Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 19, 1900, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Äer M DSM.
Kriminalroman von Friedrich Thicme.
(9. Fortsetzung.)
rascht.
vermuthlich im Deutschen nicht schrift
„So ziemlich. Der Inhalt ist dem
I'. 8. Ich darf Sie nicht selbst
mir viel gelegen ist."
„Das Billet trägt keine Unter
schrift?"
„Nein."
„Wer hat es gebracht?"
Rohrpost:"
„Und was hältst du davon?"
Der Bankier ließ «inen ärgerlichen
gelber anonyme Sendungen lgnonrt.
„Nun?"
tersburg hier eingetroffen ist? Auf
welche Weife erhielt sie Kenntniß von
der Existenz eines Geheimnisses zwi
doff? Alle diese Details lassen auf
„Allerdings."
dium. Was ist deine Ansicht soll
„Aber wenn es eine Falle ist?"
stellen? Höchstens läge die Möglichkeit
dann nicht schlimmer daran als vor
her. Jedenfalls ist es gut, zu hören,
reuen, den Schritt ungethan gelassen
„Kdnn wohl sein. Willst du mich
begleiten?"
„Hm—" Ich zögerte.
„Nicht?"
forfchungen, sowie meinen Rath
schlägen."
„Du bist empfindlich."
„Nein, nur der Sache überdrüssig.
Indessen, aus Freundschaft für dich
und weil diese unerwartete Botschaft
„Danke, Walter."
„Indessen du reisest ja ab?"
„Ich verschiebe die Reise bis nach
d«m in der Pension."
Fahrt bewirkt, sondern auch die er
sehnte Ausllärung verspricht. Ist denn
Michaela mit d«inem Entschluß einver
zen Aufschub?"
D«r Commissionsrath lächelte ver
legen.
„Leider ja, ließ ich mich im erst«n
ir«ff«il."
„DaS ist fatal," rief ich ärgerlich.
„Du hättest die Mahnung der Brief
schreiberin besser beherzigen sollen,
her auch gesagt, da war es aber leider
zu spät. Bei der ersten Lectüre rief
die Mittheilung heftigen Unwillen in
„Sie selbst also gab dir den Rath?"
„Sie selbst ist das nicht «in Zei
„Jawohl." /
„Nicht das mindest«."
„Wo ist sie jetzt?"
„Schade, daß du 5aS Gebot des
.Mieso?"
Ich «rzählte ihm die Verhaftung
und Wiederfreilassung Doctor Gem
balskys.
a» mir selbst zu zweifeln, sehr ver
wirrt mich die heikle Affaire. Gestern
war ich so vergnügt, heute stürzt mich
heit und Sorg« zurück. W«nn ich nur
das «inzige Mal Klarheit bekäme
ich werde noch wenn dieser Zu
hältst. Du liebst sie mehr als ich
zes von den Wimpern zu entfernen.
Als er sich wieder gefaßt hatte, sagte er
Walter?"
und ich bin diese? Sprach« nicht mäch
tig genug, den Inhalt völlig zu ent
ziffern, Selbst der Name erwies sich
als so undeutlich, daß ich ihn nicht le
sen konnte."
fahren, wie die Fremde hieß oder wie
sie sich nannte. Wußte die Wirthin zu
fällig, daß das Billet leine Unterschrift
zu entziffern vermocht hatte. Ich zwei
felte aber, daß sie auch nur im Gering
sten in's Vertrauen gezogen worden
war. Ihre Erwiderung bestätigte
! meine Vermuthung, denn sie bestand
einfach in der philosophischen Glossr,
es sei wirtlich oft schwer, unsre moder
nen Handschriften zu entziffern.
„Wie heißt denn die Dame?" er»
unter dem Namen Sophia Wassiloff
eingetragen."
„Aus Petersburg?"
„Ja."
„Wie lange gedenkt sie zu bleiben?"
„Sie sagte, das Hänge von den Um
„lst ihr Auftreten vornehm?"
den Zustand seines Innern"
sprechen habe. Der Buchhalter soll
hinaus telephoniren, daß man mit dem
Essen nicht auf mich zu warten braucht.
