Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 24, 1900, Page 2, Image 3

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    2 Der Stein de» Anstoße«.
Fol! Kand zu Kand.
von Paul Bl>b lßerlinl.
Herr Commercienrath Ebel, Jnha
nen ersten Geschäftsführer ins Privat-
Comptoir. „Mein lieber Spiek
mann", begann der alte Herr, „ich sehe
fallen Was ist denn da drinnen?
Wissen Si« es genau?" „Gewiß,
Deckblatt."
45 Mark pro Mille und Ladenpreis 8
Mark pro Hundert". Der alte Herr
neigte den weißen Kopf bedächtig hin
und her und besah di« Probecigarre
bestimmt: „Das ist zu billig, Spiek
sie als Geschenk - Cigarre mit 15 Mk.
Nachmittags ging der Wirkliche Ge-
Rath des Ministers, Dr. von Lassen,
Freude bereiten. Kleine Aufmerksam
keiten d«r Art wirken stets vortrefflich
überdies bin ich ihm eine Anerken
gleitwort«n an seinen Nächstuntergebe
nen, den Geheimen Regierungsrath Dr.
Lehfeld sandte.
dem Geschenk. Ah, denkt er plötzlich,
beit zu dem letzten Vortrag, der dem
Chef so gut gefallen hat. Also packte er
das Kistchen fein sauber ein und sandte
Herrn Regierungsrath Braumann.
Als bei dem das Geschenk ankam,
nahm es seine Gattin in Empfang und
rr ist doch mein Vorgesetzter."—„Aus
gerechnet Cigarren", tobte Madame
weiter» „als ob Du nicht schon über
genug zusammenpafftest! Alle Gardi
nen riechen nach Tabak und die Wi
dos Material zu dem Bortrag so ge-
Herr Assessor Brandt, ein Mann
»sn siinfundddreißig Jahren, ist
denschastlicher Raucher. Als er das
garren aufmerksam und lange. Er
stens habe ich gegen geschenkte Cigarren
stets ein Mißtrauen, dachte er, und be
sonders gegen solche in Staniol und
Leibbinde. Und deßhalb werde ich mich
wohl hüten, mir an diesen Giftsten
geln den Geschmack zu verderben."
Lächelnd nahm er das Kistchen, packte
es sauber in einen neuen Bogen, ades
ter und schrieb dazu auf eine Visiten
karte: „Mein werther HerrKanzleirath,
Sie waren fo freundlich, mir zu der
leßten Arbeit für unseren Herrn Re
gierungsrath das Material zu beschas
garren sende. Mögen sie Ihnen gut
schmecken. Das wünscht Ihr bestens
grüßender Brandt".
Als der Herr Kanzleirath dasKist
chen bekam, gerieth er in hell« Freude.
H«rrn Assessor! Dtrauf kann ich doch
wirklich stolz sein, nicht wahr?" —Die
einfache kleine Frau kam neugierig Her-
Bändchen", sagte sie ehrsurchtsvoll.
„Ja, es scheint was ganz F«ines zu
sein", meint« «r, „na, der Herr As-
Schlechtes." Dann sie: „AberMar
sicher zu schwer sein!" Zustimmend
nickte das bescheidene Männchen: „JH
werde sie auch gewiß nicht rauchen,
Malchen, nein, etwas so Feines bin ich
nicht gewöhnt. Aber weißtDu, der On
kel Johann hat in acht Tagen Ge
burtstag, dem w«rd' ich sie schenken,
der versteht ja auch etwas von Cigar-
Acht Tage später bekam Onkel Jo-
Onkel Johann war «in Mann der
schnellen Entschlüsse, außerdem war er
auch praktisch und griff jedes Ding
gleich beim rechten Ende an. Deshalb
ging er direkt ins Hauptgeschäft zu
Ebel und Knopf und schlug furchtba
ren Lärm wie man es wagen kön
man ein« bessere Cigarre, während die
gelieferte kaum die Hälfte des Preises
werth sei. Und die Reklamation schlug
dermaßen ein, daß nicht nur alle an
wesenden Käufer, sondern auch dieVer
käuser einen Augenblick lang ganz con
sternirt waren. Dann aber kam der Herr
Cigarre gesandt sei—er möge entschul
digen und sich statt dessen diese Impor
ten gut schmecken lassen. Als Dr. Leh
seld die Sendung bekam, packte er si«
hen gebracht na schenk sie Deinem
Portier und laß Dir statt dessen diese
Jmportirten munden!" Onkel Jo
er den Zusammenhang nicht. Da er
aber an der Etikette der Kiste die wirkli
chenJmportirten sofort erkannte, nahm
sich den Schenkel schlug und dabei
Praktische Winke.
