Dkl M ZmliMij. (12. Fortsetzung.) „Ich gab ihm eine ausführliche Schilderung des Hergangs, worauf er inir in ziemlich skeptischer Weise er hier nichts angehen, die aber leicht die Ursache geworden sein könnten, Ihnen Mißtrauen gegen Ihre Frau einzuflö ßen; zweitens lagen Sie in dem Au- schwer danieder, Sie waren aufgeregt, dielleicht Ihrer Sinne nicht «inmal vollkommen mächtig; wie wol len Sie aus einer unter so außerge wöhnlichen Verhältnissen erfolgten Wahrnehmung ein- Ueberzeugung her leiten, deren Ergebniß eine so furcht bare Beschuldigung ist?" „Nicht schlecht argumentirt," be- ficht schlecht, und doch falsch. Ich sagte ihm das. Jedenfalls, beharrte ich, müsse meine Ueberzeugung mir Hartwig, Walter Hartwig und Doctor Blüthner um alle Details be fragte, deren sie sich bewußt waren. In den nächsten Tagen setzte ich meine Re- Weißbierhalle, den Kellner Barnetzky, Antrag stelle. ist, daß die Diebstähle selbst Gegen- und daß selbst im Falle der Richtigkeit Vertreter der Staatsanwalt schaft, vermag in diesem Falle den Nachweis des Verbrechens zu erbrin gen, da kein Zeuge zugegen war außer dem todtkranken Ehemann, dessen Zeugniß mit Rücksicht auf seinen phy sischen und psychischen Zustand nur von äußerst problematischem Werth ist. Angenommen aber auch, der thatsäch liche Inhalt beruhe auf correkter Be obachtung, so kann doch kein Gerichts hof aus der Thatsache, daß die Ange schuldigte vor Begehung ihres Irr thums die Flaschen eine Zeitlang prü fend betrachtet hat, den Schluß ziehen, daß sie diese Prüfung zum Zwecke der Ausführung eines Schurlenstreiches gung des Klägers, Commissionsraths Hartwig, vor der Öffentlichkeit." Sodann benannte ich meine Zeugen Ladung Barons Wardoff od:r Doctor Gembalsly, und Doctor Böh ring erllärte sich mit dem Bemerken erften Verhandlung, wie ich sie am Nachmittag desselben Tages in mei nem Conferenzziinmer dem Banquier Commissionsrath. Ich zog bedenklich die Achseln und entgegnete: „Für den Anfang, ja, doch Zweifel feststeht." „Wie? Liegt mein gutes Recht nicht so tlar vor Jedermanns Augen, daß „Nach Ihrer Meinung. Der Fern dend: „Ich muß noch weiter gehen, bester Freund. Kein Zweifel, daß wir vor einem ebenso sensationellen als umfangreichen Processe stehen. Doctor Böhring und sein« Klientin werden alle Minen springen lassen. Ihre Frau hat es verstanden, sich bereits jetzt der Unterstützung eines Theils der Presse zu versichern, der persönliche Eindruck ihrer Schönheit während der Verhandlungen wird stark in die Wa gschale fallen. Nehmen Sie dazu die Thatsache, daß die Staatsanwaltschaft die Untersuchung gegen sie wegen Mordes eingestellt hat." „Sie denken, Michaela wird persön lich im Gerichtssaal erscheinen?" „Ich bin davon überzeugt. Ihre Schönheit wird eines ihrer Kampfmit tel darstellen. Wir werden dann wohl alles vorbringen und beweisen, was nur irgend den gemachten Wahrneh mungen entspricht; was wir haben, bleiben aber immer nur Indizien. Ein thatsächlicher, vollgiltiger Beweis geht uns ab. Ihr Zeugniß allein genügt nicht, weil es im Grunde nur in einer vagen Beobachtung gipfelt, die zwar eine feste innere Ueberzeugung zu er zeugen, nicht aber den Mangel eines Schuldbeweises oder eines Geständnis ses zu ersetzen vermag. Und gestehen wird diese Frau niemals; ihre Ueber fiihrung ist indessen nur möglich, wenn si? entweder gesteht oder wenn wir den Nachweis erbringen, daß sie in der That betrügerische oder verbrecherische Absichten verfolgt hat." „Aber diesen Nachweis wollen wir doch eben erbringen!" „Wollen ja, aber ob es gelingen wird? Es müßte sein, daß Doctor