheit trat die Mythe, die sich sehr bald der Person Gembalskys und Michaelas in solc^m schuldig war, darüber vergaß, ja daß einzelne Ansichten sich so weit verstie gen .die junge Frau als ein Opfer politischer Intriguen zu bezeichnen. Die Broschüre des Doctor Böhring, der, nachdem er sich von der Wirkung der ersten Betäubung erholt, keines falls zugeben mochte, daß er seinen juristischen Scharfsinn d«r Vertretung einer so schlechten Sache gewidmet, er höhte noch die allgemein« Verwirrung. D«r gewandte Advokat suchte nämlich darin den Nachweis zu führen, daß der Hauptschuldige Doctor Gemsbalsky sei, während Michaela, deren Sugge stibilität ja über allen Zweifel festge stellt sei, ohne es selbst zu wissen, unter dem Einfluß feiner hypnotischen Krast gehandelt habe. Bezüglich der Be weise brauchte er nicht viele Worte zu machen, er deckte sich mit seinem in der ersten Uebereilung dem Banquier gege benenVersprechtn der strengstenDiscr?- tion, und der Menge war diese Phrase Beweis genug. Unter diesen Umstän den beschwor ich meinen Freund, mir mein Wort zurückzugeben und mich zu ermächtigen, den Sachverhalt klarzu stellen. 2-rMiisi «in letzter Sich von Mitleid für die Unglückselig« und Entschluß zu beharren. So muht« ich denn di« öffentliche Meinung ihren phantastischen Hypothesen und da» Be gräbnis! der heikeln Angelegenheit der allmächtigen Zeit überlassen. Mein Freund überlebte den Prozeß als ein geistig und leiblich gebrochener Mann. Aerger, Aufregung, Scham, Mitleid, Krankheit hatten seine Kräfte aufgezehrt. Sein Geschäft aufgebend, zog er sich mit seinen Kindern in die schüre Doctor Böhrings neu erweckten Furcht geängstigt, Michaela sei doch vielleicht nur ein Opfer Gembalskys. ckxnen Lebens wie ein Gespenst beschal lend. Irmgards ausopfernde Pflegt vermochte nichts über den bösen Geist selbst nach ihrem Verschwinden dro- Was mich selbst betrifft, so war noch ein gefährliches Nervenfieber die Folge bürg eintreffende Nachricht von der Verhaftung und der Verbannung jener beiden Spitzbuben, des fchurlischen Wirths und seines rohen Knechts, trug nicht wenig zu meiner Wiederherstel lung bei. Wie die Schürten gestan- Sach«, mich in die Schenke zu locken, und der Kcllerraum war eigens für meine Aufnahme in den Stand gesetzt worden. Man trug sich erst mit der Absicht, mich aus dem Wege zu schas sen, der feige Abenteurer vergoß jedoch nicht gern Blut, wenn er sein Ziel aus andere Weise zu erreichen im Stand« war. Michaela hate es für gerathen gehal ten, noch am selben Abend Berlin zu verlassen; wie die polizeilichen Recher chen ergaben, in Begleitung eines Mannes in Arbeiterkleidung, der nach der Beschreibung Niemand als Gem balsky s«in konnte. Die Verbrecherin durfte ja nichts mehr von ihrem betro mal sah, starrte aus ihren Zügen eine finstere Entschlossenheit, die nichts Gu tes bedeutete ... Berlin fei ihr zuwi- Perowsky empfing ein in statt lichen Zahl von Goldfüchsen bestehen des Geschenk, so daß er wahrlich nicht liebe Irmgard um auch sie nicht zu v«rgessen ist seit Jahren glücklich an der Seite ein«s wackeren Mannes, eben dem unheilvollen Prozeß amtirte. Was ist aus Michaela