Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 22, 1900, Page 3, Image 3

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    Ner /ils KMch.
Erster Theil.
Es war an einem Maitage des Jah
res 1887, als ich nach mehrjähriger
Trennung meinen Freund Hartwig in
besuchte.
Der Zufall hatt: uns auseinander
gebracht, und der Zufall führte uns
wieder zusammen. Solange ich in der
lie so unendlich wohl fühlte. Der Tod
seiner edlen Gemahlin riß die erste
Lücke in unseren Zirlel. Kaum drei
Monate später zwangen auch mich die
Verhältnisse, die stärler sind als unser
Wille, zum Abschied. Meine Zeitschrift
Stellung bot sich mir nicht, so daß ich
mich genöthigt sah, Berlin den Rücken
zu lehren, um meine redactionelle Thä-
Nachricht.
Verlobung erhielt. Ich las die
gieriger machten.
Die Einladung zur Hochzeit hatte
ich ablehnen müssen, da ein Kranl
fünfzig Jahren wohl gönnen durfte.
„Du, Walter und so unverhofft?
Welche Freude für mich und die Mei
nen! Hoffentlich bleibst Du recht,
recht lange bei uns!"
nen schriftstellerischen zu
M l d "ckt
Verbindung wünschen können. Laß
mich das hiermit nachholen."
sprach. Offen gestanden: feine Hand
lung hatte nicht meinen Beifall. Ich
wußte, wie er feine abgeschiedene Gat
tin geliebt hatte, wie werth sie dieser
Liebe gewesen war. Ich glaubte nicht,
eine andere an ihrer Stelle werde er
tragen lönnen. Ich zweifelte, daß auf
die Dauer ihr Andenlen in ihm so weit
erlösche» würde, um ihn ein volles
Glück an der Seite einer andern genie
ßen zu lassen. Und ich zweifelte noch
mehr, ob der Gegenstand seiner Wahl
ihm dieses Glück zu bereiten im Stande
nicht, sie mochte ein Engel von Schön
heit und Tugend sein, aber die Verbin
dung trug zu sehr den Stempel des Un
überlegten, Hastigen, Unvorbereiteten,
als daß ich an ihre vollkommene Soli
dität hätte glauben mögen.
Im Stillen war ich daher um Ar
thur besorgt, und der Ausdruck seiner
etwas müden Züge beruhigte mich
Nicht, daß ich ihn nicht blühend und
Wohl gefunden hätte. Seinem Alter
angemessen —er zählte nur etwa fünf
Jahre weniger als ich sah er gesund
und rüstig aus. Er stand auf der
Höhe männlicher Kraft. Aber auf sei
nem wohlgenährten, vollen Gesicht lag
ein Schatten von Nachdenklichkeit, der
antwortete: danke Dir von Her
zen, Walter. Setz Dich zu mir."
das Sopha nieder. Der Commissions
rath klingelte und ließ Rüdesheimer
und Cigarren bringen. Alles wie einst.
genheit.
„Und Du bist ganz glücklich?"
.Ganz."
Kassendiebstahl?"
er gepreßt.
„Wahrhaftig?" Ich blickte ihn be
halb vierzehn Tagen bereits das zweite
„Dos zweite Mal?"
„Ja. Aber selbst das ist nicht das Be
sind."
„Hast Du Anzeige bei der Staats
anwaltschaft erstattet?"
„Nein."
„Du willst nicht?"
man während der Nacht die Kasse
stöhlen habe. Es fehlten genau zehn
tausend Marl. Nun, diese Summe
Die Thüren, Schlüssel, alles hatte sich
nau controlirt. Weder eine falsche
lag vor. Das Geld fehlte wirtlich.
„Allerdings."
mißt wurden. Selbst der jüngste Lehr-
Kassirer sich etliche Male versehen und
sich als Resultat dieser Irrthümer
ben hätte?"
„Ah richtig. Wann war das?"
„Heute Morgen. Nattmer theilte
mir mit noch bestürzterem Gesicht mit,
Tausendmorlscheinen aus der K»sse
entwendet worden seien. Und wieder
um entdeckten wir nicht die geringsten
Spuren eines Diebstahls, einer gewalt
samen Eröffnung des Bureaus oder
des Geldschrankes."
tag. Am Sonnabend habe ich mit Natt
mer selbst die Kasse revidirt und in
Ordnung befunden. Gestern, am
Trotzdem vermißte er heute früh das
ab.
