Atl M AMch. (13. Fortsetzung.) ' „IS zweifle an dieser Fähigkeit durchaus nicht," entschied er mit ein drucksvoller Miene. „Wenn jemand uniherwandelt, so ist er eben somnain bulistisch wer will beweisen, daß er vorher schon mit diesem Uebel behaftet gewesen sein muß?" Der Vorsitzende forderte darauf den Professor auf, den Hergang, wie er sich ihn vorstelle, zu beschreiben. „Das will ich." Professor Olbrich hef!ete seine fas «inirenden Augen auf Michaela. „Gnädige Frau, in den Zeitungsbe richten über den Prozeß wird mitge theilt, Sie feien bereits einmal wRuB „So ist es, Herr Professor." „Wie lange ist das her?" „Nicht ganz ein Jahr." „Wußte dieser Mensch damals, daß Sie sich in Berlin niederlassen wür den?" „Nein wußte ich es doch selbst noch nicht." ' zg. „Im AprU/ ches Unwohlsein, das vielleicht die Wirkung Ihres Schrecks über das plötzliche Auftauchen Ihres Berfolgers wieder gegen den Gerichtshof, „unter liegt es keinem Zweifel, daß die Sug gestion die Wahrheit der Erzählung vorausausgesetzt —an jenem Tage stattfand. Doctor Gembalsky, die Ge legenheit geschickt benutzend, hypnoti sirte sie und befahl ihr, in einer be stimmten Nacht und zu einer bestimm ten Stunde aufs neue in Hypnose zu verfallen und in diesem Zustand den Diebstahl zu begehen. Die Dame führte, wie es vielfach ge deicht fuggerirte er ihr auch, um nicht entdeckt zu werden, die größte Vorsicht und Schlauheit, oder die Absicht, ihn gerirte er ihr die nächste Hypnose mit dem nächsten Diebstahl." Landgerichtsdireltor von Schreiber solle^' so wirkende Kraft ginge doch zu weit. Wo bliebe da alle Sicherheit und Ver stehenden, gehören noch gar nicht zu den absonderlichsten. Ich versichere Ihnen, der Hypnotiseur hätte Frau Das Staunen im Saal nahm über hand. Professor Olbrich, ohne sich be irren zu lassen, fuhr fort: „Das Wesen der posthypnotischen August 1883 suggerirt, er solle an ei lichkeit gar Niemand vor ihm stand." Auf Wunsch des Anwalts meiner Gegnerin erzählte Professor Olbrich noch mehrere ähnlich« Beispiele aus seiner und der Praxis anderer Hypno tiseure, wie Bernheim, Liegeois, Lie beault, deren Wiedergab« mich zu weit ablenken würde. Mit unbeschreiblicher Spannung lauschten wir den räthselhaften That sachen. Dann ergriff ich das Wort: „Nach Ihrem Referat, Herr Professor, läßt sich wohl die Möglichkeit derartige: Phänomene kaum mehr in Zweifel zie der Erörterung werth, ob in der That die Zeitdauer einer kurzen Begegnung auf der Straße zur Erlangung eines Resultats, wie das in unserm Fall zur Würdigung stehende, hinreichend ist? Wie lange dauert es im Durchschnitt, che ein Mensch in Hypnose verfällt?" „Das ist sehr verschieden, Herr?u stizrath. Bei großer Uebung oder lität erweist sich oft schon die Vorstel lung: „Ich werde hypnotifirt werden" als intensiv genug zur Erreichung des Ziels." Doktor Böhring stellte hier in aller Form den Antrag, an Ort und Stelle die Suggestibilität der Beklagten durch ein von Professor Olbrich vorzuneh mendes Experiment festzustellen. Der Gerichtshof zog sich, da ich nicht wi dersprach, zur Berathung zurück und verkündete nach längerer Abwesenheit den Beschluß, dem Antrag zwar statt zugeben, die Oesfentlichkeit aber für die Dauer des Experiments auszu schließen. Höchst mißvergnügt und widerwillig räumte das Publikum seine Plätze, getäuschte Erwartung spiegelte sich in allen Zügen. Ich befragte mein Chronometer, es war sieben Uhr Abends. Eine schwüle, sengende, mit Kohlensäure überlade ne Atmosphäre, in welcher das Licht der Lampe merklich trüber brannte. Alle Betheiligte?