und Doctor Gembalsky geworden? Vor wenigen „Paris, 9. Juli 1898. In den Ranges, wie sie nur noch in solchem Platze mit einiger Aussicht auf Erfolg zu wirken vermögen. Eben war die die Begleitung spielte, als plötzlich eine der Kellnerinnen des Lokals, unter ihren Kolleginnen unter dein Namen „der deutsche Rothkops" betannt, ein sonst stilles, nur sür sich selbst und mit sich selbst lebendes Mädchen, von der Seite aus den Klavierspieler zustürzte und aus einem verborgen gehaltenen gäbe Katharina Friedrich lautet, wur de in das nächste Hospital gebracht. An ihr« Rettung ist nicht zu denken. Ue ber ihre Vergang«nheit und das Motiv der gräßlichenThat verweigert sie hart näckig jede Auskunft, man vermuthet eine >v«it zurückliegende Liebesaffaire, denn die zurächst sitzenden Zuschauer wollten, ehe sie abdrückte, aus ihrem Mund den Ruf vernomm«n haben: „Doktor Gembalsky, ich bin Käthe Friedrich!" Von der „Frau Direkto rin" ist leider auch keinerlei Auskunft zu erlangen, sie scheint kein reines Ge wissen zu haben und ist einer etwaigen Vernehmung die rasche Abreise aus Paris ausgewichen. Ihre Genos sinnen kannten sie nur unter dem Na men Wally, st« behaupten indessen, das sei nur einKünstlername gewesen, denn einmal habe ihr „Mann" ihr, als sie in eifersüchtiger Wuth auf ihn eingedrun gen sei, drohend di« Worte zugerufen: du weißt —" Da sei sie er blaßt und habe sich still auf ihren Stuhl gesetzt." Das ist alles, was ich weiß! (Ende^ Der Nmzug. faßt. Bürger noch nach anderen Gesetzen ab- Philister. Ein kleines Nachspiel nur vor dem Universitätsgericht und die derselben Wissenschaft, von Z«it zu Zeit solle. „Aber, liekr Herr Süffel, Ihr „Herein!" Oskar Bummel erschien im Rahmen der geöffneten Thüre. Als «r seinen Feind erblickte, stutzte er «inen „Was verschafft mir die Ehre, Herr Bummel?" „Ich verlange", antwor tete der Gefragt« mit männlicher Fest lichkeit, „daß Sie, wenn Sie wünschen, daß ich länger unter Ihren Penaten weile, meinem Stubennachbar alsbald kündigen". Wenn Süffel nicht gewußt hätte, was er seinem dem Senate gege benen Ehrenwort schuldig wäre, so hät te er sich am liebsten bei diesen Worten auf Bommel gestürzt und ihn geohr feigt. „Sie setzen mich in große Verle genheit, meine Herren", sagte Maier, „Sie, Herr Süss«!, wollen, daß ich Herrn Bummel" bei diesen Worten verfärbte sich Bummel vorZorn —„Sie, Herr Bumm«l, daß ich Herrn Süff«! ohne Grund kündige. Das aber, meine und Sie wissen, daß ich in diesen Punkte nicht mit mir spaßen lasse. Können Sie also nicht mehr länger bei Tagen ist der Erst«. Oder darf ich hof fen, daß Sie . . ."—„Nein", antwor teten beide, noch ehe Maier geendet, wie aus einem Munde. Noch an demselben Tage sah man an einem der Fenster des Maierschen Hauses ein Plakat hängen, worauf mit großen Buchstaben die Worte: „Zw«i Zimmer zu v«rmie then" zu lesen waren. Ganz tiefsinnig aber saß tags da rauf Sllssel bei seinem Schoppen. Die Kündigung war gar nickit nach seinem Sinne.' Was nützte es ihn, daß Bum mel ausziehen mußte, wenn ihn selbst das gleiche Loos tras! Er überlegte hin und her. Plötzlich klärte sich seineMiene auf. Mit den Worten „Heureka, heu reka!" goß er schnell seinen schäbigen Rest hinunter und stürzte weg. Herr Maier aber sagte noch desselbigen Ta ges «ranügt zu dem ihm begegn«nden Bummel: „Herr Bummel, soeben Ihr Zimmer wilder vermielhet." „An wen?" „Kann leider nicht dienen; aber Herr Studiosus Will hat «s für einen Freund, der erst mit dem Ersten des nächsten Monats spät Abends hierher kommt, gemiethet." Da zuckte plötzlich «in Geistesblitz durch des Studiosen Bummel svnll nichj alltU I«lch Maier mit vier Mark monatlicherStei- Koffer auf den Gang stellen lassen. Er that dies Herrn Maier zu liebe, denn gen, li«ß ihn nicht gleich zum Einschla fen kommen. Da er hörte er Jemand die Treppe heraufstolpern. „Donner wetter", dacht« er, „wenn Ich nicht wüßte, daß Süffel fort ist das ist ganz sein Schritt." Zum Ueberfluß summt« der Neuangekommene während des Auslleidens noch ein Liedchen. „Merkwürdig", dachte Bumm«l wie der, „das ist ja Süffels Leiblied." Als aber der neue Miether in der Nacht ein mal aufwachte und durch die geschlos sene Thür« des Nachbarzimmers ein tiefes Schnarchen vernahm, warf er sich ärgerlich auf die andere Seite und brummte mißmuthig vor sich hin: „Zum Henker, der Kerl schnarcht ja auch!" Am anderen Morgen brachte das Dienstmädchen den Herren ihren Kaf fee. Kaum aber hatte das Mädchen die Stube des ihr noch unbekannten Zim kam, gefolgt von dem Unbekannten, der es vergeblich zu beruhigen suchte. Durch den Lärm veranlaßt, öffnete Bummel trotz d«r leichten Kleidung, in der er sich noch befand, seine Thüre. Großer Gott, wen mußte er sehen? Vor ihm stand Süffel, wie er leibt und lebte. Der erste Schrecken lähmte ihm fast die Glieder. Dann aber warf er voller Zorn mit so lautem Gekrache die Thüre wieder zu, daß das ganze Haus zitterte und ein derber Fluch entrang sich seinen zor nigen Lippen. Bis heute aber weiss kein Mensch, ob derselbe Süffel oder Maier gegolten hat. Der Eindruck, den die Er scheinung Bummels auf unseren Süf fel machte, war nicht minder schrecklich. So muß «s dem zu Muthe sein, der den Klauen der Scylla entflohen in die Strudel der Charybdis geräth. Mit den Worten: „Ha der Verräther, der Leisetreter, der schlitzohrige Philister!" eilte er zu Herrn Maier. Wenige Minu ten später stürmte auch Bummel hinab. Der rundliche Herr Maier befand sich nie in unangenehmerer, bedrängterer Lage. Was nicht ein Mann von seimn Grundsätzen sich alles von den rabia ten jungen Leuten sagen lassen mußte! Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn nicht seine hagere Ehehälfte wie dem Rufe: „Das neu« Brautpaar!" den noch ungekämmten Kopf durch di« geöffnete Thüre gesteckt und zwei Leute, ein Männlein und ein Weiblein, in die D«n beiden Studios blieb das Wort im Halse stecken. Denn die glückliche Braut war —ihre Angebetet«; der Bräutigam ein ehrlich«! Spießbürger, schon etwas ältlich zwai, abei strah lend im Gefühl seiner Würde. Eine kurze verlegene Paus« entstand. Dann ergriff Süffel Bummel beim Arm und sagte halblaut: „Komm, Bummel, wir sind überflüssig!" Hierauf höslicheVer beugung gegen das Brautpaar und mit verließen die beiden Feinde Arm in Arm friedlich die Stube, die