„Was gedenlst Du zu thun?" fragte
ich.
"Ich "112 h' de^B
stündest."
„Befinden sich die Schlüssel in Natt
„Persönlich?" inquirirte ich weiter.
stahl hat mir Nattmer die Schlüssel
„Und wo bewahrst Du sie Nachts
auf?"
„Gut. Also Du fandest nirgends
„Nirgends."
„Der Dieb wir wollen den Fall
setzen, daß ein Diebstahl vorliegt
Nur selten geschieht es, daß sich Natt
stimmt haben, von einer Entwendimg
im Geschäft selbst während der Tages
zeit nicht die Rede sein lann."
wußt? sich in Besitz der Schlüssel zu
U I ch!"
baltjort der Schlüssel entdeckt, dieselben
mand in die Mechanik des Gcldschran»
Arthur, ergibt unter den Spitz
ren?"
lichlett!" erste Mo)
„Mit Nachschlüsseln ist da nichts zu er-
und das letztere könnte doch nicht,
„Wo befinden sich die Schlüssel tags
„ln der Tasche des Kassirers."
„Welcher?"
Ansicht! """"
„Welcher?" wiederholte der Ban
„Dann," erwiderte ich leis?, aber
selbst der Dieb sein."
„Du hast recht, es ist ein schwer zu
fastender Verdacht. Aber noch seltsa
ein Kobold das Geld Dir Nachts aus
der Welt! Ich tenneMenschen, die nach
ken>"
„Nein, nein," sagte er, energisch den
Kops schüttelnd, „Ehe ich ein: Ver
",,So ist es."
doch?"
nicht ist. Sie besitzt fast den entschlos-
kräftigte Hartwig mit einem Seufzer.
„Und gerade das Räthselhafte der An
gelegenheit ist es, was mich so alterirt
und beunruhigt. Alle Sicherheit und
Behaglichleit geht Dadurch verloren.
mir ein Hoffnungsstern auf.
blickte in Deiner plötzlichen Ankunft
fast eine Fügung des Himmels. Und
„Noch nicht. Ich bin etwas wähle-
„Was denn?"
nigstcns sind schon ganz andre Dinge
„Aber die Mechanik, der Kunst-
t ll d'i, sn ch G
fack>e Thatjache des Diebstahls. Auch
„Vielleicht eher, als wir denken,
worden ist. Werden Deine Geschäfts
räume Nachts bewacht Z"
„Nach Westend?"
huldigt der Mode. Alle meine Beruss
bescheiden hinweg wendend, hinzu, „ge
„Also am Ersten zieht ihr ein? Das
„Und dann stellst Du einen Wächter
„Er ist schon angestellt. Mein Kas
sthrn?"
„Nicht viel. Die Gesellschafterin,
„Gut, Arthur," ich preßte wi-der.
Er sah mich gespannt an.
„Du läßt heute noch das für den
Wächter bestimmte Gelaß einrichten.
„Du Du wolltest wirklich —"
„Ich Das Abenteuer entspricht,
„Nun?"
mir lann es recht sein. Die
räthselhaften Vorkommnisse liegen wie
ein Alp auf meiner Brust. Ich würde
Dein Unternehmen zum Ziele führte.
Hier, meine Hand."
„Wir sprechen noch weiter darüber,"
erllärte ich ruhig. „Jetzt zu Deiner
Frau ich bin gespannt auf ihre Be
kanntschaft."
Ich war allerdings gespannt. Nach
den begeisterten Interjektionen, mit
welchen mein Freund in seinen aphori
stischen Billets der letzten Monate sie
gefeiert hatte, durfte ich mit Recht eim
ausgezeichnete Schönheit erwarten.
Fünf Minuten später stand ich vor
ihr. Man sagt, zu hoch getriebene Er
wartungen haben stets Enttäuschungen
im Gesolge. Das Sprichwort traf in
diesem Fall nicht zu. Meine Erwar
tungen wurden übertrossen.