Wir lassen nachst«h«nd «inige prak
tische Rathschläge über das Anfertigen
von Mänteln, Paletots, Pelerinen
u. f. w. folgen, da di«s auch b«i der
Herstellung der j«tzt so b«liebten gan
zen Eostiime von Wichtigkeit ist. Re
genmäntel und leichte Paletots, die
werden an den einzelnen Theilen mit
einer breiten Nahtzugab« geschnitten.
Sind die Theile zusammengenäht, so
plätt«t man die Stoffkanten innen
auseinander, faßt sie mit schmalen
Schrägstreifen aus Seidenstoff od:r
die gesammte Garderobe, insb«sond«r«
'vber für Mänt«l, Jäckchen, Capes etc.
Man schn«idet deshalb hierfür zu
Figur«n aller Art nach der Form zu
Will man Pelerinen oder Paletots,
Mäntel, Paletots und Capes erhal-
Man muß den Stoff dabei stets an-
zu plätt«n oder an
beiden Seit«» zu durchst«pp«n.
Von>Kas«rn«nhof. Un
terofficier: „Na Franz, Si« mach«» ja
Thünner, der in einer Kellerwohnung
s«m Leben beschließen sslll"
Die heimlichen Aayrer.
zu Muth« und dann kamen ihm solche
abscheuliche Gedanken. Er hatte näm
lich thatsächlich seine junge Frau mit
einem furchtbar großen Opfer erkauft?
Mit dem feierlichen Versprechen, diese
„alberne Radlerei" das waren ihre
eigenen Worte aufzugeben. Sie
hatte ihm nur die Wahl gelassen zwi
schen dem Rade und ihrer Hand. Das
war bitter; aber Herr Fröhlich liebte
sein Julchen blindlings und so wählte
er s«lbstv«rständlich ihre Hand, ohne
indeß das Radeln bleiben zu lassen.
Anfangs freilich mußte er ja so thun,
zumal Julchen vor Eifer gegen das
Rad förmlich überfloß und ihm kurzer
Hand erklärt hatt«, daß si« in dem Au
genblicke geschiedene Leute seien, in dem
sie den Vertragsbrüchigen Gatten ein
mal auf dem Rade erwischen würde.
Späterhin aber hatte er's doch nicht
Stahlroß bei einem Freund« um die
Ecke einquartirt, seine Sweaters,
Pumphosen und was sonst noch zum
feschen Radler gehört, ebenfalls dort
niedergelegt, und fröhnte nun alle
Mittwoch und Sonnabend Nachmittag
zwischen drei und sechs Uhr, wenn Jul
chen in ihren „hauswirthschastlichen
Kasteeclub" ging, heimlich seinem ver
botenen Laster. Aber das Herz klopfte
ihm jedesmal sichtbar, wenn er mit
scheinhtiliger Gelassenheit zu den hei
mischen P«nat«n zurückkhrte. Wehe,
ganz andere Dinge entzweigerissen.
Und heute stieg Herr Fröhlich mit
einem Herzen die Treppen zu seiner
lich etwas passirt, was ihm bis dato
noch nie Passirt war. Er hatt« Je
mand umgeradelt. Und eine Dam«
aber die Sache konnte für ihn doch noch
> ein recht fatales Nachspiel haben!
Zwar hatte er sich mit einer Fixigkeit
! aus dem Staube gemacht, die ihm ein«
! St«lle als Champion unter den Flie-
g«rn gewährleistet hätt« ... schmachvoll
° g«nug! Aber die Angst, entdeckt zu
werden, daß wo möglich die ganze Ge
schicht« noch s«in«m Julchen zu Ohren
kam, hatt« jede edlere Regung in ihm
erstickt. .
Julchen war Gott sei Dank noch
nicht zu Hause; aber als sie kam,
RadeleU"
Athem.
„Was hast du denn, Julchen?"
„Was ich habe? Ueberradelt haben
sie mich! Mich, deine Frau! Hörst
du, Fröhlich? Man hat deine Frau
überradelt!"
man im Znxisel sein, ob aus Angst um
seine theure Ehehälfte oder aus Furcht,
sein heimliches Fahren aufgedeckt zu
sehen, und ebenso zweifelhaft war der
Sinn seines stotterndstöhnenden Aus
rufs:
„Um Gottes willen, das ist ja schreck
lich!"
Das fiel der Frau Fröhlich jetzt auch
erst auf die Seele, wie schrecklich es
war: si« brach deshalb in Thränen aus
und rief:
„Fröhlich, du wirst deiner Frau Ge
nugthuung verschassen!"