Ich sei geschäftlich abgehalten. Wenn
du mir Gesellschaft leisten willst, so
findlichen Restaurationsgarten ein
paar Bissen zu uns."
Mit diesem Vorschlag einverstanden,
herein, nur die massenhaften Sperlinge
liche Abgeschiedenheit des Ortes. Wir
fanden hier nicht nur vorzügliches
«itgegen.
„Madame Wassiloff," schrie ich ihr
„Madam« Wassiloff?" krächzte die
„Warum ist sie abgereist?"
„Von der Polizei."
durch all« Glieder. Der Bankier ath
mete
auch g«rad« passiren muß!"
„Wo ist Ihre Frau Tochter lann
ich sie sprechen?"
rück sein."
„Wer hat denn die Dame verhaftet?"
„Sie sind wohl mit ihr vtrwandt,
Dam« hatt« uns hierher bestellt, um
unS «in« wichtig« Mittheilung zu ma-
chen. Erzählen Sie uns, wie akl«s ge
kommen ist, liebe Frau, vielleicht ver
zu thun."
Die Alte bedachte sich einen Augen
blick, dann siegle ihr Mittheilungsbe
dllrsniß; sie wischte sich den auf ihrer
Stirn hastenden Angstschweiß ab und
berichtete:
„Gerade als die Dame aus der
Stadt zurückgekehrt war und sich eben
an den Tisch jetzte, um ihr Dimr ein
sehender Herr vor, der mit der Russin
zu reden begehrte. Die Dame ließ sich
seinen Namen sagen, und als dieser ihr
fremd war, wies sie ihn zurück. Statt
aber feines Weges zu gehen, legitimirte
sich der Mann als Beamter der politi-
Fremde ihn nicht empfangen wolle, sie
abführen zu lassen. Beide zogen sich
daraus in das Zimmer der Russin zu
rück, wo sie etwa zehn Minuten in an
gelegentlicher Conversation verblieben.
Danach ertheilte der Beamte Auftrag,
eine Droschke zu holen, und fuhr mit
der Dame und ihrem sämmtlichen Ge
päck nach der Polizei. Eine halbe
Stunde später kam ein Schutzmann,
um meine Tochter behufs Erthcilung
einiger Auskünfte ebenfalls dahin zu
bestellen."
„Eine merkwürdige Geschichte.
Folgte denn die Russin dem Beamten
gutwillig?"
„Was wollte sie machen? Wider
als sie in den Wagen stieg. Das arme
Geschöpf that uns leid aber lieber
Gott, wer weiß, was sie verbrochen hat.
Gewiß ist's eine Nihilistin oder so
etwas."
„Jch fühle es, Walter."
Laß den Arzt rufen; w«nn mich nicht
alles trügt, steht der Ausbruch eines
nervösen Fiebers bevor."
„Ich will es, Walter. Nur nur"
„Wie es zusammenhängt, weiß ich
nicht doch nehme ich für gewiß an,
daß hier wieder ein Streich des Ba
rons vorliegt. Er hat von der An
wesenheit der Dame gehört und sofort
Schritte gethan, die Ausführung ihrer
Absicht zu hintertreiben. Daß der selt
same Mensch die geheimnißvolle Macht
dazu besitzt, hat er an sich selbst genug
„Glaubst du, daß daß Michaela
ihm die Mittheilung von der Anlunft
der Fremden hat zugehen lassen?"
Ich glaubte es. Warum sollte ich es
verbergen? „Ich bin überzeugt da
von," erklärte ich nachdrücklich.
Gott, o Gott!"
„Beruhige dich, Arthur. Ich bringe
dich nach Hause, dann eil« ich nach dem
Zi«l."
l,i«hr den Ausdruck einer b«unruhig«n
d«n Berstörtheit an. Als wir vor der
Villa im Westend aus dem Wagen
Mann in meinen Armen.
„Heilige Jungfrau, was ist gesche
hen?" rief sie erschreckt und faßte mit
Pengeländer.
„Arthur ist unwohl, gnädige Frau."
„Unwohl doch nichi todt?" stam
„Veruhigen Sie sich, er ist nur ohn
mächtig. Rufen Sie, bitte, die Die
nerschaft, wir wollen ihn hinauftra
gen."