> blaß, überreizt, ner vös, infolge der anstrengenden und aufregenden Verhandlungen. Jeder von uns in einem außerordentlich im prefsiblen Zustand, der uns geneigt machte, das anzustaunen, was uns sonst vielleicht absurd erschienen wäre. Der Herr Professor hätte sich kein em pfänglicheres Auditorium für sein Ex periment wünschen können. Der Gerichtsdiener schloß alle In nen ab, um jede zudringliche Störung Professor Olbrich richtete hierauf die Frage an Michaela, ob sie bereit sei. „Ja." Die schöne Frau verließ ohne Zögern ihren Stuhl und trat ne ben den Experimentator. Nachdem fendem Blick betrachtet, ergriff Hand und hielt sie einige Augenblicke schweigend in der seinen. Dung bringen." Michaela nickte nur leicht. Aller Augen waren auf sie geheftet, sie schien unerbittliches Schicksal, aber ihr Ge sicht widersprach sich selbst durch seine Marmorblässe. Wieder blickte der Professor sie an, diesmal fest und an- Dasjenige Michaela's leuchtete, blitzte förmlich, dasjenige des Professors blieb fest und kalt, aber es spiegelte sich die Gewißheit des Sieges darin. In den Augen der Frau glühte Ich hatte mich so gestellt, daß ich muß gestehen, ich fand es selbst schwer, lange Zeit dem sascinirenden Einfluß fühlte mich überzeugt, es hinge nur von seinem Willen ab, mich selbst, den trockenen alten Altenwurm, und nicht uns all« zu hypnotisiren! Wort, kein Flüstern, kein Geräusch, selbst leine Bewegung störte den Ver treter der Wissenschaft. Der Präsident hielt seine Uhr in der Hand, um die bis zur Wirkung verge- Fast feierlich erklang des Professors „Sie sind sehr müde, gnädige Frau sen Sie, schlafen Sie auf der Stelle!" Noch immer verharrte sie mit erho benen Brauen, die Lider weit vonein ander entfernt. So wie sie vor ihm stand, die höh: Gestalt regungslos, die rechten geschoben, hätte sie von Stein sein können und doch nicht weniger Le ben in sich haben, nur die Brujt hob sich in rascherem Rhythmus als ge wöhnlich, das Spiel der in ihr wogen den, kreisenden Empfindungen verkün dend. „Schließen Sie die Augen Sie sind müde schlafen Sie!" wieder holte er mit derselben befehlenden, ruhigen Stimme wie vorher. Ich hielt fast den Athem an. Es Glieder. Fast zweifelte ich, daß es ihm gelin gen würde, über dieses starte Weib zu — und doch, dieses Weib ten die gute Absicht mit, dem Willen des Hypnotiseurs leinen Widerstand entgegen zu setzen. Eher durfte man befürchten, wenn alles wahr war, was welche sein? Daß sie auch im Falle der Simula tion nicht sofort nachgeben würde, war von einer so schlauen und zielbewußten „Schlafen Sie jetzt?" ben. Schlafen Sie jetzt?" A weiß nicht ob ihre "timme in tomaten gewesen wäre. „Es ist gut, lassen Sie ihn wieder fallen." Borsitzende leise. „Gewiß es ist eine bei Hypnoti sirten häufig beobachtete Erscheinung, nem Balle warum Sie nicht? Sehen Sie nicht, daß alle übri gen walzen? Warum wollen Sie al- Sie!" sirte sich im Walzertakt um sich selbst ler, wobei sie Arme und Hände in der selben Weife ausspannte, als umfasse sie damit eine sich mit ihr im Kreise „Äe hören doch die Musik?" fragte der Professor mit einer Bestimmtheit, die jeden Zweifel ausschloß. „Ich höre sie." „Man spielt eben den Trauermarsch aus „Siegfried"; ach, wie ergreifend, wie erhaben!" rief der Professor. Sie hielt in ihrer Cirkelbewegung Ich muß hier einschalten, daß die Experimente des Gelehrten sich nicht in so unvermittelter Folge vor uns abspielten, wie sie hier dargestellt wer den. Jeder Versuch nahm vielmehr Geschehenen auszuruhen und unsern Geist für das nun folgende Schauspiel zu stimmen vermochten. „Ach, Sie schreiben einen Brief?" redete der Experimentator die von sei- Rücken beugte und den Kips vorneigte, als stände sie an einem Pult, während ihre Hand, eine nicht vorhandene Feder ist der Brief gerichtet? An ihren Gat ten?" Ihr Antlitz drückte Glückseligkeit wie freudig ich es empfinde." „Dort steht Herr Hartwig Sie sehen ihn wohl gar nicht?" Er zeigte auf den Vertreter der Staatsanwaltschaft, der vor seinem Tisch stand