„Ja, mein Herze!"
„Du wirst gegen den abscheulichen
Menschen Strafantrag stellen!"
Fröhlich zitterte wie Espenlaub.
"Ja, Herz ... aber hast ....
du ... denn ... hast ... du denn den
... Radler .... erkannt?"
„Das ist es ja eben! Der Kerl
jagte davon, als wäre der Gottseibei
uns in sein« Pedale gefahren."
Fröhlich athmete auf und warf sich
in die Brust. " ! I h
„O weh!" stöhnte Fröhlich im
Stillen: „jetzt kommt's!"
„Ja! Es trug die Marke „Geölter
Blitz. Fabrik Flitzhausen, No. 77,-
777".'
„Um Gottes willen, det Jeschäst is
„Was sagst du da, Fröhlich?"
„O nichts! Es ist gut so! Man
muß sich das notiren!" sagte er schein
heilig, zog sein Notizbuch hervor und
malte einige Krähenfüße hinein. Er
schreiben können, so aufgeregt war er.
„Aber Fröhlich, das kannst du doch
im Leben nicht lesen!"
In diesem Augenblick wurde h«stig
an der Klingel gerissn. Angst
„An Frau Julie Fröhlich geb. Neu
mann! Was ist denn das?"
„An mich? Himmel!" jetzt war
die Reihe d«s Erbleichens an ihr
„Gib her! An mich?"
„Ich als d«in Eheherr ... gestatte!
Was hast du denn mit d«r Polizei zu
thun?"
Er riß das Schreiben auf und las:
„Frau Julie Fröhlich, wohnhaft
Paradiesgasse 13, passirt« am 2. De
zember dieses Jahres, Nachmittags um
halb sechs Uhr die Hauptstraße auf ei
nem Zweirade, welches trotz absoluter
Dunkelheit keine Laterne trug. Zeuge:
Schutzmann Spürer. Si« haben des
halb eine Polizeistrafe von drei Mark
zu entrichten, an deren Stelle im Nicht
beitreibungsfall« «in« «intägige Haft
tritt."
Herr Fröhlich starrte seine Frau
groß an.
„Das muß wohl ein Irrthum sein,"
sagte er dann kopfschüttelnd. Er
meinte es wirklich so. Frau Fröhlich
di« bis dahin den Eindruck einer völlig
Geknickten gemacht, fuhr blitzschnell
„Ein Irrthum! Ganz recht! Ein
Irrthum! Da hat Jemand meinen
„Reg dich nicht auf, Kind!" be
schwichtigt« er si«. „Das wollen wir
schon kriegen! Klr beantragen richter
liche Entscheidung, nicht wahr?"
„Richterliche Entscheidung .. ja ..."
erwiderte sie mechanisch. „Ach, Karl,
wie gut du bist!" Und sie wurde ganz
ausnehmend zärtlich, daß Herr Fröh
lich gar nicht wußte, wie ihm geschah.
Er schwebte in allen Himmeln. Im
Lauf« d«s Ab«nds kam Frau Julchen
noch einmal auf die Affair« zurück und
sagte:
„Weißt du? Mit d«m Gericht hat
man nichts als Unannehmlichkeiten!
Ich glaube, es ist das Beste, wir bezah
len die drei Mark, und sind dann die
Geschichte los, nicht wahr?"
„Ja .. ab«r ..."
„Ich v«rzichte dann auch meinerseits
auf den Strafantrag gegen den „Geöl
ten Blitz", gelt?"
Beide sahen einander an. Dann sin
gen sie an aus vollem Halse zu lachen.
Si« hatten sich verstanden. Von nun
an ging Julchen nicht mehr in den Kaf
feeclub, sondern radelte mit ihrem
Gatten einträchtiglich zwischen drei und
sechs Uhr spaziren!
Mei »apf'rer Frein» Zeis'g.
Genn' Se mein' Fremd Zeis'g?
N«, Se genn' nich? Här'n Se, des is
Wachsfigurengabinett fchtehn, een«
sähr« große Gurasche gehärt, nee, här'n
S«, des is Sie ieberharM eener der da
gelernt habe!
Un wissen Sie warum? Seh'n Se,
der geht S« mit «m Scherz in die al
lergreßten Gefahren un des imby
nicrt Si« mir so! Baffen S« mal uf!
r«n W«ibern ze machen trau'n? Na
nadierlich gem Se 's zu. Na, bassen
Se nur weiter uf. Ich hatte Sie mein
Freind Zeis'g eenig« Zeit nich mehr ge
sehen, da traf ich 'n zufällig uf äiV
ben«belt
ich d«nn «igrntlich nur hi«r ...?!"