Michaela gehorchte mit jener seltenen
Geistesgegenwart, welche «inen hervor
ragenden Characterzug dieses immer
hin außerordentlichen Weibes aus
' be ll
selbst in dieser Situation unterdrückte
ich den Verdacht nicht, daß sich hinter
der anscheinenden Bestürzung der schö
pfindung als die der Angst um eine
geliebte Person verberge, denn das
Wort „todt" entglitt ihrem Munde mit
so eigenthümlicher Betonung es floß
fast wie ein Triumphruf von ihren
Lippen.
Nein, ich that ihr unrecht. Soeben
huschte sie, von der todtblaffen Irm
gard und dem Diener begleitet, wieder
die Stufen herab, und als gleich
darauf der Bankier in feinem Zimmer
auf dem Sopha ausgestreckt lag, sank
sie mit einem schrillen Wehschrei an
seinem Lager nieder, erfaßte sein«
Hände, preßte sie mit der Innigkeit der
Verzweiflung und stöhnte mit zittern
der, schmerzdurchdrungener Stimme:
„Arthur, mein Arthur o rettet ihn,
rettet ihn!"
Während der Diener nach dem Arzt
telephonirt«, strengten wir uns an, den
Bewußtlosen in's Leben zurückzuru
fen, was nach wenigen Minuten ge
lang. Verwirrt schaute der Kranke
um sich, dann erkannte er uns and
seine Umgebung. Schwach lächelte er
mir und Irmgard zu, und als sein
Auge dem thräncnvollen Antlitz Mi
chaelas begegnete, zuckte es wie der
Widerschein tiefen inneren Wehs über
seine Züge.
„O, du lebst mir wieder, theurer
Mann!" rief Michaela entzückt, indem
sie, sich wild über ihn werfend, seinen
Mund, seine Wangen, seine Stirn mit
glühenden Küssen bedeckte. „Ich habe
dich wieder o, was hab' ich um dich
gelitten in den wenigen Minuten!"
„Wirklich?" fragte der Kranke matt.
„Du zweifelst an mir?" rief si« mit
das ist Elenden, die
Schmerzensbett! Und doch bin ich so
Gott, ich habe dir nie Anlaß zum Miß
trauen gegeben."
"'?N?cht?"^"'^
Polizei."
sterte:
„Das ist das Werk des Barons
Michaela."
voll empor. Einen Augenblia glitt es
Wie cisigcr Hohn über ihr Gesicht.
„Jch?^ Und immer wieder ich? Was
nend ist ein Fieber im Anzug," lautete
seine Diagnose. „Sicheres läßt sich
indessen noch nicht sagen. Möglich
auch, daß die starke Natur des Herrn
CommissionsrathS noch jetzt über den
Ansturm der Krantheit den Sieg da
vonträgt. Jedenfalls ist die größte
körperliche und seelische Schonung am
Platze; alle starken Gemiithsasfecte sind
ängstlich zu verhindern. Bringen Sie
den Kranken zu Bett, lassen Sie ihn
unter guter Pflege allein, halten Sie
alles Beunruhigende von ihm fern.
Sollte sein Zustand sich wider Erwar
ten in den nächsten Stunden verschlim
mern, so schicken Sie nach mir, wenn es
auch in der Nacht ist."
Dvctor Blüthner wollte sich entfer
nen Michaela hielt ihn zurück. Ich
sah «ine bängliche Frage auf ihren
Lippen schweben.
„Lieber Herr Doctor, es ist doch
keine Gefahr vorhanden?" wandte sie
sich in halblautem Ton an den Arzt.
„Durchaus nicht, gnädige Frau."
Der Arzt zuckte die Achseln. „In
„Ausgerichtet?"
„Ach so." Ich hatte in der Aufre
gung der letzten Stunde mein Vorha
„Laß das, Arthur, es wird dir scha
den denke jetzt nicht daran."
'ch d
sich nicht um Arthur, «s wird allee für
ihn geschehen. Ich selbst werde seine
Pflege übernehmen, Irmgard wird
Spiel, hatte leine Zurücknahme der
Weigerung zur Folge.