und mit der Aufregung, die uns alle mit fortriß, die Scene be „Gewiß sehe ich ihn Arthur, lie ber Arthur —" Sie eilte aus den ver meintlichen Banquier zu und ergriss in leidenschaftlicher Aufregung feine i Da rief der Professor plötzlich im I Tone des Erstaunens: ! Wüste, Frau Hartwig? Nichts als ! Sand und Oede um Sie her kein Mensch, kein Dorf, kein Haus in der Runde fühlen Sie sich nicht recht Sie war von dem Assessor zurückge treten, stand aufrecht da und ließ ihre „Mein Gott, welche Einöde!' .Dort stehen einigePalmen, da muh eine Oase sein —" „Ach ja welch schöne, prächtige Bäume!" „Aber von dortber was ist das znädige Frau, verbergen Sie sich, kZottes willen!" Michaela schaute starr nach der be zeichneten Richtung. Ihre Wangen entfärbten sich, sie begann zu zittern, stieß einen Schrei des Entsetzens aus. „Hilfe, Hilfe!" schrie sie mit der Stimme der Angst und des Schreckens. Ihr Zustand erschien so qualvoll, das Bild, das ich Ihnen von der M,r gung. Darauf stellte der Professor die Frage an Michaela, ob sie den Herrn Vorsitzenden sehe. „Wo?"" gegangen." „Durch welche Thür?" „Durch diese." deln." hastig auf die Thür zu, um den erhal tenen Befehl zu vollziehen. Doktor Olbrich beorderte sie zurück. er ist schon zurufe ein, „wird erst die Frage zu entscheiden sein, ob der Gerichtshof von der Thatsache der Suggestibilität meiner fühlt." „Auch wird es sich empfehlen," fügte ich hinzu, „die andern Herren Sach- Herren haben Gefahr eincr Professor Olbrich lächelte sast ver- Gutachten des Herrn Professors Bitt derfelbe wurde beiden Parteien Professor Bittmann bestätigte die Versicherung seines Kollegen. „Ich für meine Person hege so we nig einen Zweifel, wie Herr Professor Olbrich. Wenn auch nicht in Abrede zu stellen ist, daß eine in normalem ben, ebenfalls und zwar mühelos aus zuführen vermöchte, so würde doch eine erstaunliche Gewandtheit und Charak t-renergie dazu gehören, denselben so ganz den Charakter des Willenlosen, Krampfartigen, Unnatürlichen zu ver leihen, wie er den Handlungen und Erwiderungen der Frau Hartwig seit ihrer Versetzung in den suggestiven Zustand eigen war. Dem Laien möch ten vielleicht in einem solchen Fall noch Zweifel übrig bleiben.— nicht aber langjährige Beschäftigung mit einer Sache verleiht dem sie Ausübenden ei nen gewissen kundigen Blick, eine Art fachmännischen Instinkts, der selten trügt, wenn auch alle wissenschaftlichen Für und Wider sich als nicht stichhal tig erweisen." „Ganz recht," bekräftigte Doktor Olbrich. „Trotzdem, Herr Professor," sagte ich nachdrücklich, „muß ich Ihnen die Frage vorlegen, ob die Wissenschaft nicht bestimmte Anhaltspunkte besitzt, um im gegebenen Fall festzustellen, ob es sich um eine thatsächliche oder eine vorgetäuschte Hypnose handelt." > gen als der Respira tion, des Stoffwechsels, der Mobili tät, Sensibilität und so weiter. Lei der wohnt aber allen von ihnen keine ausschließlich überführende Wirkung bei." Ihnen allen, nachdem er de» aufregen den Vorgängen der letzten Stunde bei- das "kann die Hypnose rechtfertigen. Oder sie schwitzt am Kopf das ist liche Gewißheit zu schaffen?" fragte ich fast strenng. „Nicht eigentlich. Ich sagte schon, tome. Indessen —" „Indessen?" „Wir besitzen die Macht, Experi standes leicht feststellen." Dame den geringsten Schmerz von dem Stich empfindet. Es ist dies eine ebenso einfache als rngefährliche Ope- Direktor Schreiber fort. Der Professor zuckte die Achseln. „Die Unempsmdlichleit gegen des Willens selbst das durch diesen ist?" « „Ihr Versuch bietet also wohl eine Abstand zu nehmen. Ich halte es mit der Würde des Gerichtshofes nicht für vereinbar, das Experiment bis zur fähigen nennen muß, ausgenutzt. Um sie gegen sich selbst zeugen zu lassen. Letzteres Manöver ist mit den Grund sätzen sowohl