Gembalsly unter seinem Eid ein ge heimes Einverständniß mit Michaela Doctor Kainz mich lebhaft. „Was fragt «in Bursche wie Wardoff nach einein Meineid? Vorausgesetzt, er er- ich noch gar nicht überzeugt bin." „Ist er noch hier in Berlin?" „Wahrscheinlich nicht. Wenigstens lationen zu schulden kommen lassen, die ihm den Weg in's Zuchthaus öff nen würden, und ist er mit ihr im Bunde, so wird er sich hüten, zu ihren Lasten auszusagen." lich sagte er: „Wenn wir nur damals die Unterredung mit Sophia Wassiloff nicht verpaßt hätten." „Ist das die Dame aus Petersburg, von der mir der Commissionsrath sei „Dieselbe, Herr Justizrath." „So muß ich Ihnen allerdings recht geben, Herr Doctor. Sie würde unter allen Umständen eine wichtige und be deutsam«, vielleicht gar ausschlagge bende Zeugin gewesen sein. Ihr Auf enthalt ist Ihnen nicht bekannt?" „Abfolut nicht." „Könnte man nicht in Petersburg Erkundigungen nach ihr einziehen?" „Ich zw«ifle, ob das viel helfen würde," gab der Banquier verdrießlich zur Antwort. „Wenn wir Sophia Wassiloff zur Stelle schaffen oder doch ihr Zeugniß auf irgend eine Art bekommen könn ten, so hätten wir möglicherweise ge wonnenes Spiel. Wenn mich nicht alles trügt, so weiß diese Person ge rade das, was uns fehlt, und scheint auch geneigt, ihr Wissen aus irgend welchen Gründen mitzutheilen, wenn ihr hierzu die Möglichkeit geboten Schweigend verharrten wir einige Minuten in ernstester Ueberlegung. Ich stand mit dem Rücken gegen mei nen Schreibtisch gelehnt, Doctor Kainz saß am Fenster, der Commissionsrath ging noch immer auf und ab. Da erhob sich mit einem Male der D,octor und sagte entschlossen: „Ar thur, ich reise nach Rußland!" Wir blickten beide überrascht nach ihm hin. „Ich reise." wiederholte er ruhig, ohne das geringste Zögern in seinem Ton. „Schon einmal habe ich mehrere Tage der Lösung der Aufgabe gewid met, um die es sich hier handelt. Ich setze meinen Stolz hinein, sie doch noch zu- finden. Es wäre eine ewige Schande, wenn es der frechen Betrüge rin gelingen sollte, über unser gutes Recht zu triumphiren oder gar Deinen armen Kindern einen großen Theil ihres Erbes zu entreißen. Das tann und darf nicht sein, so lange ich noch Ath«m in mir habe, dagegen anzukäm pfen." Hartwig trat auf den Doctor zu, ihn gerührt an die Brust schließend. „Du treuer, Du alter Freund! Um meinetwillen willst Du Dich den Be schwerden, Gefahren einer oder ohne Einwilligung ich fahre nach Rußland. Ich will ver suchen, Sophia Wassiloff aufzufinden, auch wird es mein Bestreben sein, über das Vorleben Michaelas genaue Nach forschungen anzustellen. In vier Wo- Der Beginn der letzteren wurde end ailtia aus Montsa den 14. November 1837 festgesetzt. Der bedeutsame Tag kam heran und Doctor Kainz war noch nicht zurückgekehrt! einem der größten dem Landgericht ll zur Verfügung stehenden Räume statt fanden, erwies sich der Saal für die Zahl der Wißbegierigen als viel zu klein. Lange vorher schon waren di- Zulaßkarten vergriffen, vor den Thü ren und Thoren drängten sich die Me nschen, es war, als fände eine interes sante Theatervorstellung statt, deren Anblick zu den gesuchtesten und höch sten Vergnügungen zähle. Der Zuhö rerraum zeigte sich bis in seine ent ferntesten Ecken gefüllt, bis an die Ein gangsthür standen die Zuhörer Kopf an Kopf; Männer, Frauen und Mäd chen, kaum im Stande, sich zu rühren, bereits vor dem Anfang schwitzend und pustend und ihre Empfindungen aus- Jm Verhandlungssaale selbst hat ten zahlreiche Richter, Anwälte und Referendare Platz gefunden, theils hinter den Gerichtstischen, theils seit wärts