„Wir haben strenge Weisung, jede
mündliche oder schriftliche Aeußerung
abge.
beantragt worden." l L
„Die Arme —"
„Dem Ersuchen wird nicht stattge.
geben werden, da sie leines gewöhnli
chen Verbrechens beschuldigt ist. Da
gegen wird ihre unverzügliche Auswei
sung nach den über sie eingegangenen
Meldungen schon mit Rücksicht auf
unfern russischen Nachbarstaat «in«
Maßregel der Nothwendigst sein."
(Fortsetzung folgt.)
Liebes - Korrespon
denz. „Was, Du stehst mit Deiner
polnischen Köchin in lebhafter Liebes
'tvaS Schriftliches beiliigen?"
Für die Lüche.
Rother Selleriesalat.
Man wäscht, schneidet Rothlohl oder
! hobelt ihn, bestreut ihn mit Salz, wo
mit versehen man ihn eine Stunde long
hinstellt. Alsdann wird er fest aus
gedrückt, mit Oel, Essig und etwas
Zucker durchmengt und mit fertigem
Selleriesalat zusammen servirt.
Dampfnudeln. Ein Pfund
Mehl wird in eine Schüsse! geth.-n«ino
mit Hese (nußgroß), die in einer halben
Tasse lauer Milch ausgelöst wurde, ein,
kleiner Vorteig gemacht (d. h. in der
Mitte oder auf der Seite der Schüssel
eine kleine Grube in Mehl gemacht und
darin mit der Milch ein Teig ange
beitet man"las Ganze mit 1t) Unzen
Butter, Milch, etwas Salz, Zucker etc.
bäckt sie hellbraun. Ein Stückchen
Butter und zwei Löffel voll Zucker der
Milch zugesetzt, erhöhen die Schmack-
Italienische Nudelsuppe
gibt man 4 Eßlöffel Hett (es kann Ab
tene Zwiebeln, etwas g«lb« Rübe und
Kopf - Sellerie in Scheiben geschnitten,
von jeder Gattung Gewürz fünf Kör
streut, mit 4 Eßlöffel F«tt Üb«rgossen
läßt die Sauce aufkochen und dann
warm stehen. Das Fleisch kann in
dessen noch ein« Viertelstunde im Ofen
Kruste bekommen soll, sonst ist dies
letzte Braten überflüssig.
Ora n^g e nre i s. Ein halbe»
den H«rd gtstellt. In di«sem Wasser
kaltem Wasser abgeschre^
Orange dazu, setzt dies auf Feu«r und
gibt, wenn die Lösung glatt ist, den
Reis hinein, den man noch eine halbe
Stunde auf einer heißen Stelle stellen
läßt, bis die Körner ganz weich sind.
Nach dem Erkalten mischt man ihn mit
so viel Weißwein, daß er nicht steif ist,
und verziert ihn mit gezuckerten Oran
g«nfpalt«n.
Geschmortes Lammfleisch..
Man schneidet ein halbes Pfund fri
schen Speck zu kleinen Würfeln und
brät ihn in einerKasserole schön braun;
dann schmort man fein geschnittene
Zwiebeln darin, thut Paprika, Salz
und ein rein gewaschenes Lammviertel!
hinein und läßt dies so lange darin
schmoren, bis das Fleisch weich ist.
Brühe braucht man nicht dazu zu gie
ßen, weil der nothwendige Sast von
selbst aus dem Fleisch entsteht.
Gebackene Eier. In einer
nicht zu tiefen Kasserolle kocht man
zwei Quart Wasser mit einer halben
Tasse Essig und einem Löffel Salz.
Wenn das Wasser im Wallen ist,
schlägt man frische Eier rasch hinein,
damit sich das Eiweiß nicht vom Dot
ter trennt. Die Eier müssen 4 Minu
ten nur von der Seite kochen. Dann
nimmt man sie mit einem Schaumlöf
fel aus dem Wasser, schneidet di« Rän
der glatt, panirt sie mit geriebener
Semmel, unter welche man etwa!
Parmesankäs« mischt, bäckt die Eier in
Beckfett schwimm«nd, goldgelb iml»
reicht «in« »varme feine Mostrich-Sauc«
oder kalte R«?!»ulade-Sauce 3