Zweideutig. A.: „Wie ist
die Aufführung deines Stückes abge
laufen?" Autor: „Ach, bereits noch
d«m zw«iten Act war da« ganz« Publi- !
wie er hat gehört von deinen Con
curs!" Vater: „Gott laß ihn laufen,
den duinm«n Menschen!"
liür unsere Kinder.
V F b d d D"st
Frisch auf denn, das Nest
Es ist jetzt überall schön in der Welt,
ten!°" " "
gen.
„Blumenlemhen", Gärtnerin!
Seht, wie treu pfleget.
Und mit stillverständ'gem Sinn
Hier ein Bäumchen heget!
Mit der Sonne steht sie auf
Aus dem weichen Bette,
Mit ihr um die Wette.
Wäscht mit frischem Wasser rein
Sie die Blumen tränke frisch.
Daß nicht Durst sie quäl«.
Hier biegt sie mit sanfter Hand
Ihrer Pfleg'rin Mühen:
Habt Ihr gleiche Freude!
Tie Frösche.
Bs che sich b holde
Der Thauwind kam, das Eis z«r-
N d te si« d l l
Goethe.
füllten Behälters stellt man eine kleine,
mit Rothwein gefüllte Flasche. Tiefe
der Länge nach ein feines Loch gebohrt
ist, verschlossen. Ta die beiden Flüs
sigkeiten eine verschievene Dichtigkeit
eindringen und den Wein vertreiben,
der in einen seinen Strahl in die Höhe
steigt, um sich oben anzusammeln.
Aus GypS oder Lehm bildet man am
Bode» des Behälters einen kleinen
Berg, welcher die Flasche verbirgt; am
Gipsel des Berges wird oberhalb des
LocheS im Pfropfen eine kleine Bertie
sung (der Krater) gebildet. Setzt man
das Wasser in Bewegung, wird der
natürlich die gute'G«ltg«nhtit nicht
entgehen lassen, ihm «ine kleine Über
raschung zu b«r«iten. So malte er
ihm denn vor s«in Bett ein«n Stiefel
zieher hin, der so täuschend ähnlich
war, daß man ihn leicht mit dem Ori
thaner Arbeit legte sich txr Künstler
in's B«tt und wartet« mit höhnischer
Freude, bis s«in Freund nach Hause
D«r ließ auch nicht lange auf sich
warten, und an d«m schweren Schritt,
mit d«m «r üb«r die Treppe heraus
poltert«, konnte man «rk«nnen, daß er
iir lustig«r Gesellschaft gewesen und et
was hoch geladen hatte. Nachdem er
mit Mühe und Noth die Thür« gefun
den, stolpert« er herein und machte ei
nige vergebliche Versuche, das Licht an
zuzünden.
Endlich gelang auch di«s«s schwierige
Kunststück, und jetzt ging's an's Aus
ziehen. Zuerst die Schuhe weg! Ah,
da ist schon der Stiefelzieher also
wird's ja keine Schwierigkeiten ma
chen! Doch vergeblich b«mllht er sich,
«inen Erfolg zu erzielen, und ver
tritt hinter das Bett schleudern,
kräftig aus und schlägt mit dem Fuße
so heftig auf den Boden auf, daß «r
einen Schm«rzensschr«i nicht unter
em Waschbecken, füllte «s mit «iskaltrni
Wasser und st«llt« «s in d«s Freundes
B«ti. Dann legte er sich auf die Lauer
fall feines Opf«rs.
gen, als «r das Waschbecken bemerkte.
„Ah, das hast Du gut gemacht.
Freund Pinsel mann! Du dachtest
halb nicht Bett legen? O' so
i»» l'tt i!Xx« >rr>!.
„Ach, deine Feeen - Taille,
So dichtet' er sie Zoll sür Zoll
Mit seinen Versen voll ja voll.
Allein die Zeiten ändern sich,
Jetzt hat er's dichten aus dem Strich
Und reimt aus „Feeen - Taille"
Blos noch das Wort „Canaille."
«tu» parirt.
von höchst sonderbarem Aussehen als
Bittsteller. Er ersuchte um eine Be
schäftigung als Schreiber, indem er sich
ficht hatte ihm eine Kugel die Nase
fortgerissen. Als der Verstümmelte
seinem ehemaligen vorgesetzten unter
die Augen trat, brach der ewig zartsüh-
Lieber, ist Ihnen denn Ihre Nase^ib-