sie in sol cher Wuth betreten hatten. „Studenten und Schoten", sagte Maier, verblüfft über die plötzlich« Wandlung, „ist ein und dasselbe; die sieben Mark aber monatlich sind «rdient." Draußen vor d«r Thüre schlug Süffel wieder den alten, vertrauten Ton an: „Du bist ein rechtes Kameel gewesen?" „Und du «in enormes Rindvieh", entgegnete lachend, re „Schöne blaue Äugen hat sie...", wo rauf Süffel in derselben Tonart wie tröstend entgegnete: „ ... aber falsche." Moderne Kinder. „Möch test Du wohl das kleine Cousinchen se seh'n !" Einguler«erl. HerichlS «zollzieher (zum Pantosftlhild.n): „Acd, falls das Gesetz es zuließe statt die ses Sofa Ihnen di« Frau und Schwie germutter wegpfändenl" .. Jür die Lüche. Schinkenomeletten Ma» backt kleine Omeletten und füllt sie mit O melette Sou ffl6 e. Z Pfd. dritte Theil der Masse gebacken ist, träufelt nach Belieben Citronensaft darauf, bestreut es mit Zucker, läßt es Spar g «l ausmode r n e A r t. Zarter, tadelloser Stangenspargel wirb in Salzwasser unter Zugabe von w«nig oder in der Nähe des Ofens destilli- Ausandere Art. IQuart Erd zucker, einenTheelösselZimmt und eben soviel Nelken hinzu. Nachdem alles das weitere drei Wochen gestanden hat, sil siegelt und 30—36 Tage destilliren las träufslt. Schweinsrippche» mit Aepfeln und Kartoffeln. Man nehm« ein langes, dick ausge» hat, und leg« es nun auf eine Schüssel. Fette die in d«r Kasserolle gebliebene Brühe ab und belege den Boden der wenig SaU und gieß« etwas Wasser dazu. Auf die Kartoffeln lege man das Rippenstück mit der hohlen Kno chenseite nach ob«n, füll« es mit ge schälten und zu Vierteln geschnittenen sauern Aepfeln, di« man mit ein wenig Zucker bestreut, d«cke die Kasserolle fest zu und stelle sie wieder in den Ofen, bis die Aepfel w«ich sind. Beim An richten h«bt man das Rippenstück mit den Aepfeln auf «ine lang« Schüssel und legt die Kartoffeln im Kranz Spätzle. Ein halbes Quart fei nes Mehl wird mit einem Ei- und so vi«l Milch verrührt, daß ein dicker, aber noch flüssiger Teig wird, mitSalz und Muskat abgeschmeckt und so lange geschlagen, bis der Teig Blasen wirst. Ein Kessel mit kochendem Salzwasser wird bereit gehalten, ein Sieb mit erb- , sengroßen Löchern auf den Kessel ge fetzt. 3 bis 4 Löffel Teig in dasselbe gethan und mit einem Holzlöffel nach einer Seite zu mit fester Hand gestri chen; das Wasser muß fortkochen. Wassers kommen, werden mit dem Sieblöffel recht trocken heraus und auf eine warme Schüssel gethan und wieder Teig durch das Sieb gestrichen. Ei» Viertel Pfund Butter dieselbe die Butter nicht ganz verzehrt von wird zwischen jedem neuen Absatz über die srischgekochten „Spätzle" ge strichen. So fährt man fort, bis der Teig verbraucht und die letzte Semmel oben darauf angerichtet ist. Zu allen Saucengerichten sind sie anwendbar; doch kann man sie zum Braten ferviren oder auch Schinken, Pökelfleisch oder Zervelatwurst dazu geben. DerHerrimHaus«. Sie: „Wenn Du gerade Lust hättest, so darfst Du heute Abend «inmal in'S Wirthhaus gehen!" Er: „Lust hätt' ich schon aber ich geh' nicht!" Sie: „Warum denn nicht?" „Ich will auch einmal m«i«ll Wlle» haben!" . . . 3