Michaela war in der That eine
schöne Frau. Keine zarte Elfe von
schlankem Gazellenbau, sondern eine
Jhtt' Formen waren voll entwickelt,
ohne doch durch Uebermaß den Aus
druck des Graziösen zu verlieren. Von
dem Typus ihres Vollsstammes besaß
sie nur das braune, üppige Haar und
die gleichfarbigen, durchdringenden,
blitzenden Augen, doch waren letzter?
nicht llein, sondern im Gegentheil von
wunderbarer Klarheit und Größe.
in Wirklichkeit fern lag. Ihr Wesen
Natürlichteit, sie gehörte dem Leben
und der Zeit an, in der sie lebte, mit
ohne Sentimentalität, ohne Kotetterie.
Ihr Mund war Nein, wie der aller
Großrussen, die Stirn dagegen durch
stolz, ihr Organ war voll und sanft
und ihre Aussprache des Deutschen
für die turze Zeit, welche sie erst in un
lieb si« noch glänzender erscheinen. Der
schneeweiße Hals erhob sich fchwa
nenartig aus der in zarter Lafurfarbe
Braun ihrer geschmackvollen Frisur.
(Fortsetzung folgt.)
— „N eie r, Sie machen ja
Ziür die KNlye.
Z w i e b e l 112 u p p e. 3 bis 4 große
in Würfel geschnittene Zwiebeln wer
den mit goldbraun weich-
G e fü l l t e r Blumenkohl. 2
Unzen rohes Kalbfleisch, 1 Pfund But
hingestellt. Hierauf breitet man in ei
ner Casserole ein feit mit Butter be
strichenes Papier aus, thut von der
doch so. baß die Blume nach unten
steht. Die übrige Farce wird behutsam
über den Kohl gestrichen, darüber wie
entfernt man das Papier, stürzt das
Gebackene auf eine Schüssel uitd richtet
es mit Buttersauce an.
Leberpastete. Eine frische,
große Schweins- oder Kalbsleber wird
enthäutet, alle Sehnen herausgenom
man 4 Unzen Butter zergehen, gibt 4
Unzen fein gehackten Speck, die Leber
2 Unzen altgebackenes, abgeschältes,
eingeweichtes und ausgedrücktes Weiß
brot, einen Eßlöffel Rahm,, einige gut
gewässerte und gehackte Sardellen, ei
nige geriebene Zwiebeln, j Pfund ge
nach Geschmack mit Salz, weißem
Pfeffer, Nellen und gibt 4 ganze Eier
und 4 6 Löffel starke Bouillon in
Butter aus, füllt sie mit der Masse, die
kanten' Eiersauce servirt.
Holländisches Rind
fleisch. Ein Stück dünner Rostbra
ein Kaffeelöffelchen Mehl daran, giebt
Während des Bratens muß daSFleisch
sauce 'darüber.
Polnischer Kartosfe l-S a
la t. Eingemachte rothe Rüben, einen
Schüssel, thut Weinessig, etwas Zucker,
gestoßenen weißen Pfeffer (eine kleine
zu Tisch.
Gebackener Reis. Ein hal
bes Pfund Reis, drei kleine Zwiebeln,
seingehackt, in einem Liter halb Milch,
halb Wasser weichgekocht. Ist die Masse
abgekühlt, werden drei Eier, ein Stück
Butter, etwas Salz und feingehackte
Petersilie darunter gemengt. Nun wird
eine Form gut mit Butter ausgestri
chen, die Masse eingefüllt und eine
halbe Stunde gebacketi. Gestürzt ser
virt, paßt diese Speise zu allen Sorten
Ragout oder Fricandeau.
Galantine von Huhn. Man
schneidet ein größeres junges Huhn
längst des Rückens auf und schabt mit
Fleisch von dem Gerippe, wobei man
trachten muß, die Haut nicht zu zerrei
ßen. Den Hals und das erste Glied
von Flügeln und Schenkeln backt man
ab, löst vom zweiten Glied Fleisch und
Beine aus und zieht die Haut in den
davon an der Haut bleibt wo sie
dünner ist„ legt man Fleischblättchen,
auf aus dem übrigen macht man
mit Gesliigelleber, Speck,
det.
Rosenkohl -Salat. Der in
siedendem Wasser weich gelochte Rosen
kohl wird abgegossen, mit frischem
zerrührt, mit Oel, etlvas Senf, Essig,
Cal, und Pfeffer vermengt und über
die Röschen gegossen.
—ln der Saison. — „Ach
Weibchen, träume von mir!" „Jetzt
ten!"
tin): „Emma, wenn Du mich noch
lange ärgerst, mußt Du mit mir zu;
Straf« in ein Freiconcert gehen.' 3