des Rechts als der Hu manität unvereinbar, gleichviel, welche Professor Olbrich schickte sich eben Richte/aus den vorgeführten Experi menten die Ueberzeugung der Sugge stibilität seiner Klientin geschöpft hät ten. beantrag er, den Der schlaue Jurist durste lein An- schweigend auf ihren Stuhl. Auf die Frage des Direktors, ob sie sich sehr angegriffen fühle, entgegnete sie, sie habe etwas Kopfschmerzen und Schwindel, im übrigen befinde sie sich fällig ist?" Ich zuckte Achseln. „Bei Gott, Justizrath," rief er fast heftig, „wenn mir Jemand den unum stößlichen Beweis ihrer Unschuld brächte ... aber nein, mein Vertrauen nehmen, ich will nicht, daß sie den Preis ihres Bubenstücks ernte. Wir müssen gewinnen, es kann, es dars Mann, der sich in allen Lebenslagen zu helfen verstand,tlug, stark, muthig und entschlossen. Ich kann mir n'cht den ken, daß ein solcher Mann so leicht in eine Falle zu locken ist." (Fortsetzung folgt.) Mitgefühl. „Warum sieht denn wohl das alt« Fräulein den Gu gelhupf so wehmüthig an?" „Weil er auch sitzen geblieben ist. wie sie!" Deutlich. A.: „Was wollen Sie? Soviel wie Sie sind, bin ich auch." B.: «Wie? Soviel wie ich? Wenn Sie sagen, Sie sind vasselbe wie ich, so sind Sie ein Esel!" Jür die Küche. Frühjahrssuppe. Junge Boh nen werden zolllang schief geschnitten, junge Mohrrübch«n von derstlben Größe, sowie Spargelstückchen sorgfäl tig von allem Faserigen geputzt, auch kleine vrn Blumenkohl von kocht. Hat man Schotenkernchen da bei, so fügt man zu diesem Wasser et was Butter und Zucker. Wenn diese Gemüse weich sind, gießt man das Wasser ab und richtet sie in der heißen braunen oder hellen, sehr kräftigen. Frühlingssalat e. Zucker ivasser weich gekocht und dann zum Abtropfen auf einen Seihe» gegeben. Sind sie erkaltet, gebe man feinge schnittene Zwiebel, Würfel von gekoch ten Kartoffeln, Salz, Essig, Oel und kochten Eiern. Brunnenlresse wird sortsältig von gelben Blättchen befreit, dann mehrmals gewaschen, zuerst mit wiegter Zwiebel vermischt, zum Schluss« mit einigen Prisen feinen Zuckers überstreut. Triebe von Hopsen schein Wasser übergössen. Mit Oel, Es sig, Salz und Pfeffer werden die Sprossen zubereitet. Sargel mit holländischer Sa u ce. Nachdem man 1j bis 2 frische Butter zu Schaum, fügt einen reichlichen Eßlöffel feines Weizenmehl, zwei Th«elöff«l Weinessig und ein Ei dotter hinzu, gießt nach und nach H Pint kräftige helle Fleischbrühe oder RindszongemitMeerret t i ch. Man wasche die Zunge in war mem und kaltem Wasser recht sorgfäl tig, setze sie mit Wasser und Salz zu und schäum« sie ab. Füge dann ein flicht; lege sie ans der Brüh« aus eine flache Schüssel, ziehe die dicke Haut bestreue sie dicht mit rohem geriebenein Meerrettich, umlege sie mit Petersilie und servire eine braune Buttertunle dazu. Gebratenes Kalbshirn. Ist das Hirn gut gewässert, so wird es hübsch gelb gebraten, mit etwas Mus katnuß überstreut und mit Petsrsilie und einigen Citronenscheiben xarnirt, Spinat mit auZgebacke nenEiern. Man koch« den rein ge putzten und gewaschenen Spinat in sie ganz sein. Gebe dann zu einem ge häuften Teller voll Spinat 6 Unzen Butter, Unzen ganz fein geschnitte nen Schinken, einige Eßlöffel gericbe nes Weißbrot, zwei Eßlöffel geriebene Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskatnuß sie in Backfett schwimmend aus; kann sie aber statt in Ei und Weißbrot, auch in Backteig tauchen. 6 gehäuften Eßlöffeln Zucker, 1 Likör- Serviren kalt. Eiskasse «. Man bereitet einen guten starten Kaffee, möglichst von frisch gebrannten Bohnen, den man nach Geschmack versüßt. Man füllt den Kaffee in die Eisbüchfe, stellt diele in sein gehacktes Eis, das man jedoch sondern dünner bleiben muß. Man füllt die dicklich« Mass« in Tassen und legt obenauf kalten, geschlageneiv Rahmschaum. 3