an den Fenstern oder auf den Zeugenbänken. In ihrer Gesellschaft befanden sich mehrere Damen, ihre Gattinnen oder Töchter, sowie einige Aerzte und Professoren, welche die das Gebiet der Suggestion berührenden befugt —, in der Mitte der grünbe drei Richter. Den Vorsitz führte wie früher Landgerichts - Director von Mit graziöser Bewegung schlug sie den Schleier zurück und enthüllte den einzigen flüchtigen Blick rund umher, dann verbeugte sie sich ehrerbietig ge gen den Gerichtshof und den Staats tiefen Eindruck hervor. Nun ertönte die Klingel des Bor sitzenden tue Sitzung war eröffnet. Wolf, einige private und geschäftliche Angestellte in Hartwigs Hause, Käthe Friedrich und ihre Mutter, den Baron ter einer Nervenklinik; Sanilätsrath Doctor Witte, Professor Hellbach, der Vorsteher einer Heilanstalt für Mor- Bei dem Aufruf der Zeugen fehlten zwei. „Doctor Walter Kainz —" Rasch trat ich an den Gerichtstisch, Doctor Kainz zu erwarten?" fragte er. „Jeden Tag," erwiderte ich. „Dann, denke ich wohl, dürfen wir dem Rufe des Gerichts nicht Folge ge cher Zeuge." Der Vorsitzende constatirte aus den möglich gewesen sei. „Der angebliche Doctor Gembalsly hat Berlin bereits seit mehreren Wochen verlassen, Nie- „Vielleicht kennt Madam« Hartwig seinen Aufenthalt," bemerkt« ich mit Beklagten. Der Vorsitzende richtete sofort eine dahinzielende Frage an Michaela. Die schöne Frau antwortete mit Ich fuhr fort: „Der Herr hatte auch Beziehungen zu den Zeuginnen Fräu lein Friedrich und Fräulein von Hal denborn; es dürfte sich empfehlen, auch diese Damen nach seiner Adresse aus- Sosort rief Herr von Schreiber die Zeuginnen vor; beide erklärten in ziemlich kleinlauter Weise, das gegen wärtige Domizil des Abenteurers nicht zu kennen. Seit er die Hauptstadt verließ, hatten sie nichts weiter von ihm gehört. „Die Frage ist nun, ob wir ohne Doctor Gembalsly verhandeln oder noch «inen Versuch unternehmen, seiner habhaft zu werden," wandte der Vor sitzende sich an die Parteien. „Bitte, äußern sich die Herren darüber. Herr Justizrath?" Ich betonte unser weitgehendes In teresse an Gembalskys Anwesenheit. „Nur hege ich Zweifel, daß wir ihn ausfindig machen. Offenbar fürchtet er sich, auszusagen, er will nicht er die Beklagte belasten müßte. Wer anderem Namen in der Nähe. Nach meiner heiligsten Ueberzeugung würde Frau Hartwig uns die zuverlässigste Auskunft zu geben im Stande sein, wenn es ihr nur beliebte." Hier stand Doctor Böhring rasch auf, um mit scharfer Stimme gegen jede Beleidigung seiner Klientin zu Protestiren. „Wir haben dasselbe In teresse an der Vernehmung des Zeu gen wie die Gegenpartei; hätten wit eine Ahnung seines Aufenthaltes, so würden wir nicht verfehlen, denselben dem Gerichtshof zu signiren." Unter solchen Umständen schien es zwecklos, um Gembalskys willen einen Vertagungsbeschluß herbeizuführen. „Wir finden den Mann doch nicht, dies vertagt werden, wenn Doctor Kainz nicht rechtzeitig zurückkommt." Nachdem die Zeugen abgetreten wa ren, bestimmte der Gerichtshof, unge- Coi^- fah?em, fast blutlosem Gesicht im Ge richtssaal, wo er sich, jede Prüfung seiner Umgebung scheu vermeidend, „Der Proceß beginnt leider unter ungünstigen Auspizien," flüsterte ich ihm in's Ohr. „Gembalsly ist ver schwunden, Doctor Kainz noch nicht wieder da, was sollen wir ohne die bei- Noch warf der Vorsitzende die Frage Ausschluß der Öffentlichkeit bean tragt werde. trag zu stellen. Ich gab die Erklä rung, daß meinem Bevollmächtigten, nachdem er seit Wochen in der Presse der Gegenstand der weitestgehenden Angriffe geworden, an der Abspielung des Processes vor der weitesten Öf fentlichkeit gelegen sein müsse. „Seine Ehre ist vor der Öffentlichkeit ange griffen. sie muß vor derselben Instanz wiederhergestellt werden. Nachdem so likum gedrungen ist, haben wir dem selben ohnedies wenig mehr zu verber gen." falls für die vollste Öffentlichkeit des Rechten und Empfindungen verletzte Frau, ein Interesse daran, ihre Ehre vor der Welt wiederhergestellt zu Klarheit und Wahrheit!" Haftung und Wiederfreilassung, das Auftauchen und Verschwinden der Dame aus Petersburg, der Plan der russischen Reise, alles ward getreulich beschrieben. Im Anschluß hieran ge schahest die nothwendigen juristischen Ich wußte vorläufig nichts weiter hinzuzufügen. Mein Gegner be schränkte sich darauf, den Folgerungen der Klage im allgemeinen zu wider sprechen. Die Correkth«it der that sächliche Feststellungen gab er ohne weiteres zu. Er stellte den Antrag auf Abweisung der Klage. „Herr Commissionsrath, wir haben seinerzeit Ihrem Antrage, die Abhal tung eines Sühnetermins als aus- stchtslos zu unterlassen, stattgegeben. Trotzdem halte ich es für meinePslicht, noch einmal an dieser Stelle die ernste Frage an Sie zu richten: Fühlen Sie gar keine Neigung in sich, die Diffe renzen mit Ihrer Frau Gemahlin auf gütlichem Wege zu begleichen und die Beklagte wieder in Ihre häusliche Ge meinschaft aufzunehmen?" „Nein," antwortete dumpf der Ban quier. ' denn ich achte sie nicht mehr!" Mein Klient sprach diese Worte leise, aber mit fester Stimme, nur in Platze, bis der Vorsitzende des Ge starrte ein aufrichtiger Schmerz, der Theilnahme anrief. Ihre Rechte fest auf das Herz pressend, erwiderte sie in zurückkehren, nach allem, was geschehen Wahrheit hören zu lassen. Sie wollen sind, zu Ihrer Pflicht zurückzukehren, Verlegen senkte Michaela das Haupt und flüsterte: „Ja.' aufsah. enthüllte. Mit halb erstickter Stimme herauspressend: „Gott vergebe ihm!" sank sie leise schluchzend auf ihren Stuhl nieder und zog den Schleier be schämt über ihr Gesicht. „Gnädige Frau, fassen Sie sich," raunte ihr Doctor Böhring zu, doch so, daß man es fast überall vernehmen Saale um, um den Eindruck zu erspä hen, den das Debüt seiner Klientin ge macht. Ein Blitz des Triumphs zuckte rasch wieder den Stempel jenes ruhi gen, objektiven Ernstes aufprägte, des sen Zurschautragung an Gerichtsstelle selbst in den bewegtesten Momenten von Richtern und Anwälten als Eh rensache betrachtet wird. Der kleine, ehrgeizige Mann konnte zufrieden sein; überall hörte man leise Ausrufe der Bewunderung und des Mitleids. Der berühmte Vertheidiger kannte sein Au ditorium und verstand sich auf Mittel, Glas Wasser zu besorgen, und als es gebracht wurde, ergriss er es vorsichtig und graziös und reichte es ihr mit breiten?" für e.mn Beuger? führt?"^ > „Es muß wohl so sein." (Fortsetzung folgt.) Jür die Küche. backen. Das Gericht sieht sehr hübsch Geröstetes Rindfleisch, eine Prise Pfeffer. Auf lebhaftem die . flüssige Fett abgeschöpft hat, oerlocht man die Sauce mit j Unze in lochen dem Wasser aufgelöstem Fleisch-Ex trakt,macht sie mit ein wenig angerllhr- Lamm in AsPic. Das Fleisch Weißwein, halb Weinessig, etwas Fleischextrakt, den Saft von 2 Citro nen, 2 Lorbeerblätter, einige Nellen, Pfefferkörner, etwas Muslatblüth« Fleisch hinein, gießt die Brühe darüber und läßt diese Speise auf Eis erstar ren. Hat man kein Eis zur Verfü sie gestürzt, giebt man eine Remoula- Eierspeisemit geräucher te in Fisch. Hierzu kann jede Sorte in eine Omelettcpfanne auf heiße But ter und schüttelt sie darauf so lange, bis das Fischfleisch